Zur Zeit findet in Berlin ein so genannter "ökumenischer Kirchentag"
statt. Unter den Teilnehmern befinden sich auch Gruppen, die sich selbst
als "christlich" bezeichnen und die, so der staatliche Befehl, von den
Bürgern für christlich gehalten werden sollen.
Eingeladen und auch anwesend bei dieser Großveranstaltung ist
z.B. der Dalai Lama, das Oberhaupt des tibetanischen Buddhismus, der den
Hauptvortrag in einer Veranstaltung "Visionen für eine globale Ethik"
hielt. Die evangelische Präsidentin dieses so genannten "Kirchentages"
lobte dabei das "Friedenszeugnis" des Buddhismus, von dem Christen lernen
könnten. Auch Juden und Moslems sind bei diesem "Kirchentag" eingeladen,
allerdings wird seitens der Veranstalter dringend davor gewarnt, bei Juden
eine Missionierung zu einem - wie auch immer entarteten - "Christentum"
durchzuführen. In dieser Tradition ist es auch verständlich,
dass Judenchristen bei diesem "Kirchentag" keinen Stand zugeteilt bekommen
haben. Die Veranstalter begründeten ihre Ablehnung einer Gruppe von
Judenchristen damit, dass judenmissionarische Werke unerwünscht seien,
weil dadurch das Verhältnis des "Kirchentages" zur jüdischen
Gemeinde belastet würde.
Zu den wohl am meisten in den Medien vorgestellten Ereignissen dieses
"Kirchentages" gehörte eine so genannte "Abendmahlsfeier", bei der
alle Anwesenden, ganz gleich welchen Glaubens sie waren, zu einer Art "Kommunion"
eingeladen wurden. Bei diesem Ereignis sagte der Mahlvorsteher u.a.: "Alle
sind eingeladen zum Empfang des Abendmahls", und: "Ihr seid der Leib Christi,
empfanget nun, was ihr seid", und: "Keiner der Apostel war je getauft,
und dennoch feierten sie miteinander. Wer hingegen ausschließt, schließt
sich selbst von der Gemeinschaft Christi aus."
Zu den prominentesten Befürwortern und Besuchern dieses "Kirchentages"
gehört der deutsche Bundespräsident Johannes Rau, der im Vorfeld
dieser "gemeinsamen Abendmahlsfeier" erklärt hatte: "Ich könnte
aus der gemeindlichen Praxis eine Fülle von Beispielen nennen, wo
der Abendmahlstreit seit Jahren beendet ist, weil das Problem ganz undogmatisch
gelöst wird."
Man könnte noch lang und breit Ereignisse dieses "Kirchentages"
aufzählen, und man könnte noch viel länger und breiter diese
Ereignisse kommentieren. Eines darf man aber auf gar keinen Fall vergessen:
Von diesen staatlich abgesegneten und finanzierten "Christen" und ihren
jüdischen, muslimischen, buddhistischen und anderen Verbündeten
wird eine Christenverfolgung betrieben, die hinsichtlich ihres Ausmaßes
und ihrer Raffinesse einzigartig dasteht.
Betrachten wir diese Tatsachen im Lichte des heutigen Evangeliums:
"es kommt die Stunde, da jeder, der euch tötet, Gott einen Dienst
zu tun glaubt. Das werden sie euch antun, weil sie weder den Vater noch
Mich kennen."
Man muss Gott kennen. Schaut man auf diesen "Kirchentag", spürt
man nicht sehr viel davon, dass die Besucher Gott kennen. Die Formulierungen
des Mahlvorstehers beim gemeinsamen "Abendmahl" zeugen jedenfalls kaum
von einer guten Kenntnis der christlichen Lehre. Und wenn der Bundespräsident
von einer "undogmatischen Lösung" spricht, sollte man fragen, worin
denn eine "undogmatische Lösung" bestehen soll. Tatsächlich wurde
Johannes Rau dies ausdrücklich gefragt, aber er verweigerte hartnäckig
jede Antwort. Wie es scheint, wird das Dogma mit dieser Formulierung als
wertlos, ja sogar als hinderlich für eine "Lösung" hingestellt,
so dass man eher von einer "Auflösung des Dogmas" sprechen muss. Soll
das eine "Lösung" sein: der ausdrückliche Verzicht auf das Dogma,
also auf die von Gott unmittelbar geoffenbarte und vom kirchliche Lehramt
ausdrücklich vorgelegte unfehlbare Glaubenslehre? Ist das nicht ein
entsetzlicher Missbrauch des Begriffes "Lösung"? Ist das nicht eigentlich
das Bekenntnis, dass man Christus nicht kennen will? Ist das nicht die
erklärte Weigerung, das Christentum als die von Gott geoffenbarte
Wahrheit anzuerkennen? Ist das nicht das Anliegen, sich selbst ein Christentum
zusammenzuzimmern, ein bloßes Menschenwerk, dessen eigentlicher Sinn
und Zweck in der Rebellion gegen Christus besteht?
