Feiergebot und Fastengebot

Karneval, beurteilt von der V2-Sekte und von der r.-k. Kirche
(Kirche zum Mitreden,  22.02.1998; aktualisiert 28.02.2001)
erklärung karneval bei
        G.
Aschermittwoch Erklärung für Kinder bei G.
fastengebot erlaubt bei G.
"Karneval und Fasten - das eine geht nicht ohne das andere"
Diese apodiktische Formel steht auf der Homepage der "Diözese Passau", zusammen mit einem Link auf einen Text einer Frau Veronika Rößle: "Lustig ist die Fasenacht, wenn mei Mutter Küachl bacht...". Rößle meint, daß die Kirche durch die Jahrhunderte zwar zu exaltierten Frohsinn abgelehnt habe, allerdings nicht grundsätzlich dem Karneval abgeneigt gewesen sei. Dazu beruft sie sich u.a. auf eine angebliche Weisung von Papst Martin IV. (1281-1285), der 1284 den Gläubigen empfohlen haben soll, "etliche Tage Fastnacht zu halten und fröhlich zu sein." Ferner zitiert Rößle den Franziskanerprediger Geiler von Kayersberg (15. Jh.): "Die Christlich-Katholische Kirche erlaubet eine ehrliche recreation und Wollustbarkeit". Tatsache ist, daß Papst Martin IV. nicht gerade ein leuchtendes Beispiel heiligmäßiger Kirchenleitung gewesen ist, s. insbesondere seine fast schon wie Hörigkeit wirkende Unterstützung der Expansionspläne Karls von Anjou, die dann in der sog. "sizilischen Vesper" (31.03.1282), einem Aufstand der Sizilianer gegen Karl, ein Ende fanden: "Der Schlag traf auch den Papst schwer: die Union [mit den Griechen] hatte er preisgegeben; an die Latinisierung und Katholisierung Konstantinopels, die der Papst nach Gelingen der Pläne des Anjou erhofft hatte, war nicht mehr zu denken" (F. Seppelt, K. Löffler, Papstgeschichte, München 1933, 195.) Politisch hatte Martin versagt, vom moralischen Standpunkt ist seine Unterstützung Karls abzulehnen gewesen - es würde nicht wundern, wenn er dann auch noch unkritische Bemerkungen zum Karneval gemacht haben sollte. Die Predigt eines Franziskaners des 15. Jh. darf auch nicht leichtfertig als allgemeine Lehre der Kirche herhalten, vielmehr müssen karnevalbegünstigende Äußerungen von seiten einzelner Kleriker als bedauernswerte exotische Eskapaden aufgefaßt werden; Depravationen sollten als Depravationen und nicht als Normalität gewertet werden. Dankenswerterweise schreibt Rößle auch: "1978 sagte der damalige Erzbischof von München-Freising, Joseph Ratzinger, in einer Predigt, daß der Fasching zwar kein kirchliches Fest im engeren Sinne sei, aber doch nicht aus dem Festkalender der Kirche wegzudenken sei: denn der Mensch brauche sowohl das Geistliche als auch das Sinnliche, alles zu seiner Zeit." Ja, zur Konzilssekte paßt der Karneval wie die Faust aufs Auge, aus diesem Verein ist der Karneval wirklich nicht wegzudenken, vielmehr ist der Karneval das Lebensprinzip der V2-Sektierer. Übrigens ist der Tam-tam, der heute zu Karneval (u.a. in "Pfarrheimen") abgezogen wird, sicherlich selbst durch die exotischsten Kleriker-Äußerungen nicht zu rechtfertigen.
Bereits in mehreren Texten von KzM gibt es Hinweise auf die Ausgelassenheit des karnevalistischen Treibens in der V2-Sekte (z.B. "Buerer Allerlei" und Nachrichten v. 28.02.1998) gibt. In diesem Jahr haben wir wieder einiges an Material gesichtet, so fanden wir in einer Tageszeitung die Notiz einer V2-Gemeinde, die zum "Karnevalsgottesdienst" mit anschließender Polonaise einlud. Auf derselben Seite war das Photo eines "Pfarrers" abgedruckt, der als Hofnarr verkleidet auf die Kanzel gestiegen war. Im Pfarrbrief 123/2 (Februar 1999) von "St. Mariä Himmelfahrt", Feldhausen, gibt es verschiedene Veranstaltungshinweise, z.B. von der Senioren-Gruppe den "Karneval im Pfarrheim" oder von der "KAB" ("Katholischer Arbeiter-Bewegung") den "KAB-Karneval im Pfarrheim; Motto: Hier krisse watte brauchs [deutsch: Hier erhältst du, was du benötigst], Eintritt DM 7,77". Für Rosenmontag dann "ab 15.00 Uhr traditionelles Rosenmontagsfest im Pfarrheim; hierzu sind alle herzlich eingeladen". Hier haben wir wieder die Verballhornung des Begriffs "Tradition", die auch in Lehmanns Grußwort zum Ramadan zugrundeliegt.
