Predigt am 16.03.2003

- Zweiter Fastensonntag, sd I cl -
(Kirche zum Mitreden, 16.03.2003)
(1 Thess 4,1-7; Mt 17,1-9)

Im Schott heißt es zum heutigen Evangelium von der Verklärung des Herrn auf dem Berg Tabor: "Wir scharen uns um den Altar, auf dem wir in der Feier der hl. Messe den verklärten Herrn [...] vor uns haben. [...] In der hl. Kommunion wird unsre Seele selbst ein Tabor und erhält das Anrecht auf die ewige Verklärung."Entgegen den jüdischen Träumereien vom politischen Herrscher-Messias erfüllt sich im Leben Jesu das, was die alttestamentliche Offenbarung bereits angekündigt hatte: Der Messias wird durch Leiden zur Herrlichkeit gelangen. Wenn wir an der Herrlichkeit Christi teilhaben wollen, dann müssen wir auch das Kreuz annehmen. Wenn wir in der Nachfolge Christi leben wollen, dann müssen wir auch in der Bereitschaft leben, das Kreuz zu tragen, wie immer es sich gestalten mag.Worum es also letztlich geht, ist die Frage, wie wir beim Gericht vor Gott beurteilt werden. Auch unser Leben muss ganz von dem Bewusstsein durchdrungen sein und gestaltet werden, dass diese Welt mit all ihren Vergnügungen, mit all ihrer Ungerechtigkeit ein Ende haben wird. Einmal wird die ewige Gerechtigkeit hergestellt. Dann wird den Guten ewige Belohnung und den Bösen ewige Bestrafung zuteil.
Inwiefern erhält nun die Seele durch den Empfang der hl. Kommunion das Anrecht auf die ewige Verklärung? Wir wissen, dass der Empfang der hl. Kommunion nur im Zustand der heiligmachenden Gnade erlaubt ist. Wer im Stand der Todsünde die hl. Kommunion empfängt, der begeht damit eine weitere Todsünde. Man muss also immer von einer würdigen Kommunion ausgehen. Die würdige Kommunion, also die, die im Zustand der heiligmachenden Gnade erfolgt, ist ein Unterpfand der himmlischen Seligkeit, sie verleiht ein Anrecht auf die selige Auferstehung in Unsterblichkeit und Verklärung.
Doch auch wenn man sich keiner schweren Sünde bewusst ist, bedeutet der Kommunionempfang noch nicht, dass man sicher gerettet wird. Solange wir leben, stehen wir immer in der Gefahr, den Zustand der heiligmachenden Gnade zu verlieren und der ewigen Sündenstrafe zu verfallen. Ohne eine besondere Offenbarung weiß der Mensch nicht, ob er zu denen gehört, die von Gott für die ewige Seligkeit vorherbestimmt sind. Das Konzil von Trient erklärte sogar: "Niemand darf, solange er in diesem sterblichen Leben wandelt, so weit in das verborgene Geheimnis der göttlichen Erwählung eindringen wollen, daß er mit Sicherheit behaupten könnte, er sei in der Zahl der Auserwählten, als ob der gerechtfertigte Mensch nicht mehr sündigen oder, wenn er auch gesündigt, sich eine abermalige Bekehrung mit Sicherheit versprechen könnte. Denn ohne ganz besondere Offenbarung Gottes kann man nicht wissen, wen Gott sich erwählt hat" (NR 728).
Wenn die Kirche so deutliche Worte spricht, sollten wir unbedingt vorsichtig sein mit Gedanken oder gar Äußerungen, man selbst werde auf jeden Fall gerettet. Das Konzil von Trient hat auch erklärt: "Wer mit unbedingter und unfehlbarer Sicherheit behauptet, er werde sicher jenes Geschenk der Beharrung bis ans Ende besitzen, ohne daß er es aus einer besonderen Offenbarung weiß, der sei ausgeschlossen" (NR 753).
