Predigt am 14.09.2003

- Kreuzerhöhung (14. Sonntag nach Pfingsten), dm -
(Kirche zum Mitreden, 14.09.2003)
Phil 2, 5-11; Joh 12, 31-36

Das heutige und das morgige Fest erinnern uns in besonderer Weise an die Passionszeit. Die Lesung des heutigen Festes Kreuzerhöhung ist dieselbe wie am Palmsonntag. Die Liturgie des morgigen Festes der Sieben Schmerzen der allerseligsten Jungfrau Maria ist dieselbe wie am Freitag nach dem Passionssonntag.Paulus mahnt uns in der heutigen Lesung aus dem Brief an die Philipper: "Seid so gesinnt wie Christus Jesus. [...] Er hat Sich selbst erniedrigt und ist gehorsam geworden bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuze." Das Kreuz ist zwar zum Symbol des Christentums geworden, aber manchmal hat es den Anschein, dass nicht jeder, der sich Christ nennt, auch tatsächlich die Botschaft vom Kreuz ernst nimmt. Es gibt sicherlich viele Menschen, die bei dem Begriff Kirche an Teestube und Pfarrfest denken. Aber denken diese Menschen auch an das Kreuz? Denken sie an die Schmerzen, die Christus für uns erlitten hat? Denken sie daran, dass die Nachfolge Christi Kreuzesnachfolge bedeutet? Haben sie die Gesinnung, die auch in Christus Jesus war? Sind sie bereit, im Gehorsam gegenüber dem Willen des Vaters zu leben und zu sterben?Es fiel damals den Jüngern schwer, die Botschaft vom Kreuz anzunehmen. Dies kommt z.B. zum Ausdruck, als Jesus seinen Jüngern sagte, dass er von den Ältesten, Hohenpriestern und Schriftgelehrten viel leiden und getötet, aber am dritten Tage auferstehen werde. Petrus machte ihm deswegen Vorhaltungen und sprach: "Gott bewahre, Herr! Das bleibe ferne von Dir!" Und Jesus erwiderte: "Weg von mir, Satan! Du bist mir zum Ärgernis. Du hältst es nicht mit Gott, sondern mit den Menschen" (Mt 16,23). Jesus sprach aber nicht nur von seinem eigenen Leiden, sondern auch von der Verfolgung, die seine Jünger erleiden werden. "Alsdann wird man euch der Drangsal überliefern und euch töten; um meines Namens willen werdet ihr von allen Völkern gehaßt sein. Dann werden viele zu Fall kommen, einander verraten und hassen. Falsche Propheten werden in großer Zahl auftreten und viele irreführen. Weil die Gottlosigkeit überhandnimmt, wird die Liebe bei den meisten erkalten. Wer aber ausharrt bis ans Ende, wird gerettet werden" (Mt 24,9-13).
Wieviel sind wir bereit zu ertragen? Sind wir entschlossen, auszuharren bis ans Ende? Sind wir entschlossen, auch vor Königen und Statthaltern Zeugnis für die Wahrheit abzulegen? Sind wir beseelt von der Gesinnung Christi, Gehorsam bis zum Tod zu leisten? Können wir aus tiefster Überzeugung die Worte der Kreuzwegandacht sprechen: "Mein Erlöser, alles hast Du für mich hingegeben: Deine Freiheit, Deine Habe, Deine Ehre vor den Menschen, selbst Dein Leben. An Deine opferstarke Liebe will ich denken, wenn mir etwas genommen wird, woran mein Herz hängt, wovon ich mich nicht trennen kann. Und sollte mir sogar der gute Name genommen werden, sollte mein Leben verleumdet und meine Ehre zertreten werden, dann laß mich auf Dich schauen und meine Rechtfertigung Deinem Gericht überlassen."
Die Verehrung der sieben Schmerzen Mariens wurde besonders von den Gründern des Servitenordens gefördert. In einem Ablassgebet zu diesen Ordensgründern heißt es: "Wegen eurer hohen Heiligkeit wart ihr würdig, von der seligsten Jungfrau berufen zu werden zur Gründung eines neuen Ordens in der Kirche, der ihre Verehrung und die Andacht zu ihren Schmerzen pflegen und verbreiten sollte." Die sieben Schmerzen Mariens sind die Weissagung des Simeon, die Flucht nach Ägypten, die Sorge um Christus im Tempel, die Begegnung auf dem Kreuzwege, Jesu Hinscheiden, die Abnahme vom Kreuze und die Grablegung Jesu. In einer Andacht zu den sieben Schmerzen Mariens wird bei der Betrachtung der Abnahme vom Kreuze folgendes Gebet gesprochen: "O Maria, wie grenzenlos war deine Betrübnis, als man den Leichnam deines Sohnes vom Kreuze herab in deinen Schoß legte. Um dieser schmerzlichen Heimsuchung willen bitten wir dich: erbarme dich aller, die ihre Not zu deinem Mutterherzen tragen. Steh besonders jenen bei, die in Gefahr sind, an Gott und seiner Vorsehung irre zu werden. Entreiße sie um deiner Schmerzen willen der drohenden Verzweiflung, laß sie den Frieden des Herzens wieder finden und erkennen, daß Gott uns nicht über unsere Kräfte heimsucht."
Und in einer Kreuzwegandacht wird bei der 13. Station, der Abnahme vom Kreuze, das Gebet gesprochen: "Maria, du hast uns den Schönsten der Menschenkinder geboren, nun geben die Menschen ihn dir zurück. Mit tiefstem Weh betrachtest du die furchtbaren Wunden, die ihn getötet haben. Groß wie das Meer ist dein Schmerz, aber in stiller Ergebung betest du den Willen des Vaters an. Erflehe auch uns die vollkommene Hingabe an den heiligen, unerforschlichen Willen des allmächtigen Gottes."
Auch wenn der allgemeine gesellschaftliche Trend dahin geht, die Botschaft vom Kreuz unter Vergnügungen aller Art zu ersticken, dürfen wir das Kreuz dennoch nicht vergessen. Und wir müssen uns sogar geistig rüsten, dass wir bereit sind, im Gehorsam gegenüber dem göttlichen Willen alles zu ertragen: Hass, Verfolgung, Leid und Tod. Wenn die Zeit für uns gekommen ist, dass unsere Glaubenstreue auf eine harte, endgültige Probe gestellt wird, dann müssen wir geistig gewappnet sein. Dann müssen wir die vollkommene Hingabe an den heiligen, unerforschlichen Willen des allmächtigen Gottes beweisen. Wir versinken nicht in Verzweiflung, sondern tragen bereitwillig das Kreuz bis zum Ende.
Eine Anmerkung noch zum Schluss: Die Feinde Christi, die sich lügnerisch als Christen bezeichnen, um andere leichter in die Irre führen zu können, verbiegen und verdrehen nicht nur die katholische Lehre. Wer die Texte der Feinde Christi liest und die dortigen Aussagen mit der Lehre der Kirche vergleicht, bemerkt schnell, dass der eigentliche Kern der christlichen Lehre entstellt ist. Diese Entstellung der christlichen Lehre findet sehr oft ihre Entsprechung in der Entstellung des Kreuzes. Statt einer Darstellung des Kreuzes Christi findet man in den Kirchen, in den Broschüren und in den Händen der Feinde Christi oft genug gar kein Kreuz mehr, oder nur noch an unauffälligem Platz. Die Feinde Christi verbreiten lieber Darstellungen, die nur mit sehr viel Phantasie noch an ein Kreuz erinnern können. Ja, einer der ärgsten Feinde Christi, den viele als einen vorbildlichen Christen bezeichnen, hält oft einen Stab mit einem verbogenen Kreuz in der Hand, hat ein Wappen mit einem schiefen Kreuz und setzt sich auf einen Thron mit einem umgekehrten Kreuz, also einem Kreuz, wie es bei den Satanisten üblich ist. Wer aufmerksam auf die Symbolwelt der Irreführer mit ihrer Entstellung des Kreuzes achtet, wird oft bereits daran die Gesinnung derer erkennen, die sich Christen nennen, aber in Wahrheit eine Religion vertreten, die dem Christentum völlig entgegengesetzt ist.
Gehen wir also mit offenen Augen durch diese Welt: Orientieren wir uns am Kreuz Christi, tragen wir das Kreuz Christi, leben wir in der Gesinnung Christi. Dann werden wir das falsche Spiel der Irreführer durchschauen und uns auch nicht von ihren Drohungen einschüchtern lassen. Halten wir uns vor Augen, dass Christus mit seinem Kreuzesopfer die Erlösung gebracht hat. Nehmen wir das Kreuz auf uns und folgen wir Christus nach, damit wir einst bei ihm die Freude des Himmels empfangen. Amen.

S. auch:
www.katholisch.net
Passionszeit
Kreuzweg
Agnus Dei

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