Die Weiße Rose

- Auszüge aus dem Buch von Inge Aicher (geb. Scholl) über die Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus -
(Kirche zum Mitreden, 06.03.2001)
Im folgenden zitieren wir einige Ausschnitte aus dem Taschenbuch "Die weisse Rose" von Inge Aicher (geb. Scholl, 1917). Das Buch erschien 1953, wir verwenden die ungekürzte 11. Auflage (213.-225. Tausend) vom Juli 1963.
Die "Weiße Rose" ist eine Widerstandsbewegung z.Zt. des Hitler-Terrors, zu der auch Hans (geb. 1918) und Sophie (geb. 1921) Scholl, Geschwister der Autorin Inge Aicher, gehörten. Hans und Sophie erkannten die diabolische Grundausrichtung des Nationalsozialismus und verbreiteten u.a. Flugblätter, in denen sie zum Widerstand gegen Hitler aufriefen; dafür wurden sie am 22.02.1943 hingerichtet.
Aicher stellt in ihrem Buch einige Dokumente aus dieser Bewegung zusammen und ergänzt diese mit ihren eigenen Erfahrungen, insofern leistet das Buch als Informationsquelle recht gute Dienste. Leider können wir das Aichers Buch nicht uneingeschränkt empfehlen. In wesentlichen Punkten ist es zu unkritisch und insofern irreführend; bei gewissen Zitaten sind nun einmal klärende Kommentare notwendig, ohne die der uninformierte Leser leicht falsche Schlüsse ziehen könnte.
Zunächst gibt der Auszug aus den "Grußworten des Bundespräsidenten Theodor Heuss an die Berliner und Münchner Studenten zur Gedächtnisfeier am 22. Februar 1953" Anlass zu ernster Sorge. Heuss, der erste deutsche Bundespräsident und auch maßgeblich beteiligt an der Entstehung der bundesdeutschen Verfassung, war gewissermaßen der "größte anzunehmende Unfall" für die junge Republik. Mit ihm wurde die "Konkordatspolitik" des Dritten Reiches in alarmierender Weise fortgeführt, d.h. die offenen Konkordatsbrüche, Markenzeichen des Dritten Reiches, gehörten auch in seiner Ära zur Tagesordnung; s. Verblödung als Grundrecht. Das Heuss-Zitat:


"Als wir vor zehn Jahren, zuerst als halbes Gerücht, dann mit der zuverlässigen Bestätigung von dem kühnen Versuch erfuhren, womit die Geschwister Scholl und ihr Freundeskreis das Gewissen der studierenden Jugend zu erreichen suchten, da wußten wir, und sprachen es auch aus: dieser Aufschrei der deutschen Seele wird durch die Geschichte weiterhallen, der Tod kann ihn nicht, konnte ihn nicht in die Stummheit zwingen. Die Sätze, die auf Papierfetzen durch die Münchner Hochschule flatterten, waren ein Fanal und sind es geblieben. So wurde das tapfere Sterben der jungen Menschen, die gegen die Phrase und die Lüge die Reinheit der Gesinnung und den Mut zur Wahrheit setzten, im Auslöschen ihres Lebens zu einem Sieg. So muß ihre Erscheinung inmitten der deutschen Tragik begriffen werden - nicht als ein gegenüber der Gewalt mißglückender Versuch zur Wende, sondern als das Abschirmen eines Lichtes in der dunkelsten Stunde. Und darum gehören ihrem Gedächtnis Dank und Ehrfurcht."

1953 war wohl noch nicht allen klar, welches besondere Ziel die Bundesrepublik Deutschland sich gesetzt hatte, i.e. den Vernichtungskrieg gegen die Kirche, den Hitler noch nicht für sich entscheiden konnte, nun endlich siegreich zu beenden, und die "Erfolge", die die Bundesrepublik in dieser Hinsicht mittlerweile vorweisen kann, übersteigen die der Nazis deutlich; jedenfalls bestreitet niemand ernsthaft, dass die Zahl der Katholiken in Deutschland heute viel, viel niedriger ist als noch unter Adolf von Österreich. Dass der Staat dabei mit der V2-Sekte Hand in Hand arbeitet, ändert nichts an der antichristlichen Ausrichtung des Staates.

Etwas anders verhält es sich mit den in Aichers Buch wiedergegebenenn Ausführungen von Professor Kurt Huber, der ebenso wie Hans und Sophie Scholl bei einem Schauprozess des Volksgerichtshofs wegen "Hochverrats" zum Tode verurteilt wurde. Huber verfasste kurz vor seinem Tod noch eine Schrift, in der er die Gründe für seinen Widerstand gegen das Hitler-Regime nennt; er beruft sich dabei auf Kant und Fichte. Nun sollte es jedem Christen klar sein, dass Kant und Fichte nur auf den Untergang der christlichen Gesellschaft abzielen (s. Alma Mater 2); besonders problematisch ist obendrein, dass heutzutage Neo-Nazis gerne auf Fichte-Texte zurückgreifen, wenn sie zum Hass gegen Juden anstacheln wollen. Hier ein Ausschnitt:


"Fast durch alle Länder von Europa verbreitet sich ein mächtiger, feindselig gesinnter Staat, der mit allen übrigen im beständigem Kriege steht, und der in manchem fürchterlich schwer auf die Bürger drückt: es ist das Judentum. Ich glaubte nicht, daß dasselbe dadurch, daß es einen abgesonderten und so fest verketteten Staat bildet, sondern dadurch, daß dieser Staat auf den Haß des ganzen menschlichen Geschlechtes aufgebaut ist, so fürchterlich werde. Von einem Volke, dessen Geringster seine Ahnen höher hinaufführt als wir anderen alle unsere Geschichte ..., das in allen Völkern die Nachkommen derer erblickt, welche sie aus ihrem schwärmerisch geliebten Vaterlande vertrieben haben; das sich zu dem den Körper erschlaffenden und den Geist für jedes edle Gefühl tötenden Kleinhandel verdammt hat und verdammt wird; das durch das Bindendste, was die Menschheit hat, durch seine Religion, von unseren Mahlen, von unserem Freudenbecher und von dem süßen Tausche des Frohsinns mit uns von Herz zu Herzen ausgeschlossen ist; das bis in seine Pflichten und Rechte und bis in die Seele des Allvaters uns andere alle von sich absondert, - von so einem Volke sollte sich etwas anderes erwarten lassen, als was wir sehen: daß in einem Staate, wo der unumschränkte König mir meine väterliche Hütte nicht nehmen darf, und wo ich gegen den allmächtigen Minister mein Recht erhalte, der erste Jude, dem es gefällt, mich ungestraft ausplündert. Dies alles sehet ihr mit an und könnt es nicht leugnen, und redet zuckersüße Worte von Toleranz und Menschenrechten und Bürgerrechten, indes ihr in uns die ersten Menschenrechte kränkt... Erinnert ihr euch denn hier nicht des Staates im Staate? Fällt euch denn hier nicht der begreifliche Gedanke ein, daß die Juden, welche ohne euch Bürger eines Staates sind, der fester und gewaltiger ist als die eurigen alle, wenn ihr ihnen auch noch das Bürgerrecht in euren Staaten gebt, eure übrigen Bürger völlig unter die Füße treten werden?
Menschenrechte müssen sie haben, ob sie gleich uns dieselben nicht zugestehen; denn sie sind Menschen, und ihre Ungerechtigkeit berechtigt uns nicht, ihnen gleich zu werden... Aber ihnen Bürgerrechte zu geben, dazu sehe ich wenigstens kein Mittel als das: in einer Nacht ihnen allen die Köpfe abzuschneiden und andere aufzusetzen, in denen auch nicht eine jüdische Idee steckt. Um uns vor ihnen zu schützen, dazu sehe ich wieder kein anderes Mittel, als ihnen ihr gelobtes Land zu erobern und sie alle dahin zu schicken."
(In "Sämtliche Werke", herausgegeben von J. G. Fichte. VI. Band. Berlin 1845. S. 149f.)

So ein Atheist und Judenhasser wie Fichte taugt schwerlich als gutes Vorbild.
Nun also zu den Aicher-Zitaten. Interessant sind die ausführlichen Schilderungen, die sie über ihre Geschwister gibt:


S. 30: Hans spürte, daß das Schöne und das ästhetische Genießen des Daseins allein, auch das stille Hineinwachsen in das Leben ihm nicht mehr genügte, daß es vor der Gefährdung durch diese Zeit nicht mehr schützen konnte. Daß eine letzte brennende Leere blieb, und daß die schweren, tiefen, beunruhigenden Fragen keine Antwort fanden. Nicht bei Rilke und nicht bei Stefan George, nicht bei Nietzsche und auch nicht bei Hölderlin. Aber Hans hatte das sichere Gefühl, daß sein redliches Suchen ihn richtig führen werde. Er begegnete schließlich, auf merkwürdigen Umwegen, den antiken Philosophen, er lernte Plato und Sokrates kennen. Er stieß auf die frühen christlichen Denker, er beschäftigte sich mit dem großen Augustinus. Und weiter entdeckte er Pascal... Damals bekamen die Worte der Heiligen Schrift für ihn eine neue, überraschende Bedeutung, eine ungeheure Zeitnähe und einen ungeahnten Glanz.

Dafür, dass Hans Scholl an Pascal Gefallen fand, sollte man Nachsicht zeigen. Wir haben uns selber mit den "Pensées", den "Gedanken", einer Aphorismensammlung, dieses zweifelsohne genialen Mathematikers beschäftigt. Der Jansenist Pascal wird auch von katholischen Schriftstellern bisweilen zitiert, und bekannt ist die Pascal´sche "Wette", die sich kurz so formulieren lässt: Man kann im Leben entweder a) alles auf Christus setzen oder b) nicht alles auf Christus setzen, also entsprechend der christlichen Lehre leben oder nicht. Was kann nun nach dem Tod passieren? Fall a1) Nach dem Tod passiert nichts, dann hat man aus seinem christlichen Leben weder einen Vorteil noch einen Nachteil. Fall a2) Nach dem Tod erfolgt das Gericht durch Christus, dann hat man aus seinem christlichen Leben den Vorteil der ewigen Seligkeit. Fall b1) Nach dem Tod passiert nichts, dann hat man aus seinem unchristlichen Leben weder einen Vorteil noch einen Nachteil. Fall b2) Nach dem Tod erfolgt das Gericht durch Christus, dann hat man aus seinem unchristlichen Leben den Nachteil der ewigen Verdammnis. Prägnant: Wer ein christliches Leben führt, kann entweder nichts verlieren oder alles gewinnen; wer ein unchristliches Leben führt, kann entweder nichts gewinnen oder alles verlieren. Die Vorteile des christlichen Lebens innerhalb dieser Erdenzeit, z.B. das gute Gewissen und ggf. auch ein guter Freundeskreis, sind selbstverständlich nicht zu verachten, doch das Bleibende ist nun einmal nicht die Erdenzeit, sondern die Ewigkeit. Dass die Pascal´sche Begeisterung für das Christentum, wenn auch verzerrt durch jansenistische Irrtümer, auf Hans Scholl Eindruck machten, darf man sicher großzügig beurteilen.

