Christus in Dachau (4 / 23)

- Kompletter Text des Buches von Johann Maria Lenz, Kapitel 4 / 23 -
(Kirche zum Mitreden, 29.07.2003)

"Eichmann-Gehorsam"

Hasi

In dem Sommertheater um Gotthold Hasenhüttl setzte Hasi kürzlich noch eins drauf. In einem Redaktionsgespräch der "Saarbrücker Zeitung" sprach Hasi von einem "Eichmann-Gehorsam", den die Bischöfe als Vorgesetzte von ihren Priestern forderten. Die "Saarbrücker Zeitung" veröffentlichte daraufhin einen kleinen Artikel "'Bischöfe wollen Eichmann-Gehorsam'. Saarbrücker Theologie-Professor Hasenhüttl: Kirchenobere haben Angst um ihre Macht" (25.07.03, 23 Uhr), worin es u.a. heißt: "Hasenhüttl plädierte dafür, mit Blick auf die weitere Entwicklung der Kirche fest zu der Glaubensgemeinschaft zu stehen. Auch wenn sich ihre Oberen gelegentlich unchristlich zeigten."
Die großen Nachrichtenmagazine haben erwartungsgemäß sofort zugeschnappt und das Bonmot vom "Eichmann-Gehorsam" herumgetragen, darunter auch die Zeitung "Die Welt" ("Hasenhüttl: Bischöfe verlangen 'Eichmann-Gehorsam'. Streit um das Abendmahl eskaliert: Katholischer Theologe greift die Bischöfe scharf an. Blinder Gehorsam schade dem Ansehen Jesu Christi", 28.07.2003). An die Welt schrieben wir noch am selben Tag einen Leserbrief:
Wenn Hasenhüttl bzgl. seines Schattenbox-Theaters mit den Führern seiner Sekte "römisch-katholische Kirche e.V." den Vergleich mit dem berühmten "Eichmann-Gehorsam" bringt, ist es nur gerecht, wenn man auch auf echte Fälle von geübtem oder wenigstens verlangtem Eichmann-Gehorsam verweist. Diese Fälle sind zahlreich und v.a. schwerwiegend. Zunächst ist an den Terror zu denken, mit denen so gen. "Theologie-Professoren" wie Hasenhüttl ihre "Schüler" gezwungen haben, gotteslästerliche Parolen nachzubeten. Wer sich weigert, Satansdienern wie Gotthold Hasenhüttl, Karl Lehmann, Walter Kasper, Georg May etc. im "Studium" willfährig zu sein, dessen Aussichten auf einen "Studienabschluss" sind so gut wie inexistent. Noch grundsätzlicher ist an den Terror zu denken, mit dem der Staat die Bürger zwingt, diesen Verein von Satansdienern als "römisch-katholische Kirche" zu bezeichnen; wieviele leisten gerade dabei einen "Eichmann-Gehorsam"? Für weitere Informationen s.
vmord002.htm
krolhasi.htm

N.B.: In dem Welt-Artikel wird abschließend auch noch auf die im o.g. Hasi-Text erwähnte Kritik von Bundespräsident Johannes Rau an der "Suspendierung" Hasis eingegangen: "'Ich wünschte mir, wir hätten Kirchen, die eine Abendmahlsgemeinschaft haben', bekräftigte der evangelische Christ Rau am Wochenende. Dass es sie zur Zeit nicht gebe, respektiere er aber. Johannes Rau findet allerdings, dass 'ein Bundespräsident durchaus auch einmal eine persönliche Meinung zu einem solchen Thema sagen darf'. Wer ihn und seine Biografie kenne, werde wohl kaum auf den Gedanken kommen, er wolle die Freiheit der Kirchen eingrenzen oder das Kirchenrecht verbiegen." - Nun, wir kennen Rau und seine Biographie, und daran konnten wir zweifelsfrei beweisen, dass Rau die Vernichtung der Kirche betreibt und sich um das Kirchenrecht nicht im geringsten schert. Trotzdem gilt: Wir leisten Rau und seinen Komplizen KEINEN "Eichmann-Gehorsam".
 

Die Goldbrinte

Anonyme Schreiben erhalten wir recht häufig per e-mail, aber eher selten per Briefpost. Vor einigen Tagen erhielten wir einen anonymen Brief, wobei als Straßenname in unserer Adresse "Goldbrinte" angegeben wurde. Auch wenn wir die genauen Hintergründe der "Goldbrinte" nicht im einzelnen aufzeigen können, sei hier wenigstens vermerkt, dass der Brief in Wien abgestempelt wurde. Also wird KzM anscheinend auch in Wien gelesen, was auch mit Blick auf das hier zitierte Lenz-Buch nicht ganz unwichtig ist. Schließlich könnten ja insbesondere Personen, die in Wien oder Umgebung wohnen, wesentlich leichter als wir herausfinden, ob nicht vielleicht doch Copyright-Probleme bestehen. Da bislang nichts dergleichen angeklungen ist, wird also die komplette Veröffentlichung des Lenz-Buches weiter vorangetrieben.
Zum anonymen Schreiben: Hier zeigt sich die typische Mentalität der V2-Sektierer, deren Niveau das des Eichmanns-Gehorsams nicht übersteigt: Alles ist durchtränkt von antichristlichem Hass.
Sehr geehrter Herr L.,
1.) Sie sind ein irregeführter religiöser Betrüger.
2.) Ihre sogenannte "Priesterweihe" ist ungültig. Dieser Sachverhalt ist der römisch-katholischen Kirche bekannt.
3.) Sie spielen der Öffentlichkeit vor römisch-katholischer Priester zu sein.
4.) Ihre homosexuelle Vergangenheit ist der römisch-katholischen Kirche ebenfalls bekannt
Wir ersuchen Sie dringend mit Ihren Betrugsdeliken unverzüglich aufzuhören, ansonsten wir die Strafbehörden informieren müssen. Anonym deshalb, weil Sie nicht nur ein Betrüger sind, sondern wiederholt kriminelle Akte setzten.
Wir sind nicht daran interessiert von Ihnen belästigt zu werden. Auch wünschen wir keinen Rufmord, den Sie öfters praktizieren. Beim BKA in Deutschland und Österreich sind Sie bereits aktenkundig und als Wiederholungstäter bekannt. Wachen Sie auf Herr L. und sehen Sie ein, dass Sie kein Priester sind und Ihr "Weihespender" Sie betrogen hat. Mit freundlichen Grüßen

Die "freundlichen Grüße" kaufen wir der Goldbrinte ebensowenig ab wie seinen "Sehr geehrten Herrn". Unsere Skepsis fußt dabei auf den nachweisbaren Falschaussagen der Goldbrinte. Die Punkte 1-3 sind ja im wesentlichen nicht unähnlich, und dazu, dass wir sowohl römisch-katholisch als auch Priester sind, haben wir schon mehrfach geschrieben. Wir erinneren hier an den jüngsten Heller-Text. Das eigentliche Argument gegen uns lautet, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Da unsere Gegner nicht wahrhaben wollen, dass wir römisch-katholischer Priester sind, leugnen sie es einfach; Schwarmgeister wie Josef Spindelböck begnügen sich mit der Lüge.
Zu den weiteren Vorwürfen der Goldbrinte:

a) "Ihre homosexuelle Vergangenheit ist der römisch-katholischen Kirche ebenfalls bekannt".
Ja, das stimmt - wenn klar ist, was mit dieser "homosexuellen Vergangenheit" gemeint ist. Nicht gemeint sein kann eine homosexuelle Neigung oder Handlung - beides gab ("Vergangenheit") es nicht in unserem Leben, und um sonstigen Gehässigkeiten im Vorfeld zu begegnen, beides gibt es auch nicht in unserem gegenwärtigen Leben, und angesichts unseres Ekels und Abscheus vor Sodomie halten wir es für schlichtweg nicht sehr wahrscheinlich, dass wir jemals homosexuelle Neigungen empfinden oder Handlungen begehen. Bereits als "Theologiestudent" haben wir gegen die Verharmlosung der Homosexualität öffentlich protestiert. Wir müssen aber gestehen, dass wir tatsächlich eine homosexuelle Vergangenheit haben insofern, als wir Seminarist in verschiedenen V2-Seminarien waren. Und wie in V2-"Priester" - Kinderschänder zugegeben, gilt: "Unter V2-'Priestern' und V2-Kandidaten floriert, wie uns von verschiedenen Seiten mitgeteilt und was auch in öffentlichen Meldungen bestätigt wurde, sodomitisches Treiben. Wir sind damit niemals in Kontakt gekommen, von zwei Zwischenfällen einmal abgesehen." Ein Zwischenfall ereignete sich in Pamplona, einer in Chur. Der erste non-verbal, der zweite verbal. Allerdings müssen wir einräumen, dass wir uns in beiden Fällen bis heute nicht hundertprozentig im klaren sind, ob das tatsächlich Anbändlungsversuche waren, denn schon damals haben wir uns geweigert, diese Zwischenfälle als Anbändlungsversuche zu verstehen. Und v.a. müssen wir offenlassen, ob es nicht noch viel mehr Anbändlungsversuche von "Seminaristen" uns gegenüber gab, die wir einfach nur nicht als solche durchschaut haben. Und aus der "konservativen" Ecke, konkret von Guido Horst, gab es bei kath.net eine Meldung "Durch die rosarote Brille gesehen" (07. 03. 2003    14:48 Uhr ), wo es u.a. heißt:


Nachdem die Aufregung innerhalb wie außerhalb der Kirche pädophile Priester etwas abgeklungen ist, wendet man sich hier und dort einer weiteren Schwierigkeit zu, die - zumindest was die Zahlen angeht - weitaus massiver auf der Kirche lastet. Es geht um Homosexualität und Priesteramt. [...] In der einen Diözese soll sich ein ehemaliger Regens geoutet haben und zu seinem Freund gezogen sein, in einer anderen Diözese habe der Personalchef im Ordinariat vor Monaten schon Ähnliches getan. Längst hat das Phänomen die oberen Etagen in der Priesterausbildung und Personalpolitik der Bistümer erreicht. Es gibt Spirituale, die klagen über rosarote Seilschaften in den Seminaren. Andere klagen nicht, sondern schauen gelassen zu: Könnte es nicht sein, dass Priester mit homosexueller Veranlagung überdurchschnittlich sensibel und für die Seelsorge besonders geeignet sind? [...] Die Empfehlung mancher Kirchenverantwortlicher, Priester - vor allem in Seelsorgeeinheiten - mögen in Wohngemeinschaften zusammenziehen, können da geradezu als Einladung verstanden werden, homosexuelle Partnerschaften zu institutionalisieren.

