Feiergebot und Fastengebot
Karneval, beurteilt von der V2-Sekte und von der r.-k.
Kirche
(Kirche zum Mitreden, 22.02.1998; aktualisiert
28.02.2001)
"Karneval und Fasten - das eine geht nicht ohne das andere"
Diese apodiktische Formel steht auf der Homepage der "Diözese
Passau", zusammen mit einem Link auf einen Text einer Frau Veronika
Rößle:
"Lustig ist die Fasenacht, wenn mei Mutter Küachl bacht...".
Rößle
meint, daß die Kirche durch die Jahrhunderte zwar zu
exaltierten
Frohsinn abgelehnt habe, allerdings nicht grundsätzlich dem
Karneval
abgeneigt gewesen sei. Dazu beruft sie sich u.a. auf eine angebliche
Weisung
von Papst Martin IV. (1281-1285), der 1284 den Gläubigen
empfohlen
haben soll, "etliche Tage Fastnacht zu halten und fröhlich zu
sein."
Ferner zitiert Rößle den Franziskanerprediger Geiler von
Kayersberg
(15. Jh.): "Die Christlich-Katholische Kirche erlaubet eine ehrliche
recreation
und Wollustbarkeit". Tatsache ist, daß Papst Martin IV. nicht
gerade
ein leuchtendes Beispiel heiligmäßiger Kirchenleitung
gewesen
ist, s. insbesondere seine fast schon wie Hörigkeit wirkende
Unterstützung
der Expansionspläne Karls von Anjou, die dann in der sog.
"sizilischen
Vesper" (31.03.1282), einem Aufstand der Sizilianer gegen Karl, ein
Ende
fanden: "Der Schlag traf auch den Papst schwer: die Union [mit den
Griechen]
hatte er preisgegeben; an die Latinisierung und Katholisierung
Konstantinopels,
die der Papst nach Gelingen der Pläne des Anjou erhofft hatte,
war
nicht mehr zu denken" (F. Seppelt, K. Löffler, Papstgeschichte,
München
1933, 195.) Politisch hatte Martin versagt, vom moralischen
Standpunkt
ist seine Unterstützung Karls abzulehnen gewesen - es
würde
nicht
wundern, wenn er dann auch noch unkritische Bemerkungen zum Karneval
gemacht
haben sollte. Die Predigt eines Franziskaners des 15. Jh. darf auch
nicht
leichtfertig als allgemeine Lehre der Kirche herhalten, vielmehr
müssen
karnevalbegünstigende Äußerungen von seiten
einzelner
Kleriker
als bedauernswerte exotische Eskapaden aufgefaßt werden;
Depravationen
sollten als Depravationen und nicht als Normalität gewertet
werden.
Dankenswerterweise schreibt Rößle auch: "1978 sagte der
damalige
Erzbischof von München-Freising, Joseph Ratzinger, in einer
Predigt,
daß der Fasching zwar kein kirchliches Fest im engeren Sinne
sei,
aber doch nicht aus dem Festkalender der Kirche wegzudenken sei:
denn
der
Mensch brauche sowohl das Geistliche als auch das Sinnliche, alles
zu
seiner
Zeit." Ja, zur Konzilssekte paßt der Karneval wie die Faust
aufs
Auge, aus diesem Verein ist der Karneval wirklich nicht wegzudenken,
vielmehr
ist der Karneval das Lebensprinzip der V2-Sektierer. Übrigens
ist
der Tam-tam, der heute zu Karneval (u.a. in "Pfarrheimen") abgezogen
wird,
sicherlich selbst durch die exotischsten
Kleriker-Äußerungen
nicht zu rechtfertigen.
Bereits in mehreren Texten von KzM gibt es Hinweise auf die
Ausgelassenheit
des karnevalistischen Treibens in der V2-Sekte (z.B. "Buerer
Allerlei" und Nachrichten v.
