O du lieber Joachim

- Notizen zu einer "Predigt" von Joachim Meisner -
(Kirche zum Mitreden, 27.09.2002)
Meisner legt eine kesse Sohle aufs Parkett

Zugegeben, das obige Bild haben wir schon im Karnevals-Text verwendet, aber es passt auch hier ganz gut, schließlich steht nun Joachim Meisner (auf dem Photo der dickliche Herr im schwarzen Anzug, der mit der barfüßigen Frau tanzt) im Rampenlicht: Wir betrachten hier eine neue Runde im ewigen Schattenboxen-Spektakel der V2-Sekte, hier die Szene "Meisner flennt über seine Hilflosigkeit".
 

Des Meisners Klagelied

Zunächst der zur Debatte stehende Text, eine "Predigt" von Joachim Meisenr, ohne urheberrechtliche Einschränkungen veröffentlichtlicht vom "Presseamt des Erzbistums Köln", Marzellenstraße 32, 50668 Köln, Tel. 02 21/16 42-14 11 und -19 31, Fax 02 21/16 42-16 10, Redaktion: Manfred Becker-Huberti:
Liebe Mitbrüder, liebe Schwestern und Brüder! In den Kölner Eigenmessen gibt es eine eigene Präfation von den heiligen Bischöfen. Darin heißt es: „Denn du hast der Kirche (von Köln) das Licht deiner Gnade und Wahrheit geschenkt durch das Wort und Beispiel heiliger Hirten. Sie haben in Christi Auftrag dein Volk auferbaut und gefestigt im Glauben, gestärkt in der Liebe und durch diese Weltzeit in dein ewiges Reich geführt.“ Diese Aufgabe hat - wenn man sich mit dem Leben dieser heiligen Bischöfe beschäftigt -immer und zu allen Zeiten einen mutigen Einsatz für den Glauben und eine geduldige Furchtlosigkeit provoziert. Wir sind heute durch Gottes Erbarmen in eine Zeit gestellt, in der die Kirche in unserem Land vor lauter Strukturen, Statuten, Sekretariaten und Kommissionen zu einer reinen Organisation zu erstarren droht. Wenn die Struktur stärker ist als das Leben, das von ihr geschützen werden soll, dann wird sie zur Gefahr, das Leben zu erdrücken und zu töten, und dann hat man nur noch Knochen, nur noch Gerüst, nur noch Papier in der Hand. Es wäre schon interessant, etwa einmal eine Pisa-Studie im Hinblick auf das Glaubenswissen unserer Gläubigen in Auftrag zu geben. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass sie wohl noch negativer ausfallen würde. Das ist umso tragischer, da heute so viele in unseren Gremien und Kommissionen Verantwortung mittragen und darum auch mitreden und dabei Glaubenswissen nur noch sehr begrenzt vorhanden ist. Es ist bekannt, dass richtige Gewissensentscheidungen richtiges Wissen voraussetzen. Aber es geht nicht nur darum, dass der vitale Glaube uns abhanden zu kommen scheint, sondern dass an seiner Stelle ein selbstgezimmerter, ideologischer Glaube Einzug gehalten hat, der nur noch dem Namen nach katholisch ist. Man wird dieser Kritik aus dem Volke kaum widersprechen können. Manche unserer Einrichtungen verdunkeln den katholischen Glauben. Die Apparate sind oft so mächtig geworden, dass wir uns selbst als Bischöfe häufig hilflos und machtlos vorkommen und dann gute Miene zum bösen Spiel machen. In diesen Wust von Apparaten, Strukturen, Zuständigkeiten und Kompetenzen muss der Gottesgeist hineinfahren wie ein Sturm und alles wegblasen, was die Stimme der Kirche, was ihr prophetisches Wort relativiert, was die Leuchtkraft ihrer Botschaft vernebelt. Der Erzbischof von Oppeln erzählte mir anlässlich des Papstbesuches in Krakau, dass er z.B. für seine theologische Fakultät, da sie nun Glied innerhalb einer staatlichen Universität geworden ist, folgende Praxis festgelegt hat: Die Professoren für seine Priesteramtskandidaten müssen immer Priester sein; sie müssen immer in geistlicher Kleidung ihre Vorlesungen halten, mindestens einmal in der Woche müssen sie mit einer Gruppe Studenten die heilige Messe feiern und immer in ihrem Tun und Lassen die Freude an Gott und die Liebe zur Kirche vermitteln. Würde Letzteres fehlen, können sie - trotz bester Fachkenntnisse - nicht länger akademische Lehrer- und Priestererzieher bleiben. Der Herr stellt immer wieder die Frage nach dem Glauben: „Glaubst du das?“ Bei unseren zahlreichen Mitarbeitern in unseren zahlreichen Institutionen müssen wir auch immer zuerst die Frage stellen: „Stehst du mit deinem Glauben dahinter, was du als Mitarbeiter in einer katholischen Institution zu tun hast?