In einem Bezirk ["Diözese Linz"] einer international tätigen
Großsekte wird seit kurzem eine große und teure Werbekampagne
für diese Sekte durchgeführt, sicherlich auch um andere Sektenmitglieder
anzuwerben, aber wohl in erster Linie, um dem stetigen Mitgliederschwund
entgegenzuwirken. Diese Sekte bezeichnet sich gerne als Kirche. Bevor hier
Verwirrung auftritt, sollte man im Gedächtnis behalten, dass Christus
nur eine einzige Kirche gegründet hat. Die Sondergruppen, die sich
durch falsche Lehren, wie auch jene, die sich durch Ablehnung der kirchlichen
Hierarchie von der Kirche getrennt haben, werden von der Kirche als Sekten
bezeichnet. Jedenfalls lautet der Titel dieser Sektenkampagne: "Stell dir
vor - Kirche". In den verschiedenen Werbebeiträgen gibt es Bilder
von einzelnen Mitglieder dieser "vorgestellten Kirche" bei ihren Hobbys,
dazu noch möglichst einprägsame Überschriften und einige
kurze Kommentare. Drei Beispiele: 1. "Ich kann auch anders! Lange Haare,
harter Rock und bei der Kirche angestellt: Das sorgt oft für Staunen.
Reini, Jugendleiter, der sich musikalisch dem traditionellen Hardrock der
achtziger Jahre verschrieben hat, kennt das inzwischen. 'Ja, da können
sich auch solche Leute wie ich entfalten', bricht er gerne Vorurteile auf.
Vorurteile mag er ohnehin nicht." 2. "Tanzen Sie doch aus der Reihe! Der
Flamenco weiß, was Leben ist: Das gefällt Irmgard, Frauenbeauftragte.
Seit vielen Jahren gehört Tanzen zu ihren Hobbies." 3. "Machen Sie
sich´s doch mal leichter! Steppen, Laufen, Radfahren und wenn’s ernst
werden soll einen Kraftzirkel: Im Fitnessstudio tankt Martina, Kindergartenpädagogin,
Kraft. 'Mir ist ein natürlicher Umgang der Kinder wichtig, soziales
Lernen', sagt die junge Kindergartenpädagogin. 'Die Kinder sollen
sich wohlfühlen mit mir'. Für sie hat das was mit Kirche zu tun:
'Sie ist offen für alle'." Dass man bei den Bildern keinen großen
Wert auf die Einhaltung sittlicher Normen legt, versteht sich dabei fast
schon von selbst. Und das Wort "Gott" kommt in der gesamten Werbekampagne
gar nicht vor, erst recht ist nirgends von Glaubensunterweisung oder gar
von Anbetung die Rede. Vielmehr wird die moralische Ordnung genüsslich
missachtet, vielleicht am deutlichsten mit der bekanntlich satanistisch
inspirierten Rockmusik, die in dieser Sekte eine große Rolle spielt.
Die obersten Funktionäre fördern die Verbreitung der Rockmusik,
sei es, dass sie nur Werbung für entsprechende Produkte machen und
sich am Verkauf dieser Produkte bereichern, sei es, dass sie selbst Rockmusik
produzieren. Die sogenannten Gottesdienste werden gerne mit Rockmusik untermalt,
und das sichtbare Oberhaupt lässt sich bei seinen Massenveranstaltungen
gerne als eine Art Popstar feiern, nimmt an Darbietungen von Rockmusikern
teil und singt sogar dabei mit [Bob Dylan; Abbà Pater]. Die Botschaft
dieser "vorgestellten Kirche" ist eindeutig: Weg von der Moral, weg von
Gott. Als Ersatz gibt es dann "Wohlfühlen", indem man aus der Reihe
tanzt, indem man Fahrrad fährt, indem man Theater spielt, indem man
der Rockmusik frönt: alles, was Menschen Spaß macht. In diesem
Zusammenhang meldete die Pressestelle des Sektenbezirks: "Im Rahmen der
Image-Kampagne 'Stell dir vor – Kirche!' waren verschiedene kirchliche
Einrichtungen und Persönlichkeiten, mit dem Bezirksleiter an der Spitze,
in einem großen Einkaufszentrum zu Gast. Ein buntes Programm sollte
den Menschen zeigen, dass die Kirche anders ist, als sie von Vielen wahrgenommen
wird. 'Schau unter die Schale' stand beziehungsvoll auf den über 1000
Bananen, die von kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an die Passanten
verteilt wurden." Eine "Frauenbeauftragte" führte ein liturgisches
Kleid vor und erläuterte den Einsatz liturgischer Kleidung für
Frauen beim Gottesdienst.
Nicht alle Mitglieder dieser Sekte haben diese Werbekampagne befürwortet.
