Abschied vom Priestertum

(Internet, 15.05.1998)
Das Priestertum, wie es in der römisch-katholischen Kirche besteht, wurde in der V2-Sekte sehr früh ausgehöhlt und schließlich abgeschafft; zwar gibt es offiziell noch ein "Priestertum" im V2-Lager, und auch noch einige wenige gültige Priester, die zum V2-Lager übergelaufen sind, aber bald wird das Priestertum völlig wegfallen.

Auf V2 wurde diese Kehrtwende schon in verschiedenen Dekreten festgeschrieben. V2 basiert auf dem Willen Roncallis ("Johannes XXIII."), alles an die "heutige Zeit" (???) anzupassen, was er mit dem Schlagwort "Aggiornamento" ("Verheutigung") propagierte. Kontinuität hatte ab Roncalli keinen Platz mehr im Vatikan, alles mußte "verheutigt", d.h. den jeweiligen Bedürfnissen der Gegenwart "je neu" unterworfen werden.

Exemplarisch einige Zitate aus V2, die vom Priestertum handeln:

Der Schlachtplan wurde im "Dekret über die Ausbildung der Priester" (Optatam Totius) vorgezeichnet, das mit den bezeichnenden Worten beginnt: "Die erstrebte Erneuerung der gesamten Kirche hängt zum großen Teil vom priesterlichen Dienst ab, der vom Geist Christi belebt ist; dessen ist sich diese heilige Synode voll bewußt. Deshalb unterstreicht sie die entscheidende Bedeutung der priesterlichen Ausbildung und weist einige grundlegende Leitsätze auf; durch sie sollen die schon durch Jahrhunderte praktisch bewährten Gesetze bestätigt und Neuerungen in sie eingeführt werden, die den Konstitutionen und Dekreten dieses Heiligen Konzils wie auch den veränderten Zeitumständen entsprechen" (OT 1; zit. nach K. Rahner, H. Vorgrimler, Kleines Konzilskompendium, Freiburg (19)1986, 293).
Die V2-Priester sollen kein geschichtliches Bewußtsein mehr haben und sich auch nicht mehr auf Althergebrachtes berufen können, vielmehr soll ihnen das neue "Kirchenbild" der V2-Sekte eingetrichtert werden, demzufolge z.B. die Kirche nicht wirklich die Kirche Christi ist (wobei zu beachten ist, daß die V2-Sekte wirklich nicht die Kirche Christi ist) und damit natürlich auch keine Heilsnotwendigkeit besitzt: "Ebenso lenke man bei der Behandlung des kanonischen Rechtes und bei der Darlegung der Kirchengeschichte den Blick auf das Mysterium der Kirche im Sinne der Dogmatischen Konstitution 'Über die Kirche', die von der Heiligen Synode erlassen wurde" (OT 16 (306)). - Zu dieser "Dogmatische Konstitution" s. u.a. die Hinweise in den "Anmerkungen zum Sedisvakanz-Text". Statt Vertreter der Wahrheit sollen die V2-Priester Ökumeniker sein: "Unter angemessener Berücksichtigung der regionalen Verhältnisse führe man die Alumnen [Priesterkandidaten] zu einer volleren Kenntnis der Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, die vom Apostolischen Römischen Stuhl getrennt sind, damit sie zur Förderung der Wiederherstellung der Einheit unter allen Christen nach den Vorschriften dieser Heiligen Synode beizutragen vermögen" (ebd. (307)). Natürlich wird in den V2-Texten zur Verschleierung auch öfters mit den Begriffen "Wahrheit" und "Irrtum" gespielt, man darf sich aber durch solche Floskeln nicht irritieren lassen.