Wer es sich nun bequem machen will, der wird ein paar spöttische
Bemerkungen über diesen "Kirchentag" abgeben, und sich vielleicht
noch rühmen, dass man selbst nichts damit zu tun hat und zu tun haben
will. Man klopft sich selbst auf die Schulter, dass man nicht an irgendwelchen
fragwürdigen "Abendmahlsfeiern" teilnimmt, und man lacht diejenigen
aus, die sich an diesem "Kirchentag" beteiligen.
So darf es aber nicht sein. Es stimmt, recht oft werden auch im Neuen
Testament einige sehr kräftige Formulierungen gebraucht, mit denen
der jeweilige Gegner in der Tat ziemlich angegriffen wird. Aber diese sehr
deutlichen Äußerungen sind niemals Selbstzweck. Sie sollen denjenigen,
der nicht in der Wahrheit lebt und sich auch schon nach Kräften vor
jedem Kontakt mit der Wahrheit abgeschottet hat, dazu einladen, sich wieder
der Wahrheit zu öffnen. Jeder Sünder kann, solange er lebt, sich
noch bekehren und noch gerettet werden. Es ist nicht unsere Aufgabe, ja
es ist uns grundsätzlich aufs schwerste verboten, unsere Mitmenschen
zu künftigen Hölleninsassen zu erklären.
Wenn man also Kritik übt, und die kann in manchen Fällen
auch sehr nachdrücklich geäußert werden, dann sollte diese
nicht ebenfalls "undogmatisch" sein, ganz im Gegenteil: Sie sollte sich
nicht in plumpen Spottparolen erschöpfen, sondern sie sollte klar
und deutlich darlegen, welche Lehre in welcher Hinsicht weswegen falsch
ist. Schlimm genug, dass es billige Parolen gibt und dass nicht wenige
sich durch solche billigen Parolen willig in die Irre führen lassen.
Nur wenn man eine ordentliche katechetische Bildung besitzt, und die wird
man sich üblicherweise auch durch das Lesen guter kirchlicher Texte
aneignen müssen, wird man aus dem Elend der billigen Parolen ausbrechen
können und eine Plattform schaffen, auf der ein Mitreden überhaupt
erst möglich ist. Und niemand kann erwarten, dass jeder Katholik jederzeit
auf absolut alle Fragen eine ausführliche, argumentativ bis ins Letzte
ausgearbeitete Antwort parat hat. Jeder hat das gute Recht und die Pflicht,
bei Bedarf auf andere Argumentationsquellen zu verweisen.
Wie unglaubwürdig die Kritik mancher selbsternannter Katholiken
am "Kirchentag" ist, zeigt sich schließlich daran, dass sie selbst
frech behaupten, sie seien katholisch, aber in Wahrheit lesen sie gierig
in Schriften, die von der Kirche verurteilt und verboten sind. Wer blind
einer Zeitschrift glaubt, die unter dem Titel "römisch-katholisch"
kirchlich verurteilte Irrlehren verbreitet, wer blind einer Zeitschrift
glaubt, die offenkundig wahrheitswidrig katholische Priester zu Laien erklärt
und mit den schlimmsten Beleidigungen überschüttet, auch der
sollte sich fragen, ob er wirklich Christus kennen will, oder ob er das
Spiel der Antichristen unterstützt, weil er weder den Vater noch Christus
kennt. Amen.
S. auch:
Johannes Rau und der "Kirchentag"
Der Staat als Satansdiener (2)
Der Stürmer und die Juden
Werner Schneider und die Folgen