Die katholische Kirche erwies sich auch in der Scholl-Biographie als die Lehrmeisterin, die in dunkler Zeit den richtigen Weg zeigte:


S. 32 - 37: Im Frühjahr 1942 fanden wir wiederholt hektographierte Briefe in unserem Briefkasten. Sie enthielten Auszüge aus Predigten des Bischofs von Münster, Graf Galen, und sie verbreiteten einen wunderbaren Hauch von Mut und Aufrichtigkeit. »Noch steht ganz Münster unter dem Eindruck der furchtbaren Verwüstungen, die der äußere Feind und Kriegsgegner in dieser Woche uns zugefügt hat. Da hat gestern zum Schlusse dieser Woche, am 12. Juli, die Geheime Staatspolizei die beiden Niederlassungen der Gesellschaft Jesu in unserer Stadt beschlagnahmt, die Bewohner aus ihrem Eigentum vertrieben, die Patres und Brüder genötigt, unverzüglich, noch am gestrigen Tage, nicht nur ihre Häuser, sondern auch die Provinz Westfalen und die Rheinprovinz zu verlassen. Und das gleiche harte Los hat man ebenfalls gestern den Schwestern bereitet. Die Ordenshäuser und Besitzungen samt Inventar wurden zugunsten der Gauleitung Westfalen-Nord enteignet. So ist also der Klostersturm, der schon länger in der Ostmark, in Süddeutschland, in den neuerworbenen Gebieten Warthegau, Luxemburg, Lothringen und anderen Reichsteilen wütete, auch hier in Westfalen ausgebrochen. Wie soll das enden? Es handelt sich nicht etwa darum, für obdachlose Bewohner von Münster eine vorübergehende Unterkunft zu schaffen. Die Ordensleute waren bereit und entschlossen, ihre Wohnungen für solche Zwecke aufs äußerste einzuschränken, um gleich andere Obdachlose aufzunehmen und zu verpflegen. Nein, darum handelte es sich nicht. Im Immakulatakloster in Wikinghege richtet sich, wie ich höre, die Gaufilmstelle ein. Man sagt mir, in der Benediktinerabtei St. Josef werde ein Entbindungsheim für uneheliche Mütter eingerichtet. Und keine Zeitung hat bisher berichtet von den freilich gefahrlosen Siegen, die in diesen Tagen die Beamten der Gestapo über wehrlose Ordensmänner und schutzlose deutsche Frauen errungen haben, und von den Eroberungen, die die Gauleitung in der Heimat am Eigentum deutscher Volksgenossen gemacht hat. Vergebens sind alle mündlichen und telegraphischen Proteste! Gegen den Feind im Innern, der uns peinigt und schlägt, können wir nicht mit Waffen kämpfen. Da bleibt nur ein Kampfmittel: starkes,
zähes, hartes Durchhalten! Hart werden! Fest bleiben! Wir sehen und erfahren jetzt deutlich, was hinter den neuen Lehren steht, die man uns seit einigen Jahren aufdrängt, denen zuliebe man die Religion aus der Schule verbannt, unsere Vereine unterdrückt hat, jetzt die Kindergärten zerstören will: abgrundtiefer Haß gegen das Christentum, das man ausrotten möchte. Wir sind in diesem Augenblick nicht Hammer, sondern Amboß. Andere, meist Fremde und Abtrünnige, hämmern auf uns, wollen mit Gewaltanwendung unser Volk, und selbst unsere Jugend neu formen, aus der geraden Haltung
zu Gott verbiegen. Was jetzt geschmiedet wird, das sind die ungerecht Eingekerkerten, die
schuldlos Ausgewiesenen und Verbannten. Gott wird ihnen beistehen, daß sie Form und Haltung christlicher Festigkeit nicht verlieren, wenn der Hammer der Verfolgung sie bitter trifft und ihnen ungerechte Wunden schlägt.«
»Seit einigen Monaten hören wir Berichte, daß aus Heil- und Pflegeanstalten für Geisteskranke auf Anordnung von Berlin Pfleglinge, die schon länger krank sind und vielleicht unheilbar erscheinen, zwangsweise abgeführt werden. Regelmäßig erhalten dann die Angehörigen nach kurzer Zeit die Mitteilung, der Kranke sei verstorben, die Leiche sei verbrannt, die Asche könne abgeholt werden. Allgemein herrscht der an Sicherheit grenzende Verdacht, daß diese zahlreichen, unerwarteten Todesfälle von Geisteskranken nicht von selbst eintreten, sondern absichtlich herbeigeführt werden, daß man dabei jener Lehre folgt, die behauptet, man dürfe sogenanntes 'lebensunwertes Leben' vernichten, also unschuldige Menschen töten, wenn man meint, es sei für Volk und Staat nichts mehr wert. Eine furchtbare Lehre, die die Ermordung Unschuldiger rechtfertigen will, die die
gewaltsame Tötung der nicht mehr arbeitsfähigen Invaliden, Krüppel, unheilbar Kranken, Altersschwachen grundsätzlich freigibt!«
Hans ist tief erregt, nachdem er diese Blätter gelesen hat. »Endlich hat einer den Mut, zu sprechen.« Dann sieht er lange und ernst die Drucksachen an und sagt schließlich: »Man sollte unbedingt einen Vervielfältigungsapparat haben.«

