Die halbe Wahrheit

Pseudotraditionelle Ansätze aus dem V2-Lager

(Internet, 10.01.1998)
Die folgenden Informationen ergänzen unsere Aussagen über die Lefebvre-Sekte in unserem Text "Die derzeitige Sedisvakanz". Wie leicht nachzuweisen ist, behindern solche pseudokatholischen Gruppierungen wie die "Priesterbruderschaft St. Pius X." die Verbreitung solider Informationen über die römisch-katholische Kirche und kämpfen am energischsten gegen eine Verbesserung der gegenwärtigen kirchlichen Verhältnisse.
Die Zahl der Gruppen, die sich in diesem trüben Gewässer der Orientierungslosigkeit herumsuhlen, teilweise mit Kontakten zur Pius-Bruderschaft, ist erschreckend hoch. Man freut sich an dem faulen Kompromiß, einerseits mit dem Vatikan in Verbindung zu stehen ("una cum Papa nostro"), andererseits aber nicht die Häresien von V2 und den "Novus Ordo" zu vertreten. Daß man dabei u.a. die Häresie verbreitet, ein ökumenisches Konzil könnte Häresien lehren, stört diese Orientierungslosen wenig. Die Spielarten der Orientierungslosigkeit sind vielfältig, gemeinsam ist das Grundinteresse, Dumme auf die eigene Seite zu locken und diesen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Inwieweit diese Irreführung bewußt und schuldhaft geschieht, wissen wir nicht, aber wir müssen vor diesen falschen Propheten warnen. Daß diese Menschen überhaupt Anhang finden, liegt nicht zuletzt an der mangelnden Bereitschaft vieler, logisch zu denken und die Aussagen der Irreführer auf Stichhaltigkeit hin zu überprüfen. Exemplarisch erwähnen wir nun drei Fälle, in denen mit schönen Worten Augenwischerei betrieben wird; dadurch sollen unsere Leser ermutigt werden, nicht jedem Schönredner gleich ihr Vertrauen - und erst recht nicht ihr Geld - zu schenken.
Im Archiv finden sich bereits mehrere Artikel über die Konzilssekte und über das pseudokatholische Sektenwesen; wir betrachten hier eine Art Grauzone, nämlich diejenigen, die Rom zwar als nicht mehr klar katholisch kritisieren, aber daraus keinerlei Konsequenzen ziehen.
  Bei M. Adler handelt es sich möglicherweise um einen gültig geweihten Priester, der jedoch in der Konzilssekte angestellt war und vermutlich noch immer aus "Kirchensteuergeldern" seinen Unterhalt bezieht.
Unter dem Datum vom 29. September 1994 schrieb Adler seinen "Offenen Brief zu einem historischen Skandal" an den Publizisten Prof. W. Hoeres, der u.a. viel bei der Petrus-Bruderschaft und wohl auch bei der Pius-Bruderschaft herumlungert und eine Identifikationsfigur für den heutigen Indifferentismus (Gleichgültigkeit gegenüber jeder Meinung) geworden ist. Hoeres kann oder will nicht zu fundamentalen Fragen Stellung nehmen, sondern gefällt sich in mehr oder weniger geglückten Pamphleten über den Vatikan und die Konzilssekte, deren überzeugtes Mitglied er ist, u.a. als Gründer und langjähriger Vorsitzender der "Bewegung für Papst und Kirche e.V." (womit Wojtyla und die Konzilssekte gemeint sind). An diesen Herrn richtet Adler nun seinen "offenen Brief" und stellt darin folgende Fragen: "Kann ein Nicht-Christ Papst sein? Kann ein Nicht-Christ Vicarius [Stellvertreter] Jesu Christi sein?" Adler erwähnt die bekannten Studien von Prof. J. Dörmann über das Assisi-Spektakel Wojtylas 1986; nach den richtigen Ansätzen Dörmanns wurde in Assisi nicht der wahre Gott, sondern eine Fiktion Wojtylas verehrt, weswegen Wojtyla kein Christ sein kann und seine Bedeutung als Stellvertreter Christi für Adler nun fragwürdig geworden ist. Adler besteht darauf, daß sein "offener Brief" nur ungekürzt und