Monastisches Leben und damit verbunden Entsagung paßt nicht in die V2-Sekte, also muß auch hier die Axt angesetzt werden. Zu diesem Zweck entstand das "Dekret über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens" (Perfectae Caritatis). Der zielstrebige Abbau aller Relikte aus katholischer Zeit wird dabei vorgezeichnet: "Zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens heißt: ständige Rückkehr zu den Quellen jedes christlichen Lebens, und zum Geist des Ursprungs der einzelnen Institute, zugleich aber deren Anpassung an die veränderten Zeitverhältnisse. Diese Erneuerung ist unter dem Antrieb des Heiligen Geistes und unter der Führung der Kirche nach folgenden Grundsätzen zu verwirklichen: [a), b)] c) Alle Institute sollen am Leben der Kirche teilnehmen und sich entsprechend ihrem besonderen Charakter deren Erneuerungsbestrebungen - auf biblischem, liturgischem, dogmatischem, pastoralem, ökumenischem, missionarischem und sozialen Gebiet - zu eigen machen und sie nach Kräften fördern" (PC 2 (318)).
Kurze Erläuterungen zu den "Erneuerungsbestrebungen":
- biblisch: Degradierung der Heiligen Schrift von einer Offenbarungsquelle zum Märchenbuch, ermöglicht durch die sog. "historisch-kritische Methode";
- liturgisch: Abschaffung der katholischen Sakramente, statt dessen gotteslästerliche und menschenverherrlichende, größtenteils ungültige Riten, z.B. statt des Meßopfers nur noch eine Mahlfeier;
- dogmatisch: statt gläubigen Durchdringens der Offenbarung nun Infragestellung der Dogmen und offener Unglaube;
- ökumenisch: Vereinigung aller Völker im Kampf gegen die Wahrheit;
- missionarisch: Abschied von der Verkündigung des Glaubens, statt dessen rein humanistische Tätigkeit.

Schließlich muß dem Ansehen des Priesters, wie es z.B. in der üblichen Anrede "Hochwürden" zum Ausdruck kommt, der Todesstoß versetzt werden, und dies geschieht, indem man den fundamentalen Unterschied zwischen Klerus und Laienschaft einebnet. Die feierliche Verabschiedung des Priestertums wird vorbereitet im "Dekret über Dienst und Leben der Priester" (Presbyterorum Ordinis):
"Die Priester sollen die Würde der Laien und die bestimmte Funktion, die den Laien für die Sendung der Kirche zukommt, wahrhaft anerkennen und fördern. Sie mögen auch mit Bedacht die gebührende Freiheit, die allen im bürgerlichen Bereich zusteht, achten. Sie sollen gern auf die Laien hören, ihre Wünsche brüderlich erwägen und ihre Erfahrung und Zuständigkeit in den verschiedenen Bereichen des menschlichen Wirkens anerkennen, damit sie gemeinsam mit ihnen die Zeichen der Zeit verstehen können. Sie sollen die Geister prüfen, ob sie aus Gott sind, und die vielfältigen Charismen der Laien, schlichte wie bedeutendere, mit Glaubenssinn aufspüren, freudig anerkennen und mit Sorgfalt hegen. Unter den Gaben Gottes, die sich reichlich bei den Gläubigen finden, verdienen die eine besondere Pflege, die nicht wenige in einem intensiveren geistlichen Leben anspornen. Ebenso sollen sie vertrauensvoll den Laien Ämter zum Dienst in der Kirche anvertrauen, ihnen Freiheit und Raum zum Handeln lassen, ja sie sogar in kluger Weise ermuntern, auch von sich aus Aufgaben in Angriff zu nehmen" (PO 9 (577)).
Also, Ihr Laien, auf in den Kampf gegen die Kirche - "DAS Konzil" will es so; s. auch die Leserbriefe vom 29.11.1997, die sich der vatikanischen Instruktion über die Laien widmen.

Mit den neuen "Weiheformeln" der V2-Truppe wurde dann endlich - wenn auch noch inoffiziell - das Ende der priesterlichen Sukzession besiegelt; zwar besteht im katholischen Raum Uneinigkeit darüber, ob im Falle einer V2-"Priesterweihe" nicht vielleicht doch ein gültiges Sakrament gespendet wurde und vielleicht eine bedingungsweise Spendung der katholischen Priesterweihe genügen würde; einhellig wird aber die Gültigkeit der V2-"Bischofsweihe" abgestritten. Sobald also in der Weihelinie eines V2-Mannes eine V2-"Bischofsweihe" auftaucht, erkennt kein Katholik den so "Geweihten" als Priester an.
Der Beweis für die Ungültigkeit der Neo-Bischofsweihen ist leicht zu erbringen: In den Worten, der Form des Sakramentes, ist kein Hinweis darauf enthalten, daß das Bischofsamt weitergegeben werden soll. Man vergleiche (Übersetzungen aus dem lateinischen Original; die offiziellen Formen variieren nicht wesentlich):
 
Katholisch
V2
Vollende in Deinem Priester die Fülle Deines Dienstes und, mit dem Schmuck der gesamten Verherrlichung ausgestattet, heilige ihn mit dem Tau himmlischer Salbung. 
 
