Christus in Dachau (4 / 23)
- Kompletter Text des Buches von Johann Maria Lenz, Kapitel 4 / 23 -
(Kirche zum Mitreden, 29.07.2003)
"Eichmann-Gehorsam"
Hasi
In dem Sommertheater um Gotthold Hasenhüttl
setzte Hasi kürzlich noch eins drauf. In einem Redaktionsgespräch
der "Saarbrücker Zeitung" sprach Hasi von einem "Eichmann-Gehorsam",
den die Bischöfe als Vorgesetzte von ihren Priestern forderten. Die
"Saarbrücker Zeitung" veröffentlichte daraufhin einen kleinen
Artikel "'Bischöfe wollen Eichmann-Gehorsam'. Saarbrücker Theologie-Professor
Hasenhüttl: Kirchenobere haben Angst um ihre Macht" (25.07.03, 23
Uhr), worin es u.a. heißt: "Hasenhüttl plädierte dafür,
mit Blick auf die weitere Entwicklung der Kirche fest zu der Glaubensgemeinschaft
zu stehen. Auch wenn sich ihre Oberen gelegentlich unchristlich zeigten."
Die großen Nachrichtenmagazine haben erwartungsgemäß
sofort zugeschnappt und das Bonmot vom "Eichmann-Gehorsam" herumgetragen,
darunter auch die Zeitung "Die Welt" ("Hasenhüttl:
Bischöfe verlangen 'Eichmann-Gehorsam'. Streit um das Abendmahl eskaliert:
Katholischer Theologe greift die Bischöfe scharf an. Blinder Gehorsam
schade dem Ansehen Jesu Christi", 28.07.2003). An die Welt schrieben wir
noch am selben Tag einen Leserbrief:
Wenn Hasenhüttl bzgl. seines Schattenbox-Theaters
mit den Führern seiner Sekte "römisch-katholische Kirche e.V."
den Vergleich mit dem berühmten "Eichmann-Gehorsam" bringt, ist es
nur gerecht, wenn man auch auf echte Fälle von geübtem oder wenigstens
verlangtem Eichmann-Gehorsam verweist. Diese Fälle sind zahlreich
und v.a. schwerwiegend. Zunächst ist an den Terror zu denken, mit
denen so gen. "Theologie-Professoren" wie Hasenhüttl ihre "Schüler"
gezwungen haben, gotteslästerliche Parolen nachzubeten. Wer sich weigert,
Satansdienern wie Gotthold Hasenhüttl, Karl Lehmann, Walter Kasper,
Georg May etc. im "Studium" willfährig zu sein, dessen Aussichten
auf einen "Studienabschluss" sind so gut wie inexistent. Noch grundsätzlicher
ist an den Terror zu denken, mit dem der Staat die Bürger zwingt,
diesen Verein von Satansdienern als "römisch-katholische Kirche" zu
bezeichnen; wieviele leisten gerade dabei einen "Eichmann-Gehorsam"? Für
weitere Informationen s.
vmord002.htm
krolhasi.htm
N.B.: In dem Welt-Artikel wird abschließend auch noch auf die
im o.g. Hasi-Text erwähnte Kritik von Bundespräsident
Johannes Rau an der "Suspendierung" Hasis eingegangen: "'Ich wünschte
mir, wir hätten Kirchen, die eine Abendmahlsgemeinschaft haben', bekräftigte
der evangelische Christ Rau am Wochenende. Dass es sie zur Zeit nicht gebe,
respektiere er aber. Johannes Rau findet allerdings, dass 'ein Bundespräsident
durchaus auch einmal eine persönliche Meinung zu einem solchen Thema
sagen darf'. Wer ihn und seine Biografie kenne, werde wohl kaum auf den
Gedanken kommen, er wolle die Freiheit der Kirchen eingrenzen oder das
Kirchenrecht verbiegen." - Nun, wir kennen Rau und seine Biographie, und
daran konnten wir zweifelsfrei beweisen, dass Rau die Vernichtung der Kirche
betreibt und sich um das Kirchenrecht nicht im geringsten schert. Trotzdem
gilt: Wir leisten Rau und seinen Komplizen KEINEN "Eichmann-Gehorsam".
Die Goldbrinte
Anonyme Schreiben erhalten wir recht häufig
per e-mail, aber eher selten per Briefpost. Vor einigen Tagen erhielten
wir einen anonymen Brief, wobei als Straßenname in unserer Adresse
"Goldbrinte" angegeben wurde. Auch wenn wir die genauen Hintergründe
der "Goldbrinte" nicht im einzelnen aufzeigen können, sei hier wenigstens
vermerkt, dass der Brief in Wien abgestempelt wurde. Also wird KzM anscheinend
auch in Wien gelesen, was auch mit Blick auf das hier zitierte Lenz-Buch
nicht ganz unwichtig ist. Schließlich könnten ja insbesondere
Personen, die in Wien oder Umgebung wohnen, wesentlich leichter als wir
herausfinden, ob nicht vielleicht doch Copyright-Probleme
bestehen. Da bislang nichts dergleichen angeklungen ist, wird also die
komplette Veröffentlichung des Lenz-Buches weiter vorangetrieben.
Zum anonymen Schreiben: Hier zeigt sich die typische Mentalität
der V2-Sektierer, deren Niveau das des Eichmanns-Gehorsams nicht übersteigt:
Alles ist durchtränkt von antichristlichem Hass.
Sehr geehrter Herr L.,
1.) Sie sind ein irregeführter religiöser Betrüger.
2.) Ihre sogenannte "Priesterweihe" ist ungültig. Dieser Sachverhalt
ist der römisch-katholischen Kirche bekannt.
3.) Sie spielen der Öffentlichkeit vor römisch-katholischer
Priester zu sein.
4.) Ihre homosexuelle Vergangenheit ist der römisch-katholischen
Kirche ebenfalls bekannt
Wir ersuchen Sie dringend mit Ihren Betrugsdeliken unverzüglich
aufzuhören, ansonsten wir die Strafbehörden informieren müssen.
Anonym deshalb, weil Sie nicht nur ein Betrüger sind, sondern wiederholt
kriminelle Akte setzten.
Wir sind nicht daran interessiert von Ihnen belästigt zu werden.
Auch wünschen wir keinen Rufmord, den Sie öfters praktizieren.
Beim BKA in Deutschland und Österreich sind Sie bereits aktenkundig
und als Wiederholungstäter bekannt. Wachen Sie auf Herr L. und sehen
Sie ein, dass Sie kein Priester sind und Ihr "Weihespender" Sie betrogen
hat. Mit freundlichen Grüßen
Die "freundlichen Grüße" kaufen wir der Goldbrinte ebensowenig
ab wie seinen "Sehr geehrten Herrn". Unsere Skepsis fußt dabei auf
den nachweisbaren Falschaussagen der Goldbrinte. Die Punkte 1-3 sind ja
im wesentlichen nicht unähnlich, und dazu, dass wir sowohl römisch-katholisch
als auch Priester sind, haben wir schon mehrfach geschrieben. Wir erinneren
hier an den jüngsten Heller-Text. Das eigentliche
Argument gegen uns lautet, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Da
unsere Gegner nicht wahrhaben wollen, dass wir römisch-katholischer
Priester sind, leugnen sie es einfach; Schwarmgeister wie Josef
Spindelböck begnügen sich mit der Lüge.
Zu den weiteren Vorwürfen der Goldbrinte:
a) "Ihre homosexuelle Vergangenheit ist der römisch-katholischen
Kirche ebenfalls bekannt".
Ja, das stimmt - wenn klar ist, was mit dieser "homosexuellen Vergangenheit"
gemeint ist. Nicht gemeint sein kann eine homosexuelle Neigung oder Handlung
- beides gab ("Vergangenheit") es nicht in unserem Leben, und um sonstigen
Gehässigkeiten im Vorfeld zu begegnen, beides gibt es auch nicht in
unserem gegenwärtigen Leben, und angesichts unseres Ekels und Abscheus
vor Sodomie halten wir es für schlichtweg nicht sehr wahrscheinlich,
dass wir jemals homosexuelle Neigungen empfinden oder Handlungen begehen.
Bereits als "Theologiestudent" haben wir gegen die Verharmlosung der Homosexualität
öffentlich protestiert. Wir müssen
aber gestehen, dass wir tatsächlich eine homosexuelle Vergangenheit
haben insofern, als wir Seminarist in verschiedenen V2-Seminarien waren.
Und wie in V2-"Priester" - Kinderschänder
zugegeben, gilt: "Unter V2-'Priestern' und V2-Kandidaten floriert, wie
uns von verschiedenen Seiten mitgeteilt und was auch in öffentlichen
Meldungen bestätigt wurde, sodomitisches Treiben. Wir sind damit niemals
in Kontakt gekommen, von zwei Zwischenfällen einmal abgesehen." Ein
Zwischenfall ereignete sich in Pamplona, einer
in Chur. Der erste non-verbal, der zweite verbal.
Allerdings müssen wir einräumen, dass wir uns in beiden Fällen
bis heute nicht hundertprozentig im klaren sind, ob das tatsächlich
Anbändlungsversuche waren, denn schon damals haben wir uns geweigert,
diese Zwischenfälle als Anbändlungsversuche zu verstehen. Und
v.a. müssen wir offenlassen, ob es nicht noch viel mehr Anbändlungsversuche
von "Seminaristen" uns gegenüber gab, die wir einfach nur nicht als
solche durchschaut haben. Und aus der "konservativen" Ecke, konkret von
Guido Horst, gab es bei kath.net
eine Meldung "Durch die rosarote Brille gesehen" (07. 03. 2003
14:48 Uhr ), wo es u.a. heißt:
Nachdem die Aufregung innerhalb wie außerhalb der
Kirche pädophile Priester etwas abgeklungen ist, wendet man sich hier
und dort einer weiteren Schwierigkeit zu, die - zumindest was die Zahlen
angeht - weitaus massiver auf der Kirche lastet. Es geht um Homosexualität
und Priesteramt. [...] In der einen Diözese soll sich ein ehemaliger
Regens geoutet haben und zu seinem Freund gezogen sein, in einer anderen
Diözese habe der Personalchef im Ordinariat vor Monaten schon Ähnliches
getan. Längst hat das Phänomen die oberen Etagen in der Priesterausbildung
und Personalpolitik der Bistümer erreicht. Es gibt Spirituale, die
klagen über rosarote Seilschaften in den Seminaren. Andere klagen
nicht, sondern schauen gelassen zu: Könnte es nicht sein, dass Priester
mit homosexueller Veranlagung überdurchschnittlich sensibel und für
die Seelsorge besonders geeignet sind? [...] Die Empfehlung mancher Kirchenverantwortlicher,
Priester - vor allem in Seelsorgeeinheiten - mögen in Wohngemeinschaften
zusammenziehen, können da geradezu als Einladung verstanden werden,
homosexuelle Partnerschaften zu institutionalisieren.
