Kirche zum Mitreden - Leserbriefe (22.10.2000)

1. Aus dem Forum von kath.de
Wie bereits in unserem zweiten Text zu Dominus Iesus erwähnt, wurde bei kath.de ein Thread z.Th. Sedisvakanz eröffnet. Darauf wurden wir nur durch die Statistik von katholisch.net aufmerksam, und auch bei den späteren Eintragungen hielt es kein Diskussionsteilnehmer für angebracht, uns einmal direkt zu kontaktieren. Nach der Fertigstellung unseres zweiten DJ-Textes war der Sedisvakanz-Thread wieder bei kath.de zu finden, und wir trugen am 22.09.2000 ein:
"Rolf Jouaux hat mir noch nicht mitgeteilt, warum dieser Thread zuerst gelöscht wurde und nach Veröffentlichung meines zweiten Artikels über "Dominus Iesus" (wobei dieser Thread erwähnt wurde) plötzlich wieder vorhanden ist (http://www.crosswinds.net/~prhl/satan02.htm). Übrigens: Wenn jemand meint, etwas Kluges z.Th. Sedisvakanz mir mitteilen zu müssen, kann er das problemlos tun, schließlich ist KzM das einzige katholische Forum. In einem Thread bei kath.de einfach immer wieder einzutragen: 'Habemus papam', beweist bestenfalls völlige Ignoranz."

Seitdem gab es bis jetzt noch weitere sieben (damit insgesamt vierzehn) Einträge im Thread; diese wollen wir hier kurz vorstellen:
8) "Sedisvakante beleidigen den HEILIGEN GEIST: Meinen ER sei unfähig die Entwicklung der Kirche JESU CHRISTI im Griff zu behalten und zu steuern. Gruß josef"
Das bedeutet: Die zig Scheinpäpste (s. z.B. www.katholisch.de) waren ein Werk des Heiligen Geistes! Die Umkehrung des Dogmas von der Heilsnotwendigkeit der Kirche war ein Werk des Heiligen Geistes! Die Vernichtung des sakramentalen Lebens war ein Werk des Heiligen Geistes!
9) "Hallo Eduard Dieses finde ich unter www.katholisch.net , eine von Dir mitgeteilte Adresse. Kannst Du dich distanzieren? Könnt Ihr Euch distanzieren und die Weiterverbreitung verhindern? Gruss Helmut
- DEUTSCHLAND: In Dessau hielt es Kanzler Schroeder für gut, am 1. September einen Trauerkranz an dem Ort niederzulegen, wo ein afrikanischer Einwanderer von einer Jugendmeute brutal ermordet worden war. [...; die Quelle, i.e. die Nachrichten vom 12.09.2000, wird vom Diskutanten verschwiegen]'"
Der Diskutant verschweigt nicht nur die Adresse, sondern auch, dass dies ein Zitat eines UNEC-Textes ist, den wir kommentiert haben: "Ein deftiger Text, der dringend nach einer Stellungnahme aus dem Kanzleramt verlangt! Wir schickten diese RU-Ausgabe unverzüglich an den Bundeskanzler und fügten hinzu: 'Im Anhang erhalten Sie einen Text, der u.a. das Thema behandelt: 'DEUTSCHLAND: In Dessau legt Schröder einen Kranz nieder, aber der Schuldige ist er !' Darüber werde ich die Leser meiner Homepage informieren. Ich sichere Ihnen zu, einen Kommentar Ihrerseits zu diesem Thema zu veröffentlichen, falls mich Ihre Nachricht bis spätestens Montag, 04.09.2000, erreicht haben sollte. Im Herrn' Bis heute blieb unsere mail unbeantwortet. Zwischenzeitlich ist Schröder zum Weltstaatsmann gewählt worden."