Z.Th. "Homosexualität und Priesteramt" gibt es also einiges an Material, und insofern hat jeder, der in einem V2-Seminar war, eine "homosexuelle Vergangenheit". Man kann es natürlich noch globaler formulieren: Wer mit der V2-Sekte Kontakt hatte, der hat eine "homosexuelle Vergangenheit". Basierend auf dieser Definition, ist also unsere "homosexuelle Vergangenheit" der V2-Sekte bekannt, sie können sogar nachweisen, dass wir in mehreren ihrer Brutstätten als Seminarist gewohnt haben. Allerdings müsste uns dies die V2-Sekte ja zugute halten - schließlich haben - wie die V2-Sekte lehrt - die Sodomiten "einen Platz im Himmel", auf uns jedoch wartet - wie die V2-Sekte lehrt - die Hölle, weil wir uns nicht bekehren. Die V2-Sekte versucht also, uns umzudrehen, und verübelt uns arg, dass wir uns ihrem eindringlichen Begehren widersetzen.

c) Was die - sogar "wiederholten" - angeblichen kriminellen Akte, die wir obendrein angeblich mit solch einer Skrupellosigkeit setzen, dass man sich schon nicht mehr trauen darf, seinen Namen uns gegenüber zu nennen, können wir unseren Lesern auch nicht weiterhelfen, wovon die Goldbrinte da faselt. Es hilft da auch wenig, dass wir beim BKA in Deutschland und Österreich "aktenkundig und als Wiederholungstäter bekannt" sein sollen. Wir haben nicht beim BKA nachgefragt, weil uns eine solche Anfrage die Briefmarke der e-mail nicht wert schien, aber wer möchte, kann sich dort ja selbst schlau machen; es wäre nett, wenn der so Schlaugemachte uns dann auch mehr Informationen zukommen lassen würde als die Goldbrinte.

b) Bevor die Goldbrinte im Nachhinein auf unsere Akten beim BKA-D und -A hinweist, droht sie uns: "Wir ersuchen Sie dringend mit Ihren Betrugsdeliken unverzüglich aufzuhören, ansonsten wir die Strafbehörden informieren müssen." Äh - wenn wir doch schon so arg aktenkundig sind, welche Behörden will die Goldbrinte dann noch informieren? Wenn sie uns z.b. wegen Missbrauchs von Titeln anzeigen will, dann erinnern wir an Schuldig i.S.d. Anklage. Es wäre eher zu fragen, welche "Justiz"-Behörde noch nicht mit KzM in Berührung gekommen ist, nicht nur wegen der ganzen gegen uns losgetretenen Strafprozesse, nicht nur wegen einiger Strafanzeigen, die wir selbst erstattet haben, sondern auch wegen der beachtlichen Zugriffe auf katholisch.net, die - im Gegensatz zu KzM - registriert werden. Was sich dort an Behörden ein Stelldichein gibt, lässt so manche V2-Seite vor Neid erblassen. "Deutscher Bundestag", "Tiroler Landesregierung", "BAPT - Bundesamt fuer Post und Telekommunikation, Mainz", "Public Administration of Berlin", "Bundesministerium fuer Gesundheit und Konsumentenschutz", "Gouvernment of North Rhine-Westphalia", "Deutscher Bundestag", "Thueringer Innenministerium", sie alle und noch viele andere mehr waren schon bei katholisch.net zu Gast. Da stellt sich die Frage der Logik: Zuerst droht die Goldbrinte, sie wollte uns bei den Behörden anzeigen, und dann erzählt sie uns, wir seien den Behörden bereits bestens bekannt.

d) Nach all diesem geballten verlogenen Schwachsinn, den die Goldbrinte verzapft hat, will sie uns wachrütteln, wohl damit wir in ein ähnliches Verhältnis zur Realtität eintreten wie die Goldbrinte. Na dann: Gute Nacht!
 

Die Rotznase

Faschistoide Parolen spucken, das können die V2-Sektierer. Zwar erschöpft sich ihr Können größtenteils bereits darin, aber immerhin geben sie sich dabei alle Mühe. So auch "Der Sämann" sator arepo, "ein römisch-katholischer Christ, der hier nicht näher genannt werden möchte". Dieser hatte uns am 06.06.2003 14:12:56 -0800 geschrieben:
Herr L, da Sie offensichtlich jedermann der "V2-Sekte" duzen, möchte ich mich nicht diesem kindischen Tun anschließen und Sie weiterhin mit "SIE" anreden. [...] Möge der Hl. Geist Sie am kommenden Pfingstfest erleuchten und Sie in die einzig wahre Kirche, die die römisch-katholische Kirche ist, zurückführen. Sator Arepo P.S. Und noch eins: Achten Sie selbst einmal auf Ihre eigenen Rechtschreibe-Fehler!!!!

Am 17.07.2003 12:20:40 -0800 belästigte uns der Sämann erneut:
Hi, um Deinem Anliegen zu folgen, rede ich Dich auch mit "Du" an. Was hast Du eigentlich gegen Deinen ehemaligen Jurisdiktionsbischof Werner Schneider (alias "Pater Bartholomäus Schneider)? Er wühlt doch ebenso im Schlamm des Schismas wie alle Sedisvakantisten. Auch wenn Schneider durch das Organ des kleinen Kieselsteins verbreiten läßt, er habe vor 1999 keine Bischofsweihe erhalten, so ist doch damit auch Dein Anliegen und Dein Wirken in Frage gestellt. Zwar sagst Du, Du seist gültig geweihter Priester, so bist Du doch ein Schismatiker. Dein ehemaliger Jurisdiktionsbischof widerspricht und windet sich selbst. Und dann wird noch behauptet, bei dem "Batholomäus Schneider", der vor 1999 Bischof war, handele es sich um eine andere Person? Ihr Schismatiker und Sedisvakantisten gehört doch zu einem gemeinsamen und fragwürdigen Haufen. Die Priesterweihe Deines ehem. Kumpanen Schneider ist ja durch Düngen äußerst fragwürdig. Die Quellen meiner Ausführungen kannst du Dir selbst im Internet oder auch den von Dir zitierten "Papier"-Quellen zusammensuchen. Übrigens: Wußtest Du, daß Schneider in diesem Jahr eine "Bischofsweihe" für die "Kieselstein-Bewegung" durchgeführt hat? Bist Du neidisch, weil Du selbst keine "Bischofsweihe" erhalten hast? Na ja, vielleicht wird aus Dir auch noch ein "Bischof" - jedenfalls dann aber kein römisch-katholischer. Der Sämann

Unsere Antwort (17.07.2003 21:59:07 +0200):
>
> Hi,
>
> um Deinem Anliegen zu folgen, rede ich Dich auch mit "Du" an.
Hi Rotznase, da hast du wohl etwas falsch verstanden - was aber offensichtlich nicht das einzige ist, was du falsch verstanden hast.

> Was hast Du eigentlich gegen Deinen ehemaligen Jurisdiktionsbischof Werner Schneider
> (alias "Pater Bartholomäus Schneider)? Er wühlt doch ebenso im Schlamm des Schismas
> wie alle Sedisvakantisten.
Es gibt schon zwei Schneider-Texte (ob ein dritter folgt, wird noch entschieden), lies dir die mal durch.

> Auch wenn Schneider durch das Organ des kleinen Kieselsteins verbreiten läßt, er habe
> vor 1999 keine Bischofsweihe erhalten, so ist doch damit auch Dein Anliegen und Dein
> Wirken in Frage gestellt. Zwar sagst Du, Du seist gültig geweihter Priester, so bist
> Du doch ein Schismatiker. Dein ehemaliger Jurisdiktionsbischof widerspricht und windet
> sich selbst.
Bla, bla, bla...

> Und dann wird noch behauptet, bei dem "Batholomäus Schneider", der vor
> 1999 Bischof war, handele es sich um eine andere Person?
Wer behauptet das wo? Es ist nämlich definitiv dieselbe Person.

> Ihr Schismatiker und Sedisvakantisten gehört doch zu einem gemeinsamen und
> fragwürdigen Haufen. Die Priesterweihe Deines ehem. Kumpanen Schneider ist ja durch
> Düngen äußerst fragwürdig. Die Quellen meiner Ausführungen kannst du Dir selbst im
> Internet oder auch den von Dir zitierten "Papier"-Quellen zusammensuchen.
Halte ein, Rotznase!

> Übrigens: Wußtest Du, daß Schneider in diesem Jahr eine "Bischofsweihe" für
> die "Kieselstein-Bewegung" durchgeführt hat? Bist Du neidisch, weil Du selbst
> keine "Bischofsweihe" erhalten hast?
Halte ein, Rotznase!

> Na ja, vielleicht wird aus Dir auch noch ein "Bischof" - jedenfalls dann aber kein
> römisch-katholischer.
Halte ein, Rotznase!

> Der Sämann
aka Die Rotznase. Das ist die "christliche Nächstenliebe", die noch nicht einmal davor zurückschreckt, katholische Priester anzupöbeln. Lies dir mal einen Text über die Würde des Priesters durch (s. z.B. priester.htm). Du bist anscheinend von diabolischem Hass gegen das Priestertum, damit eigentlich gegen Christus, zerfressen. Die Rotznasen aller Länder vereinigen sich gegen die Kirche. Fraglich ist, ob sie beim Jüngsten Gericht Erfolg haben werden. Übrigens, wie hat dir das Kinderschänder-Special gefallen (n_030711.htm)? Und wie denkst du über die Bischofsfragen (bischof.htm)? In Christo



Leider hat die Rotznase unsere Fragen nicht beantwortet. In ihrem Glaubensverständnis genügt es, wenn man römisch-katholische Priester kübelweise mit Unrat überschüttet. Und wenn man nun die Erlebnisse von Pater Lenz in Dachau liest, stellt man fest, dass bereits die Nazi-Schergen von diabolischem Hass gegen das Priestertum zerfressen waren. "Du schwarzes Schwein!", "Du Pfaffenhund, wirst 's Maul halten!", "Du Hund, du Pfaff!", solche Nettigkeiten mussten sich katholische Kleriker schon unter Adolf von Österreich aus dem Mund der Starken, der selbsternannten "Übermenschen", anhören.
 

