Predigt 05.03.2017
- 1. Sonntag der Fastenzeit -
(Kirche zum Mitreden, 04.03.2017)
https://gloria.tv/video/GbCcKxtSzoW92k4HDnFZ4mSh1
https://www.youtube.com/watch?v=GsHHAn4Fi7g
https://vimeo.com/206733805
"7 Tipps zur Fastenzeit" und "Fünf Tricks zur Fastenzeit". Dies sind
die Überschriften zweier Artikel auf einem Internetportal
(Landgericht Bonn, Az. 7 O 154/99) einer
international tätigen Firma eines sog. "Zweiten Vatikanischen
Konzils", kurz: V2-Gruppe. Zunächst zu den V2-Fasten-Tipps:
»Traditionell schrieb die katholische Kirche für die Fastenzeit
nicht irgendein beliebiges Opfer vor, sondern den Verzicht auf
Nahrung. Wer auch heute streng fasten möchte, beschränkt sich auf
eine einfache und sättigende Mahlzeit am Tag und kleine Stärkungen
zwischendurch. Als kleine Stärkung sind allerdings nicht die
Gummibärchen am Nachmittag oder die Chips abends vor dem Fernseher
gemeint. Die einfache Mahlzeit ist verständlicherweise auch nicht
das Schnitzel mit Pommes oder der Schweinebraten (auch wenn das ganz
sicher sättigend ist). Als kleine Stärkung empfiehlt sich
stattdessen Obst oder eine Scheibe Brot. Die Hauptmahlzeit ohne
Fleisch kann etwa ein Eintopf oder Gemüse sein. Mittlerweile
bedeutet die Fastenzeit für viele Christen, bewusst auf etwas zu
verzichten, was für sie im Alltag essentiell ist. Die heutige
Fastenordnung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965)
schreibt Gläubigen neben dem Aschermittwoch und Karfreitag keine
Abstinenztage (eine Mahlzeit und Fleischverzicht) mehr vor.
Katholiken sollen während der österlichen Bußzeit von 40 Tagen aber
"sich selbst verleugnen, indem sie die ihnen eigenen Pflichten
getreuer erfüllen". Die Abkehr vom einen ist damit gleichzeitig eine
Hinwendung zu etwas anderem. Das kann vor allem in schwachen
Momenten helfen, stark zu bleiben. Ein Buch lesen statt den
Fernseher einzuschalten oder eine Tasse Tee statt Kaffee. Was eher
nicht geht, ist die Tafel Schokolade statt einer Zigarette.«
Selbst wenn man rein gar keine Ahnung von den katholischen
Fastenvorschriften hat, stellt sich sofort die Frage: Kann ein
geistig gesunder Mensch das für wahr halten, was die V2-Gruppe hier
als "katholisch" ausgibt? Was ist daran "verständlich", dass ein
fastender Mensch kein "Schnitzel mit Pommes" oder "Schweinebraten"
essen darf. Wohlgemerkt: Das "traditionelle" Fastengebot sieht ja
ganz ausdrücklich vor, dass man sich nur einmal am Tag satt essen
darf. Aber gewissermaßen wird damit auch gleichzeitig gesagt, dass
man sich eben einmal am Tag satt essen muss - denn wie will man auf
Dauer denn sonst einen Zeitraum von vierzig Tagen überstehen? Und
eine "sättigende" Hauptmahlzeit ohne Fleisch soll dann einfach nur
Gemüse sein? Manche Gemüsesorten sind so dermaßen kalorienarm, dass
man regelrecht kiloweise Gemüse essen müsste, um über 24 Stunden
leistungsfähig zu bleiben. Und selbst wenn man tatsächlich kiloweise
Tomaten und Möhren in sich hineinpresst, um den notwendigen
Kalorienbedarf zu decken, bliebe noch immer die Frage, ob man damit
auch genügend der lebensnotwendigen Fette und genügend Vitamin B12
aufnimmt. Diese Frage ist bereits deswegen bedeutend, weil die
Kirche mit äußerstem Nachdruck die Pflicht zur Gesunderhaltung
betont. Dementsprechend wird auch ein unvernünftiges, unmäßiges
Fasten mit harten Worten verurteilt. Der Kirchenlehrer Thomas von
Aquin verweist z.B. auf ein Wort des Kirchenvaters Hieronymus: "Es
ist kein Unterschied, ob du dich in langer oder kurzer Zeit
umbringst. Einen Raub bringt der zum Opfer dar, der seinen Leib
durch allzu schlechtes und karges Essen oder durch zu wenig Schlaf
maßlos zerquält." Thomas betont zur für eine Fastenspeise erlaubten
Menge ausdrücklich: "Die Quantität der Speise kann nicht für alle
dieselbe sein wegen der verschiedenen körperlichen Konstitutionen,
wonach der eine mehr, der andere weniger Speise bedarf" (S.th. 2,2,
q.147, a6).
