Christus in Dachau (3 / 23)

- Kompletter Text des Buches von Johann Maria Lenz, Kapitel 3 / 23 -
(Kirche zum Mitreden, 27.06.2003)

Herz Jesu

Heute ist das vierte Herz-Jesu-Fest nach unserer "Verurteilung" zu faktisch wohl lebenslänglicher Kerkerhaft. Zwar machen sich von der Kirche Abgefallene wie Werner Schneider nach Herzenslust darüber lustig, dass wir diese Schmach und Unbill auf uns nehmen, während sie feigen Verrat üben und ins Ausland flüchten. Damit ist aber noch nicht bewiesen, dass der Verrat an Christus die bessere Alternative gegenüber der Treue zu Christus ist. Das Verbrechen der Bonner Völkermörder hat in den Gräueltaten der Nazis ihr Vorbild, wie Lenz schreibt: "Wir waren Opfer des 'Vaters Staat', der so plötzlich ein reißendes Raubtier geworden war." Erst die Nazis, dann die Über-Nazis! Trotzdem sind wir überzeugt: Sogar auf die Finsternis unserer Tage wird ein helles Morgen folgen!

Vorerst müssen wir uns zugegebenermaßen mit der Finsternis begnügen. Die Finsternis hat ihre Stunde, und ganz besonders der amtierende Scheinpapst Wojtyla ist ein Diener der Finsternis. Das zeigt sich ganz offensichtlich z.B. an seinem Antichristenthron; wenngleich Privatoffenbarungen immer mit der notwendigen Zurückhaltung betrachtet werden müssen, wird man wohl an die berühmte Malachias-Weissagung erinnern dürfen, in der den letzten 112 Päpsten und Scheinpäpsten bestimmte Titel ("Denksprüche") gegeben wurden. So wird der Scheinpapst Nikolaus V. "Corvus schismaticus" (Rabe des Zwiespaltes) genannt. Papst Pius XII. heißt "Pastor angelicus" (Engelgleicher Hirte). Wojyla heißt "De labore solis" (Von der Sonnenfinsternis), und Franz Spirago kommentiert diesen Denkspruch: "Christus, die Sonne der Gerechtigkeit, soll durch Irrlehren und im Zusammenhang damit durch blutige Verfolgungen der Kirche verdunkelt werden. Diese Verfolgungen sollen mit der Weltherrschaft des Antichrists ihren Höhepunkt erreichen. (So erklärt Holzhauser) Auch sollen sich an der Sonne, die seinerzeit am Leiden Christi teilgenommen hat, und auf Erden (durch Erdbeben u. dgl. ganz wie beim Tode Christi) Vorzeichen geltend machen als Vorboten nahen Unheils."
Die blutigen Verfolgungen der Kirche insbesondere in Deutschland passen also schon ziemlich genau zu der Weissagung. Ebenfalls interessant: Wojtylas erste "Enzyklika" "Redemptor Hominis" (Erlöser des Menschen) verdunkelte ganz gezielt und eklatant die Wahrheit über Christus. Hier das 13. Kapitel dieser Enzyklika, offizieller deutscher Text von der Vatikan-Homepage:


