Die priesterliche Würde

- Ausschnitte aus dem Römischen Katechismus und den Werken des hl. Alphons Maria von Liguori -
(Kirche zum Mitreden, 31.07.2001)
Bekanntlich hat die V2-Sekte Abschied von Hochwürden genommen - es gibt weder ein sakramentales Priestertum, noch Respekt für diese Pseudo-Priester. Bei kath.de werden laufend "Witze über Gott und sein Fußvolk" gerissen. Josef Spindelböck nennt sich und lässt sich "Sepp" nennen. Auch beim Opus Dei ist es nicht unüblich, dass die "Priester" mit Vornamen angeredet und geduzt werden - bei dieser Gelegenheit Grüße an "Christoph" und "Thomas" im "Studentenheim Schweidt". Wojtyla hopst mit ein paar Jugendlichen herum und grölt: "Nennt mich Karol" (s. Archiv 2). Reinhard Lettmann ist bekennender Karnevalist.
Ein Priester, der nicht ins Konzept der V2-Sektierer passt, der wird kurzerhand zum Laien degradiert; man kann die diesbezüglichen Eskapaden von Thomas Floren gerne mit den hier zitierten Aussagen vergleichen.
Da verwundert es nicht, dass momentan die Staatsanwaltschaft Essen mit ihrem Prozess gegen "Herrn L." in diesen Ohren betäubenden Chor der Priester- und damit letztlich Gotteshasser frenetisch miteinstimmt.

Statt sich durch diese antichristlichen Aktivitäten von Staat und V2-Sekte aus der Bahn werfen zu lassen, sollte man sich an der kirchlichen Lehre orientieren. Wir zitieren hier zunächst einige einige Abschnitte aus dem Römischen Katechismus (1566, nach dem Konzil von Trient 1545-1563), Zweiter Teil (Sakramentenlehre), Siebentes Hauptstück (Priesterweihe):


2. Es gibt auf Erden keine erhabenere Würde als den Priesterstand
Zuerst muss daher den Gläubigen dargelegt werden, wie gross der Adel und die Erhabenheit dieses Standes ist, wenn wir nämlich seine höchste Stufe, d.i. das Priestertum betrachten. Denn da die Bischöfe und Priester gleichsam Gottes Dolmetscher und Botschafter sind, welche in seinem Namen die Menschen das göttliche Gesetz und die Lebensvorschriften lehren und die Person Gottes selbst auf Erden vertreten: so ist offenbar ihr Amt ein solches, dass man sich kein höheres ausdenken kann, daher sie mit Recht nicht nur Engel, sondern auch Götter genannt werden, weil sie des unsterblichen Gottes Kraft und Hoheit bei uns vertreten. Wiewohl sie aber zu jeder Zeit die höchste Würde behauptet haben, stehen doch die Priester des Neuen Bundes allen übrigen an Würde weit voran; denn die Gewalt, sowohl den Leib und das Blut unseres Herrn zu wandeln und zu opfern, als auch Sünden nachzulassen, welche ihnen übertragen ist, übersteigt selbst die menschliche Vernunft und Fassungskraft, geschweige denn, dass etwas ihr Gleiches oder Ähnliches auf Erden gefunden werden könnte.

3. Wer als von Gott zum Priestertum und zu den kirchlichen Ämtern berufen zu erachten ist
Wie aber ferner unser Heiland vom Vater, die Apostel und Jünger aber von Christus dem Herrn in die ganze Welt gesandt worden sind: so werden täglich die Priester, mit derselben Macht, wie jene, ausgerüstet, «zur [Eph.4,12.] Vollendung der Heiligen, zum Werke des göttlichen Dienstes, zur Erbauung des Leibes Christi» gesandt. Die Last einer so grossen Aufgabe ist daher niemand unbedachtsam aufzulegen, sondern nur jenen, welche demselben durch die Heiligkeit des Lebens, Gelehrsamkeit, Glauben und Klugheit gewachsen sind. Und es masse sich auch niemand diese Würde an, sondern, «wer [Hebr.5,4.] von Gott berufen wird wie Aaron.» Berufen von Gott aber heissen jene, welche von den rechtmässigen Dienern der Kirche berufen werden; denn diejenigen, welche sich selbst in dieses Amt anmassend eindrängen und aufdringen, von diesen muss man lehren, der Herr habe sie gemeint, als er sprach [Ier.23,21.]: «Ich sandte diese Propheten nicht, sie selbst sind gelaufen»; etwas Unglücklicheres und Elenderes, etwas für die Kirche Unheilbringenderes aber, als diese Leute, kann es nicht geben.

22. Die Würde und Erhabenheit des Priestertums
Der dritte und höchste Grad unter allen heiligen Weihen ist das Priestertum. Diejenigen aber, welche mit demselben begabt sind, pflegten von den alten Vätern mit zweierlei Namen benannt zu werden; bisweilen nämlich nennen sie dieselben «Presbyter», was im Griechischen «die Ältesten» bedeutet, nicht nur wegen der Reife des Alters, welche für diese Weihe besonders notwendig ist, sondern noch weit mehr wegen ihrer Sittenstrenge, Gelehrsamkeit und Klugheit; wie denn geschrieben steht [Sap.4,8.9.]: «Ein ehrenvolles Alter ist nicht ein langes noch nach der Zahl der Jahre berechnetes; sondern des Menschen Einsicht sind die grauen Haare und ein unbeflecktes Leben ist das Greisenalter.» Bisweilen aber nennen sie dieselben «Sacerdotes», teils weil sie Gott geweiht sind, teils weil ihnen zugehört, die Sakramente zu spenden und heilige und göttliche Dinge zu behandeln.

