1. V2-Sekte: Das Fest der Allerlösung
Michael Schneider schreibt bei kath.de in
einem "Impuls" zum Fest Mariä Himmelfahrt:
"Von den Verstorbenen sagen wir, daß sie eines Tages auferstehen
werden, von Maria aber bekennen wir: Sie ist verherrlicht, wenn auch ihre
Herrlichkeit - genau wie bei Christus - erst vollkommen sein wird, wenn
die ganze Menschheit im Himmel versammelt ist. [...] Bei der Auferweckung
des Leibes findet der Mensch seine eigene, ganz persönliche Geschichte
wieder, aber vor den Augen Gottes. So bringt der Mensch in seinen Tod die
»Ernte der Zeit« und seines Lebens ein, all das will nun vollendet
sein - von Gott! [...] Die leibliche Aufnahme Mariens sagt uns, daß
nichts von unserem Leben an Gutem und Tröstenden verloren geht und
daß wir schon jetzt - mit unserem Leib, mit unserem Reden und Tun
- Gott erfahrbar machen dürfen und können."
Also gehört es zur V2-Lehre notwendig, dass "die ganze Menschheit
im Himmel versammelt" sein wird. Man sieht wieder sehr schön, wie
die V2-Sekte die katholische Lehre pervertiert. Mit der Hölle wird
nur noch den Katholiken gedroht, wie es z.B. Josef Spindelböck uns
gegenüber gerne tut (s. Eine Selbstmörderin
im Himmel?). Für alle Nichtkatholiken hingegen ist die Hölle
nur noch eine "reale Möglichkeit" (s. den Apostaten-Katechismus).
Schneider behauptet, dass die Herrlichkeit Christi und Mariens bis
zur Allerlösung nur unvollkommen ist; einen Grund oder eine Quelle
für diese Behauptung verschweigt er leider. Dies wiegt um so schwerer,
als seine Aussagen im Widerspruch zur katholischen Lehre stehen.
F. Diekamp (Katholische Dogmatik, Münster (10)1952, 391) erläutert
zur dogmatischen Formulierung der leiblichen Aufnahme Mariens (Apostolische
Konstitution "Munificentissimus Deus" von Pius XII., 1950):
"Der Ausdruck 'ad caelestem gloriam assumptam' [in die Herrlichkeit
des Himmels aufgenommen] besagt unzweideutig, daß die allerseligste
Jungfrau in die eigentliche Himmelsseligkeit und Gottanschauung eingegangen
ist. Sie hat die Endvollendung des ganzen Menschenwesens in Gottes Herrlichkeit,
welche den übrigen Auserwählten erst am Jüngsten Tage zuteil
wird, sogleich nach dem Abschluß ihres Erdenwaltens erlangt, also
der Zeit nach vorweggenommen (antizipiert)."
Zum Dogma "Christus thront seit der Himmelfahrt seiner Menschheit nach
zur Rechten des Vaters" s. ebd. 352f:
"Der figürliche Ausdruck 'zur Rechten Gottes sitzen' bezeichnet
die erhabenste Teilnahme der Menschheit des Herrn an allen göttlichen
Gütern (vgl. Ps. 15,11), besonders an der Herrlichkeit Gottes, an
seiner ewigen Seligkeit und an seiner königlichen Herrscher- und Richtergewalt
(3 q. 58 a. 3). Es ist dies der ausschließliche Vorzug der Menschheit
Christi; denn kein bloßes Geschöpf erfreut sich eines so erhabenen
Besitzes der göttlichen Güter (a. 4). Das Sitzen bedeutet zudem
den ruhigen, unerschütterlichen Besitz der Güter. Wenn Stephanus
Christum zur Rechten Gottes stehen sieht (Apg.7,56), so erscheint der Herr
gewissermaßen helfend, mitstreitend im Glaubenskampfe (a. l ad 3).
In dem Sitzen Christi zur Rechten des Vaters haben wir den terminus ad
quem der Erhöhung Christi zu erblicken. Es ist die letzte Krönung
seines Triumphes, der Eintritt in die volle Ausübung seines königlichen
Amtes. Inmitten seiner Engel und Heiligen, die voll Ehrfurcht ihm huldigen,
waltet er nun als König der Glorie seines Königsamtes zu unseren
Gunsten, bis er dereinst am Ende der Tage in großer Herrlichkeit
erscheinen wird, um alle zu richten, die Bösen zu demütigen und
zu verdammen, die Guten aber in sein himmlisches Reich aufzunehmen und
dann, wenn alles ihm unterworfen ist, 'die Herrschaft Gott und dem Vater
zu übergeben', 'auf daß Gott alles in allem sei' (l Kor. 15,
24-28).