 
 
Und nun gieße aus über diesen Erwählten jene Kraft, die von Dir stammt, den vorzüglichen Geist [Spiritum Principalem], den Due Deinem geliebten Sohn Jesus Christus gegeben hast, den Er selbst den heiligen Aposteln gegeben hat, die die Kirche an den einzelnen Orten als Dein Heiligtum errichtet haben, zum unvergänglichen Ruhm und Lob seines Namens.
Während in der katholischen Form klar die bischöfliche Weihegewalt bezeichnet ist, ist in der V2-Form nur noch von einem "vorzüglichen Geist" die Rede: Sollte der Heilige Geist damit gemeint sein, so ist er bekanntlich nicht auf die Bischöfe beschränkt; sollte die Jurisdiktionsgewalt gemeint sein, so ist sie nicht Gegenstand der Weihe, sondern wird vom Papst gesondert den einzelnen Bischöfen verliehen und kann auch wieder entzogen werden - anders als die bischöfliche Weihegewalt.
Ferner muß nach Erklärung Papst Leo XIII. das Weihesakrament immer im Zusammenhang mit der Intention gesehen werden; da in V2 aber ausdrücklich eine Abkehr von der katholischen Kirche (beweisbar durch das ewige Gerede von den "Neuerungen") den Ausschlag für die Abänderung der Weiheformeln gab, kann man sich auf den Standpunkt stellen, daß alle V2-Weihen, also auch die Diakonats- und Priesterweihe, ungültig sind, obwohl die lateinischen Fassungen der Weiheformeln nicht solche fundamentalen Veränderungen erfahren haben. Für genauere Informationen s. den Text "Die Intention bei der Sakramentenspendung". In jedem Falle ist bei V2 aber die Wurzel jeder Weihe, also die Bischofsweihe, verdorrt.

Wir haben bereits darauf hingewiesen, daß die Priesterweihe nach göttlichem Recht gültig nur an Männer weitergegeben werden kann; Frauen sind gänzlich unfähig, eine sakramentale Weihe gültig zu empfangen. Dennoch kommt bei den V2-Leuten die Diskussion nicht zur Ruhe, ob man Frauen nicht wenigstens in das Diakonat (und später dann auch in das Presbyterat) aufnehmen kann.
Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Blick auf einen Text der V2-"Theologen" Ulrich Lüke und Hans Werners, die sich mit dem Wojtyla-Dokument "Ordinatio sacerdotalis" beschäftigen, in dem der Pole erklärt: "Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Weisung zu halten haben."
Lüke / Werners sprechen den Worten Wojtylas nun bindende Kraft ab - aber nicht, weil sie Wojtyla nicht als Papst anerkennen, sondern weil sie den Wert des Schreibens und seine "Argumentation" nicht als bindend anerkennen. Erwähnenswert ist der Kommentar von Lüke / Werner eigentlich nur wegen des Satzes: "Da nach allem, was wir wissen, sicher ist, daß Jesus Christus im strengen Sinne gar keine Bischof-, Priester- oder Diakonenweihen eingeführt hat, sondern daß diese – man studiere die Entwicklung der kirchlichen Ämter, in der der Kirche gegebenen allgemeinen Vollmacht erst nach ihm eingeführt wurden – ihrerseits keineswegs mühelos auf das Apostelamt zurückgeführt werden können und sogar regional und temporal sehr unterschiedlich ausgestaltet wurden, kann auch keine Rede davon sein, Jesus habe die Frauen von diesen Ämtern ausgeschlossen wissen wollen."
M.a.W.: Es gibt gar keine Weihe, und wenn es keine Weihe gibt, ist auch nicht einsichtig, warum man Frauen von dieser Nicht-Weihe ausschließen sollte.
Diese beiden V2-Leute, der eine (Lüke) noch in Amt und Würden, der andere (Werners) bereits verstorben und da, wo er nach Gottes Gericht hingehört, haben den radikalen Bruch mit der kirchlichen Tradition bis in die letzte Phase vollzogen: Ausdrücklich gibt es nur noch gesellschaftlich beauftragte Vorsteher, aber kein sakramentales Priestertum (was notwendig die Existenz der meisten anderen Sakramente ausschließt).

