Der Hintergrund der Wojtyla-Show
Am 12.03.2000, dem ersten Sonntag der diesjährigen Fastenzeit,
hielt Wojtyla im Petersdom einen "Pontifikalgottesdienst" ab, bei dem
er ein massiv ausgedehntes "Schuldbekenntnis" vorspielte. Das
katholische und interessanterweise auch das V2-Schuldbekenntnis
enthalten die Worte "peccavi ... mea culpa" ["ich habe gesündigt
... durch meine Schuld"]. Dementsprechend wurde Wojtylas
"Vergebungsbitte" als ein besonderes "Mea culpa" bezeichnet.
Kürzlich haben wir eine Linkliste zu einem ähnlich gelagerten
Machwerk aus Luxemburg veröffentlicht,
weswegen wir hier nicht alles wiederholen müssen. Beide
V2-Produkte dienen nur dazu, unter dem Vorwand einer vermeintlichen
"Vergebungsbitte" das Ansehen der Kirche zu beschmutzen. Der
"konziliare Umbruch" wird als befreiendes Ereignis zelebriert, von dem
ausgehend angeblich nun endlich die Frohe Botschaft in rechter Weise
verkündet und im Leben umgesetzt wird. Wojtylas Showtime ist
V2-liturgisch umnebelt und könnte im ersten Moment an ein Gebet
erinnern; das LM verzichtet ganz auf diese Augenwischerei.
Ähnlich dem LM hat der Wojtyla-Text verschiedene Unterpunkte (wir
greifen ausschließlich auf die offizielle Übersetzung
zurück), konkret:
I. ALLGEMEINES SCHULDBEKENNTNIS
II. BEKENNTNIS DER SCHULD IM DIENST DER WAHRHEIT
III. BEKENNTNIS DER SÜNDEN GEGEN DIE EINHEIT DES LEIBES CHRISTI
IV. SCHULDBEKENNTNIS IM VERHÄLTNIS ZU ISRAEL
V. SCHULDBEKENNTNIS FÜR DIE VERFEHLUNGEN GEGEN DIE LIEBE, DEN
FRIEDEN, DIE RECHTE DER VÖLKER, DIE ACHTUNG DER KULTUREN UND DER
RELIGIONEN
VI. BEKENNTNIS DER SÜNDEN GEGEN DIE WÜRDE DER FRAU UND DIE
EINHEIT DES MENSCHENGESCHLECHTES
VII. BEKENNTNIS DER SÜNDEN AUF DEM GEBIET DER GRUNDRECHTE DER
PERSON.
Also: Im wesentlichen die gleichen törichten und sogar gotteslästerlichen Parolen, die schon aus dem LM bekannt sind. Eine ausführlichere Beschäftigung mit der heiligen Inquisition und der Kreuzzüge ist empfehlenswert; zu diesem Zweck kann man jedes beliebige zuverlässige Lehrbuch der Kirchengeschichte konsultieren. Hier nun einige Reaktionen auf Wojtylas Getue; auch dabei kann für weitere Informationen auf die Linkliste zum LM verwiesen werden:
Jüdische Organisationen
"Viele Sprecher jüdischer Organisationen zeigen sich
enttäuscht, dass der Holocaust nicht eigens vom Papst genannt
wurde. Gleichzeitig drücken sie die Hoffnung aus, dass der Papst
dies in der kommenden Woche in Israel nachholen werde, wenn er auch die
Holocaustgedenkstätte Jad Vashem besuchen wird. So auch der
israelische Oberrabbiner Meir Lau. Er meinte, der Papst hätte die
Wannseekonferenz, bei der die Ausrottung der Juden beschlossen worden
sei, erwähnen sollen. Insgesamt hat der Papst jedoch im Vorfeld
seiner Israelreise in Jerusalem und Tel Aviv eine positive Presse"
(RV-Nachrichten v. 13.03.2000)
S. den Judaismus-Text. Für diese
"Enttäuschung" und die weitergehenden "Hoffnungen" werden
anscheinend keine vernünftigen Gründe genannt. Wir fragen,
wie man sich darauf versteigen kann, der Kirche die Schuld an den
Judenmorden zu geben, speziell natürlich während des
Nazi-Regimes, aber auch in anderen Zeiten. Die Kirche hat sich immer
darum bemüht, den Abstand zwischen Juden und Christen zu wahren,
etwa durch Förderung von Judenvierteln oder auch durch
