Als Einstimmung in die kommenden Texte der V2-Sekte Köln (es geht
wieder hoch her!) betrachten wir hier einen Vortrag des Kölner Laien-"Theologen"
Hans-Joachim Höhn. Höhn war bereits in dem Text
Faustrecht gewürdigt worden, hier steht
nun ein etwas neuerer Text von ihm zur Diskussion. Höhn erhielt am
03.10.1997 einen Brief von uns:
"Der beigefügte Text "Faustrecht" ist bereits vor
einigen Wochen im Franziskaner-Gemeindebrief (Auflage ca. 5.000 Exemplare)
veröffentlicht worden. "Generalvikar" Feldhoff, dem ich den
Text noch vor der Veröffentlichung zugestellt hatte, hat Ihnen
wahrscheinlich schon eine Kopie des Textes ausgehändigt. Nur zur
Sicherheit schicke ich Ihnen den Text direkt. Geben Sie ggf. auch eine
Kopie an Borse weiter! Für einen Kostenzuschuß von DM 10,- können
Sie noch andere bereits publizierte Texte von mir erhalten, die sich
ebenfalls mit der neuen "Theologie" und der vatikanischen
Antikirche auseinandersetzen."
Dieser Brief blieb bis heute unbeantwortet, d.h. Borse und Höhn
haben nichts an unseren sie betreffenden Ausführungen zu beanstanden.
In der Karl Rahner Akademie, Köln, hielt Höhn am 16.02.2000 einen Vortrag "'Spurensicherung'. Erlebnisgesellschaft - Erlebnisreligion". Wir stellen nun die zugehörige "Seminarunterlage für die Teilnehmer von Kurs Nr.67 'Zerstreuungen'" vor.
Bevor wir auf den Höhn-Text eingehen, eine kurze Bemerkung zum
Kursthema "Zerstreuungen". "Zerstreuen" ist ein
durchaus biblischer Begriff, der in vielen Kernaussagen der Heiligen
Schrift zu finden ist, z.B.:
"Ich sehe ganz Israel auf den Bergen zerstreut wie Schafe ohne
Hirten" (1 (3) Kön 22,17). - Dies sagt der Prophet Mika
(Michajehu) zu Achab, dem König von Israel, um ihn davor zu warnen,
die Schlacht gegen Ramot in Gilead zu schlagen. Mika wird für diese
Warnung schwer bestraft, er muss solange ins Gefängnis, bis Achab
unversehrten Rückkehr Achabs aus der Schlacht. Der König stirbt
aber in der Schlacht, er verblutet in seinem Wagen. "Als man am Teich
von Samaria den Wagen wusch, leckten die Hunde sein Blut auf, und die
Dirnen wuschen sich darin nach dem Wort, das der Herr gesprochen hatte"
(22,38).
Der Psalmist klagt:
"Nun hast Du uns verworfen, zu Schanden uns gemacht: Du ziehst nicht
mehr mit unsern Schafen aus. Du läßt uns vor dem Gegner
fliehen, und unsere Hasser holen Beute sich. Du gibst uns hin wie
Schlachtschafe, zerstreust uns unter die Heiden, und die Nationen schütteln
um uns den Kopf" (Ps 44 (43),10-12).
In diesem Zusammenhang besonders interessant sind auch die Ausführungen
über die Endzeit (Daniel 12,7):
"wenn aufhört die Vernichtung an der Macht des heiligen Volks,
geht alles das zu Ende" (Riessler)
"Ist man damit fertig, die Macht des heiligen Volkes zu zerschlagen,
dann wird sich dies vollenden" (Hamp)
"wenn die Zerstreuung der Macht des heiligen Volkes aufs höchste
gekommen" (Straubinger).
Dort ist nämlich auch von der Abschaffung des täglichen Opfers
(was gemeinhin auf die Einführung des "Novus Ordo Missae"
der V2-Sekte bezogen wird) und dem Aufstellen der Greuelgötzen (was
gemeinhin auf die Entweihung der Kirchen, insbesondere bei dem
Assisi-Spektakel 1986, durch die V2-Sekte bezogen wird) die Rede.
Jesus formuliert die unausweichliche Alternative: "Wer nicht mit mir
ist, der ist wider mich; wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut"
(Mt 12,30). Ferner unterscheidet Jesus zwischen dem guten Hirten und dem
Mietling: "Der Miethling aber, der nicht Hirt ist, dem die Schafe
nicht eigen sind, sieht den Wolf kommen und verläßt die Schafe
und flieht, und der Wolf raubt und zerstreut die Schafe" (Joh 10,12).