V2 forderte also eine totale Abkehr von der katholischen Kirche, darunter auch von der katholischen Priesterausbildung, und so waren die katastrophalen Zustände in den V2-"Priesterseminaren" eine notwendige Folge des Umbruchs. Vor einigen Jahren berichteten mehrere V2-Magazine, die von den Ultralinken der Konzilssekte als "rechts" eingestuft werden, über die Zustände in deutschen "Priesterseminaren", womit die Brutstätten für die Agitatoren des konziliaren Umbruchs gemeint sind. Es gab z.B. Beiträge in "Theologisches", in der "Offerten-Zeitung" und in der "Una-Voce-Korrespondenz"; die Artikel waren häufig von den (z.T. ehemaligen) Seminaristen selbst verfaßt worden. Die V2-Priesterausbildung bietet zwar nach außen hin vielleicht bisweilen noch einen halbwegs seriösen Eindruck, die Insider-Berichte informierten dann über die tatsächliche Situation. Als dadurch quasi jedem V2-Sektierer die diabolische Raffinesse, mit der junge Männer, die ja die katholische Kirche nicht mehr kennengelernt haben, manipuliert werden, um später möglichst viele Seelen in die Hölle zu führen, klar gemacht worden war, hätte man eine Welle des Protestes und einschneidende Maßnahmen erwarten können  - geschehen ist aber nichts: Nach wie vor führen die Herren "Theologieprofessoren" und "Seminarleiter" eine erbarmungslose Diktatur, deren Ziel die absolute Vernichtung alles Katholischen ist.
Joseph Ratzinger, auf die katastrophalen Zustände hingewiesen, schrieb in einem persönlichen Brief, die Lage sei ihm "nicht unbekannt"; Ratzinger wollte aber partout nichts gegen die Mißstände unternehmen - warum wohl? Rückendeckung erhielten die Irreführer nicht zuletzt von Obertruppenführer Wojtyla, der in einem Schreiben zur Priesterausbildung vehement die V2-Gehirnwäsche verteidigte. Engagierte und profitorientierte Heuchler wie der Konzilskirchenrechtler Georg May, der sich übrigens durch seine enge Zusammenarbeit mit der "Una Voce Korrespondenz" einen konservativen Anstrich geben möchte, tragen ihren Teil dazu bei, daß den teuflischen Verführungen nur ja nichts entgegengesetzt wird.

Die Diskussionen um den Liberalismus im Seminar scheinen mittlerweile wirkungslos verklungen zu sein - eben deswegen, weil in der Konzilssekte nicht wirklich der Wunsch bestehen kann, den Liberalismus zu bekämpfen; V2 ist der "dogmatisierte" Liberalismus.

Zur Erinnerung an die Zeit, in der die sog. "Konservativen" die Mißstände in Seminaren mit Bedauern zur Sprache brachten, geben wir hier einen kurzen Leserbrief aus der "Una Voce Korrespondenz", Heft 2/1993, S. 161f, wieder. Diesem Brief war die Veröffentlichung eines Erfahrungsberichtes (quasi zweigeteilt: zunächst kurz und anonym, dann ausführlich und mit Namen), den ein Freiburger Seminarist der UVK zugeschickt hatte, vorausgegangen. Nach diesen Veröffentlichungen gab es dann massive Drohungen seitens der Konzilsfunktionäre in Freiburg, vertreten durch einen Dr. Stadel, gegen die UVK, weil - obendrein berechtigte - Kritik am V2-Regime geäußert worden war. In dieser Situation ist der Leserbrief entstanden.
Das im folgenden beschriebene "Theologenkonvikt des Bistums Essen" in Bochum gab es nie - weil es nie ein "Bistum Essen" gab. Der Kirchenhasser Hengsbach, späterer Wojtyla-Kardinal, wurde zwar noch gültig zum Bischof geweiht, die "Errichtung" des "Bistums" erfolgte aber unter Angelo Roncalli ("Johannes XXIII."), dem ersten Scheinpapst unseres Jahrhunderts, der also bereits keine Jurisdiktion besaß und damit auch kein Bistum errichten konnte.