30. Warum in denjenigen, welche zu den Weihen befördert werden sollen, eine ausgezeichnete Rechtschaffenheit erfordert wird
Hierauf muss nun erklärt werden, wer denn zu diesem Sakramente und namentlich zur priesterlichen Weihe tauglich ist und was an ihm vorzüglich erfordert wird; denn daraus wird sich unschwer feststellen lassen, was man bei der Erteilung der übrigen Weihen, je nach der Pflicht und Würde einer jeden, beobachten muss. Dass aber bei diesem Sakramente die grösste Vorsicht angewendet werden muss, ergibt sich daraus, dass die übrigen die Gnade zur Heiligung und zum Nutzen der Empfänger mitteilen; die aber geweiht werden, werden deshalb der himmlischen Gnade teilhaftig, damit durch ihren Dienst für das Heil der Kirche und geradezu aller Menschen gesorgt werde; daher ist es begreiflicherweise gekommen, dass nur an bestimmten Tagen, an welchen auch nach ältestem kirchlichen Gebrauche feierliche Fasten verordnet werden, die Weihen stattfinden, damit nämlich das gläubige Volk durch seine frommen und heiligen Bitten von Gott solche Diener der göttlichen Geheimnisse erlange, welche zu der rechten und der Kirche nützlichen Ausübung einer so hohen Amtsgewalt die tauglichsten sind.

31. Welche Lebens- und Sittenreinheit bei den zu Weihenden erfordert wird
Zuerst also muss sich derjenige, welcher zum Priester erwählt werden soll, durch Reinheit des Lebens und der Sitten ganz besonders empfehlen, nicht nur, weil er, wenn er im Bewusstsein einer Todsünde sich bemüht oder auch nur es geschehen lässt, dass er geweiht wird, sich eines neuen und sehr grossen Verbrechens schuldig macht, sondern auch, weil er anderen das Licht der Tugend und Unschuld vortragen soll. In dieser Beziehung werden die Hirten erklären müssen, was der Apostel dem Titus und Timotheus [Tit. 1, 7. I. Tim. 3,8.] vorschreibt, und zugleich bedeuten müssen, dass jene leiblichen Gebrechen, welche im alten Gesetze nach des Herrn Vorschrift einen vom Altardienste ausschlössen, im evangelischen Gesetze vorzüglich auf Gebrechen der Seele zu übertragen sind. Daher sehen wir in der Kirche jene heilige Gewohnheit beobachtet, dass diejenigen, welche geweiht werden sollen, zuvor durch das Busssakrament ihr Gewissen zu reinigen sich sorgfältig befleissen.

32. Welcherlei und wie grosses Wissen beim Priester erfordert wird
Ausserdem ist am Priester nicht bloss jene Kenntnis erforderlich, welche auf den Gebrauch und die Behandlung der Sakramente sich bezieht, sondern er muss auch mit der Kenntnis der heiligen Wissenschaften dergestalt ausgerüstet sein, dass er dem Volke die Geheimnisse des christlichen Glaubens und die Vorschriften des göttlichen Gesetzes vortragen, die Gläubigen zur Tugend und Frömmigkeit ermuntern und von Lastern zurückhalten kann. Denn der Priester hat zwei Ämter, von denen das eine darin besteht, die Sakramente gehörig zu vollziehen und zu spenden, das andere, das Volk, welches seiner Obhut anvertraut ist, in den zum Heile nötigen Dingen und Anordnungen zu unterweisen. Denn also bezeugt Malachias [Mal.2,7.]: «Die Lippen des Priesters sollen die Wissenschaft bewahren und das Gesetz soll man holen aus seinem Munde, weil er ein Engel des Herrn der Heerscharen ist» Gesetzt auch, er könnte in dem einen von diesen beiden, mit einer mittelmässigen Kenntnis ausgerüstet, das Schuldige noch leisten: so verlangt doch wenigstens das zweite eine nicht gewöhnliche, sondern vielmehr ausgezeichnete Gelehrsamkeit, wenngleich billigerweise nicht von allen Priestern die höchste Kenntnis der verborgenen Dinge verlangt wird, sondern nur eine solche, wie sie für einen jeden zur Verrichtung des übernommenen Amtes und Dienstes zureichend ist

33. Wer zur Würde des Priestertums nicht zuzulassen ist
Kindern aber oder Rasenden und Wahnsinnigen ist dieses Sakrament nicht zu erteilen, weil sie des Vemunftgebrauches entbehren; wiewohl fest zu glauben ist, dass, wenn es ihnen gespendet würde, auch in ihre Seele der Charakter des Sakramentes eingedrückt würde. Welches Lebensjahr aber bei den einzelnen Weihen abzuwarten ist, kann man leicht aus den Beschlüssen des heiligen Konzils von Trient [Sess. 23. cap. 12. de reform.] ersehen. Ausgenommen sind auch die Leibeigenen, denn es darf niemand dem göttlichen Dienste geweiht werden, welcher nicht sein eigener Herr, sondern in eines anderen Gewalt ist. Ebenso die Männer des Blutes und Mörder, weil sie durch das Kirchengesetz ausgeschlossen und irregulär sind. Auch Bastarde und alle jene, welche nicht aus rechtmässiger Ehe erzeugt sind. Denn es ziemt sich, dass die, welche sich dem Heiligtume weihen, nichts an sich haben, weshalb sie von anderen mit Recht verachtet oder geringgeschätzt werden könnten. Endlich können auch jene nicht zugelassen werden, welche durch irgendein auffallendes körperliches Gebrechen missgestaltet oder verstümmelt sind; denn eine solche Hässlichkeit und Verkrüppelung erregt teils Anstoss, teils hindert sie notwendigerweise in der Spendung der Sakramente.


