Im Schott heißt es zum heutigen Evangelium von der Verklärung
des Herrn auf dem Berg Tabor: "Wir scharen uns um den Altar, auf dem wir
in der Feier der hl. Messe den verklärten Herrn [...] vor uns haben.
[...] In der hl. Kommunion wird unsre Seele selbst ein Tabor und erhält
das Anrecht auf die ewige Verklärung."Entgegen den jüdischen
Träumereien vom politischen Herrscher-Messias erfüllt sich im
Leben Jesu das, was die alttestamentliche Offenbarung bereits angekündigt
hatte: Der Messias wird durch Leiden zur Herrlichkeit gelangen. Wenn wir
an der Herrlichkeit Christi teilhaben wollen, dann müssen wir auch
das Kreuz annehmen. Wenn wir in der Nachfolge Christi leben wollen, dann
müssen wir auch in der Bereitschaft leben, das Kreuz zu tragen, wie
immer es sich gestalten mag.Worum es also letztlich geht, ist die Frage,
wie wir beim Gericht vor Gott beurteilt werden. Auch unser Leben muss ganz
von dem Bewusstsein durchdrungen sein und gestaltet werden, dass diese
Welt mit all ihren Vergnügungen, mit all ihrer Ungerechtigkeit ein
Ende haben wird. Einmal wird die ewige Gerechtigkeit hergestellt. Dann
wird den Guten ewige Belohnung und den Bösen ewige Bestrafung zuteil.
Inwiefern erhält nun die Seele durch den Empfang der hl. Kommunion
das Anrecht auf die ewige Verklärung? Wir wissen, dass der Empfang
der hl. Kommunion nur im Zustand der heiligmachenden Gnade erlaubt ist.
Wer im Stand der Todsünde die hl. Kommunion empfängt, der begeht
damit eine weitere Todsünde. Man muss also immer von einer würdigen
Kommunion ausgehen. Die würdige Kommunion, also die, die im Zustand
der heiligmachenden Gnade erfolgt, ist ein Unterpfand der himmlischen Seligkeit,
sie verleiht ein Anrecht auf die selige Auferstehung in Unsterblichkeit
und Verklärung.
Doch auch wenn man sich keiner schweren Sünde bewusst ist, bedeutet
der Kommunionempfang noch nicht, dass man sicher gerettet wird. Solange
wir leben, stehen wir immer in der Gefahr, den Zustand der heiligmachenden
Gnade zu verlieren und der ewigen Sündenstrafe zu verfallen. Ohne
eine besondere Offenbarung weiß der Mensch nicht, ob er zu denen
gehört, die von Gott für die ewige Seligkeit vorherbestimmt sind.
Das Konzil von Trient erklärte sogar: "Niemand darf, solange er in
diesem sterblichen Leben wandelt, so weit in das verborgene Geheimnis der
göttlichen Erwählung eindringen wollen, daß er mit Sicherheit
behaupten könnte, er sei in der Zahl der Auserwählten, als ob
der gerechtfertigte Mensch nicht mehr sündigen oder, wenn er auch
gesündigt, sich eine abermalige Bekehrung mit Sicherheit versprechen
könnte. Denn ohne ganz besondere Offenbarung Gottes kann man nicht
wissen, wen Gott sich erwählt hat" (NR 728).
Wenn die Kirche so deutliche Worte spricht, sollten wir unbedingt vorsichtig
sein mit Gedanken oder gar Äußerungen, man selbst werde auf
jeden Fall gerettet. Das Konzil von Trient hat auch erklärt: "Wer
mit unbedingter und unfehlbarer Sicherheit behauptet, er werde sicher jenes
Geschenk der Beharrung bis ans Ende besitzen, ohne daß er es aus
einer besonderen Offenbarung weiß, der sei ausgeschlossen" (NR 753).
Der Schächer am Kreuz erhielt diese besondere Offenbarung; Christus
sprach zu ihm: "Heute noch wirst du bei mir im Paradiese sein" (Lk 23,43).