Die Zerstreuung bedeutet Schwäche, während Sammlung Stärke
bedeutet. Dies gilt ebenso für mehrere Menschen (Einigkeit macht
stark) wie für den Einzelnen, der z.B. beim Gebet gesammelt oder
zerstreut ist; cf. H. Jone, Katholische Moraltheologie, Paderborn (7)1936,
124: "Ist man bei Pflichtgebeten (z.B. Buße, Breviergebet)
freiwillig zerstreut, so hat man doch seine Pflicht erfüllt, obwohl
freiwillige Zerstreuung selbstverständlich eine läßliche Sünde
ist und die Wirksamkeit des Gebetes beeinträchtigt."
Die V2-Sekte arbeitet unentwegt daran, die Widerstandskraft gegen das Reich des Satans zu brechen. Einerseits werden die Mitläufer durch Zerstreuungen aller Art, insbesondere durch das Affentheater der "Neuen Messe", von Sammlung und damit vom Nachdenken abgehalten, andererseits werden diejenigen, die das Spiel der V2-Sekte durchschauen, mit den übelsten Terrormethoden unterdrückt / zerstreut. Insofern kann es nicht verwundern, dass bei einer V2-Akademie "Zerstreuungen" Kursthema sind. Damit zum Höhn-Text.
Höhn klotzt bereits mit den Anfangsworten apodiktisch herum, dass
jedem rückgratlosen Duckmäuser erst einmal die Luft wegbleibt:
"Wer heute abseits doktrinärer Fundamentalismen am Religiösen
interessiert ist, sucht nicht das vorgefertigte Bekenntnis, das man nur
noch zu übernehmen braucht, - auch nicht ein dogmatisches Lehrgebäude,
das bei Häresieverdacht mit Sanktionen droht, - und erst recht nicht
die oberhirtliche Verwaltung einer rigiden Moral."
Was für ein Satz! Sofort wird die verbale Keule ("doktrinärer
Fundamentalismus") mit aller Wucht geschwungen, dann wird direkt nach
dem Mengenlehrenprinzip eine Restmasse erfunden, die an etwas Religiösem
ohne klare Inhalte interessiert sein soll.
"Fundamentalismus" ist ein beliebter Totschläger, mit denen
Gruppen diskreditiert werden sollen, die noch irgendwie an der
Verbindlichkeit dogmatischer und moralischer Aussagen festhalten, sei es
auch nur pro forma; damit lässt sich der Begriff auf jeden anwenden,
der nicht seine Privatreligion zum Credo erhebt (s. z.B.
Publik-Forum), also z.B. auf das
"Opus Dei", auf die
Indultler, ja sogar auf uns ist dieser Ausdruck
schon einmal angewendet worden! Zugrunde liegt der Irrsinn, dass es
verwerflich sei, ein festes Fundament zu haben: Der mündige Bürger
baut sein Haus auf seinem eigenen Mist (cf. Mt 7,24-27). Die Hinzufügung
des Adjektivs "doktrinär" soll die Verwerflichkeit des
festen Fundaments unterstreichen, ist aber nur eine Tautologie, mit der
die Zuhörer besonders genarrt werden sollen.
Damit wendet sich Höhn direkt denjenigen zu, die eine Lehre ohne
Inhalt suchen, allerdings nicht in der Weise, dass Höhn den Irrsinn
dieser Suche nach einer inhaltslosen Lehre aufzeigt; diese Blindgänger
sollen gerade nicht bekehrt, sondern in gewisser Weise "bedient"
werden. Das erinnert stark an Höhns Aktivismus zugunsten inhaltsloser
Sakramente.
Damit bildet also eine völlig abstruse Behauptung den Ausgangspunkt für
Höhns Zerstreuungen. Weil der Ansatz falsch ist, könnte man hier
die Analyse des Vortrags beenden, aber wir schauen noch ein bisschen
weiter.
"Die religiös Aufgeschlossenen dieser Tage suchen Indizien dafür,
daß die Türen der Offenbarung nicht schon vor 2000 Jahren oder
mit der Endredaktion der Evangelien definitiv geschlossen wurden."