13. Christus ist mit jedem Menschen verbunden
Wenn wir durch die beständig und immer schneller wachsenden Erfahrungen der Menschheitsfamilie tiefer in das Geheimnis Jesu Christi eindringen, erkennen wir immer deutlicher, daß all jenen Wegen, auf denen die Kirche in unseren Tagen nach den richtungweisenden Worten von Papst Paul VI. voranschreiten muß, ein besonderer Weg zugrunde liegt, der seit Jahrhunderten erprobt ist und zugleich in die Zukunft führt. Unser Herr Jesus Christus hat uns selbst auf diesen Weg verwiesen, da - wie das Konzil uns lehrt - »der Sohn Gottes durch seine Menschwerdung sich gleichsam mit jedem Menschen verbunden hat«. Die Kirche sieht es darum als ihre grundlegende Aufgabe an, darauf hinzuwirken, daß diese Einheit immer wieder Gestalt und neues Leben gewinnt. Diesem Ziel allein möchte die Kirche dienen: jeder Mensch soll Christus finden können, damit Christus jeden einzelnen auf seinem Lebensweg begleiten kann mit jener kraftvollen Wahrheit über den Menschen und die Welt, wie sie im Geheimnis der Menschwerdung und der Erlösung enthalten ist, mit der Macht jener Liebe, die hiervon ausstrahlt. Auf dem Hintergrund von immer vielfältigeren geschichtlichen Entwicklungen, die zu unserer Zeit im Bereich der verschiedenen Systeme, Weltanschauungen und Staatsformen besonders erfolgreich zu sein scheinen, wird Jesus Christus gleichsam noch einmal gegenwärtig trotz vieler Anzeichen einer scheinbaren Abwesenheit, trotz aller Einschränkungen, welche die offizielle Gegenwart und Aktivität der Kirche erfahren. Jesus Christus wird gegenwärtig durch die Kraft jener Wahrheit und Liebe, die sich in einzigartiger und einmaliger Fülle in ihm ausgeprägt haben, obgleich sein irdisches Leben nur kurz und noch kürzer sein öffentliches Wirken war.
Jesus Christus ist der Hauptweg der Kirche. Er selbst ist unser Weg zum Haus des Vaters und ist auch der Zugang zu jedem Menschen. Auf dieser Straße, die von Christus zum Menschen führt, auf der Christus jedem Menschen zur Seite tritt, darf die Kirche sich von niemandem aufhalten lassen. Das fordert das zeitliche wie auch das ewige Heil des Menschen. Wenn die Kirche auf Christus sieht und auf das Geheimnis, welches ihr Leben ausmacht, dann kann sie nicht unempfindlich bleiben für alles, was dem wahren Wohl des Menschen dient, so wie es ihr auch nicht gleichgültig sein kann, wenn dieses bedroht wird. Das II. Vatikanische Konzil hat an verschiedenen Stellen seiner Dokumente diese fundamentale Sorge der Kirche formuliert, damit »das Leben in dieser Welt mehr der überragenden Würde des Menschen entspreche« in allen ihren Aspekten »und immer humaner gestaltet werde«. Das ist die Sorge von Christus selbst, dem Guten Hirten aller Menschen. Im Namen dieser Hirtensorge - so lesen wir in der Pastoralkonstitution des Konzils - ist »die Kirche, die in keiner Weise hinsichtlich ihrer Aufgabe und Zuständigkeit mit der politischen Gemeinschaft verwechselt werden darf noch auch an irgendein politisches System gebunden ist, zugleich Zeichen und Schutz der Transzendenz der menschlichen Person«.
Es geht also hier um den Menschen in seiner vollen Wahrheit, in all seinen Dimensionen. Es geht nicht um einen »abstrakten« Menschen, sondern um den realen, den »konkreten« und »geschichtlichen« Menschen. Jeder »einzelne« Mensch ist gemeint; denn jeder ist vom Geheimnis der Erlösung betroffen, mit jedem ist Christus für immer durch dieses Geheimnis verbunden. Jeder Mensch, der im Mutterschoß empfangen und von seiner Mutter in diese Welt hineingeboren wird, ist gerade wegen dieses Erlösungswerkes der Obhut der Kirche anvertraut. Ihre Sorge schaut auf den ganzen Menschen und ist ihm in einzigartiger Weise zugewandt. Sie kümmert sich um den Menschen in seiner individuellen, unwiederholbaren Wirklichkeit, in der unzerstörbar das Bild und Gleichnis Gottes enthalten ist. Das meint das Konzil, wenn es diese Ähnlichkeit erwähnt und dabei daran erinnert, daß »der Mensch auf Erden die einzige von Gott um ihrer selbst gewollte Kreatur ist«. So wie dieser Mensch von Gott »gewollt« ist, wie er von Ewigkeit her von ihm »erwählt« ist, gerufen und bestimmt für die Gnade und das Heil, so ist jeder Mensch ganz »konkret«, ganz »real«. Dies ist der Mensch im vollen Licht des Geheimnisses, an dem er durch Jesus Christus teilnimmt, ein Geheimnis, an dem jeder einzelne der vier Milliarden Menschen teilhat, die auf unserem Planeten leben, vom ersten Moment an, da er unter dem Herzen der Mutter empfangen wird.