Nichteinstellung von Juden in christlichen Betrieben. Damit wurde der
Gefahr, dass es zu Konflikten zwischen diesen so unterschiedlichen
Gruppen kommt, am wirksamsten begegnet. Je weniger sich Vertreter so
gegensätzlicher Auffassungen in die Quere kommen, um so besser:
Die Juden waren vor den böswilligen Menschen geschützt, die
unter dem Vorwand, das Christentum zu ehren, Gewalt gegen Juden
übten; die Christen wurden vor blasphemischen Reden der Juden
geschützt. Natürlich blieb den Juden immer das Angebot offen,
den christlichen Glauben anzunehmen, und bürgerliche Toleranz war
immer ein Wesensmerkmal der Kirche. Um nur ein Kapitel zu nennen: Als
die Juden Mitte des 14. Jh. als "Brunnenvergifter" verschrien wurden,
die den "schwarzen Tod" über das Volk gebracht hätten, da
versuchte die Kirche, diesen Aberglauben und die daraus resultierende
Hetze gegen die Juden zu beenden. Wenn das Volk die Stimme der Kirche
nicht hören wollte, ist es nicht die Schuld der Kirche, wenn das
Volk in Aberglauben und Hetze schwelgte. Wie kann man da noch
behaupten, die Kirche trage eine Schuld an Gewaltaktionen gegen Juden?
Solche Unterstellungen sind schlichtweg haltlos.
Regelrecht skandalös ist daher die Behauptung des Präsidenten
des Jüdischen Zentralrates in Deutschland, Paul Spiegel, die
"Amtskirche" hätte der Judenverfolgung im Hitler-Deutschland
"zumindest indifferent" gegenüber gestanden. Kein Leid der Welt
kann eine Lüge rechtfertigen! Scharf zu kritisieren ist auch der
Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Michel
Friedman (CDU), der Wojtyla vorwarf, er habe eine "historische Chance
verpasst, zum Holocaust, den mörderischen Untaten im Dritten Reich
und der Rolle der katholischen Kirche dabei eine eindeutige
Erklärung und Bewertung abzugeben." Selbstverständlich hat
bei den V2-Anhängern Pius XII., der bislang letzte Papst, kein
gutes Ansehen. Wenn mal etwas Gutes über ihn gesagt wird, dann
meist etwas, was man als - ggf. schwerwiegenden - Fehler ansehen muss,
z.B. die Neuübersetzung des Breviers, die Umkrempelung der
Karliturgie o.ä. Und so verwundert es auch nicht, dass in einem
modernistischen Büchlein über die Päpste, in dem der
Autor bei den Scheinpäpsten Roncalli und Montini förmlich ins
Schwärmen gerät, Pius XII. nicht gerade über den
grünen Klee gelobt wird. Dennoch zitieren wir aus diesem
Büchlein eine Notiz zu Pius XII. (Hans Kühner, Lexikon der
Päpste von Petrus bis Paul VI., Zürich o.J., 296f): "Noch ist
die zusammenfassende Geschichte der weltumspannenden Friedensarbeit des
Papstes während des Zweiten Weltkriegs nicht geschrieben.
Während des nazistischen Blutterrors in Rom vom Tage der
militärischen Besetzung am 3.9.1943 bis zur Befreiung durch die
Alliierten am 5.6.1944 gewährte der Papst unzähligen
politisch und rassistisch Verfolgten Asyl, und unerschöpflich war
seine Hilfstätigkeit für die leidende Bevölkerung des
Nachkriegseuropas. [...] Er war die gewichtigste der vielen warnenden
Stimmen, die sich mit den Drohungen der Atombombe und noch
verhängnisvollerer Waffen auseinandersetzten. Er war zur Stimme
des Weltgewissens - zum Anwalt der Menschheit im dämonischen
Zeitalter der Angst und in den furchtbarsten Zusammenbrüchen der
Geschichte geworden - aus dem Geist seiner Devise: Opus iustitiae pax,
als Erfüller seiner höchsten Sendung."