Tod eines Juden

Ein erschütterndes Beispiel für den Tod eines Juden in einem Konzentrationslager kann man im Unterkapitel "Und ohne Menschenwürde" nachlesen. Pater Lenz hatte versucht, den Juden auf einen würdigen Tod vorzubereiten, doch anscheinend ohne Erfolg: "Würdelos lag er auf dem Kies und jammerte über sein Unglück. Aber welches Unglück wird ihn erst nach dem Tode treffen? Doch das kümmerte ihn nicht. Ganz in das irdische Wohlleben aufgegangen, hatte er selbst schon längst alle Menschenwürde preisgegeben."
Trotz des kapitalen Unterschiedes zwischen Klerikern und Juden darf allerdings eine gewisse Gemeinsamkeit nicht vergessen werden, auf die Pater Lenz ebenfalls hinweist: "'Pfaffen und Juden' wurden so gerne in einem Atem genannt. Wir waren jahrelang der Auswurf des Lagers."



Das Buch „Christus in Dachau" oder „Christus der Sieger" ist unserem Heiligen Vater, Papst Pius XII., in tiefster Verehrung gewidmet!

CHRISTUS IN DACHAU
ODER
CHRISTUS DER SIEGER

EIN RELIGIÖSES VOLKSBUCH
UND EIN
KIRCHENGESCHICHTLICHES ZEUGNIS (Mit 100 Bildern)
FÜR PRIESTER UND VOLK
BERICHTET
VON JOHANN MARIA LENZ
1957
BUCHVERSAND: „LIBRI CATHOLICI"
WIEN-MAUER, LANGEGASSE 85
TELEPHON  8609434

Was 2600 Geistliche aus 134 Diözesen und 24 Nationen im KZ Dachau erlebt und erlitten!
Mehr als 1000 getötet! Wer könnte  achtlos  daran  vorbei?!
 

IV. STRAFKOMPANIE

Reise nach Dachau

War das eine böse Nacht! Die "Transportzelle" voll Schmutz, Läuse und Gestank. Wanzen krochen in Scharen an den Wänden. 69 Mann in einem Raum für drei. Im Eilmarsch ging's nun am Morgen zum Bahnhof. Dort empfing uns die SS mit schußbereitem Gewehr und mit Geschrei.
Reise nach Dachau - 9. August 1940. Sehr anschaulich beschreibt Oberst Adam († 1947) eine solche Reise: "Kaum sind die Waggons gefüllt und die Namen verlesen, als truppweise SS-Unteroffiziere erscheinen. Sie lassen die Gefangenen einzeln aufstehen, fragen sie nach Namen und Stand und mißhandeln die Hilflosen mit Ohrfeigen und Faustschlägen. Dies alles natürlich unter einer Flut gemeinster Schimpfwörter...
... In alphabetischer Ordnung sitzen wir in strammer Haltung, die Hände flach auf den Knien, den Blick starr auf die grelle Deckenlampe gerichtet. Vor jeder Wagentür bleibt ein Posten mit Stahlhelm und geladenem Gewehr. Das bedeutet Ohrfeigen, Kolbenstöße, Fußtritte... ohne Ende. Man ließ die Gefangenen, vornehmlich die Wiener Juden, während der Fahrt "Tiefe Kniebeuge" üben. Dabei stieß man ihnen das Bajonett ins Gesäß. Oder man befahl ihnen, ein Wagenfenster zu öffnen, und behandelte dies Tun als Fluchtversuch." (Mit Erschießung.)
Ein anderer Zeuge, Herr Leopold Lindner aus Wels, schreibt: "...Gleich nach jeder Abfahrt lernten wir die Methoden kennen, mit denen jeder freie Wille getötet wurde. Mit den Händen auf den Knien mußten wir stundenlang ins Deckenlicht starren und uns jegliche Mißhandlung schweigend gefallen lassen. Wir hatten Glück, wenn wir nur mit eingeschlagenen Zähnen und blutenden Lippen ins Lager kamen..."
Reise nach Dachau - Ende April 1938. - "Auch der Pfarrer (Georg Schelling) bekommt den Haß dieser Untermenschen zu spüren. 'Du schwarzes Schwein!' - schreit ihn der Sturmführer an - 'Wieviele Köchinnen hast du eigentlich - - -?!' Dann folgen Faustschläge. Der Geistliche erträgt sie wortlos und wischt sich das Blut schweigend von den Lippen. Aber das macht die Bestien nur noch rasender" (E. Gostner, 1000 Tage).
So hatte auch mancher von uns Priestern ähnliche Reiseerlebnisse. Auch mir kam mehrmals die Todesangst. Ich war auf alles gefaßt, besonders für die Ankunft in Dachau. Der Weltruf Dachau war längst schon ein Todesruf geworden. Man mußte die letzte blinde Übergabe an den Willen Gottes vollziehen. Nur so gelang es, die Seelenruhe zu finden. - - -
Nachmittags waren wir in München. Da sah ich meinen priesterlichen Freund Toni Kling am Bahnhof. Ich schrie durch das geschlossene Fenster: "Dachau!" So erfuhren es die Jesuiten, wie ich 1945 hörte. Sonst wäre ich monatelang verschollen gewesen. - "Dachau!" Das hatte ich vor dem Wächter gewagt. "Du Pfaffenhund, wirst 's Maul halten!" Dann wurden wir zu zweit mit Ketten aneinandergefesselt. Mein Partner sah unheimlich aus. Bald schon saßen wir im erstickend heißen Gefängniswagen.
Der Empfang in Dachau war sehr bedrohlich. Die SS-Männer faßten uns von allen Seiten. Es regnete Spott und Beschimpfung, Fußtritte und Ohrfeigen. Bald war ich als Priester verraten. Ein Wächter, der mich mit dem Brevier in der Eisenbahn gesehen hatte, meldete: "Das ist ein Pfaff!" loh leugnete nicht - niemals leugnete ich mein Priestertum, auch nicht in den gefährlichsten Augenblicken. - In der Eisenbahn hatte ich noch das Offizium vom hl. Pfarrer von Ars gebetet.
Auch die Matutin und Laudes vom Fest des hl. Märtyrers Laurentius, vorher seine Vesper. Mir klang es dabei scharf in die Seele: Jetzt beginnt für dich ein Martyrium. Wird es ein heiliges sein? Wann werde ich es vollenden und wie? Lebend oder tot? - "Herr, Dein Wille geschehe!"
 

Ein Kulturempfang!

Wir standen vor dem Lager. Vor uns der Grenzkanal des eigentlichen Häftlingslagers und weiter links das "Jourhaus". Ich hatte Glück in dieser Stunde. Schon sprang ein SS-Mann mich an. Im selben Augenblick kam von einem anderen die Frage: "Woher bist du?" Rasch gab ich zurück: "Aus Graz!" Das war meine Rettung. Die "Stadt der Volkserhebung" hatte hier einen guten Klang. -
Auch in der Lichtbildkammer ging's uns gut - kein SS-Mann war zu sehen. Andere wissen von aufregenden Erlebnissen. "... im Gang stürzten sich SS-Männer auf jeden, zerzausten das Haar, zerknüllten die Krawatte, damit wir (für die Propaganda)... wie der Abschaum der Menschheit aussähen" (H. Ferber).
Dann ging's zum Jourhaus "durchs Tor". Groß steht darauf mit schmiedeeiserner Schrift: "Arbeit macht frei!" Im "Schubraum" wurden wir völlig ausgeplündert, nackt trieb man uns zum Haarschneiden. Unbarmherzig fielen die Haare und - wenn man einen hatte - auch der Bart. Nach kurzem Brausebad wurde uns die Lagerkleidung hingeworfen. "Zebra", Holzschuhe...
Etwas Erschütterndes war in der Tat diese buchstäblich nackte Existenz, die wir noch niemals grausamer an uns erfahren hatten. Schon im Gefängnis hatte ich das mehrmals erlebt. Ein Schmerz, der mir stets durch die Seelentiefen fuhr. Und die "neuen" Kleider waren Sträflingskleider - zum erstenmal in meinem Leben. Wahllos und brutal wurden sie uns hingeworfen. Hastig und angstvoll bemühte sich jeder, auch noch die Füße mit den "neuen" Schuhen zu versöhnen. Dann musterten wir uns mit großen Augen - eine Vogelscheuche war das neue Bild. Es sollte noch lange bleiben.
Endlich waren diese bitteren Stationen zu Ende. Als Schutzhäftling Nr. 14233 betrat ich mit den übrigen "Neuzugängen" das Lager. - Block 26 war soeben "Zugangsblock". Schon sah ich mich von Tausenden umgeben. Ein jeder war, wie ich, eine Nummer geworden. Hineingeworfen in diesen Nummernhaufen, verschwand der einzelne. Und das war gut. "Nur nicht auffallen!" So lautete eines der wichtigsten Lagergesetze zum Selbstschutz.
Ein Gefühl des Geborgenseins kam über mich. Ich war wieder bei Menschen, unter Leidensgenossen. Freilich waren wir allesamt strengstens bewacht und hilflos preisgegeben unseren Feinden. Dennoch geborgen in Gottes Hand. Jetzt erst hatte das "Vater unser" seinen tiefen Inhalt gewonnen. Völlig auf Gott sich verlassen, der keinen verläßt, ist doch die denkbar größte Geborgenheit in jeder Not und Gefahr.
Bald kam mir auch zum Bewußtsein, daß ich mich sogar in bester menschlicher Gesellschaft befände. Wertvolle Menschen, wenngleich im Häftlingskleid. Märtyrer ihrer religiösen Gesinnung und Märtyrer ihrer Heimat Polen und Deutschland. Auch die führenden katholischen Politiker Österreichs fand ich hier. War auch sehr viel Gottlosigkeit im Lager, so herrschte diese Hydra nicht mehr allein. Die kleine Schar der Gottgetreuen war im Lager bereits zu einer Macht geworden. Bald wird sie dem Geist der Gottlosigkeit Zügel anlegen und ihn langsam bändigen.
 

