Viruswarnung

- Anmerkung zur sicheren Internetnutzung -
(Kirche zum Mitreden, 22.03.2000)

Das Folgende tangiert die Kernthematik von KzM nur peripher; Insider würden diesen Beitrag wohl als off-topic bezeichnen. Doch nehmen wir uns einfach mal die Freiheit, über etwas anderes als Theologie zu schreiben.

Insbesondere mit der Verbreitung des Internets ist auch die Gefahr, dass sich schadhafte Programme, die z.B. Dateien löschen oder gar den Rechner völlig lahmlegen, schnell und weit verbreiten, sprunghaft gestiegen. Gegen diese so gen. Computerviren muss sich jeder Internetnutzer in geeigneter Weise schützen. Als Privatanwender kann und sollte er dafür mehrere Antivirenprogramme namhafter Hersteller einsetzen: In den verschiedenen Freeware-Katalogen im Internet finden sich mehrere Virenscanner, die für den privaten Gebrauch kostenlos sind. Drei Antivirenprogramme, die regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht werden und mindestens einmal pro Woche auch eingesetzt werden, sollten das Virenrisiko auf ein erträgliches Maß reduzieren.
Wer Dateien aus dem Netz herunterlädt (ob nun Programme oder Dokumente mit Programmierelementen (Makros)), der sollte diese Dateien erst einmal von allen Scannern überprüfen lassen, bevor er sie startet. Dies gilt selbst dann, wenn die Quelle als sicher gilt (sei es z.B. ein Freund oder ein großer Download-Anbieter). Für e-Mails, die aus mehr bestehen als aus reinem ASCII-Text, gilt dies selbstverständlich auch. Bei dem mail-Programm sollten unbedingt Java und JavaScript deaktiviert sein. Für Einzelfälle kann man es dann bei Bedarf aktivieren, aber ansonsten: Finger weg!

Warum dieser technische Exkurs auf KzM, und warum jetzt? Viruswarnungen gibt es doch laufend, und mit KzM hat das doch nichts zu tun; schließlich enthält KzM keine Programme und nutzt auch keine Java-Befehle. Nun, vor einigen Tagen erhielten wir und über vierzig andere Personen per Verteilerliste eine Viruswarnung, die angeblich (und wie sich herausstellte: tatsächlich) von der Polizei Baden-Würtemberg stammte. Darin wurde vor einer mail mit einem virenverseuchten Bildschirmschoner gewarnt, den man auf gar keinen Fall starten dürfe; AOL halte den im Bildschirmschoner versteckten Virus für sehr gefährlich, und es gebe noch kein wirkungsvolles Antivirenprogramm gegen dieses Virus (virus (Gift (lateinisch)) ist Neutrum). Dabei wurden die Empfänger der Viruswarnung darum gebeten, diese mail an alle Bekannten weiterzuleiten. Dies war auch schon geschehen: Wir erhielten die Mail nicht von der Polizei, sondern von einer anderen Adresse, und dabei waren auch im CarbonCopy (cc:)-Verfahren weitere Empfänger dieser mail angegeben. Also: Die Bitte um Verbreitung der mail war bereits erfolgreich.

Statt dass wir uns nun selber an dieser Verteileraktion beteiligten, schrieben wir umgehend an die Polizei:
"Ist die mail von Ihnen? Da auf Ihrer Homepage nichts steht und da ich es auch für unwahrscheinlich halte, dass die Polizei per e-mail Viruswarnungen verschickt, erst recht nicht in dieser Form, wäre mir eine Bestätigung wichtig. Ich würde, falls sich dies als Hoax herausstellt, die anderen Empfänger, die in der Verteilerliste genannt werden, benachrichtigen. Ferner wäre zu überprüfen, ob so ein Scherz einfach folgenlos bleiben sollte. Im Herrn"

"Hoax" bedeutet soviel wie "Ente" (abgeleitet von n.t. - non testatum (nicht bezeugt, d.h. Gerücht oder auch direkt Falschmeldung)). Es gibt fast mehr "Hoaxes" als echte Viruswarnungen, d.h. wer z.B. Newsletter von Computerzeitschrifte abonniert, wird oft genug darauf hingewiesen, dass er eine aktuelle Hoax-Meldung bitte nicht weiterleiten soll. Für Viren gibt es nun einmal die Virenscanner. Allerdings kann es manchmal durchaus sinnvoll sein, vor verseuchten Dateien zu warnen, wie z.B. aktuell vor verseuchten "Moorhuhn"-Dateien. Der Hintergrund: Deutschland ist im "Moorhuhnjad"-Fieber. Im Spiel "Moorhuhnjagd muss man mit der Maus auf sich bewegende Bitmaps von Moorhühnern (in etwas abstrakter Darstellung) klicken. Diese sinnlose Klickerei findet reißenden Absatz: Wohl endlich mal ein Spiel, mit dem der deutsche Durchschnittsintellekt nicht hoffnungslos überfordert ist. Zugegeben, das war jetzt nicht sehr nett - aber wir können uns einfach nicht so recht für diese Klickerei begeistern. Wem´s Spaß macht ... Eine Alternative dazu ist das Antichristenspiel, wo man z.B. katholische Kleriker totklicken muss.

Zurück zu unserer Bildschirmschonerwarnung: Wir erhielten wenige Tage später vom Webmaster der Polizei eine - angenehm freundliche - Antwort, dass diese mail nur für innerpolizeiliche Verbreitung bestimmt war, wahrscheinlich ohnehin ein Hoax sei und nicht weiterverbreitet werden solle. Also schickten wir diese Auskunft der Polizei an alle, die in der Verteilerliste aufgeführt waren, zusammen mit dem Einleitungstext:

"Sehr geehrte Damen und Herren, Sie haben gem. Verteilerliste eine "Viruswarnung" der Polizei Baden-Württemberg erhalten. Ich habe mich diesbezüglich erkundigt, und nun erhalten Sie den Schriftwechsel, der sich ergab. Ich halte nicht viel von solchen Warn-Aktionen. Im Herrn"

Von den ca. vierzig Empfängern haben uns zwei geantwortet. Bezüglich ihrer Computerkenntnisse stellte sich der eine als Fachmann vor, der andere wies darauf hin, dass es unter den Empfängern der mail sicherlich viele Nichtfachleute gibt. Beiden gemeinsam war, dass sie von unserer Bemerkung: "Ich halte nicht viel von solchen Warn-Aktionen", nicht sehr angetan waren. Mit diesem Text haben wir wohl begründet, warum wir von solchen Warn-Aktionen nicht so viel halten.
Nehmen wir diese Virusgeschichte (kritische Eigeninitiative bei Warnmeldungen) doch als Gleichnis für unser Leben: Man soll seinen Verstand einsetzen und nicht blindlings alles für Wahrheit halten, was auf den ersten Blick wahr zu sein scheint. Und wer eine Warnung vor KzM liest, sollte, bevor er sie für berechtigt hält oder gar weitergibt, erst einmal die Dogmen der Kirche als Prüfstein nehmen und sich nicht deshalb in KzM-feindlichen Aktivismus stürzen, weil als Absender "römisch-katholische Kirche e.V." angegeben wird.

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