Z.Th. "Homosexualität und Priesteramt" gibt es also einiges an
Material, und insofern hat jeder, der in einem V2-Seminar war, eine "homosexuelle
Vergangenheit". Man kann es natürlich noch globaler formulieren: Wer
mit der V2-Sekte Kontakt hatte, der hat eine "homosexuelle Vergangenheit".
Basierend auf dieser Definition, ist also unsere "homosexuelle Vergangenheit"
der V2-Sekte bekannt, sie können sogar nachweisen, dass wir in mehreren
ihrer Brutstätten als Seminarist gewohnt haben. Allerdings müsste
uns dies die V2-Sekte ja zugute halten - schließlich haben - wie
die V2-Sekte lehrt - die Sodomiten "einen Platz im
Himmel", auf uns jedoch wartet - wie die V2-Sekte lehrt - die Hölle,
weil wir uns nicht bekehren. Die V2-Sekte versucht
also, uns umzudrehen, und verübelt uns arg, dass wir uns ihrem eindringlichen
Begehren widersetzen.
c) Was die - sogar "wiederholten" - angeblichen kriminellen Akte, die
wir obendrein angeblich mit solch einer Skrupellosigkeit setzen, dass man
sich schon nicht mehr trauen darf, seinen Namen uns gegenüber zu nennen,
können wir unseren Lesern auch nicht weiterhelfen, wovon die Goldbrinte
da faselt. Es hilft da auch wenig, dass wir beim BKA in Deutschland und
Österreich "aktenkundig und als Wiederholungstäter bekannt" sein
sollen. Wir haben nicht beim BKA nachgefragt, weil uns eine solche Anfrage
die Briefmarke der e-mail nicht wert schien, aber wer möchte, kann
sich dort ja selbst schlau machen; es wäre nett, wenn der so Schlaugemachte
uns dann auch mehr Informationen zukommen lassen würde als die Goldbrinte.
b) Bevor die Goldbrinte im Nachhinein auf unsere Akten beim BKA-D und
-A hinweist, droht sie uns: "Wir ersuchen Sie dringend mit Ihren Betrugsdeliken
unverzüglich aufzuhören, ansonsten wir die Strafbehörden
informieren müssen." Äh - wenn wir doch schon so arg aktenkundig
sind, welche Behörden will die Goldbrinte dann noch informieren? Wenn
sie uns z.b. wegen Missbrauchs von Titeln anzeigen will, dann erinnern
wir an Schuldig i.S.d. Anklage. Es wäre
eher zu fragen, welche "Justiz"-Behörde noch nicht mit KzM in Berührung
gekommen ist, nicht nur wegen der ganzen gegen uns losgetretenen Strafprozesse,
nicht nur wegen einiger Strafanzeigen, die wir selbst erstattet haben,
sondern auch wegen der beachtlichen Zugriffe auf katholisch.net,
die - im Gegensatz zu KzM - registriert werden. Was sich dort an Behörden
ein Stelldichein gibt, lässt so manche V2-Seite vor Neid erblassen.
"Deutscher Bundestag", "Tiroler Landesregierung", "BAPT - Bundesamt fuer
Post und Telekommunikation, Mainz", "Public Administration of Berlin",
"Bundesministerium fuer Gesundheit und Konsumentenschutz", "Gouvernment
of North Rhine-Westphalia", "Deutscher Bundestag", "Thueringer Innenministerium",
sie alle und noch viele andere mehr waren schon bei katholisch.net zu Gast.
Da stellt sich die Frage der Logik: Zuerst droht die Goldbrinte, sie wollte
uns bei den Behörden anzeigen, und dann erzählt sie uns, wir
seien den Behörden bereits bestens bekannt.
d) Nach all diesem geballten verlogenen Schwachsinn, den die Goldbrinte
verzapft hat, will sie uns wachrütteln, wohl damit wir in ein ähnliches
Verhältnis zur Realtität eintreten wie die Goldbrinte. Na dann:
Gute Nacht!
Die Rotznase
Faschistoide Parolen spucken, das können die V2-Sektierer. Zwar erschöpft
sich ihr Können größtenteils bereits darin, aber immerhin
geben sie sich dabei alle Mühe. So auch "Der
Sämann" sator arepo, "ein römisch-katholischer
Christ, der hier nicht näher genannt werden möchte". Dieser
hatte uns am 06.06.2003 14:12:56 -0800 geschrieben:
Herr L, da Sie offensichtlich jedermann der "V2-Sekte"
duzen, möchte ich mich nicht diesem kindischen Tun anschließen
und Sie weiterhin mit "SIE" anreden. [...] Möge der Hl. Geist Sie
am kommenden Pfingstfest erleuchten und Sie in die einzig wahre Kirche,
die die römisch-katholische Kirche ist, zurückführen. Sator
Arepo P.S. Und noch eins: Achten Sie selbst einmal auf Ihre eigenen Rechtschreibe-Fehler!!!!
Am 17.07.2003 12:20:40 -0800 belästigte uns der Sämann erneut:
Hi, um Deinem Anliegen zu folgen, rede ich Dich auch mit
"Du" an. Was hast Du eigentlich gegen Deinen ehemaligen Jurisdiktionsbischof
Werner Schneider (alias "Pater Bartholomäus Schneider)? Er wühlt
doch ebenso im Schlamm des Schismas wie alle Sedisvakantisten. Auch wenn
Schneider durch das Organ des kleinen Kieselsteins verbreiten läßt,
er habe vor 1999 keine Bischofsweihe erhalten, so ist doch damit auch Dein
Anliegen und Dein Wirken in Frage gestellt. Zwar sagst Du, Du seist gültig
geweihter Priester, so bist Du doch ein Schismatiker. Dein ehemaliger Jurisdiktionsbischof
widerspricht und windet sich selbst. Und dann wird noch behauptet, bei
dem "Batholomäus Schneider", der vor 1999 Bischof war, handele es
sich um eine andere Person? Ihr Schismatiker und Sedisvakantisten gehört
doch zu einem gemeinsamen und fragwürdigen Haufen. Die Priesterweihe
Deines ehem. Kumpanen Schneider ist ja durch Düngen äußerst
fragwürdig. Die Quellen meiner Ausführungen kannst du Dir selbst
im Internet oder auch den von Dir zitierten "Papier"-Quellen zusammensuchen.
Übrigens: Wußtest Du, daß Schneider in diesem Jahr eine
"Bischofsweihe" für die "Kieselstein-Bewegung" durchgeführt hat?
Bist Du neidisch, weil Du selbst keine "Bischofsweihe" erhalten hast? Na
ja, vielleicht wird aus Dir auch noch ein "Bischof" - jedenfalls dann aber
kein römisch-katholischer. Der Sämann
Unsere Antwort (17.07.2003 21:59:07 +0200):
>
> Hi,
>
> um Deinem Anliegen zu folgen, rede ich Dich auch mit "Du" an.
Hi Rotznase, da hast du wohl etwas falsch verstanden - was aber offensichtlich
nicht das einzige ist, was du falsch verstanden hast.
> Was hast Du eigentlich gegen Deinen ehemaligen Jurisdiktionsbischof
Werner Schneider
> (alias "Pater Bartholomäus Schneider)? Er wühlt doch
ebenso im Schlamm des Schismas
> wie alle Sedisvakantisten.
Es gibt schon zwei Schneider-Texte (ob ein dritter folgt, wird noch
entschieden), lies dir die mal durch.
> Auch wenn Schneider durch das Organ des kleinen Kieselsteins verbreiten
läßt, er habe
> vor 1999 keine Bischofsweihe erhalten, so ist doch damit auch
Dein Anliegen und Dein
> Wirken in Frage gestellt. Zwar sagst Du, Du seist gültig
geweihter Priester, so bist
> Du doch ein Schismatiker. Dein ehemaliger Jurisdiktionsbischof
widerspricht und windet
> sich selbst.
Bla, bla, bla...
> Und dann wird noch behauptet, bei dem "Batholomäus Schneider",
der vor
> 1999 Bischof war, handele es sich um eine andere Person?
Wer behauptet das wo? Es ist nämlich definitiv dieselbe Person.
> Ihr Schismatiker und Sedisvakantisten gehört doch zu einem
gemeinsamen und
> fragwürdigen Haufen. Die Priesterweihe Deines ehem. Kumpanen
Schneider ist ja durch
> Düngen äußerst fragwürdig. Die Quellen meiner
Ausführungen kannst du Dir selbst im
> Internet oder auch den von Dir zitierten "Papier"-Quellen zusammensuchen.
Halte ein, Rotznase!
> Übrigens: Wußtest Du, daß Schneider in diesem
Jahr eine "Bischofsweihe" für
> die "Kieselstein-Bewegung" durchgeführt hat? Bist Du neidisch,
weil Du selbst
> keine "Bischofsweihe" erhalten hast?
Halte ein, Rotznase!
> Na ja, vielleicht wird aus Dir auch noch ein "Bischof" - jedenfalls
dann aber kein
> römisch-katholischer.
Halte ein, Rotznase!
> Der Sämann
aka Die Rotznase. Das ist die "christliche Nächstenliebe", die
noch nicht einmal davor zurückschreckt, katholische Priester anzupöbeln.
Lies dir mal einen Text über die Würde des Priesters durch (s.
z.B. priester.htm). Du bist anscheinend von
diabolischem Hass gegen das Priestertum, damit eigentlich gegen Christus,
zerfressen. Die Rotznasen aller Länder vereinigen sich gegen die Kirche.
Fraglich ist, ob sie beim Jüngsten Gericht Erfolg haben werden. Übrigens,
wie hat dir das Kinderschänder-Special gefallen (n_030711.htm)?
Und wie denkst du über die Bischofsfragen (bischof.htm)?
In Christo
Leider hat die Rotznase unsere Fragen nicht beantwortet. In ihrem Glaubensverständnis
genügt es, wenn man römisch-katholische Priester kübelweise
mit Unrat überschüttet. Und wenn man nun die Erlebnisse von Pater
Lenz in Dachau liest, stellt man fest, dass bereits die Nazi-Schergen von
diabolischem Hass gegen das Priestertum zerfressen waren. "Du schwarzes
Schwein!", "Du Pfaffenhund, wirst 's Maul halten!", "Du Hund, du Pfaff!",
solche Nettigkeiten mussten sich katholische Kleriker schon unter Adolf
von Österreich aus dem Mund der Starken, der selbsternannten "Übermenschen",
anhören.