KLD

Konzentrationslager Dachau. - Auf Schritt und Tritt lasen wir die drei Buchstaben: KLD. Wäsche, Kleider... sind damit gestempelt. In Werkzeugen finden wir sie eingebrannt, auf Wagen groß aufgemalt. Wohl sprachen wir auch vom "Kazet", dessen unheimlich scharfer Akzent sich bereits die Welt erobert hat; doch in unserem Gedächtnis, in unserer Seele bleibt unauslöschlich geschrieben: KLD.
Es gab drei Stufen von NS-Konzentrationslagern. Stufe I: "Arbeitslager", wie z. B. Dachau; Stufe II: verschärftes Arbeitslager, wie z. B. Buchenwald, und Stufe III: die eigentlichen Vernichtungslager oder "Knochenmühlen" (Auschwitz, Natzweiler...). Was allein schon "die mildeste Form" bedeutet hat, wird dieses Buch nebenbei aufzeigen.
"D" allein - Dachau-Stadt ist ein alter romantischer Ort mit heute 25.000 Seelen. Wir wandern eine halbe Stunde südöstlich und stehen am "Osttor" des Lagers. Dort mündet die "Straße der SS" in den Eikeplatz. - Im Weltkrieg 1914/18 stand im heutigen Lagergebiet eine große Munitionsfabrik. Auf Befehl von Versailles wurde sie 1919 geschleift.
Einzelne Gebäude und Wohnbaracken waren jedoch stehengeblieben. Sie wurden der Grundstock des weltberühmten KLD. Der eigentliche Bau begann 1933 und war am 15. August 1938 offiziell vollendet. Ende 1933 waren schon annähernd 5000 deutsche Gefangene hier -, im gesamten Deutschland 150.000. "Diese planmäßigen, mit deutscher Gründlichkeit organisierten Greuel (die KZ) waren ein Friedenswerk der NSDAP", sagt Oberst Walter Adam († 1947).
Es entstand nun eine Stadt für sich, das KLD. Drei Hauptteile können wir unterscheiden: das eigentliche Häftlingslager (D 3 K), den Bereich der Kommandantur mit dem Kommandostab, endlich den SS-Bereich oder Standartenbereich - eine Welt für sich. Das SS-Gebiet zerfällt in ein Lager der Totenkopf-SS und der Waffen-SS.
Alles war modern eingerichtet. Ferner waren hier die "Invaliden" und die Strafkompanie untergebracht.
Hinter Küche, Bad und Wäscherei - uns ständig unsichtbar - zog sich der "Bunker" hin, der Kommandantur-Arrest (KA) mit vielen Einzelzellen. An die Ostseite unseres KLD grenzte die Plantage, an die Westseite das SS-Lager. Dieses hatte außer den vorhin genannten Gebäuden auch noch Exerzier- und Sportplätze, Schwimmbad, Fischteich, Wildpark, Spital, Vergnügungs- und Schulungsräume...
Dieses ganze Gebiet findet als Abschluß im Süden die Straße der SS mit den großen Villen im reichen Blumenschmuck und einer Reitbahn. Doch all dies werden wir erst fünf Jahre später schauen - bei getauschten Rollen. Dann wird das SS-Lager unser Außenlager sein. Unsere einstigen 30 Blöcke sind dann von 20.000 Gefangenen der SS bewohnt. (Ab 20. Juli 1945.) Und im September 1945 erhält die "Straße der SS" den tiefgründigen Namen: "Am Kreuzweg".
"KLD" - "Kann lange dauern." So hat es der Galgenhumor des Lagers übersetzt. Das war die wahre Prophezeiung, nicht aber jener Spruch am Eingangstor "Arbeit macht frei". Der Wissende sah vielmehr Dantes Spruch am Höllentor. Wie ein geisterhaftes Transparent im Schmuck der SS-Totenköpfe stand er hoch über dem Lager: " ... Durch mich geht's ein zum Volke der Verlorenen ... Ihr, die ihr eintretet, laßt alle Hoffnung fahren!"
Dabei wurde mit Geld nicht gespart, und die Arbeit wurde zum weitaus größten Teil von den Gefangenen geleistet - unbezahlte Sklavenarbeit. So entstand auch eine Siedlungskolonie für verheiratete SS und ihre Angehörigen. Ferner eine Porzellanfabrik, eine Waffenfabrik, eine Schießstätte und eine riesige Geschützhalle ... Endlich auch Garagen, Werkstätten, Magazine.
Unser Häftlings-KLD war ein Rechteck von 520 mal 260 Meter Ausdehnung. Eine hohe Mauer, ein elektrisch geladener Stacheldraht und ein tiefer Graben bildeten die Umzäunung. Aus sieben gemauerten, mehrstöckigen Wachttürmen waren ringsum schwere Maschinengewehre drohend auf das Lager gerichtet. Wir sollten ihre todbringende Musik so manchesmal hören, besonders schaurig in der Nacht.
Das "Tor" im "Jourhaus" war der Eingang ins KLD. Und der Ausgang? Für viele Tausende, ja Zehntausende wird nur noch der "Kamin" zur Entlassung führen, der Weg durchs Krematorium.
Nach dem Eingang stand man auf dem Appellplatz. Er konnte etwa 60.000 Menschen fassen. Vorne rechts waren gemauerte Räume für Bekleidung und Werkstätten. Im Mittelpunkt ragte die Häftlingsküche auf, flankiert von der Wäscherei und dem Baderaum. Linker Hand standen unsere 30 Baracken, in Dachau "Blöcke" genannt.
Jeder Block hatte etwa 85 mal 10 Meter im Umriß. In vier Stuben geteilt, waren für je zwei Stuben ein Klosettraum und ein Waschraum eingebaut. Die Blöcke standen schön ausgerichtet links und rechts von der breiten Lagerstraße, die mit einer jungen Pappelallee geschmückt war. Links waren Nr. 2-30; sie beherbergten das eigentliche Heer der Arbeitssklaven. Gegenüber Nr. l-29 war das "Revier" - die Blöcke für die Kranken und für die Invaliden.
 

Österreich im Lager!

"In deinem Lager ist Österreich!" Dieses berühmte Wort Grillparzers war auch in Dachau Wirklichkeit geworden - freilich in anderer Weise. Unsere katholische Heimat Österreich war 1938 das erste Opfer der nationalsozialistischen Außenpolitik geworden. Die katholische Führerschaft des Landes hatte heldenhaft auf dem sinkenden Staatsschiff ausgeharrt. Sie wurde gefangen und nach Dachau verschleppt.
Dort haben wir Dachauer Priester sie getroffen. Wir müssen noch öfters auf sie zurückkommen. Das Beispiel dieser katholischen Männer war für unser Leben und Wirken in Dachau von wesentlicher Bedeutung. Sie waren es vor allem, die im KLD dem katholischen Glauben das Ansehen erworben haben. Uns Priester allein hätte der Haß der Gottlosen im voraus abgelehnt.
Der Name "Österreich" - der im Jahre 996 schon bestand, (Ostarichi - laut Schenkungsurkunde Kaiser Ottos III. an das Stift Freising) - war 1938 ausgelöscht worden. Die Führer unserer schönen Heimat waren in Dachau. Ihre katholische Haltung war besonders in jenen ersten Jahren wohl die wirksamste Glaubenspredigt. Sie hat uns Priestern so recht erst die Wege zu den anderen Gefangenen geebnet. Sie hat uns festen Boden in der Lagerwelt geschaffen.
Diese katholischen Pioniere brachen auch die ärgsten Wogen des Hasses gegen die Priester in Dachau. Wie viele Spione, Verräter, Mörder hat ihr Einfluß von uns abgewehrt! Wie viele Wege der Seelsorge uns ermöglicht! In Hunger, Krankheit und Gefahren wurden sie oftmals unsere Beschützer, Helfer und Retter.
Sofort beim Einbruch Hitlers verhaftet, kamen die ersten am 2. April 1938 ins Lager. Dieser Transport barg 165 führende Funktionäre und sonstige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Wien. Am 22. Mai ging der zweite Transport ab. Er war nicht viel schwächer. Am 16. Juni der dritte Transport, der bereits mit sechs Toten in Dachau ankam. Sie waren während der Fahrt von der SS erschlagen worden.
Dann ging es so weiter. "Für Österreich hatte ein jahrelanges Martyrium begonnen. Ein sehr großer Teil aus diesen ersten Transporten hat die Befreiung nicht mehr erlebt. Ein anderer hat schwere körperliche Schäden davongetragen. Ein Teil jedoch - und das stellen wir heute mit Freude und Genugtuung fest - konnte weder durch seelische noch körperliche Leiden bezwungen werden. Seine maßgeblichsten Persönlichkeiten führen heute wieder das Ruder des befreiten neuen Österreich..." (Kleines Volksblatt, März 1946).
 