unverändert veröffentlicht wird, deshalb haben wir für Interessierte unsere Vorlage gescannt (PNG-Datei 25 KB). Wir fragen nun, warum Adler sich an einen als Indifferentisten bekannten Schreiberling wendet, wenn er doch angeblich eine klare Antwort erhalten möchte; wie zu erwarten war, hat der sonst schreibfreudige Herr Hoeres nicht geantwortet. Ferner fragen wir, ob Adler bereit wäre, auf die sozialen Sicherheiten und das gesellschaftliche Ansehen zu verzichten, die ihm sein gegenwärtiger Job als Konzilspfarrer einbringt. Sollte Adler zwischenzeitlich die Konsequenzen gezogen und sich bereits von der Konzilssekte und dadurch auch von der damit verbundenen sozialen Sicherheit verabschiedet haben: Glückwunsch und Anerkennung! Es geht uns eigentlich auch nicht um Adler (genausowenig, wie es uns um die Herausgeber der im nachfolgenden genannten Texte geht), sondern darum aufzuzeigen, wie jemand mit der halben Wahrheit lebt oder gelebt hat. Bei einem bekennenden Konzilsgläubigen philosophisch-theologischen Rat zu suchen, heißt doch, den Bock zum Gärtner zu machen. Römisch-katholische Christen werden oft den Weg der völligen Einsamkeit gehen müssen, vielleicht sogar über längere Zeit auf die Sakramente verzichten müssen, und von einem Priester ist ungleich mehr zu fordern als von einem Laien.
Es besteht nun die Gefahr, daß ein Pfarrer mit der halben Wahrheit Gläubige um sich versammelt, die dann auf der Schiene der halben Wahrheit mitfahren. Dies kann nicht geduldet werden.
  Vor einigen Wochen erreichte uns ein Infobrief mit folgendem Text: "Sehr verehrte Dame, sehr geehrter Herr! Jetzt gibt es einen kritischen, unabhängigen Nachrichtendienst, der sich zum Ziel gesetzt hat, das Knäuel aus Information und Desinformation in den Medien zu entwirren, den Prisma Infodienst! [...] Außerdem hat sich der Prisma Infodienst zum Ziel gesetzt, das Bewußtsein für die Maßstäbe wachzuhalten, die - trotz mancher pseudofrommer Einseitigkeiten - seit Jahrhunderten die Gesittung des Abendlandes geprägt haben: die der Katholischen Kirche, der einzigartigen Lehrmeisterin der Menschheit. Wir fühlen uns in diesem Bemühen vor allem dem Erbe Dietrich von Hildebrands verpflichtet. Er hat mit seinen Büchern 'Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes' und 'Der verwüstete Weinberg' schon früh gegen die Zerstörungen Stellung bezogen, die im Gefolge des II. Vatikanischen Konzils nunmehr die 'Konzilskirche' zu korrumpieren drohen, und die sich am schlimmsten in den profanen Geschmacklosigkeiten der neuen Liturgie und in mannigfachen Anleihen an den libertinistischen Ungeist der Zeit manifestieren. In der Hoffnung, daß die Probeexemplare des Prisma Infodienstes Ihr Interesse wecken, grüßt Sie freundlich Dr. Diethelm Brüggemann, Herausgeber, Prisma Infodienst".
So viel Unfug auf so kleinem Raum - Brüggemann muß Kontakte zur Piusbruderschaft unterhalten (haben). Bei dem Namen "Dietrich von Hildebrand" schellen bei dem gut informierten Katholiken bereits die Alarmglocken. von Hildebrand, ein amerikanischer Professor für Philosophie, hat einen ähnlich großen Schaden für die katholische Kirche verursacht wie Marcel Lefebvre, indem er zu "Glaubenstreue" aufrief, in Wahrheit aber den Abfall vom Glauben damit meinte. Die von Brüggemann erwähnten Bücher "PS" und "VW" gehören zu den am weitesten verbreiteten Schriften von Hildebrands. Wir haben beide Bücher vollständig und aufmerksam gelesen und geben hier einige Hinweise zu "PS" (deutsches Imprimatur [kirchliche Druckerlaubnis] Regensburg 1968).