Legt denn das Herrenwort: "Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr in das Himmelreich niemals eingehen" (Mt 18,3), nicht eine gewisse Infantilität oder Naivität nahe?
Zunächst einmal hat Jesus nicht gesagt, wir sollten grölen, fressen, saufen, spotten, huren etc., die Hardcore-Karnevalisten werden aber haargenau solchen Aktivitäten frönen. Na, und das Kindsein? Kinder "tollen" doch gerne herum, da sind doch die "tollen Tage" (wie der Karneval bisweilen genannt wird) genau richtig. Nun, fast alles, was von der V2-Sekte im Zusammenhang mit den Worten Christi über das Kindsein zusammenphantasiert wird, entspringt einem Wunschdenken ohne jegliche Begründung im NT. Dabei ist es doch offensichtlich, daß Jesus drei wichtige Aspekte des Kindseins immer wieder hervorhebt, die für das rechte Verhältnis der Menschen zu Gott unerläßlich sind und die auch eng zusammengehören: Vertrauen, Gehorsam, Belehrsamkeit. Wenn wir das Vaterunser sprechen, dann beweisen wir Gelehrsamkeit, gehorchen wir der Weisung Jesu und zeigen gleichzeitig unser Vertrauen, daß Gott für uns sorgen kann und wird. Belehrsamkeit, Vertrauen und Gehorsam des Kindes gegenüber seinen Eltern sind eigentlich selbstverständlich, aufgrund der durch die Erbsünde geschwächte menschliche Natur kann es allerdings vorkommen, daß die Eltern sich nicht als Lehr-, Vertrauens- und Respektspersonen eignen (objektiver Defekt) oder nicht als solche empfunden werden (subjektiver Defekt). Zudem wird das Kind beim Heranwachsen die Welt immer selbständiger beurteilen und sich irgendwann ganz von den Eltern lösen müssen; in diesen Aspekten unterscheidet sich das menschliche Kindschaftsverhältnis von dem Verhältnis zu Gott: Man bleibt immer von Gott abhängig und ihm untergeordnet, ob man das nun akzeptiert oder nicht (s. Jürgen Trittin, Die Grünen).
Wer einen Blick in den griechischen Originaltext wirft, stellt sofort fest, daß je nach Zusammenhang verschiedene Vokabeln für "Kind" mit unterschiedlichen Konnotationen gebraucht werden, während in deutschen Übersetzungen bisweilen undifferenziert die Vokabel "Kind" zu lesen ist.
Zunächst einmal spricht Christus in dem zitierten Herrenwort an erster Stelle von Umkehr; die geforderte Abkehr von der Sünde wird in der Volksinterpretation meist völlig unterschlagen. Dann steht im griechischen Originaltext für Kinder "paidia" (lat. parvuli), die Verkleinerungsform (Deminutiv) von "pais" (z.B. in Pädagogik, Kindererziehung), was zunächst den Knaben bzw. das Mädchen meint, aber auch die Abstammung (unabhängig vom Alter) meinen kann. Die Kinder müssen sich erziehen / belehren (paideuein) lassen. Über diejenigen, die Erziehung annehmen, sagt Jesus: "Laßt die Kinder (paidia) und wehrt es ihnen nicht, zu mir zu kommen" (Mt 19,14). Christus ist der Lehrer und Meister, von dem sich die Menschen belehren lassen müssen: "Ihr aber sollt euch nich Meister nennen lassen, denn nur einer ist euer Meister; [...] Auch Lehrer laßt euch nicht nennen, denn nur einer ist euer Lehrer, der Messias (Mt 23,8-10).
