Die Texte der hl. Messe des heutigen 4. Sonntags nach Pfingsten sind
durchtränkt vom Gedanken an das irdische Leiden und von der Bitte
um und dem Vertrauen auf göttliche Hilfe. Der heutige Eingangsvers
ist einem Psalm entnommen: "Der Herr ist mein Licht und mein Heil, wen
sollte ich fürchten. Der Herr ist der Beschützer meines Lebens,
vor wem sollte ich zittern? Die Feinde, die mich rings bedrängen,
- kraftlos stürzen sie zu Boden. Stünd selbst ein Kriegsheer
gegen mich: mein Herz kennt keine Furcht." Im Römerbrief spricht Paulus
von den Leiden dieser Zeit, davon, dass wir in unserm Innern seufzen und
auf die Erlösung unseres Leibes harren. Der Allelujavers vor dem Evangelium
lautet: "O Gott, Du sitzest als gerechter Richter auf dem Throne und richtest
nach Gerechtigkeit: sei Du der Armen Zuflucht in der Not." Das Opferungsgebet
lautet: "Mach hell meine Augen, damit ich nicht sinke in Todesschlaf. Mein
Feind soll sich nicht rühmen dürfen: Bezwungen hab ich ihn."
Zudem ist heute der Oktavtag des Festes der hll. Apostel Petrus und Paulus,
die die Kirche als Märtyrer verehrt. Das Tagesgebet des Apostelfestes
und das Schlussevangelium erinnern an das Gehen des Petrus auf dem Wasser,
an sein Sinken in den Fluten und an seinen Hilferuf an Jesus, der ihn vor
dem Untergehen rettet.
Die Feinde Christi kritisieren an der Kirche am liebsten eine angebliche
Vertröstung auf das Jenseits. Die Kirche, so die Behauptung der Feinde
Christi, würde ihre Anhänger nur auf den Himmel vertrösten
oder aber mit der Hölle drohen, sie würde aber nichts oder allenfalls
nur viel zu wenig unternehmen in den Dingen, in denen ihre eigentliche
Aufgabe besteht, nämlich das Reich Gottes hier auf Erden zu verwirklichen.
So verkünden die Feinde Christi: "Wer wollte aber leugnen, daß
Gott uns heute vor große Aufgaben stellt?" Und unter diesen "großen
Aufgaben" werden an erster Stelle aufgezählt: "Solidarität mit
leidenden und in Not geratenen Menschen; Bewahrung der Schöpfung gegen
Raubbau und Zerstörung; Schaffung und Erhalt von Frieden gegen Gewalt
und Unterdrückung; Schaffung und Erhalt von sozialer Gerechtigkeit
gegen Unrecht und Ausbeutung; Verantwortung für schutzloses Leben
gegen jede Form von Willkür; lebensbejahende Werteorientierung; mehr
im Blick in die Kirche hinein Neubesinnung auf z.B. die Stellung der Frau,
die Achtung von Gewissen und Freiheit des/r einzelnen; die Verantwortung
für andere; unterschiedliche Entscheidungsebenen (gegen einseitigen
Zentralismus: Verantwortung dort, wo sie wahrgenommen werden kann); das
Verhältnis von "Hierarchie und Demokratie" (Mitverantwortung im Volke
Gottes); die Aufgaben und Grenzen von Institutionen; erneuerte Kultur der
Glaubensfeiern (Liturgie); die notwendige Einheit in der berechtigten Vielfalt."
Das sind nach der Lehre der Feinde Christi die wichtigsten "großen
Aufgaben, vor die Gott uns heute stellt", und niemand darf es wagen, diesen
Aufgabenkatalog mit einem Fragezeichen zu versehen, schließlich wird
Gott als eigentlicher Urheber dieses Aufgabenkatalogs bezeichnet. Hinterfragt
man aber trotzdem einmal diesen Aufgabenkatalog , lässt sich erkennen,
dass diese angeblich von Gott verordneten "großen Aufgaben" in Wahrheit
nur Grundlagen einer Diesseits-Religion sind, einer Religion, die in Wahrheit
rein vom Menschen erfunden wurde, die allein den Menschen zum Betrachtungsgegenstand
hat, die sich in in der Selbstverherrlichung des Menschen erschöpft.