An der Wahrheit hält sich heute kaum noch jemand auf, ob es nun die Dogmen oder die Geschichte der Kirche betrifft. Wojtylas Truppe bombadiert die Welt mit "Schuldbekenntnissen", die doch nur dazu dienen, die Verdienste der Kirche durch den Schmutz zu ziehen. Von den heroischen Taten der Kirche unter der Hitler-Diktatur ist nur ganz selten und kurz die Rede. Dagegen sind die Zeitungen schon seit Wochen und Monaten voll mit Berichten über angebliche "Zwangsarbeiter", die nun von der V2-Sekte eine "Entschädigung" (fragt sich nur, wofür!) erhalten. Unlängst, anlässlich der "Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz", verkündete Lehmann triumphalistisch, dass seiner Sekte schon 1000 Anträge auf "Zwangsarbeiter-Entschädigung" vorlägen. Erst die neue "Kirche" des Vatikanum 2 ist die wahre Kirche, die ganz rein und heilig ist - na dann: Prost! S. auch die Enzyklika "Mit brennender Sorge" und den Fall Paul Spiegel.

Während des Studiums lernte Hans Scholl noch zwei Studenten kennen, die sich mit der Hitler-Diktatur nicht einfach abfinden wollten, i.e. Alexander Schmorell und Christian (Christl) Probst. Aicher berichtet:


S. 40f: Später gesellte sich noch ein vierter hinzu: Willi Graf, ein blonder, großer Saarländer. Ein ziemlich schweigsamer Kerl war er, bedächtig und in sich gekehrt. Aber als Hans ihm in das Gesicht sah, dachte er: der gehört zu uns. Auch Willi Graf beschäftigte sich intensiv mit Fragen der Philosophie und Theologie. Sophie schilderte ihn: »Wenn er etwas sagt, in seiner gründlichen Art, so hat man den Eindruck, als habe er es nicht eher aussprechen können, bis er sich mit seiner ganzen Person dazu stellen konnte. Deshalb wirkt alles an ihm so sauber, echt und zutiefst zuverlässig.« Willis Vater, Geschäftsführer eines größeren Unternehmens, war es gewohnt, daß sein Sohn seinen eigenen Weg ging. Schon früh hatte er sich einer sehr lebendigen katholischen Jugendgruppe angeschlossen, und die Verhaftungswelle, die im Jahre 1938 Hans erfaßte, hatte auch Willi zu verspüren bekommen. Nun studierte er, wie Christl, Alex und Hans, Medizin.

Aus verschiedenen Quellen kamen die irren Pläne der Nazis ans Licht:


S. 55: Durch einen jungen evangelischen Theologen erhielten wir damals Kenntnis von den »Korrekturen«, die man von Staats wegen vorbereitete, um sie nach dem Endsieg an den Glaubensgrundsätzen des Christentums vorzunehmen. Grauenvolle und lästerliche Eingriffe, die man behutsam hinter dem Rücken der Männer plante, welche an den Fronten standen und unbeschreibliche Strapazen aushalten mußten. Ebenso geheimnisvoll bereitete man Anordnungen für Mädchen und Frauen vor. Sie sollten nach dem Kriege diesen furchtbaren Menschenverlust durch eine ebenso planmäßige wie schamlose Bevölkerungspolitik wieder gutmachen.

Die "Säuberungspolitik" des Staates wurde in journalistischer Offenheit bekannt gemacht:


S. 79f: Immer häufiger erschienen in den Zeitungen kurze Nachrichten über Todesurteile, die der Volksgerichtshof über einzelne Menschen verhängt hatte, weil sie sich gegen den dämonischen Tyrannen ihres Volkes erhoben, und sei es nur in Worten. Heute war es ein bekannter Pianist, morgen ein Ingenieur, ein Arbeiter oder der Direktor eines Werkes. Dazwischen Priester, ein Student oder ein hoher Offizier, wie Udet, der genau in dem Augenblick abstürzte, als er unbequem zu werden begann. Menschen verschwanden lautlos von der Bildfläche, erloschen wie Kerzen im Sturmwind. Und wer nicht lautlos verschwinden konnte, bekam ein Staatsbegräbnis. Ich erinnere mich noch genau der Beerdigung Rommels. Obwohl es ein offenes Geheimnis war, daß ihn Hitlers Schergen zum Selbstmord gezwungen hatten, war in Ulm alles, was eine braune Uniform besaß, aufgeboten worden, um der Feier beizuwohnen, vom kleinsten Pimpf bis zum ältesten SA-Mann. Und ich entsinne mich noch, wie ich an den Fahnen vorbeischlich, um sie nicht grüßen zu müssen. Die letzten Seiten der Zeitungen waren bedeckt mit den Todesanzeigen der Gefallenen, mit den eigentümlichen eisernen Kreuzen. Die Zeitungen sahen aus wie Friedhöfe. Nur die Titelseite vorne hatte einen anderen
Charakter. Sie war bestimmt durch große, fast unerträglich große Schlagzeilen wie diese: »Haß ist unser Gebet - und der Sieg unser Lohn.«