Ferner noch einige Ausführungen des hl. Alphons Maria von Liguori; zunächst einige biographische Angaben (O. Wimmer, Handbuch der Namen und Heiligen, Innsbruck 1956, 99):


Hl., Alfons Maria di Liguori, geboren am 27. September 1696 zu Marianella (Vorort Neapels) als Erstgeborener eines Edelmannes, 1713 Doktor beider Rechte, gefeierter Rechtsanwalt, 1726 Priester, 1732 Gründer der "Kongregation des allerheiligsten Erlösers" (Redemptoristen), des Missionsordens für das einfache Volk; Systembegründer der Moraltheologie, von Papst Leo XIII. als "der hervorragendste und mildeste unter den Moraltheologen" bezeichnet, auch "Doctor zelantissimus" (der von größtem Eifer erfüllte Lehrer) genannt; fruchtbarer Schriftsteller auf den Gebieten der Aszese, Dogmatik, Moral und Pastoral. 1762-1775 Bischof von S. Agata de'Goti (nördlich von Neapel), starb nach erlittener Verfolgung und harter Lebensprüfung am 1. August 1787 im Redemptoristenkloster von Pagani bei Nocera (östlich von Neapel), in der dortigen Klosterkirche beigesetzt. Kanonisiert 1839, M-Fest seit 1839 am 2. August, 1871 Kirchenlehrer.
Darstellung: mit einem Federkiel, vor einem Kruzifix und Marienbild, schreibend; mit schwarzem Redemptoristenkleid, Missionskreuz oder Rosenkranz in der Hand; mit Engel, der ihm Bischofsstab und Infel hält.
Patron der Beichtväter und Moralprofessoren (seit 1950).


Sämtliche Werke des heiligen Alphons Maria von Liguori.
Erste Abtheilung.
Ascetische Werke.
Zweite Section.
Dritter Band.
Der Priester in der Einsamkeit.
Erste Abtheilung.
Betrachtungen.
Erstes Kapitel.
Würde des Priesters.
[Aus dem Italienischen übersetzt von einem Priester der Congregation des allerheiligsten Erlösers, Regensburg (3)1891, 7-22]

1. Der h. Ignatius der Martyrer sagt, das Priesterthum sei unter allen erschaffenen Würden die höchste: "Der Gipfel von Allem ist das Priesterthum." [Epist. ad Smyrn. Omnium apex est sacerdotium] Der h. Ephräm nannte es eine unendliche Würde: "Ein staunenswerthes Wunder ist die große, unermeßliche, unendliche Würde des Priesterthums." [De Sacerdotio. Miraculum est stupendum, magna, immensa, infinita sacerdotii dignitas.] Der Heilige Johannes Chrysostomus schreibt, das Priestertuhm müsse, wiewohl es auf Erden ausgeübt werde, doch den himmlischen Dingen beigezählt werden. [De Sacerdotio l. 3. n. 4. Sacerdotium in terris peragitur, sed in rerum coelestium ordinem referendum est.] Bartholomäus Chassaing schreibt (mit Berufung auf den h. Augustin), der Priester stehe höher als jede irdische Herrschaft, höher als jede himmlische Hoheit; nur Gott dem Herrn sei er untergeordnet. [Catal. gloriae mundi, p. 4. cons. 6. O sacerdos Dei! si altitudinem coeli contemplaris, altior es; si omnium dominorum sublimitatem, sublimior es; solo tuo Creatore inferior es.] Und Papst Innozenz III. sagt, der Priester stehe in der Mitte zwischen Gott und dem Menschen; er sei geringer als Gott, aber größer als der Mensch. [In Consecr. Pont. s. 2. Inter Deum et hominem medius constitutus; minor Deo, sed major homine.] Der h. Dionysius nennt den Priester einen göttlichen Menschen. [De Eccl. Hier. c. 1. Qui sacerdotem dixit, prorsus divinum insinuat virum.] darum bezeichnete er auch das Priesterthum als eine göttliche Würde: Angelica, imo divina est dignitas. Kurz, die priesterliche Würde übersteigt nach den Worten des h. Ephräm an Größe jede Vorstellung. [De sacerdotio. Excedit omnem cogitationem donum dignitatis sacerdotalis.]

Es genügt indes die Erklärung Jesu Christi, daß man die Priester wie seine eigene Person ansehen müsse: "Wer euch höret, der höret mich; wer euch verachtet, der verachtet mich." [Luc. 10,16.] Darum schreibt der h. Johannes Chrysostomus, daß, wer den Priester ehrt, Christum ehre; wer ihn aber entehrt, Christum entehre. [Hom. 17.] Die ehrwürdige Maria von Oignies pflegte in Anbetracht der priesterlichen Würde den Boden zu küssen, auf welchen ein Priester seinen Fuß gesetzt hatte.

2. Die Größe der priesterlichen Würde bemißt sich nach den hohen Ämtern, welche die Priester bekleiden. Die Priester sind nämlich von Gott dazu auserwählt, auf Erden seine Angelegenheiten zu besorgen und seine göttlichen Interessen zu fördern: Genus divinis ministeriis mancipatum, nennt sie der h. Cyrill von Alexandrien. [De Adorat. l. 13.] Vom h. Ambrosius wird das Priesteramt ein göttliches Amt genannt: Deifica professio [De dignit. sac. c. 3.] Der Priester ist der verordnete Diener des Herrn, von Gott selbst dazu bestellt, als öffentlicher Abgesandter der ganzen Kirche Ihn zu ehren und allen Gläubigen die nothwendigen Gnaden von Ihm zu erflehen. Die ganze Kirche ist nicht im Stande, Gott dem Herrn soviel Ehre zu erweisen und so viele Gnaden von Ihm zu erflehen, als ein einziger Priester, welcher eine heilige Messe liest; denn die ganze Kirche könnte ohne die Priester Gott dem Herrn keine größere Ehre erweisen, als daß sie Ihm das Leben aller Menschen aufopferte; aber welchen Werth hat das Leben aller Menschen im Vergleich zum Opfer des Lebens Jesu Christi, einem Opfer, das von unendlichem Werthe ist? Was sind alle Menschen im Vergleiche zu Gott? Was anders als ein wenig Staub: "Sie sind wie ein Tropfen am Eimer, ... wie dünner Staub." Ja sie sind nichts: "Alle Völker sind wie nichts vor Ihm." [Is. 40,15-17.] Darum erweist der Priester durch die Feier einer einzigen Messe, in welcher er Jesum Christum aufopfert, Gott dem Herrn eine unendlich größere Ehre, als alle Menschen es thun würden, wenn sie für Gott sterben und Ihm ihr Leben opfern würden. Noch mehr: der Priester erweist durch eine heilige Messe Gott mehr Ehre, als alle Engel und Heiligen des Himmels, Maria miteingeschlossen, Ihm je erwiesen haben und noch erweisen werden; denn sie alle können dem Herrn keine unendliche Verehrung erweisen, wie ein Priester es thut, wenn er am Altare das heilige Opfer darbringt.