Ihre Namen

Eine Pflicht der Dankbarkeit ist es, ihre Namen selbst im Priesterbuch zu nennen. Keiner von den rechtlich denkenden Alt-Dachauern wird sie da vermissen wollen. Diese Dankespflicht ist freilich Einzelnen gegenüber sehr verschieden.
Nur einen Teil dieser Namen können wir bringen. Von diesen Opfern 1938 gibt es vielleicht noch keine genaue Liste. Verhaftet wurden diese Männer teils in der Nacht vom 11. zum 12. März 1938, teils in den nächstfolgenden Tagen und Wochen. Am 26. März kamen als erste: Herzog Max und Fürst Ernst Hohenberg nach Dachau und am 31. III. Erzherzog Josef Ferdinand. Vier große Transporte folgten: l.IV., 22. V., 16. VI., 15. VII.Der erste Transport brachte 150 Mann, darunter Dr. Fritz Bock, heute Handelsminister, Ing. Leopold Figl, heute Außenminister, den † Just.-Min. Dr. Gerö und den III. Präsidenten des NR. Dr. Alfons Gorbach.
Zugleich oder später kamen Dr. Felix Hurdes, heute Präsident des Nationalrates, Bundesminister Ferd. Graf, Sektions-Chef Edmund Weber, die Landeshauptleute Dr. Heinr. Gleißner, Jos. Reiter, Aug. Kargl; die Nationalräte Ed. Ludwig, Präs. Viktor  Müllner, Jos. Rupp (Sachsenhausen).
Von den führenden Männern des ehemaligen Österreich seien genannt: Altbundeskanzler Dr. Kurt v. Schuschnigg (Sachsenhausen), Vizekanzler Rieh. Schmitz, Min. Dr. Hans Pernter, Staats-Sekr. R. v. Bumballa und Dr. Karwinsky, Bundeskomm. Oberst Walter Adam, die Landeshauptleute Dr. F. Rehrl, Dr. Karl Mär. Stepan und Ing. Hans Sylvester; Abg. Marinkowitsch; die Sicherheitsdirektoren Dr. Bayer, Bechinie, Dr. Gautsch, Dr. Mörl; die Staatsräte Dworschak, Dr. Friedr. Funder, Dr. Andr. Morsey, Dr. Tschurt-schentaler; die Gesandten Hornbostel und Dr. Kleinwächter.
Ferner sei noch eine Reihe von Namen genannt:
Vorbemerkung: Hier folgen die Namen von Nichtpriestern, die im Text nicht erwähnt sind - daher auch nicht im allgemeinen "Namensverzeichnis" (S 412-417 [i.e. im Anhang, also nicht bei KzM, Anm. PRHL]). Daneben in der Klammer das jeweilige Bundesland: B = Burgenland, K = Kärnten, N = Niederösterreich, O = Oberösterreich, S = Salzburg, St = Steiermark, T = Tirol, V = Vorarlberg,, W = Wien.
Diese Liste ist weder vollständig noch auch absolut fehlerfrei. Aber sie gibt uns ein gutes Bild vom politischen und sozialen Gemisch im KLD.
Adamik, Ing., Hochschulprof. (St) - Aichhorn August (W) - Alexander Richard (W) - Allexin Edmund, Oberst (St) - Arco-Valley, Graf Ferdinand (O) - Auernheimer, Dr. Raoul Othmar (W) - - Baar v. Barenfels Eduard, Gesandter (S) - BagOTOut, Sergius v. (St) - Bartsch, Dr. Franz, Gen.-Dir. (W) - Becker, Dr. Hans (W) - Behrmann, Dr. Hans, Gen.-Dir. (O) - Benda Viktor (W) - Benn, Dr. Alfred (W) - Berger-Waldenegg, Dr. Oskar v., Min.-Rat. (W) - Bertosi Rüdiger (W) - Bick, Dr. Josef, Gen.-Dir. (W) - Billes Stephan (W) - Binder Fritz (B) - Blavier, Dr. Rene (W) - Blitz, Dr. Wilhelm (W) - Blum Anton (V) - Blumauer Sebastian, Obstlt. (W) - Böhler Engelbert (V) - Böhm, Dr. Richard (S) - Brandl Hans (W) - Brandl Josef (W) - Braun, Dr. Heinrich (W) - Bruckner Karl, Hofrat, Dipl.-Ing. (O) - Buchbinder Ernst (W) - Bucher Romed (T) - Buchsbaum Leopold, Hofrat (W) - Burian Alfred (W) - Burstyn Heinrich und 5 Brüder (W) - Bzoch Friedrich (W) - - Canaval, Dr. Gustav, Chefred. (S) - Cepican Georg, R.-Insp. (W) - Cerrim di Montevarchi Fritz, Sekr. (S) - Claisen Alfred, Hofrat (W) - Colbert Ernst (W) - Coloredo-Mansfeld, Graf (N) - Csorgöy Ernest (W) - - Desch Franz (T) - Dobler Hermann, Zoll-Dir. (O) - Dolezal Alois, Rittm. (B) - Draxler, Dr. Ludwig, Min. a. D. (W) - Duchon Rudolf (W) - Duval Quirm, Ing (W) - - Eckert Fritz, Bd.-Rat (W) - Egger Josef (T) - Ehrlich, £r> Jakob (W) - Eichinger Leopold (W) - Eisenschimmel, Dr. Hans (W) - Eisenstatter Hans Matthias (W) - Eisler, Dr. Amand (W) - Elsinger Josef (W) Eisenstätter Norbert (N) - Engel Hans, Dir. (W) - Engelhardt Richard (N) - Entmger Richard (W) - Estoque, Dr. L., Bez. Hptm. (K) - Exenberger Klaus (T) - - Fanta, Dr. Herbert, Min.-Rat. (W) - Felber Georg, Oberlehrer (S) - Felsenburg Adalbert - Fillitz Dr. Franz Gen.-Dir. - Fischer Franz (W) - Flöckner Michael (S) - Frauscher Johann Krim.-O.-Insp. (S) - Freytag Georg (V) - Frisch Anton, Hofrat N.-R (B) - Fritz Bruno, O.-Insp. (W) - Füller Josef (N) - - Gamper, Dr. Hans, Ld.-Rat (T) - Gasteiger, Dr. Franz, Bez.-Hptm. (S) - Gatnar Kurt, Korn.-Rat. (St) - Gebetsroither Josef, Rittm. (S) - Geggl, Dr., Bez.-Hptm. (K) - Geischläger Eduard (W) - Geller Alexander (W) - Geppl, Dr., Bez.-Hptm. (K) - Gerber, Baumeister (T) - Glaser, Dr. Leo (W) - Fortsetzung der Liste auf Seite 407 [richtig: 427; i.e. im Anhang, also nicht bei KzM, Anm. PRHL].
Von den führenden Sozialisten und Kommunisten kamen 1938 ebenfalls einige nach Dachau, die auch oft gute Kameraden waren. Von den Sozialisten nennen wir: Dr. Robert Danneberg, Major Alex. Eifler, Franz Lackner, Ing. Maisei, Abg. NR. Franz Olah u. a. - Von den Kommunisten: Franz Freihaut, die Mitglieder d. Zentralkom. Sekretär Jos. Lauscher und sein Bruder Fritz, Stadtrat Dr. Viktor Matejka, Dr. Ludwig Soswinski, Franz Swarz, Willi Wichtl u. a.
 

Zur Strafkompanie

Block 26/1 - meine erste Wohnung in Dachau. Welch sonderbare Wege der göttlichen Vorsehung! Ich ahnte wohl nicht, wie oft ich diesen Raum noch betreten würde. Ein halbes Jahr später war er zur Kapelle geworden. Das schwerste Halbjahr meines Lebens war dann vorüber. -
Auf meiner Stube traf ich neben dem österreichischen Minister Pernter auch den Vizekanzler a. D. Richard Schmitz aus Wien. In väterlicher Kameradschaft half er mir mit Rat und Tat. Eigenhändig nähte er mir meine Nummer 14233 und meinen roten Schutzhaftwinkel vorschriftsmäßig auf meine Kleider.
Auch den guten Minister J. Reiter lernte ich noch kennen, ehe ein ganz neues Ereignis über mich kam. Erst zu Weihnachten sah ich dann auch noch die Kameraden Oberst Adam, Staatssekretär Karwinsky, Landesschulinspektor Messenböck.
Auch Ing. Figl, unseren liebenswürdigen Alt-Bundeskanzler von Österreich. Er war bis September 1943 in Dachau. Öfters ging ich mit ihm allein auf der breiten Lagerstraße. Sein unbesiegbarer Frohsinn machte ihn uns besonders liebenswert. Wie vielen mag er dadurch allem schon in der Not des Lagers geholfen haben.
Ein guter Anfang! Welch eine Gesellschaft! Beste Menschen traf ich hier. Wird es so bleiben? Noch hatte ich Dachau erst ein wenig gesehen. Bald sollte ich es gründlicher kennen lernen. Aber von anderer Seite. Soeben hatte Kamerad Schmitz seine Näharbeit vollendet, da wurde gerufen: "Lenz, mitkommen!" -
Jeder Priester, der 1938 bis 1940 nach Dachau kam, wurde wegen seines Priestertums sofort in die Strafkompanie geschickt. So geschah es auch mir am 10. August mittags. Schmitz drückte mir Ahnungslosem die Hand und sprach ein Wort innigen Mitleids. Dieses Wort leuchtete ahnungsvoll in das Land meiner Phantasie. - "Herr, Dein Wille geschehe!"
Auf Block 17, dem Strafblock, lernte ich abermals wertvolle Menschen kennen: Major Wunsch (Innsbruck), Oberstlt. Seifert und Fr. Olah (Wien). Zu meiner Freude traf ich noch Präs. Dr. Alfons Gorbach - wir kannten uns noch vom Gymnasium her. - Auch eine Reihe von Priestern: Fritz Seitz, den ersten reichsdeutschen Pfarrer im Lagerkleid und Lagerleid; die Kärntner Pfarrer Kutev, Leeb, L'Hoste, den Landsmann Alexander Seewald, den Augsburger Max Mayr und viele polnische Priester.
Aber auch noch andere Menschen traf ich hier: den Mörder Kü., einen schwäbischen Rotspanienkämpfer, ferner einen Fremdenlegionär, Verbrecher... auch eine Anzahl "Ernster Bibelforscher", desgleichen Zigeuner und Juden. Die Opfer der beiden Strafblöcke 15 und 17 waren meist zu "12 Monaten" verurteilt. Die Juden aber lebenslänglich.
 

Welt ohne Gott

Sonntag, 11. August 1940. - Heute wurden wir 69 "Neuzugänge" vormittags dem Lagerführer Z. vorgestellt. Hauptsturmführer Z., ein Sachse, war von Beruf Bäcker. Für uns war er ein Gotteshasser, Priesterhasser und Sadist. Klein und schmächtig von Gestalt, waren seine Augen ein unheimlicher Spiegel seiner unglücklichen Seele.
An einem Weihnachtsabend kam der Capo K. Christi, der Blockälteste vom Judenblock zu ihm. Öffentlich redete er ihn an: "Herr Lagerführer, ich habe gestern meinen 97. Juden erschlagen. Morgen werden es hundert sein. Wann kann ich mir die Brotzeit holen?" - Das waren unsere Vorgesetzten, die Herren vom Lager Dachau. -
"...Die Volksgemeinschaft hat euch ausgespien...!" So brachte uns Z. unsere Lage zum Bewußtsein. Dann ging es zum Lagerarzt. Die Untersuchung war eine nichtssagende Formsache. Dabei lernte ich jedoch jenen K. kennen. Auch seinen Gesinnungsgenossen, den Obercapo des Reviers... Mir wurde angst und bang bei diesen neuen Erkenntnissen. Was wird noch alles kommen? Nach 5 Jahren hatte ich die Antwort.
"Capo" war der Name für "Vorarbeiter". Mit großen schwarzen Buchstaben stand diese Auszeichnung auf seiner gelben Armbinde. Stolz trug er sie durchs Lager. Neben der SS waren die Capos und das Blockpersonal unsere Vorgesetzten. Mithäftlinge - aber vielfach Büttel der SS, Handlanger ihrer Verbrechen, Herren über Leben und Tod ihrer Mitgefangenen. Die Vorteile einer solchen Stellung waren vor allem eine bessere Verpflegung. Darum gingen viele über Leichen, um ihre Stellung zu retten. Auch um ein gutes Führungszeugnis für die Entlassung zu erringen. Der Egoismus der Gottlosen feierte seine Orgien. -
Kein Wunder - es ist ja eine Welt ohne Gott. Wenn es aber keinen Gott gibt, dann hat nur der Verbrecher recht. Und er hat um so mehr recht, je mehr er die Welt um sich her zu seinem persönlichen Vorteil mißbraucht. Das ist ja sein Paradies, seine Erfüllung des angeborenen Glücksstrebens. Wenn er es nicht tut, wird er sich selbst ein fleischgewordener Widerspruch. - Weil es aber einen Gott gibt, darum deckt sich der einzige Vollsinn des Lebens mit der Erfüllung des göttlichen Willens. -
Heute ist Sonntag. Man merkt im Lager nichts davon. Gott ist verbannt aus der "Hölle von Dachau". Nur in den Seelen seiner Getreuen wohnt er noch heimlich. Dort halten wir ihn fest in heiliger Treue - gegen Satan und seinen Anhang. "Kommen wird einst der Tag ..." Eine Welt ohne Gott muß notwendig zur Hölle werden. Die strafende Gerechtigkeit Gottes ist noch da; fern jedoch seine barmherzige Liebe.
 

Und ohne Menschenwürde

Wer sich über nichts mehr wundert und entsetzt, zeigt eine reife Lebenserfahrung. Das war auch eine Frucht unserer Dachauer Erlebnisse. Ja, die ganze Welt hat heute eine Erfahrung hinter sich, die noch nie vorher dagewesen. Alles Untermenschentum und alle Grausamkeiten der Weltgeschichte sind nun überboten worden. Wir müssen doch bedenken, daß sie im 20. Jahrhundert geschehen sind und im christlichen Abendland! - -
Auf dem Weg zur Vorstellung beim Lagerführer Z. konnte ein etwa 30 Jahre alter Jude nicht mehr weiter. Er hatte am Vortag in der Kiesgrube eine "Sonderbehandlung" erlebt. Schwerstens mißhandelt und zu Boden geschlagen, wurde er mit Holzspänen überschüttet und angezündet. Er war nämlich "aufgefallen" durch sein häßliches Äußere und seine dicken Augengläser. Das hatte entmenschte "Vorgesetzte" zu solch einem würdelosen "Spiel" gereizt.
Man hatte ihn nicht getötet, nur an Leib und Seele unmenschlich mißhandelt. An seinen Brandwunden, an seinem Todesschrecken hatte man sich lustvoll geweidet. - Haare und Augenbrauen waren zum Teil versengt, das Gesicht geschwärzt. Ein Bild des Jammers. Es war nur das "Vorspiel" für seine baldige Ermordung.
Mühselig hinkte nun der Arme unserem Zuge nach. Er konnte nicht mehr. Wiederum war er gerade deshalb in großer Gefahr. Da lief ich kurz entschlossen aus der Reihe, faßte ihn fest unter der Achsel und schleppte ihn nach. Es war ein Dienst, der für uns beide sehr gefährlich werden konnte. Still rief ich um Hilfe nach oben. Heute noch ist es mir menschlich unerklärlich, daß wir damals unbehelligt blieben. -
Am Nachmittag des anderen Tages kroch ein Jude zu mir in die Kiesgrube. Man ließ ihn gewähren, nachdem man seinen vorläufigen Sadismus an ihm befriedigt hatte. Auf der Stirn des todbleichen Angesichts blutete eine breite Wunde. Herr L. vom Wiener Variete - etwa 50 Jahre alt - hatte viele "gute Tage" hinter sich. Der Lebemann war unschwer zu erkennen. An Gottes Barmherzigkeit war er jedoch zeitlebens vorbeigegangen.
Nun war er dem Nazismus zum Opfer gefallen. Das Todesurteil war ihm gesprochen, davon war vielleicht auch er selbst überzeugt. Ich bemühte mich, ihn auf die Ewigkeit vorzubereiten. Doch es fehlte bei ihm jedes übernatürliche Denken. - Die Nähe der Capos und der SS mahnte zu größter Vorsicht. Die Todesnähe des Unglücklichen vor mir pochte indes an mein Priestergewissen.
Aber jede Mühe um eine Gesinnungsänderung war vergebens. Würdelos lag er auf dem Kies und jammerte über sein Unglück. Aber welches Unglück wird ihn erst nach dem Tode treffen? Doch das kümmerte ihn nicht. Ganz in das irdische Wohlleben aufgegangen, hatte er selbst schon längst alle Menschenwürde preisgegeben. Nun war er anderen Gottlosen ausgeliefert - Untermenschen, die noch viel weniger Verständnis hatten für wahre Menschenwürde. - - -
"Entgötterte Zeiten sind immer auch entmenschte Zeiten!"
(Dr. Friedrich Schreyvogl)
 

In Lebensgefahr

11. August 1940, mittags. - Wenn ich um einige Stunden weiterdenke, so möchte ich vor Entsetzen die Augen schließen. - Es war ein herrlicher Sonntag. Wir aber waren in der Kiesgrube der Strafkompanie. Dort lauerte der Tod auf uns. Wer wird ihm entkommen?
Wir 69 Zugänge wurden dem gefährlichen Capo J. vorgestellt. Eine gedrungene Gestalt, mit brutalem, aber nicht gerade häßlichem Gesicht. "Ich bin euer Capo!" - so begann er seine Antrittsrede. "Ich  w a r  einmal ein Mensch! Jetzt aber bin ich ein Vieh geworden, durch all das Furchtbare, was ich hier erlebt. Ich kann aber auch wieder ein Mensch werden, wenn ihr ordentlich und fleißig arbeitet. Und jetzt an die Arbeit!"
Wir fuhren mit Schubkarren Erde und Kies. Vorerst gelang es mir, einen etwas abseits gelegenen Platz zu erreichen. Als ich aber einmal in seine kritische Nähe kam, erkannte mich der Untercapo. Er mußte sich mein Bild gut eingeprägt haben, weil er mich sogleich wiedererkannte. War ich doch der einzige Priester bei den letzten Neuzugängen aus Wien, die regelmäßig alle Freitage kamen.
"Pfaff, wirst du herkommen!" Und schon füllt er mir einen großen Schubkarren mit Kies. Meine Kräfte jedoch waren solch schwerer Handarbeit nicht gewachsen. Wie soll das weitergehen? - Bald zeigten sich die ersten Wunden auf den Handflächen. Der Mensch aber trieb mich weiter und gab mir Fußtritte, vorne und hinten. Laufend mußte ich den Kiesberg mit voller Ladung erklimmen. Mitsamt dieser Ladung stieß er mich dann an der steilsten Stelle etwa sechs Meter tief hinunter. Das tat er mehrere Male. Hin und zurück lief er mir nach, wie ein böser Geist seinem Opfer.
Schon blutete ich an den Handflächen. Der Atem keuchte. Über und über war ich in Schweiß gebadet. Die Kraft versagte mir, um so entsetzlicher aber wurde mein Bedränger. Da schrie ich in der Not meines Herzens ihn an: "Ich fahre ja ohnedies!" "Weißt du nicht, elender Pfaff, daß du heute verrecken mußt?!" - das war seine Antwort.
Nun wußte ich Bescheid. Ich ergab mich ins Unvermeidliche und lief weiter. Doch die Arme versagten mir. Ich sah nicht mehr die fünf Wunden an meinen Händen. Ich lief um mein Leben. Noch niemals hatte ich so restlos meine letzte Kraft eingesetzt. Aber auch noch niemals stand der kreuztragende Heiland so lebendig vor meiner Seele. Noch niemals habe ich seine Leiden tiefer empfunden als hier.
Der ganze Arbeitsplatz - ein Bild des Schreckens. Dazwischen liefen SS-Männer hin und her. Und je näher sie kamen, um so wütender gebärdeten sich jene Vorarbeiter. So sahen wir uns - besonders wir Priester - zwischen zwei Mühlsteinen zerrieben: den gottlosen Häftlingen und der Lagerführung. Und "Das Herz der Gottlosen ist grausam!" sagt schon das Alte Testament.
Endlich kam die Rettung. Es war Sonntag - somit schon um 5 Uhr abends Arbeitsschluß. Als das Signal ertönte und mir zum Bewußtsein kam, packte mich ein förmlicher Freudentaumel. "Deo gratias!" so rief ich wohl an die zehnmal im Abgehen. Ich war glücklich wie ein Kind; ich war gerettet. Um 6 Uhr wäre es zweifellos zu spät gewesen.
 

Capo als Freund

Die Gerechtigkeit verlangt auch diese Überlegung. Nicht jeder Capo war ein Mörder. Sonst wäre wohl kaum jemand lebendig dem Lager entronnen. Auch war nicht jede Grobheit und Strenge eines vorgesetzten Mithäftlings schon im voraus als unsittlich zu bewerten.
"Capo Pospisil hat mir das Leben gerettet" - so erzählt ein Pfarrer. "Und aus der Gärtnerei" - sagt ein anderer über diesen Wiener - "hat er viel Gemüse ins Lager geschmuggelt, für Arme und Kranke..., wobei er einigemal am ,Bock' vorbeiging",... Auch meldete er sich sonntags wiederholt freiwillig zur Arbeit, weil er dadurch hungrigen Priestern und Juden im Strafblock (mit Schweinetrank) helfen konnte."
Und später, als Capo vom "Moorexpreß II...", organisierte er von Lebensmitteln angefangen bis zur Kohle, von Medikamenten bis zur Nachrichtenübermittlung... So erhielt das Krankenrevier während der Typhuszeit einige Male einen 50-Liter-Kübel voll Zucker - obenauf mit Kaffee-Ersatz getarnt. Das illegale Widerstandskomitee bekam wichtige Nachrichten und Zeitungen... polnische Geistliche aus dem Pfarrhof von Dachau Wein und Hostien für den Gottesdienst, der ihnen von der SS-Behörde verboten war.
Das ist kein Einzelfall. Er verdient aber um so mehr eine Würdigung, je seltener solches geschah. Heute möchte gewiß jeder Capo ein guter Lagerkamerad gewesen sein. Viele jedoch können froh sein, daß sie noch leben und auch noch nicht im Kerker sind. Die irdische Gerechtigkeit hat sie noch nicht erreicht. Nur die Stimme des Gewissens straft noch ihre Judasseele oder erinnert sie an ihre Kainszeichen. -
Durch edle Menschlichkeit haben sich vor allem die österreichischen Capos ausgezeichnet. Gab es auch schlechte unter ihnen, so waren es doch nur wenige Ausnahmen. Die unbestechliche Wahrheit verlangt diese Feststellung. ."Die österreichischen Capos hielten besser zusammen... Sie waren keine Nutznießer der Mithäftlinge, sondern zumeist deren Schutzherren." (Adam)
 

In der Plantage

Die "Plantage" war 1938/39 angelegt worden - eine Anbaufläche von 240 Morgen (=60 bis 80 Hektar oder 130 Joch) Land. Dieses große Kommando war in viele "Kommandos" gegliedert. Zwölf Capos (mit Binde) und 25 Untercapos (ohne Binde) besorgten die Aufsicht und Arbeitszuweisung. Die Höchstzahl der Arbeiter betrug (1940 bis 1945) im Sommer 1300 Gefangene, im Winter 400. Somit war die Plantage das größte und abwechslungsreichste Kommando im Lager Dachau.
"Im Juni 1938 war die Plantage bereits eine österreichische Kolonie."- Wie kam es dazu? Im April hatte der Wiener Hochschul-Rektor Prof. Dr. Emmerich Zederbauer schon die erste Anlage entworfen. Die ruhig-vornehme Art des Gelehrten und das staunenswerte Wissen des Gefangenen hielt sogar die SS in Bann. Er aber sorgte eifrig dafür, daß recht viele seiner Landsleute in die Plantage kamen.
Damals galt die Plantage zwar noch als "Himmelfahrtskommando." Die Entsumpfung, von den Juden durchgeführt, kostete in der Tat vielen von ihnen das Leben. Im Kampf um die Obercapostelle hatte nämlich der furchtbare K. Christi gegen Michatsch gesiegt. Im Frühjahr 1939 wurde er aber vom Capo Sprung verdrängt.
Dieser Wiener sorgte nun dafür, möglichst viele Österreicher an leitende Stellen zu bringen. Es gab keinen Mord fürderhin auf der Plantage, und keine Strafmeldung erreichte ihr Ziel. Sogar die Anzeigen der SS wurden auf dem Wege der Verhandlung oder Bestechung - ausgeschaltet! Die verheirateten Blockführer benötigten ja Gemüse... für ihre Familien. -
"Am 12. März 1940 übernahm ich die Plantage. Mit Hilfe des Dr. Egon Hubert, dem das Hauptverdienst zugesprochen werden muß, errichtete ich ein menschlich tragbares Kommando." So erzählt der Steirer Hans Gaster. "Mehrere hundert Kameraden retteten wir im Laufe der fünf Jahre vom Transport und versteckten sie oft unter den größten Schwierigkeiten und persönlicher Gefahr im Kommando 'Plantage'."
Nicht jeder Häftling, der im Lager eine bevorzugte Stellung innehatte, war auch ein Lagerbonze. Und so mancher hat bei SS-Besuchen mehr gezittert als seine Kameraden ohne Amt. Wehe ihm, wenn sein Block, seine Stube, seine Arbeit nicht "in Schuß" war. Je grausamer seine höheren Vorgesetzten, um so schwieriger war es für ihn, ohne Schikanen auszukommen. Trotzdem konnte er Kamerad bleiben und es war nicht schwer zu erkennen, ob er auf selten der Leidensgenossen stand oder als Büttel der SS mit dieser Hand in Hand ging.
"Capo als Mörder" und "Capo als Freund" - beide gab es in Dachau und in allen Lagern. Der schlechte Capo hatte es leicht, denn als Henker seiner Kameraden war er im voraus Liebkind bei der SS. Hingegen der gute Capo, Blockälteste..., konnte nur durch seine Tüchtigkeit sich halten. Für innerlich wertvolles Menschentum gab es ja im voraus kein Verständnis in den Vernichtungslagern des Nazismus.
 

Die Lagerbonzen

Die führende Schicht unter den Häftlingen war eine richtige Lageraristokratie. "Adelige" - ohne Adel; wohl aber vielfach gebrandmarkt mit dem Kainszeichen. Menschen von meist niedriger Herkunft und gemeinem Charakter. Sie beherrschten das Lager. Es waren dies der Lagerälteste, der Lagercapo, die Arbeitscapos, die Blockältesten, die Stubenältesten, Blockschreiber...
Alles mußte sich vor ihnen beugen. Wehe dem, der sich um sein Recht zu wehren suchte. Er mußte auf das Schlimmste gefaßt sein. Die Anklage auf "Meuterei" zog schwerste Strafen nach sich. Eine Rechtfertigung des Verleumdeten gab es nicht.
Für minderwertige Menschen gab es viele Gründe, die Rangstufe der Lagerbonzen zu erstreben. Ein solcher Grund war die "Radfahrerpolitik" - nach oben verbeugen, nach unten aber treten zu können. Auch fand der Sadismus kaum eine bessere Gelegenheit, sich auszutoben. Ferner die Lust, befehlen zu können und eine Rolle zu spielen. Schulmeisterinstinkte und Geltungsbedürfnis. Die gelbe Capobinde und eine neue Häftlingsuniform. Endlich auch ein Überbleibsel vom alten preußischen Kasernendrill (nach W. Adam).
"Jahrelang Proletarier gewesen zu sein, war auch für uns Priester eine besonders wertvolle Erfahrung - trotz allem" (G. Schelling). Eine zweite Erfahrung von höchstem Interesse kam dazu. Wie viele haben sich einst draußen gebrüstet: "Wir Proletarier!" Und im Lager? Wenn es ihnen gelang, auch nur eine Stufe über die anderen emporzukriechen - sofort waren sie bösartige und anspruchsvolle Lagerbonzen.
Wie oft habe ich im stillen bei solchen Erlebnissen das Sprichwort zitiert: "Der Edelmann versteht zu reiten. Wehe aber, kommt der Bettelmann aufs Roß! Dann reitet er es zuschanden!" Wohl nirgends im Lager hat sich der innere Mensch so sehr verraten als unter den Bonzen. Wer seelisch kein Edelmann war, der ist rasch und schamlos hinabgesunken in die Tiefe des Untermenschentums.
 

Gottes Gerichte

"Die bösartigsten von unserem Blockpersonal und Capos in Sachsenhausen leben nicht mehr! Uns wollten sie vernichten - wir aber leben." So erzählte mir ein Priesterkamerad im November 1941. Vor einem Jahr war er in Sachsenhausen nur wie durch ein Wunder gerettet worden. Von den Kameradenmördern hatte der eine durch Selbstmord geendet, der andere beim Bombenausgraben, der dritte im Bunker... - "Gottes Mühlen mahlen langsam aber sicher."
Lebensgefährlich war es, wenn ein Häftling durch seine Stellung viel Einblick in die Verbrechen der SS gewonnen hatte. Lebensgefährlich auch, wenn seine eigenen Verbrechen außerhalb des Lagers ruchbar geworden. "Gottes Mühlen mahlen..."
Capo H. hatte eines Tages Pech. Sein Todeskandidat hatte sich gewehrt und war mit dem Verlust eines Auges in den Krankenbau geflüchtet. Ein menschlich fühlender SS-Arzt verhalf hierauf dem vielfachen Mörder zu acht Jahren Zuchthaus. - Der alte St. war eines Tages plötzlich in Ungnade gefallen. Niemand wußte, warum. Der grüne Winkel (Verbrecherabzeichen) und Transport nach Mauthausen waren das Ergebnis. Im Steinbruch "Wiener Graben" ließ ein Zigeuner "zufällig" einen schweren Stein auf den Massenmörder herabfallen. "St. wurde zu seinen Opfern gelegt, die ihm an diesem Tag vorausgegangen waren... Dem Zigeuner schenkten wir ein Brot dafür, daß er uns von diesem Scheusal erlöst hat" (E. Gostner). -
Ein SS-Blockführer aus Hamburg ward wegen seiner Roheit von uns allgemein die "blonde Bestie" genannt. Einst fand er bei einem Priester die Todesanzeige eines Militärpfarrers: "Ah! Is a schwarzer Hund krepiert!?" - Kurze Zeit darauf kam er selbst in den Krieg und - als Krüppel zurück. -
Rapportführer H., "der Mörder von Dachau", trat einst einen Pfarrer mit seinen Reitstiefeln. Wenige Tage später stürzte er vom Pferde und brach sich ein Bein. -
Haftung St., ein gefährlicher Kameradenverräter, verleumdete drei Priester beim Lagerführer. "Politisieren" lautete die Anklage des Verräters. Die Priester wurden schwer bestraft. Doch wenige Tage später kam auch die Stunde für den Verräter. Er saß plötzlich im Bunker und erhielt zweimal die "25". Dann wurde er nach Mauthausen gesandt und von Mithäftlingen getötet.
Pfarrer Bettendorf wurde von seinem Blockältesten verraten, daß er zwei Pullover habe. Das zog ihm schwere Strafe zu. Doch auch der Verräter saß wenige Tage später im Bunker auf 42 Tage mit zweimal "fünfundzwanzig". Er ging in sich und bereute seinen Verrat. - - -
So könnte man endlos weitererzählen. Tatsachen im Lager und - außerhalb. Besonders auch über jene, die einen Priester in den Kerker oder ins Lager gebracht. - "Wen Gott vernichten will, den schlägt er mit Blindheit."
 

