Predigt am 20.06.2004

- Sonntag in der Oktav des Herz-Jesu-Festes -
(Kirche zum Mitreden, 20.06.2004)
1 Petr 5,6-11; Lk 15,1-10

Derzeit findet in Ulm ein so gen. "Katholikentag" statt. Das derzeitige sichtbare Oberhaupt der Firma, die hinter dieser Veranstaltung steht, nennt sich "Johannes Paul II."; dieser Mann schickte an die Teilnehmer dieser Veranstaltung ein Grußwort: "Liebe Brüder und Schwestern! Lasst Euch in diesen Tagen in Bewegung bringen von der Dynamik Gottes, die erleuchtet und befreit. Legt alles menschliche Leid, Euer Unvermögen und Begrenztsein hinein in die Weite Gottes, dessen Liebe größer ist als unser Herz. Er will uns an seinem göttlichen Leben teilhaben lassen und uns die Liebe und die Kraft geben, die wir zum Dienst an unseren Mitmenschen und zum Zeugnis unseres gemeinsamen Glaubens mitten in Zeit und Gesellschaft brauchen." Der so gen. "Erzbischof" Ludwig Schick aus Bamberg charakterisierte diese Veranstaltung so: "Vielfältig, bunt, überwältigend. Die ganze deutsche Kirche präsentiert sich in ihren Diözesen, in ihren Medien, in ihren Orden, in ihren Verbänden. Die Randphänomene der Kirche präsentieren sich." Bzgl. der Wirkungen dieser Veranstaltung meinte Schick: "Wenn ich mir ein Signal wünsche - und ich hoffe, dass es vom Katholikentag 2004 hier in Ulm ausgeht -, dann die Kraft, in Beziehung mit Gott zu leben." Schaut man dann auf das Programm, könnte man beinahe tatsächlich "überwältigt" werden von der Menge und Vielfalt der Angebote. Von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse kommt ein "Biblischer Impuls im Münster", Jörg Splett sprach über "Kirche und Sexualität. Liebe, Lust und Zärtlichkeit", Grünen-Politikerin Christa Nickels schilderte ihre "Visionen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft". Ministerin Annette Schavan behauptete z.Th. "Ethik und Demokratie": "Der Staat findet seine Grundlage nicht mehr aus einer bestimmten Religion (Staatsreligion), konstituiert sich vielmehr als weltliches Gemeinwesen mit weltlichen Aufgaben und Zwecken. Er verhält sich der Religion gegenüber neutral und gewährleistet den Glaubensgemeinschaften die Freiheit der Religionsausübung." Hans-Joachim Höhn stellte sein Projekt einer "Ästhetik des Glaubens" vor, dessen Notwendigkeit er so "begründete": "Ohne ein ästhetisches 'face-lifting' können Kirche und Glaube in einer Zeit nicht mehr bestehen, in der Menschen nur das in den Sinn kommt, was ihre Sinne anspricht. Denn viel von der Attraktivitätsschwäche des kirchlichen Christentums resultiert aus seiner Schwäche, eine Alternative zur dogmatischen und moralischen Selbstdarstellung zu pflegen. Der öffentliche Geltungsverlust des Christlichen wird in der Regel durch das zu kompensieren versucht, was ihn mitverursacht: die Dogmatisierung und Moralisierung des Glaubens, seiner Gehalte und seiner Bedeutung für Lebens- und Sinnfragen." Zu den bereits im Vorfeld besonders gefeierten Veranstaltungspunkten gehörte ein Podiumsgespräch zwischen den beiden hochprominenten Kirchenfeinden Karl Lehmann und Hans Küng. Radio Vatikan bezeichnete dieses Gespräch als "Highlight in Ulm." In den Nachrichten erfuhr man noch von anderen Angeboten bei dieser Veranstaltung, so wurde z.B. gefordert: "Wir müssen die katholische Kirche überwinden, um Christen zu werden. Womöglich müssen wir sogar das Christentum überwinden, um zu Gott zu kommen" (Drewermann). Einer der Hauptverantwortlichen (Meyer) erklärte: "Wer öffentlichen Dialog als Gegensatz zum Glauben sieht, geht den Weg zur Sekte."
Ist man der Macht einer solchen Veranstaltung gewachsen? Ist man einer Firma gewachsen, die so mächtig ist, dass sie eine solche Veranstaltung als "Katholikentag" pompös durchführen und erfolgreich verkaufen kann? Muss man sich nicht "überwältigen" lassen von einem solchen ungeheuerlichen Wortschwall aus dem Mund von Leuten, die hohe und höchste Posten innehaben? Sehen wir diesen "Katholikentag" doch im Licht der heutigen Lesung aus dem ersten Petrusbrief: "Seid nüchtern und wachsam; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen könne. Widersteht ihm tapfer im Glauben." Jeder Priester betet jeden Abend zum Abschluss des Tages die Komplet, und diese beginnt immer mit diesen Worten des hl. Petrus. Mit Veranstaltungen wie diesem so gen. Katholikentag erweist sich die veranstaltende Firma als "brüllender Löwe", der "sucht, wen er verschlingen könne". Wir haben uns vor diesem brüllenden Löwen eben nicht zu fürchten, ganz im Gegenteil heißt unsere Pflicht: "Widersteht ihm tapfer im Glauben." In der Lesung des heutigen Tages wird noch hinzugefügt: "Wisset, dieselben Leiden kommen auch über eure Brüder in dieser Welt", was der Schott kommentiert: "Leiden ist das Los aller wahren Christen." Also: Nüchtern und wachsam bleiben, auch wenn man mit solchen furchtbaren Machtdemonstrationen wie diesem "Katholikentag" konfrontiert wird! Von dem noch so lauten, noch so drohenden Gebrüll dieses Löwen brauchen wir, dürfen wir uns nicht einschüchtern lassen. Statt Verängstigung und Überwältigung ist unser Widerstand gefordert. Und wie dieser Widerstand auszusehen hat, schreibt der hl. Petrus in demselben Brief: "Christus aber, den Herrn, haltet heilig in euren Herzen, allzeit bereit zur Verantwortung gegenüber einem jedem, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die ihr in euch tragt" (1 Petr 3,15). Im griechischen Originaltext steht für "Rechenschaft" "logos". Unsere Rechenschaft ist die logische Darlegung unseres Glaubens bzw. die logische Widerlegung des Irrglaubens. Zunächst ist also die Kenntnis der wahren Lehre unverzichtbar. Diese unzähligen "Katholikentags"-Veranstaltungen hingegen dienen nicht nur dazu, die Irrlehre zu verbreiten, sie haben ja auch den Effekt, dass dabei die Zeit für eine Beschäftigung mit dem wahren Glauben gestohlen wird. Hat man durch Katechismen und sonstige gute katholische Literatur den wahren Glauben kennengelernt, darf man sich von dem masslosen Wortschwall des brüllenden Löwen nicht überwältigen lassen. Das einzelne Wort gilt. Vergleicht man nüchtern und wachsam die "Katholikentags"-Texte mit dem, was katholische Lehre ist, lassen sich fundamentale Unterschiede erkennen. Ganz besonders muss man sich darüber im klaren sein, dass es tatsächlich nicht jedermanns Aufgabe ist und sein kann, solche theologische Analyse zu betreiben. Die Kirche hat schlechte Literatur nicht deshalb verboten, weil sie ihren Kindern einen Vorteil missgönnt, sondern weil sie ihre Kinder vor Schaden bewahren will. Wer sich leichtfertig, ohne wichtigen Grund auf diese Propaganda des brüllenden Löwen einlässt, der kann schlimmen Schaden erleiden. Was die "Katholikentags"-Firma verbreitet, fällt grundsätzlich alles unter das Bücherverbot, da es den wahren Glauben auf jede nur erdenkliche Weise bekämpft. Der Kontakt mit den Verteidigern der "Katholikentags"-Firma ist deshalb grundsätzlich nur auf das Notwendige zu beschränken, weil die Gefahr der negativen Beeinflussung besteht. Man muss sich an der kirchlichen Weisung orientieren, damit man, wenn die Verteidigung des Glaubens einmal unvermeidlich sein sollte, für den Kampf mit dem brüllenden Löwen gewappnet ist. Und wenn der Kampf mit den Feinden Christi besonders heftig sein sollte, denken wir wiederum an die Worte des hl. Petrus: "Der Gott aller Gnaden aber, der uns durch Christus Jesus zu Seiner ewigen Herrlichkeit berufen hat, wird uns nach kurzer Zeit des Leidens vollenden, stärken und festigen. Ihm sei die Ehre und Herrschaft von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen."

S. auch:
Wojtylas Neues Pfingsten
Wolfgang Thierse und Misereor / Nachlese
Christa Nickels über Kirche und Staat (Nachrichten v. 02.12.2001)
Annette Schavan und das "Netzwerk Diakonat der Frau" (Nachrichten v. 26.09.2001)
Zerstreuungen mit Hans-Joachim Höhn
Karl Lehmann
Hans Küngs Credo bei Publik-Forum
Drewermann und das Faustrecht
Chronik der KzM-Vernichtung
 

Kommentar zur Meldung "Katholikentag in Ulm. Katholische Basis fordert mehr Mitbestimmung" (RP-Online, 17.06.04 - 15:42)

Momentan abrufbar unter http://www.rp-online.de/public/magazin/comments/nachrichten/politik/deutschland/51235:
"Katholikentag" = Chaos-Tag
Autor: prhl / Datum: 18.06.04 18:50
Das Spektakel sollte statt "Katholikentag" "Chaos-Tag" heißen. Kritik an diesem Treiben gibt es zwar auch seitens der "Konservativen", aber nur die "Sedisvakantisten" bringen eine vollauf berechtigte und logische Kritik vor. Das Gebilde, das sich als "katholische Kirche" ausgibt und dafür sogar staatlichen Schutz genießt, hat mit der katholischen Kirche nur noch den Namen gemein.
Einige Anmerkungen zu dem RP-Text:
1. Drewermann fordert die "Abkehr von der Amtsmagie des Priestertums". Mit dem blödsinnigen Ausdruck "Amtsmagie" meint Drewermann den Respekt vor dem Priestertum. Nun tue man bitte nicht so, als wäre das bloß eine Forderung eines "Suspendierten" - in Wahrheit hat schon J.O. Zöller ein Buch veröffentlicht "Abschied von Hochwürden. Seelsorger der Zukunft", Frankfurt a.M., das 1969 bereits in der zweiten Auflage erschien, und darin heißt es: "Abschied von Hochwürden - das ist für manche Priester ein schmerzender Vorgang. Wie dieser gesellschaftliche Prozeß von der höheren Kurie eingeschätzt wird, das zeigt eine Dienstanweisung des Generalvikariats der Diözese Trier vom 16. 9. 1968, die aus einem Satz besteht: 'Der Geistliche Rat hat beschlossen, im Schriftverkehr nach außen und innerhalb des Hauses, den Titel 'Hochwürden' nicht mehr zu gebrauchen.'"
2. Man darf sich auch nicht der Illusion hingeben, dass gegen Gaillot ernstzunehmende Sanktionen verhängt wurden; vielmehr bedeutet sein "Diözesenwechsel", dass a) er noch heftiger gegen die Grundlagen des Christentums hetzt und b) die "Konservativen" noch hartnäckiger der Illusion anhängen, ihr "Heiliger Vater" verteidige den Glauben.
3. Drewermanns Spruch: "Jesus sei aus gutem Grund niemals Priester gewesen", ist keine extravagante Meinung eines Suspendierten, sondern steht ganz im Einklang mit der Apostasie der Pseudo-Kirche. Die "Autobahnkirche", die im Auftrag der "Deutschen Bischofskonferenz" Irrlehren unter der Überschrift "katholische Lehre" verbreitet, erklärt: "Jesus gilt als Gründer des Christentums. Es ist aber fraglich, ob Jesus eine 'neue Religion' gründen wollten. Er selbst sieht sich voll und ganz als Juden. Er lebt, denkt umd fühlt jüdisch, kennt die heiligen Schriften Israels, befolgt das Gesetz, die Thora, erfüllt die Gebote und rituellen Vorschriften, betet im Tempel, kurzum: Er teilt den Glauben aller Juden. Er ist ein jüdischer Wanderprediger, ein Rabbi. Erst einige Jahre nach seinem Tod beginnt ein gegenseitiger Abgrenzungs- und Ausgliederungsprozeß zwischen der jüdischen 'Synagoge' und der jüdischen Sekte, der christlichen 'Kirche'." Dementsprechend gibt es in der Pseudo-Kirche auch kein Messopfer, sondern nur eine Mahlfeier. Nach katholischer Lehre hingegen ist Christus der ewige Hohepriester (s. z.B. Hebräerbrief).
4. Die geforderte "Überwindung" des Christentums ist das gängige hochoffizielle Ziel der Pseudo-Kirche. Dort gibt es keine Erbsünde, keine Erlösung und keine Auferstehung. Man muss schon sehr vermessen sein, wenn man meint, man könnte mit dieser Religion "zu Gott kommen".

Der Chaos-Tag ist ein guter Grund mehr, die "offizielle katholische Kirche" zu verlassen und wirklich katholisch (was momentan bedeutet: "sedisvakantistisch") zu werden.


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