Christus in Dachau (1 / 23)

- Kompletter Text des Buches von Johann Maria Lenz, Kapitel 1 / 23 -
(Kirche zum Mitreden, 24.04.2003)

Vorbemerkung

[PRHL] Nach sehr langer gründlicher Überlegung ist nun die Entscheidung gefallen, das seinerzeit weit bekannte und hoch geschätzte, heute aber praktisch völlig verschollene Buch von Pater Johann Lenz, "Christus in Dachau. Christus der Sieger", komplett bei KzM zu veröffentlichen. Das inhaltlich ähnliche, aber wesentlich kürzere Büchlein von L. Steinwender, Christus im KZ, haben wir vor über einem halben Jahr zur Hälfte veröffentlicht, und vermutlich wird es bald auch die zweite Hälfte bei KzM zu lesen geben.
Es ist immer ein großes Risiko, Bücher zu veröffentlichen, schon allein mit Blick auf das Copyright. Wenn bei KzM trotzdem Bücher (fast) komplett wiedergegeben werden, dann kommen normalerweise mehrere sehr gewichtige Gründe zusammen.
Zunächst muss es sich um Bücher handeln, die wir für außerordentlich wichtig halten.
Dann müssen diese Bücher vom Büchermarkt quasi verschwunden sein: Als erstes wird im Internet nach dem Buch gesucht, und wenn wir keine ordentliche Bezugsquelle (Gelegenheitsangebote einzelner Exemplare bei Antiquariaten werden nicht berücksichtigt) ausmachen können und auch sonst keine Adresse finden, an die wir uns wegen der Rechte wenden können, wird die Sache weiterverfolgt.
Schließlich: Um nachträgliche, von der Sache her eigentlich todsicher ruinöse Rechtsstreitereien zu vermeiden, begnügen wir uns meist mit - manchmal auch recht großzügigen - Zitaten; in einem langen Prozess wird über die Auswahl der Teile, die bei KzM veröffentlicht werden sollen, entschieden.Was das Lenz-Buch betrifft, sollten daraus zunächst tatsächlich nur einige Passagen bei KzM veröffentlicht werden, aber wegen der beachtlichen Fülle von sehr wichtigen Informationen haben wir uns nun für eine komplette Wiedergabe entschieden.
Es darf einfach nicht angehen, dass Schundliteratur wie das höchst umstrittene "Tagebuch der Anne Frank" freche Triumphe feiert, während die Wahrheit geflissentlich verheimlicht und vergessen wird. Wir sind überzeugt, ganz im Sinne des Autors P. Lenz zu handeln, wenn wir sein kostbares Buch nun im Internet veröffentlichen, und wenden somit den Grundsatz der Epikie an. Steinwender schreibt: "Epikie (selbstverantwortliche Entscheidung) ist eine Tugend."

Aus den zahlreichen Revisionismus-Texten bei KzM erinnern wir hier besonders an den Holocaust-Mythus-Text. Nur aufgrund einer gewissenlosen Hetzpropaganda meist jüdischen Ursprungs war es möglich, dass bereits wenige Jahre nach Ende der Hitler-Ära Verfälschungen der Geschichte oft kritiklos geschluckt wurden. Skrupellose Lügenfanatiker wie Rolf Hochhuth fanden eine Lügengrundlage vor, an der sie erfolgreich weiterspinnen konnten. Hier ein Ausschnitt aus dem Buch von J.-M. Görgen, "Pius XII. Katholische Kirche und Hochhuths 'Stellvertreter'", Buxheim 1964, 8:


Viel wurde über das tragisch-grauenvolle Geschehen in den Todeslagern Hitlers geschrieben oder gesprochen, sei es in der Presse, dem Radio oder Fernsehen. Der große Mord vollzog sich aber nicht nur an Juden, wie oft dargestellt, sondern an allen jenen Menschen, die aus irgendwelchen, nicht berechtigten Gründen in die Lager eingeliefert wurden, um dort mit allen Mitteln des physischen und psychischen Terrors in den Tod getrieben zu werden.
Deutsche, Franzosen, Italiener, Jugoslawen, Bulgaren, Belgier, Luxemburger, Holländer, Polen, Russen, Tschechen, Ungarn, Slowaken, Zigeuner und vereinzelt auch Engländer fanden sich als politische Häftlinge in ihrer antifaschistischen Haltung oder als rassische Gefangene zu einem gewaltigen Heer zusammen, das der Willkür, Brutalität, dem Sadismus und der Perversität ihrer SS-Bewacher gnadenlos ausgeliefert war. Wenn es Tausenden solcher Häftlinge gelang, ihre Lagerhaft zu überleben, so verdanken sie dies nicht einem Aktivsaldo des Nationalsozialismus, sondern den ehemaligen alliierten Armeen. Neben Katholiken, Protestanten, Bibelforschern, Atheisten, Kommunisten und Moslems fanden alle jene den Tod, der für Zehntausende unter ihnen eine Erlösung bedeutete.