Ein Theologiestudent schrieb uns: Wenn ich an meine Zeit als Seminarist in Bochum (Bistum Essen) zurückdenke, fühle ich mich durchaus "an Maßnahmen totalitärer Systeme gerade vergangener Zeiten" erinnert. Dr. Stadels Androhung rechtlicher Schritte wegen Diffamierung, weil ein Erfahrungsbericht eines Seminaristen veröffentlicht wurde (UVK Heft 4/1992; 6/1992) muß nachdenklich stimmen, wenn man sieht, wie munter gewisse Dozenten schamlose Diffamierungen und objektive Häresien publizieren dürfen. Aus meinem einjährigen Aufenthalt im Bochumer Theologenkonvikt möchte ich einige wenige Erfahrungen kurz anführen: In meinem Studium beherrschten Rahner - übrigens anscheinend der Lieblingstheologe unseres Spirituals -, der "Geist des Konzils", die historisch-kritische Methode u.ä. das Feld. Ein Fundamentaltheologe sagte mir, die Hl. Schrift sei als unwissenschaftliches Buch nicht für wissenschaftliche Arbeiten geeignet, dafür müsse ich die Kommentare, v.a. Bultmanns, zu Rate ziehen. Ratzinger sei spätestens seit seiner Ernennung zum Präfekten der Glaubenskongregation kein Theologe mehr, und daher dürfe man nur auf seine frühen Schriften zurückgreifen.
Die Liturgie war anscheinend primär als Unterhaltungsprogramm gedacht. Bezeichnend waren die Messen, die die Professoren in unserem Haus feierten: Da gab es Meßdienerinnen, geradezu peinliche Diskussionen anstelle der Predigt, ein sicher nicht approbiertes Hochgebet von Schillebeeckx u.ä. Im Fach Liturgie wurde ich dann belehrt, daß die Liturgiereform "nur halb" gewesen sei, da sie noch immer den Gedanken des stellvertretenden Gebetes und eine zu geringe Beteiligung der Gemeinde begünstige. Auf meine Einwände gegen die Überbetonung der Gemeindeaktion hieß es niederschmetternd: "Sehen Sie sich die Dokumente (sc. des Vaticanum II) an."
Zu Kreativität verpflichtete nicht zuletzt der Liturgiedienst, in dem zwei Alumnen die Gottesdienste einer Woche gestalten mußten. Obligatorisch war nicht nur z.B. eine Einführung in die Messe anstelle des Schuldbekenntnisses, sondern auch die Ausfüllung ca. einer halben Stunde in der Hauskapelle. Der Direktor bezeichnete dies als "liturgisches Experimentierfeld", wo man neue Möglichkeiten der liturgischen Unterhaltung geradezu mit Narrenfreiheit ausprobieren durfte bzw. mußte (der Direktor sagte dazu: "Nutzen Sie diese Gelegenheit zum experimentieren!").
Die liturgische Freiheit hatte aber auch Grenzen: Nach dem Hinweis eines Alumnen, die Meßdiener sollten» in der Kommunitätsmesse knien (Kniebänke gab es für die Meßdiener am - nur durch einen Teppich "erhöhten" Altar nicht), wurde das Knien für die Meßdiener einheitlich verboten.
Ferner wurde der Kontakt zur KSG zumindest insofern aufgedrängt, als die Teilnahme an der dortigen Messe ausdrücklich erwünscht war. Dort gehörten Händchenhalten beim Vaterunser und Selbstbedienung bei der Kommunion zum Alltagsbild. Nach der KSG-Messe gab es dann Vorträge, in denen z.B. ein Unterzeichner der "Kölner Erklärung" zu Wort kam oder der Dekan der Theologischen Fakultät den "Holländischen Katechismus" wärmstens empfahl. Die Alumnen konnten in der Fakultäts- und in der Hausbibliothek Publik-Forum lesen, für die Deutsche Tagespost oder den Osservatore Romano war dagegen kein Geld mehr übrig. Von der UVK und ähnlichen Zeitschriften habe ich im Rahmen meines Studiums nichts gehört, geschweige denn vom Römischen Katechismus, es sei denn Kritik, wenn ich mich auf solche Quellen, die ja "rechts" bzw. "unwissenschaftlich" sind, berufen habe. Gegen die – sicherlich in unterschiedlichem Grade verschuldete – Unreife der Alumnen wurde wenig unternommen. So konnte es sein, daß ein Alumne kurz vor Ende seines Studiums noch nie gebeichtet hatte und weder den Kreuzweg noch den Rosenkranz kannte. Auf Berichte über einige geradezu infantile Aktionen der Alumnen möchte ich hier verzichten. Sicher werden die Verantwortlichen das hier Geschriebene als boshaft diffamierend kritisieren. Dennoch gilt, daß ich diese Aussagen nach bestem Wissen und Gewissen gemacht habe. 

