Katholische Kirche und Sport

- Pressemitteilung anlässlich des Weltdiabetestag am 14.11.2010 -
(Kirche zum Mitreden, 13.11.2010)
Begleit-Video:
http://www.youtube.com/watch?v=BbO6PyVZXdk
http://www.gloria.tv/?media=109954

10-km-Lauf, 14.09.2010[Photo: 10-km-Lauf, 14.09.2010]
Anlässlich des Weltdiabetestag am 14.11.2010 wurde u.a. seitens der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) besonders auf zwei Risikofaktoren der Zuckerkrankheit hingewiesen: zuviel Essen und zuwenig Sport.
Nun ist die Ernährung fraglos auch im kirchlichen Bereich ein zentrales Thema, zumindest hinsichtlich der Fastenvorschriften. Das konkrete Kirchengebot sowie allgemein die Tugend der Mäßigung haben ihren festen Platz in der Moraltheologie. Und in der geistlichen (aszetischen) Literatur, in Predigten, Heiligenbiographien usw. usf. begegnet immer wieder das Element des Fastens.
Sport hingegen wird im kirchlichen Bereich weitaus seltener thematisiert. Papst Pius XI. kommt z.B. in der Enzyklika über die christliche Erziehung der Jugend (Divini illius magistri, 31.12.1929) nur ganz kurz darauf zu sprechen. Er missbilligt "die Überschätzung des Sports, die auch im heidnischen klassischen Altertum die Entartung und den Niedergang echter körperlicher Erziehung zur Folge hatte." J. Mausbach (Katholische Moraltheologie, Bd. 3, Münster (8)1938, 91f) erwähnt den Sport im Zusammenhang mit dem fünften Gebot, i.e. "das sittliche Gut des leiblichen Lebens". Ein Ausschnitt: "Das Baden und Schwimmen hat als körperliche Abhärtung und Erfrischung, als Nervenstärkung und als Übung des Mutes und der Geschicklichkeit den ganzen Segen des 5. Gebotes; aber es bedarf auch der Mahnung des 6. Gebotes, die Gesetze des Anstandes, der Schamhaftigkeit, der christlichen Keuschheit und Sittsamkeit nicht durch schamlose und ungenügende Kleidung, durch wildes Baden an verborgenen Plätzen, mit Füßen zu treten. [...] Über den körperlichen Übungen dürfen die Exerzitien der Seele nicht vergessen werden. [...] Ein Übermaß in Turnen, Sport und Spiel schädigt die Gesundheit (man denke an das Sportherz), beeinträchtigt die Berufsarbeit, Berufstüchtigkeit und -treue, entfremdet den höheren geistigen Interessen und bringt den Sonntag, die Treue gegen Gott und Seele in Gefahr."
Sowohl diese Empfehlungen einer maßvollen Leibesübung als auch diese Warnungen vor Überschätzung resp. Übermaß des Sports haben heute noch ihre volle Berechtigung. Zum einen grassiert die Seuche des Übergewichts mit ihren Folgen wie Diabetes immer schlimmer. Zum anderen wuchert ein exzessiver Körperkult mit absurdem Hochleistungssport und "Body Building", wo Werte wie Anstand, Schamhaftigkeit und Keuschheit verlorengegangen und verpönt sind.
Richtigerweise wird öfters auch auf die geänderten Lebensverhältnisse hingewiesen: Heute sitzt man im Auto, vor dem Computer, auf dem Sofa - die Notwendigkeit oder gar Möglichkeit der Bewegung ist im Vergleich zu früher oft eingeschränkt. Umso mehr bieten sich sportliche Übungen an, um die Leistungsfähigkeit zu erhalten, die zur optimalen Pflichterfüllung dient.
All das müsste auch heute im kirchlichen Leben berücksichtigt werden. Bereits bei der Erziehung der Jugend könnte und sollte auf körperliche Abhärtung, Nervenstärkung sowie Übung des Mutes und der Geschicklichkeit geachtet werden.
Im Grunde ist diese christliche Sicht des Sportes auch sehr befreiend insofern, als eben der ungesunde Leistungsdruck genommen wird. Die körperliche Ertüchtigung kann als integraler Bestandteil zur Erziehung und Festigung eines tugendhaften Menschen fungieren. Es geht gerade nicht darum, der Selbstverliebtheit zu frönen, nicht darum, sich oder anderen etwas zu "beweisen", und erst recht dürfen durch den Sport weder die Gesundheit noch die Pflichterfüllung geschmälert werden. Sondern es geht darum, seine allgemeinen Aufgaben besser bewältigen zu können, mit einem gestählten Willen und einem tatkräftigen Körper.

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