Die Geschichte von dem Dicken

- Eine kleine Erzählung z.Th. Gewichtsabnahme -
(Kirche zum Mitreden, 23.09.2008)
Video: http://www.youtube.com/watch?v=cn_m6o7-JqI

Hinweis: Die Gestalt des Dicken ist zwar an sich erfunden, aber Ähnlichkeiten mit tatsächlich lebenden Personen sind keineswegs zufällig.

RHL und Wolfgang Haas
Joseph Ratzinger und Wolfgang Haas
RHL und der fette Wolfgang Haas, 1994
Der fette Joseph Ratzinger und der noch fettere Wolfgang Haas, 2008

In einer kleinen Stadt, da lebte einmal ein Mann, der war 1,85m groß und wog 110 Kilo. Zwar störte ihn sein Volumen etwas, aber er beschwichtigte sich selbst und bei Gelegenheit auch andere mit dem Sprüchlein: "Ich bin rund, na und?!" Vor einiger Zeit hatte er nur 105 Kilo gewogen, was allerdings noch immer viel zu viel war, und deshalb eine extrem strenge Diät eingelegt: Während seines Urlaubs hatte er zehn Tage lang nur gelegen und sich fast gar nicht ernährt und dabei auch vier Kilo abgenommen. Davon war er aber sowohl äußerst erschöpft als auch dermaßen übel gelaunt, dass er innerhalb der nächsten drei Wochen fast zehn Kilo zugenommen hatte. So wog er also 110 Kilo. Doch irgendwann begann er, sich mit dem katholischen Glauben näher zu beschäftigen, und da kam das Thema Essen wieder auf den Tisch. Das lag besonders an den Fastenvorschriften der Kirche: In der Fastenzeit, an den Quatembertagen und an einigen Vigiltagen vor hohen kirchlichen Festen ist es grundsätzlich nur erlaubt, eine einzige sättigende Mahlzeit sowie zwei kleine Stärkungen einzunehmen; die Nichteinhaltung dieser Fastenvorschriften ist üblicherweise eine Todsünde. Außerdem zählt die Unmäßigkeit zu den Hauptsünden; demzufolge ist der ungeordnete Genuss von Speis und Trank bis hin zur Schädigung der Gesundheit wenigstens eine läßliche Sünde und kann in bestimmten Fällen sogar eine Todsünde sein. Nimmt man noch die Tatsache hinzu, dass Christus selbst das Fasten geübt und empfohlen hat und dass auch viele Heilige ein sehr enthaltsames Leben mit strengem Fasten geführt haben, so fällt es nicht sehr leicht, unmäßiges Essen mit christlicher Lebensführung zu vereinbaren.
Der Dicke hatte sich deshalb zum Ziel gesetzt, die Tugend der Mäßigung zu üben. Disziplin um Christi Willen, das sollte das Motiv des Dicken sein. Wenn man dabei abnimmt und dabei auch insgesamt gesund ist und sich wohlfühlt, umso besser, aber an erster und letzter Stelle stand für den Dicken die christliche Motivation. Die Ernährung und überhaupt ganz allgemein die Lebensweise mussten also umgestellt werden. Die Frage war allerdings: Wie? Denn hinsichtlich der optimalen Ernährungsweise wurden von allen Seiten völlig widersprüchliche Aussagen getroffen: Was der eine als Quelle gesunden Lebens anpries, wurde von dem anderen als reinstes Gift verteufelt. Und selbst wenn es in einigen Ernährungsfragen zumindest eine starke Mehrheitsmeinung gab, so wurde selbst diese durch Einschränkungen gekennzeichnet, dass gewisse Menschen aufgrund persönlicher Veranlagungen diese Ernährung nicht wählen durften.
Der Dicke ließ sich von diesem Durcheinander aber nicht entmutigen, sondern ging zunächst von der Überlegung aus, dass immerhin über Jahrtausende v.a. zwei Dinge als absolute Grundlage angesehen wurden: Wasser und Brot. Und der Dicke stellte fest: Tatsächlich gibt es noch immer sehr viele Ernährungswissenschaftler, die genau dies noch immer zu den wichtigsten Bestandteilen der Ernährung zählen. Bedeutsam sind dabei die Kohlenhydrate: Die einfachen Kohlenhydrate, also Einfachzucker wie der Traubenzucker und Zweifachzucker wie der Haushaltszucker, sind nur sehr maßvoll einzunehmen, die komplexen Kohlenhydrate, darunter die im Brot vorhandene Stärke, sind deutlich zu bevorzugen. Viele Lebensmittel sind mit einer Nährwerttabelle versehen, in denen der Anteil von Kohlenhydraten und Zucker angegeben ist; wird der Zuckeranteil nicht besonders ausgewiesen, steht zu vermuten, dass zumindest der überwiegende Teil der Kohlenhydrate nur Zucker ist. Ebenso soll auf eine fettarme, allerdings auch nicht fettfreie Ernährung geachtet werden; auch darüber gibt die Nährwerttabelle Auskunft.
