"Lebendiges Zeugnis, die Schriftenreihe des Akademischen
Bonifationswerkes, gibt es nicht nur online. Vierteljährlich werden
in der Printausgabe aktuelle Themen aus Kirche, Gesellschaft und Theologie
beleuchtet." Dieser Satz entstammt den PR-Seiten der V2-Zeitschrift "Lebendiges
Zeugnis". Wir beobachten LZ schon lange; man kann es als
pseudotheologische Müllhalde charakterisieren, da sich renommierte
Kirchenhasser (ein Name reicht als Beispiel: Karl Lehmann) dort ein
Stelldichein geben, allerdings trifft diese Charakterisierung auf den
gesamten V2-Apparat zu, wofür KzM die - unwiderlegbaren - Beweise
liefert.
Statt einer allgemeinen Würdigung einer "theologischen
Zeitschrift" ist eine Untersuchung einzelner Artikel interessanter,
und so greifen wir einen Artikel aus LZ heraus. Man kann LZ über
kath.de erreichen. Zitate aus der Online-Ausgabe
von LZ sind ausdrücklich erlaubt.
Heute geht es um den Text von "Prof. Dr. theol. Dr. phil. em" Eugen Biser "Bindet ihn los! Zur Frage nach dem Sinn des Todes Jesu", LZ 51 (1996) 54-66.
Vor den Zitaten aus dem Biser-Text aber erst einmal Informationen zur
Dogmatik. Biser bietet nur den üblichen V2-Kram, der viel mit einem
Luftballon gemein hat: aufgeblasen und völlig hohl, nur diejenigen in
seinen Bann ziehend, die noch nicht zum Vernunftgebrauch gelangt sind.
Harte dogmatische Fakten gibt´s da leider keine. Die kirchliche Lehre
lautet:
"Christus hat durch sein Leiden und Sterben Gott dem Herrn für
die Sünden der Menschen stellvertretende Genugtuung geleistet. De
fide [unfehlbare Glaubenslehre]. a) Lehre der Kirche. Die
'stellvertretende Genugtuung' ist nicht in terminis definiert, aber in
gleichwertigen Ausdrücken so nachdrücklich gelehrt, daß
die vicaria satisfactio mit zu den wichtigsten Dogmen des Christentums gehört.
Der zehnte Anathematismus [Verurteilung von Häresien] lehrte
(Denzinger 122): [Wenn jemand also sagt, dass er [Christus] für sich
selbst das Opfer dargebracht habe und nicht vielmehr nur für uns, der
sei ausgeschlossen (eig.Üb.)]. Sehr deutlich spricht sich das
Tridentinum aus (s. 5 can. 3 Denzinger 790): [Wenn Jemand behauptet, daß
diese Sünde Adams ... durch ein anderes Gegenmittel hinweggenommen
werde, als durch das Verdienst des Einen Mittlers, unseres Herrn Jesu
Christi, welcher uns mit Gott durch sein Blut versöhnt hat, indem er
für uns ward Rechtfertigung, Heiligung und Erlösung ... der sei
ausgeschlossen (Üb. Loch)]. Anderswo fügt es hinzu: [der ...
durch sein allerheiligstes Leiden am Holze des Kreuzes die Rechtferigung
verdient und für uns Gott dem Vater Genugthuung geleistet hat (Üb.
Loch)]. Letzterer Ausdruck kommt auch schon dem Wortlaute nach der
scholastischen Satisfaktionslehre am nächsten. b) Hl. Schrift. Wenn
auch nicht dem Schulausdrucke nach, so ist dennoch der Sache nach die
Lehre von der stellvertretenden Genugtuung aufs klarste in den Büchern
beider Testamente enthalten. 1) Mit überraschender Anschaulichkeit
hat Isaias in seiner berühmten Weissagung über den leidenden
'Knecht Gottes' das christliche Dogma ausgesprochen [...] 2) Das Neue
Testament enthält direkte Beweisstellen die sich zumeist an die
Ausdrucksweise des Isaias anlehnen. Bekannt ist der Spruch des Täufers
(Joh 1,29). [...] Nicht minder durchsichtig ist der Paulinische Erlösungsbegriff
(2 Kor 5,21). [...] Ein besonderes Gewicht beanspruchen jene zahlreichen
Bibelstellen, welche vom Loskauf der Menschen durch das Blut Christi als Lösepreis
reden. Vgl. 1 Kor 6,20 [...] 1 Petr 1,18f. [...] Röm 3,24; Eph 1,7; 1
Tim 2,6 usw." (Pohle-Gierens, Lehrbuch der Dogmatik, II. Band,
Paderborn (9)1937, 189-191). Damit zu Biser:
Der Einleitungssatz des Artikels ist ein propagandistisches Gebilde aus
V2-Versatzstücken: "Im Zug der Neuentdeckung Jesu, zu der die
moderne Theologie auf breiter Front aufgebrochen ist, gewann die Annahme "versprengter
Ostergeschichten" zunehmend an Boden"
"Neuentdeckung Jesu" - "Aufbrechen" - "Annahmen".