Auf den Umschlagsseiten wird - wie in der Buchbranche üblich - etwas Werbung für das Buch betrieben; so erfährt man, daß dieses Buch innerhalb sehr kurzer Zeit außerordentlich hohe Verkaufszahlen erreichte, zudem werden kurze Lobeshymnen verschiedener Promis zitiert, z.B. Gabriel Marcel, der als "weltberühmter Philosoph und katholischer Denker" der nichtsahnenden Leserschaft vorgestellt wird. Marcel schreibt: "Dietrich von Hildebrand, dessen Denken den Richtlinien des Konzils [gemeint ist - wie immer - "Vatikanum II"] und den Stellungnahmen Pauls VI. stets treu ist ...". Wenn ein Buch so erfolgreich ist wie "PS", dann heißt das nicht zwangsläufig, daß es auch gut ist; Masse bürgt nicht immer auch für Klasse. Während also der phänomenale Verkaufserfolg des Buches bereits nachdenklich stimmen könnte, so ist die Aussage Marcels über von Hildebrand definitiv Grund genug, sich von dem Buch fernzuhalten. Wer aber noch nicht wahrhaben will, daß von Hildebrand ein Sprachrohr der häretischen V2-Sekte ist, der liest auch noch die ersten Zeilen des Buches. Hier also der erste Absatz aus dem ersten Kapitel des ersten Teils:
"Progressismus - Konservatismus
Eine falsche Alternative
Wenn man die erleuchtete Enzyklika 'Ecclesiam Suam' Papst Pauls VI. oder die herrliche Konstitution über die Kirche liest, so steht einem die Größe des Zweiten Vatikanischen Konzils vor Augen. Jedoch beim Lesen oder Hören vieler Äußerungen, die teils von berühmten Theologen oder Laien gemacht werden, die uns ihre selbstgebraute dilettantische Theologie anbieten - kann man nur mit tiefer Trauer und ernsten Befürchtungen erfüllt werden. Es ist wirklich schwer, sich einen größeren Widerspruch vorzustellen als den, der zwischen den offiziellen Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils und solch platten, oberflächlichen, ja sinnlosen Äußerungen besteht, die von allen Seiten mit einer Schnelligkeit hervorschießen, wie sie für Epidemien typisch ist. Auf der einen Seite finden wir den wahren Geist Christi, die authentische Stimme der Kirche; wir finden Texte, die in Form und Inhalt eine erhabene, übernatürliche Atmosphäre atmen. Auf der anderen Seite finden wir eine deprimierende Säkularisierung, einen völligen Verlust des sensus supranaturalis, einen Schlamm von Konfusionen."