Unserer Bitte um Stellungnahme ist der Bundeskanzler noch immer nicht nachgekommen. Da könnte man uns ja auch als Islamisten, Schwulen und Nazi hinstellen, weil wir tatsächlich pro-Islam, pro-Sodomie und pro-Hitler-Texte zitieren! Ja, eigentlich sind wir in dieser Unlogik DER Priester von Vatikanum 2, weil wir V2-Texte so oft und lang zitieren und kommentieren! Es fällt nicht leicht, bei dem Diskutanten etwas Edleres als Böswilligkeit zu vermuten.
10) "Hallo Eduard! Ich habe die Seiten mal kurz überflogen, mir war nicht bewußt, daß es sowas überhaupt gibt, von daher sehr aufschlußreich - aber selbst beim überfliegen sträuben sich ja schon alle Haare! Das hört sich für mich nicht katholisch an, sondern wie 'Sekte' Hallo Helmut! Wenn ich so was lese wie die von Dir zitierte Passage, kriege ich das kalte Grausen Ich weiß nicht genau, wo es steht, irgendwo im AT: 'Verachted nicht die Fremden in eurem Land...' Mfg, fragezeichen"
Also: Haaresträuben nach kurzem Überfliegen als Indiz für Sekte - ob das wissenschaftlich haltbar ist? Jedenfalls ist die böse Saat des Vorgängers aufgegangen: Das Zitat wird als unsere Meinung hingestellt!
11) ">Pater R.H.L. römisch - katholischer Priester< ausser Dienst, nehme ich an. :-)"
Wirklich angenommen?? Falsch angenommen!! Warum angenommen??
12) "Ich möchte nur mal zu dem ultraorthodoxen Zitat [aus dem Sedisvakanz-Text] was anmerken: Vielleicht weisst du es noch nicht, aber die Katholiken sind nicht die einzigen auf der Welt und wir sollten uns auch nicht anmasen, alle Andersgläubigen in der Hölle sehen zu wollen. Oder glaubst du, dass ein Araber im Jemen, der noch nie was von Jesus Christus gehört hat, aber die Regeln SEINER Religion befolgt und ein guter Mensch ist in die Hölle kommt, nur weil er nicht Katholisch ist? Du musst noch einiges lernen! MfG Alex"
Dieses Thema wurde bereits bei KzM angeschnitten.
13) "Hallo Alex, Steffen weilt schon länger nicht mehr unter uns, aber ich glaube, er hat hier nur ein haarsträubendes Zitat reinkopiert, das nicht für ihn selber sprechen sollte, es ging um die oben angegebenen websites. Gruß Lissie"
Dieses Thema wurde bereits bei KzM angeschnitten.
14) "Wozu braucht ihr einen Papst? Ich jedenfalls kann auch gut ohne jemanden leben, der sagt, dass die kath. Kirche allen anderen Religionen überlegen ist, nur sie wirkliche Erlösung bringt und alle nicht katholischen Christen eigentlich keine Christen sind. Ich bin zwar evangelisch, bin aber trotzdem ein 'richtiger' Christ."
Dieses Thema wurde bereits bei KzM angeschnitten.