Ein Blick in weitere ntl. Schriften läßt erkennen, wie differenziert die Kindheit gesehen wird. Johannes redet die Gemeindemitglieder mit "teknia" (1 Joh, passim) an, eine Verkleinerungsform von "teknon", "Kind" resp. "Kindlein", abgeleitet von "tek" ("tiktein"), d.h. das Geborene. "Teknon" bezieht sich schlicht auf die Abstammung, die mit dem Lebensalter nichts zu tun hat. So schreibt Johannes: "Daran erkennt man die Kinder Gottes [ta tekna tou theou] und die Kinder des Teufels [ta tekna tou diabolou]: Wer das Rechte nicht tut, ist nicht aus Gott. Ebensowenig, wer seinen Bruder nicht liebt" (1 Joh 3,10). In der lateinischen Übersetzung steht übrigens "filii" (resp. deminutiv "filioli") für "tekna" ("teknia"): Auch ein Erwachsener bleibt der "Filius" seiner Eltern.
Petrus mahnt: "Als gehorsame Kinder [tekna tes hypakoes, filii obedientiae, Kinder des Gehorsams] gestaltet euer Leben nicht mehr nach den Gelüsten, denen ihr früher in der Zeit eurer Unwissenheit [agnoia, ignorantia] dientet" (1 Petr 1,14).
Weiter heißt es: "Wie neugeborene Kinder [artigenneta brepha, modo geniti infantes] verlangt nach der geistigen [logikon, rationale], lauteren Milch, um durch sie zum Heile heranzuwachsen" (1 Petr 2,2). "Brephos" bezeichnet das Kleinkind, und hier wird dazu aufgerufen, das "Infantile" und die Ignoranz abzulegen und durch Ausbildung im "Logischen" / "Rationalen" zu reifen.
In dem berühmten "Hohelied der Liebe" ("... hätte aber die Liebe nicht", s. liebe.htm) schreibt Paulus: "Als ich noch ein Kind [nepios, parvulus] war, redete ich wie ein Kind, dachte ich wie ein Kind, urteilte ich wie ein Kind. Als ich ein Mann geworden, legte ich das Kindhafte [ta tou nepiou, quae erat parvuli] ab" (1 Kor 13,11). Der griechische Ausdruck "nepios" bedeutet ursprünglich "uneinsichtig", dann "jugendlich" (mit jugendlichem Leichtsinn), und oft wurde er im klassischen Griechisch schlichtweg als Beleidigung verwendet, also "Dummkopf" etc. Mit der Konnotation von Torheit im Sinne von Unbelehrsamkeit liegt "nepios" in der Wertung unter "brephos" (infans). Wer Christ sein will, muß das Kindische ablegen!
Nachdem sowohl das NT als auch die durchgängige Lehre der Kirche gegen karnevalistisches Treiben sprechen, gehen wir noch auf den etymologischen und historischen Ursprung dieses organisierten Schwachsinns ein:
Im Text "Zivilcourage" hatten wir bereits erwähnt, daß in einem Miniatur-Lexikon der "Diözese Münster" ausgerechnet der Begriff "Karneval" an oberster Stelle steht. Der vollständige Text über Karneval lautet:
Für viele Menschen ist es der Höhepunkt des ganzen Jahres: Mit aller Lust und Laune feiern Tausende und Abertausende in diesen Tagen und Wochen der „fünften Jahreszeit" Karneval. In den Tagen vor dem Aschermittwoch erklimmt die Narretei den Gipfel öffentlicher feucht-fröhlicher Ausgelassenheit. Dem volkstümlichen Treiben liegt eine enge Verbindung mit dem Ablauf des Kirchenjahres und speziell mit der christlichen Bußpraxis zugrunde: Es ist eine längere Zeit gesteigerten Lebensgenusses vor der katholischen Fastenzeit. Dem Lateinisch-Italienischen „carne vale", was „Fleisch lebe wohl" bedeutet, entstammt vermutlich die Bezeichnung „Karneval". Das Wort „Fastnacht" ist im Deutschen seit dem 12. Jahrhundert bekannt. Mit Tanz, Spiel, Umzügen, Verkleidungen und närrischen Reden setzt der Karnevalist die bestehende Ordnung außer Kraft und verspottet sie. Die „Gegenregierung" des Elferrates und die Übergabe des Rathausschlüssels deuten auf die „umstürzlerischen" Absichten der Narren. Höhepunkte der närrischen Zeit („Session"), die offiziell am 11.November begonnen hat und bis Aschermittwoch dauert, sind Weiberfastnacht am Donnerstag vor Aschermittwoch, der Karnevalssamstag mit seinen zahlreichen Kostümfesten, der Sonntag als Tag der Entmachtung der Obrigkeiten, der Rosenmontag mit seinen farbenprächtigen Umzügen und der Veilchendienstag, an dem der „fünften Jahreszeit" meist feierlich und „tränenreich" das letzte Geleit gegeben wird. Der Dienstag wird vielfach auch „Fastnacht" genannt - die Nacht vor dem Fasten.