In der Tat, von Hildebrand setzt uns einen "Schlamm von Konfusionen" vor. In Wahrheit ist der Häretiker Montini ("Paul VI.") ja niemals Papst gewesen. Es gab kein "Zweites Vatikanisches Konzil", sondern nur einen von Roncalli ("Johannes XXIII.") veranlaßten Bischofstreff im Vatikan. Die angeblich "herrliche Konstitution über die Kirche" ist in Wahrheit ein unerträgliches Gemisch aus richtigen und falschen Sätzen über die Kirche, das sich - wie alle Texte von V2 - durch plumpe, banale, im wesentlichen unpräzise und irreführende Sprache auszeichnet; die "erhabene, übernatürliche Atmosphäre" der V2-Texte existiert - wenn wir von Hildebrand nicht direkt als Lügner betrachten wollen - nur in von Hildebrands Phantasie. Die Kirchenkonstitution, nach den Anfangsworten bekannt als "Lumen Gentium" (Licht der Völker), erlangte besonders durch folgenden Satz einen hohen Bekanntheitsgrad: "Diese Kirche [d.h. die von Christus gegründete, einzig wahre Kirche] ... ist verwirklicht [lat. "subsistit"] in der katholischen Kirche" (LG, 8). Im Nachfolgesatz heißt es dann, daß "außerhalb ihres Gefüges vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden sind". Diese zumindest schwammige Formulierung hat dann dazu geführt, daß von vielen das Dogma über die Heilsnotwendigkeit der Kirche offen geleugnet wird. Die Modernisten stellen sich auf den Standpunkt, daß das, was Christus gewollt hat, und das, was die katholische Kirche darstellt, nicht unbedingt identisch sein muß. Diese "Verwirklichung", von der die V2-Truppe faselt, kann zeitlich begrenzt sein, d.h. zu einer anderen Zeit kann die wahre Kirche Christi in einer anderen Gemeinschaft als in der katholischen Kirche verwirklicht sein. Diese Spaltung von Kirche Christi und katholischer Kirche gehört zu den grundlegenden Interessen der Modernisten, dies ist ihre Hauptwaffe, um die Ordnung der katholischen Kirche auszuhebeln. Dagegen enthält der Antimodernisteneid folgende Erklärung: "Fest glaube ich, daß die Kirche, die Hüterin und Lehrerin des geoffenbarten Wortes, durch den wahren und geschichtlichen Christus selbst, während seines Lebens unter uns, unmittelbar oder direkt eingesetzt, und daß sie auf Petrus, den Fürsten der apostolischen Hierarichie, und auf seine Nachfolger gebaut wurde" (DS 3540, zit. nach NR 67). In der modernistischen Denkweise ist kein Dogma mehr zu halten, alles ist der Zeitlichkeit und damit der Beliebigkeit unterworfen. Wenn die katholische Kirche nicht die wahre Kirche ist, dann muß als erstes folgendes Dogma fallen: "Wir bestimmen, daß der Heilige Apostolische Stuhl und der römische Papst den Vorrang über die ganze Welt innehat, daß der römische Papst, der Nachfolger des heiligen Petrus, des Apostelfürsten, der wahre Stellvertreter Christi, das Haupt der gesamten Kirche und der Vater und Lehrer aller Christen ist; daß ihm im heiligen Petrus die volle Gewalt, die ganze Kirche zu weiden, zu regieren und zu leiten von unserem Herrn Jesus Christus übergeben ist, wie es die Verhandlungsberichte der allgemeinen Kirchenversammlungen und die heiligen Rechtsätze enthalten" (DS 1307, zit. nach NR 349). Ähnlich: "Diesem römischen Papst sich zu unterwerfen, ist für alle Menschen unbedingt zum Heile notwendig: Das erklären, behaupten, bestimmen und verkünden wir" (DS 875, zit. nach NR 342) Die Texte des bislang letzten Papstes, Pius XII., sprechen deshalb eine andere Sprache. "Bei einer Wesenserklärung dieser wahren Kirche Christi, welche die heilige, katholische, apostolische, römische Kirche ist [Hervorhebung PRHL], kann nichts Vornehmeres und Vorzüglicheres, nichts Göttlicheres gefunden werden als jener Ausdruck, womit sie als 'der mystische Leib Jesu Christi' bezeichnet wird. Dieser Name ergibt sich und erblüht gleichsam aus dem, was in der Heiligen Schrift und in den Schriften der heiligen Väter häufig darüber vorgebracht wird" (Enz. Mystici Corporis, zit. nach M. Chinigo (Hg.), Der Papst sagt. Lehren Pius' XII, Frankfurt a.M. 1955, 197).
von Hildebrand schreibt, global gesprochen, größtenteils unerträglichen Unfug zusammen; er ist von der Neuerungssucht ebenso besessen wie die bekennenden Modernisten, z.B. in seiner Ablehnung des Thomismus als verpflichtender Grundlage der Philosophie und Theologie, mit seinen anerkennenden Worten für den Wirrkopf Karl Rahner, mit seinem Aufruf zum Widerstand gegen päpstliche Bestimmungen im Bereich der Liturgie etc. Der "PS"-Nachfolger "VW" enthält kaum Neues gegenüber dem Vorgänger, sondern bietet im wesentlichen nur einen etwas dramatisierten Aufguß alter Äußerungen. Man fragt sich daher, was "VW" eigentlich soll, doch ein geschäftstüchtiger Amerikaner mit Blick für sichere Einnahmequellen wird schnell den wahren Grund für ein zweites Buch mit praktisch identischem Inhalt erkennen.