Zugegeben, die letzten Kommentare waren etwas kurz und monoton, allerdings schienen diese Einträge uns einen größeren Aufwand schlichtweg nicht wert zu sein. Man sieht eben bestenfalls völlige Ignoranz. Das ist eine perfekte Überleitung:

2. Ein "Pfarrer ('evangelisch')"
Heute erhielten wir eine mail, dessen Schreiber sich als "Pfarrer ('evangelisch')" vorstellt, komplett mit Adresse und Telephonnummer. Wir haben die Richtigkeit dieser Angaben nicht überprüft und verwerfen die Absicht derer, die diesen Brief als EINZIGEN Beweis für die Unzulänglichkeit des Protestantismus gelten lassen wollen. Vielmehr fügt sich dieses Schreiben nahtlos in das Gesamtbild ein, dass die Religion des wahnsinnigen Häretikers Martin Luther (s. Nachrichten vom 19.07.2000) "ohne Sinn und Verstand ist" (s. Die katholische Lehre über die Rechtfertigung).
"Guten Tag, unbekannter Autor, (die Mühe, bei DENIC nachzusehen, habe ich mir erspart) Ich habe nur eine einzige Frage an Sie: auf der gesamten Seite kann ich (ausser dem Hinweis zur DENIC) nicht einmal Ihren Namen, oder irgendeinen Hinweis auf Ihre Identität feststellen. Ich frage mich dabei, von welche Ängsten Sie, der Sie ja andere zum "mitreden" auffordern, getrieben werden, wenn Sie Ihre Identität auf den Namenseintrag bei der DENIC beschränken. Fürchten Sie denn, dass die V2-Kirche, in der Sie sich nicht mehr heimisch fühlen, deren (wie auch immer zu definierende "Urgestalt") Sie auf Ihren Seiten dennoch mit scharfen Argumenten verteidigen, sich gegen Sie persönlich richten könnte? Welche Rückschlüsse liesse diese Vermutung dann auf eine Kirche zu, die alles, was V2 wollte, wieder rückgängig macht? Ob es dann eine Seite wie die Ihre je geben würde? Mit freundlichen Grüssen"
Wir haben uns umgehend bei dem "Pfarrer ('evangelisch')" dafür bedankt, dass er ein weiteres Beispiel dafür gibt, wie niveaulos es bei den Protestanten zugeht. Wenngleich wir ihm wohl nicht weiterhelfen können (wem nicht zu raten ist, dem ist auch nicht zu helfen), so werden doch hoffentlich einige Leser etwas besser verstehen, dass unsere Distanz zum Protestantismus nicht so gänzlich unbegründet ist.
"die Mühe, bei DENIC nachzusehen, habe ich mir erspart"
Die Mühe kann er sich auch ersparen, weil wir auf der Startseite geschrieben haben: "Solange wir also noch die Adresse www.katholisch.de besaßen, enthielt die Datenbank unsere Angaben zur Person." Dem geübten Auge wird nicht entgehen, dass es sich dabei um eine Aussage über die Vergangenheit handelt, derzufolge unsere Daten nun nicht mehr in der Denic-Datenbank zu finden sind. Na ja, der kleine Schnitzer sei noch mal verziehen.
"Ich habe nur eine einzige Frage an Sie"
Nun, manche können nicht bis drei zählen; es ist dem "Pfarrer ('evangelisch')" wohl nicht aufgefallen, dass sein Schreiben drei Fragezeichen (die üblicherweise auf eine Frage hinweisen) enthält, wenn man schon indirekte Fragen nicht gelten lassen möchte.
"auf der gesamten Seite kann ich (ausser dem Hinweis zur DENIC) nicht einmal Ihren Namen, oder irgendeinen Hinweis auf Ihre Identität feststellen"
Da dürfen wir wiederum aus der Startseite zitieren: "Was tun, wenn einem diese Seiten nicht gefallen? Gegenargumente bitte immer an den Autor! Wer die Verbreitung der hier gegebenen Informationen unterbinden will, der kann sinnvollerweise, da Einigkeit stark macht, eine entsprechende Interessengemeinschaft "Gegen die Vertreter der Sedisvakanz-Theorie" oder einfach "Kirchenhasser e.V." gründen oder unterstützen. Die Angabe unserer URL bzw. der Thematik dürfte genügen. Folgende Adressen bieten sich als Anlaufstelle an: [...] Oder man schreibt an einen Abonnenten des V2-Newsletters. Allen diesen Personen liegen die genauen Angaben zur Person des Autors vor!!" Außerdem ist auf der Startseite auch ein Hinweis z.Th. Anonymität zu finden. Doch nun zu den unlogischen Schlüssen, die der "Pfarrer ('evangelisch')" zieht:
"Ich frage mich dabei, von welche Ängsten Sie, der Sie ja andere zum "mitreden" auffordern, getrieben werden, wenn Sie Ihre Identität auf den Namenseintrag bei der DENIC beschränken. Fürchten Sie denn, dass die V2-Kirche, in der Sie sich nicht mehr heimisch fühlen, deren (wie auch immer zu definierende "Urgestalt") Sie auf Ihren Seiten dennoch mit scharfen Argumenten verteidigen, sich gegen Sie persönlich richten könnte?"
Wie bitte? Wer den Satzbau nicht recht versteht: Die Klammer muss bereits vor und nicht erst nach dem Wort "Urgestalt" schließen. Aber nun zum Gemeinten: Pausenlos wüten Staat und V2-Sekte gegen uns mit an Lächerlichkeit und v.a. Verlogenheit nicht mehr zu überbietenden Prozessen, wir stehen im permanenten Schriftverkehr mit staatlichen und V2-Stellen, und jetzt meint der "Pfarrer ('evangelisch')" , wir würden aus Angst vor Konsequenzen unseren Namen, der praktisch jedem dieser Herrschaften bekannt ist und den jeder Internetnutzer in wenigen Sekunden samt Adresse und Telephonnummer in Erfahrung bringen kann, "verheimlichen". Mann-o-Meter, was für ein Schwachsinn! Was sind eigentlich "scharfe Argumente"?
"Welche Rückschlüsse liesse diese Vermutung dann auf eine Kirche zu, die alles, was V2 wollte, wieder rückgängig macht? Ob es dann eine Seite wie die Ihre je geben würde?"
Aufbauend auf diesem bodenlosen Schwachsinn gerät der "Pfarrer ('evangelisch')" nun in meditative Verzückung, auf die allerdings weiter einzugehen sich wahrlich nicht lohnt, zumal das Thema der Kirchenexistenz bereits bei KzM behandelt wurde.

