Das "dritte Geheimnis von Fatima"

- Kurze Anmerkungen zu den vatikanischen "Enthüllungen" -
(Kirche zum Mitreden, 26.06.2000)

Nun ist es also "raus", das "dritte Geheimnis von Fatima", über das soviel spekuliert wurde. Nach den Privatoffenbarungen an die Seherkinder in Fatima 1917 wurden bislang nur die beiden ersten Teile veröffentlicht, und um das dritte rankten sich endlose Gerüchte. Seit Ende Juni 2000 steht auf den Internetseiten des Vatikan ein ellenlanges Dokument, das sowohl das "dritte Geheimnis" als auch einige Zusatzinformationen enthält. Dazu nun einige Zeilen:

Zunächst verweisen wir auf die Informationen bzgl. der Privatoffenbarungen, damit sich niemand in Sensationsgier verzehrt. Ferner geben wir zu bedenken, dass Neu-Rom in keiner Weise als glaubwürdig eingestuft werden kann, von daher ist es nicht unproblematisch, über den Sinn dessen zu philosophieren, was uns nun die Unglaubenskongregation unter Leitung von Joseph Ratzinger vorsetzt.
Am meisten dürfte die Darstellung des "dritten Geheimnisses" interessieren, die Sr. Lucia (eines der Seherkinder) 1944 in einem Brief niederlegte:


"Nach den zwei Teilen, die ich schon dargestellt habe, haben wir links von Unserer Lieben Frau etwas oberhalb einen Engel gesehen, der ein Feuerschwert in der linken Hand hielt; es sprühte Funken, und Flammen gingen von ihm aus, als sollten sie die Welt anzünden; doch die Flammen verlöschten, als sie mit dem Glanz in Berührung kamen, den Unsere Liebe Frau von ihrer rechten Hand auf ihn ausströmte: den Engel, der mit der rechten Hand auf die Erde zeigte und mit lauter Stimme rief: Buße, Buße, Buße! Und wir sahen in einem ungeheuren Licht, das Gott ist: "etwas, das aussieht wie Personen in einem Spiegel, wenn sie davor vorübergehen" einen in Weiß gekleideten Bischof "wir hatten die Ahnung, daß es der Heilige Vater war". Verschiedene andere Bischöfe, Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen einen steilen Berg hinaufsteigen, auf dessen Gipfel sich ein großes Kreuz befand aus rohen Stämmen wie aus Korkeiche mit Rinde. Bevor er dort ankam, ging der Heilige Vater durch eine große Stadt, die halb zerstört war und halb zitternd mit wankendem Schritt, von Schmerz und Sorge gedrückt, betete er für die Seelen der Leichen, denen er auf seinem Weg begegnete. Am Berg angekommen, kniete er zu Füßen des großen Kreuzes nieder. Da wurde er von einer Gruppe von Soldaten getötet, die mit Feuerwaffen und Pfeilen auf ihn schossen. Genauso starben nach und nach die Bischöfe, Priester, Ordensleute und verschiedene weltliche Personen, Männer und Frauen unterschiedlicher Klassen und Positionen. Unter den beiden Armen des Kreuzes waren zwei Engel, ein jeder hatte eine Gießkanne aus Kristall in der Hand. Darin sammelten sie das Blut der Märtyrer auf und tränkten damit die Seelen, die sich Gott näherten."


Mal angenommen, das ist echt, dann hätten wir u.a. folgende Aussagen:

1. Die Welt muss Buße tun.
2. Die Seher hatten "die Ahnung", dass es um den Papst geht.
3. Der Papst und die Mitglieder des Klerus, außerdem auch Laien, werden ermordet.