Brüggemann, dem "kritischen Infodienstler", muß man dabei eine nicht unerhebliche Schizophrenie bescheinigen: Er sagt zwar, er und seine Mannen fühlten sich "v.a. Dietrich von Hildebrand verpflichtet", doch bezeichnet Brüggemann an anderer Stelle das von Dietrich von Hildebrand so hochgelobte "Zweite Vatikanische Konzil" einmal als "Zirkus Roncalli" und läßt seine Sympathie für Lefebvre, den "Ankläger des Konzils" (vgl. Lefebvres Buch "Ich klage das Konzil an"), und seine Sekte erkennen. Und was meint Brüggemann denn nun mit der "Konzilskirche", die in der Gefahr steht, "korrumpiert" zu werden? Ist die "Konzilskirche" nun ein Produkt von V2, damit also nicht mehr die katholische Kirche? Wie, bitteschön, sollte sie dann noch weiter korrumpiert werden bzw. vor welchen drohenden Gefahren sollte man sie schützen? Bei Brüggemann darf man anscheinend keine Logik erwarten.
Blättert man dann in den Ausgaben des Prisma-Infodienstes, so zeigt sich das gewohnte Bild der ignoranzgeprägten Orientierungslosigkeit, beispielsweise in dem Artikel "Auch in Vaduz keine Ruhe?": "Der Papst hat den Bischof von Chur, Wolfgang Haas, in doppeltem Sinn 'befördert', nämlich zum Erzbischof und nach Vaduz, in das neugeschaffene Erzbistum Liechtenstein" [...] Alles deutet darauf hin, daß Wolfgang Haas auch in Liechtenstein keine Ruhe finden wird" (Nr. 12/97, S. 6). Der Artikel verklärt Herrn Haas zwar nicht zum Märtyrer, wie man das ja immer wieder lesen muß, aber er zeugt doch von fundamentaler Unkenntnis der Wirklichkeit. Wir können immerhin von uns sagen, die Situation, wie sie in Chur vor wenigen Jahren bestand, aus eigener Anschauung genau zu kennen, und durch mehrere, bisweilen stundenlange Privatgespräche mit W. Haas haben wir tiefen Einblick in die Verhältnisse gewonnen. In Wirklichkeit verlebt Haas doch ein Leben in Luxus und Sorglosigkeit. Er läßt sich gerne und häufig von seinen Seminaristen anhimmeln, kassiert von verschiedenen Fanclubs reichlich Geschenke und klönt mit seinen ihm ergebenen Angestellten. Nur selten begibt er sich mal in weniger freundliche Gesellschaften, und dort feilt er dann an dem Trugbild des Märtyrers herum.
Man könnte sich nun die Mühe machen und das Knäuel aus Information und Desinformation in dem Medium "Prisma Infodienst" im einzelnen entwirren, aber dieses Blatt ist die Mühe nicht wert. Es geht uns wesentlich um die Grundzüge der Irreführung, nicht um die oft variierenden Details.
  Dieser Verein verschickt anscheinend monatlich einen kurzen Rundbrief, der wegen seiner schlichten Aufmachung auf eine sehr kleine Verbreitung schließen läßt. Ein kurzes Telephonat mit dem Autor, Dr. Wolf Grössler, ergab den Hinweis für uns, daß der Text des Rundbriefes nur paraphrasiert wiedergegeben werden soll, u.z. nur die allgemeinen Aussagen, und dies ohne Verweis auf die "Christen-Initiative". Was sind nun die Ziele dieser "Geheimgesellschaft Christen-Initiative"?
