Das Karussell in St. Pölten dreht sich noch immer munter weiter; die Antiautoritären, ob nun V2-"Theologen" wie der "Pastoraltheologe" Paul Zulehner, Presseleute, Laiengruppen aller Art, alle geben ihren unqualifizierten Kommentar ab nach dem Motto: "Wer das sagt, was der Pöbel hören will, der hat Recht!" Dies ist nicht unbedingt ein christlicher Gedanke: "Tretet ein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der ins Verderben führt, und gar viele kommen dadurch hinein. Wie eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und nur wenige finden ihn" (Mt 7,13f). Aber wen kümmert das - wer die breite Mehrheit auf seiner Seite hat bzw. dem Pöbel nachplappert, braucht sich um Argumente nicht zu scheren.
Wie sieht die Entwicklung in St. Pölten nun weiter aus? Wie wir
betonten, spielt die Frage, ob sich Bischof Hermann Groer durch Knabenschändung
verfehlt haben soll, eigentlich keine Rolle, sondern gab für Krenn
nur einen "Aufhänger" ab, Fischer als Gemeindevorsteher abzusetzen.
Dennoch wird genau diese Thematik in den Vordergrund gestellt, zumal es
tatsächlich so aussieht, als ob sich Groer sehr schwer gegen das sechste
Gebot vergangen hat. Wir sind - im Gegensatz zu manchen V2-Herren - nicht
zu der moralischen Gewißheit gelangt, daß Groer schuldig ist;
zudem ist unser jetziges Thema ja auch St. Pölten. Überprüfen
wir nun die Logik der dort gemachten Aussagen.
Auf der Homepage der Udo-Fischer-Sekte steht momentan als Blickfänger:
"DIE STELLUNGNAHME DER BISCHÖFE BEWEIST: PATER UDO HAT IN ALL DEN
JAHREN NUR DIE WAHRHEIT ZUM FALL GROER GESPROCHEN. HERR BISCHOF KRENN,
SETZEN SIE EIN ZEICHEN DER VERSÖHNUNG: SETZEN SIE PATER UDO WIEDER
IN SEIN AMT EIN.
Zunächst: Die "Stellungnahme" "beweist" gar nichts, was Tatsachen,
sondern nur, was Meinungen anbetrifft, aber so ein plakatives Schlagwort
wirkt natürlich besser als eine korrekte Aussage wie: "Auch die Bischöfe
teilen die Ansicht von Pater Udo". Ergo kann man auch nicht behaupten,
daß Fischer "nur die Wahrheit" gesagt hat, sondern nur eine - vielleicht
sogar weit verbreitete - Meinung teilt. Ferner gilt das Prinzip des "Anrechts
auf den guten Ruf", das wir bereits in den Leserbriefen
vom 29.11.1997 erwähnt haben. Ein wichtiges Prinzip lautet: Nemo
malus, nisi probetur - Niemand ist [als] böse [zu betrachten], wenn
es nicht nachgewiesen wurde. Die Frage, ob sich Fischer durch vorschnelles
Urteil und unangebrachte Form eventuell schwer versündigt hat, wird
übergangen. Die Aufforderung an Krenn, ein "Zeichen der Versöhnung"
zu setzen, wirkt schon allein deshalb makaber, weil in der V2-Sekte "Versöhnung"
im christlichen Sinne strikt abgelehnt wird, u.a. leicht daran ersichtlich,
daß die Beichte in vielen Gemeinden praktisch abgeschafft worden
ist. Die Aufforderungen Jesu, sich mit den Feinden zu versöhnen, sind
eindringlich, z.B.: "Wenn du also deine Opfergabe zum Altar bringst und
dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß
deine Gabe dort vor dem Altar, geh zuvor hin und versöhne dich mit
deinem Bruder; dann komm und opfere deine Gabe. Verständige dich ohne
Verzug mit deinem Gegner, solange du noch mit ihm unterwegs bist. Sonst
könnte dich der Gegner dem Richter übergeben und der Richter
dem Gerichtsdiener, und man würde dich in den Kerker werfen. Wahrlich,
ich sage dir, du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Heller
bezahlt hast" (Mt 5,23-26). Der Dienst der Versöhnung ist insbesondere
den Aposteln übertragen worden, wie Paulus feststellt: "Das Alte ist
vergangen, siehe, Neues ist geworden. Das alles kommt von Gott. Er hat
uns durch Christus mit sich versöhnt und uns mit dem Dienste der Versöhnung
betraut. Denn Gott hat in Christus die Welt mit sich versöhnt; er
rechnet ihr die Sünden nicht mehr an und hat uns das Wort der Versöhnung
übertragen. An Christi Statt also walten wir des Amtes. Gott selbst
ist es, der durch uns mahnt. An Christi Statt bitten wir: Laßt euch
mit Gott versöhnen!" (2 Kor 5,18-20). Allerdings kennt das Christentum
nicht die Versöhnung um jeden Preis und mit jedem: "Wenn dein Bruder
gegen dich gefehlt hat, so geh hin und stelle ihn unter vier Augen zur
Rede. Gibt er dir Gehör, so hast du deinen Bruder gewonnen. Gibt er
dir kein Gehör, so nimm noch einen oder zwei hinzu, damit durch die
Aussage von zwei oder drei Zeugen alles festgestellt wird. Hört er
aber auf diese nicht, so sag es der Kirche. Hört er aber selbst auf
die Kirche nicht, so gelte er dir wie ein Heide und Zöllner" (Mt 18,15-17);
die Pflicht zur Vergebung gegenüber demjenigen, der um Vergebung bittet,
bleibt dabei uneingeschränkt bestehen (cf. Mt 18,21-35). Versöhnung
mit allem und jedem - mit Ausnahme der Katholiken - ist jedoch typisch
für die V2-Sekte, am deutlichsten ausgeprägt in der "Ökumene".