Vorgestern, also am 13.08.2001, hatte uns Spindelböck übrigens wieder einmal geschrieben. Einen konkreten Anlass nannte Sepp dabei nicht; möglicherweise hatte er Angst, andere könnten durch unsere Seiten die richtige Lehre, jetzt konkret hinsichtlich der Mariologie, kennenlernen, und um möglichst viele von der Erkenntnis der Wahrheit abzubringen, nimmt Sepp seine Zuflucht zu hohlen Phrasen. Hier der Text, den wir am 13.08.2001 auf der Startseite veröffentlicht hatten:
"Sehr geehrter Herr L., nach meiner Auffassung stellen Ihre Internetseiten so ziemlich das Übelste von dem dar, was gegen den katholischen Glauben verbreitet wird. Die Beurteilung unter der URL [zensiert von PRHL] hat schon manchen die Augen geöffnet und bleibt in voller Weise aufrecht! Ich gehe davon aus, daß Sie mein kurzes Schreiben auf Ihrer Homepage zitieren werden, allerdings nicht in vollem Wortlaut: Sie werden vermutlich die obige URL nicht angeben, damit andere die kritische Beurteilung Ihrer Aktivitäten nicht zur Kenntnis nehmen können! Entgegen den Haßtiraden, die Sie auf Ihrer Homepage veröffentlichen, meine ich, daß auch Sie im Grund Ihres Herzens ein Mensch sind, der zur christlichen Liebe fähig ist und dies auch gegenüber den sachlichen Gegnern zeigen sollte! Ob sich da in nächster Zeit etwas tun wird? Mit besten Grüßen Josef Spindelböck"
1. "nach meiner Auffassung stellen Ihre Internetseiten so ziemlich das
Übelste von dem dar, was gegen den katholischen Glauben verbreitet
wird."
Geht es nicht vielleicht etwas konkreter? Welches Dogma haben wir bestritten
oder angezweifelt? Wenn Sepp z.B. den Satz meinen sollte:
"Dogmen können durchaus einseitig, oberflächlich, rechthaberisch,
dumm und voreilig sein." -
der ist nicht von uns, sondern von Walter Kasper.
So verhält es sich mit allen üblen Aussagen gegen die Kirche:
Wir zitieren sie nur, um sie als falsch zu erweisen.
2. "Die Beurteilung unter der URL [zensiert von PRHL] hat schon manchen
die Augen geöffnet und bleibt in voller Weise aufrecht!"
Unsere Stellungnahme dazu auch (gilt uneingeschränkt
hinsichtlich des Aufrechtbleibens; Sepps "Beurteilung" von KzM kann nur
insofern als "Augen öffnend" bewertet werden, als jeder die Verlogenheit
von Sepp und Konsorten erkennen kann). Allerdings dürfen wir Sepp
versichern, dass er nicht das beste Ansehen genießt; insbesondere
seine Anti-KzM-Seite findet wenig Zuspruch. Während Sepp nach wie
vor eine ganze Lügenkanonade gegen uns loslässt, hat er z.B.
noch immer nicht den sehr wichtigen Briefwechsel zwischen ihm und dem "Bistum
Freiburg" bzgl. Bischof Schmitz veröffentlicht.
3. "Ich gehe davon aus, daß Sie mein kurzes Schreiben auf Ihrer
Homepage zitieren werden, allerdings nicht in vollem Wortlaut: Sie werden
vermutlich die obige URL nicht angeben, damit andere die kritische Beurteilung
Ihrer Aktivitäten nicht zur Kenntnis nehmen können!"
Jeder, der weiß, wie man eine Suchmaschine bedient, wird die
Seite finden können. Zur Verknüpfung von Internetseiten wurde
bei KzM schon sehr viel geschrieben, s. z.B. Grobe
Klötze 2. Abgesehen davon: Sepps Kernparolen sind ja bei KzM zitiert.
4. "Entgegen den Haßtiraden, die Sie auf Ihrer Homepage veröffentlichen,
meine ich, daß auch Sie im Grund Ihres Herzens ein Mensch sind, der
zur christlichen Liebe fähig ist und dies auch gegenüber den
sachlichen Gegnern zeigen sollte! Ob sich da in nächster Zeit etwas
tun wird?"
"Hasstiraden" gibt es bei KzM keine, s. z.B. liebe.htm
oder bedenk.htm. Leider vergisst Sepp auch hier
wieder, einen Namen eines "sachlichen Gegners" zu nennen; wir würden
wirklich gerne mal einen solchen Gegner kennenlernen. Ob sich da in nächster
Zeit etwas tun wird?
Kurz: Wer sich ausschließlich am Kasperle- und Seppl-Theater ergötzt, findet Kasper und Sepp vielleicht ganz toll. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf unsere Ausführungen z.Th. "Kindsein" in Feiergebot und Fastengebot.
2. Protestantismus: Kampf gegen die Kirche
a) Die Wurzel des Übels
Martin Luther war ein wahnsinniger Häretiker (cf. Pius VI., Breve
"Quod aliquantum" (1791)), und die von ihm gegründete Religion ist
ohne Sinn und Verstand (s. Die katholische Lehre
über die Rechtfertigung und unsere Würdigung der "Ökumene").
Wenn man sich also mit protestantischen Darlegungen beschäftigt, muss
man auf einiges an Unfug gefasst sein. So versucht sich schon seit einiger
Zeit auch ein "evangelikaler" Anwalt als Theologe, indem er eine Seite
unter "evangelikal.de" betreibt, wo er auch einen Text "Was sagt die Bibel
über Maria?" anbietet. Dort nennt er die Marienverehrung "eine Sonderlehre
der Katholischen Kirche, die von den biblisch orientierten Kirchen abgelehnt
wird."
