Revolution "Ökumene Jetzt - ein Gott, ein Glaube, eine Kirche"

- Pressemeldung: Ein Aufruf zur Einheit -
(Kirche zum Mitreden, 05.09.2012)
"Aufruf zur Revolution. Prominente Christen fordern die Wiedervereinigung der Kirchen", so titelte am 05.09.2012 die Seite, wo ursprünglich der katholische Informationsdienst "Kirche zum Mitreden" zu finden war, i.e. katholisch.de. Und zu derselben Sache titelte dieselbe Seite bereits am 04.09.2012: "Wiedervereinigung der Kirchen? Bundestagspräsident startet einen revolutionären Appell". Also: Revolution jetzt?
Der Aufruf "Ökumene Jetzt - ein Gott, ein Glaube, eine Kirche", weniger als 1.000 Wörter kurz, wurde unterzeichnet u.a. von Bundestagspräsident Norbert Lammert, Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Verteidigungsminister Thomas de Maiziere, Bildungsministerin Annette Schavan, Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse, SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier und Quizmoderator Günther Jauch. Können Politiker / Showmaster etwas unterschreiben, das aus lauter Unwahrheiten zusammengepanscht ist; etwas, das den absolut elementarsten Prinzipien fundamentaler Logik radikal widerspricht; etwas, das dem eigenen Volk und überhaupt jeder echten religiösen Freiheit schwersten Schaden zufügt?
Das Kernanliegen des Aufrufs wird auf der entsprechenden Homepage selbst hervorgehoben: "Wir wollen nicht Versöhnung bei Fortbestehen der Trennung, sondern gelebte Einheit im Bewusstsein historisch gewachsener Vielfalt." Nun, nichts einfacher als das: Man braucht einfach nur katholisch zu werden.
Aber ist diese entwaffnend einfache Lösung nicht der böse, böse "Rückkehr-Ökumenismus"? Sogar Robert Zollitsch, der Vorsitzende des sog. Deutschen Bischofskonferenz hat doch am 05.09.2012 konkret zu diesem Ökumene-Aufruf erklärt: »Aus katholischer Sicht ist der ökumenische Dialog unverzichtbar. Er dient der Überprüfung theologischer Hindernisse auf dem Weg zur sichtbaren Einheit aller Christen und zielt auf deren Überwindung. Das Zweite Vatikanische Konzil hat unmissverständlich erklärt – der Aufruf "Ökumene jetzt" würdigt dies –, dass der Weg der Kirche im Sinne Jesu ein Weg sein muss, der zur Einheit führt, die "auch sichtbar Gestalt" gewinnt. Eine gegenseitige Anerkennung der Kirchen ist tatsächlich zu wenig.« Einige Aspekte:
1. Zum Wahrheitsgehalt des Aufrufs: O-Ton Aufruf: "Martin Luther wollte die Kirche erneuern, nicht spalten." Richtig ist: Luther wollte eine andere Gemeinschaft als die Kirche. "Wider das Papsttum zu Rom, vom Teufel gestiftet" - so schrieb Luther 1545. Zugegeben, es gibt gewisse protestantische "Glaubenserklärungen" wie die Confessio Augustana (Augsburger Bekenntnis). Aber das fürwahr wesentliche protestantische Element ist eben, nicht katholisch zu sein. Und eben weil es keinen Papst gibt, muss unausweichlich zwingend notwendig eine andere Autorität als der Papst her. Das mag dann Martin Luther, irgendein "Pfarrer" oder - wohl meistens - nur höchstpersönlich man selbst sein. Fakt bleibt aber immer: Der Garant für die Kirche als "Säule und Grundfeste der Einheit" (1 Tim 3,15) fehlt im Protestantismus. Der Protestantismus ist also im Kern "negativ" - das einzig wirklich sichere an ihm ist die Ablehnung des Papstes. Schon Luther persönlich beurteilte die Früchte seiner antipäpstlichen "Erneuerung": "Es sind wohl so viele Sekten und Glauben wie Köpfe. [...] Einige lehren, Christus ist nicht Gott; manche sagen dies, manche das. Kein Bauer ist so ungebildet, daß, wenn er etwas träumt oder phantasiert, es nicht das Flüstern des Heiligen Geistes und er selbst ein Prophet sein muß" (zit. nach J. A. O'Brien, Der Glaube der Millionen, Aschaffenburg 1949, 194). Kurzum: Katholizismus besteht positiv im unverkürzten Festhalten aller Glaubenswahrheiten. Das gilt auch dann, wenn mal wieder Sedisvakanz eingetreten ist: Mag auch ein Papst gestorben sein, die Lehre lebt weiter.