“ Ich höre mitunter bei mir zu Hause, dass man etwa von einer Erzieherin im Kindergarten sagt, ihr Dienst sei für sie selbst erst ein Weg zum Glauben. Wir müssten Geduld haben, vielleicht gerät eine solche Erzieherin von Kindern in einen Glaubensprozess, sodass sie dann doch noch zum Glauben kommt. Aber was wird dann aus den Kindern, wenn die Erzieherin nicht zum Glauben kommt? Sind die Kinder nur Mittel zum Zweck, damit die Erzieherin zum Glauben kommt? Ähnliches höre ich von Katechetinnen beim Erstkommunionunterricht: Man benutzt den Erstkommunionunterricht als missionarisches Mittel, um die Katechetin zum Glauben zu bringen. Das kann doch nicht gutgehen! Blinde können doch nicht Führer von Blinden sein! Unsere Institutionen verdienen nur dann die Bezeichnung „katholisch“, wenn sie auch von überzeugten katholischen Christen getragen werden. Die Urgestalt unseres Glaubens findet sich nicht schon in unseren Verbänden und unseren Einrichtungen an sich, sondern in der Begegnung des Menschen mit Christus, dem Sohn des lebendigen Gottes, der ihnen die Frage stellt: „Glaubst du das?“ Dieser Vorgang liegt zunächst vor aller Mitarbeit. Darum haben wir in der Kirche gegenwärtig wohl keine größere Aufgabe, als Katechese und Predigt. Das einzige Rinnsal der Weitergabe des Glaubens scheint oft nur noch der schulische Religionsunterricht zu sein, nachdem das nicht mehr in der Familie geschieht und kaum noch in der Gemeinde. Wie stellt sich uns der schulische Religionsunterricht dar? Dafür gibt es in der gegenwärtigen kirchenpolitischen Auseinandersetzung Beispiele, die nicht sehr froh stimmen. Unsere Gesellschaft ist ja nicht glaubenslos geworden, wohl aber sind so viele andere Religionsangebote auf den Markt gekommen. Und es ist tragisch, dass wir in einer so geschwächten Position auf diesem Markt religiöser Wirklichkeiten mitmischen. Da ist wenig von Faszination, vom Splendor veritatis, vom Glanz der Wahrheit zu spüren. Dann wird das Gift des Halbglaubens und des Falschglaubens die Überzeugungskraft des wahren Glaubens zersetzen. Der Herr fragt: „Wird ... der Menschensohn, wenn er kommt, noch Glauben finden?“ (Lk 18,8). Unsere Kirche ist keine Weltverbesserungsgesellschaft, sondern es ist ihre Sendung, Christus zu vergegenwärtigen, um das Volk Gottes durch diese Weltzeit in das Reich Gottes zu führen. Verlieren wir nicht dieses letzte Ziel vor lauter vorletzten Zielen aus den Augen! Denn das Ziel bestimmt den Weg. Jesus sagt: „Ich bin der Weg“ (Joh 14,6), d.h. er trägt uns, und er führt uns zum Ziel. Das ist die Faszination des Evangeliums, dass es uns immer das gibt, was es von uns will. Es überfordert nicht. Es trägt, und es lässt uns nicht auf Holzwege und Sackgassen gelangen, sondern hält uns auf dem richtigen Kurs, der zu unserer Vollendung führt. Die Gegenwart darf uns schon wegen der Ewigkeit nicht gleichgültig sein, denn die Gegenwart bestimmt die Gestalt der Ewigkeit. Unser Leben ist kein unverbindliches Geplänkel, sondern es ist prägend für die Form meines ewigen Daseins, das sich im persönlichen Gericht entscheidet. Da heißt es nicht: „Wir kommen alle, alle in den Himmel“, sondern dort heißt es ganz schlicht: Die dem Worte Jesu gefolgt sind, werden zu seiner Rechten sein. Und die sich um seine Botschaft nicht gekümmert haben, auf seiner linken. (vgl. Mt 25,31-46). Das Gerichtsurteil des Herrn spricht das aus, wonach der Mensch sich selbst ausgerichtet hat. Für die auf der rechten Seite bedeutet das: „Euer Wille geschehe“, und auch für die, die im Abseits Gottes auf der linken Seite stehen, gilt: „Euer Wille geschehe“. Der Mensch verdammt sich selbst! Wenn diese Perspektive nicht mehr in der Verkündigung spürbar wird, dann verliert die Gegenwart ihren Ernst und ihr Gewicht. Wenn wir jedoch unverkürzt die Botschaft verkünden, dann hilft das den Menschen, aus der Spaßgesellschaft eine Bewährungsgesellschaft zu machen, in der man schon jetzt etwas vom Himmel auf Erden zu spüren bekommt. Das ist unsere Sendung in der Gegenwart für die Zukunft. Gebe Gott, dass auch in ferner Zukunft in den Eigenmessen der deutschen Bistümer gebetet werden kann: „Denn du hast der Kirche in unserem Land das Licht deiner Gnade und Wahrheit geschenkt durch das Wort und Beispiel heiliger Hirten. Sie haben in Christi Auftrag dein Volk auferbaut und gefestigt im Glauben, gestärkt in der Liebe und durch diese Weltzeit in dein ewiges Reich geführt.“ Amen. + Joachim Kardinal Meisner Erzbischof von Köln