b) Die mail des Anwalts
Wir haben den Anwalt auf unseren o.g. Text über die kirchliche
Marienlehre hingewiesen, erhielten aber statt eines Dankes nur das Schreiben:
"Sehr geehrter Herr L., ich gehe davon aus, daß Sie mit Ihrem Mail auf meinen gleichnamigen Artikel bei evangelikal.de Bezug nehmen. Mir ist die Intention Ihres Mails allerdings nicht ganz klar. Warum schicken Sie mir diese Links? Die Lehren des Katholizismus über Maria sind mir gut bekannt. Diese haben allerdings in der Bibel keinerlei Grundlage. Es handelt sich daher bei diesen Lehren des Katholizismus um schwere Irrlehren einer von der Bibel abgeirrten Gruppierung. Die Verehrung Marias ist für mich als Christ schlicht Götzendienst. Mit freundlichen Grüßen"
Zur Erklärung: Der Anwalt schreibt vermutlich deshalb "Links" (Plural),
weil unsere mail außer dem Link auf den Text über Maria auch
noch unsere Internetadressen (in der Signatur) enthielt.
Zur Bedeutung der Heiligen Schrift s. z.B. den Controvers-Katechismus.
Die Ablehnung des kirchlichen Lehramtes mit alleiniger Berufung auf die
Bibel ist bereits deshalb Schwachsinn zur Potenz, weil ja erst das kirchliche
Lehramt festgelegt hat, welche Bücher zur Bibel gehören und welche
nicht. Damit ist jedes Gerede von "biblisch orientierten Kirchen" als Gegenbegriff
zur Kirche Christi restlos absurd. S. auch die Diskussion z.Th. Bibel,
ein Buch der römisch-katholischen Kirche, in Die
Indultszene.
c) Katholische Kirche und V2-Sekte
Seine restlose theologische Inkompetenz beweist der Anwalt nicht zuletzt
damit, dass er die V2-Sekte wie selbstverständlich als katholische
Kirche hinstellt, z.B. mit Zitaten aus Vatikanum 2 oder dem "Katechismus
der Katholischen Kirche". So behauptet der Anwalt: "Die Verehrung Marias
hat im Lauf der Geschichte der römisch-katholischen Kirche ständig
an Bedeutung gewonnen und der heutige Papst ist wohl einer der inbrünstigsten
Marienverehrer überhaupt, was er durch sein Motto totus tuus ("völlig
dein" in bezug auf Maria) ausdrückt." Wojtyla ist nicht der Papst,
und das "totus tuus" bezieht sich auf die Freimaurerei (s. Nachwuchsschauspieler),
da V2-Sekte und Freimaurerei dasselbe Ziel verfolgen.
d) Jungfräulichkeit
Der Anwalt: "Die Katholische Kirche behauptet also, daß Maria
'unbefleckte, immer jungfräuliche Gottesmutter' sei - also auch nach
der Geburt Jesu immer Jungfrau geblieben sei. Viele katholische Lehren
über Maria sind schon deshalb hinfällig, weil die Bibel eindeutig
zeigt, daß Maria nicht 'ewige Jungfrau' ist, sondern nach der Geburt
Jesu auf natürliche Weise weitere Kinder bekam. Die mehrmals erwähnten
leiblichen Brüder Jesu (z.B. Matthäus 12,46; Matthäus 13,55;
Johannes 2,12; Johannes 7,3-5) sind nicht, wie Katholiken häufig annehmen,
seine 'Vettern', denn für Vetter gibt es im Neuen Testament ein anderes
Wort (vgl. Kolosser 4,10), sondern tatsächlich seine (Halb-)Brüder."
Nachdem der Anwalt ex cathedra verkündet hat, dass die Brüder
Jesu tatsächlich leibliche Brüder waren, schreibt er in der Zusammenfassung:
"Die katholische Lehre hat unbestreitbar die Lebenswahrscheinlichkeit
gegen sich (eine verheiratete Frau immer Jungfrau?)", lt. Bibel soll Maria
"eindeutig" "nicht 'ewige Jungfrau'" sein, aber: "Für die bloße
'Möglichkeit', es handele sich um Vettern, spricht hingegen nichts."
Also was denn nun - eindeutig oder nicht eindeutig? Selbst wenn man dahingestellt lassen wollte, warum ein Katholik statt der Jahrhunderte alten kirchlichen Tradition nun auf einmal dem Wort eines Anwaltes glauben sollte, bliebe noch immer festzuhalten, dass der Anwalt sich selbst in rettungslose Widersprüche verrennt. Die Chaos-Struktur des Protestantismus wird noch deutlicher, wenn man weiß, dass Luther selbst und auch protestantische Exegeten keineswegs diese - wenn auch völlig unsichere - Eindeutigkeit, die der Anwalt in die Bibel hineininterpretiert, akzeptieren. S. dazu M. Brändle, Kirche - Papst - Maria, München 1962, 117f:
"Die Bibelstelle, die sich auf die Ehe Marias mit Josef bezieht, lautet: 'Und er (Josef) erkannte sie nicht, bis sie einen Sohn geboren hatte' (Mt. 1, 25). Der protestantische Exeget E. Klostermann schreibt in der wissenschaftlichen Kommentarreihe 'Handbuch zum Neuen Testament' zu dieser Stelle: 'Dies besagt an sich nicht, daß Josef nach Jesu Geburt die eheliche Gemeinschaft hergestellt hat.' Und der Autor fügt bei, daß nicht nur die Kirchenväter, sondern auch Luther diese Stelle in dem Sinne verstanden haben, daß Maria auch nach der Geburt Jesu Jungfrau blieb. Eine der Bibelstellen, in denen von den Brüdern Jesu die Rede ist, heißt: 'Als er noch zur Volksmenge redete, siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen und verlangten, mit ihm zu reden' (Mt. 12,46). An dieser und den verwandten Stellen geht es um die philologische Frage, ob das griechische Wort 'adelphos' auch den Sinn von Vetter oder Verwandter haben könne. Das wird auf Grund des Sprachgebrauchs der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., entschieden. Das 'Wörterbuch zum Neuen Testament' vom Protestanten W. Bauer verweist für das griechische Wort 'adelphos' unter anderem auf 1. Mose 14, 14, wo Lot 'adelphos' des Abraham genannt wird. Bekanntlich war Lot nicht der Bruder Abrahams, sondern sein Neffe. Somit hat das griechische Wort 'adelphos' an dieser und einigen anderen Stellen der Septuaginta den Sinn von Verwandter, sei nun dieser Neffe oder Vetter. Infolgedessen tritt man nicht in Gegensatz zur Semantik, wenn man unter den Brüdern Jesu seine Vettern oder Verwandten versteht."
