1 Kor 11,23-29; Joh 6,56-59
Für die Verehrung des Allerheiligsten Sakramentes verwendet
die Kirche in der Liturgie oft Texte des hl. Kirchenlehrers Thomas
von Aquin. Sehr bekannt ist der Hymnus "Pange, lingua, gloriosi
corporis mysterium", "Preise, Zunge, das Geheimnis dieses
Leibs voll Herrlichkeit". Am Fronleichnamsfest und üblicherweise
auch in der Oktav wird zwischen Lesung und Evangelium die von Thomas
extra für dieses Fest geschriebene Sequenz gebetet "Lauda,
Sion, Salvatorem", "Deinen Heiland, Sion, preise"; das
"Lauda, Sion" bildete auch die Vorlage für das
Kirchenlied "Deinem Heiland, deinem Lehrer". Der Schott
leitet diese Sequenz ein mit der Bemerkung: "Die folgende
Sequenz ist eine der herrlichsten Schöpfungen des hl. Thomas von
Aquin. In wundervoller Tiefe und Klarheit wird darin die ganze
kirchliche Lehre von der heiligen Eucharistie dargelegt."Es geht
dabei keineswegs nur um eine bloße Auflistung einzelner Dogmen.
Zu den Grundaussagen der Sequenz gehört, dass uns die
Betrachtung des Altarsakramentes mit Lob und Dank gegen Gott erfüllen
muss. So lautet eine Strophe: "Lob erschalle, Lob ertöne,
Gott genehm, voll hoher Schöne, sei des Herzens Jubellaut."
Das Geheimnis des Altarsakramentes kann und darf uns nicht
gleichgültig lassen, vielmehr drängt es uns zum Lobe Gottes
und zur Freude über diese hohe Gnade, die Gott uns geschenkt
hat.
Allerdings verschweigt die Sequenz auch nicht die Gefahr,
dass das Altarsakrament unwürdig empfangen wird: "Gute
kommen, Böse kommen, Alle haben ihn genommen, Die zum Leben, die
zum Tod. Bösen wird er Tod und Hölle, Guten ihres Lebens
Quelle, So verschieden wirkt dies Brot." Auch die heutige Lesung
aus dem Ersten Korintherbrief enthält die Warnung: "Wer
also unwürdig dieses Brot ißt oder den Kelch des Herrn
trinkt, der versündigt sich am Leibe und Blute des Herrn. Daher
prüfe sich der Mensch, und so esse er von diesem Brote und
trinke aus diesem Kelche. Denn wer unwürdig ißt und
trinkt, der ißt und trinkt sich das Gericht".
Wer sind
die, denen der Empfang der gewandelten Hostie nicht zum Heil
gereicht, sondern zum Gericht? Wer nicht im Stand der Gnade ist, der
muss vor dem Kommunionempfang alle noch nicht sakramental vergebenen
schweren Sünden nach Art und Zahl beichten und die sakramentale
Lossprechung empfangen. Wer bislang die notwendige Beichte vor sich
hergeschoben hat, der sollte die Herrlichkeit des Altarsakramentes
betrachten, Schmerz über seine Trennung vom Gnadenleben und
damit auch von der hl. Kommunion empfinden und einen Neuanfang
machen. Er soll wieder ein lebendiges Mitglied der Kirche werden und
durch den würdigen Empfang der heiligen Kommunion in der Liebe
und Treue zu Gott wachsen.
Aber es gibt noch etwas zu beachten.
Gemäß dem Kirchenrecht ist es "verboten, Häretikern
und Schismatikern die Sakramente zu spenden ... Dieses Verbot gilt
auch dann, wenn die Häretiker und Schismatiker sich im guten
Glauben befinden und um Spendung eines Sakramentes bitten. Man darf
ihnen also nur dann die Sakramente spenden, wenn sie ihren Irrtum
abgelegt haben und mit der Kirche ausgesöhnt sind" (Jone
c.731,2). Begründet wird dieses Verbot damit, "daß
diejenigen, welche der Gemeinschaft der Kirche nicht angehören,
auch kein Recht auf die geistlichen Güter dieser Gemeinschaft
haben. Außerdem würde Ärgernis entstehen und die
Gläubigen langsam zu der Anschauung kommen, es sei gleichgültig,
was man glaube" (ebd.).