"Haß ist unser Gebet" - angesichts so offener Worte kann kein guter Mensch mehr für die Hitler-Ideologie Partei ergreifen.

Aicher zitiert einen Eintrag aus Sophie Scholls Tagebuch:


S. 86: »Viele Menschen glauben von unserer Zeit, daß sie die letzte sei. Alle die schrecklichen Zeichen könnten es glauben machen. Aber ist dieser Glaube nicht von nebensächlicher Bedeutung? Denn muß nicht jeder Mensch, einerlei in welcher Zeit er lebt, dauernd damit rechnen, im nächsten Augenblick von Gott zur Rechenschaft gezogen zu werden? Weiß ich denn, ob ich morgen früh noch lebe? Eine Bombe könnte uns heute nacht alle vernichten. Und dann wäre meine Schuld nicht kleiner, als wenn ich mit der Erde und den Sternen zusammen untergehen würde.- Ich kann es nicht verstehen, wie heute 'fromme' Leute fürchten um die Existenz Gottes, weil die Menschen seine Spuren mit Schwert und schändlichen Taten verfolgen. Als habe Gott nicht die Macht (ich spüre, wie alles in seiner Hand liegt), die Macht. Fürchten bloß muss man um die Existenz der Menschen, weil sie sich von ihm abwenden, der ihr Leben ist.«

Diese Worte sollte man notorischen Gotteslästerern wie Josef Spindelböck, die bestenfalls dumme Witzchen über die Allmacht Gottes zustandebringen, ins Stammbuch schreiben.

Die letzte Flugblattaktion der Geschwister Scholl fand im Februar 1943 statt:


S. 92f: An einem sonnigen Donnerstag, es war der 18. Februar 1943, war die Arbeit so weit gediehen, daß Hans und Sophie, ehe sie zur Universität gingen, noch einen Koffer mit Flugblättern füllen konnten. Sie waren beide vergnügt und guten Muts, als sie sich mit dem Koffer auf den Weg zur Universität machten, obwohl Sophie in der Nacht einen Traum gehabt hatte, den sie nicht aus sich verjagen konnte: Die Gestapo war erschienen und hatte sie beide verhaftet. Kaum hatten die Geschwister die Wohnung verlassen, klingelte ein Freund an ihrer Tür, der ihnen eine dringende Warnung überbringen sollte. Da er aber nirgends erfahren konnte, wohin die beiden gegangen waren, wartete er. Von dieser Botschaft hing vielleicht alles ab. Mittlerweile hatten die beiden die Universität erreicht. Und da in wenigen Minuten die Hörsäle sich öffnen sollten, legten sie rasch entschlossen die Flugblätter in den Gängen aus und leerten den Rest ihres Koffers vom obersten
Stock in die Eingangshalle der Universität hinab. Erleichtert wollten sie die Universität verlassen. Aber zwei Augen hatten sie erspäht. Sie waren vom Herzen ihres Besitzers gelöst und zu automatischen Linsen der Diktatur geworden. Es waren die Augen des Hausmeisters. Alle Türen der Universität wurden sofort geschlossen. Damit war das Schicksal der beiden besiegelt. Die rasch alarmierte Gestapo brachte meine Geschwister in ihr Gefängnis, das berüchtigte Wittelsbacher Palais. Und nun begannen die Verhöre. Tage und Nächte, Stunden um Stunden.

Über den Prozess berichtet Aicher:


S. 104-106: "Als meine Eltern eindrangen, war der Prozeß schon nahe dem Ende. Sie konnten gerade noch die Todesurteile anhören. Meine Mutter verlor einen Augenblick die Kräfte, sie mußte hinausgeführt werden, und eine Unruhe entstand im Saal, weil mein Vater rief: »Es gibt noch eine
andere Gerechtigkeit.« Aber dann hatte sich meine Mutter rasch wieder in der Gewalt, denn nachher war ihr ganzes Sinnen und Denken nur noch darauf gerichtet, ein Gnadengesuch aufzusetzen und ihre Kinder zu sehen. Sie war wunderbar gefaßt, geistesgegenwärtig und tapfer, ein Trost für alle anderen, die sie hätten trösten müssen. Mein jüngster Bruder drängte sich nach der Verhandlung rasch vor zu den dreien und drückte ihnen die Hand. Als ihm dabei die Tränen in die Augen traten, legte Hans ruhig die Hand auf seine Schulter und sagte: »Bleib stark - keine Zugeständnisse.« Ja, keine Zugeständnisse, weder im Leben noch im Sterben. Sie hatten nicht versucht, sich zu retten, indem sie den Richtern einwandfreie nationalsozialistische Gesinnung, Verdienste und so weiter vorzuspiegeln versuchten. Nichts dergleichen kam über ihre Lippen. Wer nur eine einzige solche politische Verhandlung während des Dritten Reiches erlebt hat, der weiß, was das bedeutet. Im Angesicht des Todes oder des Kerkers - wer wollte darüber ein abschätziges Wort verlieren -, im Angesicht dieser teuflischen Richter versuchten viele ihre wahre Gesinnung zu verbergen, um ihres Lebens und der Zukunft willen.