Verständlich, dass Wojtyla bekennender Fan des Erzketzers Hans Urs von Balthasar ist, der von einer "leeren Hölle" schwärmte; verständlich, dass laut Apostaten-Katechismus die Hölle nur eine "reale Möglichkeit" ist; verständlich innerhalb des V2-Irrsinns, dass sogar Selbstmördern, Sodomiten usw. der Himmel verheißen, uns aber die Hölle angedroht wird. Jeder einzelne Mensch ist "von Ewigkeit her von [Gott] »erwählt«", "gerufen und bestimmt für die Gnade und das Heil". Bei der Erbsünde "wird nichts vererbt", und die Taufe spendet selbst Wojtyla in bestenfalls fragwürdiger Weise.
Wojtyla vertritt einen mit christlichen Vokabeln übertünchten Pantheismus. Sein Durcheinanderwirbeln von Gott und Mensch gleicht den Blasphemie-Tiraden, die der "Geist des Konzils", i.e. Karl Rahner, propagierte. Diese Verherrlichung des Menschen, mit der Wojtyla ganz besonders gerne hausieren geht, ist bereits in "Redemptor Hominis" (Nr. 10) ausgesprochen:
Der Mensch, der sich selbst bis in die Tiefe verstehen will - nicht nur nach unmittelbar zugänglichen, partiellen, oft oberflächlichen und sogar nur scheinbaren Kriterien und Maßstäben des eigenen Seins -, muß sich mit seiner Unruhe, Unsicherheit und auch mit seiner Schwäche und Sündigkeit, mit seinem Leben und Tode Christus nahen. Er muß sozusagen mit seinem ganzen Selbst in ihn eintreten, muß sich die ganze Wirklichkeit der Menschwerdung und der Erlösung »aneignen« und assimilieren, um sich selbst zu finden. Wenn sich in ihm dieser tiefgreifende Prozeß vollzieht, wird er nicht nur zur Anbetung Gottes veranlaßt, sondern gerät auch in tiefes Staunen über sich selbst.

Die Schmerzen von Kerker und Folter mögen schlimm sein, aber es kann durchaus einen viel tieferen Schmerz bereiten, Wojtylas antichristliches Gehetze und seinen bombastischen Erfolg damit zu betrachten. Fürwahr, eine beispiellose Sonnenfinsternis!

Wie können die V2-Sektierer ihre geballte Gottlosigkeit, ihre antichristliche Wut überhaupt noch verteidigen? Nun, Angriff ist angeblich die beste Verteidigung. Nach allem, was wir gesehen und ausführlich bei KzM gewürdigt haben, neuerlich etwa bei unserem Rückkehr-Versuch, erschöpft sich die Argumentation unserer Gegner darin, nur zutiefst gehässige Beleidigungen gegen uns zu schleudern, garniert mit hemmungslosen Lügen. Obwohl die V2-Sekte ihre Existenzberechtigung nur aus Lügen und Beleidigungen ableitet, so findet sie dennoch zahlreiche fanatische Anhänger.
Ein weiteres Beispiel dieser V2-Vorgehensweise fanden wir gestern im Gästebuch des "Priesternetzwerkes"; zur Vorgeschichte: Am 14.04.2003 um 19:44:32, übrigens zeitlich kurz nach und chronologisch direkt nach Josef Spindelböck, hatten wir dort eingetragen: "In den "Pressespiegel" hätte man wenigstens die Würdigung des 'Priesternetzwerkes' bei KzM erwähnen können, und sei es auch nur durch Angabe der URL." Zwar wurde KzM bislang nicht in den Pressespiegel aufgenommen, aber immerhin blieb unser Eintrag veröffentlicht, während z.B. ein anderer Beitrag von "Mr. Knister" am 03.06.2003 gelöscht wurde; statt dessen gibt es nur noch den Vermerk: "Dieser Kommentar wurde aus dem Gästebuch entfernt. Es fehlt dem Schreiber an der gebührenden Achtung und dem nötigen Respekt.", und eine Bemerkung: "Sehr geehrter Mr.Knister, bei Ihnen knistert's aber ganz schön im Gebälk!".
Wie dem auch sei: Chronologisch direkt nach Sepp und uns, allerdings erst am 19.04.2003 um 17:12:02, trug sich "Rudolf von Rittmannsperger" ins Gästebuch ein. Die beiden größten Suchmaschinen weltweit, Google und Alltheweb, konnten diesen Namen (mit und ohne "von") allerdings nicht finden, und auch das deutsche Telephonbuch musste passen. Ferner gibt es die angegebene e-mail-Adresse nicht. Also dieser "Rudi" schrieb:


Lache mich halbtot, der V2-Fresser "Pater L." und der "böse Sepp", so sagt prhl zu Dr. Spindelböck, friedlich übereinander. Wollen Sie jetzt kein Apostat mehr sein Herr L.? Dann herzliche Glückwünsche für die Bekehrung.

Zwar ist uns nicht ganz klar, was ein "V2-Fresser" sein soll ("fressen" klingt jedenfalls nicht sehr vornehm), aber es ist klar, was ein Apostat ist, s. H. Jone, Katholische Moraltheologie, Paderborn (7)1935, 92: "Apostasie ist der gänzliche Abfall vom christlichen Glauben seitens einer Person, die in der Taufe den wahren Glauben empfangen hat (can. 1325 § 2). Apostat wird daher jemand z.B. durch Leugnung eines persönlichen Gottes oder der Gottheit Christi. Anschluß an eine andere Religionsgemeinschaft ist nicht gefordert."
Rudi könnte sich als Begründung für unsere Verurteilung z.B. auf unsere Predigt am 15.06.2003 berufen, wo es heißt, Gott ist "eine menschliche Projektion, die erdacht wurde, um eine Sinnvorgabe zu erlangen und die eigene Existenz wie die der Welt abzusichern." Das Problem dabei: Wir zitieren dort nur die offizielle V2-Lehre über Gott und verurteilen die V2-Sekte als apostatisches Gebilde. Aber immerhin: Wenn Rudi uns als Apostat verurteilt, dann ist das auch gut so, v.a. dann, wenn diese Verurteilung - im Gegensatz zum Eintrag von "Mr. Knister" - nicht vom ach so frommen "Priesternetzwerk" zensiert wurde. Die Finsternis hat ihre Stunde.

Mit diesem dritten Kapitel aus "Christus in Dachau" endet das Erste Buch. Etwaige Copyright-Probleme dürften wohl dann auftreten, wenn wir jetzt noch mit der Veröffentlichung des Lenz-Textes fortfahren. Wer also rechtliche Gründe nennen kann, weshalb wir die Veröffentlichung nicht fortsetzen sollen, der soll jetzt sprechen resp. schreiben. Wir verpüren nämlich keinen Drang, in mühsamer Arbeit den Text zu erfassen und für das Internet aufzubereiten, nur um ihn nachher wieder löschen zu müssen. Sollten innerhalb der nächsten zwei Wochen weiterhin keine vernünftigen konkreten rechtlichen Einwände genannt werden, wird die Veröffentlichung des Lenz-Buches zügiger fortgesetzt.



Das Buch „Christus in Dachau" oder „Christus der Sieger" ist unserem Heiligen Vater, Papst Pius XII., in tiefster Verehrung gewidmet!

CHRISTUS IN DACHAU
ODER
CHRISTUS DER SIEGER

EIN RELIGIÖSES VOLKSBUCH
UND EIN
KIRCHENGESCHICHTLICHES ZEUGNIS (Mit 100 Bildern)
FÜR PRIESTER UND VOLK
BERICHTET
VON JOHANN MARIA LENZ
1957
BUCHVERSAND: „LIBRI CATHOLICI"
WIEN-MAUER, LANGEGASSE 85
TELEPHON  8609434

Was 2600 Geistliche aus 134 Diözesen und 24 Nationen im KZ Dachau erlebt und erlitten!
Mehr als 1000 getötet! Wer könnte  achtlos  daran  vorbei?!
 