Man merkt die Orientierungslosigkeit des Schreibers, wenn er einerseits z.B. die Liturgiereform und V2 offensichtlich nur eingeschränkt bereit ist zu akzeptieren, und andererseits seine Hoffnung auf Rom setzt (z.B. Ratzinger, Osservatore Romano). Die "Konservativen" stellen sich gegen Extremfälle, vertreten etwa durch die Zeitschrift "Publik Forum", fassen das Übel aber nicht wirklich an der Wurzel, i.e. V2, das Scheinkonzil von Scheinpäpsten, sondern schützen diese Wurzel und betreiben - bewußt oder unbewußt - das Geschäft des Teufels.

Die geplante Abschaffung des Priestertums kann angesichts dieses Leserbriefes nicht übersehen werden: Das ganze Sinnen und Trachten der Konzilsfunktionäre geht dahin, den Gedanken des Heiligen, Erhabenen, Ehrfurchtgebietenden aus den Köpfen und Herzen herauszuhämmern - koste es, was es wolle. Den Seminaristen wurde eingeimpft, die Kirche habe sich bis zum Tode von Papst Pius XII. auf einem Irrweg befunden, die neue Kirche sei nun geprägt von "Harmony and Understanding" (New Age), an die Stelle von Brüderlichkeit sei nun "Geschwisterlickeit" getreten, statt dem Bild eines lieblosen, strafenden Gottes käme nun endlich die grenzenlose Güte und allverzeihende Liebe Gottes zum Vorschein (Häresie der "Apokatastasis", derzufolge alle, alle zwangsläufig in den Himmel kommen).

Im Leserbrief fehlt ein Hinweis auf den Wandel, den das Seminar in den Jahren nach V2 durchgemacht hat - verständlich, woher sollte ein junger Mann z.B. etwas von Seminaristen in Soutane wissen, wenn er nur ein paar schlotende, oft betrunke Hippies in Jeans als Seminaristen sieht, die sich permanent "Herrenwitze" erzählen, ihren ganzen Spott über die "vorkonziliare" Kirche ausgießen, die mit Blasphemien nicht geizen und v.a. leidenschaftlich Frauenkontakte pflegen? Ein Bekannter, der in dem Aachener "Priesterseminar" (Bonn) eine Zeitlang als "Seminarist" hauste, erzählte uns, ein Hausbewohner habe am Schwarzen Brett im Seminar das Klappbild vom "Playmate des Monats" aufgehängt, was folgenlos von allen akzeptiert wurde. Als dann unser Bekannter das Bild abnahm, wurde er vom Regens getadelt und verpflichtet, das Bild wieder aufzuhängen. - Mit derlei Geschichten aus deutschen Seminaren käme man wohl an kein Ende.

Nun erschien vor wenigen Tagen im "Pfarrbrief" der V2-Gruppe in der Kirche "St. Urbanus", Gelsenkirchen-Buer (s. auch den Text "Buerer Allerlei"), ein Interview mit dem jetzigen "Regens" des "Priesterseminars", also über genau das Institut, über das der obige Leserbrief schreibt. Bestenfalls sind die Zustände jetzt nur genauso katastrophal wie vor sechs Jahren; der jetzige "Regens" war zu der Zeit, über die der obige Leserbrief handelt, der "Präfekt" und "promovierte" gerade.


Herr Regens Dr. Thönnes, in Ihrer Funktion als Leiter der Priesterausbildung im Bistum Essen sind Sie zuständig und maßgeblich verantwortlich für die Auswahl und vor allem für die Begleitung und Ausbildung der Priesteramtskandidaten. Können Sie Ihr Aufgabenfeld etwas genauer umschreiben?