3. Thema Höflichkeit
"Sehr geehrte Mitarbeiter von katholisch.net, als gläubige Christin und Katholikin muss ich zugeben, dass ich noch nie von Ihnen gehört habe, bis auf den heutigen Tag. Zur Zeit studiere ich ihre Webseite.
Es wäre sehr freundlich von Ihnen, mir zu erläutern wer Sie eigentlich sind. Irgendwie bin ich etwas verwirrt. Momentan ist es mir überhaupt nicht möglich zu erkennen, ob sie einer besonderen Gruppierung innerhalb der RK angehören, oder ob sie Parodie betreiben (zB V2-Sekte). Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, dass ich mich auf diese Art und Weise äußere, aber leider kann ich es nicht anders ausdrücken."
Unsere Antwort:
"Sehr geehrte Frau H., wenn Sie den unteren Teil der Startseite von KzM lesen, finden Sie u.a. genauere Kontaktadressen, falls Sie meinen, mir den Ernst meiner Aussagen nicht abnehmen zu können (so als ob ich z.B. meine Briefwechsel mit dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte etc. erfunden hätte). Ein kurzer Telephonanruf bei einer 'Diözese' Ihrer Wahl dürfte genügen, um auch von V2-Seite die Bestätigung zu erhalten, dass es mir mit meinem Kampf gegen die V2-Sekte absolut ernst ist, wobei auch ironische Formulierungen nicht hinderlich sein dürften (s. z.B. liebe.htm). Bitte haben Sie Verständnis dafür, wenn ich mich mit (privaten) Antworten auf Leserbriefe zurückhalte. Ich denke, dass bereits die beiden Einleitungstexte alles nötige Rüstzeug bieten, um die V2-Sekte zu durchschauen. Ernstzunehmende Kritiken oder Fragen werden aber sicher in angemessener Weise in die weitere Arbeit von KzM einfließen. Über die "Struktur" der römisch-katholischen Kirche habe ich verschiedentlich geschrieben; am besten ist, sie lesen sich meine Homepage in aller Ruhe und Sorgfalt durch. Ich hoffe, Sie werfen bei Ihrer Auseinandersetzung mit KzM nicht das Handtuch, bevor Sie eine vertretbare Überzeugung gewonnen haben. Im Herrn"
Und wieder die Leserin:
"Lieber Pater L., zunächst möchte ich Ihnen wirklich ganz herzlich danken, dass Sie sich die Zeit zur Beantwortung meiner Anfrage genommen haben. Im Nachherein habe ich mich bereits etwas genauer informieren können, und verstehe Ihr Anliegen nun besser. Hoffentlich war meine Art der Fragestellung nicht unhöflich, es wäre keine Absicht gewesen. Wenn jemand von Ihnen mit mir Kontakt suchen sollte, dann teilen Sie es mir ruhig mit."
Wer durch die KzM-Texte irritiert ist und unser Anliegen nicht durchschaut, der sollte in der Tat besser in einer mail an uns seine Irritation zum Ausdruck bringen, als KzM gewissermaßen links liegen zu lassen, denn bisweilen beantworten wir sogar Fragen, die leicht aus den Einleitungstexten beantwortet werden können (s. auch Der Letzte seiner Art). Sicher, die Zeit, die wir für private Antworten benötigen, fehlt bei der Arbeit an KzM, was bei eigentlich unnötigen Fragen ärgerlich sein könnte. Aber obwohl KzM kein Seelsorgedienst, sondern ein Informationsdienst ist, wollen wir nicht den falschen Eindruck erwecken, als ob uns die Anliegen unserer Leser egal seien.
Nun, unhöflich ist das Schreiben der Leserin nicht, allerdings nehmen wir es jetzt mal als "Aufhänger", um wieder mal etwas z.Th. Höflichkeit zu schreiben. In den Leserbriefe vom 25.10.1997 hatten wir kurz etwas zur Anrede "Hochwürden" geschrieben. Nun ist es leider so, dass Priester mehr und mehr als der letzte Dreck der Gesellschaft gelten. Fernsehbeiträge verschiedener Art (von Serien bis hin zu Werbung), in denen Priester als vertrottelte Hedonisten oder verlotterte Rotznasen gezeichnet werden, leisten dazu ihren Beitrag, aber eigentlich liegt die Hauptschuld dann doch v.a. direkt bei der V2-Sekte mit ihren "Priestern", die über Gebühr viel Zeit mit Kaffee, Kuchen und Haushälterin etc. vergeuden. Besonders schlimm ist der Respektverlust, den wir Priester erfahren, natürlich im vermeintlich "eigenen Lager", i.e. im pseudokatholischen Sektenwesen. Die "Traditionstreuen", die sich gemeinhin nicht trauen, wirksam gegen die V2-Sekte vorzugehen, versuchen ihre Fehlleistungen dadurch zu kompensieren, dass sie die Priester nicht mehr in angemessener Weise als Autorität respektieren. Die Priester haben v.a. vor den "sedisvakantistischen" Laien brav zu kuschen und nur ja nichts anderes zu tun als das, was die Laien ihnen befehlen. Es gibt zwar auch Laien, die sich (teilweise) Respekt vor Priestern bewahrt haben, aber die meisten und gröbsten Tiraden, die uns an den Kopf geworfen wurden, kamen von "Traditionalisten" (s. z.B. das Schreiben der Schweizer Madame in den Leserbriefe v. 03.06.2000). Damit kommen wir zum Thema:

4. Abschied von Hochwürden
Beim Stöbern in einem Antiquariat fanden wir ein Büchlein von J.O. Zöller, Abschied von Hochwürden. Seelsorger der Zukunft, Frankfurt a.M. (2)1969, aus dem wir hier zitieren:


S. 9f
"Die Zeit, die auf die zweite Jahrtausendwende zudrängt, formt in den hochzivilisierten Ländern eine aufgeklärte, produktions- und konsumorientierte Gesellschaft. Für die überwiegende Mehrheit der Menschen dieser modernen industriellen Massengesellschaft ist der Priester ein unproduktiver Zeitgenosse. Da aber die moderne Wissenschaft die letzten Geheimnisse des Lebens und des Todes noch nicht ergründet hat und die Unmöglichkeit der Existenz eines Christengottes noch nicht hinreichend sicher beweisen kann, wird dem Priester immerhin noch der Rang eines gehobenen Versicherungsvertreters zugesprochen; abrufbar meist erst zur Todesstunde. Mit der Wissenschaftsgläubigkeit der Menschen konnte die Gott-Gläubigkeit nicht mithalten. Zu spät auch kam die Aussöhnung zumal der katholischen Kirchen mit den Naturwissenschaften, zu tief saß der Galilei-Komplex im katholischen Denken. Die Kirche schien sich immer mehr von der Welt von heute zu entfernen. Die Kluft war erschreckend tief geworden. Angelo Roncalli, ein zu hohen Würden gelangter italienischer Bauernbub, hat sich als Papst Johannes XXIII. mit einem Gottvertrauen ohnegleichen in diesen Abgrund gestürzt. Dieser Angelo Roncalli, der vom weisen Rat der Kardinale als harmloser Kompromiß-Kandidat, als 'Seelengärtlein-Typ' und als 'papa di passagio', als Übergangspapst 1958 zum römischen Papst gewählt wurde, trieb die katholische Kirche mit einem Wort in ihre zweite Reformation. Dieses Zauberwort eines Papstes hieß 'aggiornamento', ein Wort, das im Grunde unübersetzbar ist. In der Pastoral-Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils 'Die Kirche in der Welt von heute' findet sich ein matter Abglanz dieser johanneischen Intention. Mit dem Wort vom Aggiornamento hat dieser Papst der katholischen Kirche eine Reformation aufgezwungen; das von der verfaßten Amtskirche weithin ungeliebte Konzil. Sieht man scharf auf diese nachkonziliäre katholische Kirche, so findet man ihre Hierarchen, grob gesagt, gespalten in Konziliäre und Reaktionäre - und man findet das Spiegelbild jener tragikomischen Situation, die im Vatikan herrschte, als am 20. Januar 1959 Johannes XXIII. - über sich selbst verwundert, wie er in seinem Geistlichen Tagebuch schreibt - zum erstenmal das Wort vom ökumenischen Konzil und von der Neufassung des Kirchlichen Gesetzbuches 'entgegen allen Ahnungen und Vorstellungen über diesen Punkt' ausgesprochen hatte. Der Gesprächspartner des Papstes an diesem 20. Januar 1959, Kardinalstaatssekretär Tardini, notierte darauf seinen Eindruck, der Papst sei 'vorübergehend geistesgestört'. Das ist keine Anekdote. Dieses auch quellenkritisch mittlerweile unbestrittene Faktum ist ein Symptom für den pastoralsoziologischen Starrkrampf der römischen Kurialen, in Rom und anderswo."
 

