Predigt am 15.06.2003

- Dreifaltigkeit, d I cl -
(Kirche zum Mitreden, 15.06.2003)
Wie ein Pfarrer sein soll bei G.
Röm 11,33-36; Mt 28,18-20

In der dänischen "Volkskirche" ist kürzlich ein Pfarrer suspendiert worden, nachdem er erklärt hatte, er glaube weder an Gott noch an die Auferstehung oder das ewige Leben. Die "Bischöfin" hat von dem Pfarrer außerdem verlangt, dass er innerhalb von zehn Tagen zum christlichen Glauben finde, andernfalls drohe die fristlose Kündigung. Der Gemeindekirchenrat hingegen unterstützt den Pfarrer: In einem Brief an die "Bischöfin" äußerten die Mitglieder des Gremiums Unverständnis, wieso jemand, der nicht an Gott glaubt, nicht Pfarrer sein dürfe.
Vielleicht könnte jemand meinen: Gut, dass es so ein Durcheinander in der katholischen Kirche nicht gibt! Das Problem dabei ist aber: Unter der Überschrift "katholisch" gibt es durchaus Bestrebungen, die ebenfalls gottlos sind. Auch wenn von diesen Atheisten das Wort "Gott" noch des öfteren verwendet wird, in Wahrheit sprechen diese Atheisten nicht von Gott, von dem wahren Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, von dem dreifaltigen Gott, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Betrachten wir zwei Fälle. Bei Fall 1 handelt es sich um einen so gen. "katholischen Theologieprofessor", der seit Jahrzehnten im Auftrag der so gen. "Körperschaft des öffentlichen Rechts römisch-katholische Kirche" Lehrbücher für "katholische Theologie" auf den Markt wirft und v.a. für die Ausbildung von so gen. "Priestern" sorgt. Kürzlich, bei einem so gen. "ökumenischen Kirchentag", trat dieser Mann als Mahlvorsteher bei einem "Abendmahl" auf, wobei er ausnahmslos jeden dazu einlud, das "Abendmahl" zu empfangen, und ausnahmslos jeden verurteilte, der sich gegen eine grenzenlose Austeilung des "Abendmahles" aussprach. Dieser Mann veröffentlichte bereits vor Jahren eine sehr umfangreiche so gen. "Dogmatik", eine Zusammenstellung der Glaubenslehren, mit dem Titel "Glaube ohne Mythos". Mit "Mythos" ist der Glaubensinhalt gemeint. Glaubenslehren wie die Dreifaltigkeit Gottes, Erbsünde und Erlösung haben in diesem "Glauben ohne Mythos" keinen Platz mehr. Zwar werden einige Dogmen noch erwähnt, aber nur zu dem Zweck, sie der menschlichen Willkür uneingeschränkt zu unterwerfen.
So verkündet dieser "katholische Theologieprofessor" im Auftrag der so gen. "römisch-katholischen Kirche": Gott ist "eine menschliche Projektion, die erdacht wurde, um eine Sinnvorgabe zu erlangen und die eigene Existenz wie die der Welt abzusichern. Gott ist ein Projekt, das die Überwindung des empfundenen Mangels und der unabgegoltenen Sehnsüchte sowie den Traum von einem erfüllten, sinnvollen Leben garantiert. Eine solche Vorgabe gibt es nicht. Sie macht den Menschen zu einem Untertan und Gott zu einem seienden Wesen."
Also: Gott existiert nicht. Trotzdem kann laut dieser offiziellen so gen. "katholischen Theologie" noch sinnvoll von Gott gesprochen werden, etwa: "Es ist Gott, wenn der eine dem andern hilft." Begründet wird diese offizielle "katholische" Gottlosigkeit durch die moderne so gen. Philosophie. Um 1800 machten sich Atheisten wie Kant und Fichte daran, die Existenz Gottes damit zu leugnen, dass sie Gott nur noch als moralische Ordnung, aber nicht mehr als Gott gelten ließen. Die wahre Theologie, die ganz besonders in den Werken der Kirchenlehrer wie dem hl. Thomas von Aquin ihren Ausdruck findet, findet vor diesem "Glauben ohne Mythos" keine Gnade. Wenn von der wahren katholischen Theologie die Rede ist, dann nur noch zu dem Zweck, sie als Hindernis auf dem Weg zum so gen. "wahren katholischen Glauben" zu verurteilen, wobei dieser so gen. "wahre katholische Glaube" eben die Gottlosigkeit ist.