Dass die Welt Buße tun muss, ist eine Grundbotschaft des Christentums, und auch der Kampf gegen die Freunde Christi, wie er jetzt von der V2-Sekte mit aller Härte betrieben wird, ist in der Heiligen Schrift ganz klar angekündigt.
Nachdenklich stimmen müssen jedoch die Formulierungen: "etwas, das aussieht wie Personen in einem Spiegel, wenn sie davor vorübergehen", und: "wir hatten die Ahnung, daß es der Heilige Vater war". Schein oder Wirklichkeit? Scheinpapst oder wirklicher Papst?
Interessanterweise wird insbesondere das Attentat von 1981, bei dem Wojtyla schwer verletzt wurde (s. Nachrichten v. 19.06.2000), mit dem Geheimnis von Fatima in Verbindung gebracht. Bei allem Respekt: In dem Geheimnis heißt es "töten", nicht "ernsthaft verletzen". Das interpretiere man bitte nicht so, als würden wir zu einem erneuten Wojtyla-Attentat aufrufen. Wir beten für unsere Verfolger, auch für Wojtyla. Zugegeben, wir fordern eine gerechte Bestrafung für die V2-Sektierer, aber wir predigen keine Lynchjustiz.

Wenig aufschlussreich ist das im vatikanischen Dokument veröffentlichte Gespräch mit Lucia, die nun zu den Wojtyla-Anhängern gehört; Lucia sprach mit Tarcisio Bertone, dem Sekretär der "Kongregation für die Glaubenslehre" und "Beauftragten des Heiligen Vaters", und Serafim de Sousa Ferreira e Silva, dem "Bischof" von Leiria-Fatima, am 27.04.1999:


Auf die Frage: "Ist die Hauptperson der Vision der Papst?", antwortet Schwester Lucia sofort mit Ja und erinnert daran, daß die drei Hirtenkinder sehr betrübt waren über das Leiden des Papstes und daß Jacinta wiederholte: " Coitadinho do Santo Padre, tenho muita pena dos pecadores! " ("Armer Heiliger Vater, ich muß viel leiden für die Sünder!"). Schwester Lucia fährt fort: "Wir wußten den Namen des Papstes nicht; die Dame hat uns den Namen des Papstes nicht gesagt; wir wußten nicht, ob es Benedikt XV. war oder Pius XII. oder Paul VI. oder Johannes Paul II., aber es war der Papst, der litt und auch uns leiden ließ".
[...]
Bevor Schwester Lucia den versiegelten Umschlag, der den dritten Teil des "Geheimnisses" enthält, dem damaligen Bischof von Leiria-Fatima übergab, hatte sie auf den äußeren Umschlag geschrieben, daß dieser erst nach 1960 entweder vom Patriarchen von Lissabon oder vom Bischof von Leiria geöffnet werden dürfe. Daher stellt Seine Exzellenz Msgr. Bertone die Frage: "Warum gibt es den Termin 1960? Hat die Madonna dieses Datum angegeben?" Schwester Lucia antwortet: "Es war nicht die Dame, sondern ich habe 1960 als Datum gesetzt, weil man es - wie ich spürte - vor 1960 nicht verstehen würde. Man würde es nur danach verstehen. Jetzt kann man es besser verstehen. Ich habe das geschrieben, was ich gesehen habe. Mir steht die Deutung nicht zu, sondern dem Papst".


Es ist anscheinend auch für die Seherkinder nicht klar gewesen, ob sie einen echten oder einen falschen Papst gesehen haben. Und besonders irritierend wirkt Lucias Intervention, 1960 als Datum festzusetzen, ab wann man das Geheimnis verstehen würde. In diesem Jahr hatte der erste Scheinpapst des 20. Jh., Angelo "Johannes XXIII." Roncalli, bereits die Macht im Vatikan übernommen und alle Vorbereitungen für Vatikanum 2 in die Wege geleitet.

Statt sein Leben mit Spekulationen über die Fatima-Geheimnisse, insbesondere das dritte, dessen Authentizität für uns nicht hinreichend sicher ist, zu verbringen, sollte man lieber die Fakten studieren und die sicheren Schlüsse ziehen: Dass die V2-Sekte nicht die Lehre Christi vertritt und auch nicht die römisch-katholische Kirche sein kann.

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