3. Ferner bringt der Priester durch die Feier der heiligen Messe Gott dem Herrn einen Dank dar, welcher alle, auch die den Heiligen des Himmels erwiesenen Gnaden vollkommen aufwiegt; diesen würdigen Dank können Ihm alle Seligen des Himmels zusammen nicht darbringen. So ist die Würde des Priesters auch unter diesem Gesichtspunkte größer als alle Würden, die himmlischen nicht ausgenommen. Überdies ist der Priester der Bevollmächtigte der ganzen Welt bei Gott, um allen Geschöpfen die nöthigen Gnaden zu erflehen und zu vermitteln: "Für den ganzen Erdkreis ist er Gesandter und Mittler bei Gott," sagt der h. Johannes Chrysostomus, [De Sacerd. 1. 6. Pro universo terrarum orbe legatus intercedit apud Deum.] und der h. Ephräm: "Cum Deo familiariter agit - er verkehrt mit Gott in vertraulicher Weise." [De Sacerdotio.] Den Priestern ist der Zutritt zu Gott niemals verwehrt.

4. Jesus ist gestorben, um einen Priester zu schaffen. Um die Welt zu erlösen, war der Tod des Erlösers nicht unumgänglich nothwendig; ein Tropfen seines Blutes, eine einzige Thräne, eine Bitte hätte hingereicht, um allen Menschen das Heil zu erlangen; denn diese Bitte hätte, weil von unendlichem Werthe, genügt, nicht bloß eine, sondern tausend Welten zu erlösen. Um aber einen Priester zu schaffen, war der Tod Jesu Christi nothwendig; wo hätte sich sonst das Opfer gefunden, welches die Priester des Neuen Bundes Gott dem Herrn nunmehr darbringen; ein Opfer, das ganz heilig und unbefleckt ist und Gott dem Herrn eine Ehre zu erweisen vermag, wie sie Gott gebührt? Das Leben aller Menschen und aller Engel reicht, wie gesagt wurde, nicht hin, Gott eine unendliche Ehre zu erweisen, wie sie Ihm ein Priester durch eine einzige Messe erweist.

5. Die Würde des Priesters bemißt sich ferner auch nach der Gewalt, welche er über den wirklichen wie über den geistlichen Leib Jesu Christi besitzt. Was den wirklichen Leib Christi betrifft, so ist es Lehre des Glaubens, daß, wenn der Priester consecrirt, das menschgewordene Wort ihm gehorchen und unter den sacramentalen Gestalten in seine Hände kommen muß. Es ist gewiß wunderbar, daß Gott dem Josue gehorchte: obediente Deo voci hominis. Denn auf Josue´s Wort: "Sonne, bewege dich nicht von Gabaon," hielt der Herrn den Lauf der Sonne auf: "also blieb die Sonne mitten am Himmel stehen. [Jos. 10,12sq.] Aber noch wunderbarer ist es, daß Gott auf die wenigen Worte des Priesters: hoc est corpus meum, gehorsam auf dem Altar und überhaupt an jedem Orte erscheint, an welchen der Priester Ihn ruft, und zwar so oft, als er Ihn ruft; Er begibt sich in die Hände des Priesters selbst dann, wenn dieser sein Feind ist. Und ist er gekommen, so steht er ganz zur Verfügung des Priesters: Der Priester trägt Ihn von einem Orte zum andern, wohin er will; in seinem Belieben steht es, ob er Ihn in den Tabernakel einschließen, oder auf dem Altar aussetzen, oder aus der Kirche hinaus tragen wolle; ihm ist es anheimgestellt, ob er Ihn als Speise empfangen, oder andern als Speise darreichen wolle. Darum sagte der h. Laurentius Justiniani von den Priestern: "Ihnen ist die größte Gewalt verliehen. Denn nach ihrem Belieben wird die Substanz des Brodes in den Leib Christi verwandelt; das ewige Wort steigt im Fleische vom Himmel herab und befindet sich in aller Wahrheit auf dem Tische des Altars. Es ist ihnen aus Gnade ein Vorrecht verliehen, welches den Engeln in keiner Weise gegeben ist; die Engel umstehen Gott den Herrn; die Priester aber tragen Ihn in den Händen, reichen Ihn dem Volke und nehmen Ihn in sich auf." [S. Laurent. Justin. Serm. de Euchar.]