Tod eines Juden
Ein erschütterndes Beispiel für den Tod eines Juden in einem
Konzentrationslager kann man im Unterkapitel "Und ohne Menschenwürde"
nachlesen. Pater Lenz hatte versucht, den Juden auf einen würdigen
Tod vorzubereiten, doch anscheinend ohne Erfolg: "Würdelos lag er
auf dem Kies und jammerte über sein Unglück. Aber welches Unglück
wird ihn erst nach dem Tode treffen? Doch das kümmerte ihn nicht.
Ganz in das irdische Wohlleben aufgegangen, hatte er selbst schon längst
alle Menschenwürde preisgegeben."
Trotz des kapitalen Unterschiedes zwischen Klerikern und Juden darf
allerdings eine gewisse Gemeinsamkeit nicht vergessen werden, auf die Pater
Lenz ebenfalls hinweist: "'Pfaffen und Juden' wurden so gerne in einem
Atem genannt. Wir waren jahrelang der Auswurf des Lagers."
Das Buch „Christus in Dachau" oder „Christus der Sieger"
ist unserem Heiligen Vater, Papst Pius XII., in tiefster Verehrung gewidmet!
CHRISTUS IN DACHAU
ODER
CHRISTUS DER SIEGER
EIN RELIGIÖSES VOLKSBUCH
UND EIN
KIRCHENGESCHICHTLICHES ZEUGNIS (Mit 100 Bildern)
FÜR PRIESTER UND VOLK
BERICHTET
VON JOHANN MARIA LENZ
1957
BUCHVERSAND: „LIBRI CATHOLICI"
WIEN-MAUER, LANGEGASSE 85
TELEPHON 8609434
Was 2600 Geistliche aus 134 Diözesen und 24 Nationen
im KZ Dachau erlebt und erlitten!
Mehr als 1000 getötet! Wer könnte achtlos
daran vorbei?!
IV. STRAFKOMPANIE
Reise nach Dachau
War das eine böse Nacht! Die "Transportzelle" voll Schmutz, Läuse
und Gestank. Wanzen krochen in Scharen an den Wänden. 69 Mann in einem
Raum für drei. Im Eilmarsch ging's nun am Morgen zum Bahnhof. Dort
empfing uns die SS mit schußbereitem Gewehr und mit Geschrei.
Reise nach Dachau - 9. August 1940. Sehr anschaulich beschreibt Oberst
Adam († 1947) eine solche Reise: "Kaum sind die Waggons gefüllt und
die Namen verlesen, als truppweise SS-Unteroffiziere erscheinen. Sie lassen
die Gefangenen einzeln aufstehen, fragen sie nach Namen und Stand und mißhandeln
die Hilflosen mit Ohrfeigen und Faustschlägen. Dies alles natürlich
unter einer Flut gemeinster Schimpfwörter...
... In alphabetischer Ordnung sitzen wir in strammer Haltung, die Hände
flach auf den Knien, den Blick starr auf die grelle Deckenlampe gerichtet.
Vor jeder Wagentür bleibt ein Posten mit Stahlhelm und geladenem Gewehr.
Das bedeutet Ohrfeigen, Kolbenstöße, Fußtritte... ohne
Ende. Man ließ die Gefangenen, vornehmlich die Wiener Juden, während
der Fahrt "Tiefe Kniebeuge" üben. Dabei stieß man ihnen das
Bajonett ins Gesäß. Oder man befahl ihnen, ein Wagenfenster
zu öffnen, und behandelte dies Tun als Fluchtversuch." (Mit Erschießung.)
Ein anderer Zeuge, Herr Leopold Lindner aus Wels, schreibt: "...Gleich
nach jeder Abfahrt lernten wir die Methoden kennen, mit denen jeder freie
Wille getötet wurde. Mit den Händen auf den Knien mußten
wir stundenlang ins Deckenlicht starren und uns jegliche Mißhandlung
schweigend gefallen lassen. Wir hatten Glück, wenn wir nur mit eingeschlagenen
Zähnen und blutenden Lippen ins Lager kamen..."
Reise nach Dachau - Ende April 1938. - "Auch der Pfarrer (Georg Schelling)
bekommt den Haß dieser Untermenschen zu spüren. 'Du schwarzes
Schwein!' - schreit ihn der Sturmführer an - 'Wieviele Köchinnen
hast du eigentlich - - -?!' Dann folgen Faustschläge. Der Geistliche
erträgt sie wortlos und wischt sich das Blut schweigend von den Lippen.
Aber das macht die Bestien nur noch rasender" (E. Gostner, 1000 Tage).
So hatte auch mancher von uns Priestern ähnliche Reiseerlebnisse.
Auch mir kam mehrmals die Todesangst. Ich war auf alles gefaßt, besonders
für die Ankunft in Dachau. Der Weltruf Dachau war längst schon
ein Todesruf geworden. Man mußte die letzte blinde Übergabe
an den Willen Gottes vollziehen. Nur so gelang es, die Seelenruhe zu finden.
- - -
Nachmittags waren wir in München. Da sah ich meinen priesterlichen
Freund Toni Kling am Bahnhof. Ich schrie durch das geschlossene Fenster:
"Dachau!" So erfuhren es die Jesuiten, wie ich 1945 hörte. Sonst wäre
ich monatelang verschollen gewesen. - "Dachau!" Das hatte ich vor dem Wächter
gewagt. "Du Pfaffenhund, wirst 's Maul halten!" Dann wurden wir zu zweit
mit Ketten aneinandergefesselt. Mein Partner sah unheimlich aus. Bald schon
saßen wir im erstickend heißen Gefängniswagen.
Der Empfang in Dachau war sehr bedrohlich. Die SS-Männer faßten
uns von allen Seiten. Es regnete Spott und Beschimpfung, Fußtritte
und Ohrfeigen. Bald war ich als Priester verraten. Ein Wächter, der
mich mit dem Brevier in der Eisenbahn gesehen hatte, meldete: "Das ist
ein Pfaff!" loh leugnete nicht - niemals leugnete ich mein Priestertum,
auch nicht in den gefährlichsten Augenblicken. - In der Eisenbahn
hatte ich noch das Offizium vom hl. Pfarrer von Ars gebetet.
Auch die Matutin und Laudes vom Fest des hl. Märtyrers Laurentius,
vorher seine Vesper. Mir klang es dabei scharf in die Seele: Jetzt beginnt
für dich ein Martyrium. Wird es ein heiliges sein? Wann werde ich
es vollenden und wie? Lebend oder tot? - "Herr, Dein Wille geschehe!"
Ein Kulturempfang!
Wir standen vor dem Lager. Vor uns der Grenzkanal des eigentlichen Häftlingslagers
und weiter links das "Jourhaus". Ich hatte Glück in dieser Stunde.
Schon sprang ein SS-Mann mich an. Im selben Augenblick kam von einem anderen
die Frage: "Woher bist du?" Rasch gab ich zurück: "Aus Graz!" Das
war meine Rettung. Die "Stadt der Volkserhebung" hatte hier einen guten
Klang. -
Auch in der Lichtbildkammer ging's uns gut - kein SS-Mann war zu sehen.
Andere wissen von aufregenden Erlebnissen. "... im Gang stürzten sich
SS-Männer auf jeden, zerzausten das Haar, zerknüllten die Krawatte,
damit wir (für die Propaganda)... wie der Abschaum der Menschheit
aussähen" (H. Ferber).
Dann ging's zum Jourhaus "durchs Tor". Groß steht darauf mit
schmiedeeiserner Schrift: "Arbeit macht frei!" Im "Schubraum" wurden wir
völlig ausgeplündert, nackt trieb man uns zum Haarschneiden.
Unbarmherzig fielen die Haare und - wenn man einen hatte - auch der Bart.
Nach kurzem Brausebad wurde uns die Lagerkleidung hingeworfen. "Zebra",
Holzschuhe...
Etwas Erschütterndes war in der Tat diese buchstäblich nackte
Existenz, die wir noch niemals grausamer an uns erfahren hatten. Schon
im Gefängnis hatte ich das mehrmals erlebt. Ein Schmerz, der mir stets
durch die Seelentiefen fuhr. Und die "neuen" Kleider waren Sträflingskleider
- zum erstenmal in meinem Leben. Wahllos und brutal wurden sie uns hingeworfen.
Hastig und angstvoll bemühte sich jeder, auch noch die Füße
mit den "neuen" Schuhen zu versöhnen. Dann musterten wir uns mit großen
Augen - eine Vogelscheuche war das neue Bild. Es sollte noch lange bleiben.
Endlich waren diese bitteren Stationen zu Ende. Als Schutzhäftling
Nr. 14233 betrat ich mit den übrigen "Neuzugängen" das Lager.
- Block 26 war soeben "Zugangsblock". Schon sah ich mich von Tausenden
umgeben. Ein jeder war, wie ich, eine Nummer geworden. Hineingeworfen in
diesen Nummernhaufen, verschwand der einzelne. Und das war gut. "Nur nicht
auffallen!" So lautete eines der wichtigsten Lagergesetze zum Selbstschutz.
Ein Gefühl des Geborgenseins kam über mich. Ich war wieder
bei Menschen, unter Leidensgenossen. Freilich waren wir allesamt strengstens
bewacht und hilflos preisgegeben unseren Feinden. Dennoch geborgen in Gottes
Hand. Jetzt erst hatte das "Vater unser" seinen tiefen Inhalt gewonnen.
Völlig auf Gott sich verlassen, der keinen verläßt, ist
doch die denkbar größte Geborgenheit in jeder Not und Gefahr.
Bald kam mir auch zum Bewußtsein, daß ich mich sogar in
bester menschlicher Gesellschaft befände. Wertvolle Menschen, wenngleich
im Häftlingskleid. Märtyrer ihrer religiösen Gesinnung und
Märtyrer ihrer Heimat Polen und Deutschland. Auch die führenden
katholischen Politiker Österreichs fand ich hier. War auch sehr viel
Gottlosigkeit im Lager, so herrschte diese Hydra nicht mehr allein. Die
kleine Schar der Gottgetreuen war im Lager bereits zu einer Macht geworden.
Bald wird sie dem Geist der Gottlosigkeit Zügel anlegen und ihn langsam
bändigen.