Als Regens bin ich der Ausbildungsleiter für junge Männer, die Priester werden wollen. Abiturienten oder junge Männer mit Berufsausbildung melden sich bei Interesse am Priesterberuf bei uns im Priesterseminar. In einem Gespräch stellen wir unsere Ausbildung vor. Dann überlegen wir, wie ein Bewerber in die Priesterausbildung einsteigen könnte oder ob er sich erst noch die Zulassung für das Studium erarbeiten muß. Wenn ein Bewerber als Kandidat in das Seminar aufgenommen werden kann, beginnt die Zeit der Berufsklärung. Ich muß dann dafür sorgen, daß während der Studienzeit der Kandidat prüfen kann, ob er wirklich Priester werden möchte, und daß der Bischof durch mich Klarheit darüber bekommen kann, ob der Kandidat für den Priesterberuf geeignet ist. Wenn dann nach insgesamt fünf Jahren das Studium beendet ist, ist es meine Aufgabe, zusammen mit den Dozenten für den Pastoralkurs und den Anleitern in einer Praktikumspfarrei den Seminaristen auf die Arbeit in einer Gemeinde als Priester vorzubereiten. In St. Urbanus ist zur Zeit Thomas Pulger in dieser Ausbildungsphase (s. S. 7). Er lernt jetzt kennen, was in einer Gemeinde alles auf einen Priester zukommt, arbeitet in vielen Bereichen mit und "übt", was er später als Kaplan tun wird. Nach sieben Studien- und Ausbildungsjahren darf ich dann unserem Bischof die Diakone zur Priesterweihe vorstellen. Nach den ersten Dienstjahren als Kapläne sind die jungen Mitbrüder schließlich aus meiner Zuständigkeit entlassen.

In den letzten Jahren kursiert das Wort "Priestermangel" in Deutschland und damit auch in unserem Bistum Essen. Stimmen Sie mit dieser Einschätzung überein? Was sagt die Statistik?
Das Priesterseminar ist in den letzten Jahren immer kleiner geworden. Wir rechnen damit, daß für viele priesterliche Aufgaben in den kommenden Jahren kein Priester mehr zur Verfügung steht. Dafür werden wir im Bistum Essen zu wenige Priester haben. Darin besteht unser Priestermangel. Wir sorgen jetzt dafür, daß wir die Aufgaben der Priester neu bestimmen. Der Bischof wird entscheiden, in welchen Diensten er durch einen Priester "vertreten" sein will. Auf diese Weise können wir Priester gezielt ihren Dienst tun lassen und dazu beitragen, daß sie die richtigen Lebens- und Arbeitsbedingungen vorfinden. Sie sollen geistliche Menschen sein und das Evangelium verkünden, und sie sollen die Verbindung zwischen Gott und den Menschen aufspüren und lebendig halten helfen.

Können Sie kurz umschreiben, wie sich die Anforderungen und die Aufgaben eines Priesters in den letzten Jahrzehnten geändert haben? Müssen immer weniger Priester mehr leisten oder müssen sich das Bild und damit die Tätigkeitsfelder eines Priesters ändern?
Der Dienst der Priester ist in den zurückliegenden Jahren immer weniger selbstverständlich geworden. Das kirchliche Leben ist für viele Menschen fremd geworden, und sie kommen nur zu bestimmten Anlässen zur Kirche und zum Priester. Dadurch wird es für den Priester oft schwieriger, in der Pfarrei und bei den Menschen Heimat zu finden. Viele Tätigkeiten stehen vereinzelt da: die Taufe von Kindern, deren Familie der Priester nicht kennt, die Trauung von jungen Paaren, die sonst nie zur Kirche kommen, das Begräbnis, bei dem der Pfarrer die Angehörigen noch nie gesehen hat und wohl auch nicht mehr sehen wird. Alles hängt dann von der einen Begegnung ab. Das bringt den Priester unter Druck - und macht die Leute oft unzufrieden, weil sie sich in den so punktuell ergebenden "kirchlichen" Situationen nicht recht verstanden fühlen und selbst sehr unsicher sind. Glaube wächst über lange Zeit, Begleitung in Lebenssituationen braucht Raum, die Predigt braucht einen Hintergrund im täglichen Leben, Verständnis muß gegenseitig wachsen können. Ich hoffe, daß die Priester diese komplizierten Situationen, die wir nicht in der Hand haben, besser verstehen und darum gelassener angehen können. Die Tätigkeitsfelder klären sich dann fast von selbst und der Leistungsdruck wird geringer werden.

Welche Rolle spielen andere hauptamtliche Berufe in der Seelsorge wie Gemeinde- oder Pastoralreferenten in unserem Bistum?
Wir haben die Möglichkeit, mit gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammenzuarbeiten. Gemeindereferentinnen und -referenten sind mit ihrer pastoral-praktischen Ausbildung besonders auf den Dienst in der Pfarrei vorbereitet und Pastoralreferentinnen und -referenten, die eine wissenschaftlich-theologische Ausbildung haben, sollen im Dekanat oder Stadtdekanat ihre Arbeitskraft einbringen. Für die Zusammenarbeit muß man die Stärkung sehen, die hauptamtliche Berufe für die Pfarrei und das Dekanat bedeuten: Seelsorge und Bildungsarbeit durch Laien sind eine Bereicherung, auch für die Priester. Die hauptamtlichen Gemeindereferentinnen und -referenten und die Pastoralreferentinnen und -referenten sichern das Engagement der Gemeinde in vielen Feldern, in denen ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Priester sonst nicht arbeiten könnten.

