Leserbriefe in Kyrie eléison

- Anmerkungen zu überschwenglichen Lobeshymnen -
(Kirche zum Mitreden, 05.07.2000)

Längere Zeit war es still geworden um die "Liga katholischer Traditionalisten" mit ihrem Propagandablatt "Kyrie eléison". Der Herausgeber, Manfred Böker, rief uns vor einigen Monaten an und fragte nach, was wir von der letzten KE-Ausgabe hielten. Wir beendeten nach ausführlicher Aussprache das Telephonat ziemlich abrupt, weil es uns Zeitvergeudung erschien, weiter die KE-Mannschaft zu beraten.

Nun erschien eine "Doppelausgabe" (Nr. 1 + 2 / Januar - Juni 2000); als Gründe für die ausgefallene 1. Ausgabe 2000 wird u.a. eine "längerwierige Krankheit des verantwortlichen Redakteurs" genannt. Die Pause war aber alles andere als kreativ: Noch immer ist bei KE alles völlig verbissen, nach wie vor erteilen sich die Laien dort ein Imprimatur, nach wie vor ist Augustin Groß wegen Trination (drei Messzelebrationen an einem Tag) suspendiert, nach wie vor ist der Stil beleidigend. In dem Vorwort heißt es:

"Wir dürfen Ihnen versichern, daß Sie nach wie vor vom Inhalt her eine Ausgabe in guter und häresienfreier Güte erhalten. Auch in Zukunft soll dieser Standard erhalten bleiben. Der einzige manchmal aufgeführte Ablehnungsgrund unserer Gegner für Kyrie eléison wird nach wie vor der Vorwurf der Lieblosigkeit und der postalische Retourvermerk 'Annahme verweigert' sein. Da jedoch bekanntlich viele Köche den Brei verderben, wollen wir auch weiterhin eine bestimmte kritische Stilrichtung beibehalten und mit der vertrauten aufrüttelnden Sprache weiterarbeiten" (3).

Zunächst einmal ist festzustellen, dass KE die Kritik seitens KzM verheimlicht, obgleich unsere Haltung bei der Liga ja bestens bekannt ist. Weil KE unseren Argumenten nichts entgegensetzen kann, gibt es - in typischer V2-Manier - nur eisiges Schweigen. Was den beleidigenden Stil betrifft, so wurde KzM niemals ernsthaft ein solcher vorgeworfen, was ja auch völlig unmöglich ist; einzig die Aktion der Staatsanwaltschaft Gelsenkirchen wäre hier zu nennen, und für diese Aktion hat sich nun der ermittelnde Staatsanwalt zu verantworten, ggf. sogar vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

Nehmen wir mal ein Zitat aus KE: "Tagelang schlich Scheinpapst Wojtyla im Spätsommer 1986 inkognito und stets mit halbverdecktem Gesicht durch die Straßen Mexikos, um die 'Priester' des 'Gottes' Huitzilopochtli aufzuspüren, die er höchstpersönlich zu dem interreligiösen Friedensgebet am 27. Oktober 1986 in Assisi einladen wollte. Ein sich erbarmender Traditionalist teilte dem ob seiner vergeblichen Suche verzweifelten Scheinpapst schließlich mit, daß der Götzenkult der Azteken doch schon vor über 450 Jahren von den Spaniern vernichtet worden sei" (57).
Nun ist vielleicht nicht jedem klar, dass diese Geschichte erstunken und erlogen ist, eine Art verspäteter "Aprilscherz". Hier wird Wojtyla anhand einer Räuberpistole als Volltrottel hingestellt, was objektiv eine ungerechte Ehrabschneidung und damit verboten ist; und auch wenn jeder den "lustigen" Charakter dieses Textes durchschaut haben sollte, wäre es noch immer eine ungerechte Ehrabschneidung. Besonders wichtig: Im Grunde schadet KE damit dem Anliegen der römisch-katholischen Kirche, i.e. die Unwahrheit zu enttarnen und die Wahrheit zu verbreiten. Denn so können V2-Anhänger prahlen, dass "die Sedisvakantisten" kein Benehmen haben, sich mit Seemannsgarn über Wasser halten etc.; wer noch nicht genügend die Position der Sedisvakanz durchbetet und durchdacht hat, wird sicherlich ob dieser rüden Vorgehensweise angewidert und in seinem Fortschritt gehemmt. Da früher Texte von uns in KE standen, wird vielleicht mancher solch unmögliches Verhalten seitens KE auch uns zur Last legen.

