Notiz zu Wojtylas Allerlösungslehre

- Ausschnitt aus dem Buch von J. Dörmann -
(Kirche zum Mitreden, 02.01.2004)
Trotz mehrfacher Hinweise bei KzM auf die Untersuchungen von Johannes Dörmann ("Der theologische Weg Johannes Paul II.", mehrere Bände) scheinen manche nicht wahrhaben zu wollen, dass auch V2-Sektierer durchaus erkennen, dass Wojtyla ein Häretiker ist, aber keine ernsthaften Konsequenzen daraus ziehen; wir erinnern hier exemplarisch an Manfred Adler. Auch wird ganz offen in der V2-Sekte sowohl behauptet, dass Christus gar kein Weihesakrament eingeführt hat, als auch z.B. von Athanasius Kröger erkannt, dass die V2-"Bischofsweihe" den Grundsätzen für ein gültiges Sakrament nicht gerecht wird. Fast alle sehen, was los ist, fast keiner zieht die notwendigen Konsequenzen aus seiner Erkenntnis; fast alle folgen dem Glaubenssatz, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Die Tatsache, dass in der V2-Sekte die Erbsünde geleugnet wird, wurde z.B. kürzlich in der Predigt zum Fest der Unschuldigen Kinder angesprochen, aber um diese Leugnung der Erbsünde wissen nicht nur die "Sedisvakantisten", sondern eben auch die "Konservativen". Sicher, liest man Texte der Lefebvre-Sekte, dann findet man oft Hinweise auf die häretische Allerlösungslehre von Wojtyla, aber diese Texte enthalten nicht selten einen Querverweis auf Dörmann. Und Dörmann (geb. 1922, Priesterweihe 1953) ist - wie wir stets betonen - nun einmal ein ganz eingefleischter V2-Sektierer, er macht jeden "konziliaren" Müll mit (vielleicht außer interreligiöse Treffen), d.h. "Novus Ordo", "Konzelebration" und - wie wir allerdings nur mündlich mitgeteilt bekommen haben - "Ministrantinnen". Dörmann ist seit 1984 im Ruhestand, wir haben ihn 1985 beim Opus Dei (Gastvortrag z.Th. "Mut zur Wahrheit") erlebt.
Die Bücher von Dörmann sind keineswegs uneingeschränkt empfehlenswert - schon allein deswegen, weil er die "Kirche des Konzils" als katholische Kirche hinstellt. Man könnte an Dörmanns Bücher durchaus einiges an Falschaussagen aufzeigen, und sie sind meilenweit davon entfernt, "theologische Meisterwerke" zu sein (als solche wurden sie von "Kyrie eléison" einmal bezeichnet) - aber die als richtig erwiesenen Aussagen bleiben trotzalledem richtig. Die Lehre vom "anonymen Christen", auf der Wojtylas Gedankenwelt aufbaut, ist übrigens das Herzstück der Ideologie, die der "Geist des Konzils", i.e. Karl Rahner, entworfen hat. Hier also ein Ausschnitt aus dem Band über Redemptor Hominis.

J. Dörmann, Der theologische Weg Johannes Paul II. zum Weltgebetstag der Religionen in Assisi, Bd. II.1. Die "trinitarische Trilogie": Redemptor Hominis, Senden 1992, 36f:


Die universalere Gotteslehre des Papstes verkündet den Gott aller Religionen: den Gott von Assisi.
Dieser ist für den Papst der "Gott von unendlicher Majestät" und der "Gott des Bundes". Im Schöpfungsakt mit gleichzeitigem Bundesschluß hat er Adam die ganze Fülle seiner Schöpfer- und Erlöserliebe unwiderruflich und unzerstörbar mitgeteilt. Aufgrund der Offenbarung des NT weiß der Christ:
Der Schöpfer- und Bundesgott ist der dreifaltige Gott: Der Vater sendet den Sohn und den Heiligen Geist in das Herz eines jeden Menschen. So lautet die "Hauptwahrheit des Glaubens": "Alle (Menschen) sind von einem Schöpfergott geschaffen und alle sind von Christus, dem Erlöser, erlöst" [FN: Johannes Paul II., Ansprache an den Klerus von Rom, 2. römische Synode nach dem 2. Vatikanum (OR, dt., 8. 3. 1991): "Das Zweite Vatikanische Konzil ist als umfassendes Dokument, das aus etlichen Einzeldokumenten verschiedenen Charakters besteht, ein gewaltiger lehrmäßiger und pastoraler Entwurf für die Kirche der Zukunft. Ich bin mir persönlich tief bewußt und sicher, daß es ein Werk des Heiligen Geistes war, der uns zur Seite stand und uns geholfen hat, dieses Konzil durchzuführen und uns in dieser Weise in der damaligen Stunde auszusprechen ... Unsere Synode ist anders, sie kann nicht genau wie die erste sein. Sie muß anders sein wegen des Zweiten Vatikanischen Konzils, das uns eine neue Sicht der Kirche geschenkt hat, eine mehr für die Universalität des Volkes Gottes offene Sicht: Die katholische Universalität, die sich in der katholischen Kirche verwirklicht, und auch die menschliche Universalität, die sich in gewissem Sinn in der ganzen Menschheit verwirklicht, weil alle Menschen den gleichen Schöpfer und den gleichen Erlöser haben. Alle sind von einem Schöpfergott erschaffen und alle sind von Cnristus, dem Erlöser, erlöst. So findet die Ekklesiologie des II. Vaticanums am Ende in dieser Hauptwahrheit des Glaubens den Schlüssel für ihre Deutung. Das stellt uns viele Probleme ökumenischer Art, hinsichtlich des Dialogs mit den anderen Religionen und geistlichen Überlieferungen, mit allen Lebensverhältnissen des Menschen, mit der gesamten heutigen Welt in verschiedenen Dimensionen".]
Die "Hauptwahrheit des Glaubens", die im Sinn der Allerlösung zu verstehen ist, enthält in nuce eine neue universalere dogmatische Gesamtschau des Glaubens. Nach der universaleren Christologie hat "der Sohn Gottes durch seine Menschwerdung sich mit jedem Menschen (formell) vereinigt" [FN: Kardinal Wojtyla, Zeichen des Widerspruchs, S. 121]. Die Inkarnation bedeutet demnach nicht nur die Vereinigung des Sohnes mit der menschlichen Natur in Jesus Christus, sondern die formelle Vereinigung des Sohnes mit jedem Menschen, mit der ganzen Menschheit, vom Anfang der Schöpfung bis zum Ende der Welt. Das Axiom der Allerlösung wurzelt also konkret in der Universalität der Menschwerdung. Die universalere Soteriologie ist schon mit der universaleren Christologie gegeben: Das Werk des Erlösers ist nicht nur objektiv, sondern auch subjektiv universal: "Alle Menschen seit dem Beginn bis zum Ende der Welt sind von Christus durch sein Kreuz erlöst und gerechtfertigt worden" [FN Ebda., S. 103]. Die nichtchristliche Menschheit ist "anonymes Christentum". Die "Grenzziehung zwischen Christen und Nichtchristen in der Heilsfrage" ist aufgehoben. Die traditionelle Unterscheidung objektiver Universalität der Erlösung und subjektiver Rechtfertigung ist hinfällig.
[...]
Die universalere Ekklesiologie folgt direkt aus der "Hauptwahrheit des Glaubens". Die Erkenntnis: "Die Kirche des lebendigen Gottes vereint alle Menschen", hat die Konzilskirche (= "die Kirche unserer Zeit") veranlaßt, im Licht dieser Wahrheit "im Zweiten Vatikanischen Konzil ihr eigenes Wesen neu zu bestimmen" [FN: Kardinal Wojtyla, Zeichen des Widerspruchs, S. 27].

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