Grössler ist ganz durchdrungen von der Überzeugung, daß alle wichtigen Plätze in Kirche und Politik von "Illuminaten" ("Erleuchteten", Freimaurern) besetzt sind. Die "antichristlichen Weltverschwörer" haben längst das Ruder übernommen, und nur eine kleine Schar hält sich rein. Soweit Grössler. Daß die Weltregierung in den Händen von Freimaurern oder anderen Freidenkern liegt, wird schwerlich jemand bestreiten können. Mit diesem Speck lockt Grössler die Mäuse, wenn er versucht, sich "Mitarbeiter und Freunde" - an diese ist der Rundbrief adressiert - zu sammeln. Der uns vorliegende Dezember-Brief 1997 veranschaulicht die Methode der halben Wahrheit sehr klar. Die ersten drei Seiten enthalten durchwachsene Informationen, d.h. sowohl Hinweise auf Mißstände, insbesondere auf die an allen wichtigen Stellen greifende Infiltrierung durch "Illuminaten" (über manche Aussagen kann man durchaus geteilter Meinung sein), als auch eine unverbrüchliche Treue zu der freimaurerisch verseuchten Mannschaft im Vatikan; so ist nach Aussagen Grösslers der Pole im Vatikan vielleicht nicht gerade die optimale Heiligengestalt, aber noch immer der Stellvertreter Christi. In unserem Telephongespräch wiesen wir Grössler darauf hin, daß die derzeit einzig vertretbare Haltung die sog. "sedisvakantistische" ist, doch er wollte nicht und beharrte darauf, daß "der Papst" quasi ein Opfer des starken Einflusses der Freimaurer im Vatikan sei - eine These, die an Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten ist. Auf der vierten und letzten Seite des Rundbriefes läßt Grössler dann die Tarnung fallen. Unter der Überschrift "Zum Schluß eine erfreuliche Mitteilung" berichtet er über die "Promise Keepers - Männer, die Wort halten": "Die christliche Männerbewegung, eine 1990 in den USA vom ehemaligen Footballtrainer Bill McCartney aus Denver gegründete Initiative, hat sich zu einer der größten überkonfessionellen Erneuerungsbewegungen entwickelt; sie ist inzwischen in rd. 60 Ländern vertreten. Am 4. Oktober d.J. hatten sich in Washington weit über 1 Mill. Promise Keepers versammelt. Sie verpflichten sich u.a., sich gegenseitig zu einem gottgefälligen Leben als Christen zu ermutigen, ihr Eheversprechen zu halten, sexuelle Unreinheit zu meiden und in ihren Gemeinden verantwortungsvoll mitzuarbeiten." Nach seinen Angaben zur Ausbreitung dieser Bewegung kommentiert Grössler: "Es gibt also keine noch so tiefe Finsternis, in der nicht doch ein Licht der Zuversicht und Hoffnung glimmt".
Sicherlich gibt es immer einen Grund zur Hoffnung, nämlich die Verheißungen Jesu Christi, aber kann ein überkonfessioneller Verein, der aller Wahrscheinlickeit keinen einzigen Katholiken unter seinen Mitgliedern zählt, ein Grund zur Hoffnung sein? Die Heilsnotwendigkeit der Kirche fällt schlichtweg unter den Tisch, und auch Grössler scheint sich um das Dogma nicht zu scheren.

Immer nur die halbe Wahrheit! Zugegeben, durch das Wüten der Konzilssekte ist es weitaus schwerer als noch vor wenigen Jahrzehnten, der römisch-katholischen Kirche anzugehören, aber es ist nicht unmöglich. Man muß bereit sein, den Dingen auf den Grund zu gehen und den Gruppen auf den Zahn zu fühlen, und hat oft nicht mehr das Glück, von einer klar erkennbaren Hierarchie geleitet zu werden. Es mag ja ganz bequem sein, sich auf die Seite von unentschlossenen Pfarrern und / oder Publizisten zu stellen, aber christlich ist es nicht: "Ich kenne deine Werke. Du bist weder kalt noch warm. Wärest du doch kalt oder warm! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich aus meinem Munde ausspeien" (Offb 3,14-16).

[Zurück zur Startseite]