Na, da kommen einem ja ganz dick die Tränen! Die guten Hirten sind Gefangene von Gremien und Kommissionen. "Die Apparate sind oft so mächtig geworden, dass wir uns selbst als Bischöfe häufig hilflos und machtlos vorkommen und dann gute Miene zum bösen Spiel machen." Wer kann es dann noch verübeln, wenn in den Seminaren der V2-Nachwuchs mit Gift vollgepumpt wird, das er entweder in sich aufsaugen muss (d.h. er wird selbst ein falscher Prophet) oder an dem er zerbrechen muss (d.h. ihm wird das Abschlusszeugnis verweigert, er wird aus dem Seminar geworfen oder es wird ihm die Weihesimulation vorenthalten). Wehe den bösen, bösen "Konservativen" wie Georg May, die es noch wagen, in roher Gefühllosigkeit an den "Bischöfen" Kritik zu üben, wenn diese doch nur "hilflos und machtlos" sind!
 

Joachim, komm tanz mit mir!

Tanz der Teufel um Vatikanum II: Alles neu macht V2, macht die Welt von Christus frei Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), resp. der ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer (s. z.B. "Meyer und ZdK" in Nachrichten v. 02.12.2001), gab noch am selben Tag (25.09.2002) in Bonn eine Pressemeldung ab, die wir der Fairness halber ebenfalls ungekürzt wiedergeben:
(Bonn, 25. 9. 02) Zu der Predigt des Erzbischofs von Köln, Kardinal Joachim Meisner, bei der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda am 25. September 2002 erklärt der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Prof. Dr. Hans Joachim Meyer:
Kardinal Meisner fordert einen vitalen Glauben und ruft nach dem Gottesgeist, der wie ein Sturm alles wegblasen möge, was die Stimme der Kirche und ihr prophetisches Wort relativiert. Wer wollte ihm da nicht zustimmen? Leider zieht Meisner daraus den Schluss, Strukturen, Statuten, Sekretariate und Kommissionen attackieren zu sollen. Ist ihm wirklich nicht klar, dass er damit einen beliebten und bequemen Trend des Zeitgeistes bedient, der feste Verbindungen scheut, verlässliche Verantwortung ablehnt, sich der Mühsal konkreter Arbeit in Institutionen und Organisationen entzieht und den wirklichen Dialog verachtet, weil man glaubt, sich selbst genug zu sein? Was wäre denn die Katholische Kirche in Deutschland ohne die tägliche Arbeit und das ständige Zeugnis einer großen Zahl katholischer Christinnen und Christen in den katholischen Verbänden und Institutionen? Sie wäre eine bedeutungslose Sekte, die sich in Wahrheit nur sich [sic!] selbst genügen würde.
Um herauszufinden, was Kardinal Meisner eigentlich sagen will, ist es hilfreich, die ursprüngliche Fassung seiner Predigt zu kennen, in der er unter Verwendung eines dubiosen Leserbriefes voller törichter und verleumderischer Behauptungen massiv das ZdK, die katholischen Verbände und die sich in der Politik engagierenden katholischen Christen angreift und den dort Verantwortlichen geringes Glaubenswissen und darum die Unfähigkeit zu richtigen Gewissensentscheidungen unterstellt. Jeder, der diese Frauen und Männer kennt, weiß, dass sie es mit dem Erzbischof von Köln in ihrem Glaubenswissen, in ihrer Glaubenstreue und in ihrem Glaubenszeugnis getrost aufnehmen können. Dass Kardinal Meisner das nicht weiß, ist ganz wesentlich seine Schuld. Denn hier verweigert er schon seit langem den Dialog.
Kardinal Meisner hat gewiss recht, wenn er sich entschieden gegen einen selbstgezimmerten, ideologischen Glauben wendet. Nur gilt diese Warnung für jeden Christen. Und der Anfang aller Ideologie ist bekanntlich die Leugnung der Wirklichkeit.

