Kurt Krenn und Udo Fischer - der "Streit" in St. Pölten (2)

(Internet, 14.03.1998)

"Da sowohl Kurt Krenn als auch der Pseudo-Pater Udo Fischer zu den Abonnenten unseres V2-Newsletters gehören, sind wir gespannt, was aus diesem Lager an Reaktionen auf unseren Text kommen wird. Qui tacet, consentire videtur - Wer schweigt, scheint zuzustimmen!" Nun kennen wir die Reaktionen: (anscheinend zustimmendes) Schweigen sowohl von Krenn als auch von Fischer.

Das Karussell in St. Pölten dreht sich noch immer munter weiter; die Antiautoritären, ob nun V2-"Theologen" wie der "Pastoraltheologe" Paul Zulehner, Presseleute, Laiengruppen aller Art, alle geben ihren unqualifizierten Kommentar ab nach dem Motto: "Wer das sagt, was der Pöbel hören will, der hat Recht!" Dies ist nicht unbedingt ein christlicher Gedanke: "Tretet ein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der ins Verderben führt, und gar viele kommen dadurch hinein. Wie eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und nur wenige finden ihn" (Mt 7,13f). Aber wen kümmert das - wer die breite Mehrheit auf seiner Seite hat bzw. dem Pöbel nachplappert, braucht sich um Argumente nicht zu scheren.