Allerdings werden doch wohl die meisten Menschen ohne diese besondere Offenbarung
auskommen müssen. Auch die Zahl der Geretteten ist uns unbekannt.
Zwar gibt es Spekulationen darüber, wie groß die Zahl der Geretteten
sein wird, wobei die Vorstellungen darüber ziemlich auseinandergehen.
Doch selbst wenn wir die genaue Zahl oder das Zahlenverhältnis der
Geretteten zu den Verdammten kennen würden, so wüsste der einzelne
Mensch allein dadurch noch immer nicht, ob er selbst nun gerettet oder
verdammt werden wird. Hüten wir uns vor einer falschen Heilsgewissheit,
die eben nicht aus einer besonderen Offenbarung stammt und deshalb unzulässig
ist.
Die Kirche kennt allerdings so gen. Kriterien der Auserwählung.
Das bedeutet: Wenn jemand gute Charaktereigenschaften besitzt und gute
Werke vollbringt, dann darf er durchaus zuversichtlich sein, gerettet werden
zu können. Dies kann man natürlich auch umgedreht sehen: Fehlen
gute Charaktereigenschaften und gute Werke, ist die Sorge, verdammt zu
werden, nicht unbegründet.
Zu den Kriterien der Auserwählung gehören die Pflege des
Gebetes und des sakramentalen Lebens sowie die Gottergebenheit im Leiden
und Werke der Nächstenliebe. Wer nach Möglichkeit häufig
die hl. Kommunion empfängt, und dies in würdiger Weise, also
im Stand der heiligmachenden Gnade, der darf in der Hoffnung leben, zu
den Auserwählten zu gehören, eben weil die würdige Kommunion
das Anrecht auf die ewige Verklärung verleiht.
Die Tage der Fastenzeit sind in besonderer Weise Vorbereitungszeit
auf die hl. Kommunion. Die Kirche schreibt vor, dass alle Gläubigen
wenigstens einmal im Jahr die hl. Kommunion empfangen, und dies muss in
der Zeit vom Palmsonntag bis zum Weißen Sonntag geschehen. Haben
wir uns in vermessener Weise schon als auserwählt beurteilt, lassen
wir diesen Trug hinter uns und erinnern wir uns an die Mahnungen der Kirche.
Aber auch für Trostlosigkeit, Verzweiflung und Resignation kann und
darf es im Leben eines Christen grundsätzlich keinen Platz geben.
Gott will, dass alle Menschen gerettet werden, das ist unfehlbare Lehre.
Die Tatsache, dass eine bestimmte, uns unbekannte Anzahl von Menschen nicht
gerettet werden, erwächst einzig und allein aus der Schuld dieser
Menschen und nicht etwa, weil Gott sie zur Sünde und damit zum Heilsverlust
gezwungen hätte, oder etwa, weil Gott sie grundlos vom Heil ausschließen
würde. Statt uns von solchen antichristlichen Gottesvorstellungen
gefangennehmen zu lassen, üben wir uns vielmehr in der göttlichen
Tugend der Hoffnung, die darin besteht, dass "wir die ewige Seligkeit und
die zu ihrer Erlangung notwendigen Mittel von der Allmacht, Güte und
Treue Gottes erwarten" (Jone 129).
Auch wenn wir nicht Augenzeugen der Verklärung Christi auf dem
Berg Tabor sind, so dürfen wir uns dennoch auf die Zuverlässigkeit
der Augenzeugenberichte verlassen. Und wir dürfen mit offenen Augen
das Wirken Gottes sehen, mit dem er uns auf den Weg des Lebens ruft und
uns auf dem Weg des Lebens erhält. Und wir dürfen in der würdigen
hl. Kommunion ein Unterpfand der himmlischen Seligkeit empfangen, die Gott
allen bereitet hat, die ihn lieben und seine Gebote halten. Amen.
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