28.02.1998)
gibt. In diesem Jahr haben wir wieder einiges an Material gesichtet,
so
fanden wir in einer Tageszeitung die Notiz einer V2-Gemeinde, die
zum
"Karnevalsgottesdienst"
mit anschließender Polonaise einlud. Auf derselben Seite war
das
Photo eines "Pfarrers" abgedruckt, der als Hofnarr verkleidet auf
die
Kanzel
gestiegen war. Im Pfarrbrief 123/2 (Februar 1999) von "St.
Mariä
Himmelfahrt",
Feldhausen, gibt es verschiedene Veranstaltungshinweise, z.B. von
der
Senioren-Gruppe
den "Karneval im Pfarrheim" oder von der "KAB" ("Katholischer
Arbeiter-Bewegung")
den "KAB-Karneval im Pfarrheim; Motto: Hier krisse watte brauchs
[deutsch:
Hier erhältst du, was du benötigst], Eintritt DM 7,77".
Für
Rosenmontag dann "ab 15.00 Uhr traditionelles Rosenmontagsfest im
Pfarrheim;
hierzu sind alle herzlich eingeladen". Hier haben wir wieder die
Verballhornung
des Begriffs "Tradition", die auch in Lehmanns
Grußwort
zum
Ramadan zugrundeliegt.
Legt denn das Herrenwort: "Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die
Kinder, werdet ihr in das Himmelreich niemals eingehen" (Mt 18,3),
nicht
eine gewisse Infantilität oder Naivität nahe?
Zunächst einmal hat Jesus nicht gesagt, wir sollten
grölen,
fressen, saufen, spotten, huren etc., die Hardcore-Karnevalisten
werden
aber haargenau solchen Aktivitäten frönen. Na, und das
Kindsein?
Kinder "tollen" doch gerne herum, da sind doch die "tollen Tage"
(wie
der
Karneval bisweilen genannt wird) genau richtig. Nun, fast alles, was
von
der V2-Sekte im Zusammenhang mit den Worten Christi über das
Kindsein
zusammenphantasiert wird, entspringt einem Wunschdenken ohne
jegliche
Begründung
im NT. Dabei ist es doch offensichtlich, daß Jesus drei
wichtige
Aspekte des Kindseins immer wieder hervorhebt, die für das
rechte
Verhältnis der Menschen zu Gott unerläßlich sind und
die
auch eng zusammengehören: Vertrauen, Gehorsam, Belehrsamkeit.
Wenn
wir das Vaterunser sprechen, dann beweisen wir Gelehrsamkeit,
gehorchen
wir der Weisung Jesu und zeigen gleichzeitig unser Vertrauen,
daß
Gott für uns sorgen kann und wird. Belehrsamkeit, Vertrauen und
Gehorsam
des Kindes gegenüber seinen Eltern sind eigentlich
selbstverständlich,
aufgrund der durch die Erbsünde geschwächte menschliche
Natur
kann es allerdings vorkommen, daß die Eltern sich nicht als
Lehr-,
Vertrauens- und Respektspersonen eignen (objektiver Defekt) oder
nicht
als solche empfunden werden (subjektiver Defekt). Zudem wird das
Kind
beim
Heranwachsen die Welt immer selbständiger beurteilen und sich
irgendwann
ganz von den Eltern lösen müssen; in diesen Aspekten
unterscheidet
sich das menschliche Kindschaftsverhältnis von dem
Verhältnis
zu Gott: Man bleibt immer von Gott abhängig und ihm
untergeordnet,
ob man das nun akzeptiert oder nicht (s. Jürgen
Trittin,
Die Grünen).
Wer einen Blick in den griechischen Originaltext wirft, stellt
sofort
fest, daß je nach Zusammenhang verschiedene Vokabeln für
"Kind"
mit unterschiedlichen Konnotationen gebraucht werden, während
in
deutschen
Übersetzungen bisweilen undifferenziert die Vokabel "Kind" zu
lesen
ist.
