Indem der ehrwürdige Greis Simeon seinen Lobgesang "Nun entlässest
Du, Herr, Deinen Diener nach Deinem Worte in Frieden" anstimmt, legt er
Zeugnis ab für die Wahrheit, dass Jesus der verheißene Messias
ist. Er bekennt, dass dieses Kind "ein Licht zur Erleuchtung der Heiden
und zum Ruhme des Volkes Israels" ist.Dies ist unser fester Glaube, und
diesen wollen wir mutig bekennen: Christus ist der Erlöser, er ist
das Licht vom Licht, das Licht der Welt. Wenn zum heutigen Fest Lichterprozessionen
stattfinden, so versinnbildet die Kerze den Erlöser: Nach der Lehre
des heiligen Anselm steht das Bienenwachs für das Fleisch des Herrn,
der Docht für seine Seele und das Licht für seine Gottheit. Wir
wollen Kinder des Lichtes sein, das Licht Christi in uns tragen, und aus
diesem Licht heraus leben. Christus mahnt: "Euer Licht soll leuchten vor
den Menschen, auf dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater preisen,
der im Himmel ist" (Mt 5,16).
Unser Bekenntnis zu Christus verlangt aber manchmal von uns auch die
öffentliche Erklärung unseres Glaubens und die Verurteilung von
Aussagen, mit denen die Herrlichkeit Christi geschmälert und geleugnet
wird. Und auch zu unserer Zeit sind die Feinde Christi aktiv, um den wahren
Glauben auszurotten und zu diesem Zweck jeden zu vernichten, der noch am
wahren Bekenntnis festhält. Texte wie das heutige Evangelium werden
besonders gern zu diesem furchtbaren Zweck missbraucht.
Im Evangelium wird berichtet, dass Maria die Reinigungsvorschriften
erfüllt und dass Jesus im Tempel dargestellt wird. Nun ist Maria die
ganz Reine, und auch bei der Geburt wurde ihre Reinheit in keiner Weise
gemindert. Trotzdem erfüllt Maria die gesetzlichen Vorschriften der
Reinigung. Und an Jesus werden die gesetzlichen Riten wie die Beschneidung
und Darstellung vollzogen, obwohl er doch selbst Gottes Sohn ist. Maria
gibt mit der Vollziehung der gesetzlichen Vorschriften ein Beispiel tiefer
Demut. Und Paulus schreibt über Jesus, dass er "dem Gesetz unterworfen
war. Er sollte die unter dem Gesetze Stehenden loskaufen, damit wir die
Annahme an Kindes statt empfingen" (Gal 4,4f).
Doch wie furchtbar haben die Feinde Christi diese klaren Wahrheiten
verdreht. Mit unerbittlicher, unbezwingbar scheinender Macht zwingen sie
uns, das katholische Bekenntnis aufzugeben und statt dessen die Herrlichkeit
Christi auf das Schändlichste zu leugnen. Hier ein Beispiel, welche
Bekenntnisformeln die Feinde Christi verbreiten und uns aufzwingen wollen:
"Jesus gilt als Gründer des Christentums. Es ist aber fraglich,
ob Jesus eine "neue Religion" gründen wollten. Er selbst sieht sich
voll und ganz als Juden. Er lebt, denkt umd fühlt jüdisch, kennt
die heiligen Schriften Israels, befolgt das Gesetz, die Thora, erfüllt
die Gebote und rituellen Vorschriften, betet im Tempel, kurzum: Er teilt
den Glauben aller Juden. Er ist ein jüdischer Wanderprediger, ein
Rabbi. Erst einige Jahre nach seinem Tod beginnt ein gegenseitiger Abgrenzungs-
und Ausgliederungsprozeß zwischen der jüdischen "Synagoge" und
der jüdischen Sekte, der christlichen "Kirche"" (Autobahnkirche).
Mit solchen Formulierungen, denenzufolge Jesus nichts weiter ist als
ein einfacher Jude, schlagen die Feinde Christi permanent um sich. Und
die Feinde Christi haben erreicht, dass jeder, der noch den wahren Glauben
bekennt, strafrechtlich verfolgt werden kann und auf Wunsch auch wird.
Nicht alle sind vom Licht Christi erfüllt, und das Bekenntnis des
Simeon, dass Jesus das "Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Ruhme
des Volkes Israels" ist, droht zu verstummen. Tragen wir trotzdem mutig
das Licht Christi in uns, treten wir mit brennendem Eifer für den
Erhalt des wahren Glaubens und der sittlichen Ordnung ein.
Christus ist von Maria geboren worden, er ist auch von Maria zum Tempel
gebracht worden. Immer wieder können wir die besondere Bedeutung der
Gottesmutter beim Heilswerk ihres Sohnes erkennen. Aber die Feinde Christi
sind blind für selbst für das Offenkundigste. So wie sie in Jesus
nur einen einfachen Juden sehen, so sehen sie in Maria nur eine einfache
Jüdin. In diesem Zuge werden dann die Dogmen über die Vorzüge
der Gottesmutter "neuinterpretiert" und restlos entwertet. Wir hingegen
wissen, dass wir der Gottesmutter tiefe Verehrung schulden, und dass die
Gottesmutter die beste Wegweiserin ist auf dem Weg zu Christus. Wir vertrauen
der Fürsprache Mariens. Sie hat den Erlöser zum Tempel gebracht,
sie wird auch uns zu Christus führen.
In den Gebeten bei der Kerzenweihe bitten wir darum, "aus dem Dunkel
und den Gefahren dieser Welt zum unvergänglichen Lichte gelangen"
zu dürfen. Wir brauchen nicht zu beschönigen, dass viele Menschen
im Dunkel leben, weil sie sich weigern, das Licht Christi anzunehmen. Aber
wir müssen auch selbst auf der Hut sein: Auch wir können der
Gefahr erliegen, das Licht Christi zurückzuweisen und uns im Dunkel
der Welt zu gefallen. Wir dürfen der Finsternis keinen Raum in unserem
Herzen lassen, wir müssen das Dunkel der Sünde vertreiben und
uns ganz von dem Licht Christi erfüllen lassen. Wenn wir in einer
schwerwiegenden Sache uns vom Licht abgewandt und in schwere Sünde
gefallen sein sollten, lassen wir durch das Beichtsakrament wieder neu
das Licht der Gnade in uns entzünden. Wandeln wir stets im Licht Christi,
so werden wir auch in der Ewigkeit am Lichte Gottes teilhaben dürfen.
Amen.