III. KERKER

Kerkerzelle E 44

E I, Zelle 44, Landesgericht I. - Kurz vorher saßen die berüchtigten Pruscha-Mörder 19 Monate lang in Zelle 44. Dann wurden sie hingerichtet. Zelle 43, 42, 41... waren fortlaufend mit Todeskandidaten besetzt. Und Zelle an Zelle mit Mördern, Räubern, Brandstiftern, ... saßen wir Priester. Es war überdies ein unsauberer Raum, und das ganze Jahr hindurch war von unserem Gitterfenster aus niemals die Sonne zu sehen.
Die "Köpfler" neben uns wurden einer nach dem anderen zum Tode geführt. Das Henkerbeil stand im Hause. Diese Bitterkeit hatte jedoch auch viel Versöhnliches. Fast ausnahmslos gingen die Todgeweihten im Frieden Gottes hinüber. Sonst hätten sie Gott, den Herrn, wohl kaum wiedergefunden und damit auch ihre Ewigkeit verloren. Das plötzliche, gewaltsame Sterben brachte sie durch priesterlichen Beistand wieder zur Besinnung - zur Reue nämlich und zur Beichte. So ward die Hinrichtung - menschlich gesprochen ihr größtes irdisches Unglück - zugleich aber auch ihr größtes Glück auf Erden. Sie rettete diese Armen in das ewige Glück. Wie seltsam sind oft die Wege Gottes!
Zelle 44! Wie lange noch wirst du mich halten? Wie sehnte ich mich nach Freiheit! Wie schwer empfand ich diese endlose Haft! Hätte ich nur geahnt, was mir noch bevorstand! Ich hätte mich glücklich und zufrieden gefühlt. Aber so ist es im Menschenleben. Erst wenn man wirklich Schwerstes erlebt hat, weiß man Schweres würdig zu tragen. "Wer nichts gelitten hat, was weiß der?" (Sel. Heinrich Suso.)

Am 1. August 1939 entwarf ich mit einem Haftkameraden einen Zukunftsplan für die katholische Jugend. Am 2. August faßte ich ihn schriftlich und legte ihn dem "Mitbegründer" vor. Wir waren Feuer und Flamme für eine große Sache, deren Titel lautete: "Jugend nach Rom". Aber wir mußten das Schriftstück verbrennen. Waren wir doch keine Stunde vor der Gestapo sicher. Es war immer gef ähr-lich, etwas Schriftliches bei sich zu haben.
Mit Beginn des Polenkrieges wurden plötzlich Kost und Kantine sehr herabgesetzt. Hatten einzelne Kriminelle noch acht Tage zuvor halbe Brote aus Übermut in den Kerkerhof geworfen, so begann nun ohne Übergang der Hunger. Bald setzten Hungerkrawalle ein. "Hunger! Hunger! Hunger!" brüllte es im Chor von allen Seiten in den Hof. Doch der Erfolg war gering. Gott gnade uns, wenn das so weitergeht! - - -
Zelle 44! Darin lebten, hungerten und beteten wir zwei in treuer Kameradschaft: Msgr. Josef Enzmann aus Breitenfurt und ich. Nachmittag durften wir auf mehrere Stunden zur Abwechslung heimlich in andere Zellen. - Bei unserem gemeinsamen Morgengebet erklang täglich das Gebet des hl. Ignatius "Suscipe, Domine" (Nimm hin, o Herr, meine ganze Freiheit), bei unserem Abendgebet das "Te Deum" in gregorianischem Choral. - - -

Am 9. April hörte ich in meine Zelle hinein ein Wort, mit dem ich später manchen Kameraden aufheitern konnte: "I bin froh, daß i do bin; denn wann i net froh war, war i a do!" Der "Köpfler" nebenan auf E 43 hatte dies durch sein Kerkerfenster in den Hof gerufen. Allgemeines Gelächter aus den Zellen. So lernten wir den "Galgenhumor" an seiner Quelle kennen. Einen Monat später war dieser junge Mensch hingerichtet. - Für viele dieser Armen war die Todesstrafe eine ungerechtfertigte Grausamkeit. Wir waren Opfer des "Vaters Staat", der so plötzlich ein reißendes Raubtier geworden war.
Am 10. April 1940 übersiedelte ich in den ersten Stock in die Zelle E 122 (A 106) meines lieben Freundes Anton Pauk C. SS. R. Er war ein tüchtiger Literat und wegen eines Gedichtes in Haft. Er wurde später zu 18 Monaten verurteilt. Von 1943 bis 1945 sandte er mir - fleißig wie kein zweiter - Brot aus Wien ins Lager Dachau. Hinter dieser Aktion stand vor allem auch meine und seine gute "Tante", eine greise Lehrerin a. D., Gabriele Hermann aus Wien I. -