Auch die "Diözese Aachen" bietet auf ihrer Homepage ein Mini-Lexikon unter der Überschrift "Was ist eigentlich . . . ?". Sage und schreibe 29 (neunundzwanzig) Begriffe werden erklärt, z.B. Ostern und Pfingsten, aber auch "Karneval" - wie unvorstellbar wichtig muß also Karneval in der V2-Sekte sein:

"Viele Menschen feiern in diesen Tagen mit "Spaß an der Freud" Karneval. Fastnacht, Fasching, Fastelovend oder Fasteleer ist die "ultimative fünfte Jahreszeit", die letzte Phase vor der Fastenzeit. Das Wort "Karneval" kommt wohl vom Lateinisch-Italienischen "carne vale", was "Fleisch lebe wohl" bedeutet. Vielleicht trifft auch eine viel nüchterne Erklärung zu: daß vor der Fastenzeit die Fleisch-, Fett- und Biervorräte aufgebraucht werden mußten, weil sie die Fastenzeit nicht überdauerten. Vielleicht ergibt beides zusammen die Begründung. Der Karneval ist zwar keine Phase des Kirchenjahres, aber auf die Fastenzeit bezogen. Auswüchse und zeitliche Ausweitung des Karnevals hat die katholische Kirche bekämpft, aber den Karneval selbst immer verteidigt. Karneval war und ist die Zeit der notwendigen Verschnaufpause vor der Fastenzeit. Darum ist die ganze Fastnacht ständig umweht von der Endlichkeit dieser Freude, denn "am Aschermittwoch ist alles vorbei". Essen und Trinken, Fröhlichkeit und Ausgelassenheit in Maßen und nicht in Massen sind kein Gegensatz zum Christentum katholischer Prägung. Weise Narren dürfen sich zur rechten Zeit närrisch freuen. Ganzjährigen Narren wird die immerwährende Fastnacht ihrer hedonistischen Lebenseinstellung von alleine schal und trist."