Das von der V2-Gruppe gezeichnete Bild vom katholischen Fasten wirft
somit in seiner ganzen Glaubwürdigkeit Fragen auf. Immerhin fraglos
richtig ist, dass die V2-Gruppe sog. "traditionelle"
Fastenvorschriften den "Vatikanum-2-Fastenvorschriften"
gegenüberstellt. Diese V2-Fastenvorschriften erscheinen dann sofort
nicht nur lächerlich anspruchslos, sondern obendrein auch noch
heillos chaotisch. Die V2-Gruppe läuft regelrecht Sturm gegen das
"traditionelle" Fasten, sie schwärmt von angeblichen Alternativen
wie einem sog. "digitalen Fasten" und verkündet z.B.: "Auch Estella
Lanzi praktiziert mediale Enthaltsamkeit. Die Studentin verzichtet
während der Fastenwochen auf Facebook und reduziert die Zeit im
Internet." Ach wie gut für Estella Lanzi, dass sie ein
Facebook-Konto hat - dann hat sie ja etwas, womit sie das
V2-Fastengebot erfüllen kann. In einem ähnlichen Vorteil sind
Raucher: Sie können als Ersatzfasten aufs Rauchen verzichten! Es
gibt noch weitere bizarre V2-Ersatzfasten-Phantastereien, doch das
soll hier genügen.
Nun zu den "Fünf Tricks zur Fastenzeit" der V2-Gruppe: Die V2-Gruppe
verkündet: »"Fleisch war traditionell in der Fastenzeit strengstens
untersagt. [...] Doch die Not machte vor allem die Ordensleute
erfinderisch. [...] Die Maultaschen, besonders in Schwaben beliebt,
sollen ursprünglich aus dem Zisterzienserkloster Maulbronn kommen.
Im Kloster erzählt man sich, dass ein Dieb gegen Ende der Fastenzeit
seine Beute verloren hatte. Der Laienbruder Jakob fand den Sack mit
einem großen Stück Fleisch beim Reisigsammeln. Der Verzehr war
natürlich in der österlichen Bußzeit verboten. [...] Was war also zu
tun? Beim Zubereiten des Gründonnerstagmahles soll ihm die Idee
gekommen sein: Er zerhackte das Fleisch und versteckten es vor dem
lieben Gott. Doch nicht etwa an einem Ort, an dem die Mönche es nach
der Fastenzeit herausholten, sondern mit Spinat in Nudelteig. Die
Maultasche war erfunden. Die Mönche im Schwabenland sollen aber
nicht die einzigen gewesen sein, die derartige "Verstecke" für das
Fleisch fanden: Überliefert sind auch Brot- oder Strudelteig.
Umgangssprachlich nennt man diese Speisen auch
"Hergottsbescheißerle".«
Die Fäkalsprache, wenigstens wenn es um den Herrgott geht, liegt der
V2-Gruppe ganz besonders am Herzen. So wird dieselbe Fäkalvokabel
auch im V2-Fasten-Tipps-Text aufgetischt, und es gibt sogar einen
eigenen Text ganz im Zeichen der V2-Fäkal-Maultasche. Angesichts der
ganzen hartnäckigen V2-Auswürfe scheint die "vorkonziliare Kirche"
eine Horde von geistig Minderbemittelten, von fanatischen Lügnern
und von Geisteskranken gewesen zu sein. Die vorkonziliare Kirche
stellt Fastenvorschriften auf, durch die selbst Ordensleute in "Not"
geraten, u.z. sogar in so große Not, dass sie sich selbst, die
kirchliche Obrigkeit und v.a. ganz bewusst den Herrgott betrügen.
Erst Vatikanum 2 brachte dann die Befreiung zum wahren
gottgefälligen Fasten, ja zum wahren gottgefälligen Leben überhaupt.