S. 42f:
"Die Ergebnisse des Ersten Vatikanischen Konzils, die heute weithin überholt sind, waren die Grundlage für die Ausbildung von mindestens der Hälfte jener deutschen Priester, die den Erschütterungen des Zweiten Vatikanum ausgesetzt wurden. Vergleicht man nun das Erste mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und summiert dazu die außerordentliche Dynamik der wissenschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Entwicklung, so ist erst zu verstehen, welche Last der Priester zu tragen hat. Dazu kommt für jene Minderheit der Priester, die für theologische Fortbildung Interesse (und Zeit) haben, das ganze Wagnis moderner Theologie von den Versuchen der Entmythologisierung des Protestanten Bultmann bis zum religiösen Existentialismus von Hans Urs von Balthasar und Karl Rahner, von weniger ernsten Ansätzen und Versuchen gar nicht zu reden. Zu all dem kommt die schlichte, wenn auch oft vergessene und unbequeme Wahrheit des in der nachkonziliären Zeit wieder aktuellen Wortes von der 'ecciesia semper reformanda', von der Kirche, die immer reformiert werden muß. In diesem vielschichtigen Komplex Kirche steht nun der Priester vor einer ebenfalls vielschichtigen Welt und ihrer pluralistischen Gesellschaft. In dieser Lage muß er einsehen, daß fast alles, was er gelernt hat, und noch mehr, was er in den letzten Jahrzehnten praktiziert hat, kaum mehr taugt für die Bewältigung dieser Gegenwart. Das heißt - er müßte es einsehen. Viele Priester aber sind damit einfach überfordert. Abschied von Hochwürden - das ist für manche Priester ein schmerzender Vorgang. Wie dieser gesellschaftliche Prozeß von der höheren Kurie eingeschätzt wird, das zeigt eine Dienstanweisung des Generalvikariats der Diözese Trier vom 16. 9. 1968, die aus einem Satz besteht: 'Der Geistliche Rat hat beschlossen, im Schriftverkehr nach außen und innerhalb des Hauses, den Titel 'Hochwürden' nicht mehr zu gebrauchen.'"
 

S. 50
"In dem Maße, in dem die Welt ins Wohnzimmer kommt, ist der Zauber des alleswissenden Pfarrers verblaßt. Jetzt weiß man selbst, wie es in der Heiligen Stadt Rom aussieht und zugeht, man hat selbst den Papst gesehen und Einblick in das Konzil genommen; man hat die Konzilsberichte von hervorragenden Leuten vernommen, die gescheiten Kommentare von Mario von Galli etwa, und muß nun erkennen, wie schwach sich daneben die Sonntagspredigt des eigenen Pfarrers ausnimmt. Der Priester selbst sieht sich einer anspruchsvollen Konkurrenz gegenüber: wie soll er da mithalten, wenn die besten Prediger und Redner des Landes im Rundfunk predigen und im Fernsehen das 'Wort zum Sonntag' sprechen. Es ist um seinen Nimbus geschehen, wenn das Kirchenvolk fast jeden Monat einmal den Kardinal und den Bischof selbst predigen sieht oder reden hört. Und schließlich sind es jetzt auch noch die Laien, die mitreden sollen und es auch tun, Laien, die in theologischer Literatur manchmal belesener sind als der Pfarrer, die Yves Congar kennen und auf dem Pfarrabend zitieren: 'Es gibt keine Gegensätzlichkeit von Unfehlbarkeit der Gläubigen einerseits und der Hierarchie andererseits. Ein jeder ist, entsprechend seiner Situation, vom Heiligen Geist erleuchtet.' Und diese Laien nehmen den Monolog des Priesters nicht mehr hin; sie fordern den Dialog und berufen sich auf die Väter des Konzils. Sie nehmen den Priester nicht mehr als Hochwürdigen Herrn, sondern wollen ihn als Bruder. Hochwürden existiert nicht mehr."
 