Die Erklärung "Fleisch lebe wohl" halten wir für sog. "Volksetymologie": Weil im Volk das Wissen um den Wortursprung fehlte, wurde ein fremdstämmiger Begriff in die Form bekannter Begriffe gequetscht. Ein beliebtes Beispiel für Volksetymologie ist die Erklärung des Begriffes "Amazone":
"Der Name bedeutete nach den Griechen 'brustlos' und wies darauf hin, daß die Amazonen ihren Töchtern die rechte Brust [mazos, Brust] abnahmen, damit sie den Bogen besser halten konnten. Eine andere Erklärung lautet, sie hätten kein Brot hergestellt (maza, Gerste), weil sie von der Jagd lebten" M. Grant, J. Hazel, Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, München (6)1989, 40). Über die richtige Erklärung schweigt das Lexikon; tatsächlich liegt hier eine Abwandlung eines skythischen Ausdrucks (etwa: Ama-jani) zugrunde, was soviel bedeutet wie "herrschendes Weib" (W. Gemoll, Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch, München (9)1954, 38). Ein anderes Beispiel für Volksetymologie ist die Bezeichnung "Armbrust" für eine besonders in der Schweiz beliebte Waffe - diese geht nämlich auf das lat. Wort "arcuballista", Bogengeschütz, zurück.
Eine plausible Erklärung für den Ausdruck "Karneval" ist dagegen die Annahme, dieser sei aus "carrus navalis" (Schiffskarren) entstanden. Das ist zwar kein Dogma, und der Begriff "Fastnacht" hängt ja tatsächlich mit der Fastenzeit zusammen, aber auch wenn man etymologisch den Zusammenhang mit dem Schiffskarren ablehnt, so kann man den historischen Zusammenhang schwerlich bestreiten. Das ausgelassene Karnevalstreiben hat so rein gar nichts mit dem Christentum zu tun, so daß hier eine heidnische Grundlage angenommen werden muß, u.z. eine solche, die mit dem Christentum unvereinbar ist, also nicht "getauft" werden kann. Die Kirche hat das Recht, alles zu nehmen, was im Heidentum gut und richtig ist, etwa die antike Philosophie etc., der Karneval gehört aber nicht zu den legitimen Dingen. Würde man 100 Leute fragen, was ihnen bei dem Begriff "Karneval" einfällt, so wäre die Topantwort sicherlich "Verkleidung", ferner kämen vermutlich Karnevalswagen, Alkohol und Wollust. In der heidnischen Antike waren die Orgien zu Ehren des Gottes Dionysos (Bakchos) bekannt und wurden öfters auch vom Staat wegen ihres moralzersetzenden Charakters verboten. Dionysos, Sohn des Zeus und der menschlichen Mutter Semele, der Gott des Weines und der Ekstase, wurde regelmäßig auf einem Schiffskarren dargestellt. Bei den Dionysos-Festen im Frühjahr tanzten seine Verehrer, etwa die Satyrn, als "geile" Männer in passender Bocksverkleidung, und die "Mänaden" (von mainein, toben, cf. manisch, Manie), verkleidet z.B. als Rehe und Füchse. Bei diesen Festen wurde wort-wörtlich "die Sau rausgelassen"; auch dem Gott selber sprach man die Kraft zu, sich in Tiere zu verwandeln, und so trug auch er eine Maske, die der animalischen Genußsucht und dem vernunftlosen Genußtaumel auf den Dionysosfesten Ausdruck verlieh.

Erwähnenswert ist ferner die Tatsache, daß "Karneval" in die Vorfastenzeit fällt, die mit dem dritten Sonntag vor Aschermittwoch (Septuagesima (70. Tag); die darauffolgenden Sonntag vor der vierzigtägigen Fastenzeit (Quadragesima, 40. Tag) heißen Sexagesima (60. Tag) und Quinquagesima (50. Tag)) beginnt. Obwohl hier noch nicht das Fasten einsetzt, ist die Liturgie schon sehr von dem Gedanken der Buße bestimmt. Das Alleluja, der Jubelruf der Kirche, unterbleibt völlig, das "Gloria in excelsis Deo" wird an den Sonntagen nicht mehr gebetet, die liturgische Farbe ist violett als Zeichen der Buße. In diese kirchliche Strenge platzt der Karneval wie ein Störenfried. Wie wir bereits in den Nachrichten (17.02.1998) erwähnt hatten, erklärt der Würzburger V2-"Weihbischof" Helmut Bauer das Wort "Helau" als "nur ein verunglücktes Halleluja" (möglicherweise liegt er damit richtig, und möglicherweise gilt diese Etymologie auch für "Alaaf", wie sich manche Narren ausdrücken). Wenn dem so ist, dann liegt hier eine Verspottung des Christentums vor, die noch ärger ist als das Gehetze von Martin Luther, der sich aus Spott über die katholische Meßlehre den Ausdruck "Hokus Pokus" (aus den Wandlungsworten "Hoc est enim Corpus meum", "Das ist Mein Leib") einfallen ließ. Die "doofen Katholiken" und letztlich Gott sollen, wenn Bauer Recht hat, mit den Ausrufen "Helau" und "Alaaf" verächtlich gemacht werden - nicht gerade eine christliche Verhaltensweise, aber eine, die untrennbar zur V2-Sekte gehört.

