Das heutige und das morgige Fest erinnern uns in besonderer Weise an
die Passionszeit. Die Lesung des heutigen Festes Kreuzerhöhung ist
dieselbe wie am Palmsonntag. Die Liturgie des morgigen Festes der Sieben
Schmerzen der allerseligsten Jungfrau Maria ist dieselbe wie am Freitag
nach dem Passionssonntag.Paulus mahnt uns in der heutigen Lesung aus dem
Brief an die Philipper: "Seid so gesinnt wie Christus Jesus. [...] Er hat
Sich selbst erniedrigt und ist gehorsam geworden bis zum Tod, ja bis zum
Tod am Kreuze." Das Kreuz ist zwar zum Symbol des Christentums geworden,
aber manchmal hat es den Anschein, dass nicht jeder, der sich Christ nennt,
auch tatsächlich die Botschaft vom Kreuz ernst nimmt. Es gibt sicherlich
viele Menschen, die bei dem Begriff Kirche an Teestube und Pfarrfest denken.
Aber denken diese Menschen auch an das Kreuz? Denken sie an die Schmerzen,
die Christus für uns erlitten hat? Denken sie daran, dass die Nachfolge
Christi Kreuzesnachfolge bedeutet? Haben sie die Gesinnung, die auch in
Christus Jesus war? Sind sie bereit, im Gehorsam gegenüber dem Willen
des Vaters zu leben und zu sterben?Es fiel damals den Jüngern schwer,
die Botschaft vom Kreuz anzunehmen. Dies kommt z.B. zum Ausdruck, als Jesus
seinen Jüngern sagte, dass er von den Ältesten, Hohenpriestern
und Schriftgelehrten viel leiden und getötet, aber am dritten Tage
auferstehen werde. Petrus machte ihm deswegen Vorhaltungen und sprach:
"Gott bewahre, Herr! Das bleibe ferne von Dir!" Und Jesus erwiderte: "Weg
von mir, Satan! Du bist mir zum Ärgernis. Du hältst es nicht
mit Gott, sondern mit den Menschen" (Mt 16,23). Jesus sprach aber nicht
nur von seinem eigenen Leiden, sondern auch von der Verfolgung, die seine
Jünger erleiden werden. "Alsdann wird man euch der Drangsal überliefern
und euch töten; um meines Namens willen werdet ihr von allen Völkern
gehaßt sein. Dann werden viele zu Fall kommen, einander verraten
und hassen. Falsche Propheten werden in großer Zahl auftreten und
viele irreführen. Weil die Gottlosigkeit überhandnimmt, wird
die Liebe bei den meisten erkalten. Wer aber ausharrt bis ans Ende, wird
gerettet werden" (Mt 24,9-13).
Wieviel sind wir bereit zu ertragen? Sind wir entschlossen, auszuharren
bis ans Ende? Sind wir entschlossen, auch vor Königen und Statthaltern
Zeugnis für die Wahrheit abzulegen? Sind wir beseelt von der Gesinnung
Christi, Gehorsam bis zum Tod zu leisten? Können wir aus tiefster
Überzeugung die Worte der Kreuzwegandacht sprechen: "Mein Erlöser,
alles hast Du für mich hingegeben: Deine Freiheit, Deine Habe, Deine
Ehre vor den Menschen, selbst Dein Leben. An Deine opferstarke Liebe will
ich denken, wenn mir etwas genommen wird, woran mein Herz hängt, wovon
ich mich nicht trennen kann. Und sollte mir sogar der gute Name genommen
werden, sollte mein Leben verleumdet und meine Ehre zertreten werden, dann
laß mich auf Dich schauen und meine Rechtfertigung Deinem Gericht
überlassen."
Die Verehrung der sieben Schmerzen Mariens wurde besonders von den
Gründern des Servitenordens gefördert. In einem Ablassgebet zu
diesen Ordensgründern heißt es: "Wegen eurer hohen Heiligkeit
wart ihr würdig, von der seligsten Jungfrau berufen zu werden zur
Gründung eines neuen Ordens in der Kirche, der ihre Verehrung und
die Andacht zu ihren Schmerzen pflegen und verbreiten sollte." Die sieben
Schmerzen Mariens sind die Weissagung des Simeon, die Flucht nach Ägypten,
die Sorge um Christus im Tempel, die Begegnung auf dem Kreuzwege, Jesu
Hinscheiden, die Abnahme vom Kreuze und die Grablegung Jesu. In einer Andacht
zu den sieben Schmerzen Mariens wird bei der Betrachtung der Abnahme vom
Kreuze folgendes Gebet gesprochen: "O Maria, wie grenzenlos war deine Betrübnis,
als man den Leichnam deines Sohnes vom Kreuze herab in deinen Schoß
legte. Um dieser schmerzlichen Heimsuchung willen bitten wir dich: erbarme
dich aller, die ihre Not zu deinem Mutterherzen tragen. Steh besonders
jenen bei, die in Gefahr sind, an Gott und seiner Vorsehung irre zu werden.
Entreiße sie um deiner Schmerzen willen der drohenden Verzweiflung,
laß sie den Frieden des Herzens wieder finden und erkennen, daß
Gott uns nicht über unsere Kräfte heimsucht."
Und in einer Kreuzwegandacht wird bei der 13. Station, der Abnahme
vom Kreuze, das Gebet gesprochen: "Maria, du hast uns den Schönsten
der Menschenkinder geboren, nun geben die Menschen ihn dir zurück.
Mit tiefstem Weh betrachtest du die furchtbaren Wunden, die ihn getötet
haben. Groß wie das Meer ist dein Schmerz, aber in stiller Ergebung
betest du den Willen des Vaters an. Erflehe auch uns die vollkommene Hingabe
an den heiligen, unerforschlichen Willen des allmächtigen Gottes."
Auch wenn der allgemeine gesellschaftliche Trend dahin geht, die Botschaft
vom Kreuz unter Vergnügungen aller Art zu ersticken, dürfen wir
das Kreuz dennoch nicht vergessen. Und wir müssen uns sogar geistig
rüsten, dass wir bereit sind, im Gehorsam gegenüber dem göttlichen
Willen alles zu ertragen: Hass, Verfolgung, Leid und Tod. Wenn die Zeit
für uns gekommen ist, dass unsere Glaubenstreue auf eine harte, endgültige
Probe gestellt wird, dann müssen wir geistig gewappnet sein. Dann
müssen wir die vollkommene Hingabe an den heiligen, unerforschlichen
Willen des allmächtigen Gottes beweisen. Wir versinken nicht in Verzweiflung,
sondern tragen bereitwillig das Kreuz bis zum Ende.
Eine Anmerkung noch zum Schluss: Die Feinde Christi, die sich lügnerisch
als Christen bezeichnen, um andere leichter in die Irre führen zu
können, verbiegen und verdrehen nicht nur die katholische Lehre. Wer
die Texte der Feinde Christi liest und die dortigen Aussagen mit der Lehre
der Kirche vergleicht, bemerkt schnell, dass der eigentliche Kern der christlichen
Lehre entstellt ist. Diese Entstellung der christlichen Lehre findet sehr
oft ihre Entsprechung in der Entstellung des Kreuzes. Statt einer Darstellung
des Kreuzes Christi findet man in den Kirchen, in den Broschüren und
in den Händen der Feinde Christi oft genug gar kein Kreuz mehr, oder
nur noch an unauffälligem Platz. Die Feinde Christi verbreiten lieber
Darstellungen, die nur mit sehr viel Phantasie noch an ein Kreuz erinnern
können. Ja, einer der ärgsten Feinde Christi, den viele als einen
vorbildlichen Christen bezeichnen, hält oft einen Stab mit einem verbogenen
Kreuz in der Hand, hat ein Wappen mit einem schiefen Kreuz und setzt sich
auf einen Thron mit einem umgekehrten Kreuz, also einem Kreuz, wie es bei
den Satanisten üblich ist. Wer aufmerksam auf die Symbolwelt der Irreführer
mit ihrer Entstellung des Kreuzes achtet, wird oft bereits daran die Gesinnung
derer erkennen, die sich Christen nennen, aber in Wahrheit eine Religion
vertreten, die dem Christentum völlig entgegengesetzt ist.
Gehen wir also mit offenen Augen durch diese Welt: Orientieren wir
uns am Kreuz Christi, tragen wir das Kreuz Christi, leben wir in der Gesinnung
Christi. Dann werden wir das falsche Spiel der Irreführer durchschauen
und uns auch nicht von ihren Drohungen einschüchtern lassen. Halten
wir uns vor Augen, dass Christus mit seinem Kreuzesopfer die Erlösung
gebracht hat. Nehmen wir das Kreuz auf uns und folgen wir Christus nach,
damit wir einst bei ihm die Freude des Himmels empfangen. Amen.
S. auch:
www.katholisch.net
Passionszeit
Kreuzweg
Agnus Dei