Der Anwalt weist darauf hin, dass Jesus nur der "erstgeborene", nicht aber der "eingeborene" (einzig geborene, lat. unigenitus) Sohn Mariens genannt wird: "Jesus ist darüberhinaus auch nicht der "eingeborene Sohn Marias", sondern ihr "erstgeborener Sohn" (Lukas 2,7) und der "eingeborene Sohn Gottes" (Johannes 3,18)." Dazu wiederum Brändle, a.a.O. 120f, zu Lk 2,7 resp. Exodus 13,1f:
"Religionsgeschichtlich bedeutet die Weihe der Erstlinge eine Anerkennung des Besitzrechtes der Gottheit auf das Land und eine Anerkennung, daß die Fruchtbarkeit des Landes eine Gabe Gottes ist. Im Volke Israel ist dieser Brauch geschichtlich gedeutet und auf die Vernichtung der Erstgeburt bei den Ägyptern bezogen worden. Wenn also ein Israelit die Auslösungssumme für einen erstgeborenen Sohn bezahlte, so sollte diese Auslösungssumme ein Erinnerungszeichen daran sein, daß Gott das Volk mit starker Hand aus Ägypten herausgeführt hatte. Diese alttestamentliche Vorschrift von der Auslösung der männlichen Erstgeburt ist auch nach der Geburt Jesu eingehalten worden, was Lukas 2, 22—24 ausdrücklich berichtet. Deshalb sind manche Exegeten der Ansicht, der Vers 7 des zweiten Kapitels mit dem Ausdruck 'der erstgeborene Sohn' bereite den Vers 22 vor, wo die Auslösung der Erstgeburt erzählt wird. In diesem Fall bedeutet Erstgeborener soviel wie Gottgeweihter. Die alttestamentliche Bestimmung bezüglich des erstgeborenen Sohnes galt ganz unabhängig davon, ob weitere Kinder folgten oder nicht. Deshalb kann man dem Ausdruck 'der erstgeborene Sohn' gar nichts darüber entnehmen, ob es sich um das erste Kind unter vielen Kindern handelt oder ob das erste Kind auch das einzige Kind ist. So hat man z. B. eine jüdische Grabinschrift aus dem Jahre 5 v. Chr. entdeckt, auf der das einzige Kind einer Mutter als erstgeborenes Kind bezeichnet wird. Für unser Empfinden klingt das merkwürdig, da das deutsche Wort Erstgeborener aus einem Zahlwort und einem Zeitwort zusammengesetzt ist. Aber gerade eine solche Zusammensetzung liegt im Hebräischen nicht vor. Das hebräische Wort für erstgeboren heißt 'bekor'. Dieses Wort steht in gar keinem Zusammenhang mit anderen hebräischen Worten, die gebären bedeuten oder eine Zahl zum Ausdruck bringen. Deshalb kann das hebräische Wort 'bekor' auch für Früchte verwendet werden, die wir im Deutschen niemals als erstgeborene bezeichnen können, sondern nur als Erstlinge. In der philologischen Erarbeitung der Bedeutung des hebräischen und griechischen Wortes für erstgeboren sind sich katholische und protestantische Exegeten einig. Diese Übereinstimmung hat folgende praktische Bedeutung: Protestantische Exegeten, die nicht an die immerwährende Jungfräulichkeit der Gottesmutter glauben, sondern die Ansicht vertreten, Maria habe noch weitere Kinder gehabt, berufen sich für diese ihre Ansicht nicht auf den Ausdruck 'der erstgeborene Sohn'. Denn sie wissen, daß dieser Ausdruck kein Argument für und kein Argument gegen die immerwährende Jungfräulichkeit der Gottesmutter ist."
e) Voll der Gnade
Der Anwalt: "Die biblische Lehre über Maria ist äußerst
knapp, denn außer in den ersten beiden Kapiteln von Lukas und Matthäus
und in Johannes Kapitel 2,1-12 (Hochzeit zu Kana) wird sie nur noch fünfmal
kurz erwähnt (zzgl. vier parallele Berichte). [...] Einen Hinweis
auf ihre Stellung vor Gott geben uns die Worte des Engels Gabriel in Lukas
1,28-30, wo er sie 'Begnadete' (die richtige Übersetzung des katholischen
'voll der Gnade') nennt, und ihr mitteilt, daß sie 'Gnade bei Gott
gefunden' hat. Das läßt keinen anderen Schluß zu, als
daß Maria selbst Gnade und somit Erlösung braucht."