Heuchlerisch spricht Meyer über die V2-Sekte im hypothetischen Konjunktiv: "Sie wäre eine bedeutungslose Sekte, die sich in Wahrheit nur sich [sic!] selbst genügen würde." Fest steht: Die "römisch-katholische Kirche e.V." IST eine bedeutungslose Sekte, die in Wahrheit nur sich selbst genügt.
Richtig ist, dass das ZdK, die V2-Verbände und die sich in der Politik engagierenden V2-Sektierer es mit Meisner "in ihrem Glaubenswissen, in ihrer Glaubenstreue und in ihrem Glaubenszeugnis getrost aufnehmen können." Diese alle sind fanatische, skrupellose Antichristen, die zur brutalen Durchdrückung ihrer gottlosen Phantastereien auch vor den schmutzigsten Verbrechen nicht zurückschrecken. Insofern hat Meisner in seiner Bosheit diesen anderen V2-Lümmeln nichts voraus, wenngleich er eine besondere Macht besitzt, die er absolut gewissenlos missbraucht, etwa im Katholiken-Prozess, bei dem er ja Kläger war. Das mit der Hilflosigkeit kann ihm also kein denkender Mensch abkaufen - die "Bischöfe" brauchen in Wahrheit nur mit den Fingern zu schnipsen, und schon können sie sogar katholischen Priestern sowohl die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche als auch die Weihegültigkeit aberkennen lassen - "rechtsgültig" im Irrsinn der Rechtspositivismus, versteht sich, aber natürlich unwirksam!

Dass Meisner den Dialog verweigert, ist ebenfalls für KzM-Leser nichts Neues, s. wiederum die Eskapaden seines Faktotums Becker-Huberti im Faustrecht. Mit der Leugnung der Wirklichkeit reichen sich V2-Stab und V2-Basis die Hände zum diabolischen Ringelreihen, und wir empfehlen niemandem, sich an diesem Tanz der Teufel zu beteiligen.
 

Der Chor der Befangenen

Die Presse sprang wie besessen auf das Theater von Meisner und Meyer; hier exemplarisch das Wüten der Berliner Zeitung mit dem Artikel "Kardinal Meisner greift katholische Laien an. 'Selbst gezimmerter ideologischer Glaube' / ZdK: Erzbischof hat keine Ahnung", 26.09.2002:
Der Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, hat in einem Gottesdienst der Deutschen Bischofskonferenz katholische Einrichtungen und Gremien scharf angegriffen und damit einen innerkirchlichen Streit provoziert.

