Am heutigen letzten Sonntag nach Pfingsten richtet die Kirche ihren
Blick ganz besonders auf die Wiederkunft Christi, der verheißen hat:
"Sie werden den Menschensohn kommen sehen in den Wolken des Himmels mit
großer Macht und Herrlichkeit." Doch wie glaubwürdig sind die
Worte Christi überhaupt, ganz konkret seine Rede über das Ende
der Welt? Am liebsten verweisen die Feinde Christi auf die Ankündigung:
"Ich sage euch, dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis das alles geschieht."
Weil die Feinde Christi nicht verstehen, was damit gemeint ist, erklären
sie, dass diese Aussage falsch ist und dementsprechend Christus nicht als
glaubwürdig betrachtet werden darf. Zunächst ist zu erwidern,
dass eine Aussage nicht unbedingt falsch sein muss, wenn man sie nicht
versteht. Sogar einige mathematische Formeln werden von manchen Menschen
nicht verstanden, deswegen müssen diese mathematischen Formeln nicht
zwangsläufig falsch sein. Aber zu den Worten Christi: "Dieses Geschlecht
wird nicht vergehen, bis das alles geschieht." Seit diese Worte gesprochen
wurden, sind viele Generationen vergangen, ohne das alles, was auch die
Wiederkunft Christi einschließt, geschehen ist. Trotzdem lehrt die
Kirche nicht, dass Christus sich da geirrt oder gar gelogen hätte.
Es gibt verschiedene Erklärungsversuche: Einige dachten an das gesamte
Menschengeschlecht, andere an das Geschlecht der Gläubigen, wieder
andere an die Juden, außerdem bezogen einige diese Worte auf die
Zerstörung Jerusalems. Nur die letzte Erklärung trägt dem
Umstand Rechnung, dass mit der Formulierung "dieses Geschlecht" die Zeitgenossen
Jesu gemeint sein müssen. Die wohl beste Erklärung dürfte
die sein, dass bereits die Zeitgenossen Jesu die Vorzeichen des Weltendes
sehen werden, dass also schon zur Zeit Jesu diese Entwicklungen anfangen,
von denen Jesus spricht. Dass mit dem Greuel der Verwüstung die Zerstörung
des Tempels angekündigt wurde, wird jedenfalls allgemein angenommen.
Also das Problem, dass sich das Weltende weiter verzögert, als es
die Worte Christi annehmen lassen, ist sicherlich kein unlösbares.
Aber in einem Punkt scheint Jesus doch wohl vollkommen die Unwahrheit gesagt
zu haben: "Es werden falsche Christus und falsche Propheten aufstehen und
große Zeichen und Wunder wirken, so daß selbst die Auserwählten,
wenn es möglich wäre, in Irrtum geführt würden." Diese
Aussage bezieht sich nicht mehr auf die Zerstörung des Tempels, sondern
auf die Zeit vor dem Weltende. Wo soll denn heutzutage noch eine Gefahr
bestehen, dass überhaupt jemand in Irrtum geführt würde?
Sicherlich, der Nationalsozialismus war eine gewisse Gefahr, denn er war
eine antichristliche Religion, die mit christlichen Begriffen durchtränkt
war. Manche nationalsozialistische Schriften könnten sogar fast schon
katholikenfreundlich klingen, so dass wohl auch manche Katholiken sich
von Hitler und seinen Propagandaschriftstellern haben verführen lassen.
Allerdings hat die kirchliche Obrigkeit vor diesen Winkelzügen der
Nationalsozialisten gewarnt. So mahnte Papst Pius XI. in seiner Enzyklika
"Mit brennender Sorge": "Gottgläubig ist nicht, wer das Wort rednerisch
gebraucht, sondern nur, wer mit diesem hehren Wort den wahren und würdigen
Gottesbegriff verbindet. [...] Wer die Rasse oder das Volk oder den Staat
oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt oder andere Grundwerte
menschlicher Gemeinschaftsgestaltung – die innerhalb der irdischen Ordnung
einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz behaupten – aus dieser ihrer
irdischen Wertskala herauslöst, sie zur höchsten Norm aller,
auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult verherrlicht,
der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung
der Dinge. Ein solcher ist weit vom wahren Gottesglauben und einer solchem
Glauben entsprechenden Lebensauffassung entfernt." Der Nationalsozialismus
versuchte sich besonders durch eine Verfälschung der Erbsündenlehre
zu legitimieren, wie Hitler lehrte: "Was Frankreich, angespornt durch eigene
Rachsucht, planmäßig geführt durch den Juden, heute in
Europa betreibt, ist eine Sünde wider den Bestand der weißen
Menschheit und wird auf dieses Volk dereinst alle Rachegeister eines Geschlechts
hetzen, das in der Rassenschande die Erbsünde der Menschheit erkannt
hat." Dem setzt der Papst die katholische Lehre entgegen: "Erbsünde
ist die erbliche, wenn auch nicht persönliche Schuld der Nachkommen
Adams, die in ihm gesündigt haben (Röm. 5, 12.), Verlust der
Gnade und damit des ewigen Lebens, mit dem Hang zum Bösen, den jeder
durch Gnade, Buße, Kampf, sittliches Streben zurückdrängen
und überwinden muß. Das Leiden und Sterben des Gottessohnes
hat die Welt vom Erbfluch der Sünde und des Todes erlöst."