KzM unterscheidet sich dabei aber deutlich von KE: Ähnlich zwar wie gegenüber KE halten sich Vorwürfe uns gegenüber, dass wir uns bei Wojtyla, Lehmann etc. einschleimen wollen, in Grenzen, und auch uns wurde "Lieblosigkeit" vorgeworfen, ABER: Alles, was wir schreiben, ist WAHR und auch in leicht verständlicher Form BEGRÜNDET. D.h. wenn wir der V2-Sekte z.B. vorwerfen, der Esoterik zu huldigen, dann nennen wir auch klar nachweisbare Belege für unseren Vorwurf. Wenn wir Lehmann etc. vorwerfen, theologische Nieten zu sein, dann erfinden wir keine dämlichen Geschichten, sondern zitieren aus ihren Elaboraten. Ferner weigern wir uns, die Vorschriften über die Messzelebration zu übertreten, und wir wagen es auch nicht, unseren Texte ein Imprimatur zu erteilen. Wir versichern, dass unsere Texte nichts gegen den katholischen Glauben enthalten, aber wir erheben uns nicht zum Bischof.

Kurz: Was wir in früheren Texten über KE geschrieben haben, gilt im wesentlichen unverändert auch für die neue Ausgabe; bemerkenswert ist allerdings, dass der KE-Hauptschreiber Johannes Rothkranz nicht mehr vertreten und damit Manfred Böker praktisch der einzige ist, der noch neue Texte liefert. Der weitaus überwiegende Teil des Heftes besteht aus alten Texten, entnommen z.B. dem "Lexikon für Theologie und Kirche" (LThK) von 1935 oder den Schriften des berühmten Schweizer Prälaten Robert Mäder (1875-1945).

Schließlich gibt es noch einige "Leserbriefe", die wir hier kurz in Auswahl vorstellen möchten. Allgemein gesprochen: Diese sind sehr KE-freundlich. Damit ergibt sich die Frage, wie man denn KE-freundlich schreiben kann, wenn doch KE so ist, wie wir es dargestellt haben, i.e. ein Hindernis bei der Verbreitung der römisch-katholischen Lehre. KE erscheint in nur sehr geringer Auflage (wahrscheinlich zwischen 1.000 und 2.000 Exemplaren), wobei wir wissen, dass "sedisvakantistische" Zeitschriften von den Empfängern, denen sie unangefordert zugeschickt werden, auch ungelesen weggeworfen werden können. KE wird kostenlos verschickt, und wir nehmen an, dass die Zahl der Leser erheblich unter der Zahl der Exemplare liegt. Jedenfalls kann KE sicher nicht mit einer Internet-Aktion wie KzM mithalten, und deshalb erscheint es uns nicht gerechtfertigt, die Namen derer zu veröffentlichen, die Leserbriefe an KE geschrieben haben, selbst wenn die Namen in KE veröffentlicht wurden (einige bleiben aber auch in KE anonym). KE behält sich Kürzungen an Leserbriefen vor, dann wird man es uns nicht vorwerfen, dass auch wir nach Lust und Laune gekürzt haben:

S. 127
MM aus B:
"Mit jeder neuen Ausgabe von Kyrie eleison übermitteln Sie den letzten Aufrechten unseres Glaubens immer wieder ein neues und mutiges Geschenk. Kyrie eleison ist ein sehr wichtiger Beitrag im pflichtbewußten Bemühen, durch Wahrheitsbeweise das Gift der Lügen aus dem katholischen Glauben auszuscheiden. [...] An dieser Stelle ist auch einem Johannes Rothkranz und Herrn Anton Schmid zu danken."
Bekanntlich ist das einzige "Danke", das man an Johannes Rothkranz richten kann, ein "Nein, Danke". Immerhin ist KE noch so ehrlich, einen Kommentar zu diesem Leserbrief anzufügen: "Der Gedankengang ist mißverständlich ausgedrückt, da es im katholischen Glauben kein Gift gibt, das ausgeschieden werden müßte." Statt "missverständlich" wäre jedoch "falsch" passend. Der Leser ist offensichtlich in logischen / theologischen Fragen nicht besonders gut geschult. Alles in allem kann man es schwerlich als Kompliment auffassen, von diesem Leser gelobt zu werden.