Zunächst einmal spricht Christus in dem zitierten Herrenwort an
erster Stelle von Umkehr; die geforderte Abkehr von der Sünde
wird
in der Volksinterpretation meist völlig unterschlagen. Dann
steht
im griechischen Originaltext für Kinder "paidia" (lat.
parvuli),
die
Verkleinerungsform (Deminutiv) von "pais" (z.B. in Pädagogik,
Kindererziehung),
was zunächst den Knaben bzw. das Mädchen meint, aber auch
die
Abstammung (unabhängig vom Alter) meinen kann. Die Kinder
müssen
sich erziehen / belehren (paideuein) lassen. Über diejenigen,
die
Erziehung annehmen, sagt Jesus: "Laßt die Kinder (paidia) und
wehrt
es ihnen nicht, zu mir zu kommen" (Mt 19,14). Christus ist der
Lehrer
und
Meister, von dem sich die Menschen belehren lassen müssen: "Ihr
aber
sollt euch nich Meister nennen lassen, denn nur einer ist euer
Meister;
[...] Auch Lehrer laßt euch nicht nennen, denn nur einer ist
euer
Lehrer, der Messias (Mt 23,8-10).
Ein Blick in weitere ntl. Schriften läßt erkennen, wie
differenziert
die Kindheit gesehen wird. Johannes redet die Gemeindemitglieder mit
"teknia"
(1 Joh, passim) an, eine Verkleinerungsform von "teknon", "Kind"
resp.
"Kindlein", abgeleitet von "tek" ("tiktein"), d.h. das Geborene.
"Teknon"
bezieht sich schlicht auf die Abstammung, die mit dem Lebensalter
nichts
zu tun hat. So schreibt Johannes: "Daran erkennt man die Kinder
Gottes
[ta tekna tou theou] und die Kinder des Teufels [ta tekna tou
diabolou]:
Wer das Rechte nicht tut, ist nicht aus Gott. Ebensowenig, wer
seinen
Bruder
nicht liebt" (1 Joh 3,10). In der lateinischen Übersetzung
steht
übrigens
"filii" (resp. deminutiv "filioli") für "tekna" ("teknia"):
Auch
ein
Erwachsener bleibt der "Filius" seiner Eltern.
Petrus mahnt: "Als gehorsame Kinder [tekna tes hypakoes, filii
obedientiae,
Kinder des Gehorsams] gestaltet euer Leben nicht mehr nach den
Gelüsten,
denen ihr früher in der Zeit eurer Unwissenheit [agnoia,
ignorantia]
dientet" (1 Petr 1,14).
Weiter heißt es: "Wie neugeborene Kinder [artigenneta brepha,
modo geniti infantes] verlangt nach der geistigen [logikon,
rationale],
lauteren Milch, um durch sie zum Heile heranzuwachsen" (1 Petr 2,2).
"Brephos"
bezeichnet das Kleinkind, und hier wird dazu aufgerufen, das
"Infantile"
und die Ignoranz abzulegen und durch Ausbildung im "Logischen" /
"Rationalen"
zu reifen.
In dem berühmten "Hohelied der Liebe" ("... hätte aber die
Liebe nicht", s. liebe.htm) schreibt
Paulus:
"Als
ich noch ein Kind [nepios, parvulus] war, redete ich wie ein Kind,
dachte
ich wie ein Kind, urteilte ich wie ein Kind. Als ich ein Mann
geworden,
legte ich das Kindhafte [ta tou nepiou, quae erat parvuli] ab" (1
Kor
13,11).
Der griechische Ausdruck "nepios" bedeutet ursprünglich
"uneinsichtig",
dann "jugendlich" (mit jugendlichem Leichtsinn), und oft wurde er im
klassischen
Griechisch schlichtweg als Beleidigung verwendet, also "Dummkopf"
etc.