Im Traume der Nacht gab es keinen Kerker. Alles Leid schien vorüber zu sein. Es war im Gebet überwunden und in seelische Reichtümer umgewertet. Oft sah ich mich nächtlicherweile in der schönen Lorettokirche im Lavanttal. Noch öfters am Altar der unvergeßlichen Canisiuskirche von Wien. Oder umgeben von lieben Kleinen, deren Seelsorger ich ernst gewesen. So war ich froh in der Nacht auf hartem Kerkerlager und frohen Mutes auch bei Tag trotz aller Bitterkeiten. Wie dauerten mich jene Armen, die nicht beten konnten. Welch erschütternde Szenen und seelische Katastrophen könnten Kerkerzellen und Konzentrationslager erzählen!
Eine große Freude war es auch für uns Priester, hier an solch düsterer Stätte wertvolle Freunde gewinnen zu können. Hervorragende Führer vom echten Österreich. Da denke ich zuerst an Prälat Jakob Fried, Univ.-Prof. und Min. a. D. Ed. Ludwig, Sektionschef E. Weber, OLG.-Präsident Dr. Zigeuner...
 

Vater auf Besuch!

Kerkerbesuch ist wohl die bitterste Freude. Auch mir wurde sie des öfteren zuteil. Mit Freuden denke ich zurück und ebenso mit Schmerz. Das Wort von der "gemischten Freude" konnte man kaum eindrucksvoller erleben als in diesen kleinen Minuten. - - -

Horch! Der Schlüsselbund des Kerkeraufsehers lärmt zu ungewohnter Stunde an unserer Kerkertür. - Voraus ging oft der ähnliche Lärm an anderen Türen in unserer Nähe. Bei der üblichen Totenstille des "Grauen Hauses" und der eigenen seelischen Einsamkeit war man hellhörig geworden. Jedes auffallende Geräusch drang uns viel rascher ins Bewußtsein.
Was gibt's ? - Unwillkürlich flogen unsere aufgeregten Blicke zur kleinen Zellentür. "Lenz wird vorgeführt!" - so klang es kurz und scharf in die Zelle. - Was gibt's ? "Vorführung" konnte beim Untersuchungsrichter sein. Sie konnte gute, viel eher aber böse Nachricht bedeuten. Auch ein Besuch war möglich. Dann waren wir meist mehrere Kameraden aus verschiedenen Zellen. Tag und Stunde ließen uns bald das Richtige vermuten. -
Gemeinsam unter Bewachung ging's nun über einen der Höfe des Kerkers. Rasch sammelten wir, so gut es ging, unsere Gedanken und ordneten Kleider und Haare. Stets hatten wir etwas Wichtiges zu sagen oder zu fragen. Es mußte heimlich geschehen, im günstigen Augenblick und mit leiser Stimme. -

In einem engen Raum zusammengedrängt erwarteten wir jene kostbaren fünf Minuten. Ein Psychologe hätte hier viel Interessantes erlebt. Eine handgreifliche Spannung lebte in allen Gesichtern. Wenig wurde gesprochen. Jeder war zu sehr mit sich allein beschäftigt. Wer wird kommen? Was werde ich erfahren? Was muß ich ihm Wichtiges sagen und fragen ? Wird es gelingen ? -
Zwei und zwei kommen an die Reihe. Sekretärinnen, Aufseher und Richter hielten Wache. Augen, Mund, Hände... wurden scharf beobachtet, ... jede Bewegung verfolgt. - Ein hohes Gitter teilte das Besuchszimmer in zwei Räume. Wie aus einem Raubtierkäfig suchten bange Augen hastig ein liebes, allzubekanntes Gesicht. In schmerzvoller Freude und Überraschung war es bald gefunden.
Unwillkürlich legten sich unsere flachen Hände hilflos an die Gitterwand. Gleichsam fiebernd suchten sie die Hände eines lieben Besuches. Bitterlich hat mein Vater geweint, als er mich so wiedersah. Schwer habe ich dieses Herzensopfer meines armen Vaters mitempfunden. Bitter genug war ihm einst das Opfer geworden, als ich fortzog, um auf Gottes Ruf Priester zu werden. Und jetzt muß er mich, seinen Priestersohn, hinter Kerkergittern begrüßen. Nicht einmal die Hände kann er mir reichen. Seine lieben Vaterhände mit den ehrwürdigen Arbeitsschwielen kann er nicht in die Priesterhände seines Sohnes legen! -

