In einem Kommentar (Dausch) zum heutigen Evangelium über die Heilung
der zehn Aussätzigen und den Dank des Samariters heißt es: "Es
wird Jesus schmerzlich bewegt haben, daß die Undankbarkeit der geheilten
Juden ihm aufs neue seinen Mißerfolg bei seinen Volksgenossen vor
die Seele rief." Und in einem anderen Kommentar (Weinhart) heißt
es: "Christus rügt die Undankbarkeit der Andern, welche die große
Wohltat hinnehmen, ohne sie als eine göttliche Gnade zu erkennen und
zu bekennen. Sie sind dadurch ein redendes Beispiel der Undankbarkeit des
jüdischen Volkes, daß die Wunder der Gnade Jesu in sich empfing
und doch Gott nicht die Ehre dafür gab im Glauben an seinen Gesandten,
während der Fremdling, der Samariter, ein Vorbild wurde der Gläubigen
aus allen Völkern, welche dankbar das Heil Jesu annahmen." "Christus
ruft [dem geheilten Samariter] in die Erinnerung, wodurch er die Genesung
erlangt hat, damit er diesen heilbringen Glauben hege und pflege."Der Misserfolg
Christi beim jüdischen Volk wird immer wieder gerne verschwiegen oder
auch geleugnet. Manche Sektierer wollen nicht nur nicht, dass Juden zum
Christentum bekehrt werden, sondern sie leugnen offen, dass der Alte Bund
beendet wurde, und erzählen, dass Juden "keine andere Religion" als
die Christen hätten. Doch es gibt nicht nur die Verblendung der heutigen
Juden, die Christus nicht anerkennen, es gibt viele, auch viele Getaufte,
die Christus nicht anerkennen. Die Kirchengeschichte kennt bessere Zeiten
als die heutige, Zeiten, in denen die Kirche ihre segensreiche Tätigkeit
frei und sehr wirksam ausüben konnte. Heute scheint es fast so, als
reihte die Kirche Misserfolg an Misserfolg. Wer sind denn diejenigen, die
heute als die Superstars gefeiert werden, zu denen die Menschen in Scharen
strömen, die von den Menschen verehrt und bejubelt werden? Wer sind
heute diejenigen, die in den Medien ausgiebig präsentiert werden und
zu Wort kommen? Die heutigen Superstars werden sicherlich nicht alle als
Vorbilder christlichen, heiligmäßigen Lebens dienen können,
und man kann schwerlich meinen, alle der heutigen Superstars seien durch
und durch von dem Wunsch beseelt, die Menschen zu einem sittenreinen, gottgefälligen
Leben zu ermutigen und anzuleiten. Wenn die Kirche bei der Verbreitung
des Evangeliums nicht nur uneingeschränkte Erfolge vorzuweisen hat,
so weiß sie, dass bereits Christus erleben musste, wie seine Botschaft
von vielen nicht angenommen wurde. Allerdings hat sich anscheinend in den
Köpfen so mancher Menschen, auch so mancher Menschen, die sich als
christlich bezeichnen, die Ideologie eingefressen, das eigentlich alles
entscheidende Kriterium für die Qualität eines Handelns sei der
Erfolg. "Der Erfolg gibt ihm Recht", diese schon zum Sprichwort gewordene
Ideologie hört und liest man in allen erdenklichen Variationen immer
wieder. "Wir beenden einen Irrweg der Menschheit. Die Tafeln vom Berge
Sinai haben ihre Gültigkeit verloren. Das Gewissen ist eine jüdische
Erfindung. Es gibt keine Wahrheit, weder im moralischen noch wissenschaftlichen
Sinne. Jede Tat ist sinnvoll, selbst das Verbrechen." Also sprach Adolf
Hitler. Und man darf sich nicht die Beruhigungspille einwerfen, dass Hitler
ja nun tot sei. Der vom Sittengesetz getrennte Erfolgswahn treibt permanent
neue Blüten. Im Evangelium wird von der Heilung von Aussätzigen
berichtet, die die Heilung ihres Leibes nicht in den Sinnzusammenhang der
Heilung ihrer Seele gestellt haben. Was heutzutage unter dem Schlagwort
Heilkunde angeboten und praktiziert wird, verdient keineswegs immer die
Bezeichnung Heilkunde. Bei der Heilung der Aussätzigen fand immerhin
noch eine echte Heilung statt, wobei sich die meisten der Geheilten allerdings
vor der Botschaft Jesu verschließen. Und heute? Erst vor wenigen
Wochen behaupteten einige so gen. Wissenschaftler, die regelmäßige
widernatürliche Unzucht senke statistisch gesehen das Krebsrisiko.