Mit der Konnotation von Torheit im Sinne von Unbelehrsamkeit liegt
"nepios"
in der Wertung unter "brephos" (infans). Wer Christ sein will,
muß
das Kindische ablegen!
Nachdem sowohl das NT als auch die durchgängige Lehre der
Kirche
gegen karnevalistisches Treiben sprechen, gehen wir noch auf den
etymologischen
und historischen Ursprung dieses organisierten Schwachsinns ein:
Im Text "Zivilcourage" hatten wir bereits
erwähnt,
daß in einem Miniatur-Lexikon der "Diözese Münster"
ausgerechnet
der Begriff "Karneval" an oberster Stelle steht. Der
vollständige
Text über Karneval lautet:
Für viele Menschen
ist
es der
Höhepunkt des ganzen Jahres: Mit aller Lust und Laune feiern
Tausende
und Abertausende in diesen Tagen und Wochen der „fünften
Jahreszeit"
Karneval. In den Tagen vor dem Aschermittwoch erklimmt die
Narretei den
Gipfel öffentlicher feucht-fröhlicher Ausgelassenheit.
Dem
volkstümlichen
Treiben liegt eine enge Verbindung mit dem Ablauf des
Kirchenjahres und
speziell mit der christlichen Bußpraxis zugrunde: Es ist
eine
längere
Zeit gesteigerten Lebensgenusses vor der katholischen Fastenzeit.
Dem
Lateinisch-Italienischen
„carne vale", was „Fleisch lebe wohl" bedeutet, entstammt
vermutlich
die
Bezeichnung „Karneval". Das Wort „Fastnacht" ist im Deutschen seit
dem
12. Jahrhundert bekannt. Mit Tanz, Spiel, Umzügen,
Verkleidungen
und
närrischen Reden setzt der Karnevalist die bestehende Ordnung
außer
Kraft und verspottet sie. Die „Gegenregierung" des Elferrates und
die
Übergabe
des Rathausschlüssels deuten auf die „umstürzlerischen"
Absichten
der Narren. Höhepunkte der närrischen Zeit („Session"),
die
offiziell
am 11.November begonnen hat und bis Aschermittwoch dauert, sind
Weiberfastnacht
am Donnerstag vor Aschermittwoch, der Karnevalssamstag mit seinen
zahlreichen
Kostümfesten, der Sonntag als Tag der Entmachtung der
Obrigkeiten,
der Rosenmontag mit seinen farbenprächtigen Umzügen und
der
Veilchendienstag,
an dem der „fünften Jahreszeit" meist feierlich und
„tränenreich"
das letzte Geleit gegeben wird. Der Dienstag wird vielfach auch
„Fastnacht"
genannt - die Nacht vor dem Fasten.
Auch die "Diözese Aachen" bietet auf ihrer Homepage ein
Mini-Lexikon
unter der Überschrift "Was ist eigentlich . . . ?". Sage und
schreibe
29 (neunundzwanzig) Begriffe werden erklärt, z.B. Ostern und
Pfingsten,
aber auch "Karneval" - wie unvorstellbar wichtig muß also
Karneval
in der V2-Sekte sein:
"Viele Menschen feiern in diesen Tagen mit
"Spaß
an der Freud" Karneval. Fastnacht, Fasching, Fastelovend oder
Fasteleer
ist die "ultimative fünfte Jahreszeit", die letzte Phase vor
der
Fastenzeit.
Das Wort "Karneval" kommt wohl vom Lateinisch-Italienischen "carne
vale",
was "Fleisch lebe wohl" bedeutet. Vielleicht trifft auch eine viel
nüchterne
Erklärung zu: daß vor der Fastenzeit die Fleisch-,
Fett- und
Biervorräte aufgebraucht werden mußten, weil sie die
Fastenzeit
nicht überdauerten. Vielleicht ergibt beides zusammen die
Begründung.