Mit diesen blödsinnigen Allgemeinplätzchen dürfen sich
heutige "Theologie"-Studenten herumschlagen. Statt der
unfehlbaren Sicherheit der katholischen Dogmen gibt es nur unverbindliche
Theorien, für die jedoch noch eine Beschränkung gilt: Sie dürfen
nicht mit der katholischen Lehre in Einklang zu bringen sein - von dieser
Einschränkung abgesehen, ist restlos jede Narrenfreiheit absolut
erlaubt und erwünscht. Was bietet uns Biser also?
Nun, in den weiteren Einleitungszeilen räumt Biser - gähn! -
mit dem "vorkonziliaren Mythos" auf, dass das NT eine
historische Quelle sei, und von Dogmen will Biser sowieso nichts wissen;
so langweilt er uns dann exzessiv mit verschiedenen Hypothesen - doppel-gähn!
Für KzM-Leser ist diese Masche also nichts Neues - Biser hat es sich
anscheinend zum Ziel gesetzt, seine Leser mit unerträglich
langweiligem Geschwafel einzuschläfern. Wir werfen die Last, die
Biser den Lesern aufbürden möchte, von uns, indem wir anhand von
Beispielen die Wertlosigkeit seiner Attacken gegen das Christentums
erweisen.
"Die ungleich schwerere Fessel, die Jesus in letzter Zeit aufs neue
übergeworfen wird, besteht jedoch in seiner Festlegung auf den
Satisfaktionsgedanken. Denn für eine bis in die Abendmahlsworte zurückreichende
und das Glaubensbewußtsein der Christenheit aufs tiefste prägende
Tradition steht es fest, daß der Tod Jesu sowohl von seinem Motiv
wie von seiner Zweckbestimmung her eine Sühneleistung erbrachte.
Jesus starb, dem programmatischen Wort des Ersten Johannesbriefs zufolge "nicht
nur zur Sühnung für unsere Sünden, sondern auch für
die Sünden der ganzen Welt" (1 Joh 2,2) (S. 55)."
Also, die "Festlegung auf den Satisfaktionsgedanken" ist eine
Art "Vergewaltigung Christi"; lt. Biser fügt man Jesus
schwerstes Unrecht zu, wenn man bei Jesus dieses Motiv für seinen
Kreuzestod sieht. Zwar gesteht Biser ein, dass genau dieses Verständnis
des Todes Jesu "Tradition" hat, aber den V2-Leuten geht es ja
darum, "Neuentdeckung" zu leisten, d.h. etwas Neues zu
entdecken. Dieses "Neue" ist aber nicht etwas, was zwar anfangs
vorhanden war, aber quasi übersehen wurde, sondern eine freie
Erfindung des schöpferischen Menschenwillens. Traditionen sind nur
noch dazu da, "aufgebrochen" zu werden. Die "Festlegung auf
den Satisfaktionsgedanken" ist bekanntlich aufs klarste in den
Schriften beider Testamente vorgegeben, und selbst wenn 1 Joh 2,2, von
Biser zitiert, die einzige Stelle im NT wäre, wäre dies genügend
klar. Biser lässt jedoch die Wahrheit nicht vor seinem schöpferischen
Willen gelten.
"Wenn man sich die befreiende Wirkung der Distanzierung Jesu vom
Opfer- und Sühnekomplex vergegenwärtigt, drängt sich fast
unabweislich die Frage nach den Gründen auf, die zur Wiederbelebung
des traditionellen Konzeptes führten" (S. 56).
Nach Biser ist es also "befreiend", dass angeblich keine Erlösung
stattgefunden hat. Nun wundert sich der superweise Mann, warum dennoch das
- logischer Weise wenigstens zeitweilig "tote" - "traditionelle
Konzept" "wiederbelebt" wurde.
"Was das Problem der Sünde anlangt, so gilt auch für
Jesus selbst, daß ihm mehr an der Erhebung als an der Erziehung des
Menschen gelegen ist. Zwar bindet er bei der Proklamation des
Gottesreiches sein Heilsangebot an die Bedingung der Metanoia. Sie aber
bezieht sich in ihrem ethischen Aspekt gerade nicht auf den Komplex der
Verfehlungen, an denen sich das Sündenbewußtsein entzündet,
sondern auf das, was der Veruntreuer der ihm anvertrauten Talente Gott
schuldig geblieben ist und immer wieder schuldig bleibt. Von denen, die
als Verirrte, Leidende oder Suchende zu ihm kommen, verlangt Jesus deshalb
auch kein Sündenbekenntnis, sondern den Glauben" (S. 57).
