> nicht falsch verstehn. ich will friedmann hier weder mit
> selbstmordattentaetern noch hitler vergleichen, ich haette auch
kohl
> oder dr. brinkmann schreiben koennen. es geht nicht darum obs
stimmt,
> sondern ob man es sagen darf, ob der rueckschluss einzelner
vertreter
> einer gruppe mit der gesamtgruppe gleich gruppenhass ist. ich
denke
> nicht. man schliesst ja auch von moellemann auf die fdp. und man
> (friedman=) schliesst regelmaessig von naziverbrechern auf das
> gesamte deutsche volk. (zitat friedman: "Versöhnung ist
ein absolut
> sinnloser
> Begriff. Den Erben des judenmordenden Staates kommt gar nicht
anderes
> zu, als die schwere historische Verantwortung auf sich zu nehmen,
> generationenlang, für immer.")
Wer an Friedmann Kritik (speziell an dieser Aussage, geäußert von Friedmann in einer Diskussionsveranstaltung der evangelischen Akademie Tutzing, nach Westfalenblatt vom 14. 11. 2000) übt, der darf sich darauf gefasst machen, in die rechte Ecke gestellt zu werden. Aus dem Verfassungsschutzbericht 2001 des Bayerischen Staatsministerium des Inneren, S. 52:
***
Die DVU vermeidet offenen Antisemitismus, doch wird ihre antisemitische
Grundhaltung in ihrem publizistischen Sprachrohr deutlich, dessen
Berichterstattung
über Israel und die Juden vielfach negativ gefärbt ist:
"Mit einem Gehabe, als sei er der Größte, spielt sich Michel
Friedman, Stellvertretender Präsident des Zentralrats der Juden in
Deutschland ... , zum moralischen Richter über die Deutschen auf.
(...) ‚Versöhnung‘ ist nach seinen Worten ‚ein absolut sinnloser
Begriff‘,
da den Deutschen ,als Erben des judenmordenden Staates‘ gar nichts
anderes
zukomme, ‚als die historische Verantwortung auf sich zu nehmen,
generationenlang,
für immer‘." (NZ vom 7. September, Seiten 1 und 5)
***
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass von manchen Juden
antichristliche Propaganda betrieben wird, die ganz eindeutig den
Tatbestand
der Volksverhetzung erfüllt. Ich darf mich selbst zitieren (aus: idgr0003.htm):
***
Mit welch apodiktischer Selbstherrlichkeit MC [Margret Chatwin]
vorgeht,
zeigt sich eindrücklich auch an folgenden Parolen:
"Verschwörungsthesen
sind nicht nur ein Angriff auf alles rationale Denken, sie sind immer
auch
ein politisches Kampfmittel, dessen sich besonders Rechtsextreme gerne
bedienen und die ein höchst simples Schwarz-Weiß-Bild
zeichnen:
das Bild vom Gegensatz von Gut und Böse. Dieser Gegensätze
bediente
sich auch das Christentum in der Vergangenheit. Während in den
Anfangszeiten
des Christentums dahinter vor allem die Absicht stand, sich vom
Judentum
abzugrenzen, entwickelten die Vorwürfe gegen die Juden im Laufe
der
Jahrhunderte eine solch erstaunliche Eigendynamik, daß sich
daraus
die bekannten antisemitischen Stereotypen bilden konnten.
Beschränkte
sich der christliche Antijudaismus zunächst im wesentlichen auf
den
Vorwurf des Gottesmordes, so führten die behaupteten
Hostienschändungen
bis hin zu Ritualmorden im Mittelalter direkt zu Pogromen, der Vorwurf
der Brunnenvergiftung in die Vertreibungen auf dem europäischen
Kontinent."
***
Bislang sind leider meine sämtlichen Versuche, Juden für
ihre
volksverhetzenden Parolen zur Verantwortung zu ziehen, gescheitert. Als
katholischer Priester muss ich hilflos zusehen, wie Juden die
katholische
Kirche mit infamen Lügen durch den Schmutz ziehen.
Und wenn ich auf Schwachstellen z.B. im Propaganda-Material von
"Gesicht
zeigen" hinweise, kommt auch keine vernünftige Antwort. Noch ein
Zitat
von meiner Homepage (gesicht.htm):
***
Uwe-Karsten Heye ist, glaubt man einer aktuellen Umfrage, nur sieben
Prozent der Befragten überhaupt bekannt; er ist der Chef des
Presse-
und Informationsamtes der Bundesregierung. Deutlich bekannter
dürften
da schon die beiden jüdischen Volksverhetzer Paul Spiegel und
Michel
Friedman, die beide anlässlich der Wojtyla-"Vergebungsbitte" es
sich
nicht nehmen ließen, die katholische Kirche mit verleumderischen
Lügen durch den Schmutz zu ziehen.
[...]
Wir sagen Nein! zum Verein Gesicht zeigen!, und wir raten jedem
dringend,
sich uns anzuschließen!
***
Keine Sorge, das ist alles bewiesenermaßen vollkommen legal,
was
ich schreibe: Meine Seite ist bei den staatlichen Behörden bestens
bekannt, und für besonders "kontroverse" Texte kontaktiere ich
üblicherweise
auch die entsprechenden Stellen, wie z.B. bei "Gesicht zeigen" (Gz hat
leider nicht geantwortet, aber vom Verfassungsschutz und diversen
Ministerien
habe ich schon mehrere Zuschriften erhalten).
Eine Gefahr, vor der ich immer wieder warne:
Wer - zu Recht! - empört ist über gewisse
Äußerungen
von jüdischer Seite und über die Reaktionslosigkeit des
Staates,
wird den Neo-Nazis geradezu in die Arme getrieben. Nicht nur
Volksverhetzer
schüren den Hass - auch und vielleicht noch mehr die staatlichen
Stellen,
die dieser Volksverhetzung keinen Riegel vorschieben.
Das Friedmann-Zitat samt exzessiver Kritik an der staatlichen
Reaktionslosigkeit
findet man zuerst und v.a. auf eindeutig rechtsextremistischen Seiten.
Wozu soll man Neo-Nazis noch Munition liefern?
Man muss dem Hass einen Riegel vorschieben. Echter Friede kann nur
aus echter Gerechtigkeit erwachsen. Wird also eine bloß
positivistische
Pseudo-Gerechtigkeit durchgedrückt, staut sich der Hass nur immer
weiter auf, und es kommt irgendwann zu Hassausbrüchen.
Papst Pius XII. hat sein Pontifikat unter den Spruch gestellt: Opus
justitiae pax - Gerechtigkeit schafft Frieden.
Und "Amen" ist nun wahrlich nicht das einzige Beispiel, dass die
katholische
Kirche durch den Schmutz gezogen wird, wobei allerdings die neueren
Filme
sich ja alle auf die V2-Sekte beziehen. Zu den bekannteren Produkten
dieser
Art gehört sicherlich "Der Name der Rose" (1986), eine Verfilmung
des gleichnamigen Bestsellers von Umberto Eco, angesiedelt im 14. Jhd.:
Die Kirche wird als Lotterhaufen und die Inquisition als Bedrohung von
Freiheit und Gerechtigkeit hingestellt.
Relativ bekannt ist auch der Film "Priest" (1994), dessen Hauptfigur
ein "homosexueller" Priester ist, der in der Beichte mit einem Fall von
Inzest (Tochter wird vom Vater missbraucht) konfrontiert wird. Das sind
doch wahrlich herzerfrischende, geisterhebende Filme!
Man denke auch an "Die heilige Hure" (erwähnt in den Nachrichten
v. 14.03.1998), der anfangs für einen kleinen imaginären
Luftzug im Schnapsgläschen gesorgt hat, nun aber zum ganz normalen
Fernsehangebot gehört, an dem niemand mehr Anstoß nimmt.
Etwas älter ist der amerikanische Spielfilm "Die
Himmelsstürmer"
(Originaltitel: "Heaven Help Us"; auch: "Catholic Boys"), der,
wenngleich
1985 gedreht, z.Zt. des ersten Scheinpapstes des 20. Jhd., i.e. Johannes
XXIII., spielt (der Film ist als Rückblick konzipiert; man
erfährt,
was aus den Schülern später geworden ist, z.B. ist einer
Filmvorführer
in einem Pornokino geworden). Die "Helden" des Films sind einige
Schüler,
die in einer katholischen Schule gegen die christlichen Gebote generell
(nicht zuletzt gegen die Keuschheit) und gegen die aus Patres
bestehende
Schulleitung konkret rebellieren. Während diese triebbeherrschten,
asozialen und verlotterten Jugendlichen als liebenswerte Vorbilder
gezeichnet
werden, werden die Patres als verklemmte, z.T. regelrecht sadistische
Hinterwäldler
gezeichnet.
Wenn Priester in Filmen vorkommen, dann meist nur noch, um das
Zölibat
zu brechen, mit wem oder was auch immer. Wenngleich diese ekelerregende
Propaganda eben historisch bedingt faktisch gegen die V2-Sekte zielt,
so
leidet dennoch auch das Ansehen der katholischen Priester darunter, und
das Zölibat bzw. überhaupt
Keuschheut
und Treue werden kaum noch verstanden, geschweige denn
befürwortet.
Außer diesen propagandistischen Machwerken gegen das
Priestertum,
insbesondere hinsichtlich Zölibat, gibt es auch Generalangriffe
gegen
das gesamte Christentum, und das geschieht insbesondere a) durch die
massive
Verhöhnung der Person Christi und b) durch Leugnung historischer
Fakten.
Zu a) "The Last Temptation of Christ" (1988; deutscher Titel: Die
letzte
Versuchung Jesu) ist die Verfilmung eines Romans des exkommuniziert
verstorbenen
Nikos Kazantzakis (1883 - 1957). Jesus ist demnach nicht Gottes Sohn,
also
auch nicht der Erlöser, sondern nur ein einfacher Mensch, ein
Sünder,
der von Schuldgefühlen geplagt wird, weil er als Zimmermann Kreuze
für die Römer hergestellt und damit an den Kreuzigungen, der
schändlichsten und grausamsten Art der Hinrichtung, mitgewirkt
hat.
Dann "beruft" ihn Gott zu einem Leben, das selbst zu einer Kreuzigung
führt,
und Jesus steht vor seiner letzten Versuchung: statt am Kreuz zu
sterben,
ein Familienleben mit Maria Magdalena zu führen. Es wird - als
unter
dämonischer Einflüsterung entstandenes Traumbild Jesu - eine
alternative Geschichte erzählt, in der Jesus zwei Kinder mit Maria
Magdalena hat und u.a. auf Paulus trifft, der Christus als den
Gekreuzigten
und Auferstandenen verkündet. Dabei erklärt Paulus dem
Familienvater
Jesus, dass das Evangelium gar nichts mit dem historischen Jesus zu tun
habe. Auch wenn Jesus nach diesem Traumbild, nachdem er es als
Teufelswerk
erkannt hat, sich kreuzigen lässt, so ist klar, dass hier Christus
nur noch als sündiger Mensch gilt. Das gesamte Christentum ist in
seiner Wurzel auf das schändlichste verspottet.
Gegen diesen Film gab es bei seinem Erscheinen in Deutschland
vereinzelte
Proteste, wobei wir aber von keinem einzigen Fall wissen, dass die
Gefühle
der Christen geschützt worden wären. Wenn auf Christen
herumgehackt
wird, dann liefert der Staat dabei die größte
Unterstützung.
Allerdings haben wir 1992 in der "Dominikaner"-Kirche in Köln
(Nähe Hauptbahnhof) gehört, wie ein V2-Neu-"Priester" in
seiner
Predigt diesen Film erwähnt hat. Er sagte: "Gott sei Dank", dass
solche
Filme "wegen angeblicher Gotteslästerung" nicht mehr zensiert
werden.
Als wir das damals hörten, waren wir zugegebenermaßen
schockiert.
Da die Leugnung der Gottheit Christi aber zu den wichtigsten Aussagen
der
V2-Sekte gehört, kann eine solche Predigt nicht überraschen.
Der Regisseur, Martin Scorsese, auch bekannt durch viele, oft im
Mafia-Milieu
angesiedelte Filme mit exzessiven Gewaltdarstellungen, bezeichnet sich
als Katholiken. In der Tat ist das Christusbild, das er zeichnet, das
Christusbild
der V2-Sekte.
Zu b) "The Body" (2000) handelt von einem besonderen Ausgrabungsfund:
der Leichnam eines Gekreuzigten des 1. Jhd.; ein Priester,
neutestamentlicher
Wissenschaftler, untersucht den Fund, ob es sich dabei um Jesus handeln
könnte, und sieht sich nun den Nachstellungen derer ausgesetzt,
die
diesen Fund vertuschen wollen. Ob Jesus auferstanden ist oder nicht,
will
niemand wissen, die Kirche will nur, dass die Leute das Märchen
von
der Auferstehung Jesu glauben.
Derlei Filme sind Beispiele für die absolute Verwüstung,
in der die Welt selbstzufrieden lebt. Wir Christen müssen es uns
gefallen
lassen, dass absolut alles, was wirklich von Wert ist, restlos durch
den
Schmutz gezogen wird. Wer nicht in den Chor der Gotteslästerer
einstimmt,
stört den öffentlichen Frieden und hat Verfolgungen
furchtbarster
Art zu erleiden.
Wir erinnern hier an die katholische Lehre von
der Auferstehung: Die Auferstehung ist ein historisches Ereignis,
und
man kann ihr keinen geringeren Stellenwert geben als den, den Paulus so
formuliert hat: "Wenn aber gepredigt wird, daß Christus von den
Toten
auferstanden ist, wie können dann einige von euch behaupten, es
gebe
keine Auferstehung der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so
ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht
auferstanden,
dann ist unsere Predigt hinfällig und hinfällig auch euer
Glaube.
Dann stehen wir als falsche Zeugen Gottes da: Wir haben gegen Gott
bezeugt,
er habe Christus auferweckt, den er doch nicht auferweckt hat, wenn die
Toten überhaupt nicht auferstehen. Denn wenn die Toten nicht
auferstehen,
so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht
auferstanden,
so ist euer Glaube nichtig; dann seid ihr noch in euren Sünden,
und
auch die in Christus Entschlafenen sind verloren. Wenn wir nur in
diesem
Leben unsere Hoffnung auf Christus setzen, dann sind wir die
beklagenswertesten
unter allen Menschen" (1 Kor 15, 12-20).
Die V2-Sekte (s. Hansjürgen Verweyen)
lehrt dementsprechend: "Die nicht enden wollende Diskussion um die
Historizität
des "leeren Grabes" wäre m.E. nur dann fundamentaltheologisch von
Belang, wenn der Leichnam Jesu nicht nur tatsächlich unverwest
geblieben
wäre (oder nicht), sondern auch nicht hätte verwesen
dürfen.