Der Karneval ist zwar keine Phase des Kirchenjahres, aber auf die
Fastenzeit
bezogen. Auswüchse und zeitliche Ausweitung des Karnevals hat
die
katholische Kirche bekämpft, aber den Karneval selbst immer
verteidigt.
Karneval war und ist die Zeit der notwendigen Verschnaufpause vor
der
Fastenzeit.
Darum ist die ganze Fastnacht ständig umweht von der
Endlichkeit
dieser
Freude, denn "am Aschermittwoch ist alles vorbei". Essen und
Trinken,
Fröhlichkeit
und Ausgelassenheit in Maßen und nicht in Massen sind kein
Gegensatz
zum Christentum katholischer Prägung. Weise Narren
dürfen
sich
zur rechten Zeit närrisch freuen. Ganzjährigen Narren
wird
die
immerwährende Fastnacht ihrer hedonistischen
Lebenseinstellung von
alleine schal und trist."
Die Erklärung "Fleisch lebe wohl" halten wir für sog.
"Volksetymologie":
Weil im Volk das Wissen um den Wortursprung fehlte, wurde ein
fremdstämmiger
Begriff in die Form bekannter Begriffe gequetscht. Ein beliebtes
Beispiel
für Volksetymologie ist die Erklärung des Begriffes
"Amazone":
"Der Name bedeutete nach den Griechen 'brustlos' und wies darauf
hin,
daß die Amazonen ihren Töchtern die rechte Brust [mazos,
Brust]
abnahmen, damit sie den Bogen besser halten konnten. Eine andere
Erklärung
lautet, sie hätten kein Brot hergestellt (maza, Gerste), weil
sie
von der Jagd lebten" M. Grant, J. Hazel, Lexikon der antiken Mythen
und
Gestalten, München (6)1989, 40). Über die richtige
Erklärung
schweigt das Lexikon; tatsächlich liegt hier eine Abwandlung
eines
skythischen Ausdrucks (etwa: Ama-jani) zugrunde, was soviel bedeutet
wie
"herrschendes Weib" (W. Gemoll, Griechisch-Deutsches Schul- und
Handwörterbuch,
München (9)1954, 38). Ein anderes Beispiel für
Volksetymologie
ist die Bezeichnung "Armbrust" für eine besonders in der
Schweiz
beliebte
Waffe - diese geht nämlich auf das lat. Wort "arcuballista",
Bogengeschütz,
zurück.
Eine plausible Erklärung für den Ausdruck "Karneval" ist
dagegen die Annahme, dieser sei aus "carrus navalis" (Schiffskarren)
entstanden.
Das ist zwar kein Dogma, und der Begriff "Fastnacht" hängt ja
tatsächlich
mit der Fastenzeit zusammen, aber auch wenn man etymologisch den
Zusammenhang
mit dem Schiffskarren ablehnt, so kann man den historischen
Zusammenhang
schwerlich bestreiten. Das ausgelassene Karnevalstreiben hat so rein
gar
nichts mit dem Christentum zu tun, so daß hier eine heidnische
Grundlage
angenommen werden muß, u.z. eine solche, die mit dem
Christentum
unvereinbar ist, also nicht "getauft" werden kann. Die Kirche hat
das
Recht,
alles zu nehmen, was im Heidentum gut und richtig ist, etwa die
antike
Philosophie etc., der Karneval gehört aber nicht zu den
legitimen
Dingen. Würde man 100 Leute fragen, was ihnen bei dem Begriff
"Karneval"
einfällt, so wäre die Topantwort sicherlich "Verkleidung",
ferner
kämen vermutlich Karnevalswagen, Alkohol und Wollust. In der
heidnischen
Antike waren die Orgien zu Ehren des Gottes Dionysos (Bakchos)
bekannt
und wurden öfters auch vom Staat wegen ihres moralzersetzenden
Charakters
verboten. Dionysos, Sohn des Zeus und der menschlichen Mutter
Semele,
der
Gott des Weines und der Ekstase, wurde regelmäßig auf
einem
Schiffskarren dargestellt. Bei den Dionysos-Festen im Frühjahr
tanzten
seine Verehrer, etwa die Satyrn, als "geile" Männer in
passender
Bocksverkleidung,
und die "Mänaden" (von mainein, toben, cf. manisch, Manie),
verkleidet
z.B. als Rehe und Füchse. Bei diesen Festen wurde
wort-wörtlich
"die Sau rausgelassen"; auch dem Gott selber sprach man die Kraft
zu,
sich
in Tiere zu verwandeln, und so trug auch er eine Maske, die der
animalischen
Genußsucht und dem vernunftlosen Genußtaumel auf den
Dionysosfesten
Ausdruck verlieh.