Der Anwalt scheint ein absoluter Todfeind von elementarer Logik zu sein.
S. wiederum Diekamp (a.a.O. 363):
"Die Unbefleckte Empfängnis ist eine unverdiente Gabe (gratia)
und ein Ausnahmerecht (privilegium), und zwar ein Geschenk und Privileg,
das Maria allein verliehen worden ist (singulare). Die bewirkende Ursache
ist die Allmacht Gottes; nur Gott konnte dieses große Wunder der
Bewahrung vor der Erbsünde wirken."
Zu Lk.1,28 (Ave gratia plena; Chaire kecharitomene): "Zwar besagt das
griechische Wort rein grammatikalisch nur irgendwelche reiche Begnadung
der Jungfrau. Aber der Ausdruck vertritt hier in der Anrede den Eigennamen
und muß daher, wie es in der lateinischen Übersetzung geschieht,
im emphatischen Sinne von einer vollendeten Begnadung verstanden werden.
So deuten auch die Väter und Theologen und die Liturgie diesen Gruß
von der vollkommensten Begnadung, die einer geschaffenen Person zuteil
werden kann. Vollendet ist sie aber nur, wenn Maria nie mit dem Makel der
Sünde befleckt war. Vgl. auch den Gruß Elisabeths Lk.1,42."
(Diekamp a.a.O. 365).
Die Kirche bestreitet gar nicht, sondern lehrt sogar ausdrücklich, dass Maria von Gott in einzigartiger Weise "begnadet" worden ist. Die Gnade der Freiheit von der Erbsünde war ein Bewahren, nicht ein nachträgliches Befreien. Der Anwalt duldet aber keine Gnade im Sinne eines Bewahrens, und deshalb folgert er siegessicher, dass Maria nicht die Gnade der Unbefleckten Empfängnis erhalten hat.
f) Auf einer Stufe mit Maria
Der Anwalt: "Jesus selbst macht deutlich, daß seine Mutter keinen
Vorrang vor anderen Gläubigen hat. So heißt es in Lukas 11,27-28:
"....da erhob eine Frau aus der Volksmenge ihre Stimme und sprach zu ihm:
Glückselig der Leib, der dich getragen und die Brüste, die du
gesogen hast ! Er aber sprach: Gewiß, doch glückselig, die das
Wort Gottes hören und befolgen!" Das ist Jesu Antwort auf Verehrung
Marias: Gewiß ist sie zu ehren, doch jeder, der das Wort Gottes hört
und befolgt, steht mit ihr auf einer Stufe."
Man lese zu der genannten Stelle Lk 11,27f z.B. den Kommentar von P.
Dausch (Die drei Älteren Evangelien, Bonn 1918, 464f):
"Den Jesus Schmähenden, den immer tiefer in die Sünde Fallenden,
tritt die schlichte Frau gegenüber, die laut und öffentlich mit
einer Art heiligen Neides seine Mutter selig preist. Ähnlich wie in
der Parallele von seinen wahren Verwandten will aber Jesus die Gedanken
von der natürlichen Mutterschaft emporheben. Selbst in der innigsten
Blutsverwandtschaft mit ihm liegt nicht die wahre Seligkeit, sie liegt
im Hören und Halten des Wortes Gottes. Auch hier fällt auf die
Gnadenvolle (1, 28 ff) kein Schatten. Ihre Erwählung zur Mutter Gottes,
ihre mit dieser Mutterschaft eng verknüpfte Heiligkeit bleibt ihr
unvergänglicher Ruhm, aber für alle anderen Menschen ist die
Erfüllung des Willens Gottes der einzige Weg zum Himmel. Wohl um jede
irdische, sinnliche Schwärmerei des Weibes, die sich nichts Seligeres
denken kann, als die Mutter eines so gewaltigen Predigers zu sein, in der
Wurzel abzuschneiden, fordert Jesus nicht Anhänglichkeit an seine
Person, sonder Gottangehörigkeit."
Der Anwalt duldet zwar anscheinend keine eine andere Autorität außer sich selbst; indes die katholische Erklärung ist völlig einleuchtend, so dass man auf die wirren Konstruktionen des Anwaltes gut verzichten kann.
g) Mittlerin der Gnaden
Der Anwalt: "Jesus wäre ein schlechter Mittler, benötigte
man wiederum einen weiteren Mittler zu ihm. Maria vermittelt gar nichts,
schon gar keine Gnade - denn Gott gibt Gnade und benötigt niemand,
um diese Gnade zu übermitteln. Maria als 'Mittlerin aller Gnaden'
zu bezeichnen, ist daher nichts anderes als Gotteslästerung."
Bekanntlich unterscheidet die Kirche drei Hinsichten (Diekamp a.a.O.
397):
"Maria ist die Mittlerin aller Gnaden,
1. insofern sie der ganzen Welt den Erlöser gebracht hat (de fide),
2. insofern sie durch ihre Fürbitte bei Gott alten Menschen alle
Heilsgnaden zuwenden kann (fidei proximum),
3. insofern nach Gottes Anordnung seit ihrem Eintritt in die himmlische
Seligkeit kein Mensch irgendeine Heilsgnade empfängt, 'die sie ihm
nicht durch spezielle Fürbitte erwirkt hat (sententia valde probabilis
[sehr wahrscheinliche / glaubhafte Lehre])."