Übrigens arbeiten die sog. "Deutschen Bischöfe" als weitere Abgrenzung von der römisch-katholischen Kirche darauf hin, an die Stelle des Begriffes "Fastenzeit" nun "österliche Bußzeit" zu setzen. Das gelingt trotz allem Aufwand nur sehr schleppend, allerdings wurde das eigentliche, nämlich die faktische Abschaffung der Fastenzeit, schon längt erreicht: In der V2-Sekte werden nur der Aschermittwoch und der Karfreitag als Fast- und Abstinenztage bezeichnet, ansonsten sind Fasten und Abstinenz praktisch aus der Sekte verschwunden. Weswegen gerade diese hedonistische Sekte es nötig haben soll, "Fastnacht" zu feiern, wenn sie gar nicht fastet, bleibt ihr Geheimnis. Üblicherweise sprechen die V2-Funktionäre nur noch von einem ominösen "Opfer", das jeder an bestimmten Tagen zu bringen habe. Während in der Kirche z.B. der Fleischgenuß an allen Freitagen des Jahres unter schwerer Sünde verboten ist, meinen die V2-Funktionäre, man sollte zwar ein Freitagsopfer bringen, aber da könne sich jeder selbst etwas aussuchen, sei es eine gute Tat, ein Gebet oder was einem gerade Spaß macht. Einen ähnlichen Sermon verbreiten die Sektierer in Bezug auf die Fastenzeit. "Wer als Raucher in der Fastenzeit auf das Rauchen verzichtet, der hat gefastet", solche Parolen hört und liest man von V2-"Pfarrern". Prima, dann rauche ich als Nichtraucher kurz vor Ascherschmittwoch eine Zigarette, halte mich deshalb für einen Raucher, verzichte in der Fastenzeit aufs Rauchen, rauche Ostern noch eine Zigarette (um mir vorzumachen, daß ich ja Raucher bin), und gebe dann das Rauchen bis zum nächsten Jahr wieder auf. Zur Information: Nach katholischer Vorschrift (3. Kirchengebot: "Du sollst die gebotenen Fast- und Abstinenztage halten.") ist während der gesamten Fastenzeit (wobei die Sonntage natürlich ausgeschlossen sind) nur eine Sättigung pro Tag erlaubt; zwei kleine Stärkungen dürfen jedoch außerdem genommen werden. Sonstige Nahrungsaufnahme ist verboten, nur Getränke, die nicht nähren, sind zwischenzeitlich erlaubt, etwa Wasser und Bier. Diese Fastenordnung gilt natürlich nur, insoweit sie nicht die Gesundheit und Arbeitskraft ernsthaft beeinträchtigen. Zur Abstinenz sind alle von Vollendung des 7. Lebensjahres bis zum Beginn des 60. Lebensjahres verpflichtet, zum Fasten sind alle von Vollendung des 21. Lebensjahres bis zum Beginn des 60. Lebensjahres verpflichtet (CIC can. 1254, §§1 u. 2).

Wenn wir fasten, dann erinnern wir uns daran und dokumentieren wir, daß diese Welt mit ihren Genüssen nicht alles ist, sondern daß wir die weltlichen Güter nur gebrauchen dürfen, während der eigentliche Genuß die Gemeinschaft mit Gott ist. Nur glaubt die V2-Sekte, wie mehrfach nachgewiesen, ja nicht an die Auferstehung. "Stehen die Toten nicht auf, so 'laßt und essen und trinken, denn morgen müssen wir ja sterben'" (1 Kor 15,33). Die Ernüchterung derer, die jetzt lachen, wird auf jeden Fall erfolgen; hoffentlich erfolgt sie nicht zu spät.



Aktualisierung 28.02.2001
In der "Badischen Zeitung" v. 28. Februar 2001 steht ein kleiner Artikel: "'Das Flüssige bricht das Fasten nicht'"; daraus ein Zitat:
"Nach dem Grundsatz, dass 'Flüssiges das Fasten nicht bricht', wurde das Starkbier während der Fastenzeit vor allem in den Klöstern zur willkommenen Abrundung des Speiseplans. Zu Beginn dieser kulinarischen Aufbesserung stand jedoch – so erzählt jedenfalls die Legende – ein kleiner frommer Betrug: Da damals im Vatikan sorgfältig geprüft wurde, was als Fastenspeise dienen konnte, machte sich ein Mönch aus Bayern mit einem Fässchen Bier auf die mühsame Reise. Erst nach Wochen erreichte er Rom, das Bier war inzwischen verdorben und sauer und wurde vom Papst ohne Bedenken als Fastenspeise anerkannt."

Auf irgendwelche "Legenden" geben wir nichts, da wir schon zuviele Fabeln kennen, die einfach nur zur Diskreditierung der Kirche dienen sollen (s. z.B. die "Päpstin Johanna"). Konkret zur "Legende" der "Badischen Zeitung": 1) Ein Betrug kann niemals "fromm" sein; es gibt ja auch keine "Notlüge" i.S.v. "erlaubte Lüge". 2) Wenn der Papst tatsächlich so töricht gewesen sein sollte, auf diesen Betrug hereinzufallen, dann wäre die Anordnung spätestens dann geändert worden, wenn der Betrug als solcher aufgedeckt worden wäre. 3) Es ist ein Verstoß gegen die Nächstenliebe, andere zur Einnahme von verdorbenem Bier anzuleiten, selbst wenn man es bloß als "Fastenspeise" deklariert.
Doch mal abgesehen von diesem "Legenden"-Unfug: Der Grundsatz: "Flüssiges bricht das Fasten nicht", muss, wie oben erklärt, differenziert betrachtet werden: Getränke, die nicht nähren. Hier ein Zitat aus H. Noldin, A. Schmitt, Summa theologiae moralis, Bd. 2, Wien (24)1936, 625 (Was außerhalb der Sättigung und den beiden Stärkungen eingenommen werden darf):

"Quod rationem cibi habet, diebus ieiunii prohibetur, quod autem rationem potus habet, diebus ieiunii licite sumi potest; unde axioma invaluit: liquidum (i. e. potus) non frangit ieiunium. Rationem cibi habet, quod principaliter nutritioni inservit, sive solidum est sive liquidum; rationem potus habet liquidum, quod ex usu communi sumitur ad depellendam sitim vel ut vehiculum cibi ad iuvandam digestionem. a. Rationem potus non solum aqua habet, sed etiam vinum, cerevisia, varii liquores ut limonata, aqua saccharata, cofeum, thea cum parva quantitate sacchari admixta, licet per accidens haec etiam nutriant ut cerevisia. Rationem potus autem non habet iusculum, oleum, mel, saccharum, chocolata neque per se lac, quamvis haec liquida sint et potando sumantur."

[Was die Beschaffenheit von Speise hat, ist an den Fasttagen verboten, was aber die Beschaffenheit eines Getränks hat, kann an den Fasttagen erlaubterweise eingenommen werden; daher ist der Grundsatz in Gebrauch gekommen: Flüssiges (i.e. ein Getränk) bricht das Fasten nicht. Die Beschaffenheit von Speise hat, was vornehmlich der Ernährung dient, sei es fest oder flüssig; die Beschaffenheit eines Getränks hat Flüssiges, das nach allgemeinem Gebrauch eingenommen wird gegen Durst oder als Hilfe bei der Verdauung von Speise. a. Die Beschaffenheit eines Getränks hat nicht nur Wasser, sondern auch Wein, Bier, verschiedene Getränke wie Limonade, Zuckerwasser, Kaffee, Tee mit ein wenig Zucker, auch wenn sie gelegentlich überdies nähren wie Bier. Die Beschaffenheit eines Getränks haben aber nicht Essig, Öl, Honig, Zuckersaft, Schokolade noch an sich Milch, obgleich diese flüssig sind und durch Trinken eingenommen werden.]

Z.B. hat Bouillon ebenfalls die Beschaffenheit von Speise.
Angesichts der heutigen Minimalismus-Mentalität (etwa mit "AutoFasten", s. Nachrichten v. 02.02.2001) mag es veraltet erscheinen, das Fasten noch ernst zu nehmen, das ändert aber nichts an den kirchlichen Grundsätzen, die unter Todsünde verpflichten.

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