Am Sonntag, den 10.05. 1998 (Muttertag), begehen wir hier in unserer Gemeinde den bistumsweiten "Weltgebetstag für geistliche Berufe" (s. S. 6). Welche Idee, welches Anliegen steht dahinter?
In diesem Jahr soll der Welttag der geistlichen Berufe unsere Aufmerksamkeit für die Bedeutung des Priesters für die Kirche stärken, dabei beten wir um geistliche Berufe. Der Schwerpunkt liegt aber diesmal auf dem Gebet um Priester. Ohne (genügend viele) Priester würde unsere Kirche grundsätzlich anders werden. Wir brauchen Priester, damit wir vor Augen haben, daß wir als Kirche von Gott her leben und daß unsere Welt Gott braucht. Das müssen Menschen darstellen und leben, die sich dafür durch die Priesterweihe in Dienst nehmen und senden lassen. Die Anfrage heißt: wer aus unserer Gemeinde könnte mit unserer Ermutigung Priester werden?

Vielen Dank, Herr Dr. Thönnes. Wir freuen uns auf die Begegnung mit Ihnen und "Ihren" Seminaristen an diesem Tag.
(geführt von Kaplan Andre Müller) 



Nach allem Gesagten läßt sich die Verlogenheit der Komplizen Thönnes / Müller leicht durchschauen; auch wenn sich die beiden sichtlich Mühe geben, den Schein der guten Absicht noch zu wahren, dürfte bei genauem Lesen jedem auffallen, daß die Abschaffung des Priestertums beschlossene Sache ist.
Natürlich gibt es, wie wir oft betonen, keinen Priestermangel - sieht man die jetzige Anzahl der katholischen Priester und die Anzahl der katholischen Laien, ist vielmehr von einem Priesterüberschuß zu sprechen; es besteht gegenwärtig weltweit keine Notwendigkeit, nicht einmal ein berechtigter Bedarf, die geringe durchschnittliche Zahl an Priesterweihen zu erhöhen. Zwar sprechen wir ja nun nicht über Priester, sondern über die Mahlvorsteher der V2-Sekte, also die von Rom eingeteilten Agitatoren; dennoch kann auch diesbezüglich nicht wirklich von einem "Priestermangel" die Rede sein - dieser Mangel ist Fiktion, ein Werbeslogan, um "alternative" Formen durchzudrücken.
Diese Alternativen sind "Laien in der Seelsorge", u.z., wie zum Überdruß betont, bevorzugt Frauen, aber auch Männer. Kirchliche Seelsorge, d.h. in erster Linie Sakramentenspendung, ist nicht mehr "in", statt Beichte wird jetzt Teestube angeboten, statt Messe gemeinsames Frühstück etc. Aufgrund des imaginären "Priestermangels" teilen dann Laien, bevorzugt Frauen, die Brothäppchen in der "Messe" aus, leiten Laien, bevorzugt Frauen, "Wortgottesdienste", und spenden Laien, bevorzugt Frauen, Sakramente wie z.B. Taufe, assistieren Eheschließungen etc.

"Ohne (genügend viele) Priester würde unsere Kirche grundsätzlich anders werden." Und anders soll sie ja auch werden, das ist erklärtes Ziel von V2: Nur weg vom Katholizismus!

Im selben Pfarrbrief ist auch noch das "Programm" für den "Weltgebetstag für geistliche Berufe" aufgeführt; dazu gehören:
- "Plenumsdiskussion im Michaelshaus: Brauchen wir überhaupt Priester? Wenn ja, warum und wozu?"
- "Diskussion in Kleingruppen (Workshops)"
- Werbeparole: "Kommen Sie, beten und diskutieren Sie mit" [Urbanus Nachrichten Ostern 1998, S. 6]

Immerhin, das Priestertum wird nun schon öffentlich zur Diskussion gestellt. Jedem dürfte klar sein, daß aufgrund des falschen Ansatzes kein vertretbares Ergebnis in den "Workshops" möglich ist: Es ist nichts mehr zu retten!

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