In der V2-Sekte ist die Beichte praktisch abgeschafft, und Biser scheint
sich keine Mühe zu geben, diesen Zustand zu ändern; ja
eigentlich kann es in Bisers Ideologie keine Beichte geben, weil ja lt.
Biser das Sündenbekenntnis nichts mit der Verkündigung Jesu zu
tun hat. Diese Weisheit entpuppt sich jedoch sofort als bloße
Geschichtsfälschung. Denn Christus hat den Aposteln die Gewalt
verliehen, Sünden zu vergeben (Joh 20,22-23), und dementsprechend
verlangt der Apostel Johannes das Sündenbekenntnis (1 Joh 1,8-10).
Als Bußübung war ein Sündenbekenntnis bereits bei Johannes
dem Täufer üblich (Mt 3,6). Vor Jesus war ein explizites Sündenbekenntnis
aufgrund des Wissens Christi nicht erforderlich (Lk 6,8; Lk 7,39; Joh
2,25; Joh 13,11). Für das weitere s. den Text über die
Beichte.
"Die entscheidende Rückfrage gilt jedoch der Herkunft und
Motivation des Sühnegedankens. Er drang, wie schon Nietzsche
erkannte, erst nachträglich in das Christentum ein, in erster Linie
wohl durch die Mitglieder der Priestergruppe, die sich (nach Apg 6,7) der
jungen Christengemeinde anschlossen und mit ihrem Wissen um den jüdischen
Opferkult die Antwort auf die die Christen der ersten Stunde bedrängende
Frage mitzubringen schienen, warum Jesus sterben und warum er den
entsetzlichen Kreuzestod erleiden mußte" (S. 58).
Da haben wir es nun ganz ausdrücklich: Das zentrale Dogma vom Sühnetod
Jesu ist "erst nachträglich in das Christentum eingedrungen."
Schließt die Kirchen, gebt den Glauben auf, denn das, was den Kern
des Christentums ausmacht, ist eine Verfälschung der ursprünglichen
Lehre.
Einen prima Gewährsmann hat Biser sich da an Land gezogen: den größenwahnsinnigen
"Philosophen" Nietzsche ("Gott ist tot"), der in völliger
geistiger Umnachtung gestorben ist - das mag für manche Menschen
vorbildlich sein, wir hingegen stehen derlei Exzessen reserviert gegenüber.
Es geht u.E. zu weit, die Grundlage des Christentums, die Erlösungstat
Christi, dem schöpferischen Geist zu unterwerfen.
"Nichts deutet darauf hin, daß Jesus im Fortgang seines
Wirkens dessen Effizienz mit der Bedingung seines Opfertodes verbunden hätte
oder daß Umstände eintraten, die ihn nötigten, sein Leben,
wie es der Sühnegedanke will, in die Waagschale seines Wollens zu
werfen" (S. 59).
Die Hl. Schrift ist ja in Bisers Phantasiewelt nur ein Märchenbuch,
das nichts aussagt. Also: Was in der Hl. Schrift steht, ist "nichts".
Und dieses "Nichts" deutet - insofern muss man Biser recht geben
- darauf hin, dass Jesus seinen Tod als Opfertod verstanden hat, wie oben
dargelegt.
"Mit dem Satisfaktionsgedanken wurde nun aber im Gegensatz dazu
eine Zweckbestimmung an den Tod Jesu herangetragen, die seinen Sinn
verdeckte. Wird sie auch nur versuchsweise aufgehoben, so leuchtet dieser
Sinn spontan auf. Denn in dem Gott, den Jesus für sein Volk und für
die Menschheit entdeckte, spiegelt sich das, was er lebte und war. Wenn J.
G. Fichte meinte, daß die Philosophie eines Denkers letztlich davon
herrühre, was für ein Mensch er sei, darf auch von der
Gottesverkündigung Jesu auf seinen Lebens- und Selbstvollzug zurückgeschlossen
werden. Dann aber entsprach der Gott der bedingungslosen Liebe, den er wie
eine Sonne über der in Todes- und Gottesangst befangenen Welt
aufgehen ließ, seinem Leben der vorbehaltlosen Hingabe an Gott, an
seine Sendung und an die Menschen, die durch diese für Gott gewonnen
werden sollten" (S. 61f).
Fichtes Idiotie ist bereits bei KzM vorgestellt worden (s.
Alma Mater 2). Nach Biser zeigt sich erst dann,
was der Tod Jesu in Wirklichkeit bedeutet, wenn man das Dogma leugnet. Außerdem
zeigt sich hier wieder die Idiotie der "historisch-kritischen Methode",
die ganz nach Lust und Laune festlegt, inwieweit die Texte des NT das
wirkliche Leben Jesu beschreiben. Biser kürzt willkürlich alle
Texte, die auf den Sühnegedanken verweisen, als spätere Verfälschungen
des Christentums heraus. Aber: Wieso dann so zimperlich? Warum überhaupt
noch annehmen, dass Jesus ein "guter Mensch" (?) war, oder ganz
elementar, dass er überhaupt gelebt hat? Die V2-"Theologen"
zelebrieren pausenlos Orgien der Willkür, und Biser, gar nicht feige,
ist mittenmang dabei.