Erwähnenswert ist ferner die Tatsache, daß "Karneval"
in
die Vorfastenzeit fällt, die mit dem dritten Sonntag vor
Aschermittwoch
(Septuagesima (70. Tag); die darauffolgenden Sonntag vor der
vierzigtägigen
Fastenzeit (Quadragesima, 40. Tag) heißen Sexagesima (60.
Tag)
und
Quinquagesima (50. Tag)) beginnt. Obwohl hier noch nicht das
Fasten
einsetzt,
ist die Liturgie schon sehr von dem Gedanken der Buße
bestimmt.
Das
Alleluja, der Jubelruf der Kirche, unterbleibt völlig, das
"Gloria
in excelsis Deo" wird an den Sonntagen nicht mehr gebetet, die
liturgische
Farbe ist violett als Zeichen der Buße. In diese kirchliche
Strenge
platzt der Karneval wie ein Störenfried. Wie wir bereits in
den Nachrichten
(17.02.1998) erwähnt hatten, erklärt der
Würzburger
V2-"Weihbischof" Helmut Bauer das Wort "Helau" als "nur ein
verunglücktes
Halleluja" (möglicherweise liegt er damit richtig, und
möglicherweise
gilt diese Etymologie auch für "Alaaf", wie sich manche
Narren
ausdrücken).
Wenn dem so ist, dann liegt hier eine Verspottung des Christentums
vor,
die noch ärger ist als das Gehetze von Martin Luther, der
sich aus
Spott über die katholische Meßlehre den Ausdruck "Hokus
Pokus"
(aus den Wandlungsworten "Hoc est enim Corpus meum", "Das ist Mein
Leib")
einfallen ließ. Die "doofen Katholiken" und letztlich Gott
sollen,
wenn Bauer Recht hat, mit den Ausrufen "Helau" und "Alaaf"
verächtlich
gemacht werden - nicht gerade eine christliche Verhaltensweise,
aber
eine,
die untrennbar zur V2-Sekte gehört.
Übrigens arbeiten die sog. "Deutschen Bischöfe" als
weitere
Abgrenzung von der römisch-katholischen Kirche darauf hin, an
die
Stelle des Begriffes "Fastenzeit" nun "österliche
Bußzeit"
zu
setzen. Das gelingt trotz allem Aufwand nur sehr schleppend,
allerdings
wurde das eigentliche, nämlich die faktische Abschaffung der
Fastenzeit,
schon längt erreicht: In der V2-Sekte werden nur der
Aschermittwoch
und der Karfreitag als Fast- und Abstinenztage bezeichnet,
ansonsten
sind
Fasten und Abstinenz praktisch aus der Sekte verschwunden.
Weswegen
gerade
diese hedonistische Sekte es nötig haben soll, "Fastnacht" zu
feiern,
wenn sie gar nicht fastet, bleibt ihr Geheimnis.
