Predigt am 19.06.2003

- Fronleichnam, d I cl oct priv II -
(Kirche zum Mitreden, 19.06.2003)

1 Kor 11,23-29; Joh 6,56-59

Für die Verehrung des Allerheiligsten Sakramentes verwendet die Kirche in der Liturgie oft Texte des hl. Kirchenlehrers Thomas von Aquin. Sehr bekannt ist der Hymnus "Pange, lingua, gloriosi corporis mysterium", "Preise, Zunge, das Geheimnis dieses Leibs voll Herrlichkeit". Am Fronleichnamsfest und üblicherweise auch in der Oktav wird zwischen Lesung und Evangelium die von Thomas extra für dieses Fest geschriebene Sequenz gebetet "Lauda, Sion, Salvatorem", "Deinen Heiland, Sion, preise"; das "Lauda, Sion" bildete auch die Vorlage für das Kirchenlied "Deinem Heiland, deinem Lehrer". Der Schott leitet diese Sequenz ein mit der Bemerkung: "Die folgende Sequenz ist eine der herrlichsten Schöpfungen des hl. Thomas von Aquin. In wundervoller Tiefe und Klarheit wird darin die ganze kirchliche Lehre von der heiligen Eucharistie dargelegt."Es geht dabei keineswegs nur um eine bloße Auflistung einzelner Dogmen. Zu den Grundaussagen der Sequenz gehört, dass uns die Betrachtung des Altarsakramentes mit Lob und Dank gegen Gott erfüllen muss. So lautet eine Strophe: "Lob erschalle, Lob ertöne, Gott genehm, voll hoher Schöne, sei des Herzens Jubellaut." Das Geheimnis des Altarsakramentes kann und darf uns nicht gleichgültig lassen, vielmehr drängt es uns zum Lobe Gottes und zur Freude über diese hohe Gnade, die Gott uns geschenkt hat.
Allerdings verschweigt die Sequenz auch nicht die Gefahr, dass das Altarsakrament unwürdig empfangen wird: "Gute kommen, Böse kommen, Alle haben ihn genommen, Die zum Leben, die zum Tod. Bösen wird er Tod und Hölle, Guten ihres Lebens Quelle, So verschieden wirkt dies Brot." Auch die heutige Lesung aus dem Ersten Korintherbrief enthält die Warnung: "Wer also unwürdig dieses Brot ißt oder den Kelch des Herrn trinkt, der versündigt sich am Leibe und Blute des Herrn. Daher prüfe sich der Mensch, und so esse er von diesem Brote und trinke aus diesem Kelche. Denn wer unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich das Gericht".
Wer sind die, denen der Empfang der gewandelten Hostie nicht zum Heil gereicht, sondern zum Gericht? Wer nicht im Stand der Gnade ist, der muss vor dem Kommunionempfang alle noch nicht sakramental vergebenen schweren Sünden nach Art und Zahl beichten und die sakramentale Lossprechung empfangen. Wer bislang die notwendige Beichte vor sich hergeschoben hat, der sollte die Herrlichkeit des Altarsakramentes betrachten, Schmerz über seine Trennung vom Gnadenleben und damit auch von der hl. Kommunion empfinden und einen Neuanfang machen. Er soll wieder ein lebendiges Mitglied der Kirche werden und durch den würdigen Empfang der heiligen Kommunion in der Liebe und Treue zu Gott wachsen.
Aber es gibt noch etwas zu beachten. Gemäß dem Kirchenrecht ist es "verboten, Häretikern und Schismatikern die Sakramente zu spenden ... Dieses Verbot gilt auch dann, wenn die Häretiker und Schismatiker sich im guten Glauben befinden und um Spendung eines Sakramentes bitten. Man darf ihnen also nur dann die Sakramente spenden, wenn sie ihren Irrtum abgelegt haben und mit der Kirche ausgesöhnt sind" (Jone c.731,2). Begründet wird dieses Verbot damit, "daß diejenigen, welche der Gemeinschaft der Kirche nicht angehören, auch kein Recht auf die geistlichen Güter dieser Gemeinschaft haben. Außerdem würde Ärgernis entstehen und die Gläubigen langsam zu der Anschauung kommen, es sei gleichgültig, was man glaube" (ebd.).