Bla, bla, bla. Noch am selben Tag schrieben wir einen Leserbrief an die Berliner Zeitung:
Meisner tut so, als wären die V2-"Bischöfe" die Hüter des wahren Glaubens, und sie müssten nun quasi hilflos vor dem Treiben einiger, die nur dem Namen nach katholisch sind, kapitulieren. Die bekannte Wahrheit ist, dass diese so genannten "katholischen Bischöfe" (die wenigsten besitzen überhaupt eine Bischofsweihe, und keiner von ihnen ist katholisch) selber die ärgsten Verfälscher der katholischen Lehre sind. Nur ein Beispiel aus dem so gen. "Katholischen Erwachsenen-Katechismus" (apostat.htm): Die Auferstehung Christi ist kein historisches Ereignis im üblichen Verständnis, sondern ein Ereignis, das grundsätzlich nur im Glauben möglich ist (p_020331.htm). Damit hat sich der gesamte christliche Glaube erledigt. Meisners verlogenes Geschwafel gehört genauso zum Schattenboxen der V2-Sekte wie die Reaktion des ZdK. Nur absolute Ignoranten meinen ernsthaft, Meisner habe katholische Laien angegriffen, oder es gebe eine Art Streit zwischen der "Kirchenführung" und der "Basis".

Es gab darauf allerdings bislang keine Antwort. Wir könnten noch mehr gleichartige Zeitungsartikel zitieren und noch mehr Leserbriefe schreiben, aber die gleichgeschaltete Presse würde sich dadurch bestimmt nicht aus ihrem Gleichschritt bringen lassen.
Meisner, ZdK und BZ werden mit der Bitte um Stellungnahme über diesen Text per e-mail informiert; ggf. werden wir darauf zurückkommen.
 

Tanzen und Springen, Jauchzen und Singen

Für kath.net war diese Meisner-Szene natürlich ein gefundenes Fressen: Mal wieder konnte nach Herzenslust von der guten kirchlichen Leitung geschwärmt und gegen die böse kirchliche Basis gewettert werden. So veröffentlichte k.n nicht nur die "Predigt" Meisners im Wortlaut, sondern paraphrasierte auch noch die Antwort von ZdK-Meyer. Einleitend dazu schreibt k.n (26. 09. 2002    11:13 Uhr):
Die gestrige Predigt des Kölner Kardinals Meisner im Rahmen der Deutschen Bischofskonferenz hat im ganzen deutschsprachigen Raum für Aufregung gesorgt und zu zahlreichen Reaktionen bei Basis-Katholiken geführt. Viele zeigten sich dankbar über die klaren Worte des Kölner Kardinals. Andere, etwa das umstrittene Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), übten heftige Kritik an Meisners Worten.

Doch das Schattenboxen-Theater kommt damit erst richtig in Fahrt: Noch am selben Tag (26. 09. 2002    19:55 Uhr) erscheint bei k.n eine Meldung: "\'Forum Deutscher Katholiken\': Kardinal Meisner hat Punkt getroffen. Vorsitzender Hubert Gindert übt heftige Kritik am Zentralkomitee der deutschen Katholiken: Engagiertes Glaubenszeugnis nicht dort abgelegt, wo gespreizte Funktionäre eine zweite Hierarchie aufgerichtet hätten". Nach der ausschweifenden Lobeshymne auf Meisners Geheuchele schließt der Artikel:


Nach der wegweisenden Predigt des Kölner Kardinals in Fulda seien jetzt Taten gefordert. Und die müssen in den Ordinariaten selbst beginnen, meinte Gindert, dort etwa, wo Lehrpläne gestaltet oder über Schulbücher entschieden wird. Es müsse auch weiter getragen werden in die Priesterausbildungsstätten, die kirchliche Erwachsenenbildung und in die Redaktionen der Bistumsblätter. Gindert nannte die Predigt Meisners eine Chance zum Neuaufbruch, zu einem Neuaufbruch, der auch gerade dort organisatorische und gedankliche Verkrustungen aufbrechen muss, wo man sich doch so sehr flexibel, aufgeschlossen und modern wähnt und gibt, und doch nur erstarrt ist in sehr zeitbedingten Trugbildern von Kirche und Christentum.