Üblicherweise
sprechen
die V2-Funktionäre nur noch von einem ominösen "Opfer",
das
jeder
an bestimmten Tagen zu bringen habe. Während in der Kirche
z.B.
der
Fleischgenuß an allen Freitagen des Jahres unter schwerer
Sünde
verboten ist, meinen die V2-Funktionäre, man sollte zwar ein
Freitagsopfer
bringen, aber da könne sich jeder selbst etwas aussuchen, sei
es
eine
gute Tat, ein Gebet oder was einem gerade Spaß macht. Einen
ähnlichen
Sermon verbreiten die Sektierer in Bezug auf die Fastenzeit. "Wer
als
Raucher
in der Fastenzeit auf das Rauchen verzichtet, der hat gefastet",
solche
Parolen hört und liest man von V2-"Pfarrern". Prima, dann
rauche
ich
als Nichtraucher kurz vor Ascherschmittwoch eine Zigarette, halte
mich
deshalb für einen Raucher, verzichte in der Fastenzeit aufs
Rauchen,
rauche Ostern noch eine Zigarette (um mir vorzumachen, daß
ich ja
Raucher bin), und gebe dann das Rauchen bis zum nächsten Jahr
wieder
auf. Zur Information: Nach katholischer Vorschrift (3.
Kirchengebot:
"Du
sollst die gebotenen Fast- und Abstinenztage halten.") ist
während
der gesamten Fastenzeit (wobei die Sonntage natürlich
ausgeschlossen
sind) nur eine Sättigung pro Tag erlaubt; zwei kleine
Stärkungen
dürfen jedoch außerdem genommen werden. Sonstige
Nahrungsaufnahme
ist verboten, nur Getränke, die nicht nähren, sind
zwischenzeitlich
erlaubt, etwa Wasser und Bier. Diese Fastenordnung gilt
natürlich
nur, insoweit sie nicht die Gesundheit und Arbeitskraft ernsthaft
beeinträchtigen.
Zur Abstinenz sind alle von Vollendung des 7. Lebensjahres bis zum
Beginn
des 60. Lebensjahres verpflichtet, zum Fasten sind alle von
Vollendung
des 21. Lebensjahres bis zum Beginn des 60. Lebensjahres
verpflichtet
(CIC
can. 1254, §§1 u. 2).
Wenn wir fasten, dann erinnern wir uns daran und dokumentieren
wir,
daß diese Welt mit ihren Genüssen nicht alles ist,
sondern
daß
wir die weltlichen Güter nur gebrauchen dürfen,
während
der eigentliche Genuß die Gemeinschaft mit Gott ist. Nur
glaubt
die
V2-Sekte, wie mehrfach nachgewiesen, ja nicht an die Auferstehung.
"Stehen
die Toten nicht auf, so 'laßt und essen und trinken, denn
morgen
müssen wir ja sterben'" (1 Kor 15,33). Die Ernüchterung
derer,
die jetzt lachen, wird auf jeden Fall erfolgen; hoffentlich
erfolgt sie
nicht zu spät.
Aktualisierung 28.02.2001
In der "Badischen Zeitung" v. 28. Februar 2001 steht ein kleiner
Artikel:
"'Das Flüssige bricht das Fasten nicht'"; daraus ein Zitat:
"Nach dem Grundsatz, dass 'Flüssiges das Fasten nicht bricht',
wurde das Starkbier während der Fastenzeit vor allem in den
Klöstern
zur willkommenen Abrundung des Speiseplans. Zu Beginn dieser
kulinarischen
Aufbesserung stand jedoch – so erzählt jedenfalls die Legende –
ein
kleiner frommer Betrug: Da damals im Vatikan sorgfältig
geprüft
wurde, was als Fastenspeise dienen konnte, machte sich ein
Mönch
aus
Bayern mit einem Fässchen Bier auf die mühsame Reise. Erst
nach
Wochen erreichte er Rom, das Bier war inzwischen verdorben und sauer
und
wurde vom Papst ohne Bedenken als Fastenspeise anerkannt."