Ungenannt in B., Pfarrer:
"Haben Sie bitte vielen Dank für die zugesandten Probeexemplare von Kyrie eleison. Die Zeitschrift ist interessant. Ich möchte Kyrie eleison gern beziehen. Eine kleine Spende werde ich in den nächsten Tagen auf Ihr Konto überweisen."
Das ist echter Bekennermut dieses V2-"Pfarrers" "Ungenannt in B." Aber man muss Verständnis haben, schließlich will Pfarrer Ungenannt ja nicht seine fette Pfründe aufs Spiel setzen. Erst kommt das Fressen, dann kommt der Bekennermut - wobei es allerdings keinen Bekennermut erfordert, als "Pfarrer" z.B. Publik-Forum zu abonnieren. Von daher erhebt sich die Frage, ob Pfarrer Ungenannt nicht bodenlose Feigheit als Charakterzug vorzuweisen hat. Wie auch immer: Pfarrer Ungenannt findet KE also "interessant"...

S. 128
HW aus E:
"Ihren Mut bewundere ich. Aber sind Sie nicht in manchen Punkten zu kritisch, obwohl man eigentlich klare und deutliche Kritik braucht, um so manchen aus dem Dornröschenschlaf zu wecken? Deshalb: Machen Sie weiter so! Eine Kirche mit Lehmann, Spital und ähnlichen Gestalten ist längst nicht mehr die meine (Ausnahme Dyba). Das Zentralkomitee Deutscher Katholiken — einst sehr notwendig und in Ordnung — ist heute ein linker Haufen. KDF, BDKJ und ähnliche Organisationen können genau so gesehen werden. Kämpfen Sie mutig weiter!"
Also ein bekennender V2-Sektierer, der ganz offen mit dem Oberheuchler der deutschen V2-Funktionäre, i.e. Johannes Dyba, hält. Klar, dass aus dieser Richtung viel Zuspruch für KE kommt, KE ist - wenn auch in etwas anderer Form als Dyba - scheinheilig.

S. 129
TW aus M:
"Immer wieder kann man lesen, daß die Muttergottes in Fatima die Weisung gegeben hat, der Papst sollte im Jahr 1960 den dritten Teil ihrer Botschaft veröffentlichen, was bekanntlich nicht geschehen ist. Dies setzt voraus, daß es im Jahre 1960 einen Papst gegeben hat, ansonsten ergibt diese Bitte ja keinen Sinn. War also Johannes XXIII. doch Papst? Wie ist dieser (Schein-)Widerspruch zu verstehen? Könnten Sie diese Frage — mit der entsprechenden Antwort — als Leserbrief veröffentlichen, da hier ja gleichsam "öffentliches Interesse" vorliegt?"
Antwort der KE-Red.
"Soweit uns bekannt ist, hat die Muttergottes 1917 nach Aussagen von Schwester Lucia darum gebeten, das dritte Geheimnis (nicht im, sondern) bis zum Jahre 1960 zu veröffentlichen. Bis zum Jahre 1960 hat es aber doch wahre Päpste gegeben: Benedikt XV. (1914-22), Pius XI. (1922-39) und Pius XII. (1939-58). Wenn für die Beurteilung Ihrer Frage das Dogma schon keine Anwendung finden kann, könnte man es auch so sehen, daß der Scheinpapst Johannes XXIII. gerade deshalb intuitiv eine Sperre hatte, das Geheimnis zu veröffentlichen, weil ihm bewußt war, daß er zu keiner Zeit Papst gewesen ist."
Wir können auf unseren Kurzkommentar zu Fatima verweisen; damit ist auch ersichtlich, dass die Antwort von KE völlig an der Sache vorbeigeht. Wer also eine vernünftige Antwort auf eine theologische Frage haben möchte, sollte sich gut überlegen, ob er seine Frage an KE richtet.

Man könnte jetzt noch die anderen (KE-freundlichen) Leserbriefe unter die Lupe nehmen, aber es dürfte bereits jetzt hinreichend klar sein, welchen Wert diese Lobeshymnen auf KE haben: gar keinen!

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