6. Was sodann den Geistlichen Leib Jesu Christi d. h. die Gesammtheit der Gläubigen betrifft, so besitzt der Priester die Schlüsselgewalt, mit anderen Worten: er hat die Gewalt, den Sünder vor der Hölle zu bewahren und des Himmels würdig zu machen; er hat die Gewalt, ihn aus einem Sclaven des Satans in ein Kind Gottes zu verwandeln. Und Gott selbst ist verbunden, sich nach dem Urteil des Priesters zu richten, d.h. zu verzeihen oder nicht zu verzeihen, je nachdem der Priester den Pönitenten absolvirt (vorausgesetzt, daß derselbe der Lossprechung fähig ist) oder nicht absolvirt. Darum sagt der h. Maximus von Turin: "Eine solche Richtergewalt ist ihm übertragen, daß das Gericht des Himmels seinem Willen anheimgestellt ist." [In Nat. B. Petri, hom. 3.] Der Urtheilsspruch des Priesters geht voraus, und Gott unterzeichnet denselben: Praecedit Petri sententia sententiam Redemptoris, sagt der h. Petrus Damiani; [Serm. 26] und der h. Johannes Chrysostomus fügt bei: "Der Herr folgt dem Knechte; und was dieser auf Erden entscheidet, das bestätigt jener im Himmel." [De Verbis Is. hom. 5. Dominus sequitur servum; et quidquid hic in inferioribus judicaverit, hoc ille in supernis comprobat.]

7. Die Priester sind die Ausspender der göttlichen Gnaden, die Mitarbeiter Gottes. So sagt der h. Ignatius der Martyrer: "Im Hause Gottes betrachtet die Priester als die Verwalter der göttlichen Gnadenschätze und als die Gehilfen Gottes." [Ep. ad Polyc.] Sie sind die Zierde und die Säulen der Kirche; sie sind die Pforten und die Pförtner des Himmels, wie der h. Prosper sich ausdrückt: "Sie sind die Zierde und die festesten Säulen der Kirche; sie die Pforten der ewigen Stadt, durch welche Alle zu Christus eingehen; sie die Thürhüter, denen die Schlüssel des Himmelreiches übergeben sind; sie die Verwalter des königlichen Hauses, nach deren Gutdünken die Stellen der Einzelnen verliehen werden." [De vita cont. 1. 2. c. 2.]

8. Würde der Erlöser in eine Kirche herabkommen und sich in einen Beichtstuhl setzen, um das Sacrament der Buße zu spenden, während in einem anderen Beichtstuhle ein Priester säße, so würde Jesus sprechen: Ego te absolvo, und der Priester würde gleichfalls sprechen: Ego te absolvo; die Beichtkinder aber wären von dem Einen wie von dem Andern in gleicher Weise losgesprochen. Welche Ehre würde es sein, wenn ein König einem seiner Unterthanen die Vollmacht gäbe, Jeden, den er wolle, aus dem Kerker zu befreien! Aber weit größer ist die Vollmacht, welche der ewige Vater Jesu Christo gegeben, und welche Jesus Christus den Priestern übertragen hat, die Vollmacht nämlich, nicht bloß die Leiber, sondern auch die Seelen aus der Gewalt der Hölle zu befreien, wie der h. Johannes Chrysostomus sagt: "Alles Gericht ist vom Sohne ihnen übertragen ... Sie sind gleichsam in den Himmel versetzt, um einer solchen Gewalt theilhaftig zu werden. Wenn ein König Jemanden so ehren würde, daß er ihm die Vollmacht übertrüge, alle Gefangenen, wie er wollte, zu befreien, so würde ein Solcher von allen glücklich gepriesen werden. Nun aber ist die Vollmacht, welche Gott ihnen (den Priestern) verliehen, in dem Grade höher, als die Seelen an Werth die Leiber übertreffen." [De Sacerd. 1. 3.]

9. Darum ist die priesterliche Würde die erhabenste unter allen Würden dieser Welt: Nihil in hoc saeculo excellentius, sagt der h. Ambrosius. [De dignit. sac. c. 3.] Sie übersteigt die Würde der Könige, Kaiser und selbst der Engel: "Euch, ihr Priester, hat der Herr über die Könige und Kaiser, ja selbst über die Engel gestellt," sagt der h. Bernhard. [Serm. ad Pastor. in Syn.] Und der h. Ambrosius behauptet, die Würde des Priesters unterscheide sich von der Würde der Könige ebenso, wie das Gold von dem Blei. [De dignit. sac. c. 2. Longe erit inferius, quam si plumbum ad auri fulgorem compares] Der Grund ist, weil die Gewalt der Könige sich bloß auf die zeitlichen Güter und auf die Leiber erstreckt, die Gewalt der Priester aber auf die geistigen Güter und auf die Seele. Darum sagt der h. Papst Clemens: "In demselben Grade, als die Seele den Leib übertrifft, ist das Priesterthum erhabener als das Königthum;" [Constit. apost. 1. 2. c. 34. Quanto anima corpore praestantior est, tanto est sacerdotium regno excellentius.] und der h. Johannes Chrysostomus: "Die Fürsten haben die Bindegewalt, aber nur über die Leiber; die Priester haben sie auch über die Seelen." [De sacerd. 1. 3. Habent principes vinculi potestatem, verum corporum solum; Sacerdotes vinculum etiam animarum contingit.]