Die Anhänger der Fischer-Kirche treiben also V2-typisch mit christlichen
Begriffen rücksichtslos Irreführung.
Der eigentliche Streit um die blasphemischen Äußerungen
Fischers ("linker Jesus" etc.) wird damit verdrängt; man lenkt den
Blick weg vom eigentlich Wichtigen - dem wahren Glauben - und gibt Krenn
die Möglichkeit, ohne große Imageschädigung "einzulenken"
und den Amokläufer Fischer weiter agitieren zu lassen, ja es könnte
Krenns heuchlerischem Getue als "versöhnlicher, liebevoller Bischof"
sogar zuträglich sein.
Die ganze Verlogenheit der Udo-Fischer-Sekte erschließt sich,
wenn man über die Vorwürfe gegen Groer nachdenkt. Nehmen wir
einmal an, Groer sei wirklich überführt worden oder hätte
ein ernstzunehmendes Geständnis abgelegt, und es wäre zweifelsfrei
wahr, was die V2-Agitatoren sagen, warum kritisieren sie Groer dann, daß
er homosexuell ist, daß er sein krankes Vergnügen mit Jugendlichen
suchte, daß er im Beichtstuhl sexuelle Handlungen begangen hat? Eigentlich
müßte Groer heroisch gefeiert werden, denn er widersetzt sich
den autoritären Zwängen der "rechten Kirche", die ihre "mittelalterlichen
Vorstellungen" - wie sie Krenn angeblich vertritt! - von Sexualität
dem aufgeklärten Menschen aufzwingen will. Endlich mal einer von den
ganz hohen Tieren, der die Freiheit eines Christenmenschen auslebt, der
weiß, daß nur die Liebe - in diesem Fall in ihrer fleischlichen
Form - zählt! Diese Glorifizierung Groers wäre dann die einzig
logische Verhaltensweise in der Konzilssekte; wir erinnern hier an den
Fall von Jacques Gaillot. Gaillot war zum "Titularbischof" degradiert worden,
kurz nachdem er für zwei Sexmagazine (darunter eines für "Homosexuelle")
Interviews gegeben und sich klar für sexuelle Freiheiten, die den
Rahmen des Christlichen verlassen, ausgesprochen hatte. Gaillot wurde als
"beliebter Bischof", ja als "Märtyrer für die Liebe" gefeiert
und ist noch heute gut im Rennen bei den V2-Protestlern. Und wie oft hat
sich schon der Protest dagegen erhoben, daß "Pfarrer" wegen ihres
"Bekenntnis zur Homosexualität" ihres Amtes enthoben wurden? Wie häufig
hat sich schon der Protest dagegen erhoben, daß Jugendlichen die
Freude an der Sexualität durch "mittelalterliche Moralvorstellungen"
madig gemacht wurde? N.B.: Selbst wenn feststehen sollte, daß unter
den von Groer Mißbrauchten einige das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet
haben sollten, kann man die jugendlichen "Partner" im sodomitischen Treiben
nicht in jedem Fall als absolut unschuldig betrachten; auch ein Minderjähriger
muß wissen, daß Sexualität ausschließlich in der
Ehe ihren Platz hat, und daß selbst unter Todesgefahr niemand sich
gegen die heilige Reinheit versündigen darf.
Wir können uns durchaus vorstellen, daß Krenn Groer für
unschuldig gehalten und deshalb seinen Einsatz für Groer nicht als
Vertuschung verstanden hat, aber die Fischer-Sekte verurteilt Krenn gnadenlos
und v.a. argumentationslos, daß er Groer gedeckt habe. Es ist reiner
Opportunismus, wenn die Fischer-Anhänger jetzt "Betroffenheit" und
"Entsetzen" über die "Greuel" von Groer heucheln. Dies alles dient
dazu, die Autorität des Vatikan weiter auszuhebeln, was den dortigen
Herren sicherlich nur recht ist, schließlich geht es ja in erster
Linie darum, alles zu zerstören, was katholisch ist, aber so, daß
nur möglichst wenige merken, welches Spiel gespielt wird. Niemand
soll durch übereilte Schritte seitens Rom auf die Idee kommen, daß
die Arche des Heils nicht mehr vom Vatikan gelenkt wird.
Ob sich aus dem Trubel um Groer, Krenn und Fischer nachhaltige Veränderungen ergeben werden, die über das übliche, von Drewermann, Gaillot, Küng und anderen bekannte Maß hinausgehen, bleibt abzuwarten. Zum jetzigen Zeitpunkt konstatieren wir nur einen "Brandherd" mehr in der Konzilssekte und können deshalb die Thematik St. Pölten - wenigstens vorläufig - abschließen.