Und damit kommen wir zu Fall 2: Dabei handelt es sich um den Herausgeber einer so gen. "römisch-katholischen Zeitschrift", der ebenfalls seit Jahrzehnten im Geschäft ist. Im Prinzip sind die Aussagen des "katholischen Theologieprofessors" und des "katholischen Zeitschriftenherausgebers" identisch. Auch wenn das Wort "Gott" noch so oft vorkommt, von Gott ist nicht mehr die Rede, sondern nur von der sittlichen Weltordnung. Der Mensch schafft selbst diese Weltordnung, er ist im Grunde selbst Gott. Der Zeitschriftenherausgeber sieht es als seine dringlichste Mission, die Welt von der wahren katholischen Theologie zu säubern. Für die Erfüllung dieser Mission schreckt der Zeitschriftenherausgeber auch vor den verwerflichtsten Mitteln nicht zurück. Während er über den hl. Kirchenlehrer Thomas von Aquin und alle, die in dieser Tradition stehen, die schlimmsten Bannflüche ausspricht, verteidigt er die Atheisten Kant und Fichte als die wahren Lehrer des Glaubens.
Papst oder nicht Papst, das ist hier nicht wirklich von Belang. Der "Theologieprofessor" und der Zeitschriftenherausgeber sind zwar in Bezug auf die gegenwärtige Leitung der katholischen Kirche offiziell anderer Meinung. Aber offensichtliche brüderliche Einheit besteht bei diesen beiden selbsternannten "Katholiken" darin, dass die Kirche von dem, was heiliggesprochene Päpste wie Pius X. entschieden haben, besonders hinsichtlich der Theologie, befreit werden muss. Und auch Urteile von Päpsten wie Pius XI. und Pius XII. z.B. hinsichtlich der Gültigkeit von Weihelinien werden ohne Skrupel und v.a. ohne Grund als Fehlurteile verurteilt. Wer es hingegen wagt, Personen wie diese beiden selbsternannten Katholiken zu kritisieren, der wird als unwissenschaftlich und uneinsichtig niedergemacht, und das sind noch die höflichsten Ausdrücke.
Kommen wir zurück zum Vorfall in der dänischen "Volkskirche": Ein atheistischer Pfarrer wird suspendiert, und die Gemeinde protestiert dagegen, weil nach ihrem Verständnis Atheismus und Pfarrleitung miteinander vereinbar sind. Vergleicht man diesen Vorfall mit den beiden Fällen des "Theologieprofessors" und des Zeitschriftenherausgebers, so lassen sich wesentliche Ähnlichkeiten erkennen. Auch diese "Katholiken" finden ihre Anhängerscharen, die sich selbst mit dem Titel "katholisch" schmücken, ja man kann sogar sehr erhebliche Nachteile erfahren, wenn man diesen Atheisten den Titel "katholisch" abspricht. Unter dem Decknamen Christentum herrscht also die Gottlosigkeit. Soll man nun angesichts dieser schlimmen Situation verzagen?
Das erste Gebet der heutigen Messe lautet: "Allmächtiger ewiger Gott, du hast Deinen Dienern die Gnade verliehen, im Bekenntnis des wahren Glaubens die Herrlichkeit der ewigen Dreifaltigkeit zu erkennen und in der Macht der Majestät die Einheit anzubeten; nun bitten wir dich: laß uns kraft dieses unerschütterlichen Glaubens stets vor allem Unheil gesichert sein." Bleiben wir also unerschütterlich in dem wahren Glauben, bekennen wir mutig den wahren Glauben. Lassen wir nicht zu, dass falsche Propheten ihr Gift verbreiten. Trennen wir uns von jedem, der Irrlehren verbreitet, selbst dann, wenn der Irrlehrer sich "katholisch" nennt, und sogar dann, wenn er das Festhalten an der Wahrheit mit den schlimmsten Flüchen verurteilt. Beten wir den wahren Gott an, flehen wir zu Gott, dass er uns in diesem Leben seine Gnade und in dem kommenden Leben die Herrlichkeit schenke. Amen.

S. auch:
Eberhard Heller außer Rand und Band
Johannes Rau und der "Kirchentag"

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