Predigt 06.09.2009

- 14. Sonntag nach Pfingsten, sd; Gal 5,16-24; Mt 6,24-33 / Seuche, Angst und Schweinegrippe -
(Kirche zum Mitreden, 05.09.2009)
Wörter: 1142
"Seid nicht ängstlich besorgt um euer Leben, was ihr essen, noch für euern Leib, was ihr anziehen werdet. [...] Sorget also nicht ängstlich und saget nicht: Was werden wir essen und was werden wir trinken, oder womit werden wir uns kleiden? Denn um all das kümmern sich die Heiden." Vor wenigen Tagen (03.09.2009) wurde eine Studie vorgestellt: "Die Ängste der Deutschen 2009". Dafür wurden 2.300 Deutsche nach ihren größten Ängsten befragt. Der Umfrage zufolge besteht bundesweit die größte Angst vor einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage - etwa Zweidrittel der Befragten haben davor Angst. Annähernd genauso viele haben Angst vor Arbeitslosigkeit. Und Platz drei - mit immerhin noch 63 Prozent - nimmt die Angst vor steigenden Lebenskosten ein. Da könnte man meinen, dass die Botschaft Christi auch bzgl. der ängstlichen Sorge noch nicht von allen angenommen wurde. Der Nutzen der ängstlichen Sorge bleibt dabei allerdings unklar, zumal Christus die Frage formuliert: "Wer von euch kann mit all seinen Sorgen seiner Leibesgröße auch nur eine Elle hinzufügen?" Also: Statt christlicher Gelassenheit herrscht eine Heidenangst in der Bevölkerung. In den Predigtempfehlungen zum heutigen Sonntag, speziell bzgl. der ängstlichen Sorge, verweist der Römische Katechismus darauf, "wie sehr die unmässige Sorge, Reichtümer zusammenzuscharren, und die übrigen Begierden dem Heile der Seele schaden." Der Katechismus bezeichnet diese unmäßige Sorge als "Krankheit" und empfiehlt als "Heilmittel" gegen diese "Krankheit", die Nachteile der Begierlichkeit zu betrachten (3,10,22). Ja, in der Tat, die Gier ist eine Krankheit. Die Maßlosigkeit ist eine Krankheit. Die Unersättlichkeit ist eine Krankheit. Und die grassierende Heidenangst ist eng mit der unersättlichen Gier der Konsum- und Spaßgesellschaft verknüpft. In einer kranken Gesellschaft gilt es als normal, der Genusssucht verfallen zu sein. In einer kranken Gesellschaft gilt es als normal, sich an Genüsse zu versklaven. In einer kranken Gesellschaft gilt es als normal, süchtig zu sein nach übermäßigem Essen; süchtig zu sein nach ungesundem Essen; süchtig zu sein nach Rauchen; süchtig zu sein nach Alkohol; süchtig zu sein nach Fernsehen und Computerspielen usw. usf. In einer kranken Gesellschaft gilt dementsprechend derjenige als krank, der noch körperlich und geistig gesund ist. In einer kranken Gesellschaft gilt es als krank, sich maßvoll zu ernähren; sich gesund zu ernähren; Genussmittel wie Tabak und Alkohol gar nicht oder in nur ganz geringen Mengen zu konsumieren, seine Freizeit vernünftig zu gestalten usw. usf. Nun vergeht ja schon seit einigen Wochen kaum ein Tag, ohne dass in den Nachrichten irgendetwas über die sog. "Schweinegrippe" gemeldet wird. 16.000 Menschen sind in Deutschland als erkrankt registriert, davon ist bislang noch kein einziger gestorben. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat schon vor Monaten der Schweinegrippe die höchste Pandemiestufe zugeteilt. Die "Seuche Schweinegrippe" verblasst aber in jeder Hinsicht vor der Seuche der Unersättlichkeit. Maßloses Essen und maßloses Fasten richten noch immer weitaus größeren Schaden an als die Schweinegrippe. Fettsucht und Magersucht führen nicht nur wesentlich häufiger zum Tod als die Schweinegrippe; Fettsucht und Magersucht beruhen auch wesentlich stärker auf der freien Entscheidung des Menschen als eine Virusinfektion. Der Konsumwahn und der Schlankheitswahn sind beides Symptome einer außer Kontrolle geratenen Lebensführung. Die Angst, irgendeinen Genuss zu verpassen, und die Angst, ein Gramm Fett anzubauen, versklavt den Menschen. Die Gier, sich immer wieder den Magen vollzuschlagen, und die Gier, möglichst keinen Magen mehr zu haben, wird zum beherrschenden Trieb. Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um die Unterernährung, die in Dürregebieten bei einer schwach industrialisierten Bevölkerung besteht. Es geht um die Situation in Ländern wie Deutschland, wo gesunde Nahrung praktisch überall zu sehr niedrigen Preisen gekauft werden kann und wo es zudem auch umfangreiche Hilfe für Bedürftige gibt. Außerdem ist schon seit Jahren bekannt, dass Übergewicht besonders in sozial schwachen Verhältnissen wuchert. Man könnte jetzt noch prüfen, welchen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schaden der unmäßige Konsum von Nikotin, Alkohol usw. anrichtet bzw. wieviele Todesfälle darauf zurückzuführen sind. Festzuhalten bleibt: Weite Teile der Gesellschaft sind krank, krank durch Begierlichkeit, krank durch Angst, irgendeinen Genuss zu verpassen. Es grassiert die Seuche der Gier, die Seuche der Maßlosigkeit, die Seuche der Unersättlichkeit. Und was wird unternommen? Alle sollen gegen Schweinegrippe geimpft werden. Der Römische Katechismus fügt dem Kapitel über die Heilmittel der Begierlichkeit noch ein Kapitel an: "Wer sich besonders in die Fallstricke der Begierden verwickelt" (3,10,23). Demzufolge versündigen sich u.a. "die Rechtsgelehrten, welche nach bedeutenden und vielen Rechtshändeln und Streitigkeiten verlangen." Wie steht es heute mit den Rechtsanwälten im System "brd"? Bei Anwälten besonders beliebt sind zwei Tätigkeitsbereiche: Abmahnungen und Beleidigungen. Beleidigung ist wegen der fehlenden gesetzlichen Bestimmtheit gar nicht rechtserheblich, d.h. Gerichte und Anwälte können überhaupt nicht und dürfen deshalb auch gar nicht hier aktiv werden. Trotzdem: Im Jahr 2007 gingen 20% aller behandelten Straftaten auf das Konto "Beleidigung". Das sind 180.000 Fälle pro Jahr, Tendenz weiter steigend. Natürlich spielt hier nicht nur die absolute Unersättlichkeit der "Justiz" eine Rolle, sondern auch der Effekt dieser bereits an sich immer rettungslos illegalen Beleidigungsprozesse, nämlich unliebsame Kritiker auszuschalten. Abmahnungen hingegen sind nicht an sich illegal, faktisch sind aber sehr viele Abmahnungen unberechtigt. Derzeit ist mal wieder der Name von Rechtsanwältin Katja Günther in den Nachrichten, die jetzt endlich einmal rechtskräftig verurteilt wurde. Was passiert, wenn man einem Anwalt nachweisen kann, dass er unberechtigt abgemahnt hat? Nun, dann passiert zwar dem Anwalt normalerweise nichts oder allerhöchstens, selbst bei solchen "Berühmtheiten" wie Katja Günther, fast gar nichts. Wer aber das illegale Treiben des Anwalts aufdeckt, der muss mit schwerer Bestrafung dafür rechnen. Die Straftat lautet dann praktischerweise "Beleidigung". Und infolge der vollkommen fehlenden Bestimmtheit ist es auch vollkommen unmöglich, sich gegen den Vorwurf zu verteidigen, denn der Willkür sind ja objektiv absolut gar keine Grenzen gesetzt. Besonders übel werden diejenigen verfolgt, die sich für den Schutz der Kinder im Mutterleib einsetzen: Diese werden für den Lebensschutz abgemahnt und oft noch wegen Beleidigung verurteilt. Also das System brd verteidigt und fördert mit aller Gewalt "die Rechtsgelehrten, welche nach bedeutenden und vielen Rechtshändeln und Streitigkeiten verlangen." Das System brd kämpft mit aller brutalen Gewalt gegen die Gerechtigkeit, gegen das Leben. Wer sich aber für die Gerechtigkeit, für das Leben ausspricht, der wird zum Straftäter abgestempelt. Wer nicht an der Seuche der Gier, der Maßlosigkeit, der Unersättlichkeit erkrankt ist und sich durch noch so schlimme Drohungen und Misshandlungen nicht einschüchtern lässt, der wird ggf. obendrein noch zum "Geisteskranken" abgestempelt und dementsprechend misshandelt. Das Motto des Systems brd lautet also: "Krankheit ist Gesundheit, Gesundheit Krankheit." Oder wie Shakespeare die Hexen im "Macbeth" (1,1) sagen lässt: "Schön ist häßlich, häßlich schön." Und dieses absolut menschenfeindliche System brd entwickelt plötzlich eine gigantische Fürsorge, dass Millionen Menschen geimpft werden sollen, obwohl Impfungen im allgemeinen und die Schweinegrippe im besonderen einige Fragen aufwerfen. Ist das schon Grund genug, um doch noch an etwas Gutes im System brd zu glauben? Wie auch immer: Schützen wir uns vor der Seuche der Unersättlichkeit, halten wir Leib und Seele gesund, setzen wir uns ein für Wahrheit und Gerechtigkeit, damit wir dereinst teilhaben an der ewigen Freude des Himmels. Amen.

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