Leugnung der Gaskammer-Morde im sog.
"konservativen Katholizismus"
- Pressemitteilung -
(Kirche zum Mitreden, 21.01.2009)
"Ich glaube, es gab keine Gaskammern, ja." - Dies äußerte
Richard Williamson, eine führende Gestalt der von Marcel Lefebvre
gegründeten häretisch-schismatischen
"Priesterbruderschaft St. Pius X.", in einem Interview mit dem
schwedischen Staats-Fernsehen SVT ("Uppdrag Granskning" (Auftrag
Untersuchung), 21.09.2009). Der Zentralrat der Juden hat bereits
angekündigt, juristische Schritte gegen Williamson prüfen zu
lassen. Dazu einige Anmerkungen:
Die Beschäftigung mit Geschichten über den
Nationalsozialismus zählt bereits allgemein zu den kirchlichen
Aufgaben, weil die Kirche als "Säule und Grundfeste der Wahrheit"
(1 Tim 3,15) sich bereits prinzipiell gegen jede Form von Lüge und
Ungerechtigkeit wendet. Fälle wie Misha Defonseca oder Herman
Rosenblat beweisen, dass hier ein riesiges Arbeitsfeld besteht.
Näherhin bedürfen die verlogenen Hetzkampagnen gegen Papst
Pius XII., z.B. im "Stellvertreter" von Rolf
Hochhuth, einer umfassenden Revision.
Hinsichtlich der "Strafbarkeit von Holocaust-Leugnung"
kursieren zudem viele falsche Auffassungen. So meinen manche, man
müsste glauben, dass in Dachau Juden vergast wurden, dass in
Auschwitz sechs Millionen Juden ermordet wurden, dass in Auschwitz eine
Originalgaskammer zu sehen ist, dass Juden zu Seife verarbeitet wurden
etc. Tatsächlich sind alle diese Aussagen schlichtweg falsch,
insofern braucht bzw. darf man das alles gar nicht glauben. Obendrein
steht im § 130 StGB weder etwas von sechs Millionen, noch von
Juden, noch von Gaskammern. Die BRD könnte also objektiv nur
jemanden wegen Holocaustleugnung verurteilen, der bzgl. des
nationalsozialistischen Völkermordes eine bewiesenermaßen
falsche Aussage macht. Die BRD verurteilt aber bewiesenermaßen
Unschuldige. Auch angesichts dieser endlosen Lügen und schwersten
Ungerechtigkeiten kann und muss die Kirche ihre kritische Stimme
erheben.
Williamson wird von manchen fälschlich dem "konservativen
Katholizismus" ("Traditionalismus") zugerechnet. So werden bisweilen
solche bezeichnet, die sich mehr oder weniger distanzieren von der
Gruppe des sog. "Zweiten Vatikanischen Konzils" mit dem sichtbaren
Oberhaupt Joseph Ratzinger ("Benedikt XVI."). Als Häretiker ist
Williamson allerdings kein Katholik. Entsprechendes gilt für viele
"Sedisvakantisten", also solche, die zwar - im Gegensatz zu Williamson
- immerhin richtigerweise eingestehen, dass Joseph Ratzinger nicht der
Papst ist, aber trotzdem kirchlich verurteilte Thesen vertreten. Bei
amerikanischen "Sedisvakantisten" findet man schon seit langem
ausdrückliche Zurückweisungen gängiger
Holocaust-Aussagen bzgl. Gaskammern, Judenvernichtung etc. Eigentlich
ist Williamsons Aussage also nicht ungewöhnlich oder
überraschend im "Traditionalismus".
Allerdings hat auch einmal ein typischer Vertreter der Gruppe von
"Vatikanum 2" bzgl. der nationalsozialistischen Judenverfolgung
erklärt, "es ist unerheblich, wie sie umgebracht wurden und
ebenso, ob wir genaue Zahlen wissen." Das schrieb Andreas Laun (Salzburg) am 01.03.2007 an Wolfgang
Fröhlich (wegen Holocaustleugnung derzeit in
sechsjähriger Haft in Wien). Das Ergebnis der Strafanzeige gegen
Andreas Laun: Es liegt *keinerlei* Strafbarkeit vor. Auch von daher
wäre es nicht leicht, nun eine Strafverfolgung Williamsons zu
begründen.
Doch wie auch immer die Sache für Richard Williamson ausgehen mag:
Es handelt sich dabei um einen rein außerkirchlichen Vorgang.
Insofern ist für die Kirche auch die nun entstandene Debatte
unerheblich, inwieweit der Dialog zwischen Joseph Ratzinger und der
Piusbruderschaft durch den Williamson-Vorfall belastet wird.
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