Dem Tode entronnen

12. August 1940. - Die Arbeit begann um 6 Uhr morgens. Zwei Stunden vorher mußten wir aufstehen. Mit Gebet und banger Erwartung marschierte ich mit der traurigen Kolonne zum Arbeitsplatz. Wie wird es uns heute ergehen?
Der furchtbare Vorarbeiter von gestern war heute ganz ruhig zu mir. Ich hatte durch Pfarrer Mayr einen Vermittler gefunden. Aber den Schubkarren konnte der Capo mir nicht ersparen. Und bis oben mußte er gefüllt sein. So brüllten die SS-Männer und alles mußte gehorchen. -
Wankte da vor mir ein junger, zarter Wiener. Intelligent war sein Aussehen. - Wohl ein Akademiker. Er mochte etwa 20 Jahre zählen. Ganz verzweifelt schleppte er an seinem Todeskarren. Heute ging's auf ebenem Kiesboden dahin. Das neue SS-Untersturmführerheim wurde gebaut. "Hochwürden, ich kann nicht mehr; ich renne in die Postenkette!" - so rief er mir heimlich zurück. - Es durfte ja niemand sehen, daß wir sprechen, und niemand durfte hören, wie ich versuchte, dem Verzweifelten Mut zu machen.
Der Arbeitsplatz war durch SS-Posten dicht abgegrenzt. Sie bildeten die "Postenkette". Wer sie auch nur einen Schritt überquerte, wurde augenblicklich erschossen. In diesen zwei Tagen starben sechs Menschen diesen Tod. Sie waren aus Verzweiflung in die Todeszone gelaufen.
"Um Gottes willen", rief ich meinem Vordermann heimlich zu, "nur das nicht! Die ersten Tage wenigstens durchhalten; später kann man sich wohl leichter helfen!" - "Ich kann nicht mehr! Ich kann nicht mehr!" gab er entmutigt zurück. Niemand als ich hatte es gehört; niemand durfte es hören. - - -
Etwa um 8 Uhr morgens traf mich der gefürchtete Scharführer B., der zugleich unser Blockführer und Arbeitsdienstführer war. Er warf mich zu Boden und trat mich mit Füßen. Dann lachte er den "Pfaffen" aus. Ich mußte mir alles ohne Widerrede gefallen lassen. Wenigstens konnte ich einige Minuten rasten. Dann ging's wieder zum entsetzlichen Schubkarren.
Wiederum erschöpfte ich die letzte Kraft. Heimlich sah ich nach den Wunden: mehr als fünfzehn waren es. Schon achtete ich ihrer kaum. Nur die Kraftlosigkeit der Arme trieb mich zur Todesangst. Und sie löste die allerletzten Kraftreserven aus. "0 Jesus, wie schwer magst du gewankt sein - nach der furchtbaren Geißelung, mit dem schweren Kreuz beladen!" -
Es ging nicht mehr. Jeden zweiten Schritt mußte ich rasten. Ich war nicht mehr imstande, auch nur abzustellen. Fallen lassen mußte ich meine bittere Last. Dies sah ein SS-Mann. Fürchterlich schrie er mich an: "Du Hund, du Pfaff! Das ist Sabotage und Arbeitsverweigerung!" Schon griff er nach der Revolvertasche. ,Mein Jesus, Barmherzigkeit! Maria hilf! Ich kann nicht mehr!" " Da fiel plötzlich ein Schuß. Jemand war in die Postenkette gelaufen. - Es muß jener arme Wiener gewesen sein. Ich sah ihn nie mehr. Die Verzweiflung hatte ihn hineingetrieben. Sechs Kameraden in zwei Tagen! Für die Wachtposten, die anderen SS-Männer und Capos ein leckerer Spaß. Für uns jedoch ein schreckliches Signal. - R. I. P. -
Dieser Schuß im entscheidenden Augenblick war meine Rettung. Wie ein kleiner Gassenbub lief der SS-Mann in die Schußrichtung, um sich am Anblick des Toten zu ergötzen. So vergaß er auf mich. Ich war vorläufig gerettet. Etwa um 10 Uhr tauchte der unheimliche Capo Kü. auf. Augenblicklich war ich sogar sein Schützling. Somit durfte ich wohl einen Rettungsversuch wagen. Ich zeigte ihm wortlos meine zerrissenen Handflächen.
Er faßte mich ebenso schweigend an der Hand und führte mich in die Dienstbaracke zum SS-Mann, der mich vorher mit Füßen getreten hatte. Ihm zeigte er meine Hände. Ohne ein Wort zu sagen, nahm dieser eine Flasche Jod, tauchte einen Pinsel hinein und bestrich rasch meine beiden Handflächen. Ich zuckte vor Schmerz. Da brüllte er mich zornig an; entließ mich aber dennoch zur leichteren Arbeit mit Rechen und Schaufel in die Gärtnerei. So war ich wiederum gerettet.
 

"Juden 'raus! Pfaffen 'raus!"

Als wir zum Mittagessen einrückten, erwartete uns eine neue Überraschung. Lagerführer Z. stand auf dem Appellplatz und gebot ein allmächtiges Halt! Schon flüsterte man: "Es wird ein Transport ausgesucht." - "Was soll das bedeuten?" - rätselten wir Neuzugänge.
"Juden 'raus! Pfaffen 'raus!" so schrie der Gefürchtete. "Pfaffen und Juden" wurden so gerne in einem Atem genannt. Wir waren jahrelang der Auswurf des Lagers. Erst Mitte 1942 kam eine Änderung. Bisher galten wir bei den Gottlosen als die Verbrecher. Uns unauffällig zu vernichten, das schien ihre wichtigste Aufgabe.
Und von den Wachttürmen rechts und links rasselten, so oft die Häftlinge auf dem Appellplatz erschienen, die großen Maschinengewehre ein schauriges Lied. Ein bewußtes Schreckmittel, um die Gefangenen einzuschüchtern. Es lärmte, als ob jeden Augenblick die Todessalve sich auf uns ergießen würde.
"Juden 'raus! Pfaffen 'raus!" - Wir Priester traten vor, koste es, was es wolle - wir sind bereit! Solange wir mutig und treu zu Gott stehen, bleiben wir in Gottes schützender Vaterhand. "Und wenn Gott mit uns ist, wer vermag dann etwas gegen uns?"
"Pfaffen und Juden" - der Abschaum des Lagers. - Tausend Mann wurden ausgesucht für einen Transport; auch Steinmetze suchte man. Ein Zeichen dafür, daß es in ein Steinbruchlager ging. Auch von anderen Baracken kamen Leute mit. Bald hörten wir die Parole: Es geht nach Mauthausen und Gusen. -
Abends übersiedelten wir alle auf den Transportblock Nr. 19. 1000 Mann auf einen Raum für 250. - Nun blieben wir drei Tage daheim, um auszurasten. Wir sollten dadurch die schlimmen Eindrücke von Dachau etwas vergessen und bei unserer Ankunft im neuen Lager als Arbeitskräfte einen nicht allzuschlimmen Eindruck machen. Es war nicht Menschlichkeit. Es ging nur darum, die äußere Fassade zu wahren und die notwendigen Arbeitskräfte zu erhalten. Und so blieb es bis zum Ende.
 

Todesurteil für uns

"Morituri, vos salutamus!" - "Todgeweihte, wir grüßen euch!" Das war der Abschiedsgruß derer, die in Dachau zurückblieben. Die einen sagten es uns lateinisch, die anderen deutsch. Wir alle jedoch waren der einstimmigen Überzeugung, daß wir in den Tod getrieben würden.
Ein Jahr vorher war nämlich auch ein Transport nach Mauthausen gegangen. "Von den am 26. September 1939 nach Mauthausen überführten 1650 Gefangenen waren Ende Jänner 1940 bereits 950 verhungert, erschlagen oder erfroren" (W. Ferber).
Für uns Priester und die Juden war dieser Transport zweifellos als Todesurteil gedacht. Und tatsächlich hat nicht viel gefehlt. Fast wäre den Gottlosen ihr Mordplan gelungen. Wir werden noch davon erzählen.
Und der Hunger quälte uns weiter Tag und Nacht. Wir saßen nun drei Tage mitten unter hungernden Jammergestalten und erwarteten den Transport. "Kannst du mir nicht ein bißchen Brot geben?" bettelte mich ein alter Tiroler Lehrer an. Er war vor Schwäche am Zusammenbrechen. Diese Bitte war nur eine Klage der Erleichterung. Wir alle wußten ja, daß wir alle gleich arm und hilflos waren.
Ein junger Zigeuner aus Südtirol war auch in unserer Mitte. Er zeigte gute Erziehung und hatte eine schöne Singstimme. Unvermittelt begann er unsere schönen Heimatlieder zu singen. In besonderer Erinnerung ist mir noch das "Erzherzog-Johann-Lied" mit dem herrlichen Jodler. All dies klang uns wie eine Silberglocke in Grabesnacht. Dankbar hingen unsere Augen an dem Sänger. Das war auch der einzige Lohn, den wir ihm geben konnten.
Am 12. August legte ich heimlich eine gründliche Beichte ab - bei einem polnischen Priester. Es war mir eine Vorbereitung aufs Sterben. Auch ein Gelübde machte ich zur lieben Mutter Gottes: "Wenn Du mich heuer noch rettest aus dieser Not, dann geht mein erster Weg nach Mariazell, zu Deinem großen Gnadenort!"
Wie oft habe ich in jenem Herbst das Gelübde wiederholt! Und kindisch habe ich in meiner Not auf eine buchstäbliche Erhörung gehofft. Doch unsere Liebe Frau gab mir noch viel mehr und viel Größeres: seelische Kraft und Mut, die schweren Leidensjahre durchzuhalten. Wahrhaftig, Gott ist gut!
Noch ein anderer Wunsch hat mich in dieser Zeit und noch jahrelang bewegt. Die große Sehnsucht: O könnte ich zurück in den Kerker nach Wien! Ist das möglich? So wird ein jeder normale Mensch fragen. Kann ein Priester sich jemals nach dem Kerker sehnen? Gewiß! Ich habe es selbst erlebt, sonst könnte ich es nie und nimmer glauben. Und viele Priester neben mir sprachen immer wieder denselben Wunsch aus.
Noch mehr! So groß war die Not und so heftig der Wunsch, daß ich mir immer wieder sagte: Könnte ich nur in den Kerker zurück! Auf den Knien würde ich zurückwandern in den Kerker nach Wien. So entsetzlich war im allgemeinen das seelische und körperliche Leid des Lagerlebens.

III. KERKER - V. GUSEN

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