S. 114
"So wie sich die Zukunft heute bereits abzeichnet, werden die meisten der nach dem Stand des Jahres 1968 gezählten 12 000 Pfarrgemeinden und Seelsorgsbezirke nicht mehr von einem Weihepriester geleitet werden können. Ein Diakon oder ein Laie wird 'Pfarrvorsteher' werden müssen. Vielleicht wird in einer solchen Pfarre der Zukunft nur einmal im Monat eine Heilige Messe gefeiert werden können, während sich die Gemeinde an drei Sonntagen des Monats zum Wortgottesdienst findet - die Karfreitags-Messe, Wortgottesdienst und Kommunion, die 'Messe ohne Wandlung' wird vielleicht die Norm sein, die volle Heilige Messe nur noch ein wochenlang ersehntes Ereignis, keine Selbstverständlichkeit mehr."


Wir hatten schon öfters darüber nachgedacht, auf einer Seite die heftigsten Beleidigungen, die uns bislang wegen unseres priesterlichen Dienstes an den Kopf geworfen wurden, zusammenzustellen, aber wenn wir dabei die notwendige Zensur vornähmen, bliebe auch nicht mehr viel Text übrig. Diese Ausschnitte aus dem antikirchlichen Buch von Zöller dienen quasi als Ersatz für die Zitate aus den Grobian-Leserbriefen. Was Zöller da schreibt, ist in verschiedenen KzM-Texten zur Sprache gekommen und fasst ätiologisch diese heute übliche Respektlosigkeit gegenüber Priestern zusammen: Die V2-Sekte hat den Glaubensabfall gebracht, und gewissermaßen konnte man die V2-Priester auch nur als Abfallbringer und später als "Abfallprodukte" betrachten, d.h. als hedonistische, antichristliche Gestalten, die im Grunde nur ein großes Spottlied auf das Christentum singen. Nun ist es ja tatsächlich so, dass mit der Priesterweihe nicht der freie Wille verloren geht, d.h. auch dem gültig geweihten katholischen Priester ist es noch möglich, vom Glauben abzufallen. Nahezu der gesamte katholische Klerus ist dieser Versuchung, die von Johannes XXIII. initiiert wurde, erlegen. Die heutigen V2-"Priester" nehmen weit gehend in Kauf, dass sie kaum mehr sind als die Deppen vom Dienst, schließlich haben sie massenweise irdische Annehmlichkeiten (die o.g. Kaffee, Kuchen und Haushälterin etc.). Für uns katholische Priester sieht die Realität meist weit weniger locker-flockig aus, statt dessen müssen wir uns gegen Staat und V2-Sekte behaupten, was nach irdischen Maßstäben einem Ruin nahekommt oder ihn zur Folge hat.
Im pseudokatholischen Sektenwesen beruft man sich darauf, dass es ja die Kleriker gewesen sein sollen, die den Abfall unters Volk gebracht haben (was aber ohne die Mitschuld der Laien unmöglich gewesen wäre!), und nun sei es Aufgabe der Laien, sich gegen die Macht der Kleriker zur Wehr zu setzen. Die Welt könne nur genesen, wenn die Laien das Regiment übernähmen. Nimmt man noch das Fehlverhalten einiger "sedisvakantistischer" Priester hinzu, könnte es dem oberflächlichen Betrachter sogar tatsächlich zunächst so scheinen, als ob das Laienregiment die einzige Lösung des Kirchenproblems wäre.

Die einzige Lösung besteht jedoch in Wahrheit darin, sich wieder auf die Würde des Priesters zu besinnen. Der Priester, der sich als Apostat erweist, ist natürlich keine Autorität, die Existenz von Apostaten darf aber nicht als Entschuldigung dafür herhalten, dass man treuen katholischen Priestern den Respekt schuldig bleibt. Bekanntlich schreiben wir sogar Joseph Ratzinger noch mit Hochwürden an, obwohl er natürlich ein furchtbarer Apostat ist und keinerlei Autorität uns gegenüber besitzt. Trotzdem achten wir seine priesterliche Würde, die er unverlierbar besitzt, wie unwürdig er sich auch immer seines Priestertums erweist. Sicher, das Gift von V2 ist sehr, sehr weit verbreitet, aber das darf uns nicht davon abhalten, der Ausbreitung des Giftes entgegenzuwirken. Das Gegengift ist die Lehre Christi, und jeder ist aufgerufen, sich in Demut diese Lehre anzueignen und sie in Worten und Werken zu verbreiten.

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