Auf irgendwelche "Legenden" geben wir nichts, da wir schon
zuviele
Fabeln
kennen, die einfach nur zur Diskreditierung der Kirche dienen
sollen
(s.
z.B. die "Päpstin Johanna").
Konkret
zur
"Legende" der "Badischen Zeitung": 1) Ein Betrug kann niemals
"fromm"
sein;
es gibt ja auch keine "Notlüge" i.S.v. "erlaubte Lüge".
2)
Wenn
der Papst tatsächlich so töricht gewesen sein sollte,
auf
diesen
Betrug hereinzufallen, dann wäre die Anordnung
spätestens
dann
geändert worden, wenn der Betrug als solcher aufgedeckt
worden
wäre.
3) Es ist ein Verstoß gegen die Nächstenliebe, andere
zur
Einnahme
von verdorbenem Bier anzuleiten, selbst wenn man es bloß als
"Fastenspeise"
deklariert.
Doch mal abgesehen von diesem "Legenden"-Unfug: Der Grundsatz:
"Flüssiges
bricht das Fasten nicht", muss, wie oben erklärt,
differenziert
betrachtet
werden: Getränke, die nicht nähren. Hier ein Zitat aus
H.
Noldin,
A. Schmitt, Summa theologiae moralis, Bd. 2, Wien (24)1936, 625
(Was
außerhalb
der Sättigung und den beiden Stärkungen eingenommen
werden
darf):
"Quod rationem cibi habet, diebus ieiunii prohibetur, quod autem
rationem
potus habet, diebus ieiunii licite sumi potest; unde axioma
invaluit:
liquidum
(i. e. potus) non frangit ieiunium. Rationem cibi habet, quod
principaliter
nutritioni inservit, sive solidum est sive liquidum; rationem
potus
habet
liquidum, quod ex usu communi sumitur ad depellendam sitim vel ut
vehiculum
cibi ad iuvandam digestionem. a. Rationem potus non solum aqua
habet,
sed
etiam vinum, cerevisia, varii liquores ut limonata, aqua
saccharata,
cofeum,
thea cum parva quantitate sacchari admixta, licet per accidens
haec
etiam
nutriant ut cerevisia. Rationem potus autem non habet iusculum,
oleum,
mel, saccharum, chocolata neque per se lac, quamvis haec liquida
sint
et
potando sumantur."
[Was die Beschaffenheit von Speise hat, ist an den Fasttagen
verboten,
was aber die Beschaffenheit eines Getränks hat, kann an den
Fasttagen
erlaubterweise eingenommen werden; daher ist der Grundsatz in
Gebrauch
gekommen: Flüssiges (i.e. ein Getränk) bricht das Fasten
nicht.
Die Beschaffenheit von Speise hat, was vornehmlich der
Ernährung
dient,
sei es fest oder flüssig; die Beschaffenheit eines
Getränks
hat
Flüssiges, das nach allgemeinem Gebrauch eingenommen wird
gegen
Durst
oder als Hilfe bei der Verdauung von Speise. a. Die Beschaffenheit
eines
Getränks hat nicht nur Wasser, sondern auch Wein, Bier,
verschiedene
Getränke wie Limonade, Zuckerwasser, Kaffee, Tee mit ein
wenig
Zucker,
auch wenn sie gelegentlich überdies nähren wie Bier. Die
Beschaffenheit
eines Getränks haben aber nicht Essig, Öl, Honig,
Zuckersaft,
Schokolade noch an sich Milch, obgleich diese flüssig sind
und
durch
Trinken eingenommen werden.]
Z.B. hat Bouillon ebenfalls die Beschaffenheit von Speise.
Angesichts der heutigen Minimalismus-Mentalität (etwa mit
"AutoFasten",
s. Nachrichten v. 02.02.2001) mag es
veraltet
erscheinen, das Fasten noch ernst zu nehmen, das ändert aber
nichts
an den kirchlichen Grundsätzen, die unter Todsünde
verpflichten.
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