Der Schächer am Kreuz erhielt diese besondere Offenbarung; Christus sprach zu ihm: "Heute noch wirst du bei mir im Paradiese sein" (Lk 23,43). Allerdings werden doch wohl die meisten Menschen ohne diese besondere Offenbarung auskommen müssen. Auch die Zahl der Geretteten ist uns unbekannt. Zwar gibt es Spekulationen darüber, wie groß die Zahl der Geretteten sein wird, wobei die Vorstellungen darüber ziemlich auseinandergehen. Doch selbst wenn wir die genaue Zahl oder das Zahlenverhältnis der Geretteten zu den Verdammten kennen würden, so wüsste der einzelne Mensch allein dadurch noch immer nicht, ob er selbst nun gerettet oder verdammt werden wird. Hüten wir uns vor einer falschen Heilsgewissheit, die eben nicht aus einer besonderen Offenbarung stammt und deshalb unzulässig ist.
Die Kirche kennt allerdings so gen. Kriterien der Auserwählung. Das bedeutet: Wenn jemand gute Charaktereigenschaften besitzt und gute Werke vollbringt, dann darf er durchaus zuversichtlich sein, gerettet werden zu können. Dies kann man natürlich auch umgedreht sehen: Fehlen gute Charaktereigenschaften und gute Werke, ist die Sorge, verdammt zu werden, nicht unbegründet.
Zu den Kriterien der Auserwählung gehören die Pflege des Gebetes und des sakramentalen Lebens sowie die Gottergebenheit im Leiden und Werke der Nächstenliebe. Wer nach Möglichkeit häufig die hl. Kommunion empfängt, und dies in würdiger Weise, also im Stand der heiligmachenden Gnade, der darf in der Hoffnung leben, zu den Auserwählten zu gehören, eben weil die würdige Kommunion das Anrecht auf die ewige Verklärung verleiht.
Die Tage der Fastenzeit sind in besonderer Weise Vorbereitungszeit auf die hl. Kommunion. Die Kirche schreibt vor, dass alle Gläubigen wenigstens einmal im Jahr die hl. Kommunion empfangen, und dies muss in der Zeit vom Palmsonntag bis zum Weißen Sonntag geschehen. Haben wir uns in vermessener Weise schon als auserwählt beurteilt, lassen wir diesen Trug hinter uns und erinnern wir uns an die Mahnungen der Kirche. Aber auch für Trostlosigkeit, Verzweiflung und Resignation kann und darf es im Leben eines Christen grundsätzlich keinen Platz geben. Gott will, dass alle Menschen gerettet werden, das ist unfehlbare Lehre. Die Tatsache, dass eine bestimmte, uns unbekannte Anzahl von Menschen nicht gerettet werden, erwächst einzig und allein aus der Schuld dieser Menschen und nicht etwa, weil Gott sie zur Sünde und damit zum Heilsverlust gezwungen hätte, oder etwa, weil Gott sie grundlos vom Heil ausschließen würde. Statt uns von solchen antichristlichen Gottesvorstellungen gefangennehmen zu lassen, üben wir uns vielmehr in der göttlichen Tugend der Hoffnung, die darin besteht, dass "wir die ewige Seligkeit und die zu ihrer Erlangung notwendigen Mittel von der Allmacht, Güte und Treue Gottes erwarten" (Jone 129).
Auch wenn wir nicht Augenzeugen der Verklärung Christi auf dem Berg Tabor sind, so dürfen wir uns dennoch auf die Zuverlässigkeit der Augenzeugenberichte verlassen. Und wir dürfen mit offenen Augen das Wirken Gottes sehen, mit dem er uns auf den Weg des Lebens ruft und uns auf dem Weg des Lebens erhält. Und wir dürfen in der würdigen hl. Kommunion ein Unterpfand der himmlischen Seligkeit empfangen, die Gott allen bereitet hat, die ihn lieben und seine Gebote halten. Amen.

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