Wir sehen öffentlichen Widerrufen seitens Spiegels und Friedmans
samt Entschuldigungsbitte entgegen und werden dies auf KzM kommentieren.
"Kirchenvolksbewegung"
Das selbsternannte "reformkatholische Kirchenvolk" kritisierte durch
ihre Sprecherin Magdalene Bußmann Wojtylas Showtime als "vertane
Chance". Bußmann vermisste eine ausdrückliche Erwähnung
der Kreuzzüge, der Inquisition und des Antijudaismus und
sinnierte: "Weil kein konkretes Sündenbekenntnis abgelegt wurde,
sind auch keine konkreten Folgen für die aktuellen Verfehlungen
der Kirche zu erwarten." U.a. werde die "kirchliche Diskriminierung von
Frauen" fortgesetzt. Schwachsinn zur Potenz!
EKD [Evangelische Kirche in Deutschland]-Ratsvorsitzender Manfred
Kock
Kock äußerte im Radio (SWR) für die Vatikan-Show "Dank
und Respekt". Als Entschuldigung, warum Wojtyla nicht alles Katholische
restlos und konkret durch den Schmutz gezogen habe, meinte Kock, dass
seine tolle protestantische Gemeinschaft es schon immer leicht gehabt
habe, Irrtümer zuzugeben, während Schuldeingeständisse
für die Katholiken "etwas Neues und etwas Kompliziertes" seien. In
der Tat, die Protestanten haben eine ganze Menge an Irrtümern, die
sie zugeben und von denen sie abschwören müssen, i.e. den
Wust von protestantischen Meinungen. Nur leider wird das gerade nicht
von den Protestanten zugegeben. Kock forderte für einen weiteren
Dialog mit den "Katholiken", dass nun endlich auch offizielle Dokumente
"zurückgenommen" würden. Sicher, das hätten die
Häretiker gerne. Und wie die "Rechtfertigungs-Erklärung"
zeigt, sind die Vatikanisten extrem willfährig.
Der "katholische Historiker" Konrad Repgen
In einem Interview mit dem "Rheinischen Merkur" äußerte sich
Repgen zu der Absicht Wojtylas, eine "Vergebungsbitte" zu sprechen. Der
RM hat bei Katholiken nicht gerade den besten Ruf; ein Beispiel: Zur
Gruppe der Herausgeber gehört Christa Meves, über die wir
bislang nicht viel Positives berichten konnten (s. z.B. Der Begriff "römisch-katholisch"). Im
Gegensatz zur o.g. Rheinischen Post haben wir trotz angemessener Suche
kein Verbot gefunden, weshalb wir nicht aus dem Merkur zitieren
dürften. Bei einer anderen Zeitung (Die Woche), die ebenfalls
keine so strikten Auflagen nannte wie die Rheinische Post, hatten wir
vorsichtshalber gefragt, ob wir daraus zitieren dürften, und
erhielten nur die Belehrung, dass ein Zitat keine
Urheberrechtsverletzung darstelle, m.a.W. völlig in Ordnung sei.
Frohgemut, wenn auch unter dem nötigen Vorbehalt, verwenden wir
hier nun das Repgen-Interview. Zur Sicherheit werden wir aber im
Gästebuch des Merkur folgenden Eintrag einfügen: "Auf meiner
Homepage KzM verwende ich in meinem Text über die vermeintliche
"Vergebungsbitte des Papstes" Teile aus dem Interview mit Konrad
Repgen. Ich habe auf Ihrer Homepage keinen Hinweis gesehen, dass ein
solches Zitat verboten sein sollte; ggf. werde ich aber einem solchen
Verbot umgehend Folge leisten und die Zitate entfernen."