Jetzt hat aber der Anwalt aufgeräumt: "Maria vermittelt gar nichts." Diese Radikalität bringt sehr schön das "evangelische" Weltverständnis zum Ausdruck.
h) Die Fürsprecherin
Der Anwalt: "Der Katholizismus lehrt, daß Maria im Himmel für
die Gläubigen Fürbitte bei Gott leistet. Die Bibel hingegen sagt:
"...wenn jemand sündigt - wir haben einen Fürsprecher bei dem
Vater: Jesus Christus, den Gerechten." 1.Johannes 2,1 Die Maria des Katholizismus
tritt somit auch als Fürsprecherin an die Stelle Christi. Maria kann
jedoch gar nicht vor Gott für andere eintreten, weil sie selbst -
ebenso wie die anderen - die Gnade Gottes zur Vergebung ihrer Sünden
braucht."
Die Verehrung Mariens hat zwar einen im Vergleich zu anderen Heiligen höheren Rang, aber es geht hier zunächst nur um das Prinzip, i.e. dass gem. Dogma die Heiligen mit Nutzen um ihre Fürbitte bei Gott angerufen werden. S. dazu Pohle-Gierens, Lehrbuch der Dogmatik, Bd. 2, Paderborn (9)1937, 320f:
"Aus der Hl. Schrift läßt sich ein indirekter und ein direkter
Beweis führen: Der indirekte Schriftbeweis lautet so: Nach dem Zeugnis
der Bibel hat Gott oftmals die Fürsprache gerechter und heiliger Menschen
auf Erden erhört. Nun ist aber die Fürsprache der Engel und Heiligen
im Himmel, da sie sich im status termini befinden, wirksamer und mächtiger
als diejenige von lebenden Heiligen, welche sündigen können.
Wenn also diese mit Erfolg angerufen werden durften, dann a fortiori jene,
weil sie wegen ihrer Glorie und Sündlosigkeit in höherem Sinne
Freunde Gottes sind. Der Obersatz läßt sich mit vielen Beispielen
belegen, wie z. B. die Fürbitte Abrahams für Sodoma (Gn 18, 23
ff.), des Moses für sein Volk (Ex 32,11), des Job für seine Freunde
(Job 42,8), des hl. Paulus für 276 Schiffbrüchige (Apg 27, 24
ff) usw.
[...]
Auf direktem Wege ist die Nützlichkeit der Heiligenanrufung beweisbar
aus biblischen Beispielen, in denen Menschen zu Engeln oder Heiligen beteten
und dabei Erhörung fanden. Hierher gehört vor allem das Beispiel
des frommen Tobias, zu dem der Erzengel Raphael sprach (Tob 12,12): 'Als
du betetest mit Tränen ..., da brachte ich dein Gebet vor den Herrn.'
In der Apokalypse schaute der hl. Johannes (Offb 5,8) in der Verzückung
'goldene Schalen von Rauchwerk, welche die Gebete der Heiligen sind', und
wieder (Offb 8,4): 'Und es stieg der Rauch des Rauchwerkes von den Gebeten
der Heiligen aus der Hand des Engels vor Gott.' In einem 'glaubwürdigen
Traum, wodurch er alle erfreute', sah Judas der Makkabäer, wie der
Hohepriester Omas und der Prophet Jeremias — beide verstorben — für
das Volk der Juden Fürbitte einlegten. Vgl. 2 Mach 15, 12 ff. [...]
Wenn nun die Engel und Heiligen nach dem Zeugnis der Hl. Schrift uns durch
ihre Bittebete helfen können, so kann es weder töricht noch schädlich
sein, wenn wir sie in unseren Nöten und Anliegen um ihre Fürsprache
bei Gott auch anrufen."
Dass Maria wegen ihres Gnadenvorzuges in besonderer Weise als Fürsprecherin angerufen werden darf, ist dann ebenfalls nachvollziehbar.
i) Königin des Himmels
Der Anwalt: "Der Katholizismus bezeichnet Maria auch als 'Königin
des Himmels'. Eine 'Königin des Himmels' kommt in der Bibel tatsächlich
vor; jedoch als Götze. Mit ihrer Verehrung beschworen die Israeliten
den Zorn Gottes auf sich herab (Jeremia 7,18 und 44,17-19). Im Himmel gibt
es nur einen König; das ist Jesus Christus, das Lamm Gottes, vgl.
Offb.17,14:” ..und das Lamm wird sie überwinden; denn es ist Herr
der Herren und König der Könige, und die mit ihm sind, sind Berufene
und Auserwählte und Treue."
"Regina Caeli, laetare" - "Freue dich, du Himmelskönigin" - so
betet die Kirche in der Osterzeit. Im Kompendium der christlichen Lehre
(Pius X., (1)1905) wird im Zusammenhang mit dem Fest Mariä Himmelfahrt
erklärt:
(162) "Die allerseligste Jungfrau Maria ist als Königin des Himmels
und der Erde über alle Chöre der Engel und über alle Heiligen
des Himmels erhoben worden."
(163) "Die allerseligste Jungfrau Maria ist im Himmel über alle
Geschöpfe erhöht worden, weil sie die Mutter Gottes und das demütigste
und heiligste aller Geschöpfe ist."
