Kirche zum Mitreden - Leserbriefe 13.12.1997

Das Ziel unserer Homepage besteht darin, über die römisch-katholische Kirche zu informieren, damit jeder zu einer vertretbaren Ansicht gelangen kann. Der gegenwärtige Trend der "Meinungsbildung" besteht darin, Meinungen argumentationslos nebeneinanderzustellen oder Vertreter einer Meinung zu Wort kommen zu lassen, ohne deren Standpunkt hinsichtlich seiner Berechtigung zu untersuchen oder überhaupt nur zu kommentieren. Dies geschieht z.B. durch die "Leserbriefseiten" von Illustrierten und Zeitungen, ferner durch "Interviews" und v.a. durch die zahlreichen "Talksendungen", wo sich öfters Leute zu so interessanten Themen äußern wie "Mein Leben als Prostituierte", "Mein Leben als Schwuler",  "Mein Leben als Prolet", "Mein Leben als Napoleon", "Mein Leben als Selbstmörder", "Mein Leben als Priester" etc. Besonders hier gilt die Devise: Zoten bringen Quoten, und je primitiver es da zugeht, desto besser. Der Oberirreführer unter den "Talkern" ("Schwätzern") ist zweifellos Jürgen Fliege, der wie alle anderen "Talker" zu Toleranz und Akzeptanz gegenüber objektiv falschem Verhalten aufruft, aber darüber hinaus sich auch noch als Christ ausgibt, wobei er sich völlig zu Unrecht auf die Mahnung Christi beruft, nicht zu richten. Sicherlich steht es niemandem außer Gott zu, über den Stand des Menschen in der Ewigkeit zu urteilen, aber es ist sehr wohl Pflicht eines Christen, die Mitmenschen auf Fehler hinzuweisen und sogar Sanktionen zu verhängen, cf. Mt 18,15-17.
Wir geben - oft durch bloße ausführliche Zitate - die Position der römisch-katholischen Kirche wieder und machen keinen Hehl daraus, daß wir diese Position absolut unterstützen. Allerdings führen wir Argumente an, während es eben in der Interview- und Talkgesellschaft üblich ist, argumentationslos vorzugehen. Wem etwas an unseren Seiten nicht paßt - und von diesen Kritikern gibt es offenkundig einige -, der muß erst ein Gegenargument bringen, warum die Position der römisch-katholischen Kirche falsch ist. Bei keiner der bisher erhaltenen Zuschriften war dies der Fall. Statt dessen kommen überwiegend Texte, die den Platz auf der Festplatte nicht wert sind. Eine Leserin schrieb uns kürzlich, daß sie "keine Haßtiraden annehme von einem Besserwisser und deswegen auch für 'Kirche zum Mitreden' kein Interesse habe ... Ihr Haß ist schrecklich! Von der Liebe Christi keine Spur!"
Ist es moralisch verwerflich, wenn man etwas besser weiß und andere auf ihre Fehler aufmerksam macht? Diese Leserin hat wohl nie einen Blick ins Neue Testament geworfen, da sie anscheinend die Mahnworte Jesu und seine Wehrufe über die Pharisäer nicht kennt. Künftig werden wir auf derartige Schreiben nicht weiter eingehen. Gerne berücksichtigen wir jedoch Zuschriften, in denen Leser unsere Argumentation an konkreten Punkten als schwer oder nicht nachvollziehbar bemängeln. Schließlich schreiben wir nicht zu unserer privaten Erbauung, sondern um anderen ein Mitreden in kirchlichen Fragen zu ermöglichen.


In der letzten Ausgabe der Leserbriefe hatten wir zu der vatikanischen Instruktion über die Laienfrage Stellung genommen bzw. vielmehr auf die ersten Reaktionen seitens einiger Konzilssektierer darauf. Wie zu erwarten war, haben inzwischen bereits viele mehr oder weniger spektakuläre Protestaktionen gegen die vermeintliche "Gängelung durch Rom" stattgefunden. Von mehreren konziliaren Mahlvorstehern ("Pfarrern") wurde dazu aufgerufen, die Instruktion völlig zu ignorieren bzw. ("Jetzt erst recht!") noch "mutiger" und "engagierter" Dienste in der "Kirche" auszuüben. Es ist also bald wieder mit einer "Lockerung" der "kirchlichen" Vorschriften durch den Vatikan zu rechnen, wobei wenigstens einige der jetzt in der Instruktion dargelegten Vorschriften (die ja bereits extrem liberal sind!) abgeschwächt oder gestrichen werden. Obwohl wir teilweise die von uns namentlich genannten Personen auf unsere Homepage aufmerksam gemacht haben, hielt es bislang keiner für nötig, etwas gegen die nicht unbedingt schmeichelhaften Darstellungen anzubringen. 

Bereits von verschiedenen Seiten wurden wir darauf aufmerksam gemacht, daß wir uns mit unseren Artikeln nicht nur Freunde machen und sicherlich keinen Beifall von Politikern erhalten, insbesondere hinsichtlich der Artikel "Faustrecht" und "Staat und Legalität". Wir verweisen zunächst exemplarisch auf den Fall Günter Grass, einen Autor aus der linken Szene, der politischen Unfug und moralischen Abfall in gossenhaftem Stil zu Papier bringt und dafür des öfteren als "großer Schriftsteller" gefeiert wird. Als der Türke Yasar Kemal den "Friedenspreis des deutschen Buchhandels" erhielt, sagte Grass bei den Feierlichkeiten in seiner Festrede: "Ich schäme mich meines zum bloßen Wirtschaftsstandort verkommenen Landes, dessen Regierung todbringenden Handel zuläßt und zudem den verfolgten Kurden das Recht auf Asyl verweigert." Während wir aufgrund objektiver Normen Kritik äußern, kommt Grass mit Gemeinplätzen daher, die in jeder Hinsicht haltlos sind und an direkter Staatsfeindlichkeit keinen Zweifel lassen. Es mag sein, daß so illustre Gestalten wie Richard von Weizsäcker und Rita Süssmuth zu solchen Ungeheuerlichkeiten Beifall gespendet haben; es mag ferner sein, daß einige Politiker die krassen Äußerungen Grass´ nicht unterstützt haben. Jedenfalls ist Grass aber nicht gemaßregelt worden, obwohl es in seinem Fall - schon lange - völlig berechtigt und sogar notwendig gewesen wäre.
Damit beruhigen wir diejenigen, die uns auf strafrechtliche Konsequenzen für unsere Texte aufmerksam machen (über das "Recht auf Meinungsfreiheit" an anderer Stelle mehr). Und wenn es dann doch zu strafrechtlichen Konsequenzen kommen sollte? Nun, sogar unser Herr Jesus Christus hat die Gewalt nicht als höchste Autorität gelten lassen: "Habe ich unrecht gehandelt, so beweise das Unrecht; habe ich aber recht geredet, warum schlägst du mich?" (Joh 18,23). Außerdem gilt den Katholiken die Weisung: "Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten können, aber weiter nichts vermögen. Ich will euch zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, der nach dem Tode die Macht hat, in die Hölle zu stürzen. Ja, ich sage euch: Den fürchtet!" (Lk 12,4f).

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