"Leget ab die Lüge und redet die Wahrheit." In der Heiligen Schrift
wird immer wieder vor der Lüge gewarnt. Durch das achte Gebot ist
die Lüge verboten. In der alttestamentlichen Weisheitsliteratur heißt
es: "Ein Greuel für den Herrn sind falsche Lippen" (Spr 12,22). Und
Jesus spricht zu den Juden: "Ihr habt den Teufel zum Vater und wollt nach
den Gelüsten eures Vaters tun. Er war ein Menschenmörder von
Anbeginn. Er war in der Wahrhet nicht gefestigt, weil keine Wahrheit in
ihm ist. Wenn er lügt, spricht er nach seinem eigenen Wesen. Denn
er ist ein Lügner und der Vater der Lüge" (Joh 8,44). Die Kirche
betont immer wieder, dass die Lüge niemals erlaubt ist. Es ist ein
furchtbares Elend, dass manche trotz der beständigen klaren Lehre
der Kirche daran festhalten wollen, dass z.B. eine "Notlüge" erlaubt
sei, dass man also lügen dürfe, um einen eigenen oder fremden
Vorteil zu erzielen. Will man aber wirklich als neuer Mensch leben, der
nach Gott geschaffen ist, will man in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit
leben, dann muss man auch das Übel der Lüge aus seinem Leben
verbannen. Wir müssen es uns zum Ziel setzen, niemals mehr zu lügen.
Betrachtet man die klaren Worte der Heiligen Schrift und die eindringliche
Lehre der Kirche, so muss uns bereits der Gedanke an die Lüge mit
Entsetzen und Abscheu erfüllen. Ein Greuel für den Herrn sind
falsche Lippen. Der Teufel ist der Vater der Lüge. Nein, wir wollen
keine Kinder des Teufels sein, vielmehr wollen wir in wahrer Gerechtigkeit
und Heiligkeit leben.
Die Lüge ist eine Äußerung, mit der man etwas anderes
ausdrückt, als man für wahr hält. Demnach ist es auch eine
Lüge, wenn man etwas Richtiges sagt, sofern man es für falsch
hält, und es ist keine Lüge, wenn man etwas Falsches sagt, sofern
man es für richtig hält. Und hier kommt noch ein äußerst
wichtiger Punkt hinzu: Man darf bei seinen geäußerten Urteilen
nicht leichtfertig sein! Auch hier besteht die Gefahr, dass man sich selbst
belügt, dass man sich also einreden möchte, eine Aussage sei
sachlich richtig und damit sei man berechtigt, diese Aussage auch zu veröffentlichen.
Ein konkretes Beispiel: Ein Autor bezeichnete einen Bischof öffentlich
als Psychopathen. Es ist natürlich eine fürchterliche Ehrverletzung
und ein äußerst schweres Unrecht, eine Person als psychisch
kranken Menschen zu bezeichnen, erst recht dann, wenn diese Äußerung
öffentlich geschieht und es sich zudem bei dieser Person um einen
Bischof handelt. Der Autor wurde zwar nach der Begründung für
dieses Urteil gefragt, weigerte sich aber, eine Begründung dafür
zu geben oder sich auch nur für diese entsetzliche Verunglimpfung
des Bischofs zu entschuldigen. Seine Weigerung blieb auch bestehen, als
man darauf aufmerksam machte, dass der Autor selber diesen Bischof gar
nicht kannte und dass diejenigen, die den Bischof kannten, eine psychische
Erkrankung völlig ausschlossen. Hat der Autor also gelogen? In jedem
Falle hat er mit erschreckender Leichtfertigkeit Rufmord an einem Bischof
begangen, und er versperrt sich radikal dagegen, diese Sache in Ordnung
zu bringen. Wenn sich der Autor nun einredet, sein Rufmord gegen den Bischof
sei gerechtfertigt, dann lügt er sich selbst an, denn es gibt nicht
nur keinen Beweis für die Richtigkeit dieses Urteils, es gibt sogar
Gegenbeweise. Wie tief muss ein Mensch gesunken sein, dass er skrupellos
zutiefst ehrverletzende Unwahrheiten über seine Mitmenschen verbreitet?
In welcher Umklammerung durch den Teufel muss ein Mensch leben, dass er
zu solchen absolut schmutzigen Methoden greift, um das verdiente gute Ansehen
seiner Mitmenschen zu zerstören. So etwas darf uns auf gar keinen
Fall passieren. Wenn wir in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit leben wollen,
dann müssen auch unsere Urteile, die wir über andere Menschen
äußern, von wahrer Gerechtigkeit geprägt und durchdrungen
sein. Und sollte es doch einmal erforderlich sein, dass wir an anderen
Menschen Kritik üben müssen, dann muss auch diese Kritik aus
wahrer Gerechtigkeit geboren sein und wiederum die Verwirklichung von wahrer
Gerechtigkeit zum Ziel haben. Gerade die Kritik an anderen Personen und
erst recht die öffentliche Kritik an anderen Personen kann und darf
von keinem anderen Sinn bestimmt sein als eben dem der wahren Gerechtigkeit.
Es kann also durchaus sein, dass man sogar in der Öffentlichkeit an
anderen Kritik übt, aber dass darf immer nur eine begründete
und notwendige Kritik sein. Wer nichts davon wissen will, dass seine Kritik
an anderen unberechtigt ist, der ist ein williger Sklave des Teufels. Hüten
wir uns also dringend und unbedingt vor der Lüge ebenso wie vor der
Leichtfertigkeit bei der Äußerung von Urteilen. Wenn wir die
Gefahr sehen, dass wir ein falsches Urteil äußern, dann äußern
wir dieses Urteil nicht. Es mag manchmal sehr verführerisch sein,
an jemandem Rufmord zu begehen, indem man ihn ohne jeden vernünftigen
Grund und sogar gegen alle Vernunft als Psychopathen bezeichnet. Das könnte
sogar in manchen Fällen als Notlüge gewertet werden, wenn z.B.
ein Gegner mundtot gemacht werden soll oder man bei dem Unrecht, dass der
Gegner erfährt, Schadenfreude empfindet und man sich diesen Genuss
der Schadenfreude nicht entgehen lassen will. Trotzdem bleibt so ein Verhalten
verboten, zumal insbesondere die Schadenfreude eine furchtbare Verirrung
des Geistes und mit der christlichen Botschaft nicht vereinbar ist. Legen
wir die Lüge ab und reden wir die Wahrheit.
Die Gesichter der Lüge sind zahlreich und nahezu allgegenwärtig.
Inmitten der tobenden Unwahrheiten, seien sie nun aus unentschuldbarer
Leichtfertigkeit im Urteil oder aus ganz bewusster Bosheit geboren, weist
uns die katholische Kirche den Weg aus dem Elend. Mitten in den Wirren
der nationalsozialistischen Vergiftung erinnerte Papst Pius XI. daran:
"Der Christusglaube wird sich nicht rein und unverfälscht erhalten,
wenn er nicht gestützt und umhegt wird vom Glauben an die Kirche,
'die Säule und Grundfeste der Wahrheit'" (1. Tim. 3, 15.). Deshalb
greifen die Diener des Teufels ganz besonders die Kirche an. Sie möchten
die Kirche hinstellen als einen bloßen Verein, der eben nicht mit
der Gnade der Unfehlbarkeit ausgestattet ist. Sie verbreiten Sätze,
die im Widerspruch zur kirchlichen Lehre stehen. Und nicht nur das: Sie
behaupten sogar, dass diese falschen Sätze die neue kirchliche Lehre
wären, so als ob sich die Wahrheit ändern könnte, so als
ob die unfehlbare Lehre der Kirche doch nicht unfehlbar wäre, so als
ob Gott der Vater der Lüge wäre, der sein Volk, die Kirche, in
die Irre führt. Ja, die Diener des Teufels gehen sogar mit gerichtlicher
Hilfe gegen diejenigen vor, die noch an der Wahrheit festhalten. Sicher,
wo immer es nötig ist, werden wir die die wahre Kirche verteidigen
müssen, werden wir die Wahrheit über die Kirche bekennen müssen,
selbst wenn es uns einen irdischen Nachteil einbringen sollte. Aber damit
wir diesen Kampf um die wahre Kirche in der richtigen Weise führen,
müssen wir selbst in den kleinen Dingen des Alltags als neue Menschen
leben. Deshalb soll unser ganzes Leben von der Wahrheit durchdrungen sein.
Wenn wir in den kleinen Dingen die Lüge meiden, werden wir auch treu
zur Wahrheit stehen können, wenn ein großes Opfer von uns verlangt
wird. Tragen wir auch nach jeder hl. Messe die letzten Worte des Schlussevangeliums
in uns: "Und wir haben Seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des
Eingeborenen vom Vater, voll der Gnade und Wahrheit." Amen.
S. auch:
Der Begriff "römisch-katholisch"
Ihr sehr ergebener ...
Enzyklika "Mit brennender Sorge" ["Cum Cura
ardenti"]
connis Credo