Ein Sektenmitglied, das in einem anderen Bezirk wohnt, in dem die Situation
wohlgemerkt identisch ist, schrieb sinngemäß: "Ganz ehrlich:
Lassen sich die Mitglieder dieses Bezirks für dumm verkaufen? Tut
mir leid, wenn ich als kochenharter Westfale das einmal so drastisch formulieren
muss!" Offenkundig ist doch dieser Westfale der, der sich am allermeisten
für dumm verkaufen lässt: Er sieht, wie es in dieser Sekte zugeht,
und trotzdem will er auf Biegen und Brechen weiter in dieser Sekte und
außerhalb der Kirche bleiben. Er hat sich für das Leben in einer
Traumwelt entschieden, in der eine durch und durch antichristliche Gesinnung
herrscht. Seine Frage wurde auch von einem anderen Schreiber beantwortet:
"Wenn ein Mitarbeiter gegen diese Linie schwimmt, hat er von den ach so
toleranten Herren doch einiges zu fürchten. Du ahnst gar nicht, wie
jemand, der bei diesem Laientheater nicht mitmacht ganz schön eine
über die Rübe bekommen kann." Die Träumerei kennt offensichtlich
keine Grenzen. Man will nicht wahrhaben, dass das Chaos von der Sektenleitung
geplant ist und durchgesetzt wird. Man muss also leider feststellen, dass
sehr, sehr viele Menschen sich für eine Traumwelt entschieden haben,
in der Gott, Glaube und Sakramente keinen Platz haben. Und statt diesen
Albtraum der Gottlosigkeit zu verlassen, unterstützt man sich gegenseitig
im Träumen und reiht Träumerei an Träumerei.
Am heutigen ersten Adventssonntag stellt die Kirche uns wieder die
Worte des hl. Paulus vor: "Die Stunde ist da, vom Schlafe aufzustehen."
Wollen wir vom Schlafe aufstehen? Wollen wir die Werke der Finsternis ablegen
und anziehen die Waffen des Lichts? Und wenn wir den Albtraum der Gottlosigkeit
hinter uns gelassen haben - wollen wir dann auch wie der hl. Paulus anderen
zurufen: "Die Stunde ist da, vom Schlafe aufzustehen." Es ist Zeit, sich
aus der Traumwelt zu verabschieden, es ist Zeit, die Realität zu sehen
und dementsprechend zu handeln. Wie hat die Welt es Paulus gedankt, dass
er sie aus ihrem Schlaf wecken wollte? Paulus war mehrfach in Gefangenschaft,
zwei Jahre in Cäsarea, zwei Jahre in Rom; er wurde insbesondere von
den Juden mehrfach misshandelt, darunter ausgepeitscht und gesteinigt;
nach einer Reise in den Orient wurde er, wieder in Rom, erneut in Gefangenschaft
gesetzt und schließlich mit dem Schwert hingerichtet. Und die Advents-
und Weihnachtszeit ist sicherlich nicht ganz so zuckersüßlich,
wie uns die Werbung gerne glauben lassen möchte: Das heutige Fest
des Apostels Andreas wird in der morgigen Liturgie nachgeholt; Andreas
wurde gekreuzigt. Am 4. Dezember ist das Fest der hl. Barbara; gemäß
der Legende war ihr Vater Heide und lieferte sie der Christenverfolgung
aus, wo sie qualvoll zu Tode gemartert wurde. Am 21. Dezember ist das Fest
des Apostels Thomas, der ebenfalls als Märtyrer starb. Und am ersten
Tag nach Weihnachen feiert die Kirche den ersten Märtyrer der Kirche,
den Diakon Stephanus. Wer will angesichts soviel irdischen Leids, das aus
dem Bekenntnis des wahren Glaubens erwachsen kann, es verdenken, dass die
meisten Menschen lieber einer Traumwelt frönen mit Rockmusik, aus
der Reihe tanzen und Theater spielen, und dass sie diese Traumwelt sich
und anderen als "Kirche" vorstellen? Wozu vom Schlafe aufstehen, wenn doch
Hass, Verfolgung, Leid und Martyrium die Folge sein können? Da verteilt
man doch lieber in einem Einkaufszentrum Bananen und erläutert den
Einsatz liturgischer Kleidung für Frauen beim Gottesdienst. Also wer
weiterträumen möchte, ist sicher nicht allein. Wer aber vom Schlafe
aufsteht, muss damit rechnen, Einsamkeit zu erfahren, muss damit rechnen,
von der großen Masse der entschiedenen Dauerträumer verspottet
zu werden. Doch wir leben nicht für ein irdisches Glück, sondern
für die Gemeinschaft mit Christus, die im Himmel ihre Vollendung finden
wird. Amen.
S. auch:
"Diözese Linz"
THE DIZZY SATELLITES
Musik zum Träumen
Vollstreckungsbeschluss gegen KzM