Wer eine von Gott geoffenbarte und von der Kirche zu glauben vorgestellte Wahrheit hartnäckig leugnet, der ist ein Häretiker. Wer den Papst nicht als Oberhaupt anerkennt oder nicht Gemeinschaft mit denen haben will, die den Papst als ihr Oberhaupt anerkennen, der ist ein Schismatiker.
Wie sieht es nun heute hinsichtlich des würdigen Kommunionempfanges aus? Wie es scheint, wird nicht immer das Verbot beachtet, demzufolge Häretikern und Schismatikern die Sakramente nicht gespendet werden dürfen, selbst dann nicht, wenn sie sich im guten Glauben befinden. Ja, es scheint, als ob manche gar nicht so genau wissen, welche Personen und Gruppen eigentlich Häretiker und Schismatiker sind. Der Begriff römisch-katholisch ist - nicht zuletzt infolge staatlicher Propaganda - nicht nur entwertet, sondern radikal umgedeutet worden. Während nach kirchlicher Lehre Häretiker und Schismatiker der Gemeinschaft der Kirche nicht angehören, besteht nach staatlicher Anordnung die römisch-katholische Kirche im wesentlichen aus Häretikern und Schismatikern, wozu sich allerdings auch noch Ungetaufte hinzugesellen dürfen; nur eben Katholiken sind gemäß staatlicher Anordnung keine Glieder der katholischen Kirche.
Um die Verwirrung vollkommen zu machen, gibt es gleich mehrere unterschiedliche, gegnerische Gruppen, die sich als katholisch bezeichnen. Man kann natürlich vor dieser Verwirrung nach Kräften die Augen verschließen und mit rettungsloser Gleichgültigkeit sagen, es sei schließlich unerheblich, ob jemand ein Glied der Kirche ist oder nicht; Hauptsache, die Sakramente werden gespendet. Dass man damit das Dogma von der Heilsnotwendigkeit der Kirche leugnet, scheint viele nicht mehr sonderlich zu interessieren. Will man dieser Verwirrung ein Ende setzen, muss man sich also auch in angemessener Weise über den katholischen Glauben informieren. Wer es mit seinem Glauben ernst meint, der wird nicht ausschließlich auf die Sakramente fixiert sein und die Frage nach der wahren Kirche beiseite lassen. Wer einer Gemeinschaft angehört, die sich bloß katholisch nennt, es aber nicht ist, der muss sich zuerst von dieser Gemeinschaft trennen und sich mit der wahren Kirche aussöhnen. Und wer katholisch ist, der wird das Verbot beachten, demzufolge man nicht an Kulthandlungen von Nichtkatholiken teilnehmen darf.
Auch wenn die Verwirrung noch so verbreitet und schwer sein mag, darf man sie nicht gutheißen und erst recht nicht fördern. Lassen wir uns vielmehr belehren durch die Texte, die uns von der Kirche vorgestellt werden, wobei die Kirche den Texten des hl. Thomas von Aquin immer eine ganz besondere Bedeutung zugemessen hat.
Es gibt außer "Pange, lingua" und "Lauda, Sion" auch noch einen dritten lyrischen Text, den der hl. Thomas von Aquin zum Allerheiligsten Sakrament verfasst hat, den Hymnus "Adoro te, devote, latens Deitas", "In Demut bet ich Dich, verborgne Gottheit, an". Später wurde dieser Hymnus mit einer sehr schönen und eingängigen Melodie versehen, womit man sich den Text noch leichter und tiefer einprägen kann. Die abschließende Strophe dieses Hymnus bringt das Verlangen nach der Gemeinschaft mit Christus zum Ausdruck, das uns Zeit unseres Lebens erfüllen soll:
"Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht, ich erflehe sehnsüchtig, dass es einst geschieht, Dass, von allen Schleiern dieser Zeit befreit, Selig ich betrachte Deine Herrlichkeit" [Übers. PRHL]. Amen.

S. auch:
Der Begriff "römisch-katholisch"
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