Blutspende und Eisenmangel
- Pressemitteilung: Plädoyer für
Gesundheitskontrollen -
(Kirche zum Mitreden, 02.09.2010)
Am 01.09.2010 meldete das Deutsche Rote Kreuz (DRK), dass die Zahl
der Blutspenden nach den kritischen Sommermonaten wieder gestiegen
ist; selbstverständlich bleibt dabei der allgemeine Aufruf zur
Blutspende bestehen.
Nun erschien in den aktuellen "Zahnärztlichen Mitteilungen"
(zm, Nr. 17, 01.09.2010) ein Artikel "Eisenmangel": "Blasse Haut,
Konzentrationsstörungen, brüchige Nägel? Solche
Symptome können Ausdruck eines Eisenmangels sein. Daran ist
nicht nur bei Blutverlusten zu denken. Denn ein latenter Eisenmangel
kann viele Ursachen haben."
Je nach Schätzung besteht bei 20-60% der Weltbevölkerung
Eisenmangel, aber eben: Vielen ist diese Gefahr gar nicht bewusst.
Auch die typischen Eisenmangelsymptome werden entweder ignoriert
oder falsch eingeordnet. Zu weiteren Symptomen zählen z.B. auch
Mundwinkelrisse, Kopfschmerzen und Schlafmangel; bei Häufung
solcher Symptome scheint eine Kontrolle der Eisenwerte nicht
verkehrt.
Die Begeisterung der Deutschen für Gesundheitskontrollen ist
allerdings eher verhalten. Es ist z.B. in vielen Apotheken in kurzer
Zeit (unter zehn Minuten) für wenig Geld (unter fünf Euro)
möglich, die Werte für Zucker sowie Gesamtcholesterin
messen zu lassen. Abweichungen von den üblicherweise
empfohlenen Werten (Zucker 70-100g / dl; Gesamtcholesterin unter
200mg / dl) verursachen ggf. sehr lange Zeit überhaupt keine
direkten Schmerzen. Eine frühzeitige Therapie der Abweichungen
erhöht die Aussichten auf Gesundung. Und wenn sich irgendwann
aus den Abweichungen größere Beschwerden ergeben, kann
eine Therapie vielleicht nur noch wenig helfen. Diese hervorragenden
Diagnosemöglichkeiten werden aber nicht von allen im
angemessenen Umfang genutzt.
Die Eisenwerte hingegen lassen sich nicht so leicht und preiswert
überprüfen. Werte wie Serum-Ferritin, C-reaktives Protein
und Transferrin-Sättigung werden im Labor bestimmt. Ggf. ist zu
klären, ob die dafür resp. für den Arztbesuch
anfallenden Kosten von der Krankenkasse übernommen werden. Aber
immerhin: Der Hb-Wert (Menge des Hämoglobin (roter
Blutfarbstoff)) kann recht unkompliziert gemessen werden, zwar nicht
in jeder Apotheke, aber bei der Blutspende.
Denn vor jeder Blutspende werden beim Spender u.a. Blutdruck und
Temperatur, aber auch der Hb-Wert gemessen. Die
Blutdruckmessungen mögen zwar wegen der großen
Schwankungsmöglichkeiten infolge von Aufregung etc. wenig
aussagekräftig bis irreführend sein; der Hb-Wert
hingegen ist eine aufschlussreiche und wichtige Größe.
Hier werden meist Werte von 13,5-17,5g / dl (Männer) resp.
12-16g / dl (Frauen) empfohlen. Eisenüberladungen gibt es zwar
auch, aber ungleich seltener als Eisenmangel.
Also wem ethische Motive nicht genügen, um Blut zu spenden, der
sollte sich wenigstens über den Nutzen einer Eisenbestimmung
Gedanken machen.
Abschließend: Für manche Abweichungen von Normwerten
braucht man gar keine Messungen, ganz im Gegenteil: Defizite werden
hier oft gewaltsam ignoriert und nach Möglichkeit verschleiert,
z.B. Übergewicht und Zahnfäule. Und im Prinzip weiß
jeder, wie solche Defekte vermieden resp. ggf. auch behoben werden
können: Angemessene Ernährung und Zahnpflege sind
zumindest hierzulande praktisch für jeden problemlos
möglich. Trotzdem sind von Überwicht über 60% und von
Karies über 90% der Deutschen betroffen. Wenn viele sich
bereits weigern, offenkundigste Defekte wahrzunehmen, geschweige
denn diese nach Möglichkeit zu beheben, dann kann die
verhaltene Begeisterung für Gesundheitskontrollen nicht
überraschen.
In solchen Fällen gilt erst recht: Es ist Zeit, ein gutes Werk
zu tun. Das gespendete Blut kann das Leben eines Menschen retten,
und man weiß nie, welcher Mensch - vielleicht man selbst -
einmal auf eine Blutspende angewiesen sein wird. Und man tut auch
bereits dadurch ein gutes Werk, dass man sich im angemessenen Umfang
um seine eigene Gesundheit kümmert, sowohl durch eine gesunde
Lebensweise als auch durch angemessene Gesundheitskontrollen. Es ist
einfach angenehm, gesund und leistungsfähig zu sein. V.a. aber
kann man so der Gesellschaft möglichst lange und möglichst
effektiv dienen. Insofern sprechen viele gewichtige Gründe
nicht gegen, sondern für eine Blutspende. Man sollte die
Konsequenzen ziehen.
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