Also, "Taten" waren sofort gefordert, als der Scheinpapst Roncalli den Stuhl Petri okkupierte. Seit Roncalli öffentlich erklärte, nicht mehr verurteilen zu wollen (und zum drittenmal hier der Link zu Faustrecht), ist in der V2-Sekte festgeschrieben, dass die Schafe den Wölfen zum Fraß vorgeworfen werden sollen. Gnädigerweise wird den Schafen aber die Möglichkeit eingeräumt, selbst ein Wolf, eine Bestie zu werden, und sich an dem Abschlachten derer, die noch am katholischen Glauben festhalten, zu beteiligen.
Wir erwägen, in Kürze noch einen kleinen Text z.Th. "Priesterausbildung" in der V2-Sekte nachzuschieben, weil Wojtyla diesbezüglich wieder mal ein paar warme Worte vom Stapel gelassen hat, aber es gibt ja bereits jetzt bei KzM einiges an Material zu diesem Thema (z.B. Priestermangel und Heiliger Geist). Wir können versichern: Die V2-Sekte plappert diese konservativen Täuschungsmanöver aus zwei Gründen immer wieder vor sich her: a) um die Treudoofen bei der Stange zu halten, und b) um die Revolution weiter vorwärts zu treiben. Auch wir mussten uns in Chur endlich eingestehen, einer gigantischen Lüge aufgesessen zu sein, und wir mussten die uns in Aussicht gestellte finanzkräftige und prestigeträchtige Zukunft ausschlagen, als wir dieses Täuschungsmanöver durchschauten. Gepflastert war unser Weg nach Chur von lauter Verheißungen, dass die ganzen notorischen Apostaten, die an den Universitäten ihr Unwesen trieben, ihres Amtes enthoben würden, dass die "Laienpredigten" aufhören würden, dass die unerträglichen "Jugendgottesdienste" usw. usw. ein Ende nehmen würden - de facto wurde es aber über die ganzen Jahre immer nur noch schlimmer, ja ausgerechnet die ärgsten Feinde Christi, z.B. Walter Kasper und Karl Lehmann, auf deren Absetzung wir so lange gehofft hatten, wurden mit immer höheren Ehren bedacht.
Symptomatisch war z.B. das Erlebnis in Chur, als wir im Seminar öffentlich aus der Enzyklika Pascendi (s. Leserbriefe 03.06.2000) vorgelesen hatten, in der es um den Kampf gegen den Modernismus geht; wir hatten die Passagen ausgewählt, in denen Pius X. ein hartes Vorgehen gegen modernistische Tendenzen in den Seminaren befiehlt. Daraufhin hielt uns Peter Rutz mal wieder eine von seinen stereotypen Standpauken (s. auch Sacrosanctum Concilium); er schäumte regelrecht vor Wut, dass wir noch an die kirchlichen Vorschriften erinnert hatten. Ob die Annahme einer cholerischen Veranlagung bei Rutz als Entschuldigung für sein ewiges Getobe gegen die kirchliche Ordnung reichen kann? Nun, von einem "konservativen" Mitglied des "Opus Dei" wurden wir ausgerechnet immer dann an den Ohren gezogen, wenn wir uns für eine Erneuerung ganz wort-wörtlich im Sinne des heiligen Papst Pius X. ausgesprochen hatten!
Hubert Ginderts Gefasel vom "Aufbrechen" "organisatorischer und gedanklicher Verkrustungen" erinnert ungut an Karl Lehmanns Lobhudelei auf Karl Rahner ("Aus diesem stets lebendigen Quellgrund schöpft Karl Rahners Theologie immer wieder ihre ganze Dynamik, zerbricht sie immer wieder die Krusten aller theologischen Begriffe und findet stets wieder zurück in eine sie verjüngende Unerschöpflichkeit des Denkens ...") und muss auch in diesem Sinne verstanden werden: Die Revolution, die Vernichtung alles Christlichen, muss weitergetrieben werden! Nicht Bewahren, sondern "Aufbrechen" heißt die Devise.

Die Treudoofen lassen sich aber von der Realität nicht beeindrucken. Hier einige Kostproben aus dem Diskussionsforum rund um Meisners Klagelied:


Dominicus am 25.09.2002, 13:57:
Endlich traut sich ein Bischof ein offenes Wort über diese (eigentlich allen die es sehen wollten) offensichtlichen "Strukturschwächen". Wenn Priester auf der Straße verstummen, weil sie Angst davor haben der entgegenkommende Mitarbeiter der ED könnte ihm auf Grund des Gehörten Probleme bereiten, dann ist doch etwas faul. Diese ganzen unnötigen (und Kirchegeldverschwendenden) Organisationen und Laienverbände gehören abgeschafft, oder durch glaubenstreue Verbände (die dann der Kirche nichts kosten) substituiert. Allein wenn ich daran denke wie Feindlich viele Mitarbeiter dem katholischen (!!!!) Cartellverband gegenüberstehen und gleichzeitig "Wir sind Kirche" also Organisation auf der offiziellen Homepage der kath Kirche Österreich aufegführt wird dann brauche ich eigentlich nicht mehr viel dazu sagen.