Diese (historisch nicht entscheidbare) Voraussetzung ergibt sich nur im
Horizont einer streng apokalyptischen Vorstellung und Gleichsetzung der
Metapher "Auferstehung" mit der dadurch zum Ausdruck gebrachten Sache"
(Osterglaube ohne Auferstehung?, Freiburg 1995, 128).
Außerdem ist zu beklagen, dass der Staat selbst mit
(historischen)
Fakten ganz nach Lust und Laune umspringt und seine Lügen gezielt
gegen die katholische Kirche einsetzt. Er möchte endgültig
das
Ziel erreichen, das Adolf Hitler so
formuliert
hat: "den Priester als politischen Feind des Deutschen Reiches werden
wir
vernichten." Außer der aufgezwungenen Gleichsetzung von V2-Sekte
und katholischer Kirche (z.B. Herz-Jesu-Urteil)
hat sich der deutsche Staat noch einer ganzen Reihe anderer
furchtbarster
Verbrechen schuldig gemacht; einige Beispiele:
Gerichtliche Anordnung: "Embryonen sind keine
Menschen!".
Anordnung des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend: "Die Sünde der Männder von
Sodom war nicht die Sodomie!" (anders ausgedrückt: die Bibel
besitzt
nur göttliche Autorität, aber der Duden staatliche
Autorität,
ergo gilt ausschließlich, was im Duden steht).
Mehrheitsentscheidung des Bundestages: "Allah
ist Gott!".
Das sind nur einige wenige Kostproben der staatlichen Oberhoheit
über
die Wahrheit. All das geschieht "im Namen des Volkes", ergo ist ein
Widerspruch
nur dann möglich, wenn man die Existenz des Naturrechts
anerkennt. Dies ist aber aufgrund staatlicher Anordnung verboten: Der
Staat
duldet ganz ausdrücklich keine andere Autorität als sich
selbst,
all das geschieht ausschließlich "im Namen des Volkes"
und
unter bewusster Missachtung des Naturrechts. Wahrheit ist restlos
entwertet
zu dem, was die stärkste Fraktion diktiert. Durch seine permanente
eklatante Rebellion gegen die Wahrheit macht sich der Staat
unglaubwürdig.
Diese traurige Tatsache wird natürlich genüsslich von den
"Revisionisten",
den "Holocaust-Leugnern" ausgenutzt. Wir fragen noch einmal: Wozu soll
man Neo-Nazis noch Munition liefern? Wozu die Gewalt immer weiter
schüren,
wenn doch die Gefahr von Hassausbrüchen immer wieder Wirklichkeit
wird?
Die von uns empfohlene Alternative: sich an die Wahrheit halten und
so in Liebe in jeder Hinsicht hineinwachsen in ihn, der das Haupt ist:
Christus (cf. Eph 4,15).
Besondere Beachtung verdienen die Punkte:
1. Der Bruch setzt - o Wunder! - fast zeitgleich mit Beginn der
großen
Sedisvakanz des Heiligen Stuhles an. Der oberste Diener der Diener
Satans,
Johannes
XXIII., schafft professionell den Schutz vor den Wölfen im
Schafspelz
ab (s. Faustrecht). Die Kirchenfeinde
kriechen
aus ihren Löchern und verschaffen sich immer schneller und immer
lauter
Gehör für ihre verlogene Hasspropaganda. Bald nach Eintritt
der
Sedisvakanz weist die neue Ordnung ab Johannes XXIII. den Weg der
Lüge.
2. Einer dieser Satansdiener, die ungeniert ihre Lügenpropaganda
in die Welt schreien, ist Ernst-Wolfgang Böckenförde, und
dieser
Name ist KzM-Lesern nicht unbekannt: Böckenförde versteigt
sich
in seinem Größenwahn dazu, dem menschlichen Recht eine
höhere
Autorität als dem Naturrecht anzudichten (s. Bundesverfassungsgericht
auf dem Prüfstand). Da überrascht es nicht, wenn er der
Lüge
eine höhere Autorität als der Wahrheit andichtet.
Während
die Katholiken Böckenförde zurechtweisen, schwärmt die
V2-Sekte
(z.B. Heinrich Mussinghoff) ganz begeistert
für
ihn. Man mag darüber spekulieren, ob es zu den unerlässlichen
Voraussetzungen für die Erlangung eines hohen staatlichen Postens
in der BRD notwendig ist, vom Hass gegen Wahrheit und Gerechtigkeit
zerfressen
zu sein und diese bis zum totalen Sieg zu bekämpfen.
3. Der Bruch von 1958 muss doch recht viele recht schnell in seinen
Bann gezogen haben. Jedenfalls ist nicht nur der Widerstand gegen
Böckenfördes
Volksverhetzung eher schwach gewesen, vielmehr fand ja diese "neue
Ordnung"
der Geschichte schnell Unterstützung und Gesinnungsgenossen und
trat
ihren Siegeszug an.
Einige Vorbemerkungen zum Text: Algermissen erwähnt u.a. die
bei
KzM im Volltext zitierten Enzykliken "Mit
brennender
Sorge" (Nationalsozialismus), "Divini
redemptoris"
(Kommunismus) und Mystici Corporis (Kirche).
Seine Angaben über die Weltbevölkerung ("Mitte des Jahres
1955 ist die Zahl der Erdbevölkerung auf 2,5 Milliarden zu
schätzen",
S. 532) scheinen ganz so falsch nicht zu sein; neuere Statistiken geben
an, dass sich die Weltbevölkerung in den Jahren von 1955 bis 1995
etwa verdoppelt hat auf ca. 5,85 Milliarden.
Was nun den so gen. "Holocaust" betrifft: Wir erinnern noch einmal
daran, dass es in keiner Weise verboten ist, die Zahl von sechs
Millionen
jüdischen Opfern ("Holocaust") als viel zu hoch abzulehnen;
deswegen
läuft z.Zt. auch ein Verfahren gegen den ermittelnden Staatsanwalt
im Fall Latussek, und es ist nur recht und
billig,
gegen jeden mit allen gebotenen Mitteln vorzugehen, der ein Bekenntnis
einer Sechs-Millionen-Juden-Zahl einfordert.
Auffällig ist, dass Algermissen (genauso wie sonstige uns bekannte
kirchliche Quellen) überhaupt nicht von einem "Holocaust" spricht
- die Vokabel fehlt vollständig. Wir bekennen nun, dass wir uns
außerstande
sehen, ein Bekenntnis zur Sechs-Millionen-Juden-Zahl abzulegen. Der
entsprechende
Passus bei Algermissen lautet:
486. Frage: In welcher Weise erfolgte im Jahr 1929 die
Lösung
der Römischen Frage?
Papst Pius XI. hat die Losung seines Pontifikats "der Friede Christi
im Reiche Christi" zunächst im außerkirchlichen Raum zu
verwirklichen
gesucht und weithin zur Verwirklichung geführt.
Bezeichnend in dieser Hinsicht war schon der erste päpstliche
Akt nach der Papstkrönung, am 12. Februar 1922. Zum erstenmal seit
1870 erteilte der neue Papst seinen Segen vom Balkon der Peterskirche
"urbi
et orbi", der Stadt Rom und dem Erdkreis. In dieser symbolischen
Handlung
deutete Pius XI. an, daß er die sogenannte Römische Frage zu
Ende führen wolle und der Friede zwischen der Kirche und den
Staaten
und Völkern der Erde das besondere Ziel seiner Regierung sein
werde.
Daß es der Kirche gelang, gerade unter einem Diktator wie
Mussolini
die Römische Frage zu lösen, war unstreitig der imponierenden
geistigen und charakterlichen Größe Pius' XI. zu verdanken.
Der Vertreter des Papstes bei den Verhandlungen mit der italienischen
Regierung
war der gelehrte Kirchenrechtler Kardinal Pietro Gasparri, der
Mitschöpfer
des Codex Juris Canonici und 1914 bis 1930 Kardinalstaatssekretär.
Nach fast dreijährigen Verhandlungen kam es am 11. Februar 1929
zum
Lateranvertrag und zum Konkordat mit Italien. Der Heilige Stuhl
erkannte
den 1870 gebildeten italienischen Staat mit der Hauptstadt Rom an und
verzichtete
auf den früheren Kirchenstaat. Die italienische Regierung
anerkannte
den Heiligen Stuhl als politisch souverän auf internationalem
Gebiet.
Als zwar kleines, aber doch staatlich vollständig souveränes
Hoheitsgebiet des Papstes wurde die Vatikanstadt unter dem Titel
Città
del Vaticano bestimmt, ein Territorium von 44 Hektar. Dieser
selbständige
Staat hat nur die Bedeutung einer territorialen Grundlage für die
unabhängige Leitung der Weltkirche durch den Papst. Da der Bischof
von Rom als Oberhaupt der Gesamtkirche der monarchische Leiter auch des
Vatikanstaates ist, ist die Staatsform dieses souveränen
päpstlichen
Staates die absolute Wahlmonarchie. Bürgerrecht in diesem Staat
besitzen
die in Rom residierenden Kardinäle und die in der Vatikanstadt
wohnenden
Beamten mit ihren Angehörigen, soweit sie dort Wohnung haben.
Steuern
gibt es nicht, wohl aber eigene Post und Radiostation. Die Leitung der
staatlichen Verwaltung hat im Namen und Auftrag des Papstes ein
Gouverneur,
dem ein Generalrat zur Seite steht. Die kirchlichen Angelegenheiten
regelt
ein eigener, vom Papst ernannter Generalvikar, der verschieden ist vom
Generalvikar der Diözese Rom und nicht, wie dieser, im Range eines
Kardinals steht. Die Staatsfarben sind gelb-weiß; das Wappen ist
das päpstliche Wappen mit den zwei sich kreuzenden Schlüsseln
und der erhöht dazwischen stehenden Tiara.
Ferner wurden dem Papst als exterritorialer und immuner Besitz eine
Anzahl von Kirchen und Gebäuden zuerkannt, wie der Lateran, S.
Maria
Maggiore, S. Paolo fuori le mura, die Sitze der wichtigsten
päpstlichen
Behörden in der Stadt Rom und die päpstliche Sommerresidenz
Castel
Gandolfo, oberhalb des Westufers des Albanersees.
In dem gleichzeitig mit den Lateranverträgen abgeschlossenen
Konkordat
mit Italien wurde die katholische Kirche als Staatsreligion für
Italien
anerkannt, ihr und ihren Organen der staatsrechtliche Schutz
zugesichert,
die kirchenfeindlichen Gesetze aufgehoben, die kirchliche
Eheschließung
auch als staatlich gültig gewertet, den religiösen
Genossenschaften
der Charakter als juristische Personen zuerkannt, die christliche
Religion
zur Grundlage der öffentlichen Erziehung erklärt und der
katholische
Religionsunterricht wieder in den Schulen eingeführt.
Außerdem
wurden dem Heiligen Stuhl als Sachentschädigung 1,75 Milliarden
Lire
in Staatspapieren und Bargeld überwiesen. Kirchlicherseits wurde
die
Verpflichtung übernommen, den Klerus von jeglicher politischen
Parteibetätigung
fernzuhalten.
487. Frage: Wie wurde die Losung vom "Frieden Christi im Reiche
Christi"
im politischen Verkehr der Kirche mit den staatlichen Regierungen
verwirklicht?
Wie es dem Geiste und der Energie Pius' XI. gelang, den 60jährigen
Streit zwischen dem Vatikan und dem Quirinal im Jahre 1929 zu beenden,
so erreichte dieser überragend kluge Papst auch den Abschluß
einer Anzahl von Konkordaten mit verschiedenen Staaten als Grundlagen
einer
friedlichen Regelung der kirchlichen und politischen Verhältnisse
in den betreffenden Ländern. Im Jahr 1922 wurde das Konkordat mit
Lettland, im Jahr 1924 mit Bayern, 1929 mit Preußen
abgeschlossen.
Das bayrische Konkordat änderte an der bisherigen
Bistumseinteilung
nichts. Das Konkordat mit Preußen hob die Regelung, die 1821
durch
die Bulle "De salute animarum" erfolgt war (vgl. Frage 450), auf. In
Berlin
und Aachen wurden neue Bistümer errichtet. Breslau und Paderborn
wurden
Erzbistümer, neben dem schon bestehenden Erzbistum Köln.
Diesem
wurden die Bistümer Aachen, Trier, Münster, Osnabrück
und
Limburg zugeordnet, dem Erzbistum Paderborn die Bistümer
Hildesheim
und Fulda, dem Erzbistum Breslau die Bistümer Berlin, Ermland und
die freie Prälatur Schneidemühl. Diesen beiden Konkordaten
mit
deutschen Staaten folgte als drittes im Jahr 1932 das Konkordat mit
Baden.
Wie alle diese Konkordate die Grundlage einer friedlichen
Zusammenarbeit
von Kirche und Staat schufen und der Kirche die Freiheit ihres Wirkens,
auch auf dem Gebiet der Erziehung, entsprechend den verschiedenartigen
Verhältnissen, gewährleisteten, so hat ganz besonders das
Konkordat
mit Portugal im Jahr 1928/29 dazu beigetragen, unter der Regierung des
autokratischen Generals Carmona (seit 1926) und seines tief
religiösen
Finanzministers Salazar (seit 1928) das Land einer neuen
religiösen
und sozialen Entwicklung entgegenzuführen, zu der die
Muttergotteserscheinungen
von Fatima bereits im Jahre 1917 den Anlaß gegeben hatten, die
das
christliche Bewußtsein des noch gläubigen Volkes lebendig
machten
gegen die seit 1910 herrschende freimaurerische und marxistische
Regierung
(vgl. Frage 498).