Nach kirchlicher Lehre ist die Offenbarung mit dem Tod des letzten
Apostels abgeschlossen ist, und so kann es eine Dogmenentwicklung nur in
dem Sinne geben, dass das, was im Kern schon alles vorhanden ist, von der
Kirche tiefer, aber niemals in einem anderen Sinne erkannt wird; der
Modernismus hingegen duldet keinerlei Beschränkung seiner
Narrenfreiheit, s. Syllabus. Der
naturwissenschaftlich Aufgeschlossene sucht Indizien dafür, dass die
Schwerkraft nicht immer gilt, und springt vom Hochhaus. Der medizinisch
Aufgeschlossene sucht Indizien dafür, dass konzentrierte Salzsäure
nicht wirklich schädlich ist, und genehmigt sich einen gehörigen
Schluck. Der technisch Aufgeschlossene sucht Indizien dafür, dass
Strom leicht kontrollierbar ist, und steckt mit entsprechender
Vorbereitung die Finger in die Steckdose. Diesen und ähnlichen "Aufgeschlossenen"
sei deutlich gesagt: Eure Indiziensuche wird tödlich enden! Dem "religiös
Aufgeschlossenen" sei gesagt, dass der ewige Tod in furchtbaren Höllenqualen
besteht, und man das Leben wählen soll.
"Damit ist auch bereits die Herausforderung angedeutet, vor der die
etablierten Kirchen und Konfessionen stehen. Sie scheinen nur dann noch
zukunftsfähig zu sein, wenn der rituellen Erstarrung ihrer Liturgie
und der gefühlloser Verkopfung ihrer Lehre den Abschied geben. Sie
haben offenkundig nur dann eine Zukunft, wenn sie religiöse "Live"-Erlebnisse
möglich machen. Anstatt wie bisher an einem Bestand "wahrer"
Sätze festzuhalten, setzt sich auch unter ihren Mitgliedern zunehmend
das Interesse an einer Spiritualität durch, die sich von intensiven
Erlebnissen nährt ."
a) "rituelle Erstarrung der Liturgie": Der Messkanon geht auf
die Apostel zurück, das ist der Garant dafür, dass wirklich das
Opfer Christi dargebracht wird. Die "Messtexte" des "Novus
Ordo" sind freie und sakramental unwirksame Erfindungen von Menschen.
Wichtig: Höhn meint den liturgischen Wildwuchs der V2-Sekte, wenn er
von "ritueller Erstarrung" spricht. Also selbst das Tohuwabohu,
was in den V2-Häusern abgezogen wird, was vor weniger als vierzig
Jahren aufkam und in unzähligen extremen Varianten und Neuerfindungen
auftaucht, gilt noch als "rituelle Erstarrung"! Bei solchem
Tempo muss einem die Puste ausgehen!
b) "gefühllose Verkopfung der Lehre". Die großartigsten
Theologen waren unbestritten (s. aber auch Alma
Mater, Teil 2) die Kirchenlehrer Augustinus und Thomas von Aquin.
Keiner, der sich jemals mit diesen Heiligen beschäftigt hat, kann
ernsthaft behaupten, diese stünden mit ihrer exzellenten
wissenschaftlichen Leistung dem Glauben "gefühllos" gegenüber.
Ganz im Gegenteil, ihre Schriften sind durchdrungen von einer tiefen Liebe
zu Gott. Die wunderschönen Gebete des Thomas von Aquin, die zu den
wenigen Sequenzen der Liturgie hinzugefügt wurden, sind sehr
geeignet, die Liebe zu Gott anzufachen und zum Ausdruck zu bringen. Man
lese auch den bekannten, bei der eucharistischen Anbetung oft gesungenen
Hymnus "Adoro te devote, latens Deitas" ("In Demut bet ich
Dich, verborgne Gottheit; an"), hier die letzte Strophe: "Jesu,
quem velatum nun aspicio, / Oro, fiat illud, quod tam sitio: / Ut te
revelata cernens facie, / Visu sim beatus tuae gloriae" ("O
Jesus, den verhüllt jetzt nur mein Auge sieht, / Wann stillst du das
Sehnen, das in der Brust mir glüht [wörtlich: "Ich bete, es
möge geschehen, wonach ich so sehr dürste"]: / Daß
ich enthüllet Dich anschau von Angesicht / Und ewig selig sei in
Deiner Glorie Licht"; Übers. Schott).
Hier können wir Höhn beim besten Willen keine mildernden Umstände
mehr einräumen, denn wir haben ihn persönlich über Thomas
von Aquin belehrt. In den Heiligen löst sich die von Höhn
erfundene "Herausforderung" auf. Die Kirche stellt uns die
Heiligen als Vorbilder vor Augen, und nur die Blinden, die Zerstreuten,
die Selbsterfahrer, die Erlebnischristen versperren sich diesem Geschenk.
"Theologie und Pastoral müssen sich in diesem Kontext auf
mehrfache Weise neu orientieren. Sie müssen auf das neue "Erlebnisformat"
der religiösen Sinnfindung reagieren."
Das war´s dann wohl. Während Höhn sich immer mehr in seine
pastoralen Fieberträume hineinsteigert, hat der gesammelte Geist
schon längst die Lösung gefunden. Und was Höhn sonst noch
so auftischt, ist bestenfalls als hochgradig peinlich zu bewerten. So
langweilt er seine Zuhörer / Leser z.B. mit den Milieu-Theorien von
Schulze: "G. Schulze hat in seiner Studie über die "Erlebnisgesellschaft"
fünf Milieus rekonstruiert, die sich unter den Bedingungen eines
gewachsenen Möglichkeitsraumes des (Er-)Lebens und Handelns durch
mehr oder weniger freigewählte, jedoch auch von Alter und Bildung abhängige
Muster und Schemata des Alltagsverhaltens ergeben. Das Niveaumilieu umfaßt
über 40-jährige Personen mit höherer Bildung und Einkommen
die sich am ästhetischen Schema der "Hochkultur" und des "Perfekten"
orientieren, denen es um gesellschaftlich hohen Status (Ansehen, Einfluß)
geht und für die "Kontemplation" die primäre Genußform
darstellt. Gesucht werden soziale Kontexte, die Erlebnisse der "Erhabenheit"
vermitteln und das Gefühl erzeugen, selbst Niveau zu besitzen. Man übt
meist akademische Berufe aus (Arzt, Rechtsanwalt), kleidet sich
elegant-konservativ, liest überregionale Tageszeitungen, spricht
Hochsprache und wohnt in den eigenen vier Wänden. Das Harmoniemilieu
umfaßt meist ältere Personen mit einfacher Schulbildung
(Arbeiter, Verkäuferinnen, Rentner, Hausfrauen), die sich ästhetisch
am Trivialschema orientieren, sich gegen alles "Exzentrische"
abgrenzen und die Suche nach Geborgenheit und Gemütlichkeit inmitten
einer als bedrohlich und unüberschaubar erlebten Welt in den
Vordergrund stellen. ..."
Immerhin gesteht auch Höhn eine "Vorläufigkeit und Fragwürdigkeit
dieser Zuordnungen" ein, aber erst, nachdem er alles vorgekaut hat.
Am Ende seines endlos langweiligen Gefasels verkündet Höhn
dann die Totalrevolution als Programm: "Die religiöse
Sinnreflexion des Lebens kann sich für die Kirche nicht in der
Ausgabe vorgestanzter Sinnschablonen erschöpfen, sondern muß
von dem her erfolgen, was die Menschen selbst einbringen können und
wollen. Das Gelingen religiöser Kommunikation, die von der Kirche
ausgeht, ist vor diesem Hintergrund in hohem Maße abhängig von
ihrer Resonanzfähigkeit. Damit ist gemeint, daß die "Kirche
sehr viel stärker die existentiell-religiösen Sinnerwartungen,
die von den Menschen im Kontext ihrer Lebens- und Alltagswelt selber immer
schon entworfen werden, aufsuchen, aufnehmen und im Auslegungszusammenhang
des Evangeliums verarbeiten müßte. [...] Die entscheidende
Frage ist, inwieweit es der Kirche ... gelingt, sich ohne Scheu darauf
einzulassen, daß die Menschen sich in ihrer Selbstdeutung als "autonom"
anmuten, sie sich deshalb auch in der Position begreifen, zwischen religiösen
Deutungsangeboten wählen zu können, sie jedenfalls die Kirche
als Instanz vorgefertigter Antworten nur selten zu akzeptieren noch bereit
sind" (W. Gräb, Auf den Spuren von Religion. Notizen zur Lage
und Zukunft der Kirche, in: ZEE 39 (1995) 49.). Darauf sich einzulassen
bedeutet vor allem einen anderen Umgang mit den überlieferten
Symbolbeständen des Christentums, als diese nur auf dogmatische
Wahrheitsbehauptungen und moralische Sollensansprüche festzulegen."
Das ist die Pseudo-Religion der "Fun-Generation"; Christus
hatte da eine andere Pastoral: "Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel
und auf Erden. Darum geht hin und macht euch alle Völker zu Jüngern,
indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des
Heiligen Geistes und sie alles halten lehrt, was ich euch geboten habe.
Seht, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt" (Mt 28,18ff).
Wie einleitend gesagt, ist die V2-Sekte Köln, der Brötchengeber Höhns, z.Zt. mal wieder nicht besonders gut auf uns zu sprechen, und wir werden natürlich zu gegebener Zeit über die Einzelheiten informieren. Im Vorfeld haben wir zumindest schon etwaige Befürchtungen, wir würden uns den pseudo-allmächtigen Kölnern unterwerfen, zerstreut.