Christus in Dachau (2 / 23)

- Kompletter Text des Buches von Johann Maria Lenz, Kapitel 2 / 23 -
(Kirche zum Mitreden, 30.04.2003)

Neues vom Spammer-Sepp

[PRHL] Anlässlich der Veröffentlichung des 1. Kapitels startete Josef Spindelböck eine neue Spam-Attacke gegen uns. Hier der vollständige Mailwechsel:

Sepp an PRHL, 25 Apr 2003 09:50:56 +0200


Sehr geehrter Herr "Pater" L., nun, da Sie sich daranmachen, das Buch "Christus in Dachau" von + P. Johannes Maria Lenz im Internet zu veröffentlichen, möchte ich Ihnen doch etwas klarmachen:
- P. Lenz hat sowohl das 2. Vatikanische Konzil wie auch das Lehramt der nachkonziliaren Päpste voll bejaht.
- Ein Beweis dafür ist unter anderem die Herausgabe des "Credo" Papst Pauls VI. in deutscher Sprache als Kleinschrift!
Es wäre also durchaus im Sinn von P. Lenz, wenn Sie Ihre sedisvakantistische Position überdenken und zur wahren Kirche Christi zurückkehren würden ...
Mit besten Wünschen für eine gesegnete Osterzeit Dr. Josef Spindelböck

PRHL an Sepp, 25 Apr 2003 11:37:00 +0200


Hi Spammer-Sepp, wenn P. Lenz vom Glauben abgefallen ist, ist das für mich kein Grund, ihm nachzufolgen. Übrigens halte ich deine "Kirche" für absolut unglaubwürdig: Sie erklärt bei verschiedenen Anlässen, die Bischofsweihe von Bischof Schmitz sei einwandfrei gültig, und du ziehst sie in Zweifel. Wie sollte ich dir da glauben können? Wieso sollte ich dir jetzt deine Behauptungen über P. Lenz glauben? Vielleicht hat er vor seinem Tod noch das diabolische Spiel deiner Sekte erkannt und sich zur wahren Kirche bekehrt. Und wenn nicht, halte ich sein Buch trotzdem für wertvoll.

Sepp an PRHL, 25 Apr 2003 11:48:17 +0200


Sehr geehrter Herr L., Ihre Antwort beweist erneut, daß Sie den primitivsten Anstand vermissen lassen, den man von einem (angeblichen) Priester erwarten sollte! Die Formulierung "Spammer-Sepp" ist beleidigend und enthält eine irreführende Aussage (8. Gebot Gottes!). Das Du-Wort wurde Ihnen von mir nie angeboten und wird von Ihnen in respektloser Weise verwendet, was für mich allerdings kein Grund ist, auf dasselbe Niveau hinabzusteigen.
Was ich bereits früher in Zweifel gezogen habe, ist die Gültigkeit Ihrer Weihe. Ich habe nicht die Möglichkeit, diese zu überprüfen. Dies könnte nur die Kirche tun, in dem Fall, in dem Sie sich entschließen, zur ihr zurückzukehren. Abschließend ein Lob: Ihre Predigten sind meist unpolemisch und inhaltlich in vielen Punkten korrekt! Mit freundlichen Segensgrüßen Dr. Josef Spindelböck

PRHL an Sepp, 25 Apr 2003 11:37:00 +0200


Hi Spammer-Sepp!
Josef Spindelboeck wrote:
>
> Sehr geehrter Herr L.,
Na, wo ist denn der "Pater"-Titel aus der letzten mail geblieben? Bei dir herrscht ja ziemliches Chaos.

> Ihre Antwort beweist erneut, daß Sie den primitivsten Anstand vermissen
> lassen, den man von einem (angeblichen) Priester erwarten sollte!
Auch wenn der Vorwurf natürlich unbegründet und auch ungerechtfertigt ist, so zeigt er einmal mehr den Hang der V2-Sektierer zum Donatismus (s. firedanc.htm)

> Die Formulierung "Spammer-Sepp" ist beleidigend und enthält eine
> irreführende Aussage (8. Gebot Gottes!).
Ich habe dir bereits den Begriff "Spammer" erklärt; s. auch schneid02.htm über die Spammerin. Ergo bist du ein Lügner.

> Das Du-Wort wurde Ihnen von mir nie
> angeboten und wird von Ihnen in respektloser Weise verwendet, was für mich
> allerdings kein Grund ist, auf dasselbe Niveau hinabzusteigen.
Das Geduze, das mir von deiner Sekte entgegenschlägt, war mehrfach ausdrücklich Thema von KzM, s. z.B. duzen02.htm. Du willst von den Forumsteilnehmern bei kath.net und kath.de (trifft beides auf mich zu!) geduzt werden, und ich tue dir den Gefallen. Ich hingegen habe mich immer ausdrücklich dagegen verwahrt, geduzt zu werden, also komm hier nicht noch auf weitere dumme Gedanken! Ergo bist du ein Lügner.

> Was ich bereits früher in Zweifel gezogen habe, ist die Gültigkeit Ihrer
> Weihe. Ich habe nicht die Möglichkeit, diese zu überprüfen. Dies könnte nur
> die Kirche tun, in dem Fall, in dem Sie sich entschließen, zur ihr
> zurückzukehren.
Das hat deine Sekte mehrfach getan, übrigens im Einklang mit der katholischen Kirche (s. z.B. linz.htm). Ich glaube dir ehrlich gesagt nicht, dass du nicht in der Lage sein solltest, z.B. in Freiburg, Köln etc. nachzufragen, ob meine von diesen Sektierern zitierten Aussagen der Wahrheit entsprechen. Und glaubst du deinem "Fachmann" nicht so ganz, der ja urteilte, die Sukzession wäre "kompliziert" (Stumpfl - Wiechert / Thiesen - Schmitz halte ich zwar nicht für kompliziert, aber die intellektuellen Fähigkeiten des "Fachmanns" - wenn es ihn denn überhaupt gibt - scheinen ohnehin nicht überragend zu sein) und UNGÜLTIG! Was gibt es da noch zu zweifeln? Ergo bist du ein Lügner (stimmt, ich wiederhole mich; aber das tue ich ja nur, weil du dich dauernd wiederholst).

> Abschließend ein Lob: Ihre Predigten sind meist unpolemisch und inhaltlich
> in vielen Punkten korrekt!
In welchen Punkten sind sie nicht korrekt?! Ich bin für sachliche Kritik immer offen.

> Mit freundlichen Segensgrüßen
Natürlich...

> Dr.
Natürlich...

> Josef
a.k.a. Sepp, a.k.a. Josephus, a.k.a was weiß ich...
Wenn es dich tröstet: Ich überlege, dem zweiten Kapitel des Lenz-Buches diesen Mailwechsel voranzustellen. Wenn du bei dieser Gelegenheit meinen Lesern etwas mitteilen willst: Das zweite Kapitel wird voraussichtlich am kommenden Mittwoch (30.04.2003) ins Netz gestellt.
Wenn du noch ein Thema suchst: Möglicherweise wäre "Karl-Heinz Ohlig" (s. vmord002.htm) einen Kommentar wert, da sieht es nämlich momentan nach einem kommenden Nachschlag aus. In Christo


Sepp an PRHL, 25 Apr 2003 17:54:28 +0200


Sehr geehrter Herr L., ich stelle fest, daß Sie mich gegen meinen ausdrücklichen Willen in einer für mich beleidigenden und herabsetzenden Weise duzen! Gerne können Sie den kompletten Mailwechsel veröffentlichen. Ich denke, Ihre Antworten sprechen für sich! Mit besten Grüßen und Segenswünschen Dr. Josef Spindelböck

PRHL an Sepp, 25 Apr 2003 18:17:15 +0200


Josef Spindelboeck wrote:
>
> Sehr geehrter Herr L.,
>
> ich stelle fest, daß Sie mich gegen meinen ausdrücklichen Willen in einer
> für mich beleidigenden und herabsetzenden Weise duzen!
Hmm, das sehe ich aber begründetermaßen völlig anders. Äh, du weißt, dass ich diese laikale Anrede nicht sonderlich schätze? Aber wir wollen uns ja nicht streiten: Ich will den Finger noch einmal auf den genannten Fall Ohlig legen: Ich habe das doch richtig verstanden, dass Ohlig in deiner Terminologie ein "römisch-katholischer Theologe" ist? Deine "Fachmann"-Affäre könnte in nächster Zeit ebenfalls besondere Beachtung finden. Du bist übrigens nicht der einzige, der meine Predigten gelobt hat.

> Gerne können Sie den kompletten Mailwechsel veröffentlichen.
Na, da bin ich aber jetzt beruhigt...
In Christo


Es wäre natürlich wesentlich interessanter, wenn Spammer-Sepp mal seine Hass- und Lügenkanonaden gegen uns einstellen und mal ein paar klare und der Wahrheit entsprechende Aussagen machen würde, etwa zu den angesprochenen Themen wie Karl-Heinz Ohlig, dem anonymen "Fachmann", den Gutachten aus Rom, Freiburg und Köln usw. Wieso nimmt er sich unendlich viel Zeit, um in den Zensur-Foren von kath.net und kath.de herumzuhängen, seinen anonymen "Fachmann" zu befragen resp. zu erfinden, unser Postfach mit Spam zu verstopfen, statt mal kurz eine e-mail an Rom, Freiburg, Köln oder sonst einen V2-Sektenstützpunkt zu schicken resp. dort anzurufen?
Wir erinnern hier an die katholische Lehre: "Ohne ganz besondere Offenbarung Gottes kann man nicht wissen, wen Gott sich erwählt hat", s. die Predigt am 16.03.2003. Z.Th. Apostasie von P. Lenz: Obwohl wir glauben, dass sogar Wojtyla noch gerettet werden kann, gehen wir doch nicht so weit, dass wir P. Lenz zum Heiligen erklären. Zugegeben, sein Buch ist wertvoll, daraus resultiert aber keine Unmöglichkeit, dass P. Lenz später noch vom Glauben abgefallen sein könnte; wieso sollten wir ihm bei der Apostasie folgen? "Prüft alles; was gut ist, behaltet" (2 Thess 5,21). Auf keinen Fall akzeptieren wir die Häresien der V2-Sekte, selbst wenn P. Lenz das (zeitweilig?) getan haben sollte!
Als nächstes kommt dann der Aufruf: "Hannelore Kohl war so ein lieber Mensch, und sie ist nun bei Gott! Folgen Sie ihr und begehen Sie ebenfalls Selbstmord!"
Noch zu Sepps Predigt-Lob: Auf die Predigten werden wir des öfteren angesprochen. Wenngleich der Vorwurf kommt, dass sie meist ein "Hau-den-Lukas"-Flair verbreiten, wird dankbar bemerkt, dass sie nicht allzu lang sind. Wenn jemand wie Sepp sich positiv über unsere Predigten äußert, dient das als ein Indiz dafür, dass in ihnen antichristliches Gedankengut verbreitet wird. Die Tatsache, dass diese indirekte Behauptung Sepps von Katholiken nicht bestätigt wird, spricht zu unseren Gunsten.



Das Buch „Christus in Dachau" oder „Christus der Sieger" ist unserem Heiligen Vater, Papst Pius XII., in tiefster Verehrung gewidmet!

CHRISTUS IN DACHAU
ODER
CHRISTUS DER SIEGER

EIN RELIGIÖSES VOLKSBUCH
UND EIN
KIRCHENGESCHICHTLICHES ZEUGNIS (Mit 100 Bildern)
FÜR PRIESTER UND VOLK
BERICHTET
VON JOHANN MARIA LENZ
1957
BUCHVERSAND: „LIBRI CATHOLICI"
WIEN-MAUER, LANGEGASSE 85
TELEPHON  8609434

Was 2600 Geistliche aus 134 Diözesen und 24 Nationen im KZ Dachau erlebt und erlitten!
Mehr als 1000 getötet! Wer könnte  achtlos  daran  vorbei?!
 

II. POLIZEIHAFT

Dachau in Sicht

März 1938. — Der Nazismus hatte gesiegt. Nun offenbarte sich die Scheidung der Geister, die so recht die neue Zeit kennzeichnete. Unsere guten Katholiken waren tief erschüttert. Wie viele kamen weinend ins Sprechzimmer und in den Beichtstuhl, um ihr Leid zu klagen. Es waren jene, von denen Freund und Feind nur mit Ehrfurcht sprechen konnte. Diese echten Österreicher konnten nicht fassen, was geschehen war.
Andererseits — welche Elemente, die plötzlich hochkamen! Menschen, die von den Guten vielfach so weit als möglich gemieden wurden. Sie besetzten die Ämter, füllten die Straßen, lachten und brüllten ihren Hitlergruß. Und allenthalben waren Hitlerbilder zu sehen und rote Hakenkreuzfahnen. Das Volk nannte sie „Teufelszungen". Es war ein Anblick, der vielen, gerade den Besten, tief in die Seele schnitt. — — —
„Du bist der erste von uns, der nach Dachau kommt!" Dies prophezeite mir mein lieber Mitbruder Engelbert G. Er hatte in seinen wohlgelungenen Maipredigten auch sehr tapfer gesprochen. Und echon kamen Drohungen an ihn aus Wolfsberg, der nahen Gerichtsstadt. Das Gewitter ging jedoch vorüber. — — —
Ich wußte sehr wohl, daß mir Gefahr drohte. Aber soll ich als Priester schweigen, wo die Gottlosigkeit so mächtig schreit und arbeitet? Ist es denn nicht gerade jetzt am notwendigsten, die Menschen im Glaubensbewußtsein zu stärken? Und je höher Satan sein Haupt erhebt, um so weiter und lauter muß auch die Stimme des Priesters warnen.
„Die erste, die selbstverständliche Liebesgabe des Priesters an seine Umwelt ist der Dienst an der Wahrheit, und zwar der ganzen Wahrheit, die Entlarvung und Widerlegung des Irrtums, gleich, in welcher Form, in welcher Verkleidung, in welcher Schminke er einherschreiten mag. Der Verzicht darauf wäre nicht nur Verrat an Gott und eurem heiligen Beruf, er wäre eine Sünde an der wahren Wohlfahrt eures Volkes und Vaterlandes" (Pius XI., 1937).

Dachau! Schon hatte dieser Name die Erde umwandert. Es folgten Sachsenhausen, Buchenwalde, Mauthausen, Gusen,... mit ihren Steinbrüchen und vielen anderen Grauen. Las man nicht in alten Märtyrerakten: „Zu den Bergwerken verurteilt! — Zu den wilden Tieren verurteilt!" — ? Waren die deutschen Konzentrationslager mit ihrer SS-Besatzung nicht moderne Seitenstücke? Und welche katholische Namen von Rang bargen sie schon! — — —
 

Im Gestapoverhör!

Am 12. September 1938 machte ich einen Abschiedsbesuch in meiner Seelsorgsfiliale in Kärnten. Ich sollte nämlich bald nach Wien übersiedeln. — Unterwegs sprach ich einen mir bekannten Bauern an, von dem ich wußte, daß er „überzeugter" Nationalsozialist sei. Ich suchte ihn zur Einsicht zu bringen, daß eine gottlose Staatsführung immer nur schweres Unheil bringen könnte. Still hörte er zu — mit großem Interesse. Und dann ?...
„Der Angeklagte" — so heißt es später im Gerichtsakt — „gibt es als gedanklich richtig zu, auch von einer Verfolgung der katholischen Kirche und von der Schaffung einer neuheidnischen Kirche durch den Nationalsozialismus gesprochen zu haben. — Weiters: das sei eine gottlose und unchristliche Erziehung, weiter, daß es nicht möglich sei, daß der Führer davon nichts wisse. Es könne und müsse nur mit Wissen und Willen des Führers und seiner Regierungsmitglieder geschehen!
Hingegen leugnet er, den Führer als... Antichristen bezeichnet zu haben. Solchen Äußerungen habe er deswegen immer widersprochen, weil nach seiner Auffassung der Antichrist einen ungleich größeren Anhang gemäß den Worten der Heiligen Schrift haben müsse.
Der Angeklagte ist in den Dingen des Nationalsozialismus nicht bewandert — zumindest tut er so, wenn er ihm Atheismus vorwirft. — — — Alles ist Phantasie,... auch seine Äußerungen über die Hitlerjugend, den Führer, Goebbels, Rosenberg und Bürckel. — — — In derselben Linie liegen seine prophetischen Übungen, daß Deutschland (im bevorstehenden Krieg) nicht siegen werde usw., daß Hitler der Führer gewesen..."
Am 10. November stand ich vor meinem Gestaporeferenten M. im „Hotel Metropol" zu Wien. Nach Angabe der Personalien nahm
ich das Wort. Ich betonte, in welchem Sinne ich zu den Katholiken über die neuen Ereignisse gesprochen. „1. Um sie zu warnen: Es geht um den Glauben, es geht um die Kirche Gottes in unserer Heimat. 2. Um sie zu trösten: Es dauert nicht ewig!" Auch das nahm der Referent zu Protokoll und mir war es recht.
Nun begann er die Anzeige zu verlesen, Satz für Satz. Ich mußte Stellung dazu nehmen. Ein ums andere Mal rief ich im Innern zum Heiligen Geist. Mein Verräter hatte gründlich ausgepackt. Dazu hatte er manches falsch verstanden und wohl unbewußt manches hinzuphantasiert. Ich beantwortete alles restlos der Wahrheit gemäß. Die Antworten wurden schriftlich niedergelegt.
Ein Satz über Hitler sei hier festgehalten: „Noch niemals in der Weltgeschichte ist ein Mensch so bejubelt worden wie Adolf Hitler. Und niemals in der Weltgeschichte werden einem Menschen so viele Flüche ins Grab folgen wie Adolf Hitler." — Das Protokoll war beendet. Es war sehr ausführlich — Unterredung einer Viertelstunde. Wie konnte ein einfacher Mann dies alles behalten? Oder hat er es sofort schriftlich niedergelegt? Für die Gestapo? So sehr hat also der Nazismus sogar das gute Landvolk verdorben? Zum Verrat verführt an seinen eigenen Priestern und Seelsorgern! Wie soll das enden!?...
Kalksburg, den 26. Juni 1946. — Ein telephonischer Anruf meldete mir einen Besuch. Ein Geheimpolizist ist da. Er will meine Aussage über meinen Verräter. Er zeigt mir ein Schriftstück mit dessen Namen und Tatbestand. „Er leugnet hartnäckig, den Pater Lenz zu kennen" — so fügt der Beamte hinzu. Ich denke dabei an die Abschrift eines Gerichtsaktes in meinem Zimmer mit dem Namen des Verräters. „Ich verweigere jede belastende Aussage." Der Beamte — selbst ein Katholik — hat Verständnis für die Haltung des Priesters und geht. — „0 Heiland, erbarme Dich meiner und meines Verräters! Wir beide leben nur von Deiner Barmherzigkeit!..."
 

Gefährliches Dokument

Mein zweiter Verräter lebt in Wien. Er wurde nie bekannt. Ende November 1938 hat er einen Brief von mir — an einen Priester adressiert — der Gestapo übergeben. Diesen Brief hatte er von mir erhalten in derselben Stunde und in demselben Zimmer,
wo ich ihm auf seine Bitte ein zinsloses Darlehen von 1000 RM erbettelt hatte. Er enthielt ein Dokument, das nach dem 8. Oktober heimlich und viel verbreitet wurde:
„Überfall auf das erzbischöfliche Palais in Wien (1938).
Freitag, den 7. Oktober, nach der großen Jugendkundgebung im Dom von St. Stephan versucht HJ in Uniform zu stören. Sprechchöre : ,Unser Glaube ist Deutschland'...
Samstag halb 9 Uhr abends planmäßige Ansammlungen in Fünfergruppen vor dem Palais. Auf Kommando Steinhagel. Alle Fensterscheiben des ganzen Gebäudes auf beiden Fronten kaputt (über 60 Fenster), dabei Deutschland- und Horst-Wessel-Lied...
Dann das Tor des Palais auf dem Stephansplatz mit Brecheisen aufgesprengt. Die Menge stürmt den ersten Stock, wo sie in sämtlichen Räumen alles zerschlägt und zertrümmert. (Empfangszimmer, Kanzlei, Privatgemächer.) Zertrümmerte Tische, Sessel, Bilder werden mit Kleidern, Biretten, Tischdecken auf die Straße geworfen und dort angezündet. Dabei Deutschland- und Horst-Wessel-Lied mit erhobener Hand.
Privatkapelle wird verwüstet und alles zerschlagen. Kreuz, Altar, Luster, Bänke. Im ersten Stock ist alles kaputt, ausgeraubt, zerstört. Kardinal Innitzer kommt zur Messe am nächsten Tag in den Dom nur mit Talar. Hut, Mantel, Ring und Kette sind ihm gestohlen.
Gleich zu Beginn wird Polizei A I 22 angerufen. Antwort: Kommen gleich. Kommen aber erst in 40 Minuten (!!!). Täter ziehen unbehelligt ab. Einer wird verhaftet.
Zeremoniär Jachym wird verwundet. Sekretär Weinbacher wollen sie zum Fenster hinauswerfen. Hält sich am Fensterkreuz fest. Möbel und Kleiderstücke liegen halbverbrannt auf der Straße.
Im ersten Stock Papstbilder und Büsten zertrümmert und zerschlagen. Alle Räume gleichen einem Trümmerhaufen. Sekretär Weinbacher sumiert im letzten Augenblick des Eindringens in der Privatkapelle das Sanctissimum.
Kammerdiener Martin will photographieren. Filme von der Polizei weggenommen.
Anschließend Überfall der gleichen Bande, ungefähr 250 Jugendliche, auf das Kurhaus. Tor geschlossen. Einbruch durch das Fenster. Tor von innen geöffnet. Domkurat Krawarik wird vom ersten Stock durch das Fenster in den Hof geworfen. Liegt schwerverletzt im Spital.
Alle Fenster im ersten Stock zertrümmert. Keine einzige Sonntagszeitung bringt eine Nachricht von dem Überfall!! Frühmorgens wird auf der Straße alles weggeräumt. Rauchspuren an der Mauer weggewaschen. Splitter aus den Fenstern genommen.
Alle müssen unterschreiben, nichts von der Sache zu sagen. Kardinal und Priester weigern sich. Personal muß unterschreiben.
Sonntag vormittag wird das Haus besetzt, die Räume versiegelt, alle konfiniert. Niemand darf hinein noch heraus. Kardinal Gefangener im eigenen Haus..."
 

Weihnacht in Haft!

Vom 5. auf den 6. Dez. 1938 schlief ich auf schmutzigen Brettern in einer leeren Strafzelle der „Metropole". Am 6. abends führte mich M. auf die Roßauerlände ins Polizeigefängnis. Es war ein erschütternder Augenblick, als ich das Gefängnis betrat, das erste meines Lebens. Auch ein erhebender Augenblick. Es geschah ja um des Glaubens willen, um der Kirche willen. Ich begann das „Te Deum" zu beten. — Es ging in den dritten Stock hinauf. Aber je höher wir kamen, um so langsamer wurde mein Gebet. Ich konnte es nicht mehr vollenden. Mein Herz und mein Hirn erstarrten förmlich beim Anblick der vielen Eisengitter und Kerkerzellen.
Am 7. Dezember führte ich in unserer Zelle 56 a das gemeinsame Tischgebet ein: das „Vater unser" und „Gegrüßet seist Du, Maria". Anfangs waren wir ja noch eine vorwiegend christlich eingestellte Gemeinschaft. Selbst Bibelstunden konnte ich halten, bis F., ein verstoßener SS-Mann, kam und drohte, diese „katholische Propaganda" anzuzeigen. Doch das Tischgebet blieb. Es blieb auch, als meine Zellengefährten wechselten und die Gottlosen sich mehrten. Ruhig umstanden alle während des Gebetes den Tisch.
Der „Heilige Abend" rückte heran. Vergebens hatten wir auf Amnestie gehofft. Die schönsten Jugenderinnerungen stiegen in uns auf. Sie stimmten traurig zur Wirklichkeit. Da wurde das Abendessen hereingebracht — so armselig wie jeden Tag. Nichts erinnerte an das heilige Fest. Hunger und Heimweh marterten uns. Und finster sahen die schmutzigen Kerkerwände auf unseren Jammer.
Nachdem die Türen wieder geschlossen waren, sahen wir uns mit entsetzten Augen an. Dann begannen alle zu weinen. Zum erstenmal sah ich Männer weinen. Auch mich packte und würgte es. — — — Ich versuchte einige Trostworte zu sprechen — aber die Wirklichkeit war erschütternder als meine armen Worte.
Und trotzdem sollte der Abend noch schön werden. „Er wird uns allen unvergeßlich bleiben", sagten wir nachher.
Wir hatten etwa drei Tage zuvor unsere Lieben schriftlich um ein Paket bitten dürfen. Zwei hatten Erfolg, S. und ich. Nun setzten wir uns zu Tisch, unser kärgliches Mahl zu essen. Dann wurden die Schätze ausgepackt — eine große Salami und viele Keks! Wir teilten brüderlich. Es war eine richtige Weihnachtsfreude — ja um so größer, je hilfloser wir waren. Dann las ich das Weihnachtsevangelium vor, und wir sangen „Stille Nacht". Wir wurden immer fröhlicher. Bald waren wir aufgeheitert wie Kinder unter dem Christbaum.
Der schwere Weihnachtsabend war glücklich vorüber. Am heiligen Christtag selbst drang sogar etwas Glockenklang von der Servitenkirche in unsere Zelle. Weihnachten im Kerker! Ein ebenso erschütterndes wie wertvolles Erlebnis, besonders für einen Priester. Wie selten denkt man sonst an jene Armen, die am Heiligen Abend hilflos weinen, weil die verschlossenen Kerkertüren die Tür des Herzens öffnen zur Erinnerung an das verlorene Paradies der Kindheit.
 

Zum Volksgericht?

Am 5. Jänner 1939 brachte mir Matula den roten Schutzhaftbefehl. Am 19. Juli 1940 erhielt ich den zweiten mit genau demselben Wortlaut. Beide Exemplare sind mir unglaublicherweise erhalten geblieben. —

„Er gefährdet nach dem Ergebnis der staatspolizeilichen Feststellungen durch sein Verhalten den Bestand und die Sicherheit des Volkes und Staates, indem er dadurch, daß er führende Männer der Bewegung gröblichst beleidigt, zu der Befürchtung Anlaß gibt, er werde weiterhin sein staatsfeindliches Verhalten fortsetzen und das Vertrauen der Bevölkerung zur Regierung und Parteiführung zu erschüttern versuchen.
Gez.: Heydrich"

16. Jänner. — Sterbetag meiner Mutter! — Wie hatte mich einst ihr Todestelegramm (1924) erschüttert! Heute erschüttert mich meine Seelennot im Kerker. Wie ein hilfloses Kind verlangt die Seele nach der Mutter. Ihre Güte und heilige Geduld zeigt mir den einzig richtigen Ausweg: das Gebet. Es vermag unsere Seele bei jeder Erschütterung in Gottes Sicherheit zu verankern. — — —
2. Februar — Maria Lichtmeß! Ein Freudentag für mich. Infolge eines Unfalles kam ich ins Gefängnisspital in die Obhut liebevoller Schwestern. Endlich wieder einmal bei katholischen Menschen, und der Hunger hörte auf, und ein reines Bett gab es wieder! Aber nur neun Tage. Dann öffnete sich mir die Kerkerzelle — am 11. Februar.
Am 14. Februar ging's ins Landesgericht I auf E l, in strengste Einzelhaft, 1. Stock, Zelle Nr. 110. — „Volksgerichtshaft!" „Verdacht des Verbrechens der Vorbereitung des Hochverrates!" — lautet die Anklage. Der Grund zu dieser Anklage wurde mir niemals bekanntgegeben. Und draußen bangten meine Lieben um mein Leben.
Auch der gute Gefängnisseelsorger, Msgr. Eduard Köck, hielt meine Lage für lebensgefährlich. „Radio London" hatte nämlich — wie er mir erzählte — meine Haft sofort bekanntgegeben. Ich versuchte meine Zeit nützlich zu verbringen. Ich studierte Englisch und hielt Vorträge über Geographie und Geschichte, sowie religiöse Dispute durch das sogenannte „Telephon". So war ich mit mehreren Zellen heimlich in Verbindung. Allerdings mußten wir sehr darauf achten, nicht ertappt zu werden. — — —

2. März 1939. — Der große Papst Pius XI. war am 10. Februar gestorben. Es war mir, als müsse vor Ehrfurcht die Erde innehalten in ihrem Lauf. Wer wird der glorreiche Nachfolger in dieser einzig unsterblichen Dynastie sein? — Die Papstwahl hatte bereits begonnen. Und heute mittag erfuhr ich schon das beglückende Ergebnis. Ein braver Aufseher hat es mir heimlich zugeflüstert: „Pacelli ist Papst geworden!" — — —
5. März 1939. — Heimatbriefe aus Bad Gleichenberg. Wieder eine Freudenbotschaft in meine todesschwangere Volksgerichtshaft! Mein erster Neffe ist geboren — am 2. März! Und am nächsten Tag getauft: ein kleiner Josef. Wann werde ich ihn sehen ? Seine fromme Mutter war durch alle Haftjahre meine zuverlässigste Briefschreiberin. Als ich den Kleinen zum erstenmal sah, ging er bereits in die — Schule. — — —

I. WARUM? - III. KERKER

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