Stefano am 25.09.2002, 14:49:
Gott sei Dank! Ein solches Wort wie von Card. Joachim Meisner in seiner Predigt vorgetragen, war schon lange fällig. Er bringt zum Ausdruck was vielen auf dem Herzen liegt. Die aufgeblähten Verwaltungsapparate unserer Diözesen tragen sicher nicht dazu bei, das Volk im Glauben zu stärken. Es liessen sich an dieser Stelle genügend Verbände nennen, die unter dem Dach und der Bezeichnung "katholisch" jedoch eher protestan-tisch/reformatorisch agieren und wirken, angefangen beim ZdK und weiteren sog. kath. Verbänden. Viele Bischöfe scheinen wirklich nicht mehr Herr im eigenen Haus zu sein. Es wäre vielleicht hilfreich hier einmal über den Tellerrand hinauszublicken d.h. in Länder, in Ordi-nariate die auf Grund nichtvorhandener Kirchensteuer nicht über eine aufgeblähte Verwaltung, nicht über massenweise Gremien verfügen, wo jedoch durch die wenigen noch echte katholische Glaubensarbeit geleistet wird.
Gerade was auch die Aufgabe der Laien angeht, hat ja unser Papst vor kurzem die zum ad limina Besuch anwesenden brasilianischen Bischöfe aufgefordert, die Dinge abzustellen, die sich im Lauf der Zeit vor allem auch im Bereich der Liturgie eingeschlichen haben.
Wahrscheinlich aber wird sich im Hinblick auf das, was Card. Meisner angemahnt hat, nicht viel ändern, solange aus dem vollen Kirchensteuertopf geschöpft werden kann. Erst wenn die Kirchensteuer fällt, scheiden sich die Geister.

Raphael am 25.09.2002, 14:51:
Danke Kardinal Meisner!
Hier ist für jeden gutwilligen Menschen zu sehen, daß ein Vertreter der vielgescholtenen „Amtskirche“ (eigentlich ein grauenhaftes Wort!) die Probleme genau analysiert und im Geiste der christlichen Wahrheit offen ausspricht. Es wird nicht in verbandsüblichem Defätismus und Selbstzerfleischung gemacht, sondern es werden auch konkrete Auswege angesprochen. Hoffentlich werden sie auch `mal Wirklichkeit!. Ich kann mir gut vorstellen, daß man sich in den Gremien manchmal wie Don Quichotte vorkommen muß. Man sehe nur auf die unselige Aktion „Donum Vitae“von deutschen katholischen Laien.



Ob die Treudoofen wie Dominicus, Stefano, Raphael den Müll, den sie da abliefern, überhaupt noch selbst glauben, oder ob sie nur verzweifelt Autosuggestion betreiben, mag vorerst dahingestellt bleiben.
Man wird sehen: Es wird sich nichts zum Besseren ändern, die Revolution gegen die letzten Reste von Christentum wird vielmehr mit frischem Elan von Joachim, Dominicus, Stefano, Raphael etc. weitergeführt. Meisners Geschwafel wird dabei sehr viel schneller vergessen sein als z.B. "Dominus Iesus", das in der V2-Sekte mittlerweile auch überwunden wurde. Insofern darf man getrost die ganze "Aufregung" um Meisners Geschwafel so ernst nehmen, wie sie es verdient, i.e. gar nicht.
 

Das Ende vom Lied

Während also die V2-Sekte eifrig ihre Zeit damit vernichtet, sich an dem Theater, das mit den Hauptdarstellern Meisner und Meyer abgezogen wird, zu ergötzen und in Benommenheit vor sich herzutaumeln, erinnern wir daran, dass gespielte Frömmigkeit, Heuchelei, nicht zu den christlichen Tugenden gehört, cf. Mt 23,13:

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler [i.e. Schauspieler]! Ihr verschließt das Himmelreich vor den Menschen. Ihr selbst tretet nicht ein, und ihr laßt auch die nicht hinein, die hinein wollen.

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