Es fällt nicht leicht, das Richterkollegium am Landgericht Bonn in vornehmerer Weise zu beschreiben denn als "teuflische Richter". Im klaren Bewusstsein, einen völlig wehrlosen und v.a. völlig unschuldigen katholischen Priester zu zermalmen, damit das Reich des Satans ungehemmt weiter wachsen kann, berufen sie sich auf ein "Recht", dass sie niemals haben können, nämlich die Oberhoheit über Gottes Kirche. Solche fanatischen Christushasser wie die Bonner Landrichter gab es also schon früher in Deutschland. Es fehlt jetzt nur noch, dass die gesamte Stadtpolizei vor unserem Zimmer aufmarschiert, um uns wegen "Hochverrats" o.ä. der "gerechten Strafe" zuzuführen. Wir mussten die Tränen in den Augen Unschuldiger sehen, die an dem Unrecht, dass der antichristliche Staat an uns begeht, zu zerbrechen drohten. Wir beten, dass niemand sich von dem antichristlichen Terror einschüchtern, und dass sich niemand durch die Tatsache, dass die Christen heute, wie sich die V2-Sektierer ausdrücken, "auf die Schnauze fallen" (s. die Anmerkung zum Kreuzweg), zum Verrat an Christus verleiten lassen wird: Keine Zugeständnisse an unsere gottlose Bundesrepublik Deutschland!

Aus der Zeit zwischen Verurteilung und Hinrichtung:


S. 107: Christl, der konfessionslos aufgewachsen war, verlangte einen katholischen Geistlichen. Er wollte die Taufe empfangen, nachdem er sich schon lange innerlich dem katholischen Glauben zugewandt hatte. In einem Brief an seine Mutter heißt es: »Ich danke Dir, daß Du mir das Leben gegeben hast. Wenn ich es recht bedenke, war es ein einziger Weg zu Gott. Ich gehe Euch jetzt einen Sprung voraus, um Euch einen herrlichen Empfang zu bereiten ...«

S. 110: Die Gefangenenwärter berichteten: »Sie haben sich so fabelhaft tapfer benommen. Das ganze Gefängnis war davon beeindruckt. Deshalb haben wir das Risiko auf uns genommen - wäre es rausgekommen, hätte es schwere Folgen für uns gehabt -, die drei noch einmal zusammenzuführen, einen Augenblick vor der Hinrichtung. "Wir wollten, daß sie noch eine Zigarette miteinander rauchen konnten. Es waren nur ein paar Minuten, aber ich glaube, es hat viel für sie bedeutet. 'Ich wußte nicht, daß Sterben so leicht sein kann', sagte Christl Probst. Und dann: 'In wenigen Minuten sehen wir uns in der Ewigkeit wieder.'


Abschließend hier noch die vollständigen Texte zweier Flugblätter der Weißen Rose, wobei es sich bei dem zweiten um das letzte Flugblatt handelt, nach dessen Verbreitung die Geschwister Scholl verhaftet wurden.