Wohlgemerkt: Das Interview ist vor Wojtylas Großauftritt
geführt worden, ist also nur eine Reaktion auf die
Ankündigung der Vergebungsbitte, und so sagt Repgen bereits zu
Anfang: "Im Übrigen kennt zur Stunde niemand den Text vom
kommenden Sonntag. Ich gehe davon aus, dass Johannes Paul II. in einer
Predigt von etwa 10 oder 15 Minuten erklärt und begründet,
warum eine Reihe von früheren Zuständen und Begebenheiten,
von "heißen Eisen" in der Geschichte der Kirche, ihn und viele
von uns heute bedrücken, und dass er dafür, soweit dabei
gefehlt worden ist, die Vergebung Gottes erbittet. Vielleicht
schließt er ein Gebet an. Gegen eine solche Erklärung und
Bitte kann ein Historiker, zumal ein katholischer, nichts einwenden. Es
ist ein genuiner Akt der Kirchenführung." Mit dieser Annahme lag
Repgen gründlich daneben, und seinen sonstigen Ausführungen
kann man schwerlich ein besseres Zeugnis ausstellen. Allein schon die
Tatsache, dass Repgen Wojtyla zum Papst erklärt, spricht nicht
gerade für die Kompetenz Repgens. Und dass sich Repgen des
Traditionsbruchs, den die Neu-Römer vollzogen haben, durchaus
bewusst ist, zeigt seine Feststellung: "Das Zweite Vatikanische Konzil,
dessen Erklärung über den unbedingten Vorrang der
Religionsfreiheit einen ziemlich radikalen Bruch mit einer
jahrhundertelangen Tradition bedeutete, hat den Nachdruck darauf
gelegt, dass die Lehre der Kirche, wonach niemand zum Glauben gezwungen
werden darf, trotz entgegengesetzten Handelns die Zeiten
überdauert habe ("Dignitatis humanae personae", 12)."
Dementsprechend fällt sein Urteil über die Qualität von
Wojtylas Show aus: "Es ist ein herausragender Akt der Kirchenleitung
mit dem offenkundigen Ziel, dem Kirchenvolk für das Morgen und
Übermorgen Richtung zu geben. Historische Begebenheiten und
Zustände werden durch Schuldbekenntnis und Vergebungsbitte nicht
ungeschehen gemacht, sondern in ein neues Licht gerückt. Das
öffnet den Gläubigen die Augen zur besseren Bewältigung
der künftigen Probleme auf dem Weg durch die Zeit." So viel z.Th.
Bildungsnotstand in Deutschland.
Epilog
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Rummel, der um Wojtylas
Showtime gemacht wurde. Natürlich meldeten sich u.a. Profis wie
Karl Lehmann und Hans Küng zu Wort, aber
lieferten nichts, was einen Gedanken wert wäre (außer
natürlich Gedanken über die geistige Ausrichtung etc. dieser
Leute). Dieses so genannte "Mea culpa" ist keine "Vergebungsbitte",
sondern eine Verleumdung der Kirche, und der Apostat Wojtyla sollte
deshalb auch klar zum Ausdruck bringen, dass er als Apostat über
die katholische Kirche, die er vernichten möchte, herzieht. Was
auch immer im Zusammenhang mit diesem Spektakel diskutiert und
geschrieben werden mag: Die restlose Verlogenheit des Ober-Apostaten
Karol Wojtyla und seiner Mannschaft ist für jeden sofort
erkennbar. Man denke nur an die rigorose, menschenverachtende
Christenverfolgung, mit der die V2-Sektierer die Katholiken auszurotten
versuchen. Kaum eine Organisation kann eine ähnlich unerbittliche
Terrorkampagne gegen die katholische Kirche vorweisen wie die V2-Sekte.
Rechtschaffene, wehrlose Menschen werden ohne jeden vernünftigen
Grund öffentlich diffamiert, ihres Eigentums beraubt oder gar ins
Gefängnis geworfen. Für diesen Terror werden die
V2-Anhänger (und ggf. der Staat als Erfüllungsgehilfe) sich
einmal verantworten müssen, und es wird ihnen vermutlich nicht
helfen, dass sie das Ansehen der Kirche ungerecht besudelt haben.