Der Friedenspapst im Zweiten Weltkrieg

- Paul Dahm über Papst Pius XII. -
(Kirche zum Mitreden, 14.07.2002)
pius XII  +mussolini -ahf-muenchen.de bei G.
Schule in der Karikatur
Das obige Bild veröffentlichen wir unter Vorbehalt - der Betreiber der Homepage, auf der wir das Bild gesehen hatten, hat uns mitgeteilt, dass er die genaue Quelle nicht kenne. Solange also kein Widerspruch seitens des Rechteinhabers kommt, lassen wir das Bild als Zitat hier veröffentlicht.
Natürlich kann man seine Augen vor der Vergangenheit verschließen (was relativ leicht fällt und mittlerweile auch fast alle machen), und man kann auch seine Augen vor der Gegenwart verschließen, dass eben fast alle ihre Augen vor der Vergangenheit verschließen, womit man sich wohl auch einiges an momentanen Widrigkeiten erspart. Anhand des unerschöpflich scheinenden Quells an "Holocaust"-Literatur hat man ja - wie es auch in der Karikatur angedeutet wird - kaum noch Zeit und Gelegenheit, nach der Wahrheit zu fragen. Insbesondere der Deutsche lässt sich lieber mit verlogener Hetzliteratur wie Hochhuths "Stellvertreter" füttern, als dass er nach Wahrheit und Gerechtigkeit fragt. Und das "Tagebuch der Anne Frank" erweist sich als wunderbares Schmökerbuch gerade für Personen, die mit christlichen Moralvorstellungen nichts zu tun haben wollen.

Wir hingegen empfehlen, sich nicht durch insbesondere jüdische Hetze irremachen zu lassen, sondern nüchtern und sachlich zu fragen, was es mit der Thematik Kirche und Nationalsozialismus wirklich auf sich hat.

Ähnlich dem Schlaglichter-Buch, handelt es sich bei dem hier nun zitierten Bildband von Paul Dahm, Pius XII. Ein Leben für Gerechtigkeit und Frieden, M.Gladbach 1952, um nahezu verlorengegangene Literatur. Das großformatige Buch (23x27cm) enthält zahlreiche, bisweilen seitengroße Bilder, die Eugenio Pacelli vor und nach seiner Papstwahl zeigen, aber auch von Personen oder Orten, die mit dem Leben Pacellis in Zusammenhang standen.
Eingefügt sind viele Zitate aus Schreiben und Ansprachen von Pius XII., aber auch erklärende Kommentare des Autors Dahm.
Aus diesem Buch veröffentlichen wir hier das fünfte Kapitel vollständig und den Anfang des sechsten Kapitels (51-63.64f). Die Zitate von Pius XII. sind bei Dahm nur durch Kursivschrift gekennzeichnet; der u.E. einfacheren Lesbarkeit halber haben wir diese Zitate durch eine größere Schrift und durch eine Umrahmung mit Horizontallinien hervorgehoben.
Die genauen Fundstellen der zahlreichen Bilder werden zwar im Anhang angegeben, aber leider fehlen die genauen Quellenangaben der Papstzitate.