Wie schlimm der Nationalsozialismus gegen die Kirche wütete, mag
ein Zeugnis eines katholischen Pfarrers belegen: "Wir leben in einer Zeit
des Kampfes gegen Christentum und Kirche, wie ihn unsere Väter noch
nicht erlebt haben. 'Es handelt sich um die Vernichtung der Kirche und
die Ausrottung des Christentums in deutschen rheinischen Landen'. Dieser
Kampf ist umso gefährlicher als er mit List und Lüge, mit Drohungen,
Rechtslosigkeit und offener Gewalt geführt wird und die Kirche in
der Öffentlichkeit völlig wehrlos ist. Ihre einzige Hilfe ist
Jesus Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene. Da gewinnt die Lehre
vom Kreuze ihre ganze verpflichtende aber auch herrliche Bedeutung; da
wird jeder Priester, der mutig Zeugnis ablegt für die Wahrheit, der
bereit ist, sein Leben für die Seinen hinzugeben, erfahren, daß
er für eine göttliche Sache steht, und die Pforten der Hölle
niemals obsiegen werden."
Doch wo ist diese Bedrohung durch falsche Propheten, durch den Irrtum
heute? Mehrere hundert Millionen Menschen nennen sich Katholiken, und insbesondere
der deutsche Staat wacht mit unerbittlicher Härte darüber, dass
nur diejenigen den Titel "katholisch" führen, denen der Staat es erlaubt.
Also könnte man meinen: Irreführer haben gar keine Chance, der
Pessimismus Christi bzgl. der wenigen Auserwählten war falsch. Doch
was wäre, wenn die von den Nationalsozialisten nach Kräften versuchte
Vernichtung der Kirche und Ausrottung des Christentums nur ein Vorspiel
zu einer schlimmeren Katastrophe gewesen wäre? Was wäre, wenn
der Staat sich wieder, wie es Papst Pius XI. schilderte, "zur höchsten
Norm aller, auch der religiösen Werte macht"? Was wäre, wenn
dann kein Papst da wäre, der diese Irrtümer in einer Enzyklika
verurteilen würde? Was wäre, wenn diejenigen, die sich katholisch
nennen, zwar Hunderte von Millionen wären, aber nicht wirklich Katholiken,
sondern Häretiker, Menschen, die sich vom katholischen Glauben entfernt
haben und ihnsogar massiv bekämpfen? Was wäre, wenn unter der
Überschrift "katholisch" wie schon im Nationalsozialismus auch die
Erbsündenlehre umgebogen würde, etwa mit Parolen wie: "Der Begriff
der Erbsünde ist mißverständlich. Denn es wird dabei nichts
'vererbt'."? Was wäre, wenn unter der Überschrift "katholische
Sakramente" nur ungültige Riten abgehalten würden, die nicht
nur keinerlei Gnade vermitteln, sondern direkt die Majestät Gottes
beleidigen? Eine Katastrophe eines solchen Ausmaßes werden sich wohl
nur die wenigsten der Zeitgenossen Jesu vorgestellt haben, sie würde
aber nicht im Gegensatz zu den Worten Jesu stehen. Beten wir also, dass
wir zu den Auserwählten gehören, die nicht in Irrtum geführt
werden, und dass wir ein gnädiges Gericht erfahren, wenn der Menschensohn
kommt in den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit.
Amen.
S. auch:
Adolf Hitler, Mein Kampf
Highway to Hell
Vollstreckungsbeschluss gegen KzM