In den Medien wurde diese angeblich wissenschaftliche Behauptung regelrecht
gefeiert mit Triumphrufen, dass widernatürliche Unzucht gesund sei.
Dass die zugrundeliegende Statistik absolut nichts sagend war und dass
die vermeintliche Begründung für diese Form der vermeintlichen
Krebsprävention keiner Prüfung standhielt, wurde von nicht wenigen
gerne in Kauf genommen. Jedes noch so objektiv sinnlose, ja sogar manches
zu Recht absolut Ekel erregende Verhalten wird im Namen der so gen. Heilkunde
nicht nur entschuldigt, sondern sogar verteidigt und propagiert. Wer erst
einmal in diesen Taumel aus esoterischen und okkulten Praktiken gefallen
ist, der wird sich auch der Tatsache verschließen, dass der Evangelist
Lukas, der sehr ausführlich von Wunderheilungen schreibt, selbst Arzt
war. Und Gott hat die Naturgesetze nicht gegeben, damit sie permanent durch
Wunder aufgehoben werden oder damit sie von okkulten Ideologien ignoriert
werden, sondern damit der Mensch die Naturgesetze beachtet und so in der
Erkenntnis und Verehrung Gottes wächst.
Und wie sieht es mit der Dankbarkeit für die empfangenen Gnaden
aus? Von den zehn Aussätzigen zeigte nur einer seine Dankbarkeit.
Nur einer suchte Christus auf, nachdem die anderen sich von Jesus ein für
allemal abgewandt hatten. Nehmen wir einmal an, es gäbe eine Gemeinschaft
von ungefähr zehn Personen, die noch die Sakramente in der katholischen
Kirche empfangen, während in der Umgebung sonst alle sich falschen
Propheten zugewandt haben. Zigtausende hätten entweder gar kein religiöses
Leben oder vergnügen sich in Religionen, die mit dem Christentum maximal
den Namen gemeinsam haben, und dieser riesen Menschenmenge steht diese
kleine Gruppe gegenüber. Von dieser kleinen Gruppe aus etwa zehn Personen
- wie viele werden den Glauben dankbar annehmen und treu bewahren? Wie
viele von diesen etwa zehn Personen werden sich undankbar zeigen, werden
den Sakramenten den Rücken kehren und sich in ihrer Abwendung von
den katholischen Sakramenten noch gefallen? Wie viele von diesen etwa zehn
Personen werden sich von Lügen einnebeln lassen, ja wie viele werden
selbst zu Lügnern werden? Wie viele von diesen etwa zehn Personen
werden sich weigern, im Einklang mit dem Glauben zu leben? Wird vielleicht
von diesen etwa zehn Personen nur eine einzige Person übrig bleiben,
die es mit dem Glauben ernst meint, die bereit ist, das in ihrem Leben
auszurotten, was dem Christentum zuwider ist, und das in ihrem Leben zu
fördern, was dem Christentum gemäß ist?
Das Beispiel der zehn von Christus Geheilten mahnt uns also zu Dankbarkeit
und Treue gegenüber Christus. Tief in der Schuld Christi standen alle,
aber nur einer hat entsprechend gehandelt. Was immer auch passieren mag,
welch furchtbaren Lügen wir auch immer hören mögen, welch
schmerzlichen Misserfolge wir auch erfahren mögen, welch große
Versuchungen um uns und in uns toben mögen, handeln wir so, wie es
vor Gott recht ist. Zeigen wir Christus unser Dankbarkeit und Treue, gehören
wir zu denen, die dankbar das Heil Jesu annehmen, das in der Seligkeit
des Himmels seine Erfüllung finden wird. Amen.
S. auch:
Predit vom 31.08.2003
Bündnis 90 / Die Grünen
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Post von Weltbild