In dem grundsätzlich konservativen und katholischen Spanien gelang
es allerdings nicht so wie in Portugal den Frieden aufrechtzuerhalten
oder
gar zu befestigen. Unter der Regierung des letzten Königs, Alfons'
XIII (1902-1931), wechselten mehr oder minder kirchenfeindliche,
liberale
Regierungen mit kirchenfreundlichen, konservativen ab. Leider
vermochten
letztere nicht, die große soziale Rückständigkeit im
Lande
zu überwinden. Es fehlte der spanischen Kirche und der mit ihr eng
verbundenen Regierung an der Aufgeschlossenheit für die
Forderungen
der neuen Zeit. Auch dem General und Staatsmann Primo de Rivera
(1870-1930),
der mit Billigung Alfons' XIII. im Jahr 1923 die korrupte,
parlamentarische
Regierung stürzte und eine Militärdiktatur errichtete, gelang
es nicht, die unbedingt notwendige Wirtschaftsreform zu bringen. Im
Jahr
1931 wurde die Republik errichtet, die in der Reaktion gegen die
überlange
und überstarke Rückständigkeit und unter dem
Einfluß
des bolschewistischen Rußland einen schweren Religionskampf
entfesselte,
bis im Jahr 1936 unter Führung des General Franco die Erhebung der
konservativen Elemente einsetzte. In dem dadurch entfesselten
grauenhaften
Bürgerkrieg wurden zwölf Bischöfe, über 4000
Weltpriester,
rund 2500 Ordenspriester, fast 300 Ordensschwestern, etwa 250
Theologiestudierende
und zahlreiche kirchentreue Laien von den bolschewistisch fanatisierten
Massen ermordet und zahlreiche Kirchen in Brand gesteckt. Im Jahr 1938
errichtete Franco eine nationale, diktatorische Regierung und versucht
seitdem, die wirtschaftlichen und sozialen Zustände des Landes
durch
eine modernere soziale Gesetzgebung und durch stärkere
Industrialisierung
zu bessern. Die zerstörten Kirchen wurden wieder aufgebaut. Mit
Hilfe
der Regierung wird an einer Vertiefung und Verlebendigung der Religion
im Leben des Volkes gearbeitet (vgl. Frage 498).
Weil Pius XI. ehrlich um den Frieden in der Welt bemüht war,
lehnte
er die von Maurras im Jahre 1898 in Frankreich gegründete
nationalistische
Action Francaise ab, obwohl sie Anschluß an die Kirche suchte. Er
verbot diese Art gefährlicher Verbrüderung von Christentum
und
Patriotismus und verurteilte die Action Francaise öffentlich im
Jahr
1926.
488. Frage: Wie gestaltete sich unter Pius XI. das
Verhältnis
der Kirche zum Nationalsozialismus in Deutschland?
Nachdem Adolf Hitler mit seiner nationalsozialistischen Partei im
Januar
1933 zur Macht gekommen war, lag ihm alles daran, die internationale
katholische
Kirche für sein eigenes Ansehen in der Welt auszunutzen. Das war
wohl
für ihn der Beweggrund zum Abschluß des Reichskonkordates
mit
dem Heiligen Stuhl am 20. Juli 1933. Es hätte die Grundlage
für
einen wahrhaften Frieden zwischen Kirche und Staat bilden können,
wie ihn Pius XI. ersehnte. Aber es zeigte sich, wie recht der Papst mit
seiner grundsätzlichen Beurteilung des extremen Nationalismus
hatte.
Denn kaum war das Konkordat geschlossen und hatte der Hitlerregierung
ein
Renommee in den Augen der Welt gegeben, da setzte schon der
maßlose
Kampf dieser Regierung gegen die Kirche ein, der volle zwölf
Jahre,
bis zum Untergang des Naziregimes, dauerte. Die katholischen Vereine
und
Zeitungen wurden unterdrückt. Ein gemeiner Verleumdungsfeldzug
gegen
die Kirche wurde inszeniert, 1937 den Geistlichen die Erteilung des
Religionsunterrichtes
in den Volks- und Berufsschulen untersagt und und 1939 das katholische
Volksschulwesen formell aufgehoben. Priester und führende Laien
wurden
verfolgt, in ihrer Arbeit, ihrem Ansehen, ihrer Stellung, ihrem
Fortkommen
geschädigt, zum Teil in Gefängnissen, Zuchthäusern und
Konzentrationslagern
interniert. Im Laufe der sich ständig steigernden Verfolgung
wurden
auch Klöster und caritative Anstalten geschlossen und Priester wie
kirchentreue Laien hingerichtet. Dem Neuheidentum, das in der
Vergötzung
der sog. Nordischen Rasse und der deutschen Nation ("Mythus des 20.
Jahrhunderts")
bestand, und das den Kampf gegen das Alte Testament, aber auch gegen
jedes
positive Christentum beider Konfessionen systematisch führte,
setzte
die Kirche Proteste, Glaubenskundgebungen und eine Vertiefung der
Religion
durch Schulungskurse und Einkehrtage entgegen.
Von seinem Krankenlager aus wandte sich Papst Pius XI. am 14. März
1937 mit "brennender Sorge" in einem eigenen großen
Hirtenschreiben
an die deutschen Bischöfe, in welchem er den neuheidnischen Ideen,
die in Deutschland staatlicherseits zur weltanschaulichen und ethischen
Vergiftung der Jugend und des Volkes verbreitet wurden, den wahren
christlichen
Glauben an Gott, Christus und die Kirche und die christlichen Lehren
über
die Erbsünde, die menschliche Unsterblichkeit, die christliche
Tugend
der Demut usw. entgegenstellte, auf "die Heiligkeit des feierlich
gegebenen
Wortes, die Unverbrüchlichkeit der freiwillig eingegangenen
Verpflichtungen"
und die Folgen staatlicher Vertragsbrüche hinwies, "die alles
Vertrauen
töten und jedes auch in Zukunft gegebene Wort entwerten."
Warnend, aber vergeblich rief das Oberhaupt der Kirche den Machthabern
des sog. Dritten Reiches zu: "Sie sehen nicht oder wollen nicht sehen,
daß mit der Verbannung des bekenntnismäßigen
Christentums
aus Unterricht und Erziehung, aus der Mitgestaltung des
gesellschaftlichen
und öffentlichen Lebens die Wege der geistigen Verarmung und des
Niederganges
beschritten werden."
489. Frage: Wie nahm Pius XI. Stellung gegen den atheistischen
Kommunismus?
Vier Tage nach seinem Hirtenschreiben über die Lage der
katholischen
Kirche im Deutschen Reich vom Passionssonntag, dem 14. März 1937,
das sich in klarer und unmißverständlicher Weise gegen die
weltanschaulichen
Irrtümer und das antichristliche Handeln des Nationalsozialismus
richtete,
gab Pius XI. am 19. März 1937, dem Fest des hl. Joseph, des
Patrons
der Kirche, ein umfangreiches und tiefschürfendes Rundschreiben an
alle Oberhirten der gesamten Kirche über den atheistischen
Kommunismus
heraus.
In diesem Hirtenschreiben kennzeichnet der gelehrte Papst den
Bolschewismus
als "die furchtbare Bedrohung der Welt", der darauf ausgeht, die
soziale
Ordnung umzustürzen und die Fundamente der christlichen Kultur zu
untergraben. Er weist darauf hin, daß er bereits seit 1924
verschiedene
Male die Welt vor "dieser falschen Erlösungslehre" gewarnt und des
öfteren Protest gegen die bolschewistischen Christenverfolgungen
in
Rußland, Spanien und Mexiko erhoben habe. Dann legt er die
verderblichen
weltanschaulichen Grundlagen des bolschewistischen Systems dar, in
welchem
"kein Platz mehr ist für die Idee Gottes, kein Unterschied mehr
besteht
zwischen Geist und Stoff, zwischen Seele und Leib, keine Hoffnung mehr
auf ein anderes Leben, in welchem der Mensch seiner Freiheit, der
geistigen
Grundlage seiner moralischen Lebensführung, beraubt ist, weil er
darin
nichts anderes bedeutet als ein einfaches Rad im Gefüge einer
Maschine."
Pius XI. deckt vor allem "die wahrhaft dämonische Propaganda des
Bolschewismus" auf, "einer Propaganda, wie sie die Welt vielleicht bis
heute noch nicht gesehen hat, einer Propaganda, die von einem einzigen
Zentrum geleitet wird und äußerst geschickt den
Lebensbedingungen
der verschiedenen Völker angepaßt ist, einer Propaganda, die
mit großen Geldmitteln arbeitet, mit Riesenorganisationen, mit
internationalen
Kongressen, mit zahllosen gut geschulten Kräften, einer
Propaganda,
die mit Flugblättern wirbt und Zeitschriften, in Lichtspielen und
Theatern, mit Radio, in den Schulen, selbst an Universitäten, die
nach und nach alle Kreise der Bevölkerung erfaßt, auch die
besseren,
ohne daß sie das Gift auch nur gewahr werden, das mehr und mehr
in
ihren Geist und in ihr Herz eindringt."
Der Bolschewismus verführt, wie der Papst sagt, durch seine
sozialen
Ziele eines besseren Ausgleichs der Besitzverhältnisse auf Erden
und
der Besserung der wirklichen bestehenden Mißstände der
liberalen
Wirtschaftsführung, "Ziele, die zweifellos ihre volle Berechtigung
haben, auch Menschen, die mehr als normal begabt sind, und macht sie
ihrerseits
zu Aposteln unter der jungen Intelligenz. Obendrein wissen die
Bannerträger
des Kommunismus aus den Gegensätzen zwischen den Rassen und den
verschiedenen
einander bekämpfenden politischen Systemen ihren Nutzen zu ziehen,
ja sogar die Ratlosigkeit einer Wissenschaft ohne Gott für sich
auszubeuten,
um auf den Universitäten sich einzunisten und die Grundsätze
ihres Systems mit Scheinargumenten zu stützen."
Wie scharf der Historiker auf dem Stuhl des hl. Petrus die tiefernste
Gefahr des Bolschewismus durchschaute, ganz anders als so viele
Politiker
mit großem Namen, zeigen seine Worte: "Im Anfang zeigte sich der
Bolschewismus, wie er war, in seiner ganzen Verruchtheit. Bald aber
schon
wurde er gewahr, daß er sich auf solche Weise die Völker
entfremde,
und so änderte er seine Taktik, indem er seine wahren Absichten
hinter
Ideen verbirgt, die an und für sich gut und anziehend sind. So
geben
sich die Häupter des Kommunismus als die eifrigsten Förderer
und Propagandisten der Weltfriedensbewegung; zur gleichen Zeit aber
schüren
sie einen Klassenkampf, bei dem Ströme von Blut vergossen werden,
und, da sie fühlen, daß sie innere Garantien des Friedens
nicht
besitzen, nehmen sie ihre Zuflucht zu unbegrenzten Rüstungen. Sie
laden auch Katholiken ein, mit ihnen auf dem humanitären und
caritativen
Gebiet zusammenzuarbeiten, und machen gelegentlich Vorschläge, die
in allem dem christlichen Geist und der Lehre der Kirche entsprechen.
Anderswo
verbreiten sie die Meinung, daß der Kommunismus in Ländern
mit
tieferem Glauben und höherer Kultur eine andere, mildere Form
annehmen
und die Gewissensfreiheit achten werde. Sorgt, Ehrwürdige
Brüder,
daß sich die Gläubigen nicht täuschen lassen! Der
Kommunismus
ist in seinem innersten Kern schlecht. Es darf sich auf keinem Gebiet
mit
ihm auf Zusammenarbeit einlassen, wer die christliche Kultur retten
will.
Wenn manche Getäuschte zu seinem Siege in ihrem Lande beitragen
würden,
gerade sie werden als erste Opfer ihres Irrtums fallen."
Diesen furchtbar ernsten und unerbittlichen Mahnungen und Warnungen
fügte Pius XI. in seinem gewaltigen Hirtenschreiben die wahre
christliche
Lehre an über Gott und Mensch und menschliche Gesellschaft und
zeigte
im einzelnen die Heils- und Hilfsmittel, die kirchlichen und
staatlichen,
auf zur Überwindung des Bolschewismus und zur Rettung der
christlichen
Gesellschaft und Menschheitskultur.
490. Frage: Welche Züge zeigte das kirchlich-religiöse
Leben zwischen den beiden Weltkriegen?
Im Jahr 1925 führte Pius XI. das Christkönigsfest für
die ganze katholische Welt ein. Alljährlich, am letzten Sonntag im
Oktober, wird es seitdem gefeiert als ein Fest, das weniger an
Heilsgeschehnisse
der Vergangenheit erinnert, als die Gläubigen an die
Durchführung
ihrer großen Aufgabe mahnt, das Reich Christi auf Erden
aufzubauen,
vor allem durch die verantwortungsbewußte Teilnahme der
katholischen
Laien am hierarchischen Apostolat der Kirche. Im Sinn« dieser
sog.
Katholischen Aktion wurde seitdem in den verschiedenen Ländern
organisiert
und praktisch gearbeitet. Dabei bildeten die von Pius X. entweder
grundgelegten
oder besonders geförderten Bewegungen zur inneren religiösen
Vertiefung, wie die eucharistische und liturgische Bewegung, ferner die
Pflege und Ausbreitung der Exerzitien und Volksmissionen sowie die
Förderung
der Verehrung des Herzens Jesu und der Gottesmutter Ausgang und
Voraussetzung!
Sicher wurde manches Erfreuliche in dieser Hinsicht erreicht, aber
zu wenig im Hinblick auf die massierte Aktivität der
neuheidnischen
Bewegungen, deren immer strafferen Konzentrierungen die Kirche eine
festere
Zentralisation ihrer Glieder und Kräfte, ihrer Verwaltung und
Arbeiten
entgegenstellte. Manche Vertreter der katholischen Bewegungen setzten
in
falscher Schau an die Stelle religiöser Lebensdynamik die sog.
seinshafte
religiöse Haltung oder ließen die Kraft einer entstandenen
Bewegung
in Äußerlichkeiten versanden. So kam es infolge der
Aktivität
der antichristlichen Bewegungen nach dem ersten Weltkrieg in der immer
stärker vertechnisierten, vom materialistischen Denken
erfaßten
modernen Menschheit zu einer weitgreifenden Kirchenentfremdung, einer
starken
Kirchenaustrittsbewegung und zu fortschreitender Verweltlichung der
Lebensbezirke
und des gesamten öffentlichen Lebens sowie zum Anwachsen jener
nationalen
und sozialen Religionsersatze, aus denen der zweite Weltkrieg wurde.
Pius XI., der den ganzen Ernst der Lage in seinen tiefsten Wurzeln
schaute, hörte nicht auf, die dem Abgrunde zueilende Menschheit
auf
die Wege der Rettung hinzuweisen. Besondere Gelegenheiten dazu boten
ihm
die großen Gedenktage seines Pontifikats, der 300. Erinnerungstag
an den Tod des heiligen Franz von Sales im Jahr 1923, die 600.
Wiederkehr
der Kanonisation des heiligen Thomas von Aquin im Jahr 1924, der 1600.
Erinnerungstag an das Konzil von Nizäa im Jahr 1925, die 700.
Wiederkehr
des Todestages des heiligen Franz von Assisi im Jahr 1926 und das 1900.
Jahresgedächtnis des Todesjahres Christi im Jahr 1933, das neben
dem
Jahr 1925 zu einem Jubiläumsjahr der Kirche wurde.