Wer eine von Gott geoffenbarte und
von der Kirche zu glauben vorgestellte Wahrheit hartnäckig
leugnet, der ist ein Häretiker. Wer den Papst nicht als
Oberhaupt anerkennt oder nicht Gemeinschaft mit denen haben will, die
den Papst als ihr Oberhaupt anerkennen, der ist ein Schismatiker.
Wie sieht es nun heute hinsichtlich des würdigen
Kommunionempfanges aus? Wie es scheint, wird nicht immer das Verbot
beachtet, demzufolge Häretikern und Schismatikern die Sakramente
nicht gespendet werden dürfen, selbst dann nicht, wenn sie sich
im guten Glauben befinden. Ja, es scheint, als ob manche gar nicht so
genau wissen, welche Personen und Gruppen eigentlich Häretiker
und Schismatiker sind. Der Begriff römisch-katholisch ist -
nicht zuletzt infolge staatlicher Propaganda - nicht nur entwertet,
sondern radikal umgedeutet worden. Während nach kirchlicher
Lehre Häretiker und Schismatiker der Gemeinschaft der Kirche
nicht angehören, besteht nach staatlicher Anordnung die
römisch-katholische Kirche im wesentlichen aus Häretikern
und Schismatikern, wozu sich allerdings auch noch Ungetaufte
hinzugesellen dürfen; nur eben Katholiken sind gemäß
staatlicher Anordnung keine Glieder der katholischen Kirche.
Um
die Verwirrung vollkommen zu machen, gibt es gleich mehrere
unterschiedliche, gegnerische Gruppen, die sich als katholisch
bezeichnen. Man kann natürlich vor dieser Verwirrung nach
Kräften die Augen verschließen und mit rettungsloser
Gleichgültigkeit sagen, es sei schließlich unerheblich, ob
jemand ein Glied der Kirche ist oder nicht; Hauptsache, die
Sakramente werden gespendet. Dass man damit das Dogma von der
Heilsnotwendigkeit der Kirche leugnet, scheint viele nicht mehr
sonderlich zu interessieren. Will man dieser Verwirrung ein Ende
setzen, muss man sich also auch in angemessener Weise über den
katholischen Glauben informieren. Wer es mit seinem Glauben ernst
meint, der wird nicht ausschließlich auf die Sakramente fixiert
sein und die Frage nach der wahren Kirche beiseite lassen. Wer einer
Gemeinschaft angehört, die sich bloß katholisch nennt, es
aber nicht ist, der muss sich zuerst von dieser Gemeinschaft trennen
und sich mit der wahren Kirche aussöhnen. Und wer katholisch
ist, der wird das Verbot beachten, demzufolge man nicht an
Kulthandlungen von Nichtkatholiken teilnehmen darf.
Auch wenn die
Verwirrung noch so verbreitet und schwer sein mag, darf man sie nicht
gutheißen und erst recht nicht fördern. Lassen wir uns
vielmehr belehren durch die Texte, die uns von der Kirche vorgestellt
werden, wobei die Kirche den Texten des hl. Thomas von Aquin immer
eine ganz besondere Bedeutung zugemessen hat.
Es gibt außer
"Pange, lingua" und "Lauda, Sion" auch noch einen
dritten lyrischen Text, den der hl. Thomas von Aquin zum
Allerheiligsten Sakrament verfasst hat, den Hymnus "Adoro te,
devote, latens Deitas", "In Demut bet ich Dich, verborgne
Gottheit, an". Später wurde dieser Hymnus mit einer sehr
schönen und eingängigen Melodie versehen, womit man sich
den Text noch leichter und tiefer einprägen kann. Die
abschließende Strophe dieses Hymnus bringt das Verlangen nach
der Gemeinschaft mit Christus zum Ausdruck, das uns Zeit unseres
Lebens erfüllen soll:
"Jesus, den verborgen jetzt mein
Auge sieht, ich erflehe sehnsüchtig, dass es einst geschieht,
Dass, von allen Schleiern dieser Zeit befreit, Selig ich betrachte
Deine Herrlichkeit" [Übers. PRHL]. Amen.
S. auch:
Der Begriff
"römisch-katholisch"
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