Es kam so mancher liebe Besuch. Beichtkinder, Verwandte, Mitbrüder, Bekannte zeigten sich, den Kerkerpriester zu erfreuen. Am häufigsten jedoch kam mein lieber Vetter, der Priester Rudolf Frank. Am 17. April 1945, seinem Namenstag, hat er nahe bei Wien sein Leben geopfert, um Frauenehre zu retten. - Letzten Endes auch ein Opfer des Nazismus. Am Sonntag zuvor hatte er noch Ton der Kanzel über Christus, den guten Hirten, gepredigt. "Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben für seine Schafe" (Joh. 10, 11). Wir werden später noch von ihm hören!
 

Wien bis Dachau!

"Dem Volksgerichtshof bin ich also überantwortet!" So hatte ich am 22. II. 1939 "An meine Richter" geschrieben. "Herrlich! - Suchet nur nur das Volk, dem ich Priester, Lehrer, Seelsorger, Schriftsteller, ... war! Dann, meine Herren, rate ich Ihnen, die äußersten Plätze dieses Gerichtshofes zu besetzen, um dem Urteilsspruch eben dieses Volkes zu entkommen!"
"Da sehe ich Regierungsrat Hanisch, Hofrat Kalossa und Msgr. Enzmann im Kerker. Dabei muß ich mir denken: wenn das die Verbrecher des neuen Staates sind, dann ist es ja eine Schande, ein "anständiger" Bürger dieses Staates zu sein und nicht im Kerker zu sitzen oder im Kerker gewesen zu sein!"
Am 22. Februar schrieb ich den ersten dieser gefährlichen Briefe, anfangs Juni den letzten. Sie brachten mir die Anklage auf § 76 ein: "Bedrohung der Staatsgewalt". Das Anfangsvergehen: "Staatsabträgliche Äußerungen" war indes schon verjährt, die Höchststrafe schon mehrmals abgesessen und auch durch Hitlers "Radfahreramnestie" vom 1. September 1939 getilgt.

11. Dezember 1939. - Vor einem Drei-Richter-Senat (Vorsitz: L.G.R. Dr. Krubl) kam es heute zu einer Gerichtsverhandlung mit "Ausschluß der Öffentlichkeit" wegen meiner Briefe, die vorgelesen wurden. Mittags war die Verkündigung des - Freispruchs. Am 3. Mai 1940 wurde dieser vom Obersten Reichsgericht in Leipzig bestätigt. Der 6. Mai brachte mir die Freiheit - nach 17 Monaten Haft. Auch die Gestapo schien einverstanden.
Nun war ich fest entschlossen, aus dem Kerker "Großdeutschland" zu entfliehen, da meine Freiheit und meine Seelsorge aufs schwerste bedroht erschien. Ich besorgte mir als Fluchtkleid einen "Steireranzug", mit dem ich letzten Endes nach - Dachau kam. Am 18. Mai wiederum festgenommen, erfuhr ich am 20. Mai, daß meine Freigabe von seiten der Gestapo nur auf einem Irrtum beruhte - mein Mißtrauen war bestätigt. Vom 20. Mai bis 6. Juli saß ich nun im Keller von "Metropole", hernach bis 9. August nochmals in der "Roßauerlände".
Es waren Tage des Hungers. - Am 19. Juli mußte ich meinen zweiten "Schutzhaftbefehl" unterschreiben. - Durch die nächtlichen Kerkerfenster entdeckte ich die schöne Konjunktion: Jupiter - Saturn. Dieses schöne Bild hat mir noch lange geleuchtet - in Dachau. - - -
 

Brief aus "Metropol"

