foodwatch, Milch und Zucker
- Pressemitteilung zur Auszeichnung "Goldener Windbeutel 2010"
für "Monte Drink" von Zott -
(Kirche zum Mitreden, 27.04.2010)
Die Initiative abgespeist.de der
Verbraucherrechtsorganisation foodwatch e.V. hat am 23. April
2010 erfolglos versucht, die Auszeichnung "Goldener Windbeutel 2010"
an das Unternehmen Zott für das Produkt "Monte Drink" zu
überreichen. Immerhin: Zott kündigte angesichts der
Auszeichnung an, Rezeptur und Aufmachung von Monte Drink zu
ändern.
Auf abgespeist.de wird im Artikel "Mit wertvollem
Etikettenschwindel" der "Monte Drink" ausführlich
gewürdigt; u.a. wird auf seinen extrem hohen Zuckeranteil
hingewiesen, wozu es heißt: »"Mit wertvollem
Traubenzucker" steht verheißungsvoll auf der Flasche. Warum
der Zucker wertvoll ist, erläutert Zott nicht. Erst auf
Nachfrage von foodwatch heißt es: "Traubenzucker ist für
den Menschen schnell verfügbarer Zucker und wird von uns
deswegen als wertvoll bezeichnet." Das klingt logisch. Je schneller
der Zucker ins Blut geht, desto schneller steigt der
Blutzuckerspiegel und desto schneller fällt er auch wieder ab –
was dazu führt, dass schnell wieder Hunger einsetzt. Dann muss
noch mehr Monte her. Und das ist natürlich ein wertvoller
Effekt. Nicht für die Kinder, die erneut zur Zuckerbombe Monte
greifen. Aber für Zotts Bilanz.«
Nun gibt es zwar viele, oft völlig widersprüchliche
Empfehlungen für eine "gesunde
Ernährung". Aber immerhin besteht weitgehend Konsens
hinsichtlich der Empfehlung einer zuckerarmen Ernährung. Ob
(z.B. von der "Deutschen Gesellschaft für Ernährung", DGE)
eine kohlenhydratreiche, oder ob (z.B. von Robert
Atkins und der "low carb"-Fraktion) eine kohlenhydratarme
Ernährung empfohlen wird: Wenig Zucker sollte es immer sein,
normalerweise (deutlich) weniger als 50g Zucker pro Tag.
Leider läuft anscheinend bei vielen Verbrauchern fast
reflexartig eine Assoziation von "Milch" und "gesund" ab. Dabei wird
gerne ignoriert, dass sehr viele Milchprodukte relativ viel Zucker
enthalten, u.z. schon von Natur aus den Milchzucker (Laktose).
Speziell beim Milchzucker kommt noch die Möglichkeit der
Laktose-Unverträglichkeit hinzu: Ca. 15% der deutschen und
sogar ca. 90% der weltweiten Bevölkerung leiden unter einem
Laktasemangel, d.h. sie besitzen nicht (ausreichend) das Enzym
Laktase zum Milchzuckerabbau. Auch wenn Milch für
Säuglinge normalerweise tatsächlich sehr wichtig ist, muss
das für Erwachsene nicht unbedingt gleichermaßen gelten.
Und selbst von der Lactose-Unverträglichkeit abgesehen, kann
überhaupt die Zuckermenge bei Verzehr von Milch und
Milchprodukten schnell in problematische Höhen steigen. Ob
Vollmilch oder entrahmte, quasi fettfreie Milch: Bereits mit einem
Liter kratzt man an der o.g. 50g-Zuckermarke. Ein kleiner Becher mit
einfachem Naturjoghurt kann schon 10g Zucker enthalten, ein
großer Becher Joghurt mit süßem Geschmack
dementsprechend mehr. Käse hingegen kann je nach Art ganz
unterschiedliche Anteile an Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß
haben. Also empfiehlt sich auch an der "gesunden" Milchtheke der
Blick auf die Nährwerttabelle.
Es scheint n.b. wohl legitim, Soja als (u.U. gelegentliche)
Alternative zur Milch zu prüfen. Soya-Drinks liefern - wie
Milch - u.a. Calcium, enthalten aber üblicherweise - je nach
Hersteller sogar erheblich - weniger als die Hälfte an Zucker
im Vergleich zur Milch; Sojagetränke sind u.a. auch
laktosefrei.
Der Milch-Zucker-Themenkomplex betrifft auch eines der beliebtesten
Nahrungsmittel resp. Genussmittel, i.e. die Schokolade. Wenn eine
Schokolade viel Milch und wenig Kakao enthält, dann muss sie
doch wohl gesund sein, schon wegen der Extraportion Milch. Und
irgendwo hat man vielleicht mal aufgeschnappt, dass Schokolade
gesund sein soll - und das muss doch wohl an der Milch liegen!
Allerdings hat foodwatch bereits am 24.10.2007 in einer
Produktkritik vor derlei Fehlschlüssen gewarnt. Und zur
"gesunden Schokolade": Die herzgesunden Effekte wie Blutdrucksenkung
und Stärkung der Blutgefäße werden normalerweise
gerade nicht der Vollmilchschokolade, sondern ausschließlich
der dunklen Schokolade zugeordnet, d.h. eben nicht die Milch,
sondern gerade der Kakao macht's! Und zum Zucker:
Vollmilchschokolade bringt es auf ca. 50% Zucker, richtige
Bitterschokolade (mindestens 85% Kakao) dagegen auf weniger als 20%.
Wichtiger Hinweis: Für einen Gesundheits-Effekt können
bereits weniger als 10 (zehn) Gramm Schokolade pro Tag reichen.
Es steht also zu hoffen, dass auch durch diese foodwatch-Kampagne zu
Zotts "Monte Drink" möglichst viele Verbraucher für den
Themenkomplex "Milch und Zucker" sensibilisiert werden.
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