Der Papst Hitlers?

- Übersicht über aktuelle Verleumdungskampagnen gegen Papst Pius XII. -
(Kirche zum Mitreden, 20.08.2001)
Papst pius XII schweigt über holocaust bei G.
Maidanek in alle Ewigkeit bei G.
Für Hintergrundmaterial zu diesem Text s. Nostra Aetate.

"Die alte Judenschande
ist endlich ausgefegt. Die schwarze Lügenbande
wühlt weiter unentwegt. Du deutsches Volk, sag: muß das sein?
Daß dich bespuckt das schwarze Schwein?
Wenn nicht. so drisch doch drauf!
Daß Funken fliegen hoch hinauf.
Deutsche Männer deutsche Frauen!
Jetzt ist's genug mit der Faulhaberei!
Deutsche Männer, deutsche Frauen!
Haut das schwarze Lumpenpack zu Brei!"

Mit Liedern wie diesen machte die SA Stimmung gegen die katholische Kirche; "schwarze Lügenbande", "schwarzes Schwein" u. dgl. waren damals übliche Bezeichnungen für die katholische Kirche; der Ausdruck "Faulhaberei" bezog sich auf Kardinal Michael Faulhaber, damals Erzbischof von München-Freising, der u.a. an der Enzyklika "Mit brennender Sorge" mitgearbeitet hatte.

So furchtbar dieser Spott des Nazi-Regimes und der damaligen öffentlichen Meinungsbildner war, er war doch nur der Auftakt zu dem, was heute an Hetze gegen die katholische Kirche losgelassen wird. Gerade in den vergangenen Monaten haben die Medien wieder fleißig das Ansehen von Papst Pius XII. mit Schmutz besudelt. Das Thema ist bei KzM nicht neu; s. z.B. Die Päpste der Nazizeit und den Fall Paul Spiegel.

Exorzismus

Etwas älter ist die Meldung von einem "Fern-Exorzismus", den Pius XII. gegen Hitler durchgeführt haben soll.

Der Spiegel (Der Exorzist. Wie Papst Pius Hitler den Teufel austreiben wollte, 04.06.2001):
"Ärzte stellen Ferndiagnose, Päpste praktizieren Fernexorzismus. So soll zumindest der umstrittene Pius XII. versucht haben, Hitler von seinen Verbrechen abzuhalten. "Im Namen Jesu, Satan, weiche!" Kritiker finden jedoch, der Papst hätte an anderer Stelle den Mund aufmachen sollen. Pius XII. habe während des Zweiten Weltkriegs mehrmals versucht, durch Exorzismus-Gebete vom Vatikan aus den Diktator in Berlin von "bösen Geistern" zu befreien, schrieb die Turiner Zeitung «La Stampa" unter Berufung auf neueste Studien."

Rheinische Post (Italienische Zeitung beruft sich auf neueste Studien. Papst Pius XII. mit "Fern-Exorzismus" kontra Hitler-Taten, 04.06.01):
"Pius, der vor seiner Wahl zum Papst 1939 Nuntius in Berlin war, sei überzeugt gewesen, dass Hitler sich in der Macht von Dämonen befinde. "Dieser Mann ist völlig besessen, er zerstört alles, was ihm nicht nützlich ist", habe er Zeugen zufolge geäußert. Mehrmals habe er es daher mit Teufelsaustreibungen versucht: "Im Namen Jesu, Satan, weiche!" [...] Israel hatte in der Vergangenheit bereits gegen eine Seligsprechung Pius? [sic] protestiert. Experten behaupten: Wenn Pius Naziführer aus der Kirche ausgeschlossen hätte, wäre das Regime geschwächt und viele Juden vor der Vernichtung gerettet worden."

Also: "Kritiker", oder besser noch "Experten", haben gesprochen. Wenn die das sagen, braucht man wenigstens nicht mehr selbst zu denken. Und historische Fakten, etwa z.Th. "Das Schweigen des Papstes", stören bekanntlich beim Rufmord, deshalb duldet man sie nur dann, wenn sich ihre verzerrte Darstellung gut für den Zweck des Rufmordes missbrauchen lässt. So geschehen bei der "Exorzismus"-Meldung von "La Stampa", über dessen genauen Wahrheitsgehalt wir erst einmal keine Aussagen treffen können. Absolut wahr ist jedenfalls, dass Hitler besessen war; unsere Untersuchung von Mein Kampf beweist unwiderlegbar, dass dieses Werk Hitlers das Prädikat "Bibel Satans" vollauf verdient. Die beiden deutschen Gossenblätter machen sich darüber lustig, dass Pius XII. die eigentliche Gefahr des Nationalsozialismus erkannt hatte. Wenn man sich berechtigterweise über etwas lustig machen will, zudem noch in der Weise, dass der Spott mit Recht völlig vernichtend ist, dann soll man z.B. zur Initiative "Gesicht zeigen!" greifen. Hier bietet sich ausschließlich Angriffsfläche, und vernichtende Kritik an "Gesicht zeigen!" ist - anders als z.B. bei Pius XII. - berechtigt, um nicht zu sagen obligatorisch. Aber die verlogene, antichristliche Presse handelt eben nach diametral anderen Prinzipien als nach Wahrheit und Gerechtigkeit.

Dies zur Exorzismus-Meldung; z.Th. Exorzismus an anderer Stelle mehr.

Historiker-Kommission

Aktueller und auch viel stärker in den Medien plattgetreten ist die Meldung von einer "gescheiterten Absolution" Pius XII. wegen seines Verhaltens gegenüber Hitler.

Radio Vatikan (Die jüdisch-katholische Historiker-Kommission zur Untersuchung der Rolle Papst Pius XII. und des Vatikans während des Holocaust hat ihre Arbeit eingestellt, 24.07.2001):
"Als Begründung nannte der Vorsitzende des Internationalen Jüdischen Komitees für interreligiöse Kontakte, Seymour Reich, am Montag Abend in New York die "fehlende positive Resonanz" des Vatikans. Die Kommission habe trotz dringender Bitten keinen Zugang zu wichtigen Vatikanakten seit 1923 erhalten. Die Kommission war Ende 1999 gegründet worden, und bestand ursprünglich aus drei jüdischen und drei katholischen Historikern."

Frankfurter Rundschau (Historiker stoppen aus Protest Studie zur NS-Zeit, 25.07.2001):
"Die ursprünglich sechs Mitglieder umfassende Kommission, die zuletzt noch aus drei jüdischen und zwei katholischen Historikern bestand, war Ende 1999 gemeinsam vom IJCIC und der vatikanischen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum benannt worden."

Radio Vatikan (Zum vorläufigen Ende der jüdisch-katholischen Historikerkommission, 25.07.2001)
"Im November 1999 wurde unter großem öffentlichem Interesse eine jüdisch-katholische Historikerkommission eingesetzt. Ihre Aufgabe war es, die Rolle des Vatikans während des Holocaust zu untersuchen. Jetzt hat die Kommission ihre Arbeit eingestellt. Wir haben gestern kurz in den Nachrichten darüber berichtet. Als Grund für den Stopp der Arbeit hatte der Vorsitzende des Internationalen jüdischen Komitees für interreligiöse Beratungen erklärt, der Vatikan hätte seine Archive nicht hinreichend geöffnet. Allerdings gilt zu bedenken: Alle Materialien des vatikanischen Archivs bis zum Jahr 1923 sind für Historiker zugänglich. Spätere Dokumente sind noch nicht zur Forschung freigegeben. Einerseits fehlt das Personal, um sie für die Forschung vorzubereiten. Andererseits muss das Material ab 1923 zum Schutz noch lebender Personen zurückgehalten werden. Die Archive aller Staaten der Welt halten Dokumente teilweise lange Zeit, teilweise auf immer unter Verschluss, das gilt z.B. besonders für die USA. Ein katholisches Mitglied der Historikerkommission, Jesuitenpater Gerald Fogarty macht darauf aufmerksam, dass die Gruppe von Anfang an nicht das Mögliche getan habe, nämlich die von Vatikan veröffentlichen Akten gründlich und gemeinsam zu studieren. Die Gruppenmehrheit habe gleich weitere Akten aus dem Vatikan verlangt. Nach seiner Ansicht verbirgt der Vatikan nichts und es sei auch sehr unsicher, ob weitere relevante Akten zum Vorschein kämen. Zur Selbstauflösung der Gruppe kam es, nachdem Kardinal Walter Kasper als Vorsitzender der Kommission für den Dialog mit dem Judentum um einen abschließenden Bericht der Historiker gebeten hatte. Hauptkonfliktpunkt ist die jüdische Ansicht, dass Papst Pius XII. zu wenig für die Rettung der Juden während des Holocaust getan habe. Andererseits läuft ein Seligsprechungsverfahren für den Pacelli-Papst."

Rheinische Post (Rolle während des Zweiten Weltkriegs ungeklärt. Archive des Vatikan bleiben weiterhin verschlossen, 26.07.2001)
"Welche Rolle der Vatikan während des Zweiten Weltkriegs eingenommen hat, wird auch in nächster Zukunft nicht geklärt werden. Die Archive aus dieser Zeit sollen nach wie vor für die Öffentlichkeit verschlossen bleiben. [...] "Es tut mir Leid, dass die Kommission aufgibt", sagte Cassidy, der das Projekt als damaliger Präsident der Päpstlichen Kommission für religiöse Beziehungen zum Judentum mit auf den Weg gebracht hat. [...] Ob dieses katholisch-jüdische Projekt nun endgültig gescheitert sei, mochte Cassidy nicht sagen. "Aber ich hoffe sehr, dass dies die christlich-jüdischen Beziehungen nicht beeinträchtigt.""

Tageszeitung (taz) (Michael Braun, Keine Absolution für Pius XII. Der Vatikan verweigert Akten zur Rolle der katholischen Kirche während des Nationalsozialismus. Eine Forschungskommission stellt empört die Arbeit ein, 26.07.2001)
"Immer wieder widersprachen Historiker (aber auch der Schriftsteller Rolf Hochhuth mit seinem "Stellvertreter") der offiziellen Vatikan-Version, Pius XII. sei über Auschwitz und Treblinka nicht auf dem Laufenden gewesen. Ein moralischer Freispruch auch durch Wissenschaftler jüdischen Glaubens - und der Weg zur Seligsprechung wäre frei gewesen. [...] Er sei "schwer enttäuscht", dass der Vatikan nicht einmal mit einer Forschergruppe zusammenarbeite, die er selbst zur Hälfte ernannt habe, sagte der jüdische Koordinator der Kommission, Seymour Reich, gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Und in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung Il Manifesto äußerte das israelische Kommissionsmitglied Robert Wistrich den Verdacht, mit der Antwort Kardinal Kaspers habe der Vatikan den Rücktritt provozieren wollen. "Wie ungehörige Schuljungen" habe Kasper sie zurück an die Arbeit geschickt und die Erstellung des Abschlussberichtes verlangt, ohne die gewünschte Einsicht in die Akten zu gewähren. Kasper habe es nie für nötig befunden, sich mit der Kommission zu treffen. Den Gefallen eines Kollektivrücktritts hat die Kommission allerdings mit der bloßen "Suspendierung der Arbeit" dem Vatikan nicht getan. "Wir wollen unsere Arbeit fortsetzen", erklärte Wistrich, "aber das können wir ohne die dazu notwendigen Instrumente nicht tun. Deshalb haben wir den Ball dem Vatikan zurückgespielt.""

Radio Vatikan (Vatikanischer Fachmann verteidigt Papst Pius XII. gegen den Vorwurf, er habe die Juden während der Shoah nicht geschützt, 26.7.2001)
"Widerspruch aus dem Vatikan gegen Vorwürfe von jüdischen Historikern. Nach der Selbstauflösung der jüdisch-katholischen Historiker-Kommission war erneut Kritik am Vatikan und seiner Haltung zum Holocaust laut geworden. Ein jüdisches Mitglied der Kommission hatte behauptet, die Kirchenzentrale halte ihre Archive dicht und mache deshalb eine wissenschaftliche Untersuchung der Rolle von Papst Pius XII. während der Shoah unmöglich. Im Namen des Vatikans bezog jetzt der Fachmann für Fragen um Papst Pius XII, der Jesuit Peter Gumpel, Stellung. Es sei eine Verunglimpfung und Verleugnung. Die Wissenschaftler hätten von Anfang an gewußt, dass es sich bei ihrer Aufgabe um Studien an den seit langem veröffentlichten Akten des Heiligen Stuhls aus der Zeit der Hitler-Diktatur handle. Niemand habe ihnen versprochen, dass die Vatikan-Archive aus der Zeit des Pacelli-Papstes geöffnet würden.
Regulär ist es so, dass die Dokumente des Vatikanarchivs jeweils pontifikatsweise nach etwa 70 Jahren geöffnet werden. Die Unterlagen der Amtszeit von Pius XI und Pius XII sind - auch aus Gründen des Personenschutzes - noch unter Verschluß. Für die Amtszeit des Pacelli-Papstes liegen im Vatikan mehr als 3 Millionen Seiten, die noch nicht katalogisiert sind. Kein Archivar lasse Wissenschaftler in ein Archiv, bevor das Material in Katalogen aufgenommen sei.
Bis zum Jahr 1963 haben sehr viele führende Juden Papst Pius XII für seine Kritik am Nationalsozialismus gelobt. Als Antwort auf die Vorwürfe des Theaterstückes, "Der Stellvertreter" hatte der Vatikan dann 12 Bände mit den päpstlichen Stellungnahmen während der Hitler-Zeit veröffentlicht. Diese vor allem sollten von der Kommission studiert werden. Nach Gumpel geht aus ihnen eindeutig hervor, wie sehr der Pacelli-Papst sich zum Schutz der Juden engagiert hat."

Rheinischer Merkur (Konrad Repgen, Eklat um Akten zu Pius XII. Das blamable Wissen der Experten, 03.08.2001):
"Das US-amerikanisch geprägte International Jewish Committee for Interreligious Consultations hat die im Herbst 1999 mit dem vatikanischen Einheitssekretariat vereinbarte Arbeit einer paritätisch besetzten jüdisch-katholischen Sechsergruppe bis auf weiteres eingestellt. Dieses Scheitern kommt nicht überraschend, weil innerhalb der Studiengruppe unvereinbare Auffassungen über ihren Arbeitsauftrag entstanden waren. Ursprünglich sollte es um einen Bericht über die offizielle vatikanische Aktenedition zur päpstlichen Politik im Zweiten Weltkrieg gehen. Zwölf dicke, wissenschaftlich gediegen editierte Bände liegen seit 1981 vor, sind aber von der Zunft kaum beachtet worden. Warum nun das Einheitssekretariat die amtliche Publikation des Staatssekretariats durch eine externe, übrigens wenig kompetente Studiengruppe überprüfen lassen wollte, hat die Öffentlichkeit nicht erfahren. [...] Indem jedoch der größere Teil der jüdisch-katholischen Studiengruppe freien Zugang zu den vatikanischen Materialien des Pacelli-Pontifikates wünschte, forderte er eine Sache, von der spätestens seit Ende Oktober 2000 offiziell geklärt war, dass sie derzeit unerfüllbar sei, weil die (wenigen) vatikanischen Archivare noch lange zu tun haben werden, um die Akten aus dem Pontifikat Pius' XI. (1922-1939) für die Benutzung zuzubereiten. Erst danach ist Pius XII. an der Reihe. Darauf hat sich Kardinal Kasper, der die jüdisch-katholische Studiengruppe von seinem Vorgänger übernommen hatte, am 20. Juni brieflich bezogen, als er den ausstehenden Schlussbericht anmahnte. [...] Die Studiengruppe selbst hat sich im letzten Herbst einer bereits verabredeten gründlichen Diskussion mit vatikanischen Experten entzogen. Was gleichzeitig aus ihrem "Vorbericht" publik wurde, war geschichtswissenschaftlich über die Maßen dürftig. Dafür ein Beispiel: Man forderte, dass die Vorakten für die Enzyklika "Mit brennender Sorge" vom 14. März 1937 zugänglich gemacht würden. Offensichtlich war den "Experten" entgangen, dass diese Texte bereits vor 35 Jahren historisch-kritisch erforscht und publiziert worden sind. Blamabel."

BerlinOnline (Thomas Götz, Die Wut des Paters. Im Streit um die Rolle des Papstes Pius XII. im Zweiten Weltkrieg lässt der Vatikan die Sprache der Diplomatie fallen, 09.08.2001):
"Wenn der Vatikan einmal die Sprache der Diplomatie beiseite lässt und deutlich wird, dann muss der Anlass schwer wiegend sein. Am Dienstag publizierte das Presseamt des Heiligen Stuhls eine Erklärung, die in Ton und Inhalt einer Kriegserklärung gleichkommt. Dazu kommt: der Autor der Erklärung ist Deutscher, die Angegriffenen sind amerikanische Juden. Adressat des Schreibens ist die katholisch-jüdische Kommission, welche seit 1999 das Verhalten Papst Pius XII. im Zweiten Weltkrieg untersuchen sollte. Urheber der scharfen Kritik ist der Jesuitenpater Peter Gumpel, der in dem Verfahren zur Seligsprechung des Papstes eine wichtige Rolle spielt. [...] Gumpels Schlussfolgerung lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. "Die Initiative, welche die Beziehungen zwischen katholischer Kirche und der jüdischen Gemeinschaft verbessern sollte, ist folglich gescheitert. Verantwortlich für das Scheitern sind jene, die in Missachtung elementarer akademischer und menschlicher Verhaltensregeln sich unverantwortlicher Verhaltensweisen schuldig gemacht haben." Pater Gumpel, auch das ist deutlich, hat sich mit seinem Schreiben Erleichterung verschafft, die Annäherung aber erschwert."

Kölner Stadtanzeiger (Harald Biskup, Pius XII. und der Holocaust. Ein Papst auf dem Prüfstand, 17.08.2001):
"Gemeinsam wollten katholische und jüdische Historiker die Rolle der Kirche und besonders die von Pius XII. während der NS-Zeit untersuchen. Aus der erhofften Absolution für den Pacelli-Papst wird nichts, vorläufig jedenfalls. [...] Über die Frage, ob Pius XII. durch sein Schweigen eine Mitverantwortung am millionenfachen Judenmord trage, wird seit fast 40 Jahren gestritten: seit der Dramatiker Rolf Hochhuth mit seinem 1963 uraufgeführten Skandalstück "Der Stellvertreter" sich darüber empört hat, dass der Protest gegen den Holocaust ausgeblieben war. [...] Einen weiteren empfindlichen Rückschlag erlitten die Bemühungen der Pacelli-Protagonisten durch ein 1999 erschienenes Buch des Historikers John Cornwell ("Pius XII. Der Papst und der Holocaust"). In seinem Werk (Originaltitel: "Hitler's Pope"), spannend wie ein Balzac-Roman, kommt Cornwell zu der Einschätzung, Eugenio Pacelli sei ein Antisemit und Freund der Nazis gewesen. Er habe alles gewusst und - aus Gründen der diplomatischen Räson - alles verschwiegen."

Die Kernaussagen von Vatikan und Medien lassen sich mit zwei Worten beschreiben: Chaos total (o große Überraschung!). Dieser "Experten"-Schwindel ist vom Vatikan gefördert worden, d.h. es wurde - wieder einmal - ein großes Affentheater abgezogen. Schon symptomatisch ist dabei der Kommentar im "Rheinischen Merkur":
Der "katholische Historiker" Konrad Repgen ist n.b. die Niete, die wir bereits wegen ihres Präventiv-Kommentars zu Wojtylas "Vergebungsbitte" gewürdigt hatten. Walter Kasper haben wir in einem eigenen Text gewürdigt. Die Enzyklika "Mit brennender Sorge" ist (s.o.) auch bei KzM veröffentlicht. Repgen gibt ohne Umschweife zu, dass diese "Expertenkommission" "wenig kompetent" gewesen ist und "blamable" Arbeit geleistet hat. So blamabel das Chaos zugegebenermaßen ist, dass diese "Experten" angerichtet haben: Repgen toppt sie alle! Wer würde nämlich, wenn er die Fakten so gut kennt wie Repgen, noch behaupten, die V2-Sekte sei die katholische Kirche?

Die Hauptschuld an der Hetze gegen Papst Pius XII. liegt nach wie vor bei der V2-Sekte. Zum einen wird kübelweise Unrat über die katholische Kirche ausgegossen, etwa mit dem "Zwangsarbeiter"-Schwindel. Zum anderen wird suggeriert, eine "Absolution" von Pius XII. sei nötig - wobei der Begriff "Absolution" in der Beichte sich ausschließlich auf eine tatsächliche Schuld bezieht: "Ich spreche dich los von deinen Sünden". Insofern wäre eigentlich nur der Begriff "Freispruch" zulässig, denn ein Freispruch bedeutet, dass keine (strafwürdige) Schuld nachgewiesen werden konnte bzw. dass die Unschuld bewiesen wurde. Bei der ganzen Grobschlächtigkeit der Medien ist es aber bereits zuviel verlangt, dass wenigstens noch die richtigen Begriffe verwendet werden sollten.

Andere jüdische Stimmen

David Dalin
Zenit (Tagesausgabe v. 17. August 2001; ZG01081706) veröffentlichte ein Interview mit dem amerikanischen Rabbiner und Historiker David Dalin über Pius XII.: "Pius XII. war besser als Schindler" - "ein Gerechter unter den Nationen"; NEW YORK, 17. August 2001 (ZENIT.org-AVVENIRE).- Hier einige Ausschnitte aus dem Interview:

Dalin über Pius XII.:
"Im 20. Jahrhundert hat das jüdische Volk keinen größeren Freund gehabt als ihn". Und sein Schweigen während der Shoah? "Welches Schweigen? Als Papst und schon zuvor hat er gegen Hitler Stellung bezogen, was auch praktisch überall anerkannt wurde" und die antisemitischen Beschuldigungen? "Während des Krieges hat der Papst mehr jüdische Leben gerettet als jeder andere, sogar mehr als Raoul Wallenberg und Oskar Schindler".

Dalin über die Historiker, die Pius XII. kritisiert haben:
"Es gibt heute eine neue Generation von Journalisten und Forschern, die damit beschäftigt sind, die gut dokumentierten Anstrengungen Pius XII. zu diskreditieren, die er unternommen hat, um die Juden während der Shoah zu retten. Diese Generation hat sich an dem Theatertext von "Der Vikar von Hochhuth" inspiriert, ein polemisches Phantasiewerk, das wenig oder gar nichts zur historischen Wahrheit hinsichtlich der Anschuldigungen gegen Pius XII. beiträgt. Doch diese Schmäher des Papstes ignorieren oder verdrängen die umfassenden und erhellenden Studien von Pinchas Lapide, der Generalkonsul in Mailand war und mit vielen überlebenden Juden in Italien über den Holocaust gesprochen hat. In seinem Werk dokumentiert Lapide die Rettung von über 700.000 Juden seitens des Papstes vor den Nazis. Einer anderen Berechnung zufolge waren es sogar 860.000 Juden. Ich bezeichne jene Kritiker von heute als Revisionisten, weil sie das Urteil der Geschichte auf den Kopf stellen, das heißt, die Anerkennung der Zeitgenossen dem Papst gegenüber, zu denen unter anderem der Nobelpreisträger Albert Einstein gehörte oder der israelische Oberrabbiner Isaac Herzog, die israelische Premierministerin Golda Meir und Moshe Sharett oder in Italien Persönlichkeiten wie Raffaele Cantoni, damals Präsident der Union der jüdischen Kommunitäten Italiens. Man kann aber auch zahlreiche Artikel der "Jewish Advocate"-Zeitschrift aus Boston durchblättern oder der "London Times" und mehrfach, der "New York Times".

Dalin über das "Schweigen" Pius XII.:
"Wir besitzen eine reichhaltige Dokumentation darüber, dass er mitnichten geschwiegen hat, nein, er hat laut gegen Hitler gesprochen und fast alle haben in ihm einen Gegner des Naziregimes gesehen. Während der deutschen Besetzung Roms gab Pius XII. dem katholischen Klerus heimliche Anweisungen, so viele Leben wie nur möglich mit allen Mitteln zu retten. Und so rettete er Tausende von italienischen Juden vor der Deportation. Während etwa 80 % der europäischen Juden damals getötet wurden, sind in Italien 80 % der Juden gerettet worden. Allein in Rom haben über 150 Konvente etwa 5.000 Juden Unterschlupf geboten. Schließlich wurden sogar im Privatbereich der päpstlichen Residenz von Castel Gandolfo 3.000 Juden versteckt und so vor der Deportierung und dem Holocaust gerettet. 60 Juden haben neun Monate lang mit den Jesuiten zusammen in der Gregoriana-Universität gelebt und viele andere wurden in den Kellern des Päpstlichen Bibelinstitutes versteckt. Viele Priester und Mönche befolgten die direkten Anweisungen des Papstes und begünstigten somit die Rettung von Hunderten von jüdischen Leben, indem sie ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten. Sein Schweigen war eine wirksame Strategie zum größeren Schutz der Juden vor der Deportation. Eine explizite und harte Verurteilung der Nazis seitens des Papstes hätte schwere Repressalien zur Folge gehabt und hätte die Auswirkungen auf die Juden in ganz Europa nur noch schlimmer gemacht. Man kann natürlich fragen, was schlimmer hätte sein können als die Vernichtung von sechs Millionen Juden. Die Antwort ist einfach und schrecklich ehrlich: Die zusätzliche Ermordung von Hunderttausenden von Juden. Die Revisionisten wissen genau, dass sich Pius XII. sowohl von jüdischen Persönlichkeiten als auch von den katholischen Bischöfen der besetzten Länder hat beraten lassen, die ihm alle sagten, nicht öffentlich gegen die Gräueltaten der Nazis zu protestieren. Wir wissen, dass der Bischof von Münster sich öffentlich gegen die Judenverfolgung in Deutschland äußern wollte. Doch die Verantwortlichen der jüdischen Gemeinden seiner Diözese flehten ihn an, dies nicht zu tun, weil dies sonst eine noch härtere Unterdrückung zur Folge gehabt hätte.

Dalins Urteil über Pius XII.
"Der Pacelli-Papst war ein Gerechter der Nationen, dem man anerkennen muss, dass er Hunderttausende von Juden geschützt und gerettet hat. Es ist schwierig, sich vorzustellen, dass sich so viele jüdische Persönlichkeiten auf verschiedenen Kontinenten alle getäuscht haben, als sie voll des Lobes waren über das Verhalten des Papstes während des Krieges. Ihre Dankbarkeit Pius XII. gegenüber währte sehr lange und sie war genuin und tiefgehend."

Den Begriff "Revisionismus" hatten wir zuletzt im Zusammenhang mit dem Fall Nida-Rümelin erwähnt. Wir weisen nochmals darauf hin, dass wir noch nie zu dem Bekenntnis angehalten worden sind, die Nazis hätten sechs Millionen Juden ermordet (s. Nachrichten v. 12.09.2000).

J. G. Burg
Joseph (Guideon) Burg [Joseph Ginzburg] (1908-1990) hat mehrere Bücher im Georg-Fischer-Verlag veröffentlicht; polizeilich beschlagnahmt wurde u.W. nur eines davon, i.e. "Maidanek in alle Ewigkeit?" von 1979, u.z. noch im selben Jahr vom Amtsgericht München; ein Ermittlungsverfahrens wegen Volksverhetzung wurde zwar eingeleitet, von einer Verurteilung Burgs haben wir aber nichts erfahren. Wir erinnern dabei an den Volksverhetzungs-Prozess, der mit abgrundtiefer Gehässigkeit hartnäckig hinter unserem Rücken geführt wird. Die Eröffnung des Ermittlungsverfahrens gegen Burg wird von seinen Gegnern bereits genüsslich breitgetreten; so klagen wir den deutschen Staat ja auch deswegen an, weil er immer wieder völlig absurde Prozesse gegen uns lostritt, deren Berechtigung er niemals beweisen kann, wobei er sich noch nicht einmal die Mühe macht, eine vernünftige Begründung seines antichristlichen Terrors zu versuchen. Er ist der Staat, und der Staat steht über Gott! Wer das nicht bekennt, wird ausradiert. Der Staat weiß ganz genau, wie sehr bereits die Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens, so absurd der Tatvorwurf auch sein mag, dazu dienen kann, einen Unschuldigen auszuradieren. Doch zurück zu Burg: Wir konnten keinen Händler in Deutschland finden, der auch nur ein einziges Buch von Burg anbietet. Das mag daran liegen, dass die Bücher sich nicht so gut verkauften - dagegen spricht aber die Tatsache mehrerer Auflagen seiner Bücher. Wohl eher wird er als "Volksverhetzer" gehandelt, dessen Bücher (außer "Maidanek") zu verbreiten zwar nicht verboten, aber auch nicht opportun ist.
Zu Burgs Buch "Prozesse des schlechten Gewissens" (1968) schreibt der Georg-Fischer-Verlag in einem Vorwort: »Mit dieser Fanfare für die Verjährung der NS-Verbrechen und für die Beendigung der "Prozesse des schlechten Gewissens" hat der durch die beiden Bücher "Schuld und Schiksal, Europas Jugend zwischen Henkern und Heuchlern" und "Sündenböcke, Großangriffe des Zionismus auf Papst Pius XII. und die deutschen Regierungen" (im gleichen Verlag erschienen) bekanntgewordene Autor J. G. Burg einen Vorstoß unternommen, der ihm ebenso viele Gegner wie Zustimmungen einbringen wird. Er setzt sich dem Verdacht aus, neonazistische Tendenzen zu unterstützen, obgleich er als Ostjude und Opfer der Verfolgung durch die Nazis gewiß keinen Anlaß hat. Sein Mut zur geschichtlichen Wahrheit und Gerechtigkeit erfüllt auch dieses Buch, das sich nicht scheut, den Zionismus der Geschäftsmacherei mit der jüdischen Katastrophe vor 1945 anzuklagen.«

In seinem Maidanek-Buch schreibt Burg u.a.:
"[17] Es wird von Naziverbrechern gesprochen! Mit diesen Nazi-Verbrechern kollaborierten 1933 Spitzen-Zionologen und deren Funktionäre. Kaum hatte es sich Hitler auf dem Reichkanzlerstuhl bequem gemacht, beeilte sich der Rabbiner Baeck, seines Zeichens Vorsitzender des deutschen Rabbinerverbandes und Großpräses des deutschen Distriktes der Bne Briss Loge zu erklären:
" ,... erklärte die Ziele des Judentums und die des Nationalsozialismus einfach für miteinander identisch."
[18] Damit wurde das ganze Judentum zu Nazis deklariert. Auch dies ist nicht wegzuradieren. Mit dieser Erklärung wurde der Pilgerpfad asphaltiert für eine Kollaboration Palästina-Naziberlin. Aus Palästina kamen nach Deutschland: Dr. Arlosorow, Führer der Arbeiterpartei, Dr. Ruppin, zionistischer Soziologe, Levi Schkolnik, später israelischer Ministerpräsident Eschkol, der sich gleich 2 Jahre lang unter den "Naziverbrechern" wohlfühlte.
Im Namen Ben Gurions lud er einen gewissen Adolf Eichmann nach Palästina ein und auch einen persönlichen Freund Goebbels. Dann erschien auf einmal der Zion-Papst David Ben Gurion persönlich im Reich der "Naziverbrecher". 1935 lief das erste, von Zion in Deutschland erworbene Schiff mit einer Hakenkreuzflagge auf dem Mast von Bremerhaven nach Palästina aus. Das Hakenkreuz war ja auch schon Synagogenschmuck bei den alten Hebräern. So eng war auch ihre Zusammenarbeit; Zionisten und Nazisten, daraus wurde später Nazizionisten und Zionnazis.
[...]

[104] Zionisten nennen sich Juden und unter ihrem Talar sind sie Nazis übelster Sorte."

Dass es angesichts solcher Parolen nicht lange dauerte, bis das Maidanek-Buch der Zensur zum Opfer fiel, braucht nicht weiter erläutert zu werden. Doch uns geht es hier nicht um die "Zionnazi"-Debatte, sondern um ein anderes Burg-Buch: Sündenböcke. Großangriffe des Zionismus auf Papst Pius XII. und auf die deutschen Regierungen, 1. Auflage 1967, 2. Auflage 1968. Es gibt also schon seit Jahrzehnten eine ausführliche Darlegung über Pius XII. von jüdischer Seite, allerdings muss man schon gehörig im Internet suchen, um überhaupt von der Existenz dieses Buches zu erfahren.

Dass Burg trotz seiner jüdischen, also irrigen Religion, und trotz seiner verharmlosenden Äußerungen über den deutschen Staat sich um eine gerechte Beurteilung Pius XII. bemühte, ist anzuerkennen, und wir zitieren hier einige Abschnitte aus diesem Buch:

"[12] Wen unter meinen Lesern es verwundert, daß ich hier so eingehend von meiner Abstammung und Herkunft berichte, dem sei verraten, daß nach dem Erscheinen meines ersten Buches von einigen Kritikern behauptet wurde, ich könne gar kein Jude, müsse vielmehr ein getarnter arischer Deutscher sein, den irgendwelche Neonazisten sich zur Verbreitung ihrer revanchistischen Ideologien gekauft hätten! Das ist nun freilich eine wahrhaft groteske Unterstellung. Daß sie überhaupt ausgesprochen werden konnte, erklärt sich aus der irrtümlichen Ansicht mancher Kreise, das Judentum von heute stelle eine streng geschlossene Phalanx dar, die sich - in Europa wenigstens - voll gemeinsamen Rachedurstes einzig gegen Deutschland richte und ihre Stoßrichtung mit derart gewichtigen Argumenten verfechte, daß es gegen diese gar keinen Widerstand geben dürfe! Sie nennen es den alt-testamentarischen Rachegeist - oder sie denken doch an ihn, wenn sie die Berechtigung der Angriffe, die von einigen jüdischen Fronten gegen das fluchbeladene Deutschland ebenso wie gegen den Papst Pius XII. vorgetragen werden, nicht nur anerkennen, sondern sogar glorifizieren.
Dem gegenüber kann ich nur wiederholen: gerade weil ich Jude bin, und weil ich dem ehrwürdigen Glauben meiner Väter treu zu bleiben gedenke, fühle ich mich innerlich zutiefst verpflichtet, meine Stimme zu erheben gegen alle jene Mächte, von deren Banner herab das gleißende Wort "Unversöhnlichkeit" droht, um den Unfrieden in der Welt zu verewigen. Gegen derlei Gewalten muß jeder aufrechte Mensch seine sichtbare Abwehrstellung beziehen, ob Jude oder Christ, ob Moslim oder Hindu oder welchen Glaubens immer! Und so will auch ich meine bescheidene Kraft einsetzen für die Verteidigung der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der echten Freiheit, auf daß ich dereinst mit gutem Gewissen mich zu meinen Vätern versammeln darf, ohne ihrer unwert zu erscheinen.
[...]

[15] Warum schweigen die Sieger von 1945 samt ihren nutznießenden Mitläufern so beharrlich zu den vielerlei Erfordernissen des Anstands, die längst hätten erörtert werden müssen, und zu Erscheinungen, deren Unrecht offen zutage liegt? Warum verschweigen sie Tatsachen und Zusammenhänge, die sie genau kennen, aber nicht wahrhaben wollen? Warum unterdrücken sie Rechtfertigungsversuche aus dem Lager der Besiegten und verleugnen damit den alten lateinischen Rechtsgrundsatz audiatur et altera pars (man höre auch die Gegenseite!)? Warum fallen sie sofort über jeden auf Objektivität bedachten Zeitgeschichtsforscher her, der sich in den Dienst der Wahrheitsfindung gestellt hat, sich um gerechte Urteile müht und den Götzenkult der vielerlei Tabus zu entlarven sucht? Warum werden diese aufrechten, mutigen Forscher mundtot oder doch lächerlich gemacht, während jedes heuchlerische Geschwätz willfähriger Kreaturen hochgespielt und verklärt wird?? - Die Antwort auf alle diese Fragen

[16] lautet: weil die Sieger und ihre Mitläufer ein mehr als schlechtes Gewissen haben, weil sie moralisch nur noch von der einseitigen Überbetonung ihres Sieger-Standpunktes leben und sogleich ihr Als-Ob-Gesicht verlieren müssen, wenn eine gerechte Beurteilung der Sieger wie der Besiegten sich durchsetzen würde. Das weiß heute bereits alle Welt; doch der größte Teil der Welt schweigt auch hierzu: er schweigt zum Schweigen und Verschweigen!
Um nun aber eine hellhörig gewordene Welt von der eigenen schweigsamen Verschwiegenheit abzulenken, kamen christliche wie auch jüdisch-zionistische Falschmünzer aus dem Dunstkreis der Siegermächte auf den sinnreichen Einfall, eine hochgestellte, politisch neutrale Persönlichkeit plötzlich der sträflichen, weil parteiischen Schweigsamkeit zu bezichtigen: man begann - wohlweislich erst nach seinem Tode im Jahre 1958 - den Papst Pius XII. nicht nur zu verdächtigen sondern förmlich zu beschuldigen, er habe dadurch, daß er vor und während des zweiten Weltkriegs zu den reichsdeutschen Judenverfolgungen geschwiegen habe, eine schwere Mitschuld am Untergang von Millionen Juden auf sich geladen. Diese moralisch verbrämten Angriffe auf den toten "Stellvertreter Christi" liefen parallel mit jenen auf die BRD (Bundesrepublik Deutschland), die man haftbar, also entschädigungspflichtig machte für die Untaten des Dritten Reiches; in beiden Fällen versuchte man zunächst einzelne Persönlichkeiten zu treffen, wobei man sie aber - stillschweigend! - als Stellvertretende haftbar für ihre Untergebenen betrachtete: in der Person des Papstes sollte die gesamte katholische Christenheit, und in der Deutschen Bundesregierung sollte das gesamte deutsche Volk für die "Judenmorde" verantwortlich gemacht, also in den Augen der Welt diffamiert werden.
Dem Kampf gegen diese unverdienten Diffamierungen, die nur den Namen Verleumdungen verdienen, gilt ein Großteil meines hier vorliegenden Buches: in seinem zweiten Kapitel werde ich mich mit den Angriffen gegen die deutschen Regierungen beschäftigen: das erste Kapitel aber soll die üblen Attacken auf den toten Papst wie auch seine Rechtfertigung bringen - um der irdischen Gerechtigkeit willen.
Die Offensive gegen Pius XII. eröffnete 1963 der protestantische deutsche Dramatiker Rolf Hochhuth mit seinem Schauspiel "Der Stellvertreter". Es sei diesem noch jugendlichen Dichter zugestanden, daß er sich über die politische Tragweite seines Dramas kaum klar gewesen ist, als er es vor die Rampe brachte; doch schon bald dürfte er erkannt haben, daß seine "Dichtung" zu einem Politikum entwertet, bezw. in den Augen der Antipapisten erhöht wurde, wie die ver-

[17] schiedenen Aufführungen bewiesen: manche Bühnen im In- und Ausland erzielten damit starke Erfolge; in überwiegend katholischen Städten dagegen gab es erbitterte Ablehnungen, ja sogar Skandale, und eine Reihe von Direktionen mußte sich dem Aufführungs-Verbot unterwerfen. Das alles würde einem dichterisch gestalteten Drama, selbst wenn es schwerste weltanschauliche Waffengänge brächte - ich denke dabei etwa an Schillers "Don Carlos" -, in heutiger Zeit kaum widerfahren sein, und so fragt man sich unwillkürlich, ober [sic] der Verfasser des "Stellvertreters" im Grunde nicht doch das Bedürfnis verspürte, den politischen Zänkern einen fetten Knochen zum Fraße vorzuwerfen? Jedenfalls haben sie sich dieses Knochens gierig bemächtigt - auch darum, weil in dem Stück jede Andeutung darauf vermieden ist, daß die zionistische Führung eine große Mitschuld an der Katastrophe der europäischen Judenschaft trägt. Wäre eine solche Anspielung gefallen, dann würde man den Verfasser sofort als neonazistischen Antisemiten verketzert und sein Schauspiel unverzüglich abgewürgt haben, während jetzt seine weltweite Verbreitung gefördert wird, da es ja "nur" einen Papst angreift und ihn ganz unverdientermaßen beschuldigt. Kritik am Judentum, namentlich am Zionismus darf sich heutzutage nur ein Jude gestatten, und tut er es, wie ich es in meinem ersten Buche getan habe, dann riskiert er - vorerst noch - schlimmstenfalls, daß man an seinem Verstand zweifelt, wie dies ein - übrigens deutschblütiger - Publizist bei mir sich geleistet hat.
[...]

[207] Daß gerade von christlicher Seite den Juden - ich erinnere an die caritativen Verdienste des Papstes Pius XII. - und im besonderen den Bukowina-Juden nachdrücklich und wirksam geholfen worden ist, dafür liefert den Beweis ein Zionist, der in den dreißiger Jahren,

[208] ähnlich wie Dr. Leo Baeck, das Programm der NSDAP in einer Reihe von Publikationen als vorbildlich für Zion hingestellt hatte und dafür von Dr. Goebbels' Propagandapresse gelobt und weltbekannt gemacht worden war; später änderte er freilich seine Ansichten vom Dritten Reich. Ich spreche hier von Professor Manfred Reifer, einem der markantesten Führer der rumänischen Zionisten. Er veröffentlichte nach dem Krieg in Tel Aviv (1952) das zum Teil autobiographische Buch "Menschen und Ideen", auf dessen Seiten 240-260 er von seinem aussichtslosen Kampf um die Rettung der rumänischen Juden berichtet und u. a. auch schreibt: "Wären die zionistischen Leitungen in Erez Israel, in London und in New York rechtzeitig mit entsprechenden Mitteln zu Hilfe gekommen, so hätten Tausende und Zehntausende polnischer Juden über Rumänien gerettet werden können; doch unsere zionistische Politik war inaktiv und somit ohnmächtig! . . . Auch die Auswanderungsbemühungen der rumänischen Juden gehören nicht zu den Ruhmesblättern der zionistischen Arbeit."
[...]

[311] Der Weg meines Buches hat über mancherlei weltanschauliche, politische und geschichtliche Pfade bis in die problematische Gegenwart des Jahres 1966 geführt. Den Anstoß zu seiner Abfassung gab die beleidigende Kampagne gegen den toten Papst Pius XII., die ad absurdum zu führen ich für meine Pflicht hielt, zumal da jener Hetzfeldzug sich gleichzeitig gegen die Bundesrepbulik [sic] Deutschland richtete, die als Nachfolgerin von Hitlers Drittem Reich angerempelt wurde und noch heute wird, als habe sie selber die Verbrechen des NS-Regimes begangen auch hier verlangt ein heißes Eisen entschlossenes Zupacken und Geradebiegen, wenn das so gern zitierte, aber nur selten bemühte Weltgewissen nicht bis ins Aschgraue seinem abseitigen Schlummer überlassen bleiben soll. Damit aber geriet mein Buch zwangsläufig in den Zeitstrom der Geschichte seit 1945 und führte zu kritischen Betrachtungen der allerjüngsten Vergangenheit, die sich gar nicht umgehen ließ, wenn meine Darstellung einen leidlich umfassenden Überblick über die heutige Situation des Judentums und seiner Sündenböcke, seiner Probleme und seiner Tabus geben wollte.
Zum Schluß darf nicht unerwähnt bleiben, daß auch die Transnistrien-Verschickten dem verstorbenen Papst Dank schulden. Pius XII. hatte den Bukowinern und rumänischen Juden, die nach Transnistrien verbannt worden waren, jede nur mögliche Hilfe zukommen lassen. Wenn man die Umstände und die damalige Möglichkeit in Betracht zieht, war die Hilfe sehr wertvoll.
1942 verfaßte in Transnistrien der aus Czernowitz stammende Professor Dr. Hermann Sternberg in lateinischer Sprache einen ausführlichen Lagebericht der Zustände in Transnistrien. Dieses Dokument wurde über Bukarest dem Vatikan zugeleitet. Nachdem Pius den Inhalt des Berichtes zur Kenntnis genommen hatte, ordnete er sofort an, daß man sich mit dieser Angelegenheit befasse. Dem päpstlichen Nuntius in Bukarest, Monsignore Cassulo, als treuer Diener seines Papstes, war es ein Herzensbedürfnis, den Transnistrien-Juden nach Möglichkeit zu helfen. Diesbezüglich nahm er Kontakte auf mit Vertretern der Judenheit, den oppositionellen rumänischen Politikern, mit Vertretern der orthodoxen Kirche, mit Regierungsmitgliedern und insbesondere mit dem bereits erwähnten Vertreter des Schweizerischen Roten Kreuzes, Ch. Kolb. Um die eingeleiteten Hilfsaktionen zu kontrollieren und zu koordinieren, scheute Monsignore Cassulo eine Reise ins Verbannungsgebiet nicht. So fand sich der päpstliche Vertreter 1943 im Zentrum Transnistriens in der Stadt Mogilew ein. Dort nahm er Kontakt mit Vertretern der Verschickten auf und sprach mit ihnen über die Hilfeleistung und deren Verwendung.

[312] Viele, sehr viele überlebende Transnistrien-Verschickte sind, wie oben bereits erwähnt, dem Papst und seinem Abgesandten Dank schuldig."

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