(164) "Am Fest Maria Himmelfahrt sollen wir: l. uns freuen über
von ihre glorreiche Himmelfahrt und Erhöhung; 2. sie verehren als
unsere Herrin und Fürsprecherin bei ihrem göttlichen Sohn; 3.
sie bitten, daß wir von Gott die Gnade empfangen, ein heiliges Leben
zu führen und uns so auf den Tod vorzubereiten, daß wir ihren
Beistand und Schutz verdienen und einmal an ihrer Herrlichkeit Anteil haben."
S. ferner L. Ott, Grundriss der Dogmatik, Freiburg (10)1981, 254:
"In den Himmel aufgenommen und über alle Chöre der Engel
und Heiligen erhöht, herrscht Maria mit Christus, ihrem göttlichen
Sohne. Die Väter feiern sie seit alter Zeit als Patronin, Herrin,
Herrscherin, Königin, Herrin aller Geschöpfe (Johannes von Damaskus,
De fide orth. IV 14), Königin des ganzen Menschengeschlechtes (Andreas
von Kreta, Hom. 2 in Dormit. ss. Deiparae). Die Liturgie verehrt sie als
unser aller Herrscherin, Königin des Himmels, Königin der Welt.
Die Päpste nennen sie in Lehrschreiben Königin des Himmels und
der Erde (Pius IX.), Königin und Herrscherin des Weltalls (Leo XIII.),
Königin der Welt (Pius XII.). Der letzte und tiefste Grund der königlichen
Würde Mariens liegt in ihrer Gottesmutterschaft. Da Christus auf Grund
der hypostatischen Union auch als Mensch Herr und König über
alles Geschaffene ist (vgl. Lk l, 32f; Apk 19, 16), so nimmt Maria, 'die
Mutter des Herrn' (Lk l, 43), wenn auch nur in analoger Weise, an der königlichen
Würde ihres Sohnes teil."
Jetzt kommt also der Anwalt und wischt alles weg. Nur: Sein "Vergleich"
mit der Himmelskönigin ist absolut unzulässig. Zunächst
hier die Stellen, auf die der Anwalt Bezug nimmt:
Jer 7,18: "Die Kinder sammeln Holz; die Väter zünden Feuer
an. Die Weiber kneten Teig, um Kuchen für die Himmelskönigin
zu backen und andern Göttern Opferschalen auszugießen. Sie wollen
Mir Verdruß bereiten."
Jer 44,17-19: "Wir tun vielmehr, was wir gelobt, der Himmelskönigin
zu räuchern und ihr Trankopfer zu spenden, wie wir und unsere Väter,
unsere Könige und Fürsten in Judas Städten einst getan und
in den Straßen von Jerusalem. Denn damals hatten wir noch Brot genug
und lebten froh, von keinem Ungemach beschwert. Seitdem wir aber unterließen,
der Himmelskönigin zu räuchern und ihr Trankopfer auszugießen,
mangelt uns alles, und wir wurden durch das Schwert und durch den Hunger
aufgerieben. Wenn wir der Himmelskönigin jetzt räuchern und ihr
Trankopfer spenden, bereiten wir ihr Kuchen als ihr Bild und gießen
ihr Trankopfer aus wohl ohne Wissen unsrer Männer?"
Hier ist von einem Götzen die Rede - Maria ist aber kein Götze
und wird auch nicht als eine Art zusätzlicher oder Gegen-Gott angebetet,
sondern als Heilige verehrt. Weil der Anwalt dies aber nicht akzeptieren
will, zieht er seinen "Vergleich" mit dem Götzen. Es ist nicht zulässig,
den Götzen "Himmelskönigin" mit der wahren Himmelskönigin
auf eine Stufe zu stellen. Es ist auch nicht zulässig, die Götzen
der Heiden mit Gott auf eine Stufe zu stellen, obwohl diese auch bisweilen
"Götter" genannt werden, s. 2 Kön 17,29-31:
"Sie machten sich aber, Volk für Volk, jedes seinen eigenen Gott
und stellten ihn in das Haus der Höhen, die die Samariter gemacht
hatten, jedes Volk in seinen Städten, wo es wohnte. So machten sich
die Leute von Babel Sukkot Benot ('Mädchenzelte'), die Leute von Kuta
den Nergal, die Leute von Hamat eine Aschima und die Arriter den Nibchaz
und den Tartak. Die Sepharviter verbrannten ihre Kinder im Feuer zu Ehren
des Adarmeiek und des Anammeiek, der Götter von Sepharvaim."