Außerdem: Neben der Fäkal-Maultasche tischt die V2-Gruppe auch gerne
die Fasten-Behauptung auf: "Schokolade ist seitens der Kirche
erlaubt!" Nun: Im zumindest im deutschen Sprachraum bekanntesten
moraltheologischen Buch von Jone des Jahres 1936 steht ganz im
Gegenteil ausdrücklich, dass Schokolade eben doch das Fasten bricht
(Nr. 388)! Und generell zum Grundsatz, dass man zwischen den
Mahlzeiten trinken darf, heißt es in einem anderen Lehrbuch (Koch,
431) von 1907, wiederum mit Verweis auf Thomas von Aquin: "Das
Fastengebot wird nicht gebrochen durch den Genuß von solchen
Flüssigkeiten, die an sich zur Stillung des Durstes und nicht des
Hungers dienen. Übermäßig oder in fraudem legis derartige Getränke
zu sich nehmen, ist sündhaft und mit dem christlichen Geiste des
Fastens unvereinbar." "In fraudem legis" bedeutet "unter Umgehung
des Gesetzes", d.h. in bewusster Zuwiderhandlung zum Sinn des
Gesetzes. Also während die V2-Gruppe den Katholiken sowohl eine
absurde Fastenpolitik sowie eine absurde Betrugsgesinnung
unterstellt, sprechen die harten Fakten ganz klar eine andere
Sprache. Übrigens steht auf dieser V2-Fasten-Internetseite auch noch
ein Hinweis: »Die Zeichentrickserie "Katholisch für Anfänger"
erklärt auf einfache und humorvolle Art zentrale Begriffe aus Kirche
und Christentum. In dieser Folge geht es um die 40-tägige
Fastenzeit.« Das braucht jetzt nicht weiter kommentiert zu werden.
Es empfiehlt sich also schon von daher unanfechtbar mit äußerster
Dringlichkeit, der V2-Gruppe grundsätzlich gar nichts zu glauben.
Und wer sich ernsthaft einerseits mit der V2-Gruppe und anderseits
mit der katholischen Kirche beschäftigt, kann unmöglich übersehen,
geschweige denn leugnen, dass die V2-Gruppe unanfechtbar
gerichtsnotorisch durch und durch verlogen ist. Hier gibt es nun ein
gewisses Problem: So rettungslos und skrupellos verlogen die
V2-Leitung auch ist: Sie hat eine überwältigende Zahl von
Unterstützern. Da sind zunächst die ganzen sog.
"Kirchensteuerzahler", die ebenso oft und gerne bereit sind, mit
absurden Lügen allgemein gegen die katholische Kirche und konkret
gegen Katholiken zu hetzen, z.B. bei Facebook oder einem der
unzähligen anderen Internet-Plattformen. Wer dort Rufmord begeht,
meint wohl, Gott damit einen Dienst zu erweisen. Eine solche
Verirrung verwundert nicht bei Menschen, die sich mit einem
"Ersatz-Fasten" abspeisen und gierig alles an Lügen schlucken, was
die V2-Gruppe ihnen serviert - gerne auch garniert mit
Fäkalvokabular. Obendrein erhält die V2-Gruppe auch massive
Unterstützung seitens der Kruzifixverbot-Republik Deutschland, die
bereits 1957 unanfechtbar das Konkordat gebrochen hat und z.B. auch
den Katholiken mit der Zwangszivilehe den freien Zugang zum
Ehesakrament versperrt. Über diese Situation müssen wir uns voll und
ganz im klaren sein: Wer sich zum katholischen Glauben bekennt, der
hat eine nach weltlichen Maßstäben gigantische Masse mächtiger,
skrupelloser Personen als Gegner. Trotz allem müssen wir Gott die
Treue bewahren und Christus vor den Menschen bekennen. Eine
wichtige, wertvolle Hilfe, um in diesem Kampf zu bestehen, ist eben
das Fasten gem. den katholischen Vorschriften. Wenn wir fasten, dann
tun wir das nicht nur mit Blick auf das Fasten unseres Herrn Jesus
Christus, sondern auch mit Blick auf sein Leiden und seinen Tod am
Kreuz. Und wir tun es letztlich mit Blick auf das Osterfest, mit
Blick auf die Auferstehung Christi, in der Hoffnung, dass wir
dereinst teilhaben an der ewigen Freude mit Christus im Himmel.
Amen.
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