2. Zur Logik des Aufrufs: O-Ton Aufruf: "Unbestritten ist, dass es unterschiedliche Positionen im Verständnis von Abendmahl, Amt und Kirchen gibt. Entscheidend ist jedoch, dass diese Unterschiede die Aufrechterhaltung der Trennung nicht rechtfertigen." Ach nein? Ist es letztlich belanglos, ob Christus unter den Gestalten von Brot und Wein wahrhaft, wirklich und wesentlich gegenwärtig ist, ob die Ehe unauflöslich usw. usf.? Soll Christus z.B. nur von Januar bis Juni im Altarsakrament zugegen sein, und die Ehe nur jeden zweiten Tag unauflöslich? Und nach wie vor bleibt das Papsttum die zentrale Frage: Ist der Papst nur vormittags unfehlbar, und haben die Dogmen auch nur vormittags Gültigkeit? Darf dann nachmittags jeder selbst Papst spielen? Ist das Papsttum vormittags von Christus eingesetzt und nachmittags vom Teufel gestiftet? Seien wir ehrlich: Der Logik des Katholizismus steht die Unlogik des Protestantismus gegenüber. Typisches Beispiel: Protestanten berufen sich gerne ausdrücklich allein auf die Heilige Schrift (sola scriptura). Aber in all den Jahrhunderten konnte noch kein einziger Protestant die Frage vernünftig beantworten, weshalb denn ein paar Bücher überhaupt die "Heilige Schrift" sein sollen. Wer hat diese Sammlung überhaupt zusammengestellt und dann obendrein zur Bibel, zum Wort Gottes erklärt? Das war eben die einzige Kirche Christi, i.e. die katholische Kirche.
Ferner: Der Aufruf beruft sich nachdrücklich auf das "Vatikanum 2": "Ein zentrales Dokument des Konzils, das Dekret über den Ökumenismus (Unitatis Redintegratio), nimmt die Christinnen und Christen in die Pflicht, sich für die Wiederherstellung der Einheit der Kirche einzusetzen." Tatsächlich: In "Unitatis Redintegratio" I,3 werden nichtkatholische Gemeinschaft sogar als "Mittel des Heiles" bezeichnet. Jetzt mal ganz logisch: Kann denn überhaupt eine "Einheit" erstrebenswert oder gar notwendig sein, wenn doch auch getrennte Gemeinschaften "Mittel des Heiles" sein sollen? Kann eine Gemeinschaft, derzufolge nichtkatholische Gemeinschaften "Mittel des Heiles" sein sollen, die katholische Kirche sein? Kann die Gruppe von "Vatikanum 2" die Kirche Christi sein? Nein.
Die Einheit, die von den Ökumenismus-Aktivisten angestrebt wird, ist keine Einheit in der Wahrheit, sondern die Einheit im Kampf gegen die Wahrheit.
3. Zum Segen des Aufrufs: Zunächst: Wer von Wahrheit und Logik nichts hält und nichts wissen will, der braucht eigentlich kaum einen Schaden zu fürchten, mal abgesehen vom "ewigen Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist" (Konzil von Florenz, Lehrbestimmung für die Jakobiten; Neuner-Roos Nr. 350). Wer allerdings katholisch ist und sich dementsprechend nicht der Ökumene-Revolution anschließt, muss sich bereits hienieden auf einiges gefasst machen. Der Verf. wurde in den sechzehn Jahren als römisch-katholischer-Priester bereits mehrfach zu schweren Strafen verurteilt. Und am 27.09.2012 soll bei Amtsgericht Dorsten seine endgültige Verurteilung dafür erfolgen ganz ausdrücklich dafür, dass er Texte über die Vatikanum-2-Gruppe veröffentlicht und darin eben diese Ökumenismus-Revolution zurückgewiesen hat.
Bliebe abschließend noch immer die Frage: Können Politiker / Showmaster etwas unterschreiben, das sich massiv gegen Wahrheit, Logik und Allgemeinwohl richtet. Auch wenn eine Antwort darauf schwer fallen mag: Diejenigen, die bisher blindes Vertrauen in die makellose Integrität von Politikern und Showmaster hegten, könnten diese Haltung vielleicht noch einmal überdenken.

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