Im Sommer 1945 fand ich ihn wieder. Er ist an die Mutter C. und ihre Tochter gerichtet.
"Liebe Mutter und Schwester!
Metropol, 28. VI. 1940 II. B. 1., Wien I, Morzinplatz 4
Das war mir wiederum eine schöne Überraschung! Schon das zweite Paket! Ihr habt den hilflosen Kerkerling nicht vergessen; er wird Euer auch nie vergessen! Sogar in dieses Haus habt Ihr Euch gewagt, um mir gute Sachen zu bringen und Sicheres über mich zu erfahren. Andere wagen nicht einmal aus der Ferne einen schüchternen Gruß. Der liebe Gott segne und lohne Eure Tapferkeit! -
Ihr werdet lachen, wenn ich Euch erzähle, daß ich das Eßpaket sofort nach einem Tintenfläschchen untersucht habe, ehe ich zu essen begann. Habt ihr eine Ahnung von einer Schreiberseele? Wenn man sie enträtseln will, muß man vorher eine dicke Tintenschicht wegkratzen. -
Butter habt Ihr dreimal zuviel gesandt, Kinder Gottes! So bleiben Euch ja keine Fettmarken! Und Fett habt Ihr beide ebenso nötig - ja noch mehr als ich!... Das Röslein und die Margeritenblumen haben einen Tag und eine Nacht in meiner Zelle geduftet. Dabei haben sie mich an liebe Menschen erinnert. Nun ruhen die Blümchen in einem "Alban Stolz", um getrocknet zu werden - zum bleibenden Andenken. - - -
Außer Sonntag und Feiertag ist zu jeder Stunde eine gewisse Gefahr der Enthaftung vorhanden; freilich ist diese Gefahr so harmlos, daß nichts von ihr zu fürchten ist. Schon nahezu 6 Wochen läuft dieses Gespenst, ohne mich erreichen zu können... Zehn Tage Freiheit durch einen Irrtum. Ich nehme es als eine wunderbare Fügung der göttlichen Vorsehung. Wäre es anders gekommen, so säße ich auch heute noch hier (ohne einen Tag Freiheit), die Antwort aus Berlin zu erwarten...

Ihr habt gar keine Ahnung, welch ein Segen mein Sternenbuch für mich selber schon geworden ist. So geht's einer armen Schreiberseele! Trotz Kerkermauern, die mich nun 18 Monate Tag und Nacht umschließen, kommen mir so viele schöne Gedanken, Anregungen und Ergänzungen für das Buch "Die Himmel rühmen"... Es wird förmlich ganz neu. Vielleicht kann ich mit einer Neubearbeitung noch Tausenden die Herrlichkeit Gottes ahnen lassen! Für diesen wahrhaft Einzigen möchte ich alle begeistern für Zeit und Ewigkeit.-
Wenn ich aus dieser zweiten Haft noch ein dunkles Haar in die Freiheit rette, so danke ich es vorzüglich der Arbeit an diesem Buche - freilich auch den Gebeten all meiner Lieben... Das ist ein eigenes Kapitel! Ganz gewiß habe ich das Gebet so vieler guter Menschen durch alle 18 Monate tausendfach gespürt. Immer und immer wieder kam ein kleiner Trost vom lieben Gott durch Euer aller Gebet mir angeflogen. Auch ich selbst habe gebetet, keinen Tag mein Brevier unterlassen. Im Landesgericht täglich drei Rosenkränze dazu. Hier vom Anfang an vier, zweimal den schmerzhaften. Noch niemals habe ich die Kraft und Schönheit dieses wunderbaren Gebetes so kennen- und schätzengelernt. - - -
Kerker gehört wohl zum Bittersten, was ein Mensch, besonders ein Priester, erleben kann. Schon wieder sechs Wochen ohne Altar. Und war mir doch die heilige Messe stets das wertvollste Tagesereignis, die größte Kraftquelle. Aber deshalb ist die Zeit nicht verloren. Mein Leid wird durch Gottes Güte vielen Gottsuchern und vielen armen Seelen Hilfe und Segen bringen. -
Wohl ist mir die Geduld hier oft schwer geworden und manchmal - gerissen. Zu schwer lasten die 18 Monate auf mir. Aber - "Wer nicht gelitten hat, was weiß der?!" Jeder hat sein Kreuz. Tragen wir es in Gottes Namen weiter. - Der liebe Gott wird schon alles recht machen! -
Es grüßt Euer Hans."

II. POLIZEIHAFT - IV. STRAFKOMPANIE

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