Insofern kann man es nur noch als restlos lachhaft abtun, wenn Biser,
nachdem er die Hl. Schrift für sich zurechtgeschnibbelt hat, Theorien
über die Gottesverkündigung Jesu und über den wirklichen
Sinn des Leidens und Sterbens Jesu aufstellt. Das ist dann auch nicht mehr
der Rede wert - wichtig ist eben nur, dass das Dogma geleugnet wurde.
Wegen der eminenten Bedeutung dieses Dogmas fällt Biser eindeutig in
die Kategorie "Apostat" (s. "Katholischer
Erwachsenen-Katechismus", Fazit)
"Jetzt will der Verkündigte wieder neu zu Wort kommen; jetzt
bewegt der Geglaubte wieder - mehr als alle auf ihn angesetzten Argumente
- zum Glauben; und jetzt beginnt der zur Lehre Festgeschriebene wieder zu
lehren, zwar nicht wie damals auf dem Berg der Seligpreisungen und in der
Säulenhalle Salomons, wohl aber durch die Stimme des inwendigen
Lehrers. In alledem aber öffnet sich der Schrein der Vergegenständlichungen
zu neuer Selbstvergegenwärtigung des von ihm Umschlossenen. Die
Spuren dieser "Egression" sind freilich schwer auszumachen. Aber
Vorgänge wie die Neuentdeckung Jesu im Glaubensbewußtsein der
Gegenwart, das viele bewegende Verlangen nach Glaubensmystik und die
Wiederentdeckung der Kreativität des Glaubens deuten darauf hin, daß
seine Anwesenheit fühlbar und seine Stimme hörbar zu werden
beginnt. Das sind erste Symptome; nicht mehr. Und doch zeigen sie einem
jedem, der sehen will, daß der Glaube lebt und, ungeachtet aller Rückschläge,
seiner größeren Zukunft entgegengeht" (S. 65f).
Dies sind die Schlussworte Bisers. Für den Ausdruck "inwendiger
Lehrer" verweist Biser auf einen Text, den er 1994 veröffentlicht
hat, den wir aber nicht gelesen haben, weswegen wir hier nicht über
diesen Ausdruck spekulieren. Ähnlich der Einleitung, wird noch einmal
propagandamäßig die Kernbotschaft der Verkündigung Bisers,
das Grundthema, hervorgehoben: "neu zu Wort kommen"; "neue
Selbstvergegenwärtigung", "Neuentdeckung", "Kreativität
des Glaubens" - Hauptsache, die Tradition ist und bleibt tot,
Hauptsache, die katholische Lehre ist zerstört!
Bisers primitiv-blödes Gefasel kann nur bei denen auf fruchtbaren
Boden fallen, die die notwendige Bosheit mitbringen. Wer die Nachfolge
Jesu als den Sinn des Lebens erkannt hat, wird sich durch Bisers Eskapaden
nicht weiter beeindrucken lassen. Bisers uninspirierter Aufguss längst
widerlegter Häresien zeigt einmal mehr sehr eindrücklich, in
welchem Bildungsnotstand sich Deutschland befindet.
Bliebe noch die Frage, ob man denn bei LZ nicht wusste, dass Biser mit der katholischen Lehre radikal gebrochen hat. Hat man etwa völlig blind den Text veröffentlicht? Gegen diese Theorie spricht die Einleitung, die von dem "Realisator" von LZ, Burkhard Theß, verfasst wurde. Diese lautet vollständig: "Der Tod Jesu und seine Deutung als von Gott gefordertes Opfer ist für viele Menschen ein unverständliches Ärgerniss auf ihrem Weg zum christlichen Glauben. Mußte Jesus sterben, weil Gott ein versöhnendes Opfer für die Sünden der Menschheit forderte und nur der Sohn würdig war, dieses Opfer zu sein? So sieht es die klassische Satisfaktionslehre. Nach Biser ist diese Sichtweise jedoch eine unzulässige Verzweckung des Todes Jesu. Das eigentlich Sinnstiftende am Tode Jesu ist nach Biser die Auferweckung Jesu durch Gott, mit welcher der Vater den Sohn vor den Augen der Welt rechtfertigt und seine Botschaft vom Reich Gottes, dem Reich des liebenden Vaters, bestätigt."
Damit gibt es rein gar nichts mehr, was zur Gewährung von mildernden Umständen für die V2-Sektierer vorgebracht werden könnte.