Während man auch schon bei Andeutung einer Absicht einer möglichen leisen Kritik an jüdischem Antichristentum Strafverfolgung befürchten muss (s. z.B. die Zigeunerjuden-Posse), können jüdische und pro-jüdische Kreise nach Herzenslust die schlimmsten Verleumdungen gegen Christen und das Christentum schleudern. Wer mit diesem Zustand zufrieden ist und nichts an dieser Zufriedenheit ändern will, der wird sich natürlich nicht mit der Wahrheit beschäftigen und dementsprechend spätestens an dieser Stelle aufhören zu lesen.
 
 

Der Text des Lenz-Buches, Ss. 1-410, ist in 23 Kapitel gegliedert; wir veröffentlichen jeweils kapitelweise. Darüber hinaus gibt es noch Vorworte (diese werden hier zusammen mit dem ersten Kapitel veröffentlicht) und einen sehr wertvollen Anhang, darunter ein Klerusverzeichnis, eine große Zusammenstellung von (äußerst rühmenden) Urteilen von kompetenter Seite, etwa von Bischof Michael Buchberger, Hg. des "Kirchlichen Handlexikons", und dreißig Seiten mit Bildern, darunter von P. Maximilian Kolbe, von der KZ-Kapelle und von Leichen vor dem Krematorium. Wir können nur jedem, der an ein Exemplar von Lenz Dachau-Buch gelangen kann, dringend raten, dies auch zu kaufen.

Sollte ein Rechteinhaber gegen die Veröffentlichung vorgehen, wird die Veröffentlichung nicht fortgesetzt und ggf. bereits veröffentlichtes Material wieder von KzM entfernt.




 


Das Buch „Christus in Dachau" oder „Christus der Sieger" ist unserem Heiligen Vater, Papst Pius XII., in tiefster Verehrung gewidmet!

CHRISTUS IN DACHAU
ODER
CHRISTUS DER SIEGER

EIN RELIGIÖSES VOLKSBUCH
UND EIN
KIRCHENGESCHICHTLICHES ZEUGNIS (Mit 100 Bildern)
FÜR PRIESTER UND VOLK
BERICHTET
VON JOHANN MARIA LENZ
1957
BUCHVERSAND: „LIBRI CATHOLICI"
WIEN-MAUER, LANGEGASSE 85
TELEPHON  8609434

Was 2600 Geistliche aus 134 Diözesen und 24 Nationen im KZ Dachau erlebt und erlitten!
Mehr als 1000 getötet! Wer könnte  achtlos  daran  vorbei?!

Für Gott und Sein Reich!
Gott segne das Buch und alle, die es lesen!
„Für eine bessere Welt!"
6 Auflagen 30.000
Die Neuauflage ist ganz genau durchgearbeitet. Sie bringt daher zahllose kleinere und größere Ergänzungen und Verbesserungen in Wort und Bild.
MIT KIRCHLICHER DRUCKERLAUBNIS
Übersetzungen in Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch bereits in Vorbereitung
ALLE  RECHTE VORBEHALTEN
COPYRIGHT   1957  BY  P.JOHANN MARIA  LENZ
SELBSTVERLAG — DRUCK:    „GRAPHIKON" GES.  M. B. H.   ,WIEN

Prälat Friedrich Pfanzelt über das Buch
Der Pfarrherr der Stadt Dachau hat aus großer Nähe das KLD miterlebt und miterlitten.