In den zeitgemäßen Ansprachen und Hirtenschreiben zu diesen
Erinnerungstagen nahm der Papst zu allen wichtigen Fragen der Zeit
Stellung.
Außerdem wies Pius XI. im Jahr 1929 in der bedeutungsvollen
Enzyklika
"Miserentissimus Redemptor" die sorgende, suchende und leidende
Menschheit
auf das Erbarmen Christi, in der Enzyklika "Casti connubii" von 1930
auf
die Notwendigkeit der christlichen Erneuerung von Ehe und Familie und
in
der Enzyklika "Quadragesimo anno" auf die Wichtigkeit echter sozialer
Reformen
und des Neubaues der sozialen Ordnung hin. Alle diese Hirtenschreiben
enthalten
eine Fülle grundlegender Wahrheiten und praktischer Anregungen und
Vorschläge zur zeitgemäßen Lösung der betreffenden
Fragen und Aufgaben.
In zahlreichen Heilig- und Seligsprechungen stellte der Papst der Welt
und den einzelnen Ständen die Vorbilder echt christlichen Denkens
und Lebens vor Augen: den kirchlichen Oberhirten den glaubensstarken,
opfermutigen
Märtyrerbischof John Fisher († 1535), den Lehrern der Theologie
den
Kirchenlehrer Albertus Magnus († 1280) und gelehrten Jesuiten Robert
Bellarmin
(† 1621), den Seelsorgern den demütigen, seeleneifrigen Pfarrer
von
Ars, Jean Baptiste Vianney († 1859), den unermüdlichen
religiösen
Erneuerer und großen Förderer der Herz-Jesu- und
Herz-Maria-Verehrung
Jean Eudes († 1680), den Jugendapostel Don Bosco († 1888), Günder
der Salesianer, und den hervorragenden Katecheten und Freund der
Kinderwelt
Petrus Canisius († 1597), der mit Recht der zweite Apostel Deutschlands
genannt wird, den gebildeten Männern den klugen und starkmutigen
Thomas
Morus († 1535), dem schlichten Mann des Volkes den einfachen Bauernsohn
Konrad von Parzham († 1894), der in selbstloser Liebe tätigen
Frauenwelt
die Mitbegründerin der Barmherzigen Schwestern, Louise Marillac (†
1660), und die Gründerin der "Frauen vom heiligsten Herzen Jesu"
("Dames
du Sacre Coeur"), die tatkräftige Sophie Barat († 1865), den
erzieherisch
wirkenden Frauen und Müttern die mutige und tapfere Gründerin
der „Schwestern der Christlichen Schulen von der Barmherzigkeit", Maria
Magdalena Postel († 1846). In der Heiligsprechung der Karmeliterin
Theresia
vom Kinde Jesu († 1897) und der Seherin Bernadette Soubirous († 1879)
zeigte
Pius XI. einer verflachten Welt die zwei jugendlichen Vorbilder
tiefster
religiöser Verinnerlichung und selbstlosester Hingabe an das
Göttliche.
Aber trotz aller Mahnung und Warnung seitens der Kirche schritt die
Welt wie blind dem Verderben entgegen. Pius XI. sah in seinem scharfen
Geist längst das Elend kommen. Er bot sein Leben Gott zum Opfer an
für den Frieden der Welt. Gott bewahrte ihn davor, daß er
den
Ausbruch der furchtbaren Welttragödie noch erlebte. Er starb am
10.
Februar 1939. Am 1. September 1939 brach der zweite Weltkrieg aus. Ein
neuer Papst hatte inzwischen die Leitung der Weltkirche in die Hand
genommen:
Pius XII.
491. Frage: Welches waren die wichtigsten Ereignisse im Leben und
Wirken Pius' XII. vor seiner Papstwahl?
Am 10. Februar 1939 war Papst Pius XI. gestorben. Bereits nach dem
dritten Wahlgang, am Abend des 2. März 1939, ging der bisherige
Kardinalstaatssekretär
Eugenio Pacelli aus dem Konklave, zu dem 62 Kardinale zusammengetreten
waren, als Papst hervor. Er nahm den Namen Pius XII. an. Der Tag seiner
Papstwahl war sein 63. Geburtstag.
Am 2. März 1876 wurde Pius XII. in Rom geboren. Mit ihm bestieg
zum erstenmal seit Innozenz XIII. (1721-1724), d.h. nach 218 Jahren,
wieder
ein geborener Römer den päpstlichen Thron. Unter Eugenio
Pacellis
Großvater, Marcantonio Pacelli, war die Familie aus dem kleinen
Dorf
Ornano bei Viterbo nach Rom gekommen, dort in den Dienst der
päpstlichen
Kurie getreten und von Papst Pius IX., dem Souverän des
Kirchenstaates,
in den Adelsstand erhoben. Eugenio Pacellis Vater, Filippo Pacelli, war
Konsistorialadvokat an der römischen Kurie; die Mutter Virginia
Graziosi,
zeichnete sich durch Adel der Geburt und Gesinnung und tiefe
Frömmigkeit
aus.
Nach Vollendung seiner philosophischen und theologischen Studien an
der von Jesuiten geleiteten päpstlichen Universität, der
Gregoriana,
empfing Eugenio Pacelli am 2. April 1899 die Priesterweihe und feierte
am 3. April sein erstes heiliges Meßopfer in der bedeutendsten
Marienkirche
der Welt, Maria Maggiore, und zwar in der Capella Borghese dieser
Kirche
vor dem uralten Gnadenbild "Salus Populi Romani".
Der Priesterweihe und Primiz schlössen sich praktische
Seelsorgsarbeiten
in der römischen Pfarrei der Chiesa nuova, der Kirche des heiligen
Philippus Neri, an, die dem jungen Priester von seinen Knabenjahren her
besonders lieb und vertraut war. Er wirkte dort als Beichtvater und
Prediger,
als Katechet und Exerzitienleiter. Diese seelsorgliche Tätigkeit
setzte
er auch fort, als er schon bald zur Mitarbeit an der "Kongregation
für
außerordentliche kirchliche Angelegenheiten" herangezogen wurde.
Mit höchster Auszeichnung promovierte Pacelli im Jahr 1902 zum
Doktor des Kirchenrechts, nachdem er bereits seine früheren
Studien
mit dem Doktorexamen in der Philosophie und Theologie abgeschlossen
hatte.
Neben den Arbeiten in Verwaltung und Seelsorge hielt er für kurze
Zeit Vorlesungen als Professor des kanonischen Rechtes und wurde 1903
zum
Päpstlichen Geheimkämmerer und 1904 zum Päpstlichen
Hausprälaten
ernannt. Die Berufung der katholischen Universität Washington auf
den Lehrstuhl für Kirchenrecht im Jahr 1909 lehnte er auf Wunsch
Pius'
X. ab, übernahm aber im gleichen Jahr den Lehrstuhl an der
päpstlichen
Diplomatenschule, der "Academia dei Nobili Ecclesiastici", und wurde
1914
Leiter des päpstlichen Hilfswerkes für die
Krieg»»
gefangenen und Sekretär der "Kongregation für
außerordentliche
kirchliche Angelegenheiten". Im Jahr 1912 hatte er den päpstlichen
Sondergesandten, Kardinal Granito di Belmonte, zu den
Krönungsfeierlichkeiten
König Georgs V. nach England begleitet.
Im Jahr 1917 wurde der bisherige Apostolische Nuntius am Bayrischen
Hof, der ehemalige Dominikaner-General Andreas Frühwirth, ins
Kardinalskollegium
berufen. Papst Benedikt XV. ernannte den erst 38jährigen
Prälaten
Eugenio Pacelli am 20. April 1917 zu dessen Nachfolger als
Apostolischen
Nuntius für Bayern und erteilte ihm am 13. Mai 1917 die
Bischofsweihe.
Es war der Tag der ersten Marienerscheinung in Fatima, wovon die Welt,
auch Rom, nichts wußten.
Noch im gleichen Jahr 1917 nahm der neue Nuntius in München im
Namen des Papstes Friedensvermittlungen auf, um das Grauen des ersten
Weltkriegs
zu beenden. Im deutschen Hauptquartier zu Bad Kreuznach hatte er
Besprechungen
mit dem deutschen Kaiser Wilhelm II., in München mit Karl I. von
Österreich.
Kaiser Wilhelm kennzeichnete ihn später in seinen Memoiren mit den
ehrenden Worten: "Pacelli ist eine vortreffliche, sympathische
Erscheinung
von hoher Intelligenz und vollendeten Bildungsformen, das Bild eines
katholischen
Kirchenfürsten."
Als die Friedensbemühungen am nationalen Egoismus der Völker
scheiterten, mühte sich Nuntius Pacelli in um so intensiverer
Sorge
für die Kriegsgefangenen.
Nach dem für Deutschland so tragischen Ende des ersten Weltkriegs
nahm Pacelli mit den führenden Männern der ersten deutschen
Republik
sehr bald die Verhandlungen auf. Deren Ergebnis war die Errichtung
einer
Nuntiatur für das Deutsche Reich in Berlin, zu dessen Leiter
Eugenio
Pacelli am 20. Juni 1920 von Benedikt XV. ernannt wurde.
Wie Pacelli während des ersten Weltkriegs und in den ersten
Nachkriegsjahren
durch seine caritative Tätigkeit dem leidenden deutschen Volk
tröstend
und helfend zur Seite gestanden hatte, ging nunmehr sein Bemühen
dahin,
das Verhältnis zwischen dem neuen, republikanischen Deutschland
und
der Weltkirche neu zu regeln.
Sein Plan, ein Reichskonkordat für Deutschland zu schaffen,
scheiterte
an allzu starkem Widerspruch verschiedener deutscher Parteien. Aber
1924
kam durch Pacellis Bemühungen das Konkordat mit Bayern, 1929 das
mit
Preußen zustande.
In jenen Jahren lernte Nuntius Pacelli das deutsche Volk und die
deutschen
Verhältnisse immer gründlicher kennen. Er durchreiste
Deutschland
und war bei allen großen und wichtigen Veranstaltungen der
katholischen
Kirche Deutschlands persönlich anwesend. Tiefgründige,
zeitgemäße,
stilistisch vollendete Ansprachen hielt er auf den großen
Katholikentagen
von 1921 bis 1929.
Als Pacelli am 9. Dezember 1929 Abschied von Berlin nahm, um die
Kardinalswürde
zu empfangen und seine Arbeiten in Rom wieder aufzunehmen, und zwar in
weit einflußreicherer Weise als zuvor, sprach das deutsche
Staatsoberhaupt,
Reichspräsident von Hindenburg, beim offiziellen öffentlichen
Abschied zu ihm die dankbaren Worte: "Sie haben Deutschland auf seinem
schweren Weg allzeit mit aufrichtiger Anteilnahme begleitet. Wenn die
Verständigungsbereitschaft
allmählich an Boden gewinnt, ist das nicht zuletzt dem
unermüdlichen
Wirken Ihres erhabenen Souveräns zu danken, der keine Gelegenheit
unbenutzt läßt, zum Frieden zu mahnen. Aber auch, was Eure
Exzellenz
während ihrer hiesigen Tage an vorbildlicher Friedensarbeit
geleistet
haben, wird Ihnen unvergessen bleiben, wie alles, was Sie für die
Erhaltung und Festigung der Freundschaft zwischen dem Heiligen Stuhl
und
Deutschland getan haben."
In der großen Abschiedsfeier der Berliner Katholiken nahm Pacelli
nach zwölfjähriger Tätigkeit von Deutschland Abschied
mit
den Worten: "Meine deutsche Mission ist zu Ende. Eine
größere,
umfassendere am geistigen und übernatürlichen Brennpunkt der
universalen Kirche hebt an. Ich kehre zurück, wovon ich
ausgegangen
bin - zu dem Grabe des Felsenmannes unter der Kuppel Michelangelos und
zu dem lebendigen Petrus im Vatikan."
Am 16. Dezember 1929 wurde Pacelli von Pius XI. zum Kardinal kreiert,
am 7. Februar 1930 als Nachfolger des Kardinals Gasparri zum
Staatssekretär
ernannt und am 25. März 1930 als Nachfolger des Kardinals Merry
del
Val zum Erzpriester von St. Peter berufen.
Am 12. Oktober 1932 unterzeichnete Pacelli das Konkordat mit dem
Freistaat
Baden, am 5. Juni 1933 mit der Republik Österreich und am 20. Juli
1933 mit dem Deutschen Reich, in welchem inzwischen Adolf Hitler die
Macht
an sich grissen hatte (vgl. Frage 488).
Weltreisen, die Kardinal Pacelli in den nächsten Jahren unternahm,
weiteten seinen Blick noch mehr, vor allem die Reise als
päpstlicher
Legat zum Eucharistischen Kongreß in Buenos Aires im Jahr 1934
und
die Studienreise in die Vereinigten Staaten von Nordamerika im Jahr
1936.
Auch Frankreich und Ungarn lernte Pacelli damals aus eigener Anschaung
kennen.
492. Frage: Was tat Papst Pius XII. zur Verhütung des
zweiten
Weltkrieges?
Der Pontiflkat Pius' XI. fiel ganz in die Zeit eines scheinbaren
äußerlichen
Friedens, der in Wirklichkeit aber nur ein Scheinfriede war, aus
welchem
sich unter den bitteren Nachwehen des ersten Weltkrieges die furchtbare
Dämonie des zweiten entwickelte. Daß sich Papst Pius XII.
von
vornherein des Ernstes der Zeitlage, in der sein Pontifikat begann,
klar
bewußt war, beweist seine Losung: "Opus Justitiae Fax" - "Durch
Gerechtigkeit
zum Frieden", und das von ihm gewählte Wappenbild der silbernen
Taube
mit dem Ölzweig des Friedens im Schnabel.
Kaum war Pius XII. am 12. März 1939 im Petersdom gekrönt,
da fühlte er sich schon verpflichtet, in der ersten
Rundfunkansprache
an die Welt eindringlich zum Frieden zu mahnen, "der aus Gerechtigkeit
und Liebe hervorgeht". In der Osterbotschaft am 9. April 1939 sprach er
vorausschauend das mahnende Wort: "Wenn das Zepter der Gerechtigkeit
durch
das Schwert der Gewalt ersetzt wird, braucht man sich nicht zu wundern,
daß am Himmel statt der Lichter des reinen Friedens die
düsterblutige
Brandröte des Krieges aufleuchtet."
Am 29. August 1939 richtete er sich in einer Radioansprache an die
Regierungen und Völker der Erde mit einer Eindringlichkeit,
daß
man aus seinen Worten geradezu das Zittern des Herzens
herausspürt:
"Eine schwere Stunde schlägt erneut für die
Menschheitsfamilie.
