Im sechsten Glaubensartikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses
lehrt die Kirche über Jesus Christus: Er ist "aufgefahren in den Himmel,
sitzet zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters". Christus fuhr
mit Leib und Seele in den Himmel auf - dies ist ein unfehlbarer Glaubenssatz,
an dem jeder Christ unbedingt festhalten muß. In einem katholischen
Lexikon wird die Himmelfahrt Christi erklärt als [Zitat] "die Tatsache,
daß Christus seiner menschlichen Natur nach am 40. Tage nach der
Auferstehung [...] über den Luftkreis emporgestiegen ist zur förmlichen
Besitzergreifung von seiner königlichen Herrschaft im Himmel" [Zitat
Ende] (1).
Die Bedrohung der unverfälschten Glaubenslehre geht bekanntlich
weniger von denen aus, die den Glauben offen ablehnen. Sicherlich, die
offene Ablehnung oder gar Bekämpfung des Glaubens ist sehr schlimm
und absolut zu verurteilen. Die Gefahr, die von den offenen Glaubensgegnern
ausgeht, ist aber sofort erkenntlich, d.h. jeder durchschaut sofort, daß
die offenen Glaubensgegner nur Gift verbreiten.
Weitaus gefährlicher sind hingegen jene Glaubensgegner, die wie
Wölfe im Schafspelz umherstreunen und ihre todbringenden Lehren einigermaßen
hübsch verpacken. Betrachten wir dies nun am Beispiel des heutigen
Festes: Der Bericht über die Himmelfahrt Christi wird - ähnlich
wie bei der Auferstehung Christi - von den Wölfen im Schafspelz gerne
als reine Symbolsprache ausgegeben.
In einem Buch, das einige der ganz listigen und gut getarnten Gegner
Christi herausgegeben haben (2), heißt es über die Himmelfahrt
Christi: [Zitat] "Sie darf selbstverständlich nicht nach Art einer
Weltraumfahrt verstanden werden. Die Wolke, die Jesus den Blicken der Jünger
entzieht, ist schon im Alten Testament ein Symbol der machtvollen Erscheinung
und Gegenwart Gottes. Gemeint ist also, daß Jesus in die raum- und
zeitübersteigende Welt Gottes, in die Herrlichkeit Gottes eingegangen
ist" [Zitat Ende].
Möglicherweise wußten die Autoren nicht, was sie für
einen Unfug produziert haben, als sie den Begriff der Weltraumfahrt eingefügt
haben - an Weltraumfahrten, wie sie in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts Realität geworden sind, haben die Jünger Christi
sicher nicht gedacht, und man kann ihnen deshalb auch nicht unterstellen,
sie wollten einen - obendrein nur symbolischen - "Vergleich" zur Weltraumfahrt
konstruieren. Die Autoren wollten - sehr unbeholfen - mit der Ablehnung
des Vergleichs zur Weltraumfahrt einfach sagen, daß Christus nicht
wirklich in den Himmel aufgefahren ist. Es hat nach Aussage der Autoren
schlichtweg keine Himmelfahrt stattgefunden; die Jünger Christi wollten
mit derlei Geschichtchen in Wirklichkeit nur die Menschheit betrügen.
Weil der Ausdruck "Betrug" manchen vielleicht zu hart erscheinen und dadurch
die Tarnung der Autoren verschlechtert werden könnte, entschieden
sich die Autoren für den Ausdruck "Symbol", was aber in diesem Zusammenhang
sachlich dasselbe ist: Eine Nichtwirklichkeit, nämlich die Himmelfahrt,
wird von den Jüngern Jesu als Wirklichkeit ausgegeben, und dieses
Vorgehen erfüllt den Tatbestand des Betruges.
Interessant ist die Begründung, warum nach dem Willen der Autoren
der Bericht über die Himmelfahrt Christi nur ein "Symbol", d.h. Betrug
sein soll: Dies ist nämlich angeblich "selbstverständlich". Ja,
wenn das "selbstverständlich" ist, dann braucht man darüber nicht
weiter nachzudenken. Nur ist diese symbolische Auffassung eben nicht "selbstverständlich",
denn wer diese symbolische Auffassung vertritt, gehört nicht mehr
zur Kirche, denn er lehnt die unfehlbare Lehre der Kirche ab.
Deshalb ist mit dem Bericht über die Himmelfahrt auch nicht nur
etwas "gemeint", wie sich die Autoren ausdrücken. Vielmehr hat die
Himmelfahrt Christi auch etwas bewirkt. Erst wenn man dieses verlogene
Symbolverständnis abgelegt hat, erkennt man, welch großer Trost
uns aus der Himmelfahrt Christi erwächst: Christus ist der Verteidiger
unserer Sache und Fürsprecher unseres Heiles, er hat den Weg zum Vater
geöffnet und denen, die in dieser Zeit die Gemeinschaft mit ihm halten,
einen Platz im Himmel bereitet.
Christus hat mit seiner Himmelfahrt auch darauf hingewiesen, daß
eben nicht das Irdische das Entscheidende ist, keine irdischen Schätze,
keine irdischen Freuden, keine irdische Anerkennung. Wenn wir die Gemeinschaft
mit Christus halten wollen, dann muß unser ganzes Verlangen letztlich
darauf gerichtet sein, bei Christus im Himmel zu sein. Die alltäglichen
Sorgen und Nöte, so schwer und niederdrückend sie auch auf uns
lasten mögen, können uns dennoch nicht gefangennehmen. Wir erkennen,
daß wir hier auf Erden nur Pilger sind, in der Fremde, und daß
unser eigentliches Ziel der Himmel ist. Wenn also irdische Lasten über
uns zusammenbrechen, dann wissen wir immer noch, daß all ihr Schrecken
nur vorübergehender Art ist, und aus diesem Wissen können wir
Kraft und Mut schöpfen, uns allen Aufgaben zu stellen. Nie können
wir in eine Situation geraten, in der Verzweiflung und Resignation als
notwendige, unvermeidbare Folgen eintreten, denn wir können auf Christus
schauen, der zum Vater heimgekehrt ist und dort für die, die hier
auf Erden in Gemeinschaft mit ihm bleiben, eine ewige Wohnung bereitet
hat.
Bleiben wir also in dieser Erdenzeit in der Gemeinschaft mit Christus;
beweisen wir Christus unsere Liebe, indem wir seine Gebote halten und uns
durch unermüdlichen Einsatz für Wahrheit und Gerechtigkeit, im
großen wie im kleinen, Verdienste sammeln, um nach dieser Zeit in
Ewigkeit bei ihm zu sein. Amen.
1 Kirchliches Handlexikon, Bd. 1 (1907), 1976
2 "Katholischer Erwachsenen-Katechismus",
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