Pater Johann Lenz, weitest bekannt durch seine „Weltallkunde-Schriften", selbst volle 5 Jahre Häftling im KZ Dachau, hat uns sein neuestes Werk mit seinem „Christus in Dachau" geschenkt.
Es ist schon unendlich viel gesprochen und geschrieben worden über „das weltberühmte und weltberüchtigte Dachau". Doch „Christus in Dachau" möchte ich als ewig denkwürdiges Standardwerk stempeln, das in seiner volkstümlichen, schlichten, vornehmen, erschütternden Art uns eine Welt martervollster, aber auch heldenhaftester Leidensgeschichte des 20. Jahrhunderts eröffnet.
Habe ich als Pfarrer von Dachau von der ersten Stunde der Errichtung des Konzentrationslagers Ostern 1933 an persönlichen Einblick auch als Lagerseelsorger fast 4 Jahre lang in das harte, oft unmenschliche Lagerleben gewonnen — ich habe dem nach strikten Verbot Himmlers, den armen Kazetlern Priesterdienste zu leisten, auf gefahrvollen Umwegen immer wieder von stets grausamer werdenden Methoden Kenntnis erhalten, so muß ich doch gestehen, daß „Christus in Dachau" uns in eine Katakombenzeit der modernen Welt führt, wie sie schrecklicher und unmenschlicher auch nicht zu Neros Zeiten sein konnte. — Wahrlich ein kirchengeschichtliches Dokument dämonischer Gewaltmächte im Kampf mit Gottes siegreicher Gnade.
Wer „Christus in Dachau" liest, der hat kein Romanbuch mit menschenentfesselter Phantasie vor sich, sondern eine geistliche Lesung, die uns erzittern und erschüttern macht, die uns auf ein Schmerzens- und Sterbefeld führt, das uns im tiefsten Mitleid erbeben läßt — eine geistliche Lesung, die uns aber auch eine noch kaum geschaute, wundersame Leidensstätte vor die Seele stellt, die wir wirklich als ein Land der Heiligen bezeichnen dürfen und müssen, wo zwar die Hölle mit menschlichen Werkzeugen ihr grausames Spiel trieb, wo jedoch der Himmel seinen reichsten Gnadensegen rieseln ließ und „Christus der Sieger" war.
Wer in diesem „Dachauer Buch" nicht bloß zu lesen, sondern auch zu betrachten anfängt, der wird dem lieben Herrgott innigst danken, daß er uns ein Dachau mit ungezählten Heiligen und Märtyrerpersönlichkeiten geschenkt hat, der wird aber auch die heiße Bitte des Dachauer Pfarrers verstehen: es möge recht bald der schon 1945 gefaßte Plan, eine Gedächtnis- und Sühnekirche zu bauen, in Erfüllung gehen!
Dem lieben, gerade in Dachau leidgeprüften Pater Lenz ein herzliches Vergelt's Gott für seine Großtat, die er mit seinem „Christus in Dachau" der ganzen Welt geleistet hat. Jedem Bruder und jeder Schwester in Christo, die sich einen Einblick in das „schreckliche Dachau" machen wollen, rufe ich vom ändern Dachau zu: Nimm und lies „Christus in Dachau"!
Dachau, 15. Oktober 1956
Prälat Pfanzelt

VORWORT DES VERFASSERS
„Dein Reich komme! Dein Wille geschehe Auf Erden wie im Himmel." (Mt. 6, 10)
Was wir Priester in der NS-Haft, vor allem im KZ Dachau erlebt und erlitten, ist nur ein Becher voll aus dem Leidensmeer der heutigen Menschheit. Wichtig aber ist es, fragenden Kreuzträgern aufzuzeigen, was die Gnade Gottes vermag in der Nachfolge Christi des Gekreuzigten. Wichtig auch, die Schlechtigkeit der Hölle zu enthüllen.
So kann ich nun nach 11 Jahren Abstand eine kurze Übersicht unserer Erinnerungen vorlegen. Möge Gottes Segen darauf ruhen. Mitwelt und Nachwelt können daraus lernen, wie die Kirche Christi in dieser Zeit des Versuchers gelebt, gelitten und — gesiegt hat.
„Dachau" ist ein Weltbegriff geworden — so vielseitig auch wie die Welt. Eine einzigartige Stätte der Welterfahrung und der Menschenkenntnis, tausendfältig an Fragen, Antworten und Anregungen. Erst bei dieser Arbeit kamen sie mir langsam zum Bewußtsein. Die Antworten auf diese vielen Lebensfragen will das Buch im katholischen Geiste geben. Es ist meine beglückende Hoffnung, daß dieses Buch vor allem auch dadurch zum Segen Gottes werde für Gottes Reich.
„Dachau" ist ferner ein Musterbeispiel für heute und für morgen. Gott allein weiß, wie gegenwartsnahe uns die Lehren dieses Buches noch werden können. Die sowjetischen Kerker und KZs zeigen uns erschreckende Seitenstücke zu Dachau. Einige der Richter vom Nürnberger Prozeß haben noch nicht aufgehört, die neuen Henker der Menschheit zu sein. Aus der Geschichte können ja nur jene lernen, die das Weltgeschehen mit den Augen des Glaubens betrachten.
Das Buch macht keine Ansprüche auf künstlerische Gestaltung, sondern auf geschichtliche Treue. Es ist ein Tatsachenbericht mit zahllosen Einzelheiten. Der innere Aufbau geht ungefähr mit der Jahreszahl. Das Buch will nicht wie ein Roman gelesen sein, sondern als zeitgeschichtliches Zeugnis, als eine Christusbegegnung in schwerer Kampfzeit. Eine erhebende Priestergeschichte will es sein — aus gefährlichster Verfolgungszeit der Kirche Gottes. Die waffenlose Macht der katholischen Kirche ist Siegerin geblieben und wird es — nach Christi Wort — für immer bleiben. Auch ihre neue Reformlosung „Für eine bessere Welt" kann nur durch sie eine Lösung rinden. Auch diesen Beweis erbringt das vorliegende Buch.
Ein Volksbuch wollte ich schreiben; ein Lebensbuch, ein Priesterbuch, ein Christusbuch ist es geworden. Licht, Kraft und Freude allen Guten!
„Christus der Sieger" ist der Untertitel des Buches — zugleich ein leuchtendes Sinnbild für den Geist und das Ziel dieses Werkes.
Von hoher geistlicher Seite wurde gewünscht, viel persönliche Erlebnisse zu bringen. Das bitte ich für mich als Entschuldigung gelten zu lassen.
Von ganzem Herzen danke ich allen, die mir durch Rat und Tat geholfen.
ALLES FÜR GOTT UND SEIN REICH!
2. März 1956
Pater Lenz
 

I. WARUM?

Wallfahrt nach Altötting!

2. Juli 1945 — acht Uhr abends. Soeben wurde die Gnadenkapelle geschlossen. Draußen gießt es in Strömen. Mir ist dieser Regen so recht ein Bild vom Gnadenregen dieses Tages. Jahrelang habe ich mich auf diesen Tag gefreut. Zählt doch Altötting zu den größten Wallfahrtsorten der katholischen Welt.
„Maria hat geholfen! Maria wird weiterhelfen!" — so lese ich allenthalben an den Wänden innerhalb und außerhalb dieser heiligen Stätte. Und in meine Seele hinein klingt es und findet reichen Widerhall. Wieviel hat Unsere Liebe Frau doch auch in Dachau uns allen geholfen! — — —
Wie ein schwerer Traum liegen die Erlebnisse der letzten Jahre hinter mir. Die ganze schreckliche Katastrophe in Europa und darüber hinaus — die Furcht und das Erbe einer grenzenlosen Gottlosigkeit. „Das satanische Gespenst des Nazismus" — so nennt Papst Pius XII. dieses Grauen. Nun ist es zu Ende! Und wir ? So oft standen wir vor dem sicheren Tod. Nun sind wir gerettet — wahrhaftig ein Wunder Gottes und Unserer Lieben Frau. „Maria hat geholfen!"
Ich will jetzt einige Tage ausruhen bei der himmlischen Mutter! Gestern noch hielt ich vier Predigten und hörte drei Stunden Beichte. Dazu ein Neunkilometermarsch von Ampermoching zur Pfarrkirche Dachau. Abends 1/2 8 Uhr Gottesdienst im Lager Dachau. Der Besuch war gut. Deutsche Kriegsgefangene, Ärzte, Pfleger und Pflegerinnen und ehemalige Lagerhäftlinge.
Für heute hatte ich meine endgültige Heimreise von Dachau festgelegt. Das Fest Maria Heimsuchung schien mir so recht der richtige Reisetag zu sein. Und die Reise wollte ich mit einer Wallfahrt zur lieben Mutter Gottes beginnen. Fest hoffte ich, daß meine gefangenen Kameraden bis heute restlos fort sein würden, fort, in ihrer Heimat.
Nun sehe ich, daß es noch mehrere Wochen dauern kann. Und die Leute ohne Priester, vor allem die Kranken. Flehentlich bat mich ein Schwerkranker: „Kommen Sie doch von Altötting wieder zurück! Gerne vergönnen wir Ihnen diese schöne Wallfahrt; aber dann kommen Sie wieder, Sie dürfen uns nicht verlassen!" So kann ich nicht endgültig vom Lager scheiden, solange noch so viele Kranke und Gesunde dort bleiben müssen. Etwa 130 Mann sind noch hier, darunter 30 Kranke. — Am 13. Juli kam ich wieder ins Lager zurück. — — —
Unvergeßlich schöne Tage habe ich am Gnadenort der lieben Mutter Gottes erlebt. Ein aufrichtig katholisches Volk und eine vorbildliche Seelsorge kennengelernt.
 

„Gott schütze Österreich!"

12. März 1938. — Ein schöner Tag bricht an, ein sonniger Märztag. Ahnungslos freue ich mich darüber. Plötzlich überrascht mich eine Schreckensnachricht von unübersehbarer Tragweite. Was ich mit zahllosen Österreichern schon längst gefürchtet und doch nicht glauben wollte — Österreichs vorläufiges Ende war gekommen.
12. März 1938. — Das Unglück war schon am Vorabend geschehen. „Gott schütze Österreich!" So lauteten die letzten Worte des scheidenden Kanzlers. Das war sicher auch Schuschniggs Gebet in seiner siebenjährigen Gestapohaft. Gott hat es erhört. Österreich ist auferstanden und wird auch weiterhin im Schutze Gottes bleiben. Eine alte Losung des katholischen Österreich. „Mehr als einmal schien Österreich am Rande des Abgrundes zu stehen. Österreich aber besteht in der Treue seiner Kinder und dem Schutze Gottes." (Aus dem Hirtenbrief des Wiener Kardinals Othmar Rauscher, Juli 1866.)
„Gott schütze Österreich!" — Wenn wir die zwanzig Jahre von 1938 überschauen, so finden wir manch großen Mann im kleinen Österreich. Dank sei Gott! — Über alle Parteipolitik hinweg gibt es nur eine ewig gültige Wertung von echter Größe und wahrer Heimatliebe. Jene Menschen sind es, die den größten Beitrag stellen zur Seelensanierung, zur religiösen Wiedergeburt. Wer jedoch an Gott vorbeigeht und noch andere dazu verführt, schaufelt ganz bestimmt am Glücksgrabe seines Volkes. „Das Heil des Vaterlandes liegt am Wege zum ewigen Leben", sagt Paul de Legard.
12. März 1946. — Acht Jahre später! Heute kann selbst ein Engländer die schreiende Begeisterung jener Märztage 1938 nüchtern beurteilen. Es ist H. C. Greene, der Österreich soeben bereist hatte: „Es ist natürlich wahr", so schreibt er, „daß Hitler bei seinem Einmarsch in Österreich 1938 mit großer Begeisterung begrüßt wurde. Aber man sollte daraus nicht allzuviel Schlußfolgerungen ziehen. Tausende von Menschen mögen auf den Straßen gewesen sein, aber Tausende saßen zu gleicher Zeit in ihren Wohnungen, trauernd um das Schicksal ihres Landes."
Und gerade diese letzten Tausende waren Millionen! „70 von Hundert", so versicherten die wahren Kenner Österreichs. Die Schreier jedoch waren arme Verführte, Opfer einer unerhörten Propaganda. Viele von ihnen waren ihrer selber nicht mehr mächtig — einfach mitgerissen vom dämonischen Lärm der Schreier, geblendet von der unfaßbaren Überraschung des braunen Erfolges.
Klagenfurt, 21. Sept. 1946. „Auf Grund der nunmehr abgeschlossenen Registrierung" — sagt der österreichische Staatssekretär Graf — „steht fest, daß in Österreich insgesamt 536.000 Personen registrierpflichtig waren, davon werden 98.000 als Illegale bezeichnet. Die Zahlen bringen den klaren Beweis dafür, wie schwach die Zahl der wirklichen Nazi in den Umbruchstagen 1938 gewesen war." — Und Österreich zählte damals 6 1/2 Millionen Einwohner.
Klosterneuburg, 14. Mai 1946. — Heute stand ich am Grabe des Heiligen Markgrafen Leopold III. von Österreich (1073—1136), Schutzpatron seines Landes. Vor seinem kostbaren Reliquienschrein habe ich das heilige Meßopfer dargebracht — für unsere arme Heimat. Reg.-Rat Pinsker war mein Meßdiener — Sinnbild vom echten Österreich! Welche Grauen und Schrecken hat unsere Heimat im Nazismus erlebt! Und noch immer kein Ende der Not. Wie sehr brauchen wir deine Hufe, Heiliger Leopold! Auf dein machtvolles Wort beim Retter Gott wird uns Gottes Arm schützend durch alle Zukunft tragen. —
15. Mai 1955. — Heute wurde der österreichische Staatsvertrag in Wien unterzeichnet. Endlich — nach zehn Jahren! Und doch kam es uns völlig überraschend. Wir haben wieder einmal „Das österreichische Wunder" erlebt. Der Monat Mariens hat uns 1945 das Kriegsende gebracht und heute — wieder im Mai — die Freiheit der Heimat.
500000 Rosenkranzbeter hat seit 1947 der eifrige P. Petrus 0. F. M. (Wien) für den „Kreuzzug des Friedens" gewonnen. Wer ahnt hier nicht einen Zusammenhang mit dem Staatsvertrag? Jedenfalls wäre 1683 die Rettung Österreichs ohne Gebet nicht gelungen. Auch bei Lepanto (1571) hatte das Rosenkranzgebet den Löwenanteil am Sieg. Die großen Beter waren von jeher die wertvollsten Diplomaten. — — — „Gott schütze Österreich!"
13. Mai 1956. — Vorzeitige Nationalratswahlen in Österreich — ein Jahr nach dem Staafcsvertrag. Wieder haben wir das berühmte „Österreichische Wunder" erlebt — in einer Weise, die niemand erwartet hätte. Es war am Tag von Fatima, im Monat der Mutter Gottes! — — —
 

Ein Sieg des Glaubens!

„... das ist der Sieg, der die Welt überwindet, unser Glaube!" — Worte des heiligen Evangelisten Johannes (l Joh. 5, 4). Der Lieblings jünger Jesu hat sie am Ende seines langen und reichen Lebens niedergeschrieben. Vermächtnis eines wahrhaft Großen. —
Wenn wir die Augen fragend öffnen — was sehen wir ? Wer ließ von der Gottlosigkeit jener Zeit sich betören? Wer muß heute leidvoll bekennen: „Auch ich habe zu diesem Verbrechen freiwillig mein Jawort gegeben!" Johannes, der Apostel, gibt uns die entscheidende Antwort. Er, der Zeitgenosse Christi, deckt uns heute, nach neunzehnhundert Jahren, die eigentliche Ursache auf: „Das ist der Sieg, der die Welt überwindet, unser Glaube!" Nur wer im Glaubenslicht gelebt, hat die Schatten der Hölle erkannt und das „Satanische Gespenst des Nazismus" abgelehnt.
30. Jänner 1933. — Mein Innerstes erbebt vor Scham und Schmerz über das neue Ereignis. Das große Deutschland in der Hand eines Gottlosen! Gewissenlose Hände hatten die Macht an sich gerissen. Rette, o Herr, Deine vielen Getreuen in diesem herrlichen Lande!
Zwei Monate später schrieb ich zu Innsbruck an meinem Weltallbuch. Auch die neuen politischen Ereignisse flössen da hinein: „Ein unbesiegbarer Fels ist Gottes Macht, eine unbesiegbare Macht der Felsen Petri. Unbesiegbar, aber nicht unbekämpft. Vom Beginn der Geschichte bis zum Ende der Zeit wogt der Kampf — wagt es die menschliche Ameise, Sturm zu rennen gegen die Allmacht. Doch all die großen und kleinen Machthaber des winzigen Erdplaneten, die sich nicht demütig beugen vor dem einzigen Gott — welch erbärmliche Figuren! Voll blinden Hochmuts Sklaven des Bösen zum Kampf gegen Gott. Sie kratzen sich die Finger blutig an Gottes Gesetz, zerbrechen am Felsen Petri. Und die Wogen der Zeit schwemmen ihre faulenden Leichname hinweg ins Meer der Vergessenheit..."
Niemals wird ein vernünftiger Mensch von einem Gottlosen das Heil erwarten. „An Gottes Segen ist alles gelegen" — — — tiefste Volksweisheit des lebendigen Gottesglaubens. Die ganze Menschheitsgeschichte ist der unerschöpfliche Beweis dafür. — „Das ist der Sieg, der die Welt überwindet — unser Glaube!" Der einzig wahre und ewige Endsieg, das ist unser Glaube an Christus, den göttlichen Sieger! Aber auch so viele gute Christen sind gefallen! Wie kam dies? Es fehlte der lebendige Glaube, das lebensvolle Bewußtsein um die Herrlichkeit der göttlichen Gnade und der ewigen Glorie. Die gefährliche Stoßkraft eines Irrglaubens riß alles, was nicht fest war, in den Staub.
Wie leicht kann doch selbst das Wesentliche, das Heiligste in Verlust geraten. Man besaß es ja nur wie jenes Kind, das ahnungslos mit dem großen Diamanten spielte und ihn leichtfertig — verspielte. Eine ernste Mahnung auch an uns Priester zur richtigen religiösen Führung! — Es war nicht nur die Schuld der Abgefallenen; auch wir müssen das „Confiteor" beten.
 

Sollen wir schweigen?

„Es gibt eine Zeit zum Reden und eine Zeit zum Schweigen" (Eccl. 3, 7). Wir mußten jahrelang schweigen. Es war eine wahrhaft „schöpferische Pause". So hat uns Gott, der Herr, auf das Eeden vorbereitet. — Im Lager war uns lange Zeit sogar jedes religiöse Wort zu den Mitgefangenen verboten und jedes Wort der Heiligen Schrift in unseren Briefen nach Hause.
Es war Gottes Wille — zugleich aber auch menschliche Bosheit, die uns das Schweigen auferlegte. Und gerade die gleichen Menschen haben heute noch den dringenden Wunsch, daß wir schweigen. Die Wahrheit über die „Todesmühlen" der Konzentrationslager wird ihnen zur schwersten Anklage. Wenn aber ihre Rückkehr zu Gott ehrlich gemeint ist, dann auch die Buße.
Das ist nur ein kleiner Beitrag, die Aufrichtigkeit ihrer Bußgesinnung zu beweisen. Welch leichte Buße! Millionen Menschen haben in den rund 300 deutschen Konzentrationslagern (ca. 13 Stammlager, die übrigen „Arbeitslager" und „Außenlager") ihr Leben eingebüßt. Auch diesen Toten sind wir Überlebenden zum Reden verpflichtet — im Geiste der Liebe. Die Liebe allein soll uns treiben, wenn wir von den Grauen der Lager berichten.
Doch die christliche Liebe hat die Wahrheit und Gerechtigkeit zur Voraussetzung. Deshalb kann sie ihrer nicht entbehren, noch weniger aber von ihnen verletzt werden. „Diese verstehende und erbarmende Liebe" — sagt Papst Pius XI. („Mit brennender Sorge", 1937) — „zu den Irrenden, ja selbst zu den Schmähenden bedeutet allerdings nicht und kann nicht bedeuten irgendwelchen Verzicht auf die Verkündigung, die Geltendmachung, die mutige Verteidigung der Wahrheit und ihre freimütige Anwendung auf die euch umgebende Wirklichkeit."
Aber soll man nicht lieber einen „Schlußstrich ziehen" und alles Unrecht mit dem „Mantel der Liebe" bedecken? Nein! Dieser „Mantel" wäre hier Feigheit, Bequemlichkeit... Es ist ein schlechter Dienst am gefallenen Menschen, die geblendeten Augen noch zu verbinden, die tauben Ohren noch mit Wachs zu füllen. Wir dürfen nicht den Selbstbetrug der Kinder Adams mit unserem priesterlichen Ansehen stützen. Schwächliche Rücksicht gegen die Schlechten ist auch stets eine lieblose Rücksichtslosigkeit gegen die Guten.
Der Zweck dieses Buches ist es nicht, den Priestern in Dachau blindes Lob zu spenden. Die geschichtliche Wahrheit über Menschen kann niemals ein uneingeschränktes Lob sein. Die Kirche der Wahrheit und ihre Verkünder haben die Wahrheit niemals zu fürchten. Sie erkennen dankbar die göttlichen Gnaden, sie bekennen aber auch in Demut die persönliche Schwachheit. Wir brauchen uns nicht zu entschuldigen, weil wir Menschen sind. Wir dürfen aber auch niemals überheblich werden, weil Gott uns Gnade erwiesen.
Meine persönliche Geschichte — sie allein wurde von sehr hoher Warte aus verlangt — wuchs im Laufe der Arbeit zu einem allgemeinen Dachauer Priesterbuch heran. Die unzähligen Lebensfragen, die uns aus Dachau kommen, will das Buch im Glaubenslicht wahrhaft priesterlich beantworten. Nicht Greuelberichte, nicht Haßgesänge — sondern Menschengeschicke, Seelengeschichte — Gottes Gnadenwege und der Hölle Toben.
Man könnte auch schweigen. Man kann die Großtaten Gottes auch bequem übergehen, die Aufregung der Hölle feige vermeiden. Die Eigenliebe findet ja immer genug Entschuldigungsgründe und Ausweichstellen. Auf diesem Wege aber begegnet uns kein Glaubensmut, noch weniger das Martyrium. Die Kirche Gottes ist von jeher einen anderen Weg gegangen.
Wir Priester aus Dachau haben noch einen wichtigen Grund, das Schweigen aufzugeben. Es wanderten eine Anzahl von Lagerschriften ... um die Erde. Sie sprechen fast nur von den Greueln. Wie ein Leuchtturm erhebt sich aus ihnen, was Priester geschrieben. Die Greuel hingegen sind nur die halbe Wahrheit, sind nur die — allerdings reichhaltige und schreckliche — Hefe der Lagergeschichte. Wer im Grauen der Lager nicht Gott zutiefst erlebt hat, dem sind die wertvollsten Lagererlebnisse entgangen.
 

Worum es geht!

Es geht nicht darum, die Schuldigen bloßzustellen. Ein Priesterbuch soll kein Feldzug sein und keine Abrechnung. Wir sprechen vor allem zu den Unschuldigen. Ihnen seien hier lebensvolle Zeugnisse geboten — zum Trost und zur Stärke. Sie schauen darin den Endsieg des Guten über alles Böse, den Triumph der Wahrheit über die Lüge.
Das Buch soll auch keine Anklage sein ans deutsche Volk. Die Gottlosigkeit eines Gewaltsystems steht vor der Anklagebank — eines Systems, das sich in jedem beliebigen Volk und Land wiederholen könnte. Aber wie das edle russische Volk und der verbrecherische Bolschewismus zweierlei Dinge sind, so auch das deutsche Volk und der Nazismus.
Die Namen derer, die sich übel in die Geschichte vom KZ Dachau eingetragen, sind aus christlicher Liebe meist verschwiegen. Es geht ja eben nicht um die Namen, es geht um die geschichtliche Wahrheit. Doch bin ich jederzeit in der Lage, die Namen zu nennen — wie ich auch voll einstehe für alle Tatsachen, die in diesem Buche festgehalten sind.
Den Sieg Gottes und seiner Kirche soll „Christus in Dachau" verkünden! — Ferner will es den Reumütigen in herzlicher Liebe und Ehrlichkeit die Augen öffnen und die Hand reichen. Zur Barmherzigkeit Gottes möchte ich alle Irrenden führen. Nicht veretzen und töten wollen die Priester aus Dachau. Sie wollen begeistern für Gott, den Gott der Liebe und des Lebens, der auch sie selbst wunderbar gerettet aus vielfacher Todesnot.
Es geht auch nicht um den Beifall. Es geht um Gott und Sein Reich. — Das ist alles! All unsere Wege zu Gott sind reich an Schmerzen seit Adams Fall. — 6 1/2 Jahre hinter Kerkermauern und Stacheldraht waren ein gar schmerzvoller Kampfespreis, um Gott festzuhalten. Doch um diesen Preis bin ich mit Freuden nochmals bereit zu Kerker, Not und — Tod! Ein Kampf ist das Leben und kein Kinderspiel. Der Gefolgsmann Gottes steht ja zu Füßen desjenigen, der in alle Ewigkeit die Hölle bekämpft, in alle Ewigkeit die Verworfenen verstößt. —
Doch auch das Erbarmen Gottes ist Unendlichkeit. Keiner soll verzagen, auch nicht einer. „Und wären deine Sünden rot wie Scharlach — ich will dich weißer waschen als den Schnee" — spricht der Herr (Isaias l, 18). Das ist das Angebot der göttlichen Liebe. Es gehört zu den schönsten Freuden des Gottmenschen, sich als Heiland zu betätigen, bußfertige Sünder zu retten in seine barmherzige Liebe. „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt" (Jerem. 31, 3). „So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn dahingab..." (Joh. 3, 16).
Wir Menschen der „streitenden Kirche" kämpfen um Gott und Sein Reich gegen Seine Feinde. Wir können nicht jedermanns Freund sein, ohne Gott zu verraten. Die Wahrheit, für die wir eintreten, wird oft genug manchem Verblendeten in die Ohren gellen. Gerade für sie hat der göttliche Friedensfürst die Worte gesprochen: „Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert!" (Matth. 10, 34.)
Allen aber, die guten Willens sind, wird die Wahrheit zum Heil der Seele gereichen für das ewige Leben. In Liebe und Vertrauen, in Demut und Buße näher zu Gott. „Um der Toten und derer willen, die nach uns kommen, müssen wir die Wahrheit sagen und mit mannhaftem Entschluß das harte Leben weitertragen als Zeugen des Kreuzes und der Auferstehung des Herrn." (P. Otto Pies S. J.)
„Für Gott und Sein Reich!"

II. POLIZEIHAFT

[Zurück zur KzM - Startseite]