Also: Die Tatsache, dass im AT der Begriff "Himmelskönigin" auf einen Götzen angewendet wird, bedeutet nicht zwangsläufig, dass Marienverehrung ebenfalls Götzendienst sein muss, eben weil die Kirche Maria als Himmelskönigin verehrt. Die Tatsache, dass im AT der Begriff "Götter" auch auf Götzen angewendet wird, bedeutet nicht zwangsläufig, dass Gott nur ein Götze ist. Im Endeffekt scheitert der Anwalt daran, dass er die Fürbitte der Heiligen nicht duldet.
j) Gotteslästerung
Der Anwalt: "Mit der ganzen Autorität der Bibel läßt
sich daher sagen, daß die katholische Lehre über Maria falsch
ist und Maria in gotteslästerlicher Weise mit Titeln überhäuft,
die nur Jesus zustehen. Es gibt nur einen Erlöser, nur einen Fürsprecher,
nur einen himmlischen König, nur einen unbefleckt Empfangenen, nur
einen, der vom Tode auferstanden ist nur einen Mittler zwischen Gott und
den Menschen, nur einen Schlangenzertreter, der die Macht des Teufels gebrochen
hat, ...nämlich Jesus Christus"
Auch an dieser wichtigen Stelle verrät der Anwalt noch immer nicht, welche Autorität die Bibel zur Bibel erhoben hat. Jedenfalls versinkt der Anwalt völlig in seinen verlogenen Parolen, deren Lächerlichkeit jedem ersichtlich ist.
k) Gottesmutter
Der Anwalt: "Auch wenn Jesus gleicher Gott wie der Vater ist, kann
man aber Jesus und Gott nicht einfach gleichsetzen: Denn Jesus ist Gott,
aber Gott ist mehr als Jesus: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Jesus als
das Wort Gottes war zudem bereits im Anbeginn der Schöpfung da und
erst durch Ihn wurde alles geschaffen (Kolosser. 1,16; Johannes 1,1-3)
- also auch Maria. Niemand kann aber Mutter des eigenen Schöpfers
sein. Als Mensch ist Jesus der Sohn Marias, nicht aber als Gottes Wort,
das Mensch geworden ist. Die Geburt Jesu ist nur der Weg, auf dem Gottes
Wort Mensch wurde. In seiner göttlichen Gestalt war Jesus jedoch schon
lange vor Maria da. Gott ist nicht Marias Sohn; Maria ist daher auch nicht
'Gottesmutter'. Zu Lukas 1,41-43 ist zu sagen, daß Jesus auch als
Mensch als 'Herr' angeredet wird. Maria ist die Mutter dieses Menschen
Jesus, nicht aber die Mutter Gottes."
S. dazu die Ausführungen bei Diekamp, a.a.O. 356:
"Doketen und Nestorianer bestritten die wahre Gottesmutterschaft der
allerseligsten Jungfrau, jene, weil sie die Leiblichkeit Christi in Schein
auflösten oder behaupteten, daß er seinen Leib aus den himmlischen
Regionen mitgebracht und bei seinem Durchgange durch Maria nichts aus ihr
angenommen habe; diese, weil sie den Sohn Marias für eine vom Sohne
Gottes verschiedene menschliche Person hielten. Gegner unseres Dogma sind
außerdem natürlich alle Leugner der Gottheit Jesu.
Die Kirche hält hingegen das Bekenntnis zu der Gottesmutterschaft
der Jungfrau Maria, das schon in, dem 'natus ex Maria Virgine' des Apostolischen
Symbolums der Sache nach eingeschlossen ist, unverbrüchlich fest.
Auf dem Konzil zu Ephesus (431) wurde die Bezeichnung der hl. Jungfrau
als 'Gottesgebärerin' (theotokos) feierlich bestätigt und als
Ausdruck des wahren Glaubens anerkannt. Ebenso definiert das Konzil von
Chalzedon 451, Christus sei 'aus Maria der Jungfrau, der Gottesgebärerin,
der Menschheit nach geboren worden' (Denz. 148), und das fünfte allgemeine
Konzil (553) lehrt, der Name theotokos gebühre der Jungfrau Maria
'im eigentlichen Sinne und in Wahrheit', weil der Gott Logos aus ihr Fleisch
angenommen habe (Denz. 218; vgl. 255 ff. 290).
Die Hl. Schrift lehrt die Gottesmutterschaft Marias
a) indirekt. Maria heißt wieder und wieder 'Mutter Christi',
'Mutter Jesu', 'seine Mutter' (Mt.1,18; 2,11.13f.20; 12,46fr.; 13,55 usw.),
ganz ohne Zweifel im eigentlichen Sinne des Wortes Mutter, wie ja auch
der Engel Gabriel angekündigt hatte: Ecce concipies in utero et paries
filium, et vocabis nomen eius Iesum (Lk.1,31). Nun ist Jesus aber nach
der Lehre der Hl. Schrift in Wahrheit der Sohn Gottes, Gott wie der Vater.
Folglich ist Maria die Mutter Gottes.
b) Direkt bezeugt der Engel die Gottesmutterschaft Marias: Ideoque
et quod nascetur ex te sanctum, vocabitur Filius Dei (Lk.1,35). Ebenso
Elisabeth: Et unde hoc mihi, ut veniat mater Domini mei ad me? (Lk.1,43).
Paulus: Misit Deus Filium suum factum ex muliere (Gal. 4,4)."
Von daher ist sehr die Frage, welches Verständnis der Anwalt von Christus hat.
l) "Mutter der Kirche"
Der Anwalt: "Maria ist genauso wenig 'Mutter der Kirche' wie Johannes
der 'Sohn der Kirche' ist."
Der Anwalt insinuiert, die Kirche würde Maria als Mutter der Kirche
verehren; damit wirft er wieder heillos V2-Sekte und katholische Kirche
durcheinander. Zum Begriff "Mutter der Kirche" s. wiederum den Text über
die Freimaurerei.
m) Das wahre Israel
Der Anwalt: "Es ist eine weitere unbiblische Sonderlehre der Katholischen
Kirche, daß die Kirche an die Stