Kasper und Ratzinger
SZ 25.01.2001: "Kasper kritisiert Dominus-Iesus-Papier"
"Zwei Tage nach seiner Ernennung durch Papst Johannes Paul II. zum
Kardinal hat der deutsche Kurienbischof Walter Kasper in Tübingen
ein Plädoyer für den Ausbau der kirchlichen Ökumene
gehalten.
[...] In seiner Rede ging der Sekretär des Päpstlichen Rates
zur Förderung der Einheit der Christen auf Distanz zu der in der
umstrittenen
Erklärung „Dominus Iesus“ vorgezeichneten kirchenpolitischen
Abgrenzungslinie.
Besonders dieses, aber auch neuere Dokumente hätten Zweifel am
ökumenischen
Engagement der katholischen Kirche aufkommen lassen. „Dass sie vor
allem
wegen ihres Tons und Stils viele Menschen, auch viele meiner Freunde in
der eigenen wie in anderen Kirchen enttäuscht, verwundet und
verletzt
haben, hat auch mich verwundet und verletzt“, sagte Kasper. [...] Er
ziehe
die vom früheren Präsidenten des Einheitsrats, Kardinal Jan
Willebrands,
übernommene Formulierung „neuer Typ von Kirchen“ in der
Erklärung
„Dominus Iesus“ von Kardinal Joseph Ratzinger verwendeten Formulierung
vor, wonach die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen keine
Kirchen
„im eigentlichen Sinn“ seien. Inzwischen habe allerdings auch Ratzinger
selbst eingesehen und klargestellt, dass es sich dabei um eine
„missverständliche
Formulierung“ gehandelt habe."
SZ 22.02.2001: "Kampf der Kardinäle":
"Lange vor Kasper übte bereits der Präfekt der
Glaubenskongregation
Kardinal Joseph Ratzinger eine Schlüsselfunktion in der Kurie aus.
Nun wird interessant sein, welchen Einfluss die beiden Deutschen
künftig
geltend machen können. Dass sie an einem Strang ziehen werden, ist
eher unwahrscheinlich. Sie haben vielmehr das Zeug zu Antipoden im
Vatikan.
Die Duzfreunde sind sich seit Jahrzehnten in inniger theologischer
Feindschaft
verbunden. Beide gelten als hoch angesehene Theoretiker, deren
Bücher
in viele Sprachen übersetzt wurden. Doch könnten ihre
Denkrichtungen
kaum konträrer sein."
Wir haben nie bestritten, dass der eigentliche Zweck von Dominus
Iesus eben der ist, die antichristliche Revolution weiter voran zu
treiben. Dass der Autor Ratzinger
"klarstellt",
dass sein ach so tolles Dokument eine "missverständliche
Formulierung"
als Kernaussage propagiert, kann nicht überraschen, wenn selbst
der
superzuverlässige Katechismus der
katholischen
Kirche innerhalb kürzester Zeit abgeändert wurde. Von
einem
"Kampf der Kardinäle" kann man nur im Sinne von "Einheit im Kampf
gegen die Wahrheit" sprechen; Kasper und Ratzinger sind keine
"Antipoden".
Neues Deutschland 05.07.2001: "Der Chefideologe des Papstes.
Seit 50 Jahren im Dienst der Kirche: Kardinal Ratzinger feiert sein
»Goldenes
Priesterjubiläum«"
"Galt lange Zeit der Slogan »Je kränker der Papst, desto
stärker sein Glaubensminister«, so änderte sich dies
schlagartig
mit der Ernennung von 44 neuen Kardinälen durch Johannes Paul II.
im Februar dieses Jahres. Der Ratzinger nun zugeschriebene Machtverlust
wird damit begründet, dass fortan zwei weitere Deutsche zu den
Purpurträgern
gehören, mit denen der Glaubenspräfekt in der Vergangenheit
verschiedentlich
aneinander geraten war: Karl Lehmann, Vorsitzender der Deutschen
Bischofskonferenz,
und Walter Kasper, früherer Bischof von Rottenburg-Stuttgart.
Während
Lehmann Ratzinger vor allem in Sachen Schwangerenkonfliktberatung in
die
päpstliche Parade zu fahren versuchte, hatte sich Kasper
vornehmlich
als streitbarer Kritiker des römischen Zentralismus profiliert."
Glaubt man "Neues Deutschland", dann gibt es "Differenzen" zwischen
Kasper / Lehmann und Ratzinger. Dieses Ammenmärchen wird von den
Medien
immer wieder den Bürgern eingetrichtert, dadurch wird es aber
nicht
wahr. Tatsache hingegen ist, dass Ratzinger, Kasper, Lehmann und der
gesamte
V2-Stab fanatische Satansdiener sind, die eifrig die Wahrheit auf den
Kopf
stellen und gegen jeden mit skrupelloser Grausamkeit zu Felde ziehen,
der
es noch wagt, am katholischen Glauben festzuhalten.
Ein aktuelles Zeichen der Zeit, dass auch von "Neues Deutschland" nicht
hätte ignoriert werden dürfen, war z.B. die Festschrift
zum 65. Geburtstag von Karl Lehmann. Da sind die agilsten
Christenverfolger
freudig vereint, außer eben Ratzinger und Kasper auch Küng
und
eine ganze Armee von Politikern. Dass ND ein radikal antichristliches
Unternehmen
ist, lässt sich nicht nur aus diesen offenkundigen Lügen von
einem "Machtwechsel" im Vatikan schließen - schließlich hat
der Satan nach wie vor im Vatikan das Zepter in der Hand -, sondern
zusätzlich
in einem radikalen Verbot, aus den Schmierstücken von ND frei zu
zitieren.
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Also selbst das grundlegende Zitationsrecht fällt bei ND flach.
Um begründet vor diesen ganzen Schmierblättern warnen zu
können,
was unsere Pflicht ist, sind wir jedoch gezwungen, auch aus ND zu
zitieren,
und haben deshalb auf eine Erlaubnis von seiten der ND-Redaktion
verzichtet.
Wir räumen aber der ND-Redaktion, ebenso wie der MR- und der
SZ-Redaktion,
die Möglichkeit einer Stellungnahme zu unserer Warnung vor ihren
Gossenprodukten
ein.
Lassen wir uns also von diesem törichten Mediengesülze bzgl. angeblicher "Differenzen" zwischen den "Kardinälen" nicht irritieren und bleiben wir statt dessen bei den Fakten: Kasper ist die Karriereleiter in der V2-Sekte mächtig nach oben geklettert, er war z.B. maßgeblich am Apostatenkatechismus beteiligt, nie wurde auch nur ein Buch von ihm von Rom zensiert, und nie hat er selbst auch nur eine Häresie widerrufen. Die hohen Auflagennummern beweisen, dass Kasper sich über Jahre hinweg treu geblieben ist mit seiner radikal antichristlichen Überzeugung.
Walter der Kasper
Den Titel "Walter der Kasper" verschaffte sich WdK 1974 mit seinem
Buch "Jesus der Christus" (uns vorliegende Ausgabe: 9. Auflage 1984).
Darin
sinniert er: "Jesus Christus ist kein Doppelname wie etwa Hans
Müller,
sondern ein Bekenntnis, das besagt: Jesus ist der Christus."
In Studentenkreisen wurde diese grandiose Weisheit, dass "Jesus
Christus"
kein Doppelname ist wie "Hans Müller", honoriert mit dem Bonmot
"Walter
der Kasper". Wenngleich "Walter Kasper" ein Doppelname ist wie "Hans
Müller",
liegt hier doch ein Bekenntnis vor, das besagt: Walter ist ein Kasper
im
Affentheater der V2-Sekte.
Einführung in den Glauben
Vorwort
Gott
(15f) "Wir werden mit dem Schlagwort von der Glaubenskrise also vorsichtig umgehen müssen. Das Wort »Krise« hat für das durchschnittliche Bewußtsein einen einseitig negativen Klang. Glaubenskrise bedeutet hier soviel wie Glaubensruin. Im ursprünglichen Sinn des Wortes bedeutet Krise jedoch Entscheidungssituation. In einer kritischen Situation sind die bisherigen Strukturen und Formen nicht mehr selbstverständlich. Damit ist ein Raum der Freiheit und eine Chance zum Handeln gegeben. Die Zukunft ist damit offen. Eine Krise kann deshalb sowohl zum Ruin führen wie zum Kairos werden; eine Glaubenskrise kann auch zur Erneuerung und Vertiefung des Glaubensverständnisses führen. Solche kritische Wendepunkte hat es in der Kirchen- und Theologiegeschichte immer wieder gegeben. Man denke an die konstantinische Wende, die gregorianische Reform, an das Zeitalter der Reformation. Der Glaube mußte hier jeweils durch einen immensen geschichtlichen Wandlungsprozeß hindurch seine Identität wahren. Vermutlich stehen wir heute wieder an einem solchen epochalen Wendepunkt der Kirchen- und Dogmengeschichte. Wohin sie führt, ist nicht von vornherein entschieden, das entscheidet sich vielmehr erst durch uns. Das ist in der gegenwärtigen Krise der Kairos unserer Situation. Wir müssen also fragen: Was bedeutet der christliche Glaube angesichts der neuzeitlichen Situation? Wie artikuliert und verwirklicht er sich heute? Welches ist sein Ort und sein Auftrag in der gegenwärtigen Gesellschaft? Um hier zu einer klaren Zukunftsperspektive zu kommen, müssen wir zunächst die gegenwärtige Glaubenssituation genauer zu verstehen suchen. Dies wiederum ist nur mit Hilfe einer geschichtlichen Analyse möglich. Sie allein ermöglicht uns, Eintagsphänomene von weiterreichenden geschichtlichen Perspektiven zu unterscheiden und im Wirrwarr der Schlagworte Klarheit zu bekommen. Wir müssen unsere Situation also in dem größeren Zusammenhang der Geistes, Gesellschafts- und Theologiegeschichte sehen.
(18f) "Im Bereich des menschlichen Erkennens hat die kritische Einstellung der Neuzeit und die Abkehr von der Tradition die modernen Erfahrungswissenschaften ermöglicht. Sie haben unser Weltbild grundlegend verändert und zu einem rationalen Weltverhalten geführt. Hier gilt nicht, was durch Tradition geheiligt ist, sondern was der rationalen Diskussion standhält. Wissenschaft und Technik ermöglichen es dem Menschen, sich immer mehr zum Herrn der Wirklichkeit zu machen, sie rational zu planen, zu steuern und zu gestalten. Die Folge ist eine hominisierte und säkularisierte Welt, in der wir immer weniger den Spuren Gottes und immer mehr den Spuren des Menschen begegnen. Säkularisierung bedeutet ja nichts anderes, als daß sich der Mensch frei macht von religiösen und metaphysisch geprägten Verhaltensmustern und Denkkategorien und sich daran gewöhnt, sich an den immanenten Eigengesetzlichkeiten der verschiedenen Wirklichkeitsbereiche zu orientieren. Die Folgen der neuzeitlichen Entwicklung für den Glauben liegen auf der Hand. Das Christentum ist in dieser neuen Wirklichkeit weitgehend ortlos geworden. Sein Welt- und Menschenbild, sein Autoritätsverständnis waren zutiefst von einer nunmehr endgültig überwundenen Epoche geprägt. Das mußte den Glauben in den Verdacht bringen, er sei im Grunde nichts anderes als die Ideologie einer vergangenen Ordnung und ein Hemmschuh für den Fortschritt. Bis zu einem gewissen Grad ist es deshalb verständlich, daß die Kirche die neuzeitliche Emanzipation lange Zeit fast ausschließlich als Abfall von der theonomen Ordnung, als Zerfalls- und Auflösungsprozeß verurteilte. Es gibt wohl kaum eine grundlegende neuzeitliche wissenschaftliche Entdeckung, welche nicht schon einmal von einer der Kirchen verurteilt oder beargwöhnt wurde. Der Fall Galilei ist nur das berühmteste Beispiel einer recht unrühmlichen Kette von Verurteilungen. Das Zweite Vatikanische Konzil bedeutet hier eine Wende. Wenn das Konzil die Eigenständigkeit der innerweltlichen Kultursachbereiche anerkennt und sich zum Prinzip der Religionsfreiheit bekennt, dann sind damit entscheidende Motive der Aufklärung aufgegriffen und als christlich legitim rezipiert worden. Zu Recht!, denn es war die Bibel, in der erstmals die unverletzliche Würde und die Freiheit jedes Menschen, seine Gleichheit vor Gott und damit die Brüderlichkeit aller Menschen klar ausgesprochen wurde. Schon die beiden Schöpfungsberichte der Genesis vollziehen eine Entnuminisierung der Welt und setzen den Menschen zum Herrn der Wirklichkeit ein, beauftragt, sich die Erde untertan zu machen."
(20f) "Man kann verstehen, daß die Kirche der Neuzeit und
viele
Vertreter des neuzeitlichen Denkens vor diesen Konsequenzen
zurückgeschreckt
sind. Aus diesem Erschrecken bildete sich eine zweite wichtige
Strömung
neuzeitlichen Denkens: die Philosophie der Restauration. Sie hat die
Theologie
und Praxis der Kirche vor allem seit Beginn des 19. Jahrhunderts
nachhaltig
bestimmt. Männer wie J. de Maistre, L. de Bonald, D. Cones, C. L.
Haller u. a. erkannten, daß die menschliche Vernunft wesentlich
auf
Sprache, Überlieferung und Autorität angewiesen ist. Allein
die
Autorität kann nach ihnen Wahrheit und Ordnung garantieren. Die
menschliche
Freiheit kann darum, da sie nur geschichtlich und gesellschaftlich
möglich
ist, nie absolut autonom sein. Unser Verstehen ist auf Sprache,
Überlieferung
und Gemeinschaft angewiesen; deshalb geht der Glaube (im weitesten Sinn
des Wortes) der Vernunft voraus. Auf diese Weise entstand eine ganze
Philosophie
der Autorität.
Innertheologisch wirkte sich diese Strömung zunächst im -
später kirchlich verurteilten - Traditionalismus aus. Weit
wichtiger
ist jedoch, daß diese Ideen maßgeblich hinter der Bewegung
standen, welche auf dem Ersten Vatikanischen Konzil zur Definition des
Primats und der Unfehlbarkeit des Papstes führte. Man glaubte,
einer
aus den Fugen gehenden Welt einen Dienst zu erweisen, wenn man ihr im
Papsttum
einen Orientierungspunkt der Einheit gibt. Die Kirche präsentierte
sich also als die große erhaltende und bewahrende Macht. Sie hat
auf diese Weise auf viele der besten Geister große
Anziehungskraft
ausgeübt. Dies beweisen vor allem die großen Konvertiten des
letzten und dieses Jahrhunderts: Brentano, Stolberg, Newman, Claudel,
Wust,
Maritain, um nur ein paar Namen zu nennen. Sie alle hatten in den
Abgrund
der Neuzeit geschaut und fanden in der katholischen Kirche wieder Halt
und Heimat. Das Zweite Vatikanische Konzil kann in gewisser Hinsicht
als
Abkehr von dieser gegen die Neuzeit gerichteten restaurativen
Mentalität
verstanden werden. Eine solche Öffnung ist selbstverständlich
nicht ohne Krisen möglich. Die Kirche scheint damit auf den ersten
Blick das aufzugeben, was bisher ihre Stärke war und was sie zum
Anziehungspunkt
für viele wache Geister, aber auch zur Heimat für alle, die
nach
Sicherheit suchten, machte. Eine kräftige Wiederbelebung
restaurativer
Tendenzen ist im Augenblick völlig unübersehbar. Eine
Lösung
kann die Restauration freilich niemals sein. Wenn die Autorität
einmal
in Frage gestellt ist, kann man sie nur begründen, indem man
selbst
argumentiert. Jedes Argument löst sofort wieder neue Fragen aus.
Auch
ein Autoritätsstandpunkt ist also vom Geist der Aufklärung
angekränkelt.
Die bloße Restauration ist heute keine Möglichkeit mehr. Es
ist uns nur noch ein kritisches - was nicht heißt: ein negatives
- Verhältnis zur Autorität möglich. Autorität
muß
sich heute als Bedingung und Ermöglichung der Freiheit ausweisen.
Das bedeutet, daß wir heute eine positive und schöpferische
Vermittlung zwischen dem Glauben und dem modernen Denken, zwischen
Kirche
und neuzeitlicher Gesellschaft versuchen müssen.
(24f) "Am ehesten kann man die gegenwärtige Situation als Zeit einer zweiten Aufklärung beschreiben. Die zweite Aufklärung bedeutet eine Aufklärung der Aufklärung über sich selbst, eine Metakritik ihrer Kritik. Dabei stellt sich heraus, daß die Aufklärung gar nicht so voraussetzungslos war, wie sie meinte, sondern von einem uns heute geradezu naiv anmutenden Glauben an die Vernunft und die Freiheit beseelt war. Für uns heute ist die Freiheit des Menschen alles andere als selbstverständlich; sie ist sogar eine höchst problematische Angelegenheit. Wir wissen uns auf vielfache Weise psychologisch, soziologisch, biologisch determiniert. Wir wissen, daß die Vernunft niemals am Nullpunkt anfängt, sondern daß schon die Frage nach der Vernunft und ihrer Freiheit eine geschichtlich bedingte Frage ist, welche die ganze abendländisch-christliche Geschichte voraussetzt. Schließlich muß man fragen: Sind wir überhaupt frei? Ist das Vertrauen in die Vernunft selbst vernünftig? Der idealistische Glaube an die durchgängige Vernünftigkeit und an alles durchwaltende Ideen ist uns aufgrund der Erfahrung des 20. Jahrhunderts gründlich vergangen. Die zweite Aufklärung ist deshalb wesentlich nüchterner und bescheidener als die erste Aufklärung. Sie macht uns die grundsätzliche Endlichkeit des Menschen bewußt und hat ein tiefes Bewußtsein von der Relativität und Faktizität der Wirklichkeit wie von der Vorläufigkeit aller unserer Begriffe und Verstehensmodelle."
(30) "Bei aller Ungeschuldetheit und Gnadenhaftigkeit ist der Glaube auch ein voll und ganz menschlicher Akt. Der Mensch ist es, der glaubt, und nicht der Heilige Geist im Menschen. Als menschlicher Akt darf der Glaube jedoch keine Willkürentscheidung sein. Er muß als menschlich sinnvoll und als intellektuell redlich und verantwortlich erkannt werden. Anders wäre er weder Gottes noch des Menschen würdig. Deshalb darf der Glaube nie bloß ein frommer Aufschwung an der Welt vorbei sein. Ein solcher - nur scheinbar - »reiner« Glaube wäre bloße Flucht und müßte früher oder später als leer und unwirklich entlarvt werden. Es genügt darum in der Verkündigung nicht, den Menschen kerygmatische und dogmatische Formeln um den Kopf zu schlagen und zu sagen: »Friß, Vogel, oder stirb«. Es verrät ein falsches Verständnis vom Glauben, wenn man nur immerzu wiederholt, wer dies und jenes nicht mehr hält, gehört nicht mehr zu uns, oder wenn man nur zynisch fragt: Wollt auch ihr weggehen? Theologie und Verkündigung müssen in einem recht verstandenen Sinn missionarisch sein, d. h. sie müssen die Formeln des Glaubens so aufschließen, daß sie in den konkreten menschlichen Situationen verständlich sind und zu einem echten Anspruch an den Menschen und zur Herausforderung zur Entscheidung werden. Es genügt nicht, die formale Autorität Gottes oder der Kirche zu strapazieren, sondern es geht darum, zu einer mündigen Glaubensentscheidung zu verhelfen."
(38f) "So erweist sich die Frage nach dem Sinn unseres Daseins und unseres Einsatzes in der Geschichte als ein möglicher Zugang zu dem Gott, den die Schrift als den Gott der Hoffnung (Rom 15, 3) bezeugt. Nicht als könnten wir Gott auf diese Weise beweisen. Die Botschaft von Gott erweist sich aber als ein sinnvolles Angebot für ein sinnvolles Menschsein; sie ist zugleich eine Zumutung zum Einsatz."
(41) "Fassen wir zusammen: Wir gingen aus von der Frage, wie man den Glauben an Gott heute intellektuell redlich setzen und verantworten kann. Wir haben keinen Gottesbeweis geführt. Das ist uns nicht zuletzt durch die Erfahrung des Leids und der Grenzen des Menschen verwehrt. Die Erfahrungen des Sinnlosen wollen ebenso ernstgenommen werden wie die Zeichen und Spuren von Sinn. Absoluten Sinn können wir deshalb nur im Modus der Hoffnung annehmen. Solche Hoffnung ist vom menschlichen Leben unablösbar. Die Alternative könnte nur Verzweiflung und Selbstmord oder absolute Gleichgültigkeit - »lasset uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot« (l Kor 15, 32) - sein. So bleibt nur die Hoffnung, daß Sinn und nicht Unsinn, daß Recht und nicht Unrecht, daß Wahrheit und nicht Lüge, daß Glück und nicht namenloses Leid sich als das Letzte in der Geschichte erweisen. Das, was die Schrift und die christliche Tradition »Gott« nennen, erweist sich als ein Angebot an die Hoffnung des Menschen. Gott kann deshalb sinnvoll zur Sprache gebracht werden als die Macht der Zukunft, als die Zukunft unserer Zukunftsentwürfe, als die Macht, welche uns zu unserem Menschsein befreit und ermutigt. Die absolute Zukunft der Geschichte könnte Gott freilich nicht sein, wenn er nicht auch die absolute Herkunft aller Wirklichkeit wäre. Insofern kann und muß ein geschichtlich orientiertes Denken die Fragen und Anliegen der klassischen Metaphysik in kritischer und schöpferischer Weise aufgreifen."
Zu 13: "Die Behauptung der Nichtexistenz Gottes ist streng genommen
ebensowenig beweisbar wie die entgegengesetzte Behauptung seiner
Existenz."
Die katholische Theologie sieht das wohl etwas anders als WdK, z.B. F.
Diekamp, Katholische Dogmatik, Bd. I, Münster (10)1949, 101: "Die
menschliche Vernunft kann mit ihrer natürlichen Kraft Gott aus den
sichtbaren Werken der Schöpfung als die Ursache aus den Wirkungen
förmlich beweisen. Fidei proximum, wenn nicht de fide". Im Antimodernisteneid
heißt es: "Ich umfasse fest und nehme an alles und jedes
Einzelne,
was vom irrtumslosen Lehramt der Kirche bestimmt, aufgestellt und
erklärt
ist, besonders die Hauptstücke ihrer Lehre, die unmittelbar den
Irrtümern
der Gegenwart entgegen sind. Erstens: Ich bekenne, daß Gott, der
Ursprung und das Ende aller Dinge, mit dem natürlichen Licht der
Vernunft
durch das, was geschaffen ist, d.h. durch die sichtbaren Werke der
Schöpfung,
als Ursache mittels der Wirkung, mit Sicherheit erkannt und auch
bewiesen
werden kann."
Für das Thema "Gottesbeweise" s. auch "Alma
mater", Teil 2.
Zu 15f: "Das Wort »Krise« hat für das
durchschnittliche
Bewußtsein einen einseitig negativen Klang. Glaubenskrise
bedeutet
hier soviel wie Glaubensruin. Im ursprünglichen Sinn des Wortes
bedeutet
Krise jedoch Entscheidungssituation." WdK zeichnet daraufhin das
rosarote
Bild einer neuen Freiheit, allerdings besteht hier formal gesehen ein
eklatanter
logischer Bruch: In der Tat ist die "Glaubenskrise", die von V2
ausging,
der Glaubensruin: Mit V2 wird die Apostasie als "neues Pfingsten"
aufoktroyiert,
"Umorientierung" und "Reformen" sind angesagt, und die "Ökumene"
ist gar "unumkehrbar". Eine
"Entscheidungsfreiheit"
besteht aber objektiv nicht insofern, als ob nun freigestellt
würde,
Dogmen und Kirchenstrukturen (wobei die hierarchische Struktur wiederum
ein Dogma ist) abzuändern oder einfach aufzugeben, sondern es
besteht
nur weiterhin die stets vorhandene Freiheit, den katholischen Glauben
anzunehmen
oder nicht. Die konstantinische Wende (313) beendete die
Christenverfolgungen
und brachte der Kirche öffentliche Sicherheit. Mit der
"gregorianischen
Reform" meint WdK wohl die Ausbildung des Kirchenstaates bei der
Verwaltung
des "Patrimonium Petri", d.h. der Landschenkungen an den Papst, durch
Papst
Gregor I. den Großen (590-604); allerdings hat Gregor I. auch
z.B.
viel für die Ausgestaltung der Liturgie getan, weswegen sich z.B.
der Begriff "Gregorianischer Choral" eingebürgert hat. Die
Reformation
ist der öffentliche Abfall des wahnsinnigen Häretikers Martin
Luther und anderer Wirrköpfe von der Kirche Christi.
Wie WdK diese Ereignisse mit dem großen Glaubensabfall von V2
in einem Rutsch nennen kann, ist unklar; bei der Reformation
können
wir bis zu einem gewissen Grade zustimmen, insofern nun auch wieder
eine
große Anzahl von Menschen sich von der katholischen Kirche
trennen,
weil es angeblich Zeit für eine "Reform", d.h. Revolution gegen
das
Christentum, ist, wobei das heutige Chaos sehr viel schlimmer ist als
damals
- damals gab es ja immerhin noch einen Papst, heute treiben reihenweise
Scheinpäpste ihr Unwesen.
Doch um solche Feinheiten kümmert sich WdK nicht - nun gibt es
"vermutlich" "wieder" einen "solchen epochalen Wendepunkt der Kirchen-
und Dogmengeschichte". In der Tat, die konstantinische Wende und die
Ausbildung
des Kirchenstaates haben die Situation der Kirche geändert, aber
nicht
ihre eigentliche Struktur. Angesichts der Reformation sah sich die
Kirche
veranlasst, die katholische Glaubenslehre umfassend systematisch
darzulegen,
aber es wurden keine Dogmen neuerfunden oder alte Dogmen
abgeändert
oder abgeschafft. Also, diese Verweise auf angebliche "epochale
Wendepunkte"
ist ein einziger Unfug. In der Formulierung der Dogmen gibt es ein
Wachstum,
also war z.B. vor 1950 die leibliche Aufnahme
Mariens
noch kein Dogma, aber es gibt keine "Wendepunkte", d.h. es wurden
niemals
Dogmen "modifiziert" oder aufgehoben. Was V2 gebracht hat, ist eben nur
der große Glaubensabfall, bei dem der Titel katholisch nun in den
Händen einer antichristlichen Sekte liegt.
Zu 18f: "Das Christentum ist in dieser neuen Wirklichkeit weitgehend
ortlos geworden. Sein Welt- und Menschenbild, sein
Autoritätsverständnis
waren zutiefst von einer nunmehr endgültig überwundenen
Epoche
geprägt."
Nach dem Gesagten erweist sich auch diese "geschichtliche Analyse"
als kompletter Blödsinn. Es gab in der Kirche niemals ein "Welt-
und
Menschenbild" oder ein "Autoritätsverständnis", das einem
Wandel
unterworfen ist. Es kann zwar durchaus sein, dass sehr viele von der
Wahrheit
abfallen, das kann aber für die Kirche kein Grund sein, ebenfalls
von der Wahrheit abzufallen.
"Es gibt wohl kaum eine grundlegende neuzeitliche wissenschaftliche
Entdeckung, welche nicht schon einmal von einer der Kirchen verurteilt
oder beargwöhnt wurde. Der Fall Galilei ist nur das
berühmteste
Beispiel einer recht unrühmlichen Kette von Verurteilungen."
Galileo Galilei kommt in der seriösen Geschichtsschreibung
keineswegs
so gut weg, wie das die Feinde Christi gerne hätten. So sehr die
Verurteilung
Galileis auch zu bedauern ist, so entschieden muss man sich trotz allem
an die Fakten halten:
"Bei dem Prozesß des berühmten Galileo Galieli (gest. 1642)
glaubten die römischen Richter in seiner Lehre von dem Stillstand
der Sonne einen Widerspruch gegen die Bibel zu finden und verboten die
Verbreitung dieser Lehre. Galilei gab als gläubiger Katholik seine
ihm selbst noch zweifelhafte Lehre auf, als man ihn auf
Widersprüche
verwies, die er selbst noch nicht zu lösen vermochte. Die
Anwendung
der Folter gegen ihn, sowie das bekannte: 'Und sie bewegt sich doch!'
etcgehören
zu den Fabeln. Viel härter verfuhren die protestantischen
Theologen
gegen Kepler" (H. Wedewer, Grundriß der Kirchengeschichte,
Freiburg
(13)1913, 105).
Sicher, es macht mehr Eindruck, wenn man es so hinstellt, als ob
Galilei
seine Theorien hätte beweisen können und als ob die Kirche
leichtfertig
jede unbewiesene Theorie als wissenschaftliche Erkenntnis akzeptieren
müsste
etc.; im Endeffekt hat man aber mehr davon, bei der Wahrheit zu
bleiben.
"Das Zweite Vatikanische Konzil bedeutet hier eine Wende. Wenn das
Konzil die Eigenständigkeit der innerweltlichen Kultursachbereiche
anerkennt und sich zum Prinzip der Religionsfreiheit bekennt, dann sind
damit entscheidende Motive der Aufklärung aufgegriffen und als
christlich
legitim rezipiert worden. Zu Recht!, denn es war die Bibel, in der
erstmals
die unverletzliche Würde und die Freiheit jedes Menschen, seine
Gleichheit
vor Gott und damit die Brüderlichkeit aller Menschen klar
ausgesprochen
wurde."
Die Religionsfreiheit ist z.B. im Syllabus
verurteilt ("15. Es steht jedem Menschen frei, jene Religion anzunehmen
und zu bekennen, welche jemand, durch das Licht der Vernunft
geführt,
für die wahre hält."). Bei der "Seligsprechung"
Pius IX. haben die "Kritiker" also mit Recht auf die
Unvereinbarkeit
von katholischer und V2-Lehre hingewiesen.
Zu 20f: "Das Zweite Vatikanische Konzil kann in gewisser Hinsicht
als
Abkehr von dieser gegen die Neuzeit gerichteten restaurativen
Mentalität
verstanden werden. Eine solche Öffnung ist selbstverständlich
nicht ohne Krisen möglich. Die Kirche scheint damit auf den ersten
Blick das aufzugeben, was bisher ihre Stärke war und was sie zum
Anziehungspunkt
für viele wache Geister, aber auch zur Heimat für alle, die
nach
Sicherheit suchten, machte. Eine kräftige Wiederbelebung
restaurativer
Tendenzen ist im Augenblick völlig unübersehbar. Eine
Lösung
kann die Restauration freilich niemals sein."
Dass V2 eine "Wende" und eine "Abkehr" von der katholischen Lehre
betreibt,
geben auch wir ohne Umschweife zu. In der Kirche gibt es die
Autorität,
die der Vernunft zugänglich ist, die sich auf die
Verheißungen
Christi für seine Kirche stützt und deren Inhalte als nicht
widervernünftig
erwiesen werden können, z.T. sogar im Lichte der natürlichen
Vernunft erkenntlich sind. Bei V2 greift nun eine neue Form der
Autorität,
i.e. den radikalen Terror. Die V2-"Freiheit" ist die brutale,
unnachgiebige
Religionsdiktatur, die sich z.B. in dem Herz-Jesu-Urteil
manifestiert. Frei von der Verantwortung vor Gott, von der
Verantwortung
durch Argumente, schlagen WdK und seine Genossen skrupellos jeden
nieder,
der noch an göttlichen Geboten und an der Vernunft festhält.
Hier werden nicht einfach "disziplinäre Schrauben" angewendet,
hier
wird sofort die Guillotine gewetzt, und wer sich durch diesen Anblick
nicht
abschrecken lässt, der bekommt dann die "neue Freiheit" extrem
hautnah
zu spüren!
Zu 24: Ein "tiefes Bewußtsein von der Relativität und
Faktizität
der Wirklichkeit wie von der Vorläufigkeit aller unserer Begriffe
und Verstehensmodelle" ist die Voraussetzung für den Relativismus,
den Vorläufigkeitswahn, in dem WdK schwelgt. Das einzig
Beständige
in der V2-Sekte ist der Wandel, und hier erinnern wir wieder an das
Dogma:
"Wer sagt, es sei möglich, daß man den von der Kirche
vorgelegten
Glaubenssätzen entsprechend dem Fortschritt der Wissenschaft
gelegentlich
einen anderen Sinn beilegen müsse als den, den die Kirche
verstanden
hat und versteht, der sei ausgeschlossen" (NR 61, cf. DS 3043).
Während sich WdK mit seiner Relativitätshysterie
unermüdlich
abrackert, bleibt die Kirche fest im Glauben und lässt sich auch
durch
vermeintliche "neue Erkenntnisse" nicht aus der Fassung bringen.
Zu 30: "Es genügt darum in der Verkündigung nicht, den
Menschen
kerygmatische und dogmatische Formeln um den Kopf zu schlagen und zu
sagen:
»Friß, Vogel, oder stirb«. Es verrät ein
falsches
Verständnis vom Glauben, wenn man nur immerzu wiederholt, wer dies
und jenes nicht mehr hält, gehört nicht mehr zu uns, oder
wenn
man nur zynisch fragt: Wollt auch ihr weggehen?"
Zu den Begriffen Exkommunikation / Anathem: "Die Exkommunikation, auch
Anathem (anathema) genannt, [...] ist eine Zensur, mit welcher jemand
von
der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen wird [...] Jeder
Exkommunizierte
[...] hat kein Recht, gottesdienstlichen Handlungen beizuwohnen; nur
die
Predigt darf auch der Exkommunizierte anhören" (A. Perathoner, Das
kirchliche Gesetzbuch, Brixen (4)1926, 666); s. auch Anmerkungen
zum Sedisvakanz-Text. Solche klare Entscheidung, ob nun jemand
Häretiker
und damit kein Mitglied der Kirche ist (s. auch Die
kirchliche Mitgliedschaft) oder nicht, darf es in der V2-Religion
nicht
mehr geben. Klarheit gibt es allerdings insofern, als Katholiken nun
definitiv
verboten wird, sich katholisch zu nennen. Wer noch mit Dogmen operiert,
der "genügt" den V2-Ansprüchen nicht, ja der hat sogar ein
"falsches
Verständnis vom Glauben". Der schlimmste Übeltäter, der
Ober-Zyniker war gem. V2-Religion ganz eindeutig Jesus, das hatten wir
auch schon bei Reinold Stecher gesehen:
"Stechers Club soll marktgerecht, medienwirksam, mitgliederstark etc.
sein; darin unterscheidet er sich signifikant von der Kirche Christi;
man
lese nur die eucharistische Rede (Joh 6): 'Daraufhin zogen sich viele
seiner
Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm' (Joh 6,66).
Stecher
hätte bei einem Abmarsch der Massen reagiert: 'Okay, Leute, war
nicht
so gemeint; ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil!'
Jesus
reagierte anders: 'Da fragte Jesus die Zwölf: 'Wollt auch Ihr
weggehen?''
(Joh 6,67) - Man denke auch an folgende Schriftstelle: 'Von da an
begann
Jesus Christus seinen Jüngern klarzumachen, er müsse nach
Jerusalem
gehen, vieles erleiden von seiten der Ältesten, Hohenpriester und
Schriftgelehrten, getötet werden und am dritten Tage auferstehen.
Petrus zog ihn zu sich, machte ihm Vorhaltungen und sagte: 'Gott
bewahre,
Herr! Das soll dir keineswegs widerfahren!' Er aber wandte sich um und
sagte zu Petrus: 'Weg von mir, Widersacher! Du bist mir zum
Ärgernis:
Du hältst es nicht mit Gott, sondern mit den Menschen.'' (Mt
16,21-23).
Mit wem hält es Stecher?"
Die Antwort: Stecher, WdK etc. halten es alle mit demselben.
Zu 38f: "Die Botschaft von Gott erweist sich aber als ein sinnvolles Angebot für ein sinnvolles Menschsein; sie ist zugleich eine Zumutung zum Einsatz in der Geschichte." Aus der panischen Angst heraus, es könnte irgend etwas Sicheres in der V2-Sekte geben außer eben der Unsicherheit, bietet WdK mit seinem "sinnvollen Angebot" die lächerlichste Begründung, weswegen man die Existenz Gottes annehmen sollte - es hat halt praktische Vorteile. Das Leben macht mehr Spaß, reizt mehr zu Action, wenn man die Hypothese Gott zulässt. Das soll nur ja kein Gottesbeweis sein, dadurch würde ja die "neue Freiheit" genommen. Gott hat hier seine Funktion als Spaßmacher im weitesten Sinne, nicht mehr und nicht weniger wird ihm von der V2-Sekte zugebilligt.
Zu 41: "Wir haben keinen Gottesbeweis geführt. Das ist uns
nicht
zuletzt durch die Erfahrung des Leids und der Grenzen des Menschen
verwehrt."
Jetzt muss es aber auch der Letzte geschluckt haben: Gottesbeweise
gibt´s
nicht, "nicht zuletzt durch die Erfahrung des Leids und der Grenzen des
Menschen". Die "Erfahrung des Leids und der Grenzen des Menschen" ist
zwar
ein Hinweis darauf, dass es eine Erbsünde gibt, aber da die
V2-Sekte
keine Erbsünde anerkennt (oder gleich von einem ganzen Haufen
"Erbsünden"
faselt, cf. Mussinghoff), hat sich
gefälligst
jeder der Relativitätshysterie zu unterwerfen.
Gott ist ein "Angebot an die Hoffnung des Menschen". Friss oder stirb!
Jesus
(50) "Die unerhörte Freiheit, mit der Jesus auftrat, wirft eine Frage auf: In welcher Vollmacht tust du das (Mk 11, 28)? Wo liegt der Grund und die Mitte dieses Daseins? Die Antwort muß lauten: Die Kraft und Inspiration zu dieser unerhörten Freiheit hat Jesus aus dem, was er als das Kommen der Herrschaft Gottes verkündete."
(52-56) Jesu Verhalten, seine Botschaft und seine Taten stellen uns unweigerlich vor die Frage: Wer war dieser Jesus? Was sagt er von sich selbst? Die Antwort ist nicht einfach. Wir müssen heute davon ausgehen, daß wohl alle christologischen Hoheitstitel (Gottessohn, Menschensohn, Messias, Prophet, Gottesknecht usf.) nicht auf den irdischen Jesus zurückgehen, sondern der späteren urkirchlichen Verkündigung zuzuschreiben sind. Jesus hat nicht sich, sondern Gott und seine Herrschaft verkündet. Er hat keine Christologie gelehrt. Wir können also höchstens nach einer indirekten bzw. impliziten Christologie Jesu fragen. Diesen Weg hat schon R. Bultmann angedeutet; diesen ist die nachbultmannsche Theologie entschlossen gegangen. Er führt zu viel überzeugenderen Ergebnissen als eine ängstliche Apologetik, die einzelne Hoheitstitel als authentische JesusWorte retten will. [...] Was beim historischen Jesus implizit und indirekt angesprochen ist, wird nachösterlich explizit und direkt ausgesprochen. Die christologischen Hoheitstitel und die gesamte nachösterliche Christologie müssen verstanden werden als Antwort der Gemeinde auf den Entscheidungsruf und den Anspruch Jesu. Sie verfälschen Jesu Botschaft nicht, sondern beantworten und explizieren sie. Der unerhörte Anspruch des irdischen Jesus führt unmittelbar hinüber zu der Aussage des vierten Evangeliums: »ich und der Vater sind eins« (Joh 10, 30). Doch auch in den nachösterlichen Schichten und Schriften des Neuen Testaments finden wir keine eigentlich ontologischen Aussagen im Sinn der späteren Zwei-Naturen-Lehre. Das Neue Testament kennt vielmehr eine funktionale Christologie, d. h. Aussagen, welche Jesu Heilsbedeutung zum Ausdruck bringen. Es kommt ihm nicht so sehr darauf an zu sagen, wer Jesus in sich ist, sondern was er für uns bedeutet. Doch hätte man den Sinn dieser Feststellung verfehlt, wollte man beides gegeneinander ausspielen. Es ist für Jesus geradezu charakteristisch, daß er sich völlig mit seiner Funktion identifiziert. Er ist, was er bedeutet. Seine Botschaft ist gedeckt durch seine Person. Man muß von ihm geradezu sagen: seine Person ist reine Funktionalität; Person und Funktion sind hier gar nicht zu trennen. Er versteht sein Leben ganz als Gehorsam gegenüber dem Vater und ganz als Dienst für die Menschen. Er will nichts aus sich und nichts für sich sein. Von Gott her ist er ganz der Mensch für die andern. In dieser doppelten Offenheit engagiert und verzehrt er sich bis zum Tod. So ist er in seiner Person die Daseinsweise der Herrschaft der Liebe Gottes. Er ist dies alles so radikal, daß er in seinem freien menschlichen Gehorsam ganz Leerform und Instrument für Gottes Dasein und Handeln in der Geschichte ist. In diesem Sinn ist er der Sohn Gottes. In seinem ganz und gar menschlichen Gehorsam ist Jesus die Daseinsweise Gottes. Deshalb hat auch das spätere kirchliche Dogma, wonach Jesus ganz Mensch und ganz Gott ist, sein Recht. Es bringt unter einer zeitbedingten Fragestellung in bestimmter geschichtlicher Terminologie die »Sache« Jesu gültig, wenn auch auslegungsbedürftig und überholbar zum Ausdruck. Durch seinen Gehorsam eröffnet uns Jesus eine neue Möglichkeit des Menschseins: im Gehorsam gegen Gott restlos engagiert zu sein für den Nächsten. Als der Gehorsame ist er Zeuge einer neuen Weise der Existenz: des Daseins aus dem Glauben. Glauben bedeutet darum letztlich nichts anderes als das Eingelassenwerden in Jesu innerste Haltung. Durch Jesus ist uns die Möglichkeit zu einer neuen Freiheit geschenkt, welche sich erweist im Dienst für die andern. Dieser Entwurf eines neuen Menschseins nimmt alles auf, was edel, gut und groß ist an anderen menschlichen Leitbildern. Er liegt aber auch quer zu allem anderen. Was Existenz aus dem Glauben konkret ist, läßt sich nur an Jesu eigenem Verhalten ablesen. Er ist Zeichen und Zeuge des Glaubens. Wie steht es mit diesem Anspruch Jesu? Woher können wir wissen, daß Jesus recht hatte? Einen Beweis für diesen Anspruch führen zu wollen, wäre unsinnig. Trotzdem gibt es eine Art der Verifikation. Die Wirklichkeit und Möglichkeit des Menschseins, wie sie uns bei Jesus begegnet, kann ihre innere Wahrheit daran erweisen, daß sie sich an den Phänomenen unseres Menschseins, an Größe und Elend des Menschen bewährt. Zwischen beiden schwankt der Mensch. Soll er den Zeichen recht geben, welche ihn zum Vertrauen in seine Größe ermutigen, oder den ändern, welche ihn in die Verzweiflung treiben? Das Überzeugende an Gestalt und Botschaft Jesu ist, daß sie beiden Phänomenen gerecht werden. Jesus zeigt die Größe des Menschen auf; er erschließt ihm seine Berufung und seine Sendung. Er zeigt ihm aber auch sein Elend; er zeigt, daß er aus sich unfähig ist, dieser Größe zu entsprechen. Durch die Erkenntnis des Elends werden wir vor Hochmut, durch die Erkenntnis der Größe vor Verzweiflung bewahrt. So wird uns in Jesus Christus die wahre Menschlichkeit des Menschen erschlossen. Das gibt seinem Anspruch und seiner Botschaft eine innere Evidenz. Nirgends sonst begegnen uns so eindeutige Aussagen, welche der Situation des Menschen in gleicher Weise gerecht werden. Deshalb dürfen wir fragen, wer uns etwas Besseres zu geben hat. Wohin sollten wir sonst gehen? Wo finden wir sonst solche Worte des Lebens?
Zu 50: Während die katholische Lehre die Vollmacht Jesu aus seiner Gottheit ableitet, zieht sich WdK auf eine Art psychologisches Erklärungsmodell zurück: Jesus hat sich quasi in die Verkündigung vom "Kommen der Herrschaft Gottes" hineingesteigert, er lebt aus einer Idee, von der er regelrecht besessen war.
Zu 52-56: "Wir müssen heute davon ausgehen, daß wohl alle
christologischen Hoheitstitel (Gottessohn, Menschensohn, Messias,
Prophet,
Gottesknecht usf.) nicht auf den irdischen Jesus zurückgehen,
sondern
der späteren urkirchlichen Verkündigung zuzuschreiben sind.
Jesus
hat nicht sich, sondern Gott und seine Herrschaft verkündet."
Warum
wir das "müssen", wird nicht erklärt, es sei denn, man
akzeptiert
als Erklärung das "Friss oder stirb". In der V2-Religionsdiktatur
ist das Verlangen nach Argumenten nun einmal unter Androhung der
Todesstrafe
verboten, also schluckt jeder, der irdischen Gefahren aus dem Weg gehen
will, willig die kategorischen Imperative der V2-Sektierer.
Christus verwendet den Titel "Menschensohn" quasi auf Schritt und
Tritt,
nach dem Zeugnis von WdK sind diese Stellen aber als
"nachösterliche"
Verfälschung zu verurteilen. Ein konkretes Beispiel (Mt 16,14-20):
"'Für wen halten die Leute den Menschensohn?' Sie antworteten:
'Einige für Johannes den Täufer, andere für Elias,
wieder
andere für Jeremias oder sonst einen Propheten." Er fragte sie:
'Ihr
aber, für wen haltet ihr mich?' Simon Petrus gab zur Antwort: 'Du
bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.' Da sprach Jesus zu ihm:
'Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas! Denn nicht Fleisch und Blut hat
dir das geoffenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist. Und so sage
ich dir: Du bist Petrus. Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen,
und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.
Ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was immer du
auf
Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf
Erden
lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.' Alsdann
schärfte
er den Jüngern ein, niemand zu sagen, daß er der Messias
sei."
Durch WdK wissen wir endlich, wie sich das ganze in Wirklichkeit
abgespielt
hat:
"'Für wen halten mich die Leute?' Sie antworteten: 'Für einen
übergeschnappten Zimmermann." Er fragte sie: 'Ihr aber, für
wen
haltet ihr mich?' Simon Petrus gab zur Antwort: 'Na ja, also, um ganz
ehrlich
zu sein ...' Da sprach Jesus zu ihm: 'Ist schon okay, Simon, Sohn des
Jonas!
Sei ein netter Kerl, und alles wird gut! Und so sage ich dir: Simon,
mach
weiter so! Alsdann schärfte er den Jüngern ein, daß er
nicht der Messias sei."
Dank sei dem wissenschaftlich hochkarätigen WdK, dass er uns aus
dem alten Fahrwasser der dogmatischen Christologie errettet und uns die
Augen geöffnet hat für den historischen Jesus. Nie sei genug
Lob und Preis für WdK!
So erklärt sich dann auch, warum es laut WdK "keine eigentlich
ontologischen Aussagen im Sinn der späteren Zwei-Naturen-Lehre" im
NT gibt - eben weil nicht mehr viel übrigbleibt, wenn man das NT
erstmal
so gnadenlos vergewaltigt hat wie die V2-Sektierer. Die "spätere
Zwei-Naturen-Lehre"
ergibt sich aus einer "Funktionalität" Jesu. Jeder Mensch kann
diese
"Funktion" ausüben, bei Jesus ist diese Funktionalität
"endgültig
geglückt" (s.u. 142), und insofern kann und muss diese
Funktionalität
auch bei jedem anderen Menschen "glücken". Jeder soll ein "Sohn"
resp.
eine "Tochter" Gottes sein in dem Sinne, dass er / sie den
Spaßmacher-Gott
verkündet und sein Leben ganz von dieser Spaßmacher-Religion
durchdrungen ist. Die scharfe Trennung "mein Vater und euer Vater",
"mein
Gott und euer Gott" (s. wiederum den Apostatenkatechismus)
hat konsequenterweise in dem Entwurf von WdK keinen Platz mehr.
Der Wandlungskünstler WdK duldet endgültig entschieden keine
endgültigen Entscheidungen, und so findet auch das Dogma von
Chalcedon
vor seinen Augen keine Gnade: "In seinem ganz und gar menschlichen
Gehorsam
ist Jesus die Daseinsweise Gottes. Deshalb hat auch das spätere
kirchliche
Dogma, wonach Jesus ganz Mensch und ganz Gott ist, sein Recht. Es
bringt
unter einer zeitbedingten Fragestellung in bestimmter geschichtlicher
Terminologie
die »Sache« Jesu gültig, wenn auch
auslegungsbedürftig
und überholbar zum Ausdruck." Die "Auslegung" und
"Überholung"
des Dogmas hat WdK geleistet; der katholische Glaube ist überholt,
jetzt jubelt die Welt im "neuen Pfingsten" der V2-Sekte.
Das Konzil von Trient hat sich auch unfehlbar über Schrift und
Tradition geäußert:
"Die heilige, allgemeine und umfassende Kirchenversammlung von Trient
[...] hat sich stets das Ziel vor Augen gestellt, die Irrtümer
auszurotten
und die Reinheit des Evangeliums in der Kirche zu bewahren. Durch die
Propheten
wurde dieses Evangelium einst in den heiligen Schriften
verheißen,
unser Herr Jesus Christus, Gottes Sohn, hat es mit eigenem Munde zuerst
verkündet, durch seine Apostel ließ er es dann als Quelle
aller
heilbringenden Wahrheit und sittlichen Ordnung jeglicher Kreatur
predigen.
Die heilige Kirchenversammlung weiß, daß diese Wahrheit und
Ordnung enthalten ist in geschriebenen Büchern und ungeschriebenen
Überlieferungen, die die Apostel aus Christi Mund empfangen haben
oder die von den Aposteln selbst auf Eingebung des Heiligen Geistes
gleichsam
von Hand zu Hand weitergegeben wurden und so bis auf uns gekommen sind.
So folgt sie dem Beispiel der rechtgläubigen Väter, wenn sie
alle Bücher des Alten und Neuen Bundes — denn Gott ist ja der
Urheber
von beiden — zugleich mit den Überlieferungen, die Glauben und
Sitte
bestimmen, mit gleicher frommer Bereitschaft und Ehrfurcht anerkennt
und
verehrt. Denn sie stammen ja aus dem Munde Christi oder sind vom
Heiligen
Geist eingegeben und sind in steter Überlieferung in der
katholischen
Kirche bewahrt worden" (D 783; zit. nach NR 80f).
Wer jedoch noch an diesen Sätzen festhält, der ist lt. WdK
ein Zyniker und lebt in einem falschen Glaubensverständnis.
"Woher können wir wissen, daß Jesus recht hatte? Einen
Beweis
für diesen Anspruch führen zu wollen, wäre unsinnig."
Die Kirche hingegen erkennt in den Wundertaten Jesu einen Beweis
für
diesen Anspruch Jesu, cf. die Dogmen:
"Wer sagt, die göttliche Offenbarung könne durch
äußere
Zeichen nicht glaubwürdig werden, sie müsse also durch rein
innere
Erfahrung eines jeden oder durch persönliche Erleuchtung die
Menschen
zum Glauben bewegen, der sei ausgeschlossen."
"Wer sagt, Wunder könnten nicht geschehen, deshalb seien alle
Wunderberichte, auch die in der Heiligen Schrift enthaltenen, unter die
Mythen und Legenden zu verweisen; oder die Wunder könnten nicht
sicher
erkannt werden, und niemals könne durch sie der göttliche
Ursprung
der christlichen Religion rechtmäßig bewiesen werden, der
sei
ausgeschlossen." [D 1812f; zit. nach NR 55f].
Wirklich zu dumm, dass lt. WdK der Jesus von Nazareth, der als Messias
auftrat etc., nie existiert hat. Immerhin ist es ausgehend von dieser
Prämisse
tatsächlich "unsinnig", einen Beweis für einen Anspruch Jesu
führen zu wollen.
Glaubensbegründung
(59-61) "Wenn wir die Frage der Auferstehung historisch angehen, kommen wir nicht weiter zurück als bis zu den Osterzeugnissen der ersten Jünger, die behaupteten, den auferstandenen Herrn gesehen zu haben und von ihm gesandt worden zu sein (Lk 24, 34; l Kor 15, 3-8; Mt 28, 16-20; Gal l, 11-16; l Kor 9, l). Die Auferstehung selbst wird von den kanonischen Evangelien im Unterschied zu den apokryphen Evangelien nirgends beschrieben. Auch über das Wie der Erscheinungen des Auferstandenen erfahren wir nichts. Wir dürfen sie uns jedoch nicht sonderlich mirakulös vorstellen. Das liefe nämlich groteskerweise darauf hinaus, daß die ersten Zeugen des Osterglaubens aufgrund von »umwerfenden« Erfahrungen selbst vom Glauben dispensiert gewesen wären. Es muß sich also um ein gläubiges Sehen gehandelt haben, um ein unmittelbares Angegangensein und Betroffensein durch Jesus Christus, durch welches sich der auferweckte Herr im Glauben der Jünger endgültig Geltung verschaffte. Dabei muß den Jüngern aufgegangen sein, daß die Zukunft Gottes, welche Jesus allen Menschen verheißen hat, zuerst auch von ihm gilt, daß also seine Person und sein Werk aufgrund der Treue Gottes am Kreuz nicht gescheitert ist, sondern endgültig Zukunft besitzt und Zukunft ermöglicht. Das Entscheidende am Osterglauben ist deshalb, daß endgültig offenbar wird, wer Gott ist; derjenige, dessen Macht Leben und Tod umgreift, der das ruft, was nicht ist, damit es ist (Rom 4, 17). In der Auferweckung Jesu hat Gott sich selbst letztgültig definiert und sein Gottsein offenbar gemacht. Er ist der Gott, welcher die Toten lebendig macht. Bei ihm ist Hoffnung gegen alle Hoffnung möglich (Rom 4,17f). Die Auferweckung Jesu und die darin endgültig offenbare Herrschaft Gottes ist der letzte Grund der glaubenden Zuversicht. Sie ist Grund, Anfang und Vorschein einer von der widergöttlichen Macht des Bösen erlösten Welt. In der Gegenwart erfahren wir freilich noch die Mächte des Bösen, des Unrechts, der Lüge und der Gewalt. Deshalb war der Osterglaube von Anfang an angefochtener Glaube, der auf vergewissernde Zeichen angewiesen ist. Die kritischen Fragen und Einsprüche begegnen uns bereits in den neutestamentlichen Texten. Deshalb sammelte man schon früh die Namen der ursprünglichen Zeugen (l Kor 15, 5-8), man verwies auf Erfahrungen bei den gemeinsamen Mählern und zumindest in manchen Traditionssträngen auch auf das leere Grab. Niemals war das leere Grab jedoch die Hauptsache; es kann nur als Zeichen gelten. Mit Hilfe solcher Zeichen suchte man den Osterglauben glaubwürdig zu machen. Daß solche Zeichen jedoch nie eindeutig, sondern immer vieldeutig sind, wußte man ebenfalls schon früh. Das leere Grab konnte ebenso als Ergebnis eines Betrugs erklärt werden (Mt 28, 13). Deshalb verwies Paulus auf die eigenen Erfahrungen im Glauben, welcher gerade in äußerster Bedrängnis immer wieder die Kraft von Ostern erfahren durfte (2 Kor 1, 3-11). Mit seiner ganzen Existenz wollte er Zeichen und Epiphanie des auferweckten Kyrios sein (2 Kor 4, 7-14). Auf die Frage nach einem Beweis, antwortet er: prüft euch selbst (vgl. 2 Kor 13, 5). Eine den Glauben beglaubigende Erfahrung ist also nur möglich, indem man selbst in Fahrt kommt; nur wenn man sich auf den Glauben einläßt und selbst das Experiment des Glaubens macht, kann man seine Wahrheit erfahren. Nur wer sich in die neue mit Christus begonnene Geschichte hineinnehmen läßt, wird auch zeichenhaft ihre Wahrheit erfahren. Nur wer die Wahrheit tut, der kommt ans Licht (Joh 3, 21). Die Wahrheit des Glaubens geht nur auf im Tun des Glaubens. Wenn wir nach der Wahrheit des Glaubens fragen, dann dürfen wir nicht ein dem Glauben fremdes Wahrheitsverständnis zum Ausgangspunkt nehmen. Wir müssen uns auf das Wahrheitsverständnis der Schrift einlassen, wie es vor allem im Zeugnis von der Auferstehung deutlich wird. Im Unterschied zu einem sonst weit verbreiteten Wahrheitsverständnis ist die Wahrheit im Sinn der Bibel nicht einfach die Übereinstimmung zwischen dem Denken und der Wirklichkeit (adaequatio rei et intellectus). Die Wahrheit ist vielmehr ein Geschehen, in dessen Vollzug sich die ursprüngliche Voraussetzung erst bewährt. Wahrheit kann man nicht festhalten, Wahrheit stellt sich vielmehr heraus. Wahrheit und Geschichte gehören hier unmittelbar zusammen. Voll offenbar wird die Wahrheit des Glaubens erst eschatologisch sein, wenn Gott alles in allem sein wird (l Kor 15, 28). Die Wahrheit des Glaubens, die wir jetzt erfahren, ist nur die zeichenhafte Vorausnahme dieser eschatologischen Schau unter den Bedingungen der gegenwärtigen Weltzeit. So ist Glaube nur auf Hoffnung hin möglich.
(67f) "Die Glaubensgewißheit ist Hoffnungsgewißheit. Das bedeutet, daß der Glaube in der Geschichte immer strittig sein wird und daß auch der Glaubende seinen Glauben nie einfach hinter sich, sondern stets vor sich hat. Hier gilt: »Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben« (Mk 9, 23). Es gibt nicht nur ein auch katholisch mögliches »simul iustus et peccator« [zugleich Gerechter und Sünder, Übers. PRHL], sondern ebenso ein »simul fidelis et infidelis« [zugleich Gläubiger und Ungläubiger, Übers. PRHL]. Der Glaube des Gläubigen steht immer wieder auf dem Spiel. So ist der Glaube kein geschlossenes, sondern ein offenes System. Wir müssen deshalb die traditionelle Lehre von der Glaubensgewißheit und vom Glaubenszweifel neu durchdenken und der alten klerikalistischen Versuchung einer integralistischen Synthese in einem monolithischen Wahrheitsverständnis endgültig widerstehen. Eben weil der Glaube wesentlich eschatologischer Hoffnungsglaube ist, muß er sich immer wieder der Methode des Experiments und der Kritik aussetzen. In Auseinandersetzung mit anderen Daseinsentwürfen und Weltanschauungen muß er immer wieder neu zu erweisen suchen, daß ihm die Zukunft gehört, weil er dem Menschen Zukunft eröffnen kann. Er ist also ein Glaube, der selbst unterwegs ist, der immer wieder nach Zeichen Ausschau halten muß. Er ist nicht die Position der beati possidentes, die selbstgerecht Zensuren austeilen, sondern er muß solidarisch sein mit denen, die fragen und suchen. Ja er muß sich sogar als Inspiration zum Suchen und Fragen erweisen. Er darf nicht nur ein Asyl der Geborgenheit sein, sondern er muß auch ein Herd heiliger Unruhe sein."
(78f) "Zusammenfassend können wir nun sagen: Der Glaube ist eine Grundentscheidung und ein Totalentwurf des Menschen, in welchem der Mensch sich, sein Leben, die ändern und die Wirklichkeit insgesamt findet, indem er Gott findet. Glauben bedeutet die personale Selbstüberantwortung des Menschen an Gott, ein Amensagen zu Gott und ein rückhaltloses Gründen der Existenz in ihm. Der so verstandene Glaube ist weder allein ein Akt des Denkens noch allein ein Akt des Willens, sondern nimmt den ganzen Menschen und alle seine Wirklichkeitsbereiche in Beschlag. Er hat deshalb nicht nur Bedeutung für den privaten und persönlichen Bereich des Menschen; er besitzt ebenso eine öffentliche und insofern eine politische Dimension. Deshalb ist der Glaube nicht nur ein christlicher Akt neben anderen Akten und Vollzügen; er steht nicht einfach neben der Hoffnung und der Liebe. Er ist vielmehr das Ganze der christlichen Existenz und umgreift die Hoffnung und die Liebe als zwei Weisen seiner Verwirklichung. Christsein heißt in der Nachfolge Jesu ein gläubiger Mensch sein. Das Christsein ist durch den Glauben und durch ihn allein definiert. Nimmt man das Wort »glauben« in diesem alles umfassenden Sinn, dann ist auch ein katholisches »sola fide« möglich. (Wenn das Trienter Konzil das »sola fide« verurteilte, so setzt es dabei einen viel engeren Glaubensbegriff voraus.) Wir können deshalb sagen: der uns heute so fern gerückte Begriff eines heiligen Menschen meint nichts anderes als einen ganz und gar gläubigen Menschen, und wenn wir konkret wissen wollen, was glauben heißt, dann müssen wir bei den großen Heiligen in die Schule gehen.
Zu 57: "Auf die Frage nach der Wahrheit ihres Glaubens antwortete die Urgemeinde deshalb mit der Botschaft von der Auferweckung Jesu durch Gott." Die Rede von der Auferweckung (s. wiederum die Autobahnkirche) ist wiederum "funktional". Die Jünger wollten weitermachen, und um "begründet" weitermachen zu können, nachdem Jesus "menschlich gesehen am Kreuz gescheitert" ist, nachdem "wie Millionen vor ihm die Mächte der Lüge und der Gewalt auch ihn zur Strecke gebracht" haben, kamen sie auf die Idee mit der "Auferweckung".
Zu 59-61: "Auch über das Wie der Erscheinungen des
Auferstandenen
erfahren wir nichts. Wir dürfen sie uns jedoch nicht sonderlich
mirakulös
vorstellen. Das liefe nämlich groteskerweise darauf hinaus,
daß
die ersten Zeugen des Osterglaubens aufgrund von
»umwerfenden«
Erfahrungen selbst vom Glauben dispensiert gewesen wären."
Ob nun die Emmausjünger (Lk 24,13-35), ob der Apostel Thomas (Joh
20,24-29) oder welcher Zeuge der Auferstehung auch immer: WdK hat ihnen
allen verboten, die Begegnung mit dem Auferstandenen gehabt zu haben,
das
wäre nämlich "grotesk". Wir hingegen halten es für
grotesk,
dass WdK so selbstherrlich in der Vergangenheit herumfuscht und nach
plattem
Gutdünken festlegt, was sich ereignet haben darf und was nicht.
Die
maßlose Hybris der Relativitätshysteriker
überschlägt
sich hier geradezu.
"Eine den Glauben beglaubigende Erfahrung ist also nur möglich,
indem man selbst in Fahrt kommt; nur wenn man sich auf den Glauben
einläßt
und selbst das Experiment des Glaubens macht, kann man seine Wahrheit
erfahren."
Es ist also letztlich auch "grotesk", sich auf die "Berichte" der
"Auferweckungszeugen"
zu verlassen, zum einen, weil sie an sich falsch sind, zum anderen,
weil
sie in jedem Falle nutzlos sind - man muss einfach selber das
"Experiment
des Glaubens" machen. "Die Wahrheit ist vielmehr ein Geschehen, in
dessen
Vollzug sich die ursprüngliche Voraussetzung erst bewährt.
Wahrheit
kann man nicht festhalten, Wahrheit stellt sich vielmehr heraus.
Wahrheit
und Geschichte gehören hier unmittelbar zusammen."
Relativitätshysterie
pur!
Zu 67f: "So ist der Glaube kein geschlossenes, sondern ein offenes
System.
Wir müssen deshalb die traditionelle Lehre von der
Glaubensgewißheit
und vom Glaubenszweifel neu durchdenken und der alten klerikalistischen
Versuchung einer integralistischen Synthese in einem monolithischen
Wahrheitsverständnis
endgültig widerstehen."
Klerikalistische Versuchung, integralistische Synthese, monolithisches
Wahrheitsverständnis - es kann kein Zweifel mehr bestehen, WdK ist
"wissenschaftlich hochkarätig" - vorausgesetzt, man ist wirklich
so
absolut strohdumm, sich von ein paar lächerlichen
Fremdwörtern
blenden zu lassen. Während WdK sonst so herumkrakeelt, er
würde
nichts auf Schlagworte geben, schlägt er in Wahrheit wie ein
Besessener
mit leeren Worthülsen um sich. Natürlich muss man den Glauben
als ganzes bewahren - wer auch nur ein Dogma leugnet, der ist
ausgeschlossen.
"Integral" bedeutet vollständig, wörtlich: unangetastet (in +
tangere), unversehrt. Monolithisch bedeutet "aus (nur) einem Stein
bestehend"
(monos + lithos), ein Monolith ist dementsprechend eine Säule, die
aus nur einem Stein besteht; im übertragenen Sinne dann fest,
unveränderlich.
Wer also das Glaubensgut in unversehrter Einheit bewahrt und die
Wahrheit
als unveränderlich anerkennt, der ist lt. WdK der
"klerikalistischen
Versuchung" erlegen. Was das nun mit dem Klerus, also der kirchlichen
Hierarchie,
zu tun haben soll, bleibt unklar, ebenso, was dieser ideologisierende
-ismus
"Klerikalismus" soll; diese Haltung ist nicht nur auf Kleriker
beschränkt,
sondern ist auch bei anderen vernünftigen Menschen anzutreffen.
Nun,
die V2-Sekte hat Abschied von Hochwürden
genommen, da wird immer wieder gerne mit solchen dummen
Schlagwörtern
wie "Klerikalismus" Propaganda betrieben. Festzuhalten ist: Dem
vernünftigen
Verhalten "muss" WdK - vielleicht zwanghaft - "endgültig
widerstehen".
Zu 78f: "Christsein heißt in der Nachfolge Jesu ein gläubiger Mensch sein." Die Wahrheit wandelt sich ständig, die Glaubensaussagen sind immer "überholbar" - wer solchen Blödsinn akzeptiert, der ist lt. WdK "ein gläubiger Mensch". Zur Solafides-Lehre, die sich Luther vermutlich wegen seiner schweren psychischen Krankheit zusammenbastelte, s. die Rechtfertigungslehre.
Dogmen
(93f) "Die einseitige Herausstellung des formalen Verpflichtungscharakters jedes Dogmas aufgrund der Autorität Gottes und der Kirche mußte sich in der Neuzeit mit ihrer Betonung der Subjektivität besonders fatal auswirken. Kann ich denn die christologische Zentralwahrheit mit derselben subjektiven Intensität festhalten wie die marianischen Dogmen? Bei beiden geht es doch nicht in derselben Weise um die Frage von Heil und Unheil. Deshalb ist auch nicht das gleiche Maß subjektiven Engagements möglich. In der Verkündigung und in der Frömmigkeitspraxis hat diese Konzeption außerdem zu einer fatalen Gleichgewichtsverschiebung geführt. Das Bild der Kirche wurde in der Neuzeit weitgehend von den sekundären und tertiären Zügen ihrer Lehre geprägt. In der Abwehr des Protestantismus hat man die antireformatorischen Wahrheiten überstark betont; das führte zu einer Überbetonung der Wahrheiten, welche die Heilsmittel (Kirche, Sakramente, Ämter) betreffen, gegenüber den eigentlichen christologischen und soteriologischen Heilswahrheiten selbst. Im letzten und in diesem Jahrhundert erschienen zu Fragen der Mariologie mehr Enzykliken als zu den Fragen der Christologie oder des modernen Atheismus. Solche Gleichgegewichtsstörungen sind ein Zeichen dafür, daß Herz und Kreislauf nicht mehr recht funktionieren. Das einseitige Beharren auf verbaler und formaler Orthodoxie ist mitschuldig daran, daß der Glaube die Menschen in der Neuzeit immer weniger erreichte. Neuerdings wird auch in der katholischen Theologie oft die Frage gestellt, ob nach einer sehr langen Epoche der Explikation des Glaubens in seine Folgerungen hinein heute nicht eine rückläufige Bewegung der Konzentration einsetzen müsse. Konzentration bedeutet hier freilich nicht Reduktion oder gar Elimination und schon gar nicht ein entmythologisierendes Herausdestillieren einer kraft- und saftlosen Wesensformel. Es geht vielmehr darum, den einen Glauben in den vielen Glaubensartikeln transparent zu machen und das Periphere vom Zentralen her neu zu verstehen. Die Berechtigung zu einer solchen Konzentration wird in einem der wichtigsten und am meisten in die Zukunft weisenden Konzilstexte ausgesprochen. Im Ökumenismusdekret heißt es: »Beim Vergleich der Lehren miteinander soll man nicht vergessen, daß es eine Rangordnung oder Hierarchie der Wahrheiten innerhalb der katholischen Lehre gibt, je nach den verschiedenen Arten ihres Zusammenhangs mit dem Fundament des christlichen. Glaubens.« Andeutungsweise wird hinzugefügt, dieses Fundament bestehe in den Reichtümern Christi (Eph 3, 8). In dem Modus, der zur Aufnahme dieses Textes führte, heißt es, die Wahrheiten müßten eher abgewogen als aufgezählt werden. In diesem Konzilstext geht es also um die Ablösung eines quantitativen und formalen Wahrheitsverständnisses durch ein qualitatives, inhaltlich bestimmtes Wahrheitsverständnis. Man hätte die Lehre von der Hierarchie der Wahrheiten darum mißverstanden und würde nochmals quantitativ statt qualitativ denken, wenn man sie so verstehen würde, als könne man die einzelnen Glaubenswahrheiten gleichsam durchnummerieren und auf diese Weise wichtige Wahrheiten von weniger wichtigen unterscheiden. Richtig verstanden geht die Lehre von der Hierarchie der Wahrheiten davon aus, daß der Inhalt des Glaubens nicht bloß die Summe einzelner Sätze, sondern ein strukturiertes Ganzes mit bestimmten Proportionsgesetzen darstellt.
(100) Das eine sich durchnähende Thema der Dogmengeschichte ist kein anderes als das Thema der Verkündigung Jesu: Gottes Herrschaft als Heil des Menschen. In Person und Werk Jesu ist die Sache Gottes und die Sache des Menschen eins geworden. Die christologische Konzentration aller Glaubensaussagen darf darum nicht enggeführt verstanden werden. Sie ist Inbegriff und Zusammenfassung dessen, was Gott für den Menschen und der Mensch für Gott bedeutet. Das in Jesus Christus offenbare und verwirklichte Gottsein Gottes als Grund der Menschlichkeit des Menschen ist darum das eine Wort in den vielen Wörtern und das eine Dogma in den vielen Dogmen. Wer festhält und bekennt, daß Gott in Jesus Christus Heil, Hoffnung und Friede für alle Menschen ist, und wer sich engagiert darauf einläßt, um zur Hoffnungsgestalt für andere zu werden, der glaubt und bekennt den ganzen Glauben, weil dieser ganze Glaube nicht eine Summe von Sätzen, sondern die Ganzheit einer Gestalt ist: Jesus der Christus. Aus dieser christologischen Verknotung aller Glaubensaussagen ergeben sich zwei wichtige Folgerungen für die Interpretation von Glaubenswahrheiten. Zum ersten: Christologische Interpretation ist theologische und doxologische Interpretation. Jesus Christus ist der Weg zum Vater (vgl. Job 14, 6). Die christologischen Formeln stehen und ruhen deshalb nicht in sich, sondern schwingen über sich hinaus und transzendieren sich ins nicht mehr sagbare Mysterium Gottes hinein. Das »per Christum in Deum« hat für die Theologie methodische und hermeneutische Konsequenzen. Thomas von Aquin hat diesen Sachverhalt begriffen, wenn er formuliert: actus autem credentis non terminatur ad enuntiabile, sed ad rem [Der Akt des Glaubenden wrid nicht bestimmt durch das, was aussagbar ist, sondern durch die Sache, Übers. PRHL] Diese res, die »Sache« des Glaubens, ist für ihn Deus sub ratione Deitatis, die Göttlichkeit Gottes, von der wir nach ihm mehr wissen, was sie nicht ist, als was sie ist. Deshalb gilt: articulus est perceptio divinae veritatis tendens in ipsam [Der Glaubenssatz ist das Erfassen der göttlichen Wahrheit, wobei er zu ihr hinstrebt, Übers. PRHL]. Der Glaubensartikel ist eine wirkliche Erfassung der göttlichen Wahrheit, er ist nicht bloß eine Chiffre; aber er ist eine Erfassung, welche über sich selbst hinausschwingt ins nicht mehr Faßbare hinein. Jedes oberflächliche Bescheidwissen und jedes scharfmacherische Hochspielen einzelner Formeln ist ausgeschlossen. Das Dogma ist letztlich Doxologie. Sein eigentlicher Sitz im Leben ist das liturgischlobpreisende Bekenntnis. Christologische Interpretation ist zum zweiten anthropologische und »weltliche« Interpretation. Davon wird noch ausführlich die Rede sein müssen, wenn von der Heilsbedeutung des Glaubens gesprochen wird. Deshalb soll hier nur soviel bemerkt werden: Das Dogma muß als eine Gestalt des Evangeliums, als Heilszusage an den Menschen geltend gemacht werden. Man hat es immer schlecht ausgelegt, wenn man es nur dazu benützt, um es ändern um die Ohren zu schlagen und zu sagen: Friß, Vogel, oder stirb! Dogmen müssen als Gestalt der Frohbotschaft und nicht als Drohbotschaft interpretiert werden. Man muß sie so interpretieren, daß sie als Angebot eines menschlicheren Menschseins verstanden werden können. Nur auf diese Weise können sie zu einem im Gewissen verpflichtenden Anspruch und zu einer Herausforderung auf Leben und Tod werden.
(142f) "Noch dem Neuen Testament glückt es nicht überall in gleicher Weise, die Wahrheit und Wirklichkeit Jesu Christi einzuholen. Man muß deshalb die Heilsgeschichte als Ganze nehmen, auf ihr Gesamtzeugnis und auf ihre Gesamtbewegung achten. Das ist der Sinn des hermeneutischen Prinzips der analogia fidei. Der Bezugspunkt der gesamten Heilsgeschichte ist Jesus Christus. In ihm ist die Geschichte Gottes mit den Menschen endgültig »geglückt«. Auf ihn hin und von ihm her müssen alle Schriftaussagen kritisch interpretiert werden. In ihm ist etwas Endgültiges geschehen, das aller anderen Geschichte Maß und Halt zu geben vermag. Jesus Christus als der endgültige Anfang bedeutet aber auch, daß die Heilsgeschichte mit ihm noch nicht in jeder Hinsicht ins Ziel gelangt ist und die Vollendung dieses Anfangs noch aussteht. Die Kirche steht deshalb zwischen dem Schon und dem Noch-Nicht. Sie ist bleibend an den »Anfang in der Fülle« (J. A. Möhler) gebunden und auf Tradition angewiesen. Aber diese Tradition ist keine fixe Sammlung von dicta probantia [zufriedenstellenden Aussagen], sondern ein lebendiger Prozeß. Als eschatologisches Phänomen muß sich die Kirche immer wieder neu in ihre eigene Zukunft hinein überschreiten; sie lebt geradezu von der Proklamation ihrer eigenen Vorläufigkeit (K. Rahner). Sie hat die Wahrheit nicht einfach, sondern muß sie immer wieder neu suchen. Dies geschieht dadurch, daß sie geduldig und mutig auf die »Zeichen der Zeit« achtet. Die Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils hat diesen unabdingbaren Zeitkoeffizienten der Verkündigung nachdrücklich herausgestellt, indem es einerseits sagte, daß die Kirche mit ihrer Verkündigung jeweils Antwort geben müsse auf die Fragen der Zeit, anderseits aber auch darum wußte, daß die Kirche diese Antwort nicht einfach »fix und fertig« parat hat, sondern daß die Fragen der Zeit ein neues und tieferes Eindringen in das Evangelium erfordern und so neue Antworten provozieren, die nicht einfach eine abstrakte Konklusion aus dem Bisherigen darstellen. Um diese Antwort zu finden, muß die Kirche, ihre Verkündigung und Theologie oft den Weg des geschichtlichen Experiments und des Wagnisses gehen. Denn eben um in verschiedenen Situationen dasselbe zu sagen, muß man es je verschieden sagen."
(148) "Mit diesen Thesen sind wir der Sache nach auf das mit dem Begriff Unfehlbarkeit Gemeinte gestoßen. Wir haben diesen Begriff bisher absichtlich vermieden, weil er anerkanntermaßen zu dauernden Mißverständnissen Anlaß gibt. Man sollte ihn darum für einige Zeit auf Eis legen, eben um das sachliche Anliegen, um das es in ihm geht, warm halten zu können. Sagen wir deshalb zuerst, um was es nicht geht! Mit Unfehlbarkeit ist nicht jede Art von Fehl und Makel ausgeschlossen. Es ist vor allem keine moralische Fehlerlosigkeit gemeint. Dogmen können durchaus einseitig, oberflächlich, rechthaberisch, dumm und voreilig sein. Es geht bei den unfehlbaren Sätzen auch nicht um Sätze, die apriori gar nicht falsch sein können, d. h. um Sätze, die losgelöst von der Situation und ihrem Gebrauch gar keinen Irrtum beinhalten können. Dogmen unterliegen der Geschichtlichkeit alles menschlichen Sprechens und sind konkret wahr nur in bezug auf den ihnen entsprechenden Kontext. Sie müssen deshalb immer wieder neu ausgelegt und in neue Situationen hinein übersetzt werden. Dadurch, daß man ein Dogma zitiert, hat man noch wenig bewiesen, man muß es auch historisch und sachlich interpretieren. Dafür gelten dieselben hermeneutischen Regeln wie bei jedem anderen Text auch. Schließlich behandelt ein Dogma eine Wahrheit meistens nur unter einem Aspekt, meist sogar in einer negativ-polemischen Abgrenzung. Es will und kann deshalb nicht alles sagen, was zu der betreffenden Frage theologisch gesagt werden kann und muß. Grundsätzlich läßt sich Wahrheit nie in einem Satz aussagen. Deshalb ist mit einem Dogma eine theologische Frage niemals ein für alle Mal abgeschlossen. Unfehlbare Dogmen sind nicht unverbesserlich. Sie unterliegen auch nach ihrer Definition noch einer Geschichte der Rezeption, Interpretation und Integration. Sie dürfen deshalb nicht isoliert hochgespielt werden, sondern müssen innerhalb des Gesamtzeugnisses der Schrift und der Tradition interpretiert werden."
(150f) "Die Unfehlbarkeit der Kirche ist nicht eigentlich eine Eigenschaft und schon gar nicht eine Leistung der Kirche; um was es letztlich geht, ist vielmehr die Unfehlbarkeit der Treue Gottes in Jesus Christus. Sie ist das Endgültige und Bleibende in der Geschichte. Treue ist konkret. Sie bewegt sich nicht neben, sondern in der Geschichte. Deshalb wird die Kirche nicht neben und trotz ihrer konkreten Lehraussagen, sondern in und durch sie bleibend in der Wahrheit gehalten. Treue ist aber auch nichts Starres und Unlebendiges. Man kann sie nur in Gegentreue hoffend und vertrauend ergreifen. Aufgrund der Treue Gottes Hoffnung in der Geschichte haben, verbietet darum jede Katastrophentheologie und Katastrophenstimmung, die meint, es sei heute in der Kirche alles im Untergehen, nur weil vieles im Umbruch ist. Dieselbe Hoffnung verbietet aber ebenso die Annahme, alles Bisherige in der Geschichte der Kirche sei eine Katastrophe und es fange erst heute die Sonne der Aufklärung an über der Kirche aufzugehen. Beides ist mangelnder Glaube. Sowohl dem überängstlichen Konservativen wie dem innerkirchlichen Revolutionär fehlt der wirkliche Glaube. Wer glaubt, hat keine Angst vor der Geschichte, weil er um die Verheißung weiß, die in der Geschichte aufgerichtet ist. Diese Gewißheit befreit von einem ängstlichen Festhalten an alten Formen und Formeln, und sie befreit zu einem Tutiorismus des Wagnisses (K. Rahner), der von der Überzeugung ausgeht, daß im gegenwärtigen Umbruch nicht die Vorsicht, sondern das verantwortliche Wagnis das Sicherste ist, um wenigstens etwas zu gewinnen. Wenn Unfehlbarkeit in dieser Weise als die Unfehlbarkeit der Hoffnung verstanden wird, dann ist sie im besten Sinn des Wortes eine evangelische Wahrheit. Freilich müßte dann mancher Gedanke und manche Äußerung der Kirche eine andere Form erhalten und auf einen froheren und hoffnungsvolleren Klang gestimmt sein."
Zu 91f: "Im Grunde war aus dem lebendigen christlichen Glauben ein
geschlossenes
System von Sätzen geworden." "Lebendiger Glaube" darf nicht im
richtigen
Sinne missverstanden werden, denn den Ausdruck lebendiger Glaube gibt
es
in der katholischen Theologie durchaus: "Wer behauptet, die Zustimmung
zum christlichen Glauben sei nicht frei, sondern ergebe sich notwendig
auf Grund der Beweise der menschlichen Vernunft; oder, nur zum
lebendigen
Glauben, der durch die Liebe wirkt, sei die Gnade Gottes notwendig, der
sei ausgeschlossen" (D 1814; zit. nach NR 57). Cf. Jak 2,17: "Wenn er
[der
Glaube] keine Werke hat, ist er für sich allein tot."
Vielmehr muss "lebendiger Glaube" im falschen Sinne begriffen werden
als Ausdruck der Relativitätshysterie. WdK pervertiert hier
schamlos
den Begriff des lebendigen Glaubens: Statt um Liebeswerke, die dem
Glauben
entsprechen, geht es WdK um die Vergewaltigung der Glaubenslehre.
"Lebendiger
Glaube" ist also der Wandlung unterworfener Glaube, fern von jeder
"klerikalistischen
Versuchung".
Zu 93: "Kann ich denn die christologische Zentralwahrheit mit
derselben
subjektiven Intensität festhalten wie die marianischen Dogmen?"
WdK
meint damit: "Ich glaube weder an die christologische Zentralwahrheit
noch
an die marianischen Dogmen". Es kann durchaus sein, dass WdK diese
Dogmen
mit derselben subjektiven Intensität ablehnt. Die Kirche sagt
indes
nur, dass man bereits dann exkommuniziert ist, wenn man auch nur ein
einziges
Dogma ablehnt, denn wer die Autorität Gottes an einer Stelle in
Frage
stelle, der leugnet sie ganz. Das gilt selbst dann, wenn es WdK nicht
passt.
"Das einseitige Beharren auf verbaler und formaler Orthodoxie ist
mitschuldig
daran, daß der Glaube die Menschen in der Neuzeit immer weniger
erreichte."
Wenn gar nichts mehr geht, muss wieder das "Erfolgsargument" ran. Es
hat
was: Wenn man den Menschen nach dem Mund redet, sie auf ein "Experiment
des Glaubens" schickt, fern von jeder "klerikalistischen Versuchung",
findet
man eher Anhänger, als wenn man die Worte Jesu beherzigt: "Mir ist
alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Darum geht hin und macht
euch
alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des
Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie alles halten
lehrt,
was ich euch geboten habe. Seht, ich bin bei euch alle Tage bis ans
Ende
der Welt" (Mt 28,18-20).
"In diesem Konzilstext geht es also um die Ablösung eines
quantitativen
und formalen Wahrheitsverständnisses durch ein qualitatives,
inhaltlich
bestimmtes Wahrheitsverständnis." Das V2 die
Relativitätshysterie
festgeschrieben hat, bestreiten auch wir nicht.
Zu 100: "Wer festhält und bekennt, daß Gott in Jesus
Christus
Heil, Hoffnung und Friede für alle Menschen ist, und wer sich
engagiert
darauf einläßt, um zur Hoffnungsgestalt für andere zu
werden,
der glaubt und bekennt den ganzen Glauben, weil dieser ganze Glaube
nicht
eine Summe von Sätzen, sondern die Ganzheit einer Gestalt ist:
Jesus
der Christus."
Diese minimalistisch-nihilistische Grundaussage von WdK ist der Kern
der V2-Religion, und es ist kein Wunder, dass ausgerechnet WdK von
Wojtyla
zum "Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der
Einheit
der Christen" erhoben wurde. Wie anders klingt doch das Dogma:
"[Die heilige römische Kirche ...] glaubt fest, bekennt und
verkündet,
daß 'niemand außerhalb der katholischen Kirche, weder Heide
noch Jude noch Ungläubiger oder ein von der Einheit Getrennter -
des
ewigen Lebens teilhaftig wird, vielmehr dem ewigen Feuer verfällt,
das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn er sich nicht vor
dem
Tod ihr [der Kirche] anschließt. So viel bedeutet die Einheit des
Leibes der Kirche, daß die kirchlichen Sakramente nur denen zum
Heile
gereichen, die in ihr bleiben, und daß nur ihnen Fasten, Almosen,
andere fromme Werke und der Kriegsdienst des Christenlebens den ewigen
Lohn erwirbt. Mag einer noch so viele Almosen geben, ja selbst sein
Blut
für den Namen Christi vergießen, so kann er doch nicht
gerettet
werden, wenn er nicht im Schoß und in der Einheit der
katholischen
Kirche bleibt" (DS 1351, zit. nach NR 1938, 350).
Das V2-Credo kann fast jeder unterschreiben - der Protestant,
Anglikaner,
ja selbst der letzte Hippie, in dem noch etwas Flower-Power steckt;
ausgeschlossen
bleiben nur noch die Katholiken.
Zu 142f: "Als eschatologisches Phänomen muß sich die
Kirche
immer wieder neu in ihre eigene Zukunft hinein überschreiten; sie
lebt geradezu von der Proklamation ihrer eigenen Vorläufigkeit (K.
Rahner). Sie hat die Wahrheit nicht einfach, sondern muß sie
immer
wieder neu suchen. Dies geschieht dadurch, daß sie geduldig und
mutig
auf die »Zeichen der Zeit« achtet."
Diese relativitätshysterische Gebetsmühle wird auch in den
endlosen Wiederholungen durch WdK nicht spannender, und dass sie sich
auf
V2 berufen kann, geben wir noch immer bereitwillig zu. Es besteht die
Sorge,
dass der, der den "Weg des geschichtlichen Experiments und des
Wagnisses"
geht, sich dabei sehr bald zu Tode langweilt.
Zu 148: "Dogmen können durchaus einseitig,
oberflächlich,
rechthaberisch, dumm und voreilig sein"
Dies ist vielleicht der bekannteste Satz im Oeuvre von WdK. Man muss
- lt. WdK - also regelrecht "dumm" sein, wenn man tatsächlich den
Glauben unangetastet bewahren will, man macht sich der Sünde der
Rechthaberei
schuldig etc., kurz: Man hat sich durch "klerikalistisches" Festhalten
an den Dogmen restlos disqualifiziert. Da wäre es doch ganz
hilfreich,
wenn Kasper bei einem so vernichtenden Urteil über die Dogmen ein
paar konkrete Beispiele nennen würde, z.B. je drei Dogmen, die
einseitig,
die oberflächlich etc. sind; die dummen und voreiligen Dogmen
sollte
man am besten vollständig aufzählen, denn es wäre doch
fatal,
wenn man an dummen und voreiligen Lehren festhalten würde. Mit
diesen
unbegründeten Parolen wirkt WdK jedenfalls nicht gerade
glaubwürdig.
"Grundsätzlich läßt sich Wahrheit nie in einem Satz
aussagen." Dieser Satz ist falsch; Kommentar überflüssig.
Zu 150: "Diese Gewißheit befreit von einem ängstlichen Festhalten an alten Formen und Formeln, und sie befreit zu einem Tutiorismus des Wagnisses (K. Rahner), der von der Überzeugung ausgeht, daß im gegenwärtigen Umbruch nicht die Vorsicht, sondern das verantwortliche Wagnis das Sicherste ist, um wenigstens etwas zu gewinnen." Keine weiteren Fragen.
Zukunft
(158f) "Die spätjüdische Apokalyptik stellt sich das endzeitliche Geschehen bildhaft in Form einer Naturkatastrophe vor: Die Sterne fallen vom Himmel und zerstören die Erde; die Welt wird in einem großen Brand untergehen und auf mirakelhafte Weise wird das neue Jerusalem vom Himmel herabschweben. Dieses Kommen des neuen Himmels und der neuen Erde erwarten die meisten neutestamentlichen Schriften als bald bevorstehend. Doch schon bald mußte man erfahren, daß der Herr mit seinem Kommen zögert (Mt 24, 48), und man mußte sich neugierige und spöttische Fragen gefallen lassen (2 Petr 3, 4). Heute ist uns die Welt der Apokalyptik mit ihren teilweise grausen Vorstellungen und ihren kaum miteinander harmonisierbaren Bildern vollends fremd geworden. In ihrem Dualismus von dieser und der kommenden Welt läßt sie nur eine negative, wenn nicht gar destruktive Einstellung zur Geschichte zu. Deshalb haben revolutionäre und faschistische Bewegungen oft apokalyptische Vorstellungen und Bilder in Dienst genommen. In diesem Mißbrauch enthüllt sich ohne Zweifel etwas von der Gefährlichkeit apokalyptischen Denkens."
(164) "Obwohl die Eschatologie nicht Wahrsagekunst sein kann, ist es nicht verboten, sich über die konkrete geschichtliche Zukunft des Glaubens Gedanken zu machen. Die Fragen sind zutiefst bedrängend, und es fragt sich, was sich aus der Wiederentdeckung der eschatologischen Perspektive des Glaubens im Hinblick auf die gegenwärtige Weltsituation für die Zukunftsgestalt des Glaubens ergibt. Wir versuchen im folgenden drei Elemente einer solchen theologischen »Futurologie« herauszustellen; Die Wiederentdeckung der eschatologischen Perspektive des christlichen Glaubens bedeutet zum ersten die Wiederentdeckung des entscheidenden Gesichtspunktes für die »Unterscheidung des Christlichen«."
(165) "Der Glaube, der die Unterscheidung des Christlichen wahrt, wird also kritischer Glaube sein müssen. Wem das Wort »kritisch« zu modisch klingt, mag dafür ruhig das Wort »bußfertig« einsetzen, denn genau dies ist mit kritisch hier gemeint. Buße ist radikalste Kritik. Sie verlangt eine Umkehr, die bis an die Wurzeln reicht. Sie ist begründet in der eschatologischen Umkehr aller Dinge. Eine so verstandene Kritik kann und muß es in Zukunft auch innerhalb der Kirche geben. Die Betonung des eschatologischen Charakters des Glaubens bedeutet daher auch einen Wandel im Verständnis der Kirchlichkeit des Glaubens."
(166) "Das zweite Element einer künftigen Gestalt des Glaubens, der wieder bewußt aus einer eschatologischen Perspektive lebt, ist seine Universalität und seine Katholizität. Die eschatologische Verheißung beinhaltet ja die Verheißung des universalen Friedens und der universalen Versöhnung aller Menschen. Das Alte Testament erwartet für das Ende der Zeit das Herbeiströmen der Völker nach Jerusalem (Is 2, 2-5; 60; Mich 4, l-3). Das Neue Testament sieht in der weltweiten Mission die anfanghafte Verwirklichung dieser eschatologischen Hoffnung. In der Gegenwart ist die Mission aus vielen, hier nicht im einzelnen zu erörternden Gründen in eine schwere Krise geraten. Die Vision von der einen Menschheit scheint sich heute auf andere Weise zu verwirklichen. Aufgrund von Wissenschaft und Technik, verbunden mit einem neuen Humanismus bildet sich immer mehr eine einheitliche Weltzivilisation heraus. Diese säkulare Ökumene hat die Situation des christlichen Glaubens von Grund auf verändert und das Christentum in unmittelbare Nachbarschaft zu allen Völkern und Religionen und zu den großen Menschheitsproblemen der Gegenwart gebracht. Diese Situation verlangt ein Christsein im Weltmaßstab. Sie erfordert ein Christentum, das seine dominierend europäische Gestalt abstreift und seine Katholizität und Universalität in neuer Weise verwirklicht."
(167-169) "Das dritte Element des Glaubens der Zukunft können wir in die Aussage fassen: Der christliche Glaube wird einfacher sein. Die Christenheit wird in Zukunft ziemlich sicher noch mehr von dem gesellschaftlichen und kulturellen Glanz vergangener Jahrhunderte verlieren; sie wird von manchen liebgewonnenen Vorstellungen, Frömmigkeitsformen und religiösen Gemeinschaften Abschied nehmen müssen. Sie wird äußerlich ärmer dastehen und wohl auch zahlenmäßig nur eine Minorität innerhalb des Gesamt der Weltbevölkerung darstellen. Dieses Gesetz zunehmender Einfachheit gilt auch für den Glauben selbst. Sicher wäre es naiv zu meinen, die Kirche könne in Zukunft ihre Dogmen teilweise oder auch ganz allgemein abschaffen. Aber diese Dogmen sind Antworten auf Fragen, die nicht mehr unmittelbar unsere Fragen sind. Unmittelbar sind sie immer mehr nur noch dem Historiker zugänglich, und das historische Bewußtsein nimmt bekanntlich immer mehr ab. Soll der christliche Glaube darüber nicht leer und substanzlos werden, und will er sich nicht einfach dem anpassen, was jeweils die große Mode ist, dann kann dies nur dadurch geschehen, daß er statt in die Breite mehr in die Tiefe wächst und bewußter aus seiner alles umfassenden Mitte heraus lebt. Auch in diesem Sinn wird der christliche Glaube in Zukunft einfacher werden. Diese Mitte, in der alles beschlossen ist, ist nichts anderes als das, was als Grundidee hinter allem bisher Gesagten stand und was jetzt abschließend und zusammenfassend nochmals genannt werden soll; Die Botschaft von Gottes Gottsein als Ermöglichung des Menschseins des Menschen. Sie ist die geheime Sehnsucht der Geschichte, Mitte der Reich-Gottes-Botschaft Jesu und Inbegriff des Heilsauftrags der Kirche. Jesus Christus hat in seiner Person beides vereinigt; gerade in seinem voll menschlichen Gehorsam ist er wahrer Mensch und wahrer Gott. Er ist deshalb die Gottesherrschaft in Person. Mit ihm ist sie endgültig angebrochen; durch ihn ist uns endgültig Hoffnung ermöglicht. Er ist bleibender Maßstab alles christlichen und kirchlichen Tuns. Deshalb kann man sagen: Wer glaubt, daß in Jesus Christus uns und allen Menschen Hoffnung erschlossen ist, und wer sich darauf einläßt, um sich in konkretem Einsatz zur Hoffnungsgestalt für andere zu machen, der ist ein Christ. Er glaubt in fundamentaler Weise den ganzen Glauben, auch wenn er nicht alle Folgerungen sich zu eigen macht, die die Kirche im Laufe von fast zwei Jahrtausenden aus dieser Botschaft gezogen hat. Wenn wir die Botschaft von der Herrschaft Gottes zur Mitte der Theologie machen, greifen wir auf Ansätze zurück, die vor allem bei manchen Theologen der Aufklärung und in wesentlich tieferer Weise bei manchen Vertretern der katholischen Tübinger Schule im 19. Jahrhundert eine Rolle gespielt haben. Die Schultheologie ist diesen Ansätzen nicht gefolgt. Sie hat sich abschrecken lassen durch den Mißbrauch, den schwärmerische Bewegungen damit getrieben haben. Sie hat damit freilich mit dem Enthusiasmus auch die universale Perspektive der Reich-Gottes-Botschaft weitgehend verloren. Heute gilt es von solchen Verengungen wieder frei zu werden. Nur wenn wir bei aller Eindeutigkeit des Glaubens dessen Universalität wieder zurückgewinnen und wenn wir in der Universalität seine Eindeutigkeit wahren, kann der christliche Glaube Licht auf dem Leuchter sein und in einer neuen Epoche der Geschichte konkret Zukunft besitzen."
Das braucht hier nicht mehr groß kommentiert zu werden. Die V2-Sekte ist mit ihrem Zukunftswahn völlig außer Rand und Band. Nur zwei Aspekte:
Zu 158: Was WdK als "spätjüdische Apokalyptik"
abqualifiziert
und vor dessen "Gefährlichkeit" er ausdrücklich warnt, ist
die
christliche Eschatologie. Die panische Angst der V2-Sektierer bei dem
Gedanken,
sie müssten sich einmal für ihre Verbrechen verantworten,
führt
zu solchen schon psychotisch anmutenden Pseudo-Theologien. Man lese
z.B.
auch die schon pathologisch anmutenden Ergüsse von Hansjürgen
Verweyen. Im V2-Glauben ist die Hölle nur noch eine "reale
Möglichkeit"
(wirkliche Nichtwirklichkeit). Statt dem Bruch mit der
vergänglichen,
von der Erbsünde belasteten Welt schwärmt man in der V2-Sekte
nur noch von einer "Zukunft", die paradoxerweise immer Zukunft bleiben
wird; sie ist damit endgültige Leere und hoffnungslose Langeweile.
Das einzige, woran man noch festhalten kann, ist der Wandel.
Bereits im Zusammenhang mit der "Christologie" (s.o. 44-46) hatte WdK
die Treudoofen beleert:
"Weiß und Schweitzer täuschten sich zwar darin, daß
sie die Eschatologie Jesu apokalyptisch im Sinn einer völligen
Zerstörung
der bestehenden Welt und eines mirakulösen Herniedersteigens einer
neuen himmlischen Welt verstanden. Aber auch wenn man diesen
apokalyptischen
Vorstellungshintergrund heute gewöhnlich nicht mehr dem
historischen
Jesus selbst, sondern späterer biblischer Überlieferung
zuschreibt,
hat die Entdeckung vom eschatologischen Charakter der Botschaft Jesu
noch
Gültigkeit." Die "spätere biblische Überlieferung" ist
also
"spätjüdisch"!
Einige Beispiele dieser "gefährlichen spätjüdischen
Apokalyptik":
Mk 13,19-27:
"In jenen Tagen wird eine Drangsal sein, wie es von Anbeginn der
gottgeschaffenen
Welt bis jetzt keine gegeben hat noch je geben wird. Hätte der
Herr
jene Tage nicht abgekürzt, so würde kein Mensch gerettet
werden.
Aber um der Auserwählten willen, die er erkoren, hat er die Tage
abgekürzt.
Wenn dann jemand zu euch sagt: Hier ist der Messias! Dort ist er! so
glaubt
es nicht. Denn es werden falsche Messias und falsche Propheten
auftreten
und Zeichen und Wunder wirken, um womöglich selbst die
Auserwählten
irrezuführen. Seid also auf der Hut! Seht, ich sage euch alles
voraus.
In den Tagen nach jener Drangsal wird sich die Sonne verfinstern und
der
Mond seinen Schein verlieren, die Sterne werden vom Himmel fallen und
die
Kräfte des Himmel erschüttert werden. Dann wird man den
Menschensohn
auf den Wolken mit großer Macht und Herrlichkeit kommen sehen. Er
wird seine Engel aussenden und seine Auserwählten von den vier
Windrichtungen
zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels."
2 Petr 3,3-13:
"Vor allem wißt, daß am Ende der Tage lose Spötter
auftreten werden. Sie werden ihren eigenen Gelüsten nachgehen und
sagen: „Wo bleibt seine Wiederkunft, die doch verheißen ist? Seit
die Väter entschlafen sind, bleibt alles gleich, wie es von Anfang
der Schöpfung war." Dabei übersehen sie absiehtlieh,
daß
Himmel und Erde schon längst kraft desWortes Gottes aus Wasser und
durch Wasser Bestand hatten. Dadurch ging aber die damalige Welt in der
Wasserflut unter. Der jetzige Himmel und die jetzige Erde dagegen sind
kraft des nämlichen Wortes für das Feuer aufgespart. Sie sind
aufbewahrt für den Tag des Gerichtes und des Verderbens der
gottlosen
Menschen. Das eine aber sollt ihr, Geliebte, nicht übersehen: Ein
Tag ist bei dem Herrn wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag.
Der Herr säumt nicht mit seiner Verheißung, wie einige das
für
ein Säumen halten. Vielmehr ist er langmütig gegen euch. Er
will
nicht, daß jemand verlorengeht, sondern daß alle zur
Sinnesänderung
gelangen. Der Tag des Herrn wird aber kommen wie ein Dieb. Da wird der
Himmel mit Sausen vergehen. Die Elemente werden sich in Gluthitze
auflösen,
und die Erde samt allem, was darauf ist, wird verbrennen. Da sich das
alles
in dieser Weise auflöst, wie müßt ihr euch da eines
heiligen
Wandels und der Frömmigkeit befleißigen und so die Ankunft
des
Tages Gottes erwarten und erstreben! Um seinetwillen wird sich der
Himmel
in Feuer auflösen, und die Elemente werden in Gluthitze
zerschmelzen.
Wir erwarten aber gemäß seiner Verheißung einen neuen
Himmel und eine neue Erde, worin die Gerechtigkeit ihre Stätte
haben
wird."
Offb 21,1-4; 22,14f:
"Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Der erste Himmel
und die erste Erde sind dahin, und auch das Meer ist nicht mehr. Darauf
sah ich [Johannes] die heilige Stadt, das n«ue Jerusalem, aus dem
Himmel von Gott herniedersteigen. Sie war ausgestattet wie eine Braut,
die sich für ihren Bräutigam geschmückt hat. Vom Throne
her hörte ich eine laute Stimme sagen: „Sieh da das Zelt Gottes
unter
den Menschen. Sie werden sein Volk sein, und er, Gott, wird bei Ihnen
sein.
Er wird jede Träne von ihren Augen abwischen. Es wird kein Tod,
keine
Trauer, keine Klage und kein Schmerz mehr sein. Denn was einst war, ist
vergangen. [...] Selig, die ihre Gewänder [im Blute des Lammes]
waschen!
Sie sollen ein Anrecht auf den Baum des Lebens haben und durch die Tore
in die Stadt eingehen. Draußen aber müssen bleiben die
Hunde,
die Zauberer, die Unzüchtigen, die Mörder, die
Götzendiener
und alle, die die Lüge lieben und tun."
WdK kann nur vor diesen "grausen Vorstellungen" warnen: "In ihrem
Dualismus
von dieser und der kommenden Welt läßt sie nur eine
negative,
wenn nicht gar destruktive Einstellung zur Geschichte zu."
Diese "grausen Vorstellungen" lassen zur V2-Sekte nur eine negative,
destruktive Einstellung zu. Während die unerträgliche
Öde
der V2-Sekte wenig Grund für Optimismus bietet, schaffen die
Verheißungen
Gottes Grund zur Freude. Das Herz-Jesu-Urteil
und alle anderen völkermörderischen Aktionen werden nicht das
letzte Wort sein! Ein Grund zur Freude für die Gerechten, ein
Grund
zur Umkehr für die Gottlosen!
Zu 166: "Christsein im Weltmaßstab" ist eine griffige, gleichwohl völlig blödsinnige Formulierung. Wann sollte die Kirche denn gesagt haben, sie sei z.B. auf eine Stadt, ein Land, einen Kontinent beschränkt, also nicht katholisch, d.h. allumfassend? Die Mission ist keine Erfindung von V2, allerdings ist die V2-Mission die Umorientierung der katholischen Mission, s. wiederum Mein Kampf.
---
Nach diesen Ausführungen stellt sich erneut die Frage, ob wir
denn
nicht endlich bereit sind, die verschiedenen Richter, ob nun beim Bundesverfassungsgericht,
beim Bundesgerichtshof oder auch nur beim Landgericht
Bonn etc., außerdem die so gen.
Rechtsanwälte
etc., ein für allemal in Schutz zu nehmen vor einer Verurteilung
wegen
Völkermordes etc.; die Antwort lautet noch immer: Nein!
Nie hat auch nur ein Richter, Anwalt oder wer auch immer einen
vernünftigen
Grund genannt, weswegen wir den Apostatenhaufen V2-Sekte als
römisch-katholische
Kirche anerkennen sollen resp. dargelegt, was uns denn zum Vorwurf
gemacht
werden könnte, weswegen wir uns nicht mehr
römisch-katholischer
Priester nennen dürften. Nur die rabiatesten Terrormethoden werden
gegen uns angewendet, doch damit geben wir uns nicht zufrieden. Wir
lehnen
es noch immer ab, von einer "Zukunft Gottes" zu schwärmen, Dogmen
als "einseitig, oberflächlich, rechthaberisch, dumm und voreilig"
zu bewerten etc. Wer sich mit der Weltsicht der Presse à la
Neues
Deutschland etc. anfreundet, der sollte sich ebenfalls nicht allzu
sicher
sein, beim Jüngsten Gericht bestehen zu können. Wir raten
unseren
Gegnern deswegen nochmals in aller Eindringlichkeit, endgültig zu
kapitulieren.