Der Friedenspapst im Zweiten Weltkrieg

Pius XII. ist zu einer Zeit Papst geworden, die von den Vorzeichen des nahen Krieges schon umdunkelt ist. Wenige Tage nach seiner Krönung besetzen Hitlers Truppen die Tschechoslowakei, überfällt Mussolini Albanien. Der scharfe, geübte Blick Pius' XII. für die politische Wirklichkeit erkennt die Gefährlichkeit der Weltlage, die seit dem Sommer 1938 immer mehr zur Entladung drängt - trotz der Konferenzen in Godesberg und München, auf denen sich Hitler und Mussolini verbindlich lächelnd mit den Außenministern der Westmächte fotografieren ließen. Der Friedensnuntius des ersten Weltkrieges wird nun als Papst die so innig mit seinem Leben und Wirken verknüpfte Friedenssendung weitertragen. Er wird in der Brandung der Lüge und des Hasses wie ein Fels der Wahrheit stehen, seinen Ruf nach Mäßigung, Liebe und Frieden in eine vom Lärm der Waffenschmieden und Soldatenlieder betäubte Welt hinausschicken.
Bereits am ersten Tag seines Pontifikates tragen die Ätherwellen seine Stimme um den Erdball. Pius XII. richtet seine erste Radiobotschaft an die Welt. Er grüßt die Kardinale und Bischöfe, die Priester, die Missionare, die Katholische Aktion, die Armen und Kranken, auch alle, die außerhalb der Kirche stehen. Dem väterlichen Gruß fügt er Wunsch und Einladung für den Frieden an:
... für den Frieden, der auf Gerechtigkeit und Liebe gegründet ist ...Er allein verbindet ja und befeuert die Herzen zur Gemeinschaft mit Gott. Er bildet und führt in heiliger Christusliebe die Hausgemeinschaft der Familie. Er verbindet Völker und Stämme durch gegenseitige Bruderliebe ... Überdies richten wir in diesen bangen Zeitläuften, da so viele und so große Schwierigkeiten den wahren Frieden, den alle heiß ersehnen, zu gefährden scheinen, die demütige Bitte an Gott für alle Staatenlenker, denen das schwere, doch ehrenvolle Amt aufgetragen ist, die Völker zu Glück und kulturellem Aufstieg zu führen ... Unsere Augen schauen schwerstes Leid, das die Menschen von heute bedrängt. Waffenlos, aber auf des Höchsten Hilfe vertrauend, wollen Wir heilende Hand anlegen. Mit den Worten des hl. Paulus mahnen wir alle: "Begreift uns doch!" ...

Auch die erste Osterbotschaft Pius' XII. gilt dem Frieden, der eine "Frucht der Gerechtigkeit" ist. Der Papst stellt den Völkern und Staatsführern das Ideal des wahren Friedens dar, der in Christus allein seinen Halt hat, in Christus, dem "Hüter der Gerechtigkeit", dem "Spender des Friedens". Im Marienmonat Mai eröffnet der Heilige Vater seinen Gebetsfeldzug für die Erhaltung des Weltfriedens. Gleichzeitig steigern sich seine diplomatischen Bemühungen. In Berlin, Rom, Warschau, Paris und London überreichen die Nuntien Friedensnoten. Am 10. Mai hat Msgr. Orsenigo, der Apostolische Nuntius für Deutschland, eine fruchtlose Unterredung mit Hitler. Die Fronten stecken sich bereits ab: Deutschland und Italien auf der einen Seite; Frankreich und England werden das bedrängte Polen unterstützen. Das diplomatische Wettrennen um die Haltung Rußlands wird von Hitler mit dem Abschluß des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes überraschend gewonnen. Hitler und Stalin sind sich über Polens Schicksal einig. Am Tage darauf versucht Plus XII. ein letztes Mal, die Welt vom Kriege abzuhalten:


Eine ernste Stunde schlägt erneut für die große Familie der Menschheit, eine Stunde furchtbarer Entscheidung. Mögen alle, die die Last so schwerer Verantwortung tragen, durch Unsere Stimme die Stimme Christi vernehmen ... Reiche, die nicht auf Gerechtigkeit gegründet sind, haben nicht den Segen Gottes ... Noch ist es Zeit! Die Männer, die heute die Verantwortung tragen, müssen die Steuer herumwerfen und wieder miteinander verhandeln ... Wir beschwören euch durch das Blut Christi im Namen der Mütter, im Namen der unschuldigen Kinder ...

Aber die Machthaber dieser Welt gehen eigene Wege.
Der zweite große Weltkrieg wälzt sich brennend und mordend durch Europa. Blühende Städte, ganze Landschaften, ungezählte Menschen fallen ihm zum Opfer. Der Brand springt über auf Afrika. Im fernen Osten greifen die Japaner an. Deutschland und Italien erklären den Krieg an die USA. - Bis 1942 siegen die Deutschen. Der größte Teil Europas ist besetzt. Deutsche Soldaten vor Moskau. Dann kommt der Wendepunkt. Stalingrad wird zum Vorzeichen des Untergangs.
Die flehentliche Stimme des Papstes erstickt im Lärm der Waffen, im Tosen der entfesselten Leidenschaften. Seine Friedensansprachen während des Krieges aber sind großartige Zeugnisse der immerwährenden, unendlichen liebevollen Sorge des Heiligen Vaters für die Menschen.


Von innen, vom Geiste her müssen die Kräfte kommen, die das Antlitz der Erde erneuern . . , In der Wirrnis unserer Tage vermag nur das Bewußtsein von der Gotteskindschaft dem Menschen Ruhe und Halt zu geben ... Möchten die Menschen zu Christus zurückfinden, möchten sie die Waffen zu seinen Füßen niederlegen, damit auf seinem christlichen Altar die Zwietracht jener, die über das Schicksal der Nationen gebieten, einem großmütigen Sieg über die Leidenschaften weiche und Gott das Opfer gebracht werde, die Kränkung zu vergessen und in der Gerechtigkeit die Ehre und Eintracht der Völker wiederherzustellen ...
Die Menschen haben sich gegen das wahre und christustreue Christentum und gegen seine Lehren gestellt. Sie haben sich ein Christentum nach ihrem eigenen Geschmack gebildet ... eine neue Religion ohne Seele ... eine Totenmaske des Christentums ohne jeden Hauch vom Geiste Christi. Und dann haben sie verkündet, das Christentum habe versagt.

Die päpstlichen Weihnachtsbotschaften des Krieges sind nicht nur Verurteilung, sondern vor allem Wegweiser den verirrten Völkern, eine neue Ordnung wiederzugewinnen:


Wer will, daß der Stern des Friedens über dem menschlichen Zusammenleben aufgehe und leuchte, der helfe zu seinem Teil mit an der Wiedereinsetzung der menschlichen Persönlichkeit in die ihr durch Gottes Schöpferwillen von Anbeginn verliehene Würde, ... der lehne jede Form des Materialismus ab, ... der gebe der Arbeit den ihr von Anfang an durch Gott bestimmten Platz, ... der helfe mit zu einer tiefgehenden Wiederherstellung der Rechtsordnung, ... der lege mit Hand an zum Erstehen einer Staatsauffassung und Staatswirklichkeit, die aufgebaut auf zuchtvoller Vernunft, edler Menschlichkeit und verantwortungsbewußtem christlichem Geist ...

Mit dem Tage des Kriegsausbruchs arbeitet das Päpstliche; Informationsbüro, der Hilfs- und Suchdienst für Kriegsgefangene, Internierte, Flüchtlinge. Mit millionenfachem Erfolg! Daneben wendet sich der Papst hauptsächlich an die vom Kriege nicht betroffenen Nationen und bittet um materielle Hilfe für Gefangene, Heimatlose, Ausgebombte. Und Millionen kann geholfen werden. Und wenn jeder von ihnen nur einmal ein Paket, eine kleine Gabe vom Hilfswerk des Papstes empfangen konnte, er hat die Sorge des Heiligen Vaters gespürt.

Am 13. Mai 1942, dem Tage seines silbernen Bischofsjubiläums, zelebriert Pius XII. eine heilige Messe am Papstaltar in St. Peter. In einer Rundfunkansprache an die Welt deutet er die Siegesgewißheit, Opferbereitschaft, eucharistische Christusverbundenheit und Einigkeit der Kirche als die Kennzeichen ihrer unerschütterlichen jugendlichen Kraft. Seine Rede schließt mit erneuter Mahnung zum Frieden.

Während der Krieg die Ehen und Familien zerreißt, dient der Papst dem Leben, pflanzt er das Wort Gottes in die neu gegründeten Zellen der menschlichen Gesellschaft. Die Ehen gesund zu erhalten, ist eines seiner größten Anliegen, In den Ansprachen an Neuvermählte, die regelmäßig in besonderen Audienzen vom Papst empfangen werden, spricht er, der verständnisvolle Vater, zu seinen Kindern von Sinn und Aufgabe der Ehe:


Die christliche Ehe ist Quell der Größe und Dauerhaftigkeit für die Kirche wie für das christliche Volk ...
Da Gott niemals das Unmögliche befiehlt und mit dem Gebot auch die Kraft zu seiner Erfüllung gibt, so bringt das Sakrament der Ehe, die ein großes Geheimnis ist, mit den Pflichten, die über menschliche Kraft hinauszugehen scheinen, zugleich übernatürliche Hilfen ... Ihr müßt tief davon überzeugt sein, daß eure junge Familie eine heilige Familie sein kann und soll, das heißt, eine Familie, die unzerstörbar mit Gott verbunden ist durch die Gnade ...
Wenn ihr eure Kinder erzieht zu einem tiefen und tapferen Christenleben, gebt ihr ihnen und euch selbst die beste Garantie für eine glückliche Existenz in dieser Welt und eine selige Wiedervereinigung in der anderen ...
Erobert jene Gewohnheit, geduldig zu bleiben, euch gegenseitig zu ertragen, eure Fehler und Schwächen einander zu verzeihen, dann werdet ihr über eure Eigenliebe siegen, und euer Sieg über euch selbst wird nicht bloß ein Verzicht, sondern ein Gewinn sein ...

Der Tag der Bischofsweihe Pius' XII. ist der Tag der ersten Marienerscheinung in Fatima. So beginnt am 13. Mai 1942 das vom Krieg verschonte Portugal die großen Jubiläumsfeierlichkeiten in der Mulde von Iria, die sich über den ganzen Sommer hin erstrecken. Der marianische Papst Pius XII. richtet am 31. Oktober dieses Jubiläumsjahres eine eigene Radiobotschaft an das portugiesische Volk und spricht zum erstenmal das Weihegebet an die Unbefleckte Jungfrau, das er am 8. Dezember in St. Peter für die gesamte Menschheit wiederholt:
Rotenkranzkönigin, Hilfe der Christen, Zuflucht des Menschengeschlechtes, Siegerin in allen Schlachten Gottes! ... Als gemeinsamer Vater der Christenheit, als Stellvertreter dessen, dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden, der Uns die Sorge für alle Seelen in der ganzen Welt, die durch sein Blut erlöst sind, anvertraut hat, wenden Wir Uns in dieser tragischen Stunde der Menschheitsgeschichte an Dich, an Dein Unbeflecktes Herz. Dir, Deinem Unbefleckten Herzen vertrauen Wir an, übergeben und weihen Wir nicht nur die heilige Kirche, den mystischen Leib Deines göttlichen Sohnes, der in so vielen seiner Glieder leidet und blutet und so sehr gemartert wird, sondern die ganze Welt, die von wilder Zwietracht zerfleischt, im Brande des Hasses lodert, ein Opfer ihrer eigenen Bosheit... O Mutter der Barmherzigkeit, erlange uns von Gott den Frieden! ... Gib der Welt den Frieden der Waffen und den Frieden der Seelen, damit sich in der Ruhe der Ordnung das Gottesreich ausbreite ...

Die Welt sieht in Papst Pius XII. hauptsächlich den großen Diplomaten auf dem Stuhle Petri. Die Kirche aber weiß von seinem Wirken im innerkirchlichen Bereich, von der Tätigkeit seines Lehramtes, von der ständigen Sorge um die Gläubigen. Und seine nächsten Vertrauten sehen ihn in der Stille beten und arbeiten, unermüdlich.
Während des Krieges erscheinen die bedeutenden Enzykliken: "Summi Pontificatus": Verurteilung der grundsätzlichen Irrtümer unserer Zeit, vor allem des totalen Staates, und Betonung der Unantastbarkeit der Familie, da Mensch und Familie vorstaatlich sind (20. Oktober 1939). - - "Mystici Corporis Christi": über das Glaubensgeheimnis vom mystischen Leib des Herrn, der in der Kirche fortlebt (29. Juni 1943). - - "Divino Afflante Spiritu": Aufforderung zum intensiveren Studium der Heiligen Schrift (30. September 1943). - - "Orientalis Ecclesiae": Aufforderung, für die Heimkehr der Ostkirchen zu beten und zu wirken (9. April 1944). - - "Communium interpres dolorum": Im Maimonat des letzten Kriegsjahres soll in allen Kirchen um einen baldigen und gerechten Frieden gebetet werden (15. April 1945).

19. Juli 1943. Bomben auf Rom. Die Detonationen zerreißen die Mittagsstille der friedlichen Stadt. - Der Papst arbeitet in der Bibliothek. Eine neue Welle. Wieder rauschen die Bomben nieder. Der Boden erzittert. Pius XII. greift zum Telefon: Ein Auto und alles verfügbare Geld! In wenigen Minuten ist der Wagen an der Unglücksstätte. Die Flugzeuge dröhnen noch über Rom. Pius XII. mischt sich unter die Betroffenen. Er ist ohne Gefolge gekommen und barhäuptig. Erschüttert sieht er die Trümmer der altehrwürdigen Easilika S. Lorenzo fuori le Mura. Er kniet nieder und betet mit dem Volk für die Opfer des Angriffs. Dann wendet er sich den Verwundeten zu, tröstet die Obdachlosen und die, deren Schmerz und Klage den Toten gilt. Seine Begleiter schütten der leidenden Bevölkerung eine große Geldsumme aus. Einer der ärmsten Stadtteile Roms ist getroffen worden. - Am 13. August 1943 greifen alliierte Bomber erneut die ewige Stadt an. Ein Wohnviertel bei S. Giovanni wird zerstört. Wieder ist der Papst sofort zur Stelle, beugt sich über die Verwundeten. Ihr Blut rötet sein weißes Gewand. Die verantwortlichen militärischen Stellen aber läßt Pius XII. wissen, daß jeder weitere Euftangriff auf Rom ihn sogleich ungeschützt in den Straßen der betroffenen Stadtteile finden wird.

Die Alliierten nähern sich Rom. Panzerwagen und Bomben zerpflügen die alte kulturreiche Erde. - Der Papst fleht die feindlichen Mächte an, Rom zu verschonen und vom Bombenkrieg gegen Frauen und Kinder abzulassen. Mit weiten Armen empfängt er Flüchtlinge und Ausgebombte. Zehntausend nehmen in seiner Sommerresidenz Castelgandolfo Zuflucht. Die päpstlichen Küchen verpflegen sie, in den prächtigen Sälen des Schlosses wohnen die Armen, fühlen sich im Hause des Vaters geborgen. An die Tore des Vatikan klopfen nachts politische Flüchtlinge, und sie werden aufgenommen, ganz gleich, welcher Nation, welcher Herkunft. Am 12. März 1944, am Jahrestag der Krönung Pius' XII., strömen Scharen von Flüchtlingen aus der Umgebung von Rom auf dem Petersplatz zusammen, um die tröstenden Worte des Heiligen Vaters zu hören:


Von der Not dieser Stunde gezwungen, heimatlos, getrennt von euren Angehörigen, ... voll Sorge um ihr Los, wie sie um das eure zittern, seht ihr doch in eurem Glauben einen Vater im Himmel, der versprochen hat, denen, die ihn lieben, alles zum besten zu wenden, auch das Schwerste und Bitterste ... Keine Mühe haben Wir gescheut, keinen Versuch unterlassen, um die Bevölkerung vor dem Entsetzen der Evakuierung und Heimatlosigkeit zu bewahren. Als dann die harte Wirklichkeit unsere wirklich berechtigten Erwartungen enttäuschte, unternahmen Wir alles, um wenigstens die Furchtbarkeit dieser Prüfungen zu lindern ...

Die Alliierten stoßen vom Brückenkopf Anzio aus vor. Dadurch wird ein deutscher Widerstand südlich von Rom sinnlos. Am 4. Juni 1944 verlassen die Deutschen Rom und ziehen ihre Truppen nach Norden zurück. Sie verzichten auf die sonst übliche Zerstörung der Nachschubstraßen des Gegners und schonen die Heilige Stadt. Sie unterlassen sogar, die Tiberbrücken zu sprengen, über die einen Tag später die alliierten Panzer rollen.
Rom atmet auf. Der Krieg, der schon so bedrohlich vor den Toren der Stadt stand, ist fast lautlos vorübergegangen. Am Nachmittag des 5. Juni versammeln sich spontan Scharen römischer Bürger auf dem Petersplatz, um dem Heiligen Vater als dem Beschützer Roms zu huldigen. Sie wissen, daß der Papst sich in den letzten Wochen und Monaten unaufhörlich mit allen seinen Mitteln für die Schonung der Stadt eingesetzt hat. Die glücklichen Römer danken ihm dafür. Pius XII. aber dankt in seiner Ansprache dem Herrgott, der "beiden kriegführenden Parteien Gedanken des Friedens eingegeben hat". Für Rom ist der Krieg zu Ende, nicht für die Welt. Und der Ruf des Papstes nach Frieden und nach Gerechtigkeit gegenüber den Besiegten verstummt nicht.

Kriegsweihnacht 1944. Die Ardennenoffensive, der letzte Versuch der deutschen Wehrmacht, den Vormarsch der Alliierten im Westen aufzuhalten, ist zerbrochen. Pausenlose Luftangriffe auf die Heimat. Millionen Menschen leben nur noch in Kellern und Bunkern. Frauen und Kinder weinen am Weihnachtsabend um ihre Gatten und Väter. Sie sind gefallen, vermißt, verwundet oder weichen ausgemergelt, mutlos, ohne Hoffnung dem Gegner. - In St. Peter zu Rom stehen um Mitternacht Soldaten aus allen Teilen der Welt in der Gemeinschaft der Kirche brüderlich nebeneinander und erleben das Meßopfer des Heiligen Vaters. Italienische, polnische, französische, englische, auch deutsche Weihnachtslieder erklingen. - Am Weihnachtsmorgen läßt Pius XII. arme Kinder der Stadt bescheren. 120000 Pakete mit Liebesgaben werden verteilt. Der Heilige Vater beschenkt einen Teil der Kinder persönlich.


Wahrlich, in dieser furchtbaren Zeitenwende scheinen die caritativen Fürsorgemaßnahmen, die bei gewöhnlichen Notlagen vielleicht hinreichten, einfach nicht zu genügen. Denn wir sehen ... die gewaltigen Kinderscharen, die, vom Hunger erschlafft und fast dem Tode nahe, mit abgemagerten Händchen um Brot bitten, und "niemand ist, der es ihnen bricht"...
Unter den nahezu unzähligen Härten, die der grausame Krieg mit sich gebracht hat, verletzt keine Unser väterliches Herz mehr als jene, die Scharen unmündiger Kinder trifft, die in vielen Völkern durch Kälte, Hunger und Krankheit hinweggerafft werden. Niemand versage seine Mitarbeit, seine Kräfte, seine Spende!

 

Eckstein im Aufbau der Nachkriegszeit

Frühjahr 1945. Die Amerikaner und Engländer erobern West- und Süddeutschland, die Bolschewisten dringen von Osten her bis in das Herz des Reiches vor. Die deutsche Wehrmacht streckt am 9. Mai die Waffen. Zwei Millionen deutsche Soldaten sind gefallen, die anderen gehen jetzt müde und verbittert in Gefangenschaft. - Am 6. August wirft ein amerikanisches Flugzeug die erste Atombombe auf Hiroshima. Über 150 000 Menschen werden getötet. Kurz darauf kapitulieren die Japaner. - Der zweite Weltkrieg ist zu Ende.
Am Tage der deutschen Kapitulation spricht Papst Pius XII. über den Rundfunk zum Kriegsende in Europa. Er dankt Gott. Er gedenkt der Toten, wünscht den Gefangenen baldige Rückkehr. Fordert die Welt auf, im Vertrauen auf Gott an den materiellen und sittlichen Wiederaufbau zu gehen. Am 10. Mai beglückwünscht der Papst den König von Belgien, die Königin von Holland, die Großherzogin von Luxemburg zur Befreiung ihrer Länder, die er vor genau fünf Jahren beim Überfall der Deutschen seiner Anteilnahme versichert hat.
Am 2. Juni, am Fest des hl. Eugen, hält Pius XII. eine bedeutende Ansprache an das Kardinalskollegium, in der er die Stellung der Kirche zum Nationalsozialismus auseinanderlegt, auf ihre Leiden hinweist und die Treue der deutschen Katholiken lobend erwähnt. Sein Blick in die Zukunft richtet sich auf den fernen Frieden.
In Europa ist der Krieg zu Ende; aber welche Wunden hat er geschlagen! Der göttliche Meister hatte gesagt: Alle, die ungerecht zum Schwerte greifen, werden durch das Schwert umkommen. Und nun seht ihr die Hinterlassenschaft eines Staatsbegriffes und einer staatlichen Wirklichkeit, die den heiligsten Gefühlen der Menschlichkeit in keiner Weise Rechnung trägt und die unverletzlichen Grundsätze des christlichen Glaubens mit Füßen tritt ... Diesen Zusammenbruch hatten Wir von ferne kommen sehen . .. Mehr als zwölf der besten Jahre Unseres reifen Alters hatten Wir in Ausübung des Uns anvertrauten Amtes inmitten des deutschen Volkes gelebt ... So hatten Wir Gelegenheit, die hervorragenden Eigenschaften dieses Volkes kennenzulernen ... Deshalb hegen Wir auch die Zuversicht, daß es sich wieder zu neuer Würde und zu neuem Leben wird erheben können ... Vom Waffenstillstand bis zum wahren und ehrlichen Frieden wird der Weg recht mühsam und lang sein, allzu lang für das bange Sehnen und Harren einer Menschheit, die nach Ordnung und Ruhe geradezu hungert ... Das Ziel ist der Friede, der wahre Friede, der dieses Namens würdig ist, ... der einen säkularen entscheidenden Wendepunkt in der Bejahung der Menschenwürde und geordneten Freiheit darstellt ... Doch ehe dieser Friede Wirklichkeit wird, bleibt ebenso wahr, daß Millionen von Menschen zu Hause oder im Krieg, in der Gefangenschaft oder in der Verbannung noch einen bitteren Kelch trinken müssen. Wie sehr verlangt es Uns, das Ende ihrer Leiden und Ängste, die Erfüllung ihrer Sehnsucht zu sehen ...

Die Waffen schweigen, aber das Elend Europas gellt wie ein Aufschrei durch das Dunkel der Nachkriegszeit. Länder sind verwüstet. Städte "ausradiert". Verstörte Menschen suchen in den Trümmern nach Resten ihrer Habe, suchen nach Toten. Millionen Ausgewiesener, Heimatloser, Flüchtlinge ziehen aus dem Osten in das Innere Deutschlands, in eine Ungewisse Zukunft. Millionen deutscher Soldaten liegen hinter Stacheldraht, körperlich und seelisch am Ende ihrer Kräfte. Der Hunger dauert Jahre. Auch das Schicksal der Kriegsgefangenen. Und es gibt immer noch Konzentrationslager. In unaufhörlicher Geduld erhebt Pius XII. seine mahnende Stimme in den Friedensenzykliken "Optatissima pax" und "Auspicia quaedam" wie in seinen zahlreichen Ansprachen.


1945: Wer Sühne und gerechte Strafe fordert, muß alle Sorgfalt darauf verwenden, daß er nicht selbst tut, was er ändern vorwirft ...
1946: Wir wissen, daß die kalten Paragraphen des Völkerrechts den Sieger erst nach Friedensschluß zur Befreiung der Gefangenen verpflichten. Aber die geistigen und sittlichen Nöte der Gefangenen selbst und ihrer Angehörigen, die geheiligten Ehe- und Familienrechte ... fordern, daß endlich Schluß gemacht werde mit dem System der Gefangenen- und Konzentrationslager ... Die Möglichkeiten irriger und übelwollender Auslegungen können Uns den Mund nicht verschließen ... Mit unverbrüchlichem Gehorsam gegen den göttlichen Stifter der Kirche bemühen Wir Uns und werden Wir Uns bis zur Erschöpfung Unserer Kräfte bemühen, Unsere Mission als Verteidiger der Wahrheit, als Schützer des Rechts, als Vorkämpfer der ewigen Grundsätze der Menschlichkeit und der Liebe zu erfüllen ...
1947: Freiheit kann nur gedeihen, wo Recht und Gesetz herrschen und die Achtung vor der Würde des Einzelnen wieder stark und wirksam ist.. . Unterdessen leben immer noch Millionen von Menschen unter Willkür und Zwang ... Mögen heute auch die dunklen Mächte der Zersetzung, Zwietracht und Zerstörung wühlen, um so überwältigender sollen sich der Einsatz der Christen, ihre Kräfte der Einheit, der Ordnung und des Friedens auswirken ...
1948: Besondere Berücksichtigung werden immer die Ostflüchtlinge verdienen ... War es erlaubt, im Gegenschlag zwölf Millionen Menschen von Haus und Hof zu verjagen und der Verelendung auszuliefern? ...
Der christliche Friedenswille stammt von Gott... Auch der christliche Friedenswille hat seine Waffen. An erster Stelle: das Gebet und die Liebe ...

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