Wie sieht die Entwicklung in St. Pölten nun weiter aus? Wie wir betonten, spielt die Frage, ob sich Bischof Hermann Groer durch Knabenschändung verfehlt haben soll, eigentlich keine Rolle, sondern gab für Krenn nur einen "Aufhänger" ab, Fischer als Gemeindevorsteher abzusetzen. Dennoch wird genau diese Thematik in den Vordergrund gestellt, zumal es tatsächlich so aussieht, als ob sich Groer sehr schwer gegen das sechste Gebot vergangen hat. Wir sind - im Gegensatz zu manchen V2-Herren - nicht zu der moralischen Gewißheit gelangt, daß Groer schuldig ist; zudem ist unser jetziges Thema ja auch St. Pölten. Überprüfen wir nun die Logik der dort gemachten Aussagen.
Auf der Homepage der Udo-Fischer-Sekte steht momentan als Blickfänger: "DIE STELLUNGNAHME DER BISCHÖFE BEWEIST: PATER UDO HAT IN ALL DEN JAHREN NUR DIE WAHRHEIT ZUM FALL GROER GESPROCHEN. HERR BISCHOF KRENN, SETZEN SIE EIN ZEICHEN DER VERSÖHNUNG: SETZEN SIE PATER UDO WIEDER IN SEIN AMT EIN.
Zunächst: Die "Stellungnahme" "beweist" gar nichts, was Tatsachen, sondern nur, was Meinungen anbetrifft, aber so ein plakatives Schlagwort wirkt natürlich besser als eine korrekte Aussage wie: "Auch die Bischöfe teilen die Ansicht von Pater Udo". Ergo kann man auch nicht behaupten, daß Fischer "nur die Wahrheit" gesagt hat, sondern nur eine - vielleicht sogar weit verbreitete - Meinung teilt. Ferner gilt das Prinzip des "Anrechts auf den guten Ruf", das wir bereits in den Leserbriefen vom 29.11.1997 erwähnt haben. Ein wichtiges Prinzip lautet: Nemo malus, nisi probetur - Niemand ist [als] böse [zu betrachten], wenn es nicht nachgewiesen wurde. Die Frage, ob sich Fischer durch vorschnelles Urteil und unangebrachte Form eventuell schwer versündigt hat, wird übergangen. Die Aufforderung an Krenn, ein "Zeichen der Versöhnung" zu setzen, wirkt schon allein deshalb makaber, weil in der V2-Sekte "Versöhnung" im christlichen Sinne strikt abgelehnt wird, u.a. leicht daran ersichtlich, daß die Beichte in vielen Gemeinden praktisch abgeschafft worden ist. Die Aufforderungen Jesu, sich mit den Feinden zu versöhnen, sind eindringlich, z.B.: "Wenn du also deine Opfergabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe dort vor dem Altar, geh zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder; dann komm und opfere deine Gabe. Verständige dich ohne Verzug mit deinem Gegner, solange du noch mit ihm unterwegs bist. Sonst könnte dich der Gegner dem Richter übergeben und der Richter dem Gerichtsdiener, und man würde dich in den Kerker werfen. Wahrlich, ich sage dir, du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Heller bezahlt hast" (Mt 5,23-26). Der Dienst der Versöhnung ist insbesondere den Aposteln übertragen worden, wie Paulus feststellt: "Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. Das alles kommt von Gott. Er hat uns durch Christus mit sich versöhnt und uns mit dem Dienste der Versöhnung betraut. Denn Gott hat in Christus die Welt mit sich versöhnt; er rechnet ihr die Sünden nicht mehr an und hat uns das Wort der Versöhnung übertragen. An Christi Statt also walten wir des Amtes. Gott selbst ist es, der durch uns mahnt. An Christi Statt bitten wir: Laßt euch mit Gott versöhnen!" (2 Kor 5,18-20). Allerdings kennt das Christentum nicht die Versöhnung um jeden Preis und mit jedem: "Wenn dein Bruder gegen dich gefehlt hat, so geh hin und stelle ihn unter vier Augen zur Rede. Gibt er dir Gehör, so hast du deinen Bruder gewonnen. Gibt er dir kein Gehör, so nimm noch einen oder zwei hinzu, damit durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen alles festgestellt wird. Hört er aber auf diese nicht, so sag es der Kirche. Hört er aber selbst auf die Kirche nicht, so gelte er dir wie ein Heide und Zöllner" (Mt 18,15-17); die Pflicht zur Vergebung gegenüber demjenigen, der um Vergebung bittet, bleibt dabei uneingeschränkt bestehen (cf. Mt 18,21-35). Versöhnung mit allem und jedem - mit Ausnahme der Katholiken - ist jedoch typisch für die V2-Sekte, am deutlichsten ausgeprägt in der "Ökumene". Die Anhänger der Fischer-Kirche treiben also V2-typisch mit christlichen Begriffen rücksichtslos Irreführung.
Der eigentliche Streit um die blasphemischen Äußerungen Fischers ("linker Jesus" etc.) wird damit verdrängt; man lenkt den Blick weg vom eigentlich Wichtigen - dem wahren Glauben - und gibt Krenn die Möglichkeit, ohne große Imageschädigung "einzulenken" und den Amokläufer Fischer weiter agitieren zu lassen, ja es könnte Krenns heuchlerischem Getue als "versöhnlicher, liebevoller Bischof" sogar zuträglich sein.
Die ganze Verlogenheit der Udo-Fischer-Sekte erschließt sich, wenn man über die Vorwürfe gegen Groer nachdenkt. Nehmen wir einmal an, Groer sei wirklich überführt worden oder hätte ein ernstzunehmendes Geständnis abgelegt, und es wäre zweifelsfrei wahr, was die V2-Agitatoren sagen, warum kritisieren sie Groer dann, daß er homosexuell ist, daß er sein krankes Vergnügen mit Jugendlichen suchte, daß er im Beichtstuhl sexuelle Handlungen begangen hat? Eigentlich müßte Groer heroisch gefeiert werden, denn er widersetzt sich den autoritären Zwängen der "rechten Kirche", die ihre "mittelalterlichen Vorstellungen" - wie sie Krenn angeblich vertritt! - von Sexualität dem aufgeklärten Menschen aufzwingen will. Endlich mal einer von den ganz hohen Tieren, der die Freiheit eines Christenmenschen auslebt, der weiß, daß nur die Liebe - in diesem Fall in ihrer fleischlichen Form - zählt! Diese Glorifizierung Groers wäre dann die einzig logische Verhaltensweise in der Konzilssekte; wir erinnern hier an den Fall von Jacques Gaillot. Gaillot war zum "Titularbischof" degradiert worden, kurz nachdem er für zwei Sexmagazine (darunter eines für "Homosexuelle") Interviews gegeben und sich klar für sexuelle Freiheiten, die den Rahmen des Christlichen verlassen, ausgesprochen hatte. Gaillot wurde als "beliebter Bischof", ja als "Märtyrer für die Liebe" gefeiert und ist noch heute gut im Rennen bei den V2-Protestlern. Und wie oft hat sich schon der Protest dagegen erhoben, daß "Pfarrer" wegen ihres "Bekenntnis zur Homosexualität" ihres Amtes enthoben wurden? Wie häufig hat sich schon der Protest dagegen erhoben, daß Jugendlichen die Freude an der Sexualität durch "mittelalterliche Moralvorstellungen" madig gemacht wurde? N.B.: Selbst wenn feststehen sollte, daß unter den von Groer Mißbrauchten einige das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben sollten, kann man die jugendlichen "Partner" im sodomitischen Treiben nicht in jedem Fall als absolut unschuldig betrachten; auch ein Minderjähriger muß wissen, daß Sexualität ausschließlich in der Ehe ihren Platz hat, und daß selbst unter Todesgefahr niemand sich gegen die heilige Reinheit versündigen darf.
Wir können uns durchaus vorstellen, daß Krenn Groer für unschuldig gehalten und deshalb seinen Einsatz für Groer nicht als Vertuschung verstanden hat, aber die Fischer-Sekte verurteilt Krenn gnadenlos und v.a. argumentationslos, daß er Groer gedeckt habe. Es ist reiner Opportunismus, wenn die Fischer-Anhänger jetzt "Betroffenheit" und "Entsetzen" über die "Greuel" von Groer heucheln. Dies alles dient dazu, die Autorität des Vatikan weiter auszuhebeln, was den dortigen Herren sicherlich nur recht ist, schließlich geht es ja in erster Linie darum, alles zu zerstören, was katholisch ist, aber so, daß nur möglichst wenige merken, welches Spiel gespielt wird. Niemand soll durch übereilte Schritte seitens Rom auf die Idee kommen, daß die Arche des Heils nicht mehr vom Vatikan gelenkt wird.

Ob sich aus dem Trubel um Groer, Krenn und Fischer nachhaltige Veränderungen ergeben werden, die über das übliche, von Drewermann, Gaillot, Küng und anderen bekannte Maß hinausgehen, bleibt abzuwarten. Zum jetzigen Zeitpunkt konstatieren wir nur einen "Brandherd" mehr in der Konzilssekte und können deshalb die Thematik St. Pölten - wenigstens vorläufig - abschließen.

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