Diese Religion hat keinen Bezug zu Gott mehr, der nur noch als Auftraggeber
herhalten muss, um dann in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Wenn
im Aufgabenkatalog, allerdings erst an zweiter Stelle, von der Kirche die
Rede ist, dann eben nur, um zur Vernichtung der von Gott gesetzten Ordnung
anzustacheln. Diese Rebellion gegen die unveränderliche kirchliche
Struktur nennen die Feinde Christi "Neubesinnung", und für diese neue
Religion, die gegen die göttliche Ordnung tobt und in der nur der
Mensch verherrlicht wird, gibt es erwartungsgemäß auch eine
"erneuerte Kultur der Glaubensfeiern (Liturgie)", eben eine Vergötzung
des Menschen.
Nicht zu bestreiten ist, dass die Feinde Christi mit ihrer radikalen
Neubesinnung enorm einflußreich sind, und dass sie nicht dulden,
dass man ihren Aufgabenkatalog kritisch hinterfragt. Wer es aber dennoch
tut, der wird feststellen, dass die Feinde Christi es mit ihrer vollmundig
zugesicherten "Achtung von Gewissen und Freiheit des/r einzelnen" nicht
besonders ernst gemeint haben. Denn "Gewissen und Freiheit des/r einzelnen"
werden von den Feinden Christi nicht geachtet, sondern geächtet. Wer
nämlich sein Gewissen ausbildet an den Geboten Gottes und an der Lehre
der Kirche und gemäß seinem richtig ausgebildeten Gewissen frei
handeln möchte, der muss mit der schlimmsten Verfolgung und Unterdrückung
seitens derer rechnen, die am lautesten die "Achtung von Gewissen und Freiheit
des/r einzelnen" fordern.
Ja, die Feinde Christi sind stark geworden. Wie reagieren wir darauf?
Man könnte seinen Glauben verheimlichen, man könnte auf das öffentliche
Bekenntnis des Glaubens verzichten und sein Glaubensleben auf die allen
Blicken versperrte Privatsphäre reduzieren. Wer seinen Glauben immer
fleißig vor anderen verheimlicht, hat Chancen, niemals mit den Feinden
Christi in Konflikt zu kommen. Sollte man trotzdem in Verdacht geraten,
ein treuer Katholik zu sein, verleugnet man sofort seinen Glauben und ist
den Feinden Christi willfährig, um nur ja nicht Opfer ihres Zornes
zu werden.
Allerdings ist die Verheimlichung und ggf. Verleugnung des Glaubens
nicht das, was Gott von uns verlangt. Die heutige Liturgie spricht eine
ganz andere Sprache. Sie spricht davon, dass wir uns den Feinden Christi
eben nicht unterwerfen dürfen. "Die Feinde, die mich rings bedrängen,
- kraftlos stürzen sie zu Boden. Stünd selbst ein Kriegsheer
gegen mich: mein Herz kennt keine Furcht." Ist das unsere Überzeugung?
Stehen wir zu unserem Glauben? Glauben wir fest, dass Gott "als gerechter
Richter auf dem Throne" sitzt und richtet nach Gerechtigkeit? Glauben wir,
dass Christus kommen wird zu richten die Lebenden und die Toten, und dass
er von uns mutige Treue im Bekenntnis verlangt? Sind wir eingedenk der
Worte Christi: "Wer immer mich vor den Menschen bekennt, den werde auch
ich bekennen vor meinem Vater im Himmel. Wer mich aber vor den Menschen
verleugnet, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater im Himmel" (Mt
10,32f)? Sind wir bereit, ggf. wie Petrus und Paulus auch unser Leben zu
opfern für die Treue zu Christus? Wenn unser Glaube schwach wird,
ergreifen wir dann die Hand Christi, der uns erretten will, oder wollen
wir doch lieber in den Fluten des Unglaubens untergehen?
Im Licht des Glaubens werden wir dann auch die Werke der Barmherzigkeit
üben, wir werden uns dafür einsetzen, dass jedem Recht geschieht
und dass Unrecht verhindert wird. Wir werden den Bedürftigen helfen,
unseren Feinden vergeben und uns so für eine bessere Welt einsetzen.
Doch hüten wir uns davor, aus dem Christentum eine reine Diesseits-Religion
zu machen, in der die Willkür des Menschen alles und die Lehre Christi
nichts zählt. Leben wir im Diesseits mit Blick auf das Jenseits, führen
wir ein Leben der Glaubenstreue, der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit,
damit wir vor Gott, dem gerechten Richter, ein gnädiges Urteil finden.
Amen.