KLD
Konzentrationslager Dachau. - Auf Schritt und Tritt lasen wir die drei
Buchstaben: KLD. Wäsche, Kleider... sind damit gestempelt. In Werkzeugen
finden wir sie eingebrannt, auf Wagen groß aufgemalt. Wohl sprachen
wir auch vom "Kazet", dessen unheimlich scharfer Akzent sich bereits die
Welt erobert hat; doch in unserem Gedächtnis, in unserer Seele bleibt
unauslöschlich geschrieben: KLD.
Es gab drei Stufen von NS-Konzentrationslagern. Stufe I: "Arbeitslager",
wie z. B. Dachau; Stufe II: verschärftes Arbeitslager, wie z. B. Buchenwald,
und Stufe III: die eigentlichen Vernichtungslager oder "Knochenmühlen"
(Auschwitz, Natzweiler...). Was allein schon "die mildeste Form" bedeutet
hat, wird dieses Buch nebenbei aufzeigen.
"D" allein - Dachau-Stadt ist ein alter romantischer Ort mit heute
25.000 Seelen. Wir wandern eine halbe Stunde südöstlich und stehen
am "Osttor" des Lagers. Dort mündet die "Straße der SS" in den
Eikeplatz. - Im Weltkrieg 1914/18 stand im heutigen Lagergebiet eine große
Munitionsfabrik. Auf Befehl von Versailles wurde sie 1919 geschleift.
Einzelne Gebäude und Wohnbaracken waren jedoch stehengeblieben.
Sie wurden der Grundstock des weltberühmten KLD. Der eigentliche Bau
begann 1933 und war am 15. August 1938 offiziell vollendet. Ende 1933 waren
schon annähernd 5000 deutsche Gefangene hier -, im gesamten Deutschland
150.000. "Diese planmäßigen, mit deutscher Gründlichkeit
organisierten Greuel (die KZ) waren ein Friedenswerk der NSDAP", sagt Oberst
Walter Adam († 1947).
Es entstand nun eine Stadt für sich, das KLD. Drei Hauptteile
können wir unterscheiden: das eigentliche Häftlingslager (D 3
K), den Bereich der Kommandantur mit dem Kommandostab, endlich den SS-Bereich
oder Standartenbereich - eine Welt für sich. Das SS-Gebiet zerfällt
in ein Lager der Totenkopf-SS und der Waffen-SS.
Alles war modern eingerichtet. Ferner waren hier die "Invaliden" und
die Strafkompanie untergebracht.
Hinter Küche, Bad und Wäscherei - uns ständig unsichtbar
- zog sich der "Bunker" hin, der Kommandantur-Arrest (KA) mit vielen Einzelzellen.
An die Ostseite unseres KLD grenzte die Plantage, an die Westseite das
SS-Lager. Dieses hatte außer den vorhin genannten Gebäuden auch
noch Exerzier- und Sportplätze, Schwimmbad, Fischteich, Wildpark,
Spital, Vergnügungs- und Schulungsräume...
Dieses ganze Gebiet findet als Abschluß im Süden die Straße
der SS mit den großen Villen im reichen Blumenschmuck und einer Reitbahn.
Doch all dies werden wir erst fünf Jahre später schauen - bei
getauschten Rollen. Dann wird das SS-Lager unser Außenlager sein.
Unsere einstigen 30 Blöcke sind dann von 20.000 Gefangenen der SS
bewohnt. (Ab 20. Juli 1945.) Und im September 1945 erhält die "Straße
der SS" den tiefgründigen Namen: "Am Kreuzweg".
"KLD" - "Kann lange dauern." So hat es der Galgenhumor des Lagers übersetzt.
Das war die wahre Prophezeiung, nicht aber jener Spruch am Eingangstor
"Arbeit macht frei". Der Wissende sah vielmehr Dantes Spruch am Höllentor.
Wie ein geisterhaftes Transparent im Schmuck der SS-Totenköpfe stand
er hoch über dem Lager: " ... Durch mich geht's ein zum Volke der
Verlorenen ... Ihr, die ihr eintretet, laßt alle Hoffnung fahren!"
Dabei wurde mit Geld nicht gespart, und die Arbeit wurde zum weitaus
größten Teil von den Gefangenen geleistet - unbezahlte Sklavenarbeit.
So entstand auch eine Siedlungskolonie für verheiratete SS und ihre
Angehörigen. Ferner eine Porzellanfabrik, eine Waffenfabrik, eine
Schießstätte und eine riesige Geschützhalle ... Endlich
auch Garagen, Werkstätten, Magazine.
Unser Häftlings-KLD war ein Rechteck von 520 mal 260 Meter Ausdehnung.
Eine hohe Mauer, ein elektrisch geladener Stacheldraht und ein tiefer Graben
bildeten die Umzäunung. Aus sieben gemauerten, mehrstöckigen
Wachttürmen waren ringsum schwere Maschinengewehre drohend auf das
Lager gerichtet. Wir sollten ihre todbringende Musik so manchesmal hören,
besonders schaurig in der Nacht.
Das "Tor" im "Jourhaus" war der Eingang ins KLD. Und der Ausgang? Für
viele Tausende, ja Zehntausende wird nur noch der "Kamin" zur Entlassung
führen, der Weg durchs Krematorium.
Nach dem Eingang stand man auf dem Appellplatz. Er konnte etwa 60.000
Menschen fassen. Vorne rechts waren gemauerte Räume für Bekleidung
und Werkstätten. Im Mittelpunkt ragte die Häftlingsküche
auf, flankiert von der Wäscherei und dem Baderaum. Linker Hand standen
unsere 30 Baracken, in Dachau "Blöcke" genannt.
Jeder Block hatte etwa 85 mal 10 Meter im Umriß. In vier Stuben
geteilt, waren für je zwei Stuben ein Klosettraum und ein Waschraum
eingebaut. Die Blöcke standen schön ausgerichtet links und rechts
von der breiten Lagerstraße, die mit einer jungen Pappelallee geschmückt
war. Links waren Nr. 2-30; sie beherbergten das eigentliche Heer der Arbeitssklaven.
Gegenüber Nr. l-29 war das "Revier" - die Blöcke für die
Kranken und für die Invaliden.
Österreich im Lager!
"In deinem Lager ist Österreich!" Dieses berühmte Wort Grillparzers
war auch in Dachau Wirklichkeit geworden - freilich in anderer Weise. Unsere
katholische Heimat Österreich war 1938 das erste Opfer der nationalsozialistischen
Außenpolitik geworden. Die katholische Führerschaft des Landes
hatte heldenhaft auf dem sinkenden Staatsschiff ausgeharrt. Sie wurde gefangen
und nach Dachau verschleppt.
Dort haben wir Dachauer Priester sie getroffen. Wir müssen noch
öfters auf sie zurückkommen. Das Beispiel dieser katholischen
Männer war für unser Leben und Wirken in Dachau von wesentlicher
Bedeutung. Sie waren es vor allem, die im KLD dem katholischen Glauben
das Ansehen erworben haben. Uns Priester allein hätte der Haß
der Gottlosen im voraus abgelehnt.
Der Name "Österreich" - der im Jahre 996 schon bestand, (Ostarichi
- laut Schenkungsurkunde Kaiser Ottos III. an das Stift Freising) - war
1938 ausgelöscht worden. Die Führer unserer schönen Heimat
waren in Dachau. Ihre katholische Haltung war besonders in jenen ersten
Jahren wohl die wirksamste Glaubenspredigt. Sie hat uns Priestern so recht
erst die Wege zu den anderen Gefangenen geebnet. Sie hat uns festen Boden
in der Lagerwelt geschaffen.
Diese katholischen Pioniere brachen auch die ärgsten Wogen des
Hasses gegen die Priester in Dachau. Wie viele Spione, Verräter, Mörder
hat ihr Einfluß von uns abgewehrt! Wie viele Wege der Seelsorge uns
ermöglicht! In Hunger, Krankheit und Gefahren wurden sie oftmals unsere
Beschützer, Helfer und Retter.
Sofort beim Einbruch Hitlers verhaftet, kamen die ersten am 2. April
1938 ins Lager. Dieser Transport barg 165 führende Funktionäre
und sonstige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Wien.
Am 22. Mai ging der zweite Transport ab. Er war nicht viel schwächer.
Am 16. Juni der dritte Transport, der bereits mit sechs Toten in Dachau
ankam. Sie waren während der Fahrt von der SS erschlagen worden.
Dann ging es so weiter. "Für Österreich hatte ein jahrelanges
Martyrium begonnen. Ein sehr großer Teil aus diesen ersten Transporten
hat die Befreiung nicht mehr erlebt. Ein anderer hat schwere körperliche
Schäden davongetragen. Ein Teil jedoch - und das stellen wir heute
mit Freude und Genugtuung fest - konnte weder durch seelische noch körperliche
Leiden bezwungen werden. Seine maßgeblichsten Persönlichkeiten
führen heute wieder das Ruder des befreiten neuen Österreich..."
(Kleines Volksblatt, März 1946).
Ihre Namen
Eine Pflicht der Dankbarkeit ist es, ihre Namen selbst im Priesterbuch
zu nennen. Keiner von den rechtlich denkenden Alt-Dachauern wird sie da
vermissen wollen. Diese Dankespflicht ist freilich Einzelnen gegenüber
sehr verschieden.
Nur einen Teil dieser Namen können wir bringen. Von diesen Opfern
1938 gibt es vielleicht noch keine genaue Liste. Verhaftet wurden diese
Männer teils in der Nacht vom 11. zum 12. März 1938, teils in
den nächstfolgenden Tagen und Wochen. Am 26. März kamen als erste:
Herzog Max und Fürst Ernst Hohenberg nach Dachau und am 31. III. Erzherzog
Josef Ferdinand. Vier große Transporte folgten: l.IV., 22. V., 16.
VI., 15. VII.Der erste Transport brachte 150 Mann, darunter Dr. Fritz Bock,
heute Handelsminister, Ing. Leopold Figl, heute Außenminister, den
† Just.-Min. Dr. Gerö und den III. Präsidenten des NR. Dr. Alfons
Gorbach.
Zugleich oder später kamen Dr. Felix Hurdes, heute Präsident
des Nationalrates, Bundesminister Ferd. Graf, Sektions-Chef Edmund Weber,
die Landeshauptleute Dr. Heinr. Gleißner, Jos. Reiter, Aug. Kargl;
die Nationalräte Ed. Ludwig, Präs. Viktor Müllner,
Jos. Rupp (Sachsenhausen).
Von den führenden Männern des ehemaligen Österreich
seien genannt: Altbundeskanzler Dr. Kurt v. Schuschnigg (Sachsenhausen),
Vizekanzler Rieh. Schmitz, Min. Dr. Hans Pernter, Staats-Sekr. R. v. Bumballa
und Dr. Karwinsky, Bundeskomm. Oberst Walter Adam, die Landeshauptleute
Dr. F. Rehrl, Dr. Karl Mär. Stepan und Ing. Hans Sylvester; Abg. Marinkowitsch;
die Sicherheitsdirektoren Dr. Bayer, Bechinie, Dr. Gautsch, Dr. Mörl;
die Staatsräte Dworschak, Dr. Friedr. Funder, Dr. Andr. Morsey, Dr.
Tschurt-schentaler; die Gesandten Hornbostel und Dr. Kleinwächter.
Ferner sei noch eine Reihe von Namen genannt:
Vorbemerkung: Hier folgen die Namen von Nichtpriestern, die im Text
nicht erwähnt sind - daher auch nicht im allgemeinen "Namensverzeichnis"
(S 412-417 [i.e. im Anhang, also nicht bei KzM, Anm. PRHL]). Daneben in
der Klammer das jeweilige Bundesland: B = Burgenland, K = Kärnten,
N = Niederösterreich, O = Oberösterreich, S = Salzburg, St =
Steiermark, T = Tirol, V = Vorarlberg,, W = Wien.
Diese Liste ist weder vollständig noch auch absolut fehlerfrei.
Aber sie gibt uns ein gutes Bild vom politischen und sozialen Gemisch im
KLD.
Adamik, Ing., Hochschulprof. (St) - Aichhorn August (W) - Alexander
Richard (W) - Allexin Edmund, Oberst (St) - Arco-Valley, Graf Ferdinand
(O) - Auernheimer, Dr. Raoul Othmar (W) - - Baar v. Barenfels Eduard, Gesandter
(S) - BagOTOut, Sergius v. (St) - Bartsch, Dr. Franz, Gen.-Dir. (W) - Becker,
Dr. Hans (W) - Behrmann, Dr. Hans, Gen.-Dir. (O) - Benda Viktor (W) - Benn,
Dr. Alfred (W) - Berger-Waldenegg, Dr. Oskar v., Min.-Rat. (W) - Bertosi
Rüdiger (W) - Bick, Dr. Josef, Gen.-Dir. (W) - Billes Stephan (W)
- Binder Fritz (B) - Blavier, Dr. Rene (W) - Blitz, Dr. Wilhelm (W) - Blum
Anton (V) - Blumauer Sebastian, Obstlt. (W) - Böhler Engelbert (V)
- Böhm, Dr. Richard (S) - Brandl Hans (W) - Brandl Josef (W) - Braun,
Dr. Heinrich (W) - Bruckner Karl, Hofrat, Dipl.-Ing. (O) - Buchbinder Ernst
(W) - Bucher Romed (T) - Buchsbaum Leopold, Hofrat (W) - Burian Alfred
(W) - Burstyn Heinrich und 5 Brüder (W) - Bzoch Friedrich (W) - -
Canaval, Dr. Gustav, Chefred. (S) - Cepican Georg, R.-Insp. (W) - Cerrim
di Montevarchi Fritz, Sekr. (S) - Claisen Alfred, Hofrat (W) - Colbert
Ernst (W) - Coloredo-Mansfeld, Graf (N) - Csorgöy Ernest (W) - - Desch
Franz (T) - Dobler Hermann, Zoll-Dir. (O) - Dolezal Alois, Rittm. (B) -
Draxler, Dr. Ludwig, Min. a. D. (W) - Duchon Rudolf (W) - Duval Quirm,
Ing (W) - - Eckert Fritz, Bd.-Rat (W) - Egger Josef (T) - Ehrlich, £r>
Jakob (W) - Eichinger Leopold (W) - Eisenschimmel, Dr. Hans (W) - Eisenstatter
Hans Matthias (W) - Eisler, Dr. Amand (W) - Elsinger Josef (W) Eisenstätter
Norbert (N) - Engel Hans, Dir. (W) - Engelhardt Richard (N) - Entmger Richard
(W) - Estoque, Dr. L., Bez. Hptm. (K) - Exenberger Klaus (T) - - Fanta,
Dr. Herbert, Min.-Rat. (W) - Felber Georg, Oberlehrer (S) - Felsenburg
Adalbert - Fillitz Dr. Franz Gen.-Dir. - Fischer Franz (W) - Flöckner
Michael (S) - Frauscher Johann Krim.-O.-Insp. (S) - Freytag Georg (V) -
Frisch Anton, Hofrat N.-R (B) - Fritz Bruno, O.-Insp. (W) - Füller
Josef (N) - - Gamper, Dr. Hans, Ld.-Rat (T) - Gasteiger, Dr. Franz, Bez.-Hptm.
(S) - Gatnar Kurt, Korn.-Rat. (St) - Gebetsroither Josef, Rittm. (S) -
Geggl, Dr., Bez.-Hptm. (K) - Geischläger Eduard (W) - Geller Alexander
(W) - Geppl, Dr., Bez.-Hptm. (K) - Gerber, Baumeister (T) - Glaser, Dr.
Leo (W) - Fortsetzung der Liste auf Seite 407 [richtig: 427; i.e. im Anhang,
also nicht bei KzM, Anm. PRHL].
Von den führenden Sozialisten und Kommunisten kamen 1938 ebenfalls
einige nach Dachau, die auch oft gute Kameraden waren. Von den Sozialisten
nennen wir: Dr. Robert Danneberg, Major Alex. Eifler, Franz Lackner, Ing.
Maisei, Abg. NR. Franz Olah u. a. - Von den Kommunisten: Franz Freihaut,
die Mitglieder d. Zentralkom. Sekretär Jos. Lauscher und sein Bruder
Fritz, Stadtrat Dr. Viktor Matejka, Dr. Ludwig Soswinski, Franz Swarz,
Willi Wichtl u. a.
Zur Strafkompanie
Block 26/1 - meine erste Wohnung in Dachau. Welch sonderbare Wege der göttlichen
Vorsehung! Ich ahnte wohl nicht, wie oft ich diesen Raum noch betreten
würde. Ein halbes Jahr später war er zur Kapelle geworden. Das
schwerste Halbjahr meines Lebens war dann vorüber. -
Auf meiner Stube traf ich neben dem österreichischen Minister
Pernter auch den Vizekanzler a. D. Richard Schmitz aus Wien. In väterlicher
Kameradschaft half er mir mit Rat und Tat. Eigenhändig nähte
er mir meine Nummer 14233 und meinen roten Schutzhaftwinkel vorschriftsmäßig
auf meine Kleider.
Auch den guten Minister J. Reiter lernte ich noch kennen, ehe ein ganz
neues Ereignis über mich kam. Erst zu Weihnachten sah ich dann auch
noch die Kameraden Oberst Adam, Staatssekretär Karwinsky, Landesschulinspektor
Messenböck.
Auch Ing. Figl, unseren liebenswürdigen Alt-Bundeskanzler von
Österreich. Er war bis September 1943 in Dachau. Öfters ging
ich mit ihm allein auf der breiten Lagerstraße. Sein unbesiegbarer
Frohsinn machte ihn uns besonders liebenswert. Wie vielen mag er dadurch
allem schon in der Not des Lagers geholfen haben.
Ein guter Anfang! Welch eine Gesellschaft! Beste Menschen traf ich
hier. Wird es so bleiben? Noch hatte ich Dachau erst ein wenig gesehen.
Bald sollte ich es gründlicher kennen lernen. Aber von anderer Seite.
Soeben hatte Kamerad Schmitz seine Näharbeit vollendet, da wurde gerufen:
"Lenz, mitkommen!" -
Jeder Priester, der 1938 bis 1940 nach Dachau kam, wurde wegen seines
Priestertums sofort in die Strafkompanie geschickt. So geschah es auch
mir am 10. August mittags. Schmitz drückte mir Ahnungslosem die Hand
und sprach ein Wort innigen Mitleids. Dieses Wort leuchtete ahnungsvoll
in das Land meiner Phantasie. - "Herr, Dein Wille geschehe!"
Auf Block 17, dem Strafblock, lernte ich abermals wertvolle Menschen
kennen: Major Wunsch (Innsbruck), Oberstlt. Seifert und Fr. Olah (Wien).
Zu meiner Freude traf ich noch Präs. Dr. Alfons Gorbach - wir kannten
uns noch vom Gymnasium her. - Auch eine Reihe von Priestern: Fritz Seitz,
den ersten reichsdeutschen Pfarrer im Lagerkleid und Lagerleid; die Kärntner
Pfarrer Kutev, Leeb, L'Hoste, den Landsmann Alexander Seewald, den Augsburger
Max Mayr und viele polnische Priester.
Aber auch noch andere Menschen traf ich hier: den Mörder Kü.,
einen schwäbischen Rotspanienkämpfer, ferner einen Fremdenlegionär,
Verbrecher... auch eine Anzahl "Ernster Bibelforscher", desgleichen Zigeuner
und Juden. Die Opfer der beiden Strafblöcke 15 und 17 waren meist
zu "12 Monaten" verurteilt. Die Juden aber lebenslänglich.
Welt ohne Gott
Sonntag, 11. August 1940. - Heute wurden wir 69 "Neuzugänge" vormittags
dem Lagerführer Z. vorgestellt. Hauptsturmführer Z., ein Sachse,
war von Beruf Bäcker. Für uns war er ein Gotteshasser, Priesterhasser
und Sadist. Klein und schmächtig von Gestalt, waren seine Augen ein
unheimlicher Spiegel seiner unglücklichen Seele.
An einem Weihnachtsabend kam der Capo K. Christi, der Blockälteste
vom Judenblock zu ihm. Öffentlich redete er ihn an: "Herr Lagerführer,
ich habe gestern meinen 97. Juden erschlagen. Morgen werden es hundert
sein. Wann kann ich mir die Brotzeit holen?" - Das waren unsere Vorgesetzten,
die Herren vom Lager Dachau. -
"...Die Volksgemeinschaft hat euch ausgespien...!" So brachte uns Z.
unsere Lage zum Bewußtsein. Dann ging es zum Lagerarzt. Die Untersuchung
war eine nichtssagende Formsache. Dabei lernte ich jedoch jenen K. kennen.
Auch seinen Gesinnungsgenossen, den Obercapo des Reviers... Mir wurde angst
und bang bei diesen neuen Erkenntnissen. Was wird noch alles kommen? Nach
5 Jahren hatte ich die Antwort.
"Capo" war der Name für "Vorarbeiter". Mit großen schwarzen
Buchstaben stand diese Auszeichnung auf seiner gelben Armbinde. Stolz trug
er sie durchs Lager. Neben der SS waren die Capos und das Blockpersonal
unsere Vorgesetzten. Mithäftlinge - aber vielfach Büttel der
SS, Handlanger ihrer Verbrechen, Herren über Leben und Tod ihrer Mitgefangenen.
Die Vorteile einer solchen Stellung waren vor allem eine bessere Verpflegung.
Darum gingen viele über Leichen, um ihre Stellung zu retten. Auch
um ein gutes Führungszeugnis für die Entlassung zu erringen.
Der Egoismus der Gottlosen feierte seine Orgien. -
Kein Wunder - es ist ja eine Welt ohne Gott. Wenn es aber keinen Gott
gibt, dann hat nur der Verbrecher recht. Und er hat um so mehr recht, je
mehr er die Welt um sich her zu seinem persönlichen Vorteil mißbraucht.
Das ist ja sein Paradies, seine Erfüllung des angeborenen Glücksstrebens.
Wenn er es nicht tut, wird er sich selbst ein fleischgewordener Widerspruch.
- Weil es aber einen Gott gibt, darum deckt sich der einzige Vollsinn des
Lebens mit der Erfüllung des göttlichen Willens. -
Heute ist Sonntag. Man merkt im Lager nichts davon. Gott ist verbannt
aus der "Hölle von Dachau". Nur in den Seelen seiner Getreuen wohnt
er noch heimlich. Dort halten wir ihn fest in heiliger Treue - gegen Satan
und seinen Anhang. "Kommen wird einst der Tag ..." Eine Welt ohne Gott
muß notwendig zur Hölle werden. Die strafende Gerechtigkeit
Gottes ist noch da; fern jedoch seine barmherzige Liebe.
Und ohne Menschenwürde
Wer sich über nichts mehr wundert und entsetzt, zeigt eine reife Lebenserfahrung.
Das war auch eine Frucht unserer Dachauer Erlebnisse. Ja, die ganze Welt
hat heute eine Erfahrung hinter sich, die noch nie vorher dagewesen. Alles
Untermenschentum und alle Grausamkeiten der Weltgeschichte sind nun überboten
worden. Wir müssen doch bedenken, daß sie im 20. Jahrhundert
geschehen sind und im christlichen Abendland! - -
Auf dem Weg zur Vorstellung beim Lagerführer Z. konnte ein etwa
30 Jahre alter Jude nicht mehr weiter. Er hatte am Vortag in der Kiesgrube
eine "Sonderbehandlung" erlebt. Schwerstens mißhandelt und zu Boden
geschlagen, wurde er mit Holzspänen überschüttet und angezündet.
Er war nämlich "aufgefallen" durch sein häßliches Äußere
und seine dicken Augengläser. Das hatte entmenschte "Vorgesetzte"
zu solch einem würdelosen "Spiel" gereizt.
Man hatte ihn nicht getötet, nur an Leib und Seele unmenschlich
mißhandelt. An seinen Brandwunden, an seinem Todesschrecken hatte
man sich lustvoll geweidet. - Haare und Augenbrauen waren zum Teil versengt,
das Gesicht geschwärzt. Ein Bild des Jammers. Es war nur das "Vorspiel"
für seine baldige Ermordung.
Mühselig hinkte nun der Arme unserem Zuge nach. Er konnte nicht
mehr. Wiederum war er gerade deshalb in großer Gefahr. Da lief ich
kurz entschlossen aus der Reihe, faßte ihn fest unter der Achsel
und schleppte ihn nach. Es war ein Dienst, der für uns beide sehr
gefährlich werden konnte. Still rief ich um Hilfe nach oben. Heute
noch ist es mir menschlich unerklärlich, daß wir damals unbehelligt
blieben. -
Am Nachmittag des anderen Tages kroch ein Jude zu mir in die Kiesgrube.
Man ließ ihn gewähren, nachdem man seinen vorläufigen Sadismus
an ihm befriedigt hatte. Auf der Stirn des todbleichen Angesichts blutete
eine breite Wunde. Herr L. vom Wiener Variete - etwa 50 Jahre alt - hatte
viele "gute Tage" hinter sich. Der Lebemann war unschwer zu erkennen. An
Gottes Barmherzigkeit war er jedoch zeitlebens vorbeigegangen.
Nun war er dem Nazismus zum Opfer gefallen. Das Todesurteil war ihm
gesprochen, davon war vielleicht auch er selbst überzeugt. Ich bemühte
mich, ihn auf die Ewigkeit vorzubereiten. Doch es fehlte bei ihm jedes
übernatürliche Denken. - Die Nähe der Capos und der SS mahnte
zu größter Vorsicht. Die Todesnähe des Unglücklichen
vor mir pochte indes an mein Priestergewissen.
Aber jede Mühe um eine Gesinnungsänderung war vergebens.
Würdelos lag er auf dem Kies und jammerte über sein Unglück.
Aber welches Unglück wird ihn erst nach dem Tode treffen? Doch das
kümmerte ihn nicht. Ganz in das irdische Wohlleben aufgegangen, hatte
er selbst schon längst alle Menschenwürde preisgegeben. Nun war
er anderen Gottlosen ausgeliefert - Untermenschen, die noch viel weniger
Verständnis hatten für wahre Menschenwürde. - - -
"Entgötterte Zeiten sind immer auch entmenschte Zeiten!"
(Dr. Friedrich Schreyvogl)
In Lebensgefahr
11. August 1940, mittags. - Wenn ich um einige Stunden weiterdenke, so
möchte ich vor Entsetzen die Augen schließen. - Es war ein herrlicher
Sonntag. Wir aber waren in der Kiesgrube der Strafkompanie. Dort lauerte
der Tod auf uns. Wer wird ihm entkommen?
Wir 69 Zugänge wurden dem gefährlichen Capo J. vorgestellt.
Eine gedrungene Gestalt, mit brutalem, aber nicht gerade häßlichem
Gesicht. "Ich bin euer Capo!" - so begann er seine Antrittsrede. "Ich
w a r einmal ein Mensch! Jetzt aber bin ich ein Vieh geworden, durch
all das Furchtbare, was ich hier erlebt. Ich kann aber auch wieder ein
Mensch werden, wenn ihr ordentlich und fleißig arbeitet. Und jetzt
an die Arbeit!"
Wir fuhren mit Schubkarren Erde und Kies. Vorerst gelang es mir, einen
etwas abseits gelegenen Platz zu erreichen. Als ich aber einmal in seine
kritische Nähe kam, erkannte mich der Untercapo. Er mußte sich
mein Bild gut eingeprägt haben, weil er mich sogleich wiedererkannte.
War ich doch der einzige Priester bei den letzten Neuzugängen aus
Wien, die regelmäßig alle Freitage kamen.
"Pfaff, wirst du herkommen!" Und schon füllt er mir einen großen
Schubkarren mit Kies. Meine Kräfte jedoch waren solch schwerer Handarbeit
nicht gewachsen. Wie soll das weitergehen? - Bald zeigten sich die ersten
Wunden auf den Handflächen. Der Mensch aber trieb mich weiter und
gab mir Fußtritte, vorne und hinten. Laufend mußte ich den
Kiesberg mit voller Ladung erklimmen. Mitsamt dieser Ladung stieß
er mich dann an der steilsten Stelle etwa sechs Meter tief hinunter. Das
tat er mehrere Male. Hin und zurück lief er mir nach, wie ein böser
Geist seinem Opfer.
Schon blutete ich an den Handflächen. Der Atem keuchte. Über
und über war ich in Schweiß gebadet. Die Kraft versagte mir,
um so entsetzlicher aber wurde mein Bedränger. Da schrie ich in der
Not meines Herzens ihn an: "Ich fahre ja ohnedies!" "Weißt du nicht,
elender Pfaff, daß du heute verrecken mußt?!" - das war seine
Antwort.
Nun wußte ich Bescheid. Ich ergab mich ins Unvermeidliche und
lief weiter. Doch die Arme versagten mir. Ich sah nicht mehr die fünf
Wunden an meinen Händen. Ich lief um mein Leben. Noch niemals hatte
ich so restlos meine letzte Kraft eingesetzt. Aber auch noch niemals stand
der kreuztragende Heiland so lebendig vor meiner Seele. Noch niemals habe
ich seine Leiden tiefer empfunden als hier.
Der ganze Arbeitsplatz - ein Bild des Schreckens. Dazwischen liefen
SS-Männer hin und her. Und je näher sie kamen, um so wütender
gebärdeten sich jene Vorarbeiter. So sahen wir uns - besonders wir
Priester - zwischen zwei Mühlsteinen zerrieben: den gottlosen Häftlingen
und der Lagerführung. Und "Das Herz der Gottlosen ist grausam!" sagt
schon das Alte Testament.
Endlich kam die Rettung. Es war Sonntag - somit schon um 5 Uhr abends
Arbeitsschluß. Als das Signal ertönte und mir zum Bewußtsein
kam, packte mich ein förmlicher Freudentaumel. "Deo gratias!" so rief
ich wohl an die zehnmal im Abgehen. Ich war glücklich wie ein Kind;
ich war gerettet. Um 6 Uhr wäre es zweifellos zu spät gewesen.
Capo als Freund
Die Gerechtigkeit verlangt auch diese Überlegung. Nicht jeder Capo
war ein Mörder. Sonst wäre wohl kaum jemand lebendig dem Lager
entronnen. Auch war nicht jede Grobheit und Strenge eines vorgesetzten
Mithäftlings schon im voraus als unsittlich zu bewerten.
"Capo Pospisil hat mir das Leben gerettet" - so erzählt ein Pfarrer.
"Und aus der Gärtnerei" - sagt ein anderer über diesen Wiener
- "hat er viel Gemüse ins Lager geschmuggelt, für Arme und Kranke...,
wobei er einigemal am ,Bock' vorbeiging",... Auch meldete er sich sonntags
wiederholt freiwillig zur Arbeit, weil er dadurch hungrigen Priestern und
Juden im Strafblock (mit Schweinetrank) helfen konnte."
Und später, als Capo vom "Moorexpreß II...", organisierte
er von Lebensmitteln angefangen bis zur Kohle, von Medikamenten bis zur
Nachrichtenübermittlung... So erhielt das Krankenrevier während
der Typhuszeit einige Male einen 50-Liter-Kübel voll Zucker - obenauf
mit Kaffee-Ersatz getarnt. Das illegale Widerstandskomitee bekam wichtige
Nachrichten und Zeitungen... polnische Geistliche aus dem Pfarrhof von
Dachau Wein und Hostien für den Gottesdienst, der ihnen von der SS-Behörde
verboten war.
Das ist kein Einzelfall. Er verdient aber um so mehr eine Würdigung,
je seltener solches geschah. Heute möchte gewiß jeder Capo ein
guter Lagerkamerad gewesen sein. Viele jedoch können froh sein, daß
sie noch leben und auch noch nicht im Kerker sind. Die irdische Gerechtigkeit
hat sie noch nicht erreicht. Nur die Stimme des Gewissens straft noch ihre
Judasseele oder erinnert sie an ihre Kainszeichen. -
Durch edle Menschlichkeit haben sich vor allem die österreichischen
Capos ausgezeichnet. Gab es auch schlechte unter ihnen, so waren es doch
nur wenige Ausnahmen. Die unbestechliche Wahrheit verlangt diese Feststellung.
."Die österreichischen Capos hielten besser zusammen... Sie waren
keine Nutznießer der Mithäftlinge, sondern zumeist deren Schutzherren."
(Adam)
In der Plantage
Die "Plantage" war 1938/39 angelegt worden - eine Anbaufläche von
240 Morgen (=60 bis 80 Hektar oder 130 Joch) Land. Dieses große Kommando
war in viele "Kommandos" gegliedert. Zwölf Capos (mit Binde) und 25
Untercapos (ohne Binde) besorgten die Aufsicht und Arbeitszuweisung. Die
Höchstzahl der Arbeiter betrug (1940 bis 1945) im Sommer 1300 Gefangene,
im Winter 400. Somit war die Plantage das größte und abwechslungsreichste
Kommando im Lager Dachau.
"Im Juni 1938 war die Plantage bereits eine österreichische Kolonie."-
Wie kam es dazu? Im April hatte der Wiener Hochschul-Rektor Prof. Dr. Emmerich
Zederbauer schon die erste Anlage entworfen. Die ruhig-vornehme Art des
Gelehrten und das staunenswerte Wissen des Gefangenen hielt sogar die SS
in Bann. Er aber sorgte eifrig dafür, daß recht viele seiner
Landsleute in die Plantage kamen.
Damals galt die Plantage zwar noch als "Himmelfahrtskommando." Die
Entsumpfung, von den Juden durchgeführt, kostete in der Tat vielen
von ihnen das Leben. Im Kampf um die Obercapostelle hatte nämlich
der furchtbare K. Christi gegen Michatsch gesiegt. Im Frühjahr 1939
wurde er aber vom Capo Sprung verdrängt.
Dieser Wiener sorgte nun dafür, möglichst viele Österreicher
an leitende Stellen zu bringen. Es gab keinen Mord fürderhin auf der
Plantage, und keine Strafmeldung erreichte ihr Ziel. Sogar die Anzeigen
der SS wurden auf dem Wege der Verhandlung oder Bestechung - ausgeschaltet!
Die verheirateten Blockführer benötigten ja Gemüse... für
ihre Familien. -
"Am 12. März 1940 übernahm ich die Plantage. Mit Hilfe des
Dr. Egon Hubert, dem das Hauptverdienst zugesprochen werden muß,
errichtete ich ein menschlich tragbares Kommando." So erzählt der
Steirer Hans Gaster. "Mehrere hundert Kameraden retteten wir im Laufe der
fünf Jahre vom Transport und versteckten sie oft unter den größten
Schwierigkeiten und persönlicher Gefahr im Kommando 'Plantage'."
Nicht jeder Häftling, der im Lager eine bevorzugte Stellung innehatte,
war auch ein Lagerbonze. Und so mancher hat bei SS-Besuchen mehr gezittert
als seine Kameraden ohne Amt. Wehe ihm, wenn sein Block, seine Stube, seine
Arbeit nicht "in Schuß" war. Je grausamer seine höheren Vorgesetzten,
um so schwieriger war es für ihn, ohne Schikanen auszukommen. Trotzdem
konnte er Kamerad bleiben und es war nicht schwer zu erkennen, ob er auf
selten der Leidensgenossen stand oder als Büttel der SS mit dieser
Hand in Hand ging.
"Capo als Mörder" und "Capo als Freund" - beide gab es in Dachau
und in allen Lagern. Der schlechte Capo hatte es leicht, denn als Henker
seiner Kameraden war er im voraus Liebkind bei der SS. Hingegen der gute
Capo, Blockälteste..., konnte nur durch seine Tüchtigkeit sich
halten. Für innerlich wertvolles Menschentum gab es ja im voraus kein
Verständnis in den Vernichtungslagern des Nazismus.
Die Lagerbonzen
Die führende Schicht unter den Häftlingen war eine richtige Lageraristokratie.
"Adelige" - ohne Adel; wohl aber vielfach gebrandmarkt mit dem Kainszeichen.
Menschen von meist niedriger Herkunft und gemeinem Charakter. Sie beherrschten
das Lager. Es waren dies der Lagerälteste, der Lagercapo, die Arbeitscapos,
die Blockältesten, die Stubenältesten, Blockschreiber...
Alles mußte sich vor ihnen beugen. Wehe dem, der sich um sein
Recht zu wehren suchte. Er mußte auf das Schlimmste gefaßt
sein. Die Anklage auf "Meuterei" zog schwerste Strafen nach sich. Eine
Rechtfertigung des Verleumdeten gab es nicht.
Für minderwertige Menschen gab es viele Gründe, die Rangstufe
der Lagerbonzen zu erstreben. Ein solcher Grund war die "Radfahrerpolitik"
- nach oben verbeugen, nach unten aber treten zu können. Auch fand
der Sadismus kaum eine bessere Gelegenheit, sich auszutoben. Ferner die
Lust, befehlen zu können und eine Rolle zu spielen. Schulmeisterinstinkte
und Geltungsbedürfnis. Die gelbe Capobinde und eine neue Häftlingsuniform.
Endlich auch ein Überbleibsel vom alten preußischen Kasernendrill
(nach W. Adam).
"Jahrelang Proletarier gewesen zu sein, war auch für uns Priester
eine besonders wertvolle Erfahrung - trotz allem" (G. Schelling). Eine
zweite Erfahrung von höchstem Interesse kam dazu. Wie viele haben
sich einst draußen gebrüstet: "Wir Proletarier!" Und im Lager?
Wenn es ihnen gelang, auch nur eine Stufe über die anderen emporzukriechen
- sofort waren sie bösartige und anspruchsvolle Lagerbonzen.
Wie oft habe ich im stillen bei solchen Erlebnissen das Sprichwort
zitiert: "Der Edelmann versteht zu reiten. Wehe aber, kommt der Bettelmann
aufs Roß! Dann reitet er es zuschanden!" Wohl nirgends im Lager hat
sich der innere Mensch so sehr verraten als unter den Bonzen. Wer seelisch
kein Edelmann war, der ist rasch und schamlos hinabgesunken in die Tiefe
des Untermenschentums.
Gottes Gerichte
"Die bösartigsten von unserem Blockpersonal und Capos in Sachsenhausen
leben nicht mehr! Uns wollten sie vernichten - wir aber leben." So erzählte
mir ein Priesterkamerad im November 1941. Vor einem Jahr war er in Sachsenhausen
nur wie durch ein Wunder gerettet worden. Von den Kameradenmördern
hatte der eine durch Selbstmord geendet, der andere beim Bombenausgraben,
der dritte im Bunker... - "Gottes Mühlen mahlen langsam aber sicher."
Lebensgefährlich war es, wenn ein Häftling durch seine Stellung
viel Einblick in die Verbrechen der SS gewonnen hatte. Lebensgefährlich
auch, wenn seine eigenen Verbrechen außerhalb des Lagers ruchbar
geworden. "Gottes Mühlen mahlen..."
Capo H. hatte eines Tages Pech. Sein Todeskandidat hatte sich gewehrt
und war mit dem Verlust eines Auges in den Krankenbau geflüchtet.
Ein menschlich fühlender SS-Arzt verhalf hierauf dem vielfachen Mörder
zu acht Jahren Zuchthaus. - Der alte St. war eines Tages plötzlich
in Ungnade gefallen. Niemand wußte, warum. Der grüne Winkel
(Verbrecherabzeichen) und Transport nach Mauthausen waren das Ergebnis.
Im Steinbruch "Wiener Graben" ließ ein Zigeuner "zufällig" einen
schweren Stein auf den Massenmörder herabfallen. "St. wurde zu seinen
Opfern gelegt, die ihm an diesem Tag vorausgegangen waren... Dem Zigeuner
schenkten wir ein Brot dafür, daß er uns von diesem Scheusal
erlöst hat" (E. Gostner). -
Ein SS-Blockführer aus Hamburg ward wegen seiner Roheit von uns
allgemein die "blonde Bestie" genannt. Einst fand er bei einem Priester
die Todesanzeige eines Militärpfarrers: "Ah! Is a schwarzer Hund krepiert!?"
- Kurze Zeit darauf kam er selbst in den Krieg und - als Krüppel zurück.
-
Rapportführer H., "der Mörder von Dachau", trat einst einen
Pfarrer mit seinen Reitstiefeln. Wenige Tage später stürzte er
vom Pferde und brach sich ein Bein. -
Haftung St., ein gefährlicher Kameradenverräter, verleumdete
drei Priester beim Lagerführer. "Politisieren" lautete die Anklage
des Verräters. Die Priester wurden schwer bestraft. Doch wenige Tage
später kam auch die Stunde für den Verräter. Er saß
plötzlich im Bunker und erhielt zweimal die "25". Dann wurde er nach
Mauthausen gesandt und von Mithäftlingen getötet.
Pfarrer Bettendorf wurde von seinem Blockältesten verraten, daß
er zwei Pullover habe. Das zog ihm schwere Strafe zu. Doch auch der Verräter
saß wenige Tage später im Bunker auf 42 Tage mit zweimal "fünfundzwanzig".
Er ging in sich und bereute seinen Verrat. - - -
So könnte man endlos weitererzählen. Tatsachen im Lager und
- außerhalb. Besonders auch über jene, die einen Priester in
den Kerker oder ins Lager gebracht. - "Wen Gott vernichten will, den schlägt
er mit Blindheit."
Dem Tode entronnen
12. August 1940. - Die Arbeit begann um 6 Uhr morgens. Zwei Stunden vorher
mußten wir aufstehen. Mit Gebet und banger Erwartung marschierte
ich mit der traurigen Kolonne zum Arbeitsplatz. Wie wird es uns heute ergehen?
Der furchtbare Vorarbeiter von gestern war heute ganz ruhig zu mir.
Ich hatte durch Pfarrer Mayr einen Vermittler gefunden. Aber den Schubkarren
konnte der Capo mir nicht ersparen. Und bis oben mußte er gefüllt
sein. So brüllten die SS-Männer und alles mußte gehorchen.
-
Wankte da vor mir ein junger, zarter Wiener. Intelligent war sein Aussehen.
- Wohl ein Akademiker. Er mochte etwa 20 Jahre zählen. Ganz verzweifelt
schleppte er an seinem Todeskarren. Heute ging's auf ebenem Kiesboden dahin.
Das neue SS-Untersturmführerheim wurde gebaut. "Hochwürden, ich
kann nicht mehr; ich renne in die Postenkette!" - so rief er mir heimlich
zurück. - Es durfte ja niemand sehen, daß wir sprechen, und
niemand durfte hören, wie ich versuchte, dem Verzweifelten Mut zu
machen.
Der Arbeitsplatz war durch SS-Posten dicht abgegrenzt. Sie bildeten
die "Postenkette". Wer sie auch nur einen Schritt überquerte, wurde
augenblicklich erschossen. In diesen zwei Tagen starben sechs Menschen
diesen Tod. Sie waren aus Verzweiflung in die Todeszone gelaufen.
"Um Gottes willen", rief ich meinem Vordermann heimlich zu, "nur das
nicht! Die ersten Tage wenigstens durchhalten; später kann man sich
wohl leichter helfen!" - "Ich kann nicht mehr! Ich kann nicht mehr!" gab
er entmutigt zurück. Niemand als ich hatte es gehört; niemand
durfte es hören. - - -
Etwa um 8 Uhr morgens traf mich der gefürchtete Scharführer
B., der zugleich unser Blockführer und Arbeitsdienstführer war.
Er warf mich zu Boden und trat mich mit Füßen. Dann lachte er
den "Pfaffen" aus. Ich mußte mir alles ohne Widerrede gefallen lassen.
Wenigstens konnte ich einige Minuten rasten. Dann ging's wieder zum entsetzlichen
Schubkarren.
Wiederum erschöpfte ich die letzte Kraft. Heimlich sah ich nach
den Wunden: mehr als fünfzehn waren es. Schon achtete ich ihrer kaum.
Nur die Kraftlosigkeit der Arme trieb mich zur Todesangst. Und sie löste
die allerletzten Kraftreserven aus. "0 Jesus, wie schwer magst du gewankt
sein - nach der furchtbaren Geißelung, mit dem schweren Kreuz beladen!"
-
Es ging nicht mehr. Jeden zweiten Schritt mußte ich rasten. Ich
war nicht mehr imstande, auch nur abzustellen. Fallen lassen mußte
ich meine bittere Last. Dies sah ein SS-Mann. Fürchterlich schrie
er mich an: "Du Hund, du Pfaff! Das ist Sabotage und Arbeitsverweigerung!"
Schon griff er nach der Revolvertasche. ,Mein Jesus, Barmherzigkeit! Maria
hilf! Ich kann nicht mehr!" " Da fiel plötzlich ein Schuß. Jemand
war in die Postenkette gelaufen. - Es muß jener arme Wiener gewesen
sein. Ich sah ihn nie mehr. Die Verzweiflung hatte ihn hineingetrieben.
Sechs Kameraden in zwei Tagen! Für die Wachtposten, die anderen SS-Männer
und Capos ein leckerer Spaß. Für uns jedoch ein schreckliches
Signal. - R. I. P. -
Dieser Schuß im entscheidenden Augenblick war meine Rettung.
Wie ein kleiner Gassenbub lief der SS-Mann in die Schußrichtung,
um sich am Anblick des Toten zu ergötzen. So vergaß er auf mich.
Ich war vorläufig gerettet. Etwa um 10 Uhr tauchte der unheimliche
Capo Kü. auf. Augenblicklich war ich sogar sein Schützling. Somit
durfte ich wohl einen Rettungsversuch wagen. Ich zeigte ihm wortlos meine
zerrissenen Handflächen.
Er faßte mich ebenso schweigend an der Hand und führte mich
in die Dienstbaracke zum SS-Mann, der mich vorher mit Füßen
getreten hatte. Ihm zeigte er meine Hände. Ohne ein Wort zu sagen,
nahm dieser eine Flasche Jod, tauchte einen Pinsel hinein und bestrich
rasch meine beiden Handflächen. Ich zuckte vor Schmerz. Da brüllte
er mich zornig an; entließ mich aber dennoch zur leichteren Arbeit
mit Rechen und Schaufel in die Gärtnerei. So war ich wiederum gerettet.
"Juden 'raus! Pfaffen 'raus!"
Als wir zum Mittagessen einrückten, erwartete uns eine neue Überraschung.
Lagerführer Z. stand auf dem Appellplatz und gebot ein allmächtiges
Halt! Schon flüsterte man: "Es wird ein Transport ausgesucht." - "Was
soll das bedeuten?" - rätselten wir Neuzugänge.
"Juden 'raus! Pfaffen 'raus!" so schrie der Gefürchtete. "Pfaffen
und Juden" wurden so gerne in einem Atem genannt. Wir waren jahrelang der
Auswurf des Lagers. Erst Mitte 1942 kam eine Änderung. Bisher galten
wir bei den Gottlosen als die Verbrecher. Uns unauffällig zu vernichten,
das schien ihre wichtigste Aufgabe.
Und von den Wachttürmen rechts und links rasselten, so oft die
Häftlinge auf dem Appellplatz erschienen, die großen Maschinengewehre
ein schauriges Lied. Ein bewußtes Schreckmittel, um die Gefangenen
einzuschüchtern. Es lärmte, als ob jeden Augenblick die Todessalve
sich auf uns ergießen würde.
"Juden 'raus! Pfaffen 'raus!" - Wir Priester traten vor, koste es,
was es wolle - wir sind bereit! Solange wir mutig und treu zu Gott stehen,
bleiben wir in Gottes schützender Vaterhand. "Und wenn Gott mit uns
ist, wer vermag dann etwas gegen uns?"
"Pfaffen und Juden" - der Abschaum des Lagers. - Tausend Mann wurden
ausgesucht für einen Transport; auch Steinmetze suchte man. Ein Zeichen
dafür, daß es in ein Steinbruchlager ging. Auch von anderen
Baracken kamen Leute mit. Bald hörten wir die Parole: Es geht nach
Mauthausen und Gusen. -
Abends übersiedelten wir alle auf den Transportblock Nr. 19. 1000
Mann auf einen Raum für 250. - Nun blieben wir drei Tage daheim, um
auszurasten. Wir sollten dadurch die schlimmen Eindrücke von Dachau
etwas vergessen und bei unserer Ankunft im neuen Lager als Arbeitskräfte
einen nicht allzuschlimmen Eindruck machen. Es war nicht Menschlichkeit.
Es ging nur darum, die äußere Fassade zu wahren und die notwendigen
Arbeitskräfte zu erhalten. Und so blieb es bis zum Ende.
Todesurteil für uns
"Morituri, vos salutamus!" - "Todgeweihte, wir grüßen euch!"
Das war der Abschiedsgruß derer, die in Dachau zurückblieben.
Die einen sagten es uns lateinisch, die anderen deutsch. Wir alle jedoch
waren der einstimmigen Überzeugung, daß wir in den Tod getrieben
würden.
Ein Jahr vorher war nämlich auch ein Transport nach Mauthausen
gegangen. "Von den am 26. September 1939 nach Mauthausen überführten
1650 Gefangenen waren Ende Jänner 1940 bereits 950 verhungert, erschlagen
oder erfroren" (W. Ferber).
Für uns Priester und die Juden war dieser Transport zweifellos
als Todesurteil gedacht. Und tatsächlich hat nicht viel gefehlt. Fast
wäre den Gottlosen ihr Mordplan gelungen. Wir werden noch davon erzählen.
Und der Hunger quälte uns weiter Tag und Nacht. Wir saßen
nun drei Tage mitten unter hungernden Jammergestalten und erwarteten den
Transport. "Kannst du mir nicht ein bißchen Brot geben?" bettelte
mich ein alter Tiroler Lehrer an. Er war vor Schwäche am Zusammenbrechen.
Diese Bitte war nur eine Klage der Erleichterung. Wir alle wußten
ja, daß wir alle gleich arm und hilflos waren.
Ein junger Zigeuner aus Südtirol war auch in unserer Mitte. Er
zeigte gute Erziehung und hatte eine schöne Singstimme. Unvermittelt
begann er unsere schönen Heimatlieder zu singen. In besonderer Erinnerung
ist mir noch das "Erzherzog-Johann-Lied" mit dem herrlichen Jodler. All
dies klang uns wie eine Silberglocke in Grabesnacht. Dankbar hingen unsere
Augen an dem Sänger. Das war auch der einzige Lohn, den wir ihm geben
konnten.
Am 12. August legte ich heimlich eine gründliche Beichte ab -
bei einem polnischen Priester. Es war mir eine Vorbereitung aufs Sterben.
Auch ein Gelübde machte ich zur lieben Mutter Gottes: "Wenn Du mich
heuer noch rettest aus dieser Not, dann geht mein erster Weg nach Mariazell,
zu Deinem großen Gnadenort!"
Wie oft habe ich in jenem Herbst das Gelübde wiederholt! Und kindisch
habe ich in meiner Not auf eine buchstäbliche Erhörung gehofft.
Doch unsere Liebe Frau gab mir noch viel mehr und viel Größeres:
seelische Kraft und Mut, die schweren Leidensjahre durchzuhalten. Wahrhaftig,
Gott ist gut!
Noch ein anderer Wunsch hat mich in dieser Zeit und noch jahrelang
bewegt. Die große Sehnsucht: O könnte ich zurück in den
Kerker nach Wien! Ist das möglich? So wird ein jeder normale Mensch
fragen. Kann ein Priester sich jemals nach dem Kerker sehnen? Gewiß!
Ich habe es selbst erlebt, sonst könnte ich es nie und nimmer glauben.
Und viele Priester neben mir sprachen immer wieder denselben Wunsch aus.
Noch mehr! So groß war die Not und so heftig der Wunsch, daß
ich mir immer wieder sagte: Könnte ich nur in den Kerker zurück!
Auf den Knien würde ich zurückwandern in den Kerker nach Wien.
So entsetzlich war im allgemeinen das seelische und körperliche Leid
des Lagerlebens.
III. KERKER - V. GUSEN
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