S. 140-146: Es ist eine alte Weisheit, die man Kindern immer wieder aufs neue predigt, daß, wer nicht hören will, fühlen muß. Ein kluges Kind wird sich aber die Finger nur einmal am heißen Ofen verbrennen. In den vergangenen Wochen hatte Hitler sowohl in Afrika, als auch in Rußland Erfolge zu verzeichnen. Die Folge davon war, daß der Optimismus auf der einen, die Bestürzung und der Pessimismus auf der anderen Seite des Volkes mit einer der deutschen Trägheit unvergleichlichen Schnelligkeit anstieg. Allenthalben hörte man unter den Gegnern Hitlers, also unter dem besseren Teil des Volkes, Klagerufe, Worte der Enttäuschung und der Entmutigung, die nicht selten in dem Ausruf endigten: »Sollte nun Hitler doch...?« Indessen ist der deutsche Angriff auf Ägypten zum Stillstand gekommen, Rommel muß in einer gefährlichen, exponierten Lage verharren - aber noch geht der Vormarsch im Osten weiter. Dieser scheinbare Erfolg ist unter den grauenhaftesten Opfern erkauft worden, so daß er schon nicht mehr als vorteilhaft bezeichnet werden kann. Wir warnen daher vor jedem Optimismus.
Wer hat die Toten gezählt, Hitler oder Goebbels - wohl keiner von beiden. Täglich fallen in Rußland Tausende. Es ist die Zeit der Ernte, und der Schnitter fährt mit vollem Zug in die reife Saat. Die Trauer kehrt ein in die Hütten der Heimat, und niemand ist da, der die Tränen der Mütter trocknet, Hitler aber belügt die, deren teuerstes Gut er geraubt und in den sinnlosen Tod getrieben hat.
Jedes Wort, das aus Hitlers Munde kommt, ist Lüge. Wenn er Frieden sagt, meint er den Krieg, und wenn er in frevelhaftester Weise den Namen des Allmächtigen nennt, meint er die Macht des Bösen, den gefallenen Engel, den Satan.
Sein Mund ist der stinkende Rachen der Hölle, und seine Macht ist im Grunde verworfen. Wohl muß man mit rationalen Mitteln den Kampf wider den nationalsozialistischen Terrorstaat führen; wer aber heute noch an der realen Existenz der dämonischen Mächte zweifelt, hat den metaphysischen Hintergrund dieses Krieges bei weitem nicht begriffen. Hinter dem Konkreten, hinter dem sinnlich Wahrnehmbaren, hinter allen sachlichen, logischen Überlegungen steht das Irrationale, d. i. der Kampf wider den Dämon, wider den Boten des Antichrist. Überall und zu allen Zeiten haben die Dämonen im Dunkeln gelauert auf die Stunde, da der Mensch schwach wird, da er seine ihm von Gott auf Freiheit gegründete Stellung im ordo eigenmächtig verläßt, da er dem Druck des Bösen nachgibt, sich von den Mächten höherer Ordnung loslöst und so, nachdem er den ersten Schritt freiwillig getan, zum zweiten und dritten und immer weiter getrieben wird mit rasend steigender Geschwindigkeit - überall und zu allen Zeiten der höchsten Not sind Menschen aufgestanden, Propheten, Heilige, die ihre Freiheit gewahrt hatten, die auf den Einzigen Gott hinwiesen und mit seiner Hilfe das Volk zur Umkehr mahnten. Wohl ist der Mensch frei, aber er ist wehrlos wider das
Böse ohne den wahren Gott, er ist wie ein Schiff ohne Ruder, dem Sturme preisgegeben, wie ein Säugling ohne Mutter, wie eine Wolke, die sich auflöst.
Gibt es, so frage ich Dich, der Du ein Christ bist, gibt es in diesem Ringen um die Erhaltung Deiner höchsten Güter ein Zögern, ein Spiel mit Intrigen, ein Hinausschieben der Entscheidung in der Hoffnung, daß ein anderer die Waffen erhebt, um Dich zu verteidigen? Hat Dir nicht Gott selbst die Kraft und den Mut gegeben zu kämpfen? Wir müssen das Böse dort angreifen, wo es am mächtigsten ist, und es ist am mächtigsten in der Macht Hitlers.
»Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne; und siehe, da waren Tränen derer, so Unrecht litten und hatten keinen Tröster; und die ihnen Unrecht taten, waren so mächtig, daß sie keinen Tröster haben konnten. Da lobte ich die Toten, die schon gestorben waren, mehr denn die Lebendigen, die noch das Leben hatten ...« (Sprüche.)
Novalis: »Wahrhafte Anarchie ist das Zeugungselement der Religion. Aus der Vernichtung alles Positiven hebt sie ihr glorreiches Haupt als neue Weltstifterin empor ... Wenn Europa wieder erwachen wollte, wenn ein Staat der Staaten, eine politische Wissenschaftslehre uns bevorstände! Sollte etwa die Hierarchie ... das Prinzip des Staatenvereins sein?... Es wird so lange Blut über Europa strömen, bis die Nationen ihren fürchterlichen Wahnsinn gewahr werden, der sie im Kreis herumtreibt, und von heiliger Musik getroffen und besänftigt zu ehemaligen Altären in bunter Vermischung treten, Werke des Friedens vernehmen und ein großes Friedensfest auf den rauchenden Walstätten mit heißen Tränen gefeiert wird. Nur die Religion kann Europa wieder aufwecken und das Völkerrecht sichern und die Christenheit mit neuer Herrlichkeit sichtbar auf Erden in ihr friedenstiftendes Amt installieren.«
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, daß die Weiße Rose nicht im Solde einer ausländischen Macht steht. Obgleich wir wissen, daß die nationalsozialistische Macht militärisch gebrochen werden muß, suchen wir eine Erneuerung des schwerverwundeten deutschen Geistes von innen her zu erreichen. Dieser Wiedergeburt muß aber die klare Erkenntnis aller Schuld, die das deutsche Volk auf sich geladen hat, und ein rücksichtsloser Kampf gegen Hitler und seine allzuvielen Helfershelfer, Parteimitglieder, Quislinge usw. vorausgehen. Mit aller Brutalität muß die Kluft zwischen dem besseren Teil des Volkes und allem, was mit dem Nationalsozialismus zusammenhängt, aufgerissen werden. Für Hitler und seine Anhänger gibt es auf dieser Erde keine Strafe, die ihren Taten gerecht wäre. Aber aus Liebe zu kommenden Generationen muß nach Beendigung des Krieges ein Exempel statuiert werden, daß niemand auch nur die geringste Lust je verspüren sollte, Ähnliches aufs neue zu versuchen. Vergeßt auch nicht die kleinen Schurken dieses Systems, merkt euch die Namen, auf daß keiner entkomme! Es soll ihnen nicht gelingen, in letzter Minute noch nach diesen Scheußlichkeiten die Fahne zu wechseln und so zu tun, als ob nichts gewesen wäre!
Zu Ihrer Beruhigung möchten wir noch hinzufügen, daß die Adressen der Leser der "Weißen Rose" nirgendwo schriftlich niedergelegt sind. Die Adressen sind willkürlich Adreßbüchern entnommen.
Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen; die Weiße Rose läßt Euch keine Ruhe!