Zunächst ersetzte der Dicke also alle Getränke wie Limonade, Bier usw. durch Wasser. Allerdings wählte er dafür verschiedene qualitativ hochwertige Mineralwassersorten. Über den Tag verteilt, wurden immer zwei bis drei Liter davon getrunken. Für das Brot wählte er ausschließlich verschiedene Sorten von Vollkornbrot, Knäckebrot und Mischbrot. Von allen drei Sorten aß er jeden Tag mehrere Scheiben. Dies also war die eiserne Grundlage für jeden Tag: verschiedene Mineralwasser, Vollkornbrot, Knäckebrot und Mischbrot. Nun ging es noch um die weiteren Einzelheiten. Als Aufschnitt zum Brot gab es fettarmes Fleisch von Geflügel, Rind und Schwein sowie fettarmen Käse. Ebenfalls tägliche Nahrungsbestandteile waren Joghurt und Obst; statt frischem Obst konnten auch ungeschwefeltes Trockenobst und Fruchtzubereitungen eingenommen werden.
Zudem wurde viel Wert auf Gemüse gelegt; abwechslungsreiche Salate waren die bevorzugte Hauptmahlzeit. An den Tagen, an denen der Fleischgenuss kirchlich unter schwerer Sünde verboten war, darunter an allen Freitagen, gab es Fisch.
Der Dicke achtete darauf, seinem Körper immer genügend Energie zuzuführen, um einerseits nicht geschwächt zu sein, aber anderseits auch nicht von Essenslust geplagt zu werden. Aufgrund der durch die Erbsünde geschwächten menschlichen Natur war es oft viel leichter, von Disziplin nur zu reden, statt sie auch tatsächlich einzuhalten. Besonders quälend war das gelegentliche Verlangen, Süßes zu essen. Für solche Fälle hatte der Dicke immer verschiedene Sorten von süßem Brotaufstrich auf Vorrat. Dann machte er sich eben drei Scheiben Mischbrot mit süßem Brotaufstrich, anstatt eine Tafel Schokolade zu essen. Die drei Brote hatten insgesamt zwar in etwa soviele Kalorien wie die Tafel Schokolade, enthielten aber viel weniger Zucker und Fett. Dadurch sättigten sie viel mehr als die Schokolade, und zugleich belasteten sie den Körper viel weniger.
Wenn zwischendurch aus irgendwelchen Gründen Nahrung gebraucht wurde, kamen Müsliriegel und ähnliches in Betracht; auch hier wurde auf einen niedrigen Anteil an Zucker und Fett geachtet.
Schließlich entschied sich der Dicke noch für Nahrungsergänzungsmittel: Täglich nahm er Multivitamin- und Calciumtabletten. Der Dicke war überzeugt, so die optimale Versorgung für seinen Körper gewählt zu haben.
Der Dicke stellte häufig fest, dass das Essen von Süßigkeiten als "Sündigen" bezeichnet wurde. Nun kann man zwar in gewisser Weise übermäßigen Zuckerkonsum als sündhaft betrachten. Aber in jedem Fall abzulehnen sind Parolen, dass bei gesunder Ernährung auch "kleine Sünden erlaubt" seien. Denn Sünde ist niemals erlaubt; es gehört eben zum Wesen der Sünde, dass sie unter keinen Umständen erlaubt ist. Wenn jemand maßvoll Süßigkeiten isst, dann sündigt er eben nicht, sondern handelt ggf. sogar tugendhaft, weil er damit seinen Körper stärkt. Die christliche Disziplin ist nicht Kasteiung um jeden Preis, sondern die Beherrschung der Leidenschaften und der vernünftige Gebrauch der geschaffenen Dinge. Dazu kann auch die Freude an schmackhaftem Essen gehören. Der Dicke stellte zudem fest, dass die Kirche den Sport grundsätzlich gutheißt. Er informierte sich deshalb über effektive sportliche Übungen für Arm-, Rücken- und Beinmuskulatur. Ihm ging es darum, den Körper zu belasten, aber nicht zu überlasten. Dafür wählte er verschiedene Aktivitäten wie Dehnübungen und Fahrradfahren. Grundsätzlich hielt er an einem Tagespensum von 30 Minuten fest. Einmal pro Woche, vor dem Frühstück, stellte sich der Dicke dann auf die Waage. Er achtete darauf, immer etwa ein halbes Kilo pro Woche abzunehmen. Tatsächlich hatte der Dicke dann in drei Monaten fünf Kilo abgenommen. Und so ging es weiter: Nach anderthalb Jahren war der Dicke von 110 Kilo auf 78 Kilo herunter. Er entschied sich, künftig immer einen Bauchumfang von etwa 85 cm und einen Body Mass Index von etwa 22 zu halten. Und weil der Dicke damit eigentlich nicht mehr dick war, endet hier seine Geschichte.

S. auch: Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper

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