Wir sind euch allen nahe, die ihr in diesem Augenblick die Last
schwerer
Verantwortung tragt. Durch Unsere Stimme sollt ihr Christi Stimme
hören.
Wir sind im Geiste bei euch, ihr Führer der Völker, ihr
Männer
der Politik und der Waffen, ihr Männer der Feder, ihr Redner des
Rundfunks
und der Tribüne, und bei euch allen, die ihr Macht habt über
das Denken und Tun eurer Brüder und Verantwortung habt für
ihr
Schicksal."
Die letzten acht Tage vor Ausbruch des furchtbaren Menschenmordens
waren erfüllt von unermüdlicher Sorge, von Gebet und
Mahnungen
und allen nur denkbaren Versuchen des Papstes, das drohende Unheil zu
verhüten.
Es gelang ihm, Mussolini zu bewegen, daß er im Sinne des Friedens
auf Hitler einwirkte. Am 25. August und gleich nochmals am Tage danach
ließ Pius XII. durch seinen Nuntius in Warschau, Monsignore
Cortesi,
Polen aufs innigste bitten, gegenüber allen deutschen
Herausforderungen
äußerste Ruhe und Zurückhaltung zu bewahren. Am 31.
August
1939 sandte er durch seinen Kardinalstaatssekretär Maglione den
Botschaftern
Deutschlands, Polens, Frankreichs und dem Gesandten
Großbritanniens
beim Heiligen Stuhl die dringendste Mahnung, unter keinen
Umständen
die bestehenden Spannungen zu verschärfen. Es war das letzte
Mühen
des Papstes um Erhaltung des Friedens. Schon am nächsten Tag
ließ
Hitler die deutschen Truppen in Polen einmarschieren. Damit nahm der
zweite
Weltkrieg seinen Anfang.
493. Frage: Wie versuchte die Kirche die Leiden des zweiten
Weltkrieges
abzukürzen und zu mildern?
Es ist Tatsache, daß die Machtgier und Eroberungssucht Hitlers
den zweiten Weltkrieg entfesselt haben. Es dürfen aber auch tiefer
liegende Ursachen nicht übersehen werden. Der unselige Friede von
Versailles (vgl. Frage 484) hatte die Voraussetzung zum Aufstieg
Hitlers
geschaffen. Die Machtpolitik Japans hatte schon 1931 zum Einfall in das
chinesische Hoheitsgebiet geführt, den Staat Mandschukuo ins Leben
gerufen, den nationalen Widerstand Chinas unter Tschiangkaischek
geweckt,
japanische Truppen in die Mongolei einrücken und 1937 den offenen
Krieg gegen China beginnen lassen. Weil Japan dadurch in Gegensatz zu
Rußland,
England und die Vereinigten Staaten von Amerika geriet, kam es von
selber
an die Seite Deutschlands und Italiens, was diesen beiden Ländern
einen Rückhalt gegenüber jenen gab.
Zu den weiteren Ursachen des zweiten Weltkrieges gehörte auch
die seit 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise, weithin hervorgerufen
durch
eine [un-] unkluge Wirtschaftspolitik der Vereinigten Staaten von
Amerika,
die in ihren Schuldnerländern das wirtschaftliche Leben derart
niederdrückte,
daß die Zahl der Arbeitslosen in ihnen schließlich auf 30
Millionen
gestiegen war.
Der Eroberungspolitik Japans war Italien unter Mussolini gefolgt, der
im Oktober 1935 Abessinien überfallen und in kurzer Zeit unter
italienische
Herrschaft gebracht hatte. König Viktor Emanuel III. von Italien
hatte
seitdem den Titel "Kaiser von Abessinien" angenommen.
Im spanischen Bürgerkrieg, der von 1936 bis 1939 dauerte, hatten
Hitler und Mussolini den General Franco in seinem Kampf gegen die
unerträgliche,
von Rußland geförderte kommunistische Diktatur
unterstützt
und ihm den Sieg ermöglicht.
Im März 1938 hatte Hitler deutsche Truppen in Österreich
einmarschieren und dessen Anschluß an Deutschland erklären
lassen,
ohne daß er ernsten Widerspruch seitens der europäischen
Großmächte
fand. Die noch immer schlafenden und zu keiner starken Aufrüstung
schreitenden europäischen Großmächte hatten dann sogar
Hitlers Forderung nach Abtretung der sudetendeutschen Randgebiete der
Tschechoslowakei
an Deutschland im September 1938 zugestimmt und keine entsprechenden
Gegenmaßnahmen
unternommen, als Hitler im März 1939 deutsche Truppen in die
Tschechoslowakei
einmarschieren ließ, das tschechische Gebiet zum deutschen
Protektorat
erklärte und aus dem slowakischen Gebiet einen deutschen
Satellitenstaat
machte. Erst nachdem Hitler am 24. August 1939 einen Nichtangriffspakt
mit Rußland geschlossen und am 1. September 1939 die deutschen
Truppen
auch in Polen einmarschieren ließ, griffen England und Frankreich
am 3. September ernstlich ein und erklärten den Krieg an
Deutschland,
das aber infolge seiner starken Aufrüstung und der bisherigen
schlaffen
Untätigkeit der übrigen Großmächte in kurzer Zeit
in Art eines Blitzkrieges Polen überrannte, dort das sogenannte
Generalgouvernement
errichtete, Norwegen, Dänemark, Holland und Belgien besetzte und
am
21. Juni 1940 Frankreich zum Waffenstillstand zwang.
Für die Art der Kriegführung, wie sie vom Hitlerregime von
Anfang an beabsichtigt war und immer krasser durchgeführt wurde,
ist
bezeichnend die Ablehnung der Bitte, die Nuntius Orsenigo in Berlin
schon
gleich bei Ausbruch des Krieges aussprach, es möchten dem Heiligen
Stuhl, wie es im ersten Weltkrieg geschehen sei, die Listen der
Kriegsgefangenen
zugestellt werden, damit sofort eine kirchliche Hilfsaktion einsetzen
könne.
Die Naziregierung wollte von Anfang an den totalitären Krieg.
Deshalb schritt sie bedenkenlos über alle Forderungen des
Naturrechts
und des Völkerrechts hinweg, ließ die neutralen Länder
überfallen, machte die zivile Bevölkerung in den
überfallenen
Ländern schutzlos und rechtlos, deportierte sie in Massen zur
Zwangsarbeit
nach Deutschland, mordete Polen, Russen, Juden und andere gewissenlos
in
Massen hin, oft in grausamster Weise, und suchte im Grauen der
Konzentrationslager
jeden Widerstand zu brechen. Rund sechs Millionen unschuldiger Menschen
sind auf diese Weise dem Terror des Naziregimes zum Opfer gefallen.
Als infolge dieser totalitären Kriegsführung Hitlers auch
die gegnerischen Mächte immer rücksichtsloser und
gewissenloser
in ihrer Kriegführung wurden, sanken unschätzbare Werte
christlicher
Kultur in Schutt und Asche.
War der Krieg 1941 auf Europa beschränkt, so wuchs er sich durch
den Angriff Japans auf die Vereinigten Staaten im Dezember 1941 zum
eigentlichen
Weltkrieg aus, der schließlich erst durch die bedingungslose
Kapitulation
Deutschlands am 8. Mai 1945 sein Ende fand, nachdem Mussolini am 28.
April
1945 durch italienische Partisanen erschossen war und zwei Tage
später
Hitler durch Selbstmord geendet hatte. Am 6. August 1945 streckte auch
Japan die Waffen, gezwungen durch die verheerenden Wirkungen der
über
Hiroshima und Nagasaki abgeworfenen Atombomben.
In diesen grauenvollen Jahren hat die Kirche alles nur mögliche
getan, die Leidenszeit abzukürzen und das Menschheitsleid zu
lindern.
Trotz der erwähnten Ablehnung der deutschen Regierung errichtete
Pius XII. schon am 1. September 1939 die päpstliche
Informationsstelle
für Kriegsgefangene.
In seiner Enzyklika "Summi Pontificatus" vom 20. Oktober 1939 wies
der Papst die Menschheit auf die Irrtümer der Zeit hin, aus denen
das Grauen und das Leid des zweiten Weltkrieges erwachsen war, und
zeigte
die Überwindung dieser Irrungen durch Christi Lehre und Gesetz
auf.
Der Weihnachtsbotschaft vom 24. Dezember 1939 über die Grundlagen
eines gerechten und ehrenvollen Friedens folgten die vom 24. Dezember
1940
über die Schrecken des Krieges und die Grundlagen einer Neuordnung
Europas und die vom 27. Dezember 1941 über die Voraussetzung einer
neuen Völkerordnung. Dazwischen lagen: das Schreiben des Papstes
an
Mussolini vom 24. April 1940 mit der Aufforderung, Italien nicht in den
Krieg hineinzuziehen, die päpstlichen Telegramme vom 10. Mai 1940
an den König von Belgien, die Königin der Niederlande und die
Großherzogin von Luxemburg und die päpstliche
Rundfunkansprache
über die Achtung der Menschenrechte vom 1. Juni 1941 zum 50.
Jahrestag
der Enzyklika Leos XIII. "Rerum novarum".
Am 31. Oktober 1942 weihte der Papst die blutende Menschheit dem Herzen
Maria und unterstellte sie in feierlicher Weise ihrem mütterlichen
Schutz. Acht Wochen später folgte, am 24. Dezember 1942, die
päpstliche
Weihnachtsansprache über die Neuordnung des innerstaatlichen
Lebens.
Als am 19. Juli 1943 auch die Ewige Stadt durch amerikanische Flugzeuge
bombardiert wurde, begab sich Pius XII. sofort in die schwer
getroffenen
Stadtteile bei San Lorenzo und tröstete die Verwundeten und
obdachlos
Gewordenen.
Durch des Papstes Vermittlung wurde am 14. August 1943 Rom zur freien
Stadt erklärt, so daß es fortan nicht mehr der Bombardierung
ausgesetzt war.
Erneut mahnte das Oberhaupt der Kirche, und zwar in der
Weihnachtsbotschaft
vom 24. Dezember 1943, endlich "den Weg aus dem Weltleid des Krieges
zur
Weltgemeinschaft des Friedens" zu gehen.
Am 12. März 1944 sprach Pius XII., zum erstenmal von der Loggia
der Peterskirche aus, zu Tausenden von Flüchtlingen und
Kriegsopfern
Worte des Trostes und der Hoffnung.
Als der Papst dann das Ende des grauenhaften Völkerringens nahen
sah, legte er in der Weihnachtsbotschaft vom 24. Dezember 1944 die
Grundlagen
der wahren Demokratie für die Zukunft dar, und ordnete in der
Enzyklika
"Communium Interpretes" vom 15. April 1945 allgemeine Gebete für
einen
gerechten Frieden an. Gleich nach Ende des Krieges mahnte er, am 9. Mai
1945, zu friedlichem Denken und zur baldigen Entlassung aller
Kriegsgefangenen
und forderte in einer Ansprache, die er am 2. Juni 1945 an die
Kardinale
hielt, die Welt zum Vertrauen gegenüber dem deutschen Volk auf.
Aber der Vatikan war während des zweiten Weltkriegs nicht nur
das mahnende Gewissen an die Welt für die Beilegung von Haß
und Zerstörung; er wurde auch Schutz- und Zufluchtsstätte
für
manche unschuldig Verfolgten und Bergungsort für viele Werke der
Kunst.
Daß es ihm gelang, durch eine große Zahlung von Gold an die
deutsche Besatzungsmacht im September 1943 in letzter Stunde
zweihundert
Juden Roms vor der Vernichtung zu bewahren, sei besonders
hervorgehoben.
Des großen Pius' XII. Beispiel und Mahnung hat vorbildlich und
anregend auf die führenden Männer der Kirche in den
kriegführenden
Staaten gewirkt. In Deutschland war es besonders der Bischof von
Münster,
Graf von Galen, der seine Stimme gegen die erbarmungslose Ermordung der
Geisteskranken und anderer unschuldig Verfolgter erhob. Des Papstes
Beispiel
wirkte auf die Kirche in allen Ländern stärkend und anregend
im Kampf gegen die antichristlichen Strömungen und Bewegungen
jener
Zeit und gegen den unchristlichen Haß, der in jenen grauenhaften
Jahren seine Triumphe feierte.
494. Frage: Was hat Pius XII. nach dem zweiten Weltkrieg für
den Völkerfrieden getan?
Der zweite Weltkrieg hat rund 55 Millionen Tote an Soldaten und
Zivilpersonen
gefordert.
Deutschland hatte den Tod von 6,6 Millionen zu betrauern, davon waren
3,35 Millionen Zivilpersonen, die durch Kriegseinwirkung zugrunde
gingen.
Für Österreich betrug die Zahl der Toten des zweiten
Weltkrieges
230 000 Soldaten und 104 000 Zivilisten, für Italien 330 000 Tote
und 80 000 Zivilpersonen, für die Westalliierten,
einschließlich
der 229 000 gefallenen Soldaten der Vereinigten Staaten von
Nordamerika,
839 000 Soldaten und 690 000 Zivilpersonen. Die schwersten Verluste an
Toten hatte die Sowjetunion mit 20,5 Millionen, wovon 6,7 Millionen
Zivilisten
waren. Die sonstigen osteuropäischen und
südosteuropäischen
Staaten betrauerten den Verlust von einer Million Soldaten und
über
acht Millionen Zivilisten. Dazu kamen 7,6 Millionen gefallener Soldaten
und 6 Millionen vernichteter Zivilbevölkerung der übrigen
Staaten
und Völker, besonders Ostasiens, und 3 Millionen Vermißte,
die
als tot anzusehen sind. Das sind insgesamt 55 Millionen Tote.
Dieses furchtbare Endergebnis des zweiten Weltkrieges, dieses Meer
unschuldig vergossenen Blutes und sinnlos bewirkten Leids bewog den
Papst,
nachdem er am 15. August 1945 in einem Brief an Kardinal Faulhaber den
Widerstand des deutschen Klerus und zahlreicher deutscher
Gläubigen
gegen den Wahnwitz des Nationalsozialismus belobigt hatte, in der
Weihnachtsansprache
vom 24. Dezember 1945 die Völker der Erde zur notwendigen
Zusammenarbeit
und zum gegenseitigen Vertrauen für die Zukunft zu mahnen und vor
jedem Staatstotalitarismus aufs eindringlichste zu warnen. In der
Weihnachtsbotschaft
des folgenden Jahres zeigte Pius XII. den "Weg vom Völkerkrieg zum
Völkerfrieden" auf, forderte in der Enzyklika "Optatissima Fax"
vom
18. Dezember 1947 die gemeinsame Arbeit am politischen und sozialen
Frieden
der Völker und der Menschheitsfamilie, stellte in der
Weihnachtsbotschaft
vom 24. Dezember 1948 die Kirche als Botin und Mittlerin des Friedens
der
Menschheit vor Augen, rief in zwei Enzykliken des Heiligen Jahres 1950
zum Gebet für den Weltfrieden auf und legte in einer eigenen
Enzyklika
"Mirabile illud" am 6. Dezember 1950 die furchtbaren Schrecken des
modernen
technischen Krieges dar.
Im Geiste und Auftrag des Oberhauptes der Kirche wirkten kirchliche
Führer in den verschiedenen Ländern mit an der
Verständigung
der Völker untereinander und am Aufbau eines dauernden
Menschheitsfriedens.
495. Frage: Welche kirchliche Umwälzungen bewirkte der
zweite
Weltkrieg im Osten Europas?
Durch das siegreiche Vordringen des bolschewistischen Rußland
im zweiten Weltkrieg und die sich anschließende
Verbolschewisierung
der osteuropäischen Länder kam es dort überall zu
schweren
Verfolgungen der katholischen Kirche.
Im Jahr 1945 trat Polen von seinem 390 000 qkm großen Land
über
167 000 qkm an Rußland ab, das ganze Gebiet jenseits der sog.
Curzon-Linie,
d. h. Ostgalizien, das der Ukrainischen SSR eingegliedert wurde. Die
Polen
östlich der Linie wurden nach Westen, die Ukrainer und
Weißrussen
westlich der Linie nach Osten umgesiedelt. So kamen die rund 5
Millionen
mit Rom unierten Ruthenen zu Rußland und wurden in die
russisch-orthodoxe
Kirche gezwungen; ihre sieben Bischöfe wurden eingekerkert oder
nach
Sibirien verbannt.
Das gleiche Schicksal erlebten die mit Rom unierten 460 000 Katholiken
in der Karpatho-Ukraine, die 1946 aus der Tschechoslowakei
ausgegliedert
und in die Ukrainische SSR eingegliedert wurde.
Was in Ostgalizien und der Karpatho-Ukraine von den Unierten katholisch
geblieben ist, kann kirchlich nur ein Katakombendasein führen.
Außer
diesen beiden Gebieten gliederte sich Rußland auch die seit dem
ersten
Weltkrieg selbständigen drei baltischen Staaten ein.
Die etwa 3000 Katholiken der 1,2 Millionen umfassenden Bevölkerung
von Estland scheinen in der Estnischen SSR als kirchliche
Gemeinschaft
zugrunde gegangen zu sein.
Von den 500 000 Katholiken, die Lettland 1945 bei einer
Gesamtbevölkerung
von 2,1 Millionen zählte, wurden große Teile nach Sibirien
verbannt.
Das kirchliche Leben litt schwer. Doch war die katholische Kirche zu
stark,
um sie vernichten zu können. Der heute fast 80jährige
Erzbischof
Antonius Springowicz von Riga wurde in seinem Amt gelassen. Von den 2,5
Millionen Einwohnern zu Anfang 1955 sollen - nach unsicheren
Schätzungen
- 550 000 katholisch sein.
In Litauen war wegen der zu 80 Prozent katholischen
Bevölkerung
der Kampf gegen Volk und Kirche besonders hart und grausam. Über
500
000 katholische Litauer wurden aus der sog. Litauischen SSR seit 1945
ins
Innere Rußlands verschickt oder nach Sibirien verbannt. Die
katholischen
Bischöfe wurden eingekerkert oder getötet. Nur der
78jährige
Bischof Paltarokas vom Bistum Panevezys ist noch im Amt. Die
übrigen
Bistümer werden durch Kapitularvikare verwaltet. Es gelang dem
Bolschewismus
aber nicht, das kirchliche Leben zu vernichten. Er ließ der
Kirche
die kultische Freiheit, belegte jedoch die kultischen Handlungen mit
sehr
hohen Sondersteuern. Nach bolschewistisch beeinflußten
Mitteilungen
wirkten 1954 in 688 katholischen Gotteshäusern 741 Priester. Die
für
1955 geschätzte Zahl von annähernd zwei Millionen Katholiken
ist unsicher.
In den drei baltischen Ländern hat die bolschewistische
Kirchenverfolgung
seit dem zweiten Weltkrieg etwa 1400 katholischen Priestern das Leben
gekostet.
Die übrigen osteuropäischen Länder, die nicht der
Sowjetunion
eingegliedert wurden, führten unter Rußlands Druck und
Leitung
kommunistische sog. Volksrepubliken ein. Überall begann sofort der
Kampf gegen die katholische Kirche.
Polen, das bei über 25 Millionen Einwohnern 85 Prozent
Katholiken zählt, besaß zu Beginn des zweiten Weltkriegs
zwei
Kardinäle, drei weitere Erzbischöfe, 15 Bischöfe und 11
000 Priester. Trotz des sehr staatsfreundlichen Abkommens der
polnischen
Bischöfe mit der Regierung am 14. April 1950 kam es 1953 zur
Verhaftung
des Primas von Polen, des Kardinals Wyszynski, zur
Absetzung
von zehn Bischöfen, zur Einkerkerung von etwa 2000 Priestern und
zur
Einrichtung von Konzentrationslagern für Laienführer. Anfang
1955 setzte der schärfste Kampf um die Jugend ein. Der
Religionsunterricht
wurde für alle Schulen verboten. Vom Kindergarten bis zum
Militärdienst
wird die gesamte polnische Jugend der systematischen kommunistischen
Ausbildung
unterworfen. Die einflußreiche Gruppe der sog. "Militanten
katholischen
Priester und Laienaktivisten" strebt in der Verbindung von Kommunismus
und Katholizismus die Quadratur des Zirkels an und sucht auch in den 23
Priesterseminaren und den beiden theologischen Fakultäten von
Lublin
und Warschau das theologische Studium mit der Ideenwelt des Kommunismus
zu befruchten.
Besonders unerbittlich führte der Bolschewismus den Kirchenkampf
in der Tschechoslowakei, von deren 13 Millionen Einwohnern drei
Viertel der katholischen Kirche angehören. Seit 1949 wurden die
katholische
Presse, das katholische Vereinsleben, das katholische Schulwesen
unterdrückt,
die Beziehungen zum Vatikan abgebrochen, die Kirche vollständig
entrechtet
und die schismatische Tschechische Nationalkirche staatlich propagiert.
Im gleichen Jahr wurde Erzbischof Beran von Prag eingekerkert.
1950
wurden die bis dahin bestehenden drei theologischen Fakultäten und
14 Priesterseminare durch zwei staatlich eingerichtete Fakultäten
und zwei gleichgeschaltete sog. Generalseminare, eins in Leitmeritz
für
Böhmen und Mähren und das andere in Preßburg für
die
Slowaken, ersetzt. Der Einkerkerung des Prager Erzbischofs folgten die
Inhaftierungen weiterer Bischöfe, die zum Teil mit
lebenslänglichem
Gefängnis, zum Teil mit vieljähriger Zwangsarbeit bestraft
wurden.
Anfang 1955 war von den Bischöfen Böhmens nur noch der
vollständig
taube und senile 86jährige Picha von Königsgrätz im Amt,
den die Regierung zu Propagandazwecken mißbraucht.
In Mähren wurde der Erzbischof Matocha von Olmütz in seiner
Wohnung inhaftiert. Von den Bischöfen der sieben slowakischen
Diözesen
waren Anfang 1955 noch drei im Amt, die übrigen eingekerkert oder
deportiert. Von den 2080 slowakischen Weltpriestern befanden sich zur
gleichen
Zeit 313 im Gefängnis, von den 1345 slowakischen Seelsorgsstellen
waren 241 zwangsweise mit orthodoxen Priestern besetzt, 130 ohne
Priester.
Sämtliche 331 slowakischen Klöster sind staatlicherseits
aufgelöst,
die 1800 katholischen Volksschulen und 77 Mittelschulen alle
verstaatlicht
- wie übrigens in der gesamten Tschechoslowakei -, die neun
katholischen
Verlage unterdrückt, viele Tausende von Gläubigen
eingekerkert
oder in Arbeitslager geschafft.
In Ungarn, wo von 9,2 Millionen Einwohnern zwei Drittel
katholisch
sind, schloß sich seit 1946 der Vernichtung der katholischen
Presse
und der Aufhebung der katholischen Vereine der Kampf gegen die
blühende
Katholische Aktion und das katholische Schulwesen an. Der Primas von
Ungarn,
Kardinal
Mindszenty, der die führenden Männer der Regierung
für
exkommuniziert erklärt hatte, wurde 1949 zu lebenslänglichem
Zuchthaus verurteilt. Trotz der entgegenkommenden Erklärung des
ungarischen
Episkopats vom 29. August 1950 wurden 1951 mehrere Bischöfe
verhaftet
und der Stellvertreter des Kardinals Mindszenty, Erzbischof Grösz
von Kalosca, zu fünfzehn Jahren Gefängnis verurteilt. Von den
zehn Priesterseminaren wurden 1952 von der Regierung sechs geschlossen.
Das von ihr 1953 eingerichtete "Amt für religiöse
Angelegenheiten"
sucht die kirchlichen Aufgaben, selbst die Besetzung der
Seelsorgsstellen,
unmittelbar zu leiten. Um die Aktivität der Laienwelt nach ihrem
Sinn
zu lenken, richtete die Regierung Seminare für
Laienseelsorgehelfer
ein. Mitte Juli 1955 wurde Kardinal Mindszenty aus dem Zuchthaus
entlassen
und in die bischöfliche Wohnung von Puespokszentlaszlo
eingewiesen,
aber von der Außenwelt weiterhin abgeschlossen; sein
Gesundheitszustand
ist bedenklich.
Besonders schwer wurde der Kirchenkampf in Rumänien geführt,
von dessen 15,5 Millionen Einwohnern 16 Prozent katholisch sind, davon
die Hälfte dem byzantinischen Ritus angehörend. Diese
letzteren
wurden durch staatliche Verordnung 1948 der orthodoxen rumänischen
Kirche zwangsweise zugeführt, ihre Kirchen, Klöster und
Kathedralen
der orthodoxen Kirche übereignet. Soweit es noch kirchentreue
unierte
Katholiken in Rumänien gibt, führen sie, wie in
Ostgalizien
und der Ukraine, kirchlich ein Untergrunddasein. Schon 1948 waren die
zwölf
katholischen Bischöfe Rumäniens des lateinischen wie des
byzantinischen
Ritus sämtlich verhaftet; mehrere von ihnen sind den
Mißhandlungen
erlegen. Mit ihnen wurden über tausend katholische Priester
eingekerkert.
Sämtliche katholischen Schulen, Klöster und Priesterseminare
in ganz Rumänien wurden aufgehoben; die katholische Presse wurde
unterdrückt
und 1950 der Apostolische Nuntius des Landes verwiesen. Die
heranwachsende
Generation wird gottlos-kommunistisch erzogen.
In Bulgarien, das bei 7,3 Millionen Einwohnern kaum 50 000
Katholiken
zählt, davon rund 8000 des byzantinischen Ritus, setzte der
Kirchenkampf
seit 1952 ein. Von den drei katholischen Bischöfen wurden zwei
eingekerkert,
der dritte zum Tode verurteilt. Mit ihnen gingen Priester und Laien den
schweren Kreuzweg.
Die katholische Kirche in Albanien, die nur 150 000 Seelen bei
einer Gesamtbevölkerung von 1,2 Millionen zählt, wurde durch
Gesetz vom 3. August 1951 verstaatlicht und ihre Verbindung mit Rom
gelöst.
Von den fünf katholischen Bischöfen wurden zwei erschossen
und
zwei zu Gefängnis verurteilt, von denen der eine im Kerker starb.
Die etwa 200 katholischen Priester wurden zu einem Drittel hingerichtet
oder eingekerkert, die anderen, bis auf wenige, des Landes verwiesen.
Das ist das düstere Bild der katholischen Kirche in den vom
russischen
Bolschewismus beherrschten Ländern Osteuropas. Wir sehen, wie
richtig
Papst Pius XI. im Jahr 1937 urteilte, als er seine große
Enzyklika
gegen den atheistischen Kommunismus herausgab, wie richtig er schaute,
als er schon im Jahr 1922 die Völker der Erde aufforderte, die
politische
Anerkennung der Sowjetunion abhängig zu machen von der Anerkennung
und Garantierung der Gewissensfreiheit seitens der bolschewistischen
Regierung.
Wo kein Gewissen mehr anerkannt wird, kein Recht mehr besteht und die
moralischen
Wertungen entweder verneint oder verdreht, selbst ins Gegenteil
umgewandelt
werden, schwinden notwendig Glaube, Treue und Vertrauen.
Letztlich ist es das gottlose und gottfeindliche System des
Kommunismus,
aus dem die dargestellten Kirchenverfolgungen erwuchsen. Das beweist am
besten das von Rußland unabhängige Jugoslawien, in
welchem
der Diktator Tito einen fast ebenso scharfen Kampf gegen die Kirche
entfesselte,
wie er in Rußland und den russischen Satellitenstaaten
geführt
wird. Zahlreiche katholische Kroaten und Slowenen, darunter viele
Priester,
haben dort seit 1945 den Tod erlitten. Erzbischof Stepinac von
Zagreb
wurde im Oktober 1947 zu 16 Jahren Zwangsarbeit verurteilt, allerdings
1951 aus der Haft entlassen. 1950 befanden sich über 400
katholische
Priester in Gefängnissen. 1953 wurden die Beziehungen zu Rom
abgebrochen,
weil der Papst den mutigen Erzbischof Stepinac zum Kardinal ernannt
hatte.
Die Möglichkeit der kirchlich-theologischen Ausbildung ist
allerdings
geblieben, obschon das gesamte Schulwesen nach russischem Muster
verstaatlicht
wurde.
aus: 496. Frage: Wie standen Christentum und Kirche im Rahmen der
geistigen und religiösen Weltlage um die Mitte des 20.
Jahrhunderts?
[...]
Mitte des Jahres 1955 ist die Zahl der Erdbevölkerung auf 2,5
Milliarden zu schätzen, von denen rund 860 Millionen, also ein
gutes
Drittel, in ihrem weltanschaulichen und ethischen Denken mehr oder
weniger
vom Christlichen her bestimmt oder beeinflußt sind.
Von diesen etwa 860 Millionen Christen entfallen in runden Summen
schätzungsweise
470 Millionen auf Europa, 300 Millionen auf Amerika, 50 Millionen auf
Asien,
30 Millionen auf Afrika und 10 Millionen auf Australien. Das
heißt
also: die beiden Kontinente, die die eigentlichen Träger der
Menschheitskultur
sind, Europa und Amerika, sind gleichzeitig die im wesentlichen
christlichen
Kontinente. Das hat seinen Grund darin, daß wahre Kultur auf der
individuellen Freiheit beruht, die am stärksten vom Christentum
getragen
und geschützt wird.
Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, daß infolge
der außerordentlichen und schnellen Fortschritte der modernen
technisch-materiellen
Zivilisation, ferner der seelischen Erschütterungen durch die zwei
furchtbaren Weltkriege mit ihren Folgen und der schon sehr lange
andauernden
antichristlichen Propaganda liberaler und marxistischer Strömungen
und Systeme weite Kreise der bürgerlichen wie proletarischen
Schichten
der christlichen Länder einem diesseits verhafteten, irdisch
verkrampften
materialistischen Denken und Streben verfallen sind und in Sport,
Kinobesuch,
seichtester Lektüre, Schlagermusik, flachster Erholung und
Massenveranstaltungen
Befriedigung ihrer geistigen Bedürfnisse suchen und finden. Die
technische
Zivilisation ist weithin zum Religionsersatz geworden. In
religiöser
Hinsicht ist bei vielen in wachsendem Maße eine innere,
bedürfnislose
Leerheit getreten. Der Existentialismus Sartres zeigt das Ende dieses
Weges,
wie es für den denkenden Menschen auf die Dauer unvermeidbar ist,
im atheistischen Nihilismus auf.
Daß hier für das sog. christliche Abendland und Amerika
Gefahren einer geistigen Bolschewisierung bestehen, ist unverkennbar;
denn
der Bolschewismus, die letzte Welle, die aus der abendländischen
Aufklärung
hervorgebrochen ist, bedeutet im letzten nicht russische Organisation,
sondern menschliche Seelenhaltung mit dem Ziel der
Entpersönlichung
des Individuums, der Beugung der Persönlichkeitswerte unter
irgendein
Kollektiv und Verabsolutierung rein geschöpflicher Dinge.
Demgegenüber steht die hoffnungsvolle Tatsache, daß der
geistig-weltanschauliche Umbruch zum Höheren, der ungefährt
mit
der letzten Jahrhundertwende einsetzte, infolge der Ernüchterung,
die die erschütternden Ereignisse unserer Zeit mit sich brachten,
stärker voranschreitet als je.
[...]
497. Frage: Wie entwickelte sich die Lage der Kirche in
Deutschland
seit 1945?
Deutschland war Mitte des Jahres 1955, also über zehn Jahre nach
Beendigung des zweiten Weltkrieges, noch in folgende staatsrechtlich
und
verfassungsrechtlich verschiedene Gebiete gespalten: die
Bundesrepublik,
ein föderativer, demokratischer und sozialer Bundesstaat
norddeutscher,
westdeutscher und süddeutscher Länder, mit jeweils eigenem
Staatsvolk
und eigener Staatsgewalt, wobei dem Bund die höchste Gewalt
zusteht
(Art. 31 des Grundgesetzes); die zentralistische Deutsche Demokratische
Republik (DDR), d.h. die sowjetische Besatzungszone, mit 14
Verwaltungsbezirken;
das Saargebiet und der deutsche Osten, die deutschen Gebiete
östlich
der Oder und Neiße, die bis zum Friedensschluß der
polnischen
bzw. sowjetischen Verwaltung unterstellt sind. Von den 3,3 Millionen
Einwohnern
Groß-Berlins untersteht etwa ein Drittel der ostzonalen
Verwaltung.
Im deutschen Osten wurden die Diözese Ermland, die Freie
Prälatur Schneidemühl und der größte Teil des
Erzbistums
Breslau der Leitung der katholischen Kirche Deutschlands infolge der
politischen
Verhältnisse entzogen und die deutsche Bevölkerung in diesen
Gebieten bedrängt oder verdrängt. Den vom Apostolischen Stuhl
für Breslau, Oppeln, Landsberg, Danzig und Ermland eingesetzten
Apostolischen
Administratoren wurde seitens der polnischen und russischen Regierung
ihr
Wirken unmöglich gemacht. Trotzdem hat der Apostolische Stuhl die
kirchlichen Jurisdiktionsbezirke von früher in den Gebieten des
deutschen
Ostens nicht geändert. Die Bischofssitze von Breslau und Ermland
gelten
seit dem Tode des Kardinals Bertram (1945) und des Bischofs Kalier
(1947)
als nicht besetzt. Die deutschen Kapitelsvikare für das Erzbistum
Breslau (z. Z. in Görlitz) und für das Bistum Ermland (z. Z.
in Osnabrück-Haste) sind päpstlich bestätigt. Die
tatsächliche
Ausübung der Jurisdiktion erfolgt durch polnische Prälaten
mit
Genehmigung des Apostolischen Stuhles. So ist die Lage Mitte 1955.
In der sog. Deutschen Demokratischen Republik, die etwa ein
Viertel des Flächenraums des ehemaligen Reichsgebiets
umfaßt,
sind von den 18,8 Millionen Einwohnern 2,2 Millionen Katholiken. Sie
gehören
kirchenrechtlich zu den Diözesen Berlin, Meißen, Paderborn,
Fulda, Osnabrück, Breslau, Würzburg und Hildesheim. Das
Bistum
Meißen, das ganz in der DDR liegt, besitzt einen eigenen Bischof
mit Sitz in Bautzen. Den Breslauer Teil leitet der Kapitelsvikar in
Görlitz.
Paderborn hat in Magdeburg, Fulda in Erfurt einen Weihbischof mit
Jurisdiktionsvollmachten.
Mit Ausnahme des Obereichsfeldes und der Oberlausitz ist das Gebiet der
DDR Diaspora, zum Teil schwerste Diaspora. Der priesterlichen
Ausbildung
dienen das Priesterseminar Bernardinum in Neuzelle (Kreis
Frankfurt/Oder),
die theologische Akademie in Erfurt und das Alumnat von Huysburg bei
Halberstadt,
dieses als Zweigseminar von Paderborn. So Mitte 1955.
Nach Artikel 41 der Verfassung der DDR von 1949 ist Religionsfreiheit
gewährleistet. Die katholische Kirche ist mit den anderen
anerkannten
Religionsgemeinschaften eine Körperschaft des öffentlichen
Rechts,
darf Vermögen besitzen, Kirchensteuern erheben, kultisch,
seelsorglich
und caritativ wirken und Religionsunterricht erteilen. Da Staat und
Kirche
getrennt sind, ist der Religionsunterricht in allen öffentlichen
Schulen
ausgeschlossen; Privatschulen als Ersatz für die öffentlichen
Schulen sind unzulässig. Während der kirchliche und
christliche
Einfluß im öffentlichen Leben, in Kultur und Bildung fast
lahmgelegt
ist, wird die Bevölkerung, besonders die heranwachsende
Generation,
systematisch in der atheistisch-marxistischen Ideologie erzogen und
durchgebildet.
Daß der Durchschnitt der Osterkommunionen mit 37,2 Prozent im
Jahr 1953 wesentlich tiefer liegt als im Bundesgebiet mit 54,5 Prozent,
desgleichen der Durchschnitt der Kirchenbesucher an den Sonntagen mit
29,0
Prozent gegenüber dem in der Bundesrepublik mit 47,5 Prozent,
erklärt
sich aus den außergewöhnlich schwierigen seelsorglichen und
kirchlichen Zuständen. Gerade in der ungeheuren Diaspora der DDR
mußte
sich der starke Zustrom von Katholiken aus dem Osten - in Mecklenburg
400
000, in Thüringen über 700 000 - bei den an sich schon
äußerst
drückenden Verhältnissen besonders verhängnisvoll
auswirken.
Um so mehr Anerkennung verdienen die kirchliche Treue und der
apostolische
Eifer von Priestern und Laien, die trotz aller Schwierigkeiten und
Hemmungen
nicht verzagten.
In der deutschen Bundesrepublik bekannten sich von den rund
50 Millionen Einwohnern zu Beginn des Jahres 1955 etwa 22,6 Millionen
zur
katholischen Kirche. Über 8 Millionen der Bevölkerung sind
Ostvertriebene,
davon 3,6 Millionen Katholiken. Von ihnen wurde ein sehr großer
Teil
in die bis dahin nicht-katholischen Gebiete geworfen. Dadurch sah sich
die Kirche zur Errichtung zahlreicher neuer Seelsorgsstellen und zum
Bau
vieler neuer Gotteshäuser gezwungen, eine Aufgabe, die in allen
betroffenen
Diözesen mit Eifer in Angriff genommen und weithin
durchgeführt
wurde. Hierbei offenbarte der Bonifatiusverein seine Bedeutung als
wertvollster
Verein für die Sorge um die Diaspora in hervorragender Weise.
Die durch den Zustrom der Ostvertriebenen hervorgerufene starke
Konfessionsmischung,
die sich zwangsmäßig auch im Schulwesen auswirkte, stellte
der
Kirche vor allem die Aufgabe, die Gläubigen überall, auch in
den bisherigen katholischen Gebieten, diasporareif zu machen, d. h. sie
gegen die Gefahren des konfessionellen Indifferentismus innerlich zu
stärken.
Die auch in die katholischen Lebensbezirke immer weiter eindringende
moderne
Zivilisation stellte die Kirche vor die noch schwierigere Aufgabe, die
Gläubigen zivilisationsreif zu machen, d. h. sie innerlich zu
festigen
gegen den Geist der Verweltlichung, den das nicht aufzuhaltende und in
vielem zu begrüßende Voranschreiten jener Zivilisation mit
sich
bringt. An der Lösung beider Aufgaben wurde sehr viel gearbeitet,
wobei sich zeigte, daß der in alten Gleisen laufende
Vereinsbetrieb
weniger dazu imstande war. Wo neue Wege beschritten wurden, wie vor
allem
in der Jugendarbeit, sind manche Erfolge erreicht; doch ist der
Prozentsatz
der von der Bewegung Erfaßten auch bei der Jugend allzu gering.
Gute Ansätze zur richtigen Lösung der Aufgaben sind gemacht
in einer einheitlichen, planmäßigen, zielsicheren und
zeitnahen
religiösen Bildungsarbeit, die weniger Wert auf das Vielerlei als
auf das Gründliche legt, nicht das Heil in einer Überflut von
Vorträgen, Veranstaltungen, Kundgebungen und Tagungen sucht,
wodurch
mit der Zeit eine Aufnahmemüdigkeit hervorgerufen wurde, sondern
die
gründlich aufbaut, konkret, nach dem Vorbild der Ansprachen Pius'
XII. zu den Zeitfragen, in die Einzelheiten des heutigen Lebens geht,
fleißig
und beständig, aber geduldig und ohne Hast und Betriebsamkeit
voranschreitet,
das Ausgesäte sich ruhig entfalten läßt und das Ziel
echt
laienapostolischer Aktivität anstrebt.
Die Unterschiede in der kirchlichen Betätigung waren in den 20
Diözesen der Bundesrepublik sehr groß. Sie lagen - nach der
Statistik von 1952 - hinsichtlich der Beteiligung an der Osterkommunion
zwischen 42,5 Prozent in der Erzdiözese Köln und 78,0 Prozent
in der Diözese Passau, hinsichtlich des Besuches der Sonntagsmesse
zwischen 37,3 Prozent in der Erzdiözese München-Freising und
60,3 Prozent in der Diözese Regensburg.
Die christlich-soziale Schulungsarbeit, wie sie früher der 1933
vom Nazismus aufgelöste "Volksverein für das katholische
Deutschland"
in seinen vier, in der praktischen Arbeit miteinander eng verbundenen
Aufgabenkreisen
"Volk und Religion", "Volk und Kultur", "Volk und Staat", "Volk und
Wirtschaft"
theoretisch wie praktisch in Führerschulung und
Massenaufklärung
in Wort und Schrift durchführte, wurde in jener umfassenden Weise
nicht wieder aufgenommen, sondern durch Einzeleinrichtungen meist
diözesaner
Art ersetzt, vielfach in nur dürftiger Weise.
Die Tagespresse ist weithin religiös farblos; eine Ergänzung
des Fehlenden suchen die stark verbreiteten
Diözesankirchenblätter
zu geben, die durchweg die alte Art des nur der Unterhaltung dienenden
Sonntagsblattes überwunden haben. Der deutsche Katholizismus
verfügt
über eine Anzahl geistig hochstehender Zeitschriften, nicht nur
fachtheologischer,
wie "Theologie und Glaube", und aszetischer, wie "Geist und Leben",
sondern
auch weltanschaulich-kultureller Art, wie "Stimmen der Zeit", "Wort und
Wahrheit", "Hochland" u. a.
Der Priester- und Ordensnachwuchs ist sehr zurückgegangen,
größtenteils
infolge der inneren Zersetzung des Geistes der christlichen Familie.
Durch
eine lebendige Erneuerung von der Eucharistie her könnte einer
weiteren
Säkularisierung am sichersten vorgebeugt werden.
1948 fand in Mainz wieder, nach l6jähriger Unterbrechung, eine
Generalversammlung der Katholiken Deutschlands statt, die 72., der sich
die großen Katholikentage in Bochum (1949), Passau (1950), Berlin
(1952) und Fulda (1954) anschlossen, deren Gedankenfülle und
Anregungen
aber zu wenig für die religiöse und soziale Bildungsarbeit
der
Massen ausgenutzt wurden. Die Jahresthemen der großen
Verbände
und Lebensstände sowie die diözesanen Bildungsarbeiten wurden
zu wenig einheitlich untereinander abgestimmt und auf den Themen des
jeweils
voraufgegangenen Katholikentages aufgebaut; das altbewährte
"multum,
non multa" wurde nicht genügend beachtet.
Das Ansehen der Kirche in der Öffentlichkeit ist gewachsen, was
sich auch in den Darbietungen der modernen Bildungsmittel von Kino und
Radio und in den Beziehungen zwischen staatlich und kirchlich
führenden
Persönlichkeiten des öfteren kundtat. Das Bekenntnis zu Gott
und Christus gilt nicht als rückständig. Das Grundgesetz der
Bundesrepublik von 1949 betont schon zu Beginn der Präambel die
Verantwortung
vor Gott. Das gleiche geschieht durch die Landesverfassungen von Bayern
(1946), Nordrhein-Westfalen (1950). Rheinland-Pfalz (1947),
Württemberg-Baden
(1946) und Württemberg-Hohenzollern, während die Verfassung
von
Baden außerdem den staatlichen Aufbau "nach den Grundsätzen
des christlichen Sittengesetzes" formell ausspricht.
Die Verfassungen von Bayern (Artikel 135), Nordrhein-Westfalen (Artikel
12) und Rheinland-Pfalz (Artikel 29) garantieren die Bekenntnisschule.
Im übrigen offenbarte sich in der Zeit seit 1945 der
antikirchliche
Geist des Liberalismus und Marxismus gerade im Kampf gegen das
Elternrecht
im Schulwesen, am stärksten in dem vom Sozialismus mit seinen
Bundesgenossen
bis 1955 fast diktatorisch regierten Lande Niedersachsen.
Zwischen dem Apostolischen Stuhl und der Bundesrepublik bestehen
diplomatische
Beziehungen. Päpstlicher Nuntius ist seit 1951 Erzbischof Dr.
Aloysius
Joeph Muench, Bischof von Fargo (USA).
[498. Frage: Welches ist die Lage der Kirche in den Längern Europas und Amerikas Mitte des Jahres 1955]
[499. Frage: Wie ist die Lage der katholischen Heidenmission Mitte des Jahres 1955]
500. Frage: Wie zeigte Papst Pius XII. der heutigen Menschheit
die
Wege auf zur Verbindung von Religion und Leben?
Die Rettung der Menschheit liegt darin, daß das gesamte Leben
aus dem Geiste der Religion, und zwar der Religion Christi, gestaltet
wird.
In großen Hirtenschreiben und in einer fast unübersehbaren
Fülle
von Ansprachen hat Papst Pius XII. die Wege aufgezeigt, wie das
komplizierte
Leben der Menschen unserer Tage in all seinen Einzelheiten vom Geiste
Christi
zu formen ist.
Er hat in den Enzykliken "Mystici Corporis" vom 29. Juni 1943 und
"Humani
Generis" vom 12. August 1950 die Kirche Christi dem heutigen Menschen
als
Ziel seines Suchens nach Wahrheit und als Retterin vor den die Wahrheit
verdunkelnden Zeitirrungen vor Augen gestellt. Er hat diese suchende
und
ruhelose Menschheit in der Enzyklika "Divino afflante Spiritu" vom 30.
September 1943 auf die Quelle der Wahrheit in der Heiligen Schrift und
in der Enzyklika "Mediator Dei" vom 20. November 1947 auf die
Erhabenheit
und Schönheit des gottesdienstlichen Lebens in der Liturgie
hingewiesen.
In seinen zahlreichen Ansprachen hat er allen Berufsständen und
Lebensgruppen für alle Gegenwartsaufgaben und
Zeitverhältnisse
die konkreten Wege aufgezeigt, wie der Glaube der Kirche und die
Ideenwelt
des Christentums mit den Erfordernissen des modernen Lebens zu
verbinden
und diese mit jenen in innere Beziehung zu bringen sind. Er hat das
getan
in einer Tiefe der Gedanken, einer Schönheit der Sprache und
Darstellung
und einem Umfang des Materials, daß die vielen Bände seiner
gesammelten Reden tatsächlich die gründlichste und erhabenste
Enzyklopädie der Zeit über das Gesamtthema "Religion und
Gegenwart
- Christentum und Leben" darstellen.
Wie Pius XII. in einer Ansprache vom 7. September 1947 den Männern
der Katholischen Aktion als Ziel ihres Apostolats die Eroberung der
Welt für Christus darlegte und sie mahnte, sich das Rüstzeug
hierfür in der Mehrung und Vertiefung der religiösen
Kenntnisse
zu beschaffen:
"Wer sich mit der Verteidigung begnügt, verliert. Die Katholische
Aktion will das Verlorene wiedergewinnen, will neue Eroberungen machen.
Schließt euch nicht ab! Dringt vor in die fremden Reihen!
Öffnet
die Augen der Irregeleiteten für den Reichtum des katholischen
Glaubens!
Manche von ihnen warten auf euch, auf euer liebevolles Herz, auf
Klarheit
und Offenheit und das befreiende Wort, das von euch kommt. In der Kunst
der Gewinnung der Menschen könnt ihr auch von euren Gegnern
einiges
lernen. Besser aber, ihr lernt von den Christen der ersten
Jahrhunderte.
Man hat das Wort 'Blutarmut des religiösen Lebens' geprägt.
Diese
Blutarmut, die sich in allen Schichten findet, bei Gebildeten wie bei
Handarbeitern,
rührt in erster Linie von der Unkenntnis in religiösen Dingen
her. Nähret selbst Geist und Herz mit der wesentlichen Nahrung des
Glaubens, und dann tragt die Wahrheit hinaus, daß sie hingelange
in die entlegensten Winkel des Landes wie die Luft des Lebens, die
überall
hindringt und alles umfaßt und umhüllt! Tragt sie besonders
zu denen, die in Unglauben gefallen sind!" -
so mahnt er am 18. Mai 1955 die Bauern, aus der Freude an ihrem
Beruf die Heranbildung eines verantwortungsvollen Jungbauernstandes in
die Hand zu nehmen:
"Während heute so viele das persönliche Wagnis fürchten
und die Sicherheit suchen, selbst auf Kosten der persönlichen
Unabhängigkeit,
bleibt ihr einem Beruf treu, der in besonderer Weise ein Wagnis ist und
immer sein wird, der aber gerade deswegen das Vorbild menschlichen
Einsatzes
darstellt, eines Einsatzes, der allezeit dem Leben der Völker die
Gewähr für Dauerhaftigkeit und Fruchtbarkeit gegeben hat.
Bemüht
euch, die Landjugend zu gewinnen! Zeigt den jungen Menschen herzliche
Teilnahme!
Formt sie und bereitet sie in besonderen Kursen auf ihre Pflichten als
Bauern vor! Erzieht sie zu aufgeschlossenen und höherzielenden
geistigen
und sozialen Anschauungen!"
Er warnt die Seelsorger, sich auf "die kleinlichen Fragen der
Parteipolitik
einzulassen und auf die Parteikämpfe, die die Geister erregen, die
Zwietracht verschärfen, die Liebe erkalten lassen und Eurer
eigenen
Würde und der Wirksamkeit Eures heiligen Amtes schaden" (Ansprache
vom 10. März 1948). Er fordert sie auf, Mut und Vertrauen bei
ihrer
schweren und verantwortungsvollen Arbeit zu haben; "denn Pessimismus
wäre
schlecht am Platz. Ihr seht ja, wie die Anziehungskraft der irdischen,
der materiellen Güter nicht stark genug ist, zu verhindern,
daß
das Volk sich dennoch, fast instinktmäßig, den geistigen und
religiösen Dingen zuwendet" (Ebd.).
Papst Pius XII. rief am 11. September 1949 den Arbeitern und
Arbeiterinnen
freudig den Gruß zu: "Seid willkommen im Hause des gemeinsamen
Vaters
der Christenheit, geliebte Söhne und Töchter!" Er rühmt
ihre Gewerkschaften als "herrliche Frucht vom Baume der kirchlichen
Soziallehre",
als "Mittel der Besserung und Sicherung der wirtschaftlichen Lage der
Arbeiter
und ihrer Familien". Er warnt aber vor dem Mißbrauch dieser
Organisation
"als einer ebenso furchtbaren Gefahr wie jene, die im Mißbrauch
der
Macht des Kapitals besteht", und stellt als Ziel seiner sozialen
Bestrebungen
hin "die fortschreitende Ausbreitung des Privateigentums und die
Vermehrung
mittlerer und kleinerer Unternehmungen".
Er mahnte am 16. April 1947 die Wissenschaftler an ihre
große
Verantwortung:
"Die, welche die materiellen Güter in Überfluß
besitzen,
nennt man mit Recht die 'Bankiers Gottes', die Beauftragten Gottes,
gegenüber
den Armen. Mit noch mehr Grund haben die, denen der Vater des Lichtes
die
Gaben des Verstandes reichlicher zugeteilt hat, die Aufgabe und
Pflicht,
diese Schätze in kluger Weise an die Massen weiterzugeben, die
ihrer
sonst beraubt blieben. Eure Aufgabe ist, die Wissenschaft, der Ihr Euch
widmet, dauernd zu vertiefen, Euch dauernd auf dem Laufenden zu halten
über Eure Beziehung zu den anderen Zweigen der Wissenschaft, Euer
Wissen schließlich in kleine Münze umzusetzen, damit es den
Seelen zugänglich werde und jedem Licht und Nahrung sei. Jeder
Gelehrte,
jeder Schriftsteller, jeder Lehrer, jeder Redner, jeder Intellektuelle
ist ein 'homo missus a Deo, ut testimonium perhibeat de lumine' - 'ein
Mann von Gott gesandt, um Zeugnis zu geben vom Licht' (Joh. l, 7 f.)."
Er zeigt den Juristen ihre letzte und höchste Aufgabe.
"Auch der schuldig Verurteilte muß zur inneren Befreiung vom
Strafübel
kommen. Sich selbst überlassen, vermögen das nur wenige. Es
geht
darum, dem Schuldigen so nahe zu kommen, daß man in ihm Christus
sieht, ehrt und liebt, ja, daß man sich geistig an die Stelle des
Menschen im Sträflingskleid und in seine Gefängniszelle
setzt,
wie der Herr von sich selbst sagt: 'Ich war ein Gefangener, und ihr
seid
zu mir gekommen' (Mt. 26, 35). Nur dieses Licht und diese Güte
Christi
können dem Sträfling Halt und Hilfe geben, daß er sich
herausfindet aus der Knechtung der Strafe, und daß er Freiheit
und
inneren Frieden wiedererlangt" (Ansprache an die katholischen
italienischen
Juristen am 6. Februar 1955).
Er deutet den Verantwortlichen des Films ihre Aufgabe: Der Film
muß dem, der ihn sieht und hört, den Sinn für die
Wirklichkeit
vermitteln, aber einer Wirklichkeit, die gesehen wird mit den Augen
eines
Besserwissenden, und die gelöst wird vom Willen eines, der sich
gleichsam
brüderlich an die Seite des Zuschauers stellt, um ihm zu helfen
und
ihn zu stärken Der Film, der von der Wirklichkeit zur Illusion
führt,
muß auch wieder von der Illusion zur Wirklichkeit führen in
der gleichen angenehmen Art, wie die Natur im Schlaf sie zur Anwendung
bringt. Auch sie entzieht den müden Menschen der Wirklichkeit und
trägt ihn in kurzer Zeit in die trügerische Welt der Freude.
Aber nach dem Schlaf stellt sie ihn erfrischt und wie erneuert der
wachen
Wirklichkeit zurück. Der ideale Film ist zugleich leicht und tief,
voll Phantasie und voll Wirklichkeit, so daß der Zuschauer am
Schluß
den Saal froher, freier, innerlich besser verläßt, als er
dort
eintraf" (Ansprache an die Vertreter der Filmindustrie Italiens am 21.
Juni 1955).
Den Ärzten sagt Pius XII. das ernste Wort: "Der Kranke
verdient das Höchstmaß an Rücksichtnahme, weil er das
Bild
Gottes widerspiegelt, das Bild des menschgewordenen und leidenden
Gottes.
Deshalb gehen die Gebote der Sittlichkeit, denen der Arzt gehorcht,
weit
hinaus über die Vorschriften eines beruflichen Ehrenkodex. Sie
werden
zum Maß der persönlichen Haltung im Angesicht des lebendigen
Gottes. Von dort kommen Würde und Adel der ärztlichen
Tätigkeit,
von dort der sakrale Charakter, der die Person und Eingriffe des Arztes
umgibt" (Ansprache an die Teilnehmer des IV. Internationalen Kongresses
der "Union Medicale Latine" am 7. April 1955).
Schon am 20. Mai 1945 mahnte Pius XII. zehntausend italienische
Sportler:
"Wenn Ihr dank Eurer sportlichen Übungen dahin kommt, Euren
Körper
fügsam zu machen und ihn Eurem Geist und Eurer moralischen
Verpflichtung
besser zu unterwerfen, dann gewinnt Eure Körperkultur einen
übernatürlichen
Wert."
So hat Pius XII. allen Lebens- und Berufsständen in immer neuen
Ansprachen die Wege aufgezeigt, Religion und Leben, Christentum und
Gegenwart
miteinander zu verbinden. So hat er der kirchlichen Arbeit ihre
konkreten
Aufgaben für die Zukunft gestellt und der kommenden Geschichte der
Kirche die Wege gewiesen. Er hat über die modernsten Fragen der
Gegenwart,
über die Fragen der heutigen Physik und Chemie, über die
positiven
Werte der Atomforschung gesprochen und im Zusammenhang damit am meisten
über die Sicherung des Weltfriedens. Dabei hat er seinem Glauben
an
das christliche Abendland in der Weihnachtsbotschaft 1954 über die
Koexistenz in der Wahrheit kraftvollen und hoffnungsfreudigen Ausdruck
verliehen:
"Was bleiben muß und zweifellos bleiben wird, ist das echte
Europa,
die Fülle all der geistlich-sittlichen und kulturellen Werte, die
das Abendland angehäuft hat, schöpfend aus den
Reichtümern
seiner Einzelnationen, um sie der ganzen Welt auszuteilen. Europa wird
nach den Fügungen der göttlichen Vorsehung auch noch
weiterhin
Hort und Spender dieser Werte sein, wenn es versteht, sich auf sein
eigenes
geistiges Wesen zurückzubesinnen und der Vergötzung der Macht
abzuschwören. Wie in der Vergangenheit die Quellen seiner Kraft
und
seiner Kultur im höchsten Grad christlich waren, so muß es
sich
zur Rückkehr zu Gott und den christlichen Idealen
entschließen,
wenn es Grundlage und Band seiner Einheit und wahren Größe
wiederfinden
will."
Papst Pius XII. hat einer Welt, die die letzten Auswirkungen einer
rein diesseitig materialistischen Kultur schaudernd erlebte und noch
erlebt,
in der materialistische Gottfeindlichkeit und christliches
Gottvertrauen,
kollektivistische Menschenentwürdigung und christliche
Persönlichkeitswertung
stärker denn je aufeinander prallen, in der Dogmatisierung der
leiblichen
Verklärung der Gottesmutter am 1. November 1950 und in der
Einsetzung
ihres Festes als Regina Coeli am 11. Oktober 1954 die höchste
Erhebung
des Menschentums in der Welt des Jenseits und der Übernatur
aufgezeigt
und diese suchende, zerrissene, leidende Welt am 31. Oktober 1942 dem
gütigen
Herzen der himmlischen Mutter geweiht.