S. 151-155: Kommilitonen! Kommilitoninnen!
Erschüttert sieht unser Volk vor dem Untergang der Männer von Stalingrad. Dreihundertdreißigtausend deutsche Männer hat die geniale Strategie des Weltkriegsgefreiten sinn- und verantwortungslos in Tod und Verderben gehetzt. Führer, wir danken dir!
Es gärt im deutschen Volk: Wollen wir weiter einem Dilettanten das Schicksal unserer Armeen anvertrauen? Wollen wir den niederen Machtinstinkten einer Parteiclique den Rest der deutschen Jugend opfern? Nimmermehr!
Der Tag der Abrechnung ist gekommen, der Abrechnung der deutschen Jugend mit der verabscheuungswürdigsien Tyrannis, die unser Volk je erduldet hat. Im Namen der deutschen Jugend fordern wir vom Staat Adolf Hitlers die persönliche Freiheit, das kostbarste Gut des Deutschen zurück, um das er uns in der erbärmlichsten Weise betrogen.
In einem Staat rücksichtsloser Knebelung jeder freien Meinungsäußerung sind wir aufgewachsen. HJ, SA, SS haben uns in den fruchtbarsten Bildungsjahren unseres Lebens zu uniformieren, zu revolutionieren, zu narkotisieren versucht.
»Weltanschauliche Schulung« hieß die verächtliche Methode, das aufkeimende Selbstdenken in einem Nebel leerer Phrasen zu ersticken. Eine Führerauslese, wie sie teuflischer und bornierter zugleich nicht gedacht werden kann, zieht ihre künftigen Parteibonzen auf Ordensburgen zu gottlosen, schamlosen und gewissenlosen Ausbeutern und Mordbuben heran, zur blinden, stupiden Führergefolgschaft. Wir »Arbeiter des Geistes« wären gerade recht, dieser neuen Herrenschicht den Knüppel zu machen. Frontkämpfer werden von Studentenführern und Gauleiteraspiranten wie Schuljungen gemaßregelt, Gauleiter greifen mit geilen Spaßen den Studentinnen an die Ehre. Deutsche Studentinnen haben an der Münchner Hochschule auf die Besudelung ihrer Ehre eine würdige Antwort gegeben, deutsche Studenten haben sich für ihre Kameradinnen eingesetzt und standgehalten ... Das ist ein Anfang zur Erkämpfung unserer freien Selbstbestimmung, ohne die geistige Werte nicht geschaffen werden können. Unser Dank gilt den tapferen Kameradinnen und Kameraden, die mit leuchtendem Beispiel vorangegangen sind!
Es gibt für uns nur eine Parole: Kampf gegen die Partei! Heraus aus den Parteigliederungen, in denen man uns weiter politisch mundtot halten will! Heraus aus den Hörsälen der SS-Unter- und -Oberführer und Parteikriecher! Es geht uns um wahre Wissenschaft und echte Geistesfreiheit! Kein Drohmittel kann uns schrecken, auch nicht die Schließung unserer Hochschulen. Es gilt den Kampf jedes einzelnen von uns um unsere Zukunft, unsere Freiheit und Ehre in einem seiner sittlichen Verantwortung bewußten Staatswesen.
Freiheit und Ehre! Zehn lange Jahre haben Hitler und seine Genossen die beiden herrlichen deutschen Worte bis zum Ekel ausgequetscht, abgedroschen, verdreht, wie es nur Dilettanten vermögen, die die höchsten Werte einer Nation vor die Säue werfen. Was ihnen Freiheit und Ehre gilt, haben sie in zehn Jahren der Zerstörung aller materiellen und geistigen Freiheit, aller sittlichen Substanzen im deutschen Volk genugsam gezeigt. Auch dem dümmsten Deutschen hat das furchtbare Blutbad die Augen geöffnet, das sie im Namen von Freiheit und Ehre der deutschen Nation in ganz Europa angerichtet haben und täglich neu anrichten. Der deutsche Name bleibt für immer geschändet, wenn nicht die deutsche Jugend endlich aufsieht, rächt und sühnt zugleich, ihre Peiniger zerschmettert und ein neues geistiges Europa aufrichtet. Studentinnen! Studenten! Auf uns sieht das deutsche Volk! Von uns erwartet es, wie 1813 die Brechung des Napoleonischen, so 1943 die Brechung des nationalsozialistischen Terrors aus der Macht des Geistes. Beresina und Stalingrad flammen im Osten auf, die Toten von Stalingrad beschwören uns!
»Frisch auf mein Volk, die Flammenzeichen rauchen!«
Unser Volk steht im Aufbruch gegen die Verknechtung Europas durch den Nationalsozialismus, im neuen gläubigen Durchbruch von Freiheit und Ehre.

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