Zivilcourage
Karl Lehmann setzte seiner o.g. Weihnachtspredigt durch einen Auftritt im Südwestfunk noch eins drauf, als er die Deutschen zu einer "geistigen Offensive" aufforderte. "Wenn es nicht zu einer neuen Begeisterung für den christlichen Glauben kommt, sacken wir gesellschaftlich weiter ab." Wie wahr, wie wahr! Nur meint Lehmann ja gar nicht den christlichen Glauben, sondern die Häresien von V2, und gerade diese sind es in erster Linie, die - nicht nur die deutsche Gesellschaft - ins Verderben führen, weil die aus den Sakramenten entspringende Gnade versiegt und himmelschreiende Sünden wie Sodomie toleriert werden. Wie "offensiv" Lehmann in Wirklichkeit ist, gestand er kleinlaut mit seiner Bemerkung, er wolle z.B. in der Abtreibung nicht durch "starke Worte" und "schrille Töne" "polarisieren". Daß es für einen Rechststaat selbstverständlich sein muß, jede Abtreibung als Mord zu verurteilen und entsprechend zu bestrafen, äußerte er also nicht; so großartig offensiv ist Lehmann dann also doch nicht eingestellt.
Auch Joachim Meisner schnitt in diesen Tagen vermehrt die Abtreibungsthematik an; die in der V2-Sekte beliebten Vergleiche der heutigen Abtreibungsmentalität mit dem Martyrium der Unschuldigen Kinder oder mit der Judenvernichtung unter Hitler sind in der Tat "starke Worte", obwohl diese Vergleiche doch in mehrfacher Hinsicht schwer hinken (z.B. steht der Kindermord in Bethlehem direkt in Verbindung mit Christus, ist also ein Martyrium, und die Judenvernichtung ist aus einem Rassenwahn, nicht aus Hedonismus erwachsen). Geht es Meisner tatsächlich um die Kinder und insbesondere um die Frage von Sünde und Verderben? Zumindest bei letzterer müssen wir erhebliche Zweifel anmelden, denn wer Meisners Irrglauben folgt, der lebt, sofern nicht schuldmindernde Unwissenheit vorliegt, in Todsünde, auf den wartet dann auch das ewige Verderben.
Friedrich Wetter (München) äußerte im Liebfrauendom, Weihnachten könne nur wahrhaftig feiern, "wer Tränen aus den Augen eines Kindes wische, mit einem Lächeln Hoffnung wecke und zusammen mit anderen Brücken des Friedens baue." Nun, wie wäre es, wenn man der Welt die Botschaft von der Geburt des Erlösers mitteilen würde, und nicht bloß mit Parolen käme, die jeder Freimaurer schwingt, um die Welt der Diktatur Satans zu unterwerfen? Nicht, daß Nächstenliebe in irgendeiner Weise vernachlässigt werden dürfte, vielmehr muß die Nächstenliebe vollständig sein, d.h. außer den Werken der leiblichen Barmherzigkeit (die Hungrigen speisen, die Durstigen tränken, die Nackten bekleiden, die Fremden beherbergen, die Gefangenen erlösen, die Kranken besuchen, die Toten begraben) müssen auch die Werke der geistigen Barmherzigkeit (die Zweifelnden beraten, die Unwissenden belehren, die Sünder zurechtweisen, die Trauernden trösten, erlittenes Unrecht verzeihen, die Lästigen geduldig ertragen, für die Lebenden und Verstorbenen zu Gott beten) vollumfänglich geübt werden.
Oskar Saier (Freiburg), zusammen mit Karl Lehmann und Walter Kasper
einer der erbittertsten Gegner der christlichen Ehelehre (s. Startseite),
hielt zu Silvester eine recht lange Predigt im Freiburger Münster;
darin heißt es: "Wenn jetzt wieder eine neue Diskussion um die nichtgeborenen
Kinder entbrannt ist, weil wir Bischöfe die neue Abtreibungspille
RU 486 kritisieren, so kommt dies nicht aus Streitsucht oder weil wir ein
veraltetes Menschenbild hätten, sondern weil wir unbeugsam für
das Existenzrecht und die Würde jedes Menschen eintreten müssen,
vor allem für solche, die sich selbst nicht wehren können. Wenn
ein Mittel zum Töten verharmlosend als Medikament - also als Heilmittel
- bezeichnet wird, dann zeigt dies, wie das Gefüge unserer Werteordnung
verschoben wird - letztlich und leider zu Ungunsten des Menschen. Wer die
öffentliche Diskussion in unserer Gesellschaft mitverfolgt, kann schnell
erkennen: als Kirche sind wir verstärkt herausgefordert, als Anwalt
für die Würde des Menschen einzutreten. Dabei weiß ich
sehr wohl, daß dieser Dienst zuerst durch die Tat glaubwürdig
wird. Deshalb werden wir uns hier nicht zurückhalten - auch wenn manches
Handeln angesichts der vielen Problemfälle oft nur Zeichencharakter
haben kann. An der Wende vom alten zum neuen Jahr möchte ich deshalb
die Pfarrgemeinden, die verschiedenen kirchlichen Gruppierungen und Verbände
aufrufen, sich selbst neu und vertieft im Vertrauen auf Gott und zueinander
zu vergewissern, um sich aus diesem Vertrauen heraus dann wach und engagiert
in gesellschaftlichen Fragen und Herausforderungen als Christen einzubringen."
Hört, hört! "Unbeugsam", "engagiert" etc. wollen und sollen
sie also sein, die V2-Leute. Allerdings kann angeblich "manches Handeln
angesichts der vielen Problemfälle oft nur Zeichencharakter" haben
- so ganz beeindrucken kann also auch Saier nicht. Man merkt schnell, auch
Saier duldet nur den blanken Humanismus, von der christlichen Glaubenslehre,
ihrer Heilsnotwendigkeit und überhaupt von spezifisch christlichen
Inhalten ist gar nicht mehr die Rede; "Vertrauen auf Gott" gibt es auch
in anderen Religionen.
Gerade angesichts des bevorstehenden Prozesses dürfte nun auch dem Letzten endgültig klar sein, daß der perfekte Mensch in den Augen der V2-Funktionäre der rückgratlose, duckmäuserische, "Kirchensteuer" zahlende Agnostiker ist, der sich gedankenlos allem unterwirft, was dem Christentum fremd und zuwider ist. Wir machen da nicht mit, sondern bleiben im Bekenntnis der Wahrheit "unbeugsam", "engagiert" und beweisen so "Zivilcourage". Daß wir der V2-Sekte damit ein Dorn im Auge sind, nehmen wir in Kauf. "Um meines Namens willen werdet ihr von allen gehaßt werden. Wer aber ausharrt bis ans Ende, wird gerettet werden" (Mt 10,22).