Pressemitteilung: Internetsperren gegen
Kinderpornographie?
- Ein katholischer Kommentar -
(Kirche zum Mitreden, 23.04.2009)
Die Bundesregierung hat am 22.04.2009 den Gesetzentwurf für
Internetsperren gegen Kinderpornografie vorgelegt. Alle großen
Internetprovider sollen Seiten filtern, die auf Sperrlisten des
Bundeskriminalamts stehen; wer so eine gesperrte Seite trotzdem
(absichtlich oder versehentlich) aufruft, muss mit Strafverfolgung
rechnen. An diesem Gesetzentwurf wurde schon einige Kritik laut, z.B.:
Die "technische Sperre" ist im wesentlichen unwirksam, da sie sich
kinderleicht umgehen lässt.
Und wenn tatsächlich gefiltert wird, dann
erfahrungsgemäß entweder zu viel oder zu wenig, d.h.
Kinderpornos sind zwar noch erreichbar, einwandfreie Seiten aber nicht
mehr.
Wie "effektiv" die Computer-Überwachung ist, offenbarte z.B. Ende
2007 das fulminante Fiasko der Ermittlungsaktion "Operation Himmel",
die mit gigantischen 12.000 Verfahren startete, wovon sich dann
allerdings immer mehr "Verdachtsmomente" als völlig gegenstandslos
erwiesen.
"Operation Himmel" sollte ein Mahnmal bleiben, dass selbst völlig
Unbescholtene zur Zielscheibe der Justiz werden können. Und selbst
wenn - mit sehr viel Glück - ein illegales Verfahren irgendwann
eingestellt werden sollte: Der Verlust an Zeit, Geld, Nerven, Ruf etc.
pp. kann nicht immer vollständig ersetzt werden.
Und schließlich könnten Kinderpornos nur ein Vorwand sein,
um letztlich alles den Mächtigen Unliebsame zu sperren, z.B.
Seiten von Lebensschützern, Politik- und Justizkritikern etc. pp.
Denn *was* überhaupt gesperrt wird, ist ja (immerhin
logischerweise) gar nicht bekannt, denn die Sperrliste mit den
"verbotenen" Adressen könnte ja erst recht die Neugier wecken. Es
muss also blindes Vertrauen in eine unkontrollierbare Behörde
gesetzt werden. Nur: Wer darf angesichts von Wirtschaftskatastrophe
etc. noch Vertrauen in die Politik haben? Wer darf angesichts von
Büchern wie "Anklage unerwünscht" von Jürgen Roth noch
Vertrauen in die Justiz haben?
Und um mal ganz konkret zu werden: Die "Jugendschutzeinrichtung
der
Bundesländer mit Informationen zum Jugendschutz im Internet",
jugendschutz.net, versucht derzeit, eine in Amerika gehostete und
maßgeblich von Amerikanern gelesene Seite abschalten zu lassen,
wo z.B. die Enzyklika "Mit brennender Sorge", Rosenkranzgebet,
Kreuzwegandacht etc. angeboten werden ("Volksverhetzung"). Wer also
z.B. den lateinischen Rosenkranz-Text sucht, könnte schnell in die
Mühlen der Strafverfolgung geraten. Also auch Katholiken sollten
sich Gedanken machen, was von Netzsperren zu halten ist.
Nach katholischer Lehre ist allerdings nicht erst Kinderpornographie zu
verurteilen, sondern bereits jede Schamlosigkeit. Selbst der an sich
erlaubte und tugendhafte eheliche Verkehr muss jedem öffentlichen
Blick verborgen bleiben. Und selbst wenn Pornodarsteller - auch Kinder
- die sexuellen Handlungen / das Posieren vor der Kamera / ggf. den
finanziellen Gewinn etc. pp. froh genießen sollten: Sowohl
Herstellung als auch Konsum von Pornos sind in sich absolut schlecht
und verboten. Pornographie ist und bleibt immer eine
widernatürliche, eine menschenverachtende und -missbrauchende
"Unterhaltung". Selbst völliges gegenseitiges Einvernehmen aller
Beteiligten kann nichts helfen, eben weil das Naturrecht betroffen ist.
Wenn man wirklich etwas gegen Kinderpornographie unternehmen will, muss
man in erster Linie für eine gesunde Moral eintreten. Das
fällt zugegebenermaßen nicht immer ganz leicht, wenn z.B.
Lebensschützer für ihre Kritik am Kindermord bestraft werden,
wenn Priester für die Verbreitung katholischer Texte bestraft
werden, wenn Bürgerrechtler für die Aufdeckung von
Justizverbrechen bestraft werden, während gleichzeitig die Medien
von "Erotik" aller Art überquillen, wenn Kinder im
Biologie-Unterricht und in vermeintlichen
"Aufklärungsbroschüren" zu Schamlosigkeit aufgepeitscht
werden und wenn notorische Ehebrecher, ja sogar Pornodarsteller
öffentlich als "Stars" gefeiert werden.
Kurzum: Die Internetsperren - zumindest in der jetzigen Form -
verschleiern vielmehr das Problem und helfen so, dass das Schlechte
weiter wuchern kann. Deshalb besteht trotz aller Repressionen keine
Alternative zu einer umfassenden moralischen Genesung der Gesellschaft.
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