10. Die Könige der Erde rechnen es sich zum Ruhme an, den Priestern Ehre zu erweisen: "Boni principis est, Dei sacerdotes honorare - es ist Sache eines guten Fürsten, die Priester Gottes zu ehren," schreibt Papst Marcellus. [Cap. Boni princ. dist. 96.] Sie beugen freiwillig vor den Priestern das Knie, küssen ihnen die Hände und empfangen gesenkten Hauptes von ihnen den Segen. So sagt Peter von Blois: "Selbst Könige bieten ihm (dem Priester) mit gebogenen Knieen Geschenke an und küssen ihm die Hand, um durch die Berührung mit ihm geheiligt zu werden." [Serm. 47.] Und der h. Johannes Chrysostomus schreibt: "Des Priesters Gewalt steht höher als die des Königs; darum beugt auch der König sein Haupt unter die Hand des Priesters." [De verbis Is. hom. 4.] Baronius erzählt, der Bischof Leontius von Tripolis habe, da er einst von der Kaiserin Eusebia vorgeladen worden sei, ihr sagen lassen: wenn sie wolle, daß er komme, so müsse man sich vorher über die Bedingungen verständigen. Die Bedingungen waren aber folgende: Sobald der Bischof eintrete, müsse die Kaiserin unverweilt vom Throne herabsteigen, ihm entgegengehen und ihr Haupt unter seine Hände beugen, um auf diese Weise seinen Segen zu erbitten und zu empfangen; dann werde er sich setzen; sie aber dürfe sich nicht setzen, bis er ihr die Erlaubniß dazu gegeben habe; würden - so schließt er - diese Bedingungen nicht angenommen, dann werde er niemals kommen. [Anm. d. Übers.: Leontius stellte diese Bedingungen nicht aus Ehrgeiz, sondern in der lobenswerthen Absicht, einer Mißachtung der bischöflichen Würde von Seite der stolzen Kaiserin vorzubeugen. Er war, wie Baronius a.a.O. bemerkt, in Beobachtung der kirchlichen Vorschriften so genau, daß er von Einigen "die Kirchenregel" genannt wurde.] Der h. Martinus bezeigte, da er vom Kaiser Maximus zur Tafel geladen war, beim Trinken zuerst seinem Kaplan und dann erst dem Kaiser die Ehre. [Sulpicius Severus, Vita S. Martini c. 23.] Kaiser Constantin wollte auf dem Concil zu Nicäa am letzten Platze sitzen, nach allen Priestern, und zwar auf einem niederen Sessel als diese; ja er wollte sich ohne ihre Erlaubniß gar nicht setzen. So erzählt Eusebius im Leben Constantins. [Euseb. Caesar. Vita Constant. 1. 3. c. 22.] Der heilige König Boleslaus hatte vor den Priestern eine solche Ehrfurcht, daß er es nicht einmal wagte, in ihrer Gegenwart zu sitzen.

11. Die priesterliche Würde übertrifft auch die Würde der Engel. Dieß bezeugt der h. Thomas. [P. 3. q. 22. a. 1. ad 1.] Und der h. Gregorius von Nazianz schreibt: "Sacerdotium ipsi quoque Angeli venerantur - auch die Engel ehren das Priesterthum. [Orat. ad Naz. tim. perc.] Alle Engel des Himmels sind mitsammen nicht im Stande, von einer einzigen Sünde zu absolviren. Die Schutzengel stehen den ihnen anvertrauten Seelen zur Seite, und wenn sich diese im Stande der Sünde befinden, so suchen sie zu bewirken, daß sie zu den Priestern ihre Zuflucht nehmen; sie erwarten, daß diese ihnen die Lossprechung erteilen. "Die Engel stehen ihren Schützlingen zur Seite, den Ausspruch des Priesters erwartend; aber keiner von ihnen hat die Gewalt, zu binden und zu lösen." So sagt der h. Petrus Damiani [Serm. 26.] Selbst wenn der h. Michael einem Sterbenden, der ihn anriefe, zur Seite stünde, so könnte der heilige Erzengel wohl die bösen Geister vertreiben, aber er könnte seinen Verehrer nicht aus ihrer Gewalt befreien, wenn nicht ein Priester käme, der ihm die Lossprechung ertheilte. Der h. Franz von Sales hatte einst einem braven Kleriker die Priesterweihe ertheilt. Als nun dieser wegging, sah der Heilige, wie er an der Thüre stehen blieb und dem Anscheine nach mit Jemanden redete, um ihm den Vortritt zu lassen. Der Heilige befragte später seinen Priester über diesen Vorfall. Da antwortete derselbe, der Herr habe ihn der Gnade gewürdigt, seinen Schutzengel gegenwärtig zu sehen; derselbe sei vorher zu seiner Rechten und zwar vor ihm hergegangen; nachdem er aber die Priesterweihe empfangen, sei der Schutzengel zu seiner Linken gegangen und habe nicht mehr den Vortritt annehmen wollen; darum sei er, in heiligem Wettstreit mit dem Engel, an der Thüre stehen geblieben. Der h. Franz von Assisi [Opera, Orac. 22.] sagte, wenn er einen Engel des Himmels und zu gleicher Zeit einen Priester sähe, so würde er zuerst vor dem Priester, und hernach vor dem Engel sein Knie beugen.

12. Ja, die Macht des Priesters übertrifft jene der heiligsten Jungfrau Maria. Denn die göttliche Mutter kann wohl für eine Seele bitten und durch ihr Gebet Alles erlangen, was sie will; allein sie kann eine Seele nicht von den kleinsten Sünde lossprechen. Papst Innocenz III. sagt: "War auch die allerseligste Jungfrau Maria würdiger und erhabener als alle Apostel, so hat der Herr doch nicht ihr, sondern diesen die Schlüssel des Himmelreichs übergeben." [Cap. Nova quaedam, de Poen.: Licet beatissima Virgo Maria dignior et excellentior fuerit apostolis universis, non tamen illi, sed istis Dominus claves regni caelorum commisit.] Der h. Bernhardin von Siena schreibt: "O gebenedeite Jungfrau, ich will nicht gegen dich reden; entschuldige mich aber, wenn ich sage: Der Herr hat das Priesterthum höher gestellt als dich." [Tom. I. serm. 20. a. 2. c. 7. Virgo benedicta, excusa me, quia non loquor contra te: sacerdotium ipse praetulit supra te.] Und er gibt hierfür als Beweis an: Maria empfing Jesus Christus nur einmal; der Priester aber empfängt ihn sozusagen durch die Worte der Consecration so oft als er will, und zwar in der Art, daß, wenn der göttliche Erlöser noch nicht in Person in der Welt gelebt hätte, der Priester mittels der Consecration die heiligste Person des Gottmenschen in das irdische Dasein rufen würde. "O erhabene Würde der Priester, in deren Händen der Sohn Gottes Mensch wird, wie einst im Schoße der Jungfrau!" ruft der h. Augustin aus. [Monlina, Instr. sacerd. tr. 1. c. 5. §. 2.]

13. Deshalb werden die Priester auch Väter Jesu Christi - Parentes Christi - genannt; so nennt sie der h. Bernhard, [Serm. ad past. in syn.] da die Priester die bewirkende Ursache sind, daß die Person Jesu Christi wirklich in der consecrirten Hostie gegenwärtig ist; und so läßt sich in gewissem Sinne von dem Priester sagen, er sei der Schöpfer seines Schöpfers, indem er durch die Consecrationsworte in gewisser Beziehung Jesus im Sacramente hervorbringt, oder Ihm das sacramentale Leben ertheilt, zu dem Ende, um Ihn als Sühnopfer dem ewigen Vater darzubringen. Wie es bei Erschaffung der Welt genügte, daß Gott sprach: "Es werde und es ist geworden: "Quoniam ipse dixit, et facta sunt", [Ps. 32, 9] ebenso genügt es, daß der Priester über das Brod spricht: Hoc est corpus meum! und sieh! das Brod ist nicht mehr Brod, sondern der Leib Christi. Der h. Bernhardin von Siena sagt: "Die Macht des Priesters ist wie die Macht der drei göttlichen Personen; denn zur Wesensverwandlung des Brodes ist eine ebenso große Gewalt erfordert, wie zur Erschaffung der Welt. [L. c. serm. 20. a. 2. Potestas sacerdotis est sicut potestas divinarum personarum, quia in panis transsubstantiatione tanta requiritur virtus, quanta in mundi creatione.] Und der h. Augustin schreibt: "O ehrwürdige Heiligkeit der priesterlichen Hände, o selige Handlung! Derjenige, der mich erschuf ohne mich, hat (wenn man so sagen darf) mir Gewalt gegeben, Ihn zu schaffen; Derjenige, der mich erschuf ohne mich, hat sich geschaffen durch mich." [In Ps. 37. O venerabilis sanctitudo manuum! o felix exercitium! Qui creavit me (si fast est dicere) dedit mihi creare se; et qui creavit me sine me, ipse creavit se mediante me.] Wie das Wort Gottes Himmel und Erde schuf, sagt der h. Hieronymus, so erschaffen die Worte des Priesters Jesum Christum." Auf einen Wink des Herrn ist der hohe Himmel und die weite Erde aus nichts entstanden; so verleiht die Kraft (Gottes) in geistlichen Dingen den Worten des Priesters eine ähnliche Gewalt." [Hom. de Corp. Christi.] So groß ist die Würde des Priesters, daß er auf dem Altare Jesum Christum als Schlachtopfer segnet, um es dem ewigen Vater darzubringen. P. Mansi sagt: In der heiligen Messe ist Jesus Christus Priester und Opfer zugleich; als Opferpriester segnet er den Priester; als Opfer wird er vom Priester gesegnet. [Bibl. tr. 22. d. 12.]

14. Ferner bemißt sich die Würde des Priesters nach der hohen Stellung, die er einnimmt. Das Priesterthum wird genannt "die Wohnstätte der Heiligen - locus sanctorum"; [Syn. Carnot. anno 1550] die Priester heißen "Stellvertreter Christi", weil sie dessen Stelle auf Erden vertreten. [S. Aug. ad Frat. in erem. 5, 36.] Dasselbe sagt der h. Carl Borromäus in einer Synode von Mailand: Dei personam in terris gerentes; und vorher schon sprach dieß der Apostel mit den Worten aus: "Wir sind Gesandte an Christi Statt, indem Gott gleichsam durch uns ermahnt." [II. Cor. 5, 20.] Als der Erlöser zum Himmel auffuhr, ließ er die Priester auf Erden zurück, damit sie als Mittler zwischen Gott und den Menschen seine Stelle vertreten, besonders an dem Altare: "Der Priester trete zum Heiligtum des Altares gleichwie Christus," sagt der h. Laurentius Justiniani. [Serm. de Euch.] Und der h. Cyprian: "Der Priester vertritt in Wahrheit Christi Stelle." [Ep. ad Caecil.] Der h. Johannes Chrysostomus: "Siehst du den Priester celebriren, so betrachte die Hand Christi, welche unsichtbarer Weise ausgestreckt ist." [hom. 60. ad pop. Ant.]

15. Ebenso vertritt der Priester die Stelle des göttlichen Erlösers, wenn er von Sünden losspricht mit den Worten: "Ego te absolvo." Diese erhabene Vollmacht, welche der ewige Vater Jesu Christo mitgetheilt hat, ertheilte seinerseits Jesus Christus den Priestern: De suo vestiens sacerdotes, schreibt Tertullian. Zur Vergebung einer Sünde bedarf es der ganzen Allmacht Gottes, wie das Kirchengebet zeigt: Deus, qui omnipotentiam tuam parcendo maxime et miserando manifestas. Mit Recht sprachen daher die Juden, als sie hörten, daß Jesus dem Gichtbrüchigen seine Sünden vergab: "Wer kann Sünden vergeben, außer Gott allein?" [Luc. 5, 21] Doch was Gott durch seine Allmacht vermag, das vermag der Priester durch das Wort: Ego te absolvo a peccatis tuis. Denn die Form des Sacramentes, oder die Worte, welche die Form des Sacramentes bilden, wirken genau das, was sie ausdrücken. Welch ein wunderbares Schauspiel wäre es, einen Menschen zu sehen, der in Kraft weniger Worte aus einem Mohren einen Weißen machen könnte? Aber mehr noch thut der Priester, wenn er durch die Worte: "Ich spreche dich los", in einem Augenblick den Sünder aus einem Feind in ein Freund Gottes, aus einem Sclaven der Hölle in einen Erben des Himmels umwandelt.

16. Der Cardinal Hugo läßt Christus den Herrn zu einem Priester, der zu absolviren im Begriff steht, also sprechen: "Ich habe Himmel und Erde gemacht; dir aber gebe ich eine bessere und erhabenere Schöpfergewalt: Mach neu eine Seele, welche in der Sünde ist. (Mach neu, d.h. mache sie aus einer Sclavin des Teufels zu einem Kinde Gottes.) Ich habe bewirkt, daß die Erde ihre Früchte hervorbringt; dir gebe ich eine bessere Schöpfergewalt, die Gewalt, zu bewirken, daß die Seele ihre Früchte bringt." [In I. Cor. 3.] Die Seele ohne Gnade ist ein verdorrter Baum, der keine Früchte mehr bringen kann; empfängt sie aber durch Vermittlung des Priesters die Gnade der Rechtfertigung, dann bringt sie Früchte des ewigen Lebens. Der h. Augustin fügt bei, einen Sünder rechtfertigen, sei ein größeres Werk, als Himmel und Erde erschaffen. [In Joan. tr. 72 Prorsus majus hoc esse dixerim, quam est coelum et terra, et quaecunque cernuntur in coelo et in terra] Der Herr sprach zu Job: "Hast du einen Arm wie Gott? und donnerst du mit gleicher Stimme?" [Job 40,4] Wer hat einen Arm wie Gott? Wer gebietet mit Macht wie Gott? Der Priester ist´s, der bei der Absolution den Arm und die Stimme der göttlichen Allmacht anwendet, um eine Seele aus den Händen des Teufels zu befreien.

17. Wie der h. Ambrosius sagt, waltet der Priester bei der Absolution desselben Amtes, wie der heilige Geist in der Rechtfertigung der Seelen: Munus Spiritus sancti officium sacerdotis. Als daher der göttliche Erlöser den Priestern die Vollmacht übertrug, Sünden zu vergeben, hauchte er sie an und sprach: "Empfanget den Heiligen Geist; welchen ihr die Sünden nachlassen werdet, denen sind sie nachgelassen; und welchen ihr sie behalten werdet, denen sind sie behalten." [Joan. 20, 22.] Er gab ihnen seinen Geist, den Heiligen Geist, welcher die Seelen heiligt, und machte sie zu seinen Mitarbeitern, nach dem Ausspruch des Apostels: Dei adjutores sumus. [I. Cor. 3. 9.] Der h. Gregorius sagt: "Sie empfangen die Gewalt des höchsten Gerichtes, so daß sie im Namen Gottes den Einen ihre Sünden behalten, den Andern sie nachlassen." [In Evang. hom. 26.] Mit Recht sagt der h. Clemens, daß der Priester ein Gott auf Erden sei: "Post Deum terrenus deus." [Const. apost. 1. 2. c. 26.] In den Psalmen heißt es: "Gott steht mitten in der Versammlung der Götter." Ps. 81, 1.] Diese Stelle legt der h. Augustin also aus: Diese Götter sind die Priester: "Erhabene Götter, in deren Versammlung der Gott der Götter zu stehen verlangt." [Ad Fr. in er. serm. 36.] Und Papst Innocenz III. sagt hierüber: "Die Priester werden Götter genannt wegen der Würde ihres Amtes." [Can. Cum ex in j. de Haer. Sacerdotes propter officii dignitatem deorum nomine nuncupantur.]

18. Welch ein Mißstand ist es demnach, wie der h. Ambrosius sagt, an einer und derselben Person eine hohe Würde zu sehen und ein unwürdiges Betragen; ein göttliches Amt und ein sündhaftes Leben! [ De dig. sac. c. 3. Ne sit honor sublimis et vita deformis; deifica professio et illicita actio.] Und Salvianus bemerkt: "Eine so hohe Würde, einem Unwürdigen anvertraut, was ist das anderes, als ein Edelstein im Schmutze? [Salv. l. 2. ad eccl. Quid est dignitas in indigno, nisi ornamentum in luto?]

19. "Niemand nimmt sich selbst die Würde, sondern wer von Gott berufen wird wie Aaron. So hat auch Christus nicht sich selbst verherrlicht, Hoherpriester zu werden, sondern der zu Ihm geredet hat: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt." [Hebr. 5, 4.] Der Apostel mahnt, daß Keiner zum Priesterthum emporzusteigen wage, ehe er einen göttlichen Ruf dazu empfangen habe, wie Aaron ihn empfing; da nicht einmal Jesus Christus die Ehre des Priesterthums sich nehmen wollte, sondern wartete, bis der Vater Ihn rief. Daraus sehen wir, welch hohe Würde das Priesterthum ist. Doch je höher die Würde, desto mehr gibt sie zu fürchten. "Groß ist die Würde der Priester," sagt der h. Hieronymus, aber auch groß ihr Fall, wenn sie sündigen. Wir wollen uns freuen, wenn wir emporsteigen, aber auch fürchten, wir möchten fallen." [In Ezech. c. 44. Grandis dignitas sacerdotum, sed grandis ruina eorum, si peccant. Laetemur ad ascensum, sed timeamus ad lapsum.] Klagend ruft der h. Gregorius aus: "Die Auserwählten gehen, durch die Hände der Priester von Sünden gereinigt, in das himmlische Vaterland; und die Priester eilen den Peinen der Hölle entgegen." [In Evg. hom. 17. Ingrediuntur electi, sacerdotum manibus expiati, coelestem patriam; et sacerdotes ad inferni supplicia festinant.] Ihr werdet (will er sagen) dem Taufwasser ähnlich, welches die Täuflinge von Sünden abwäscht und in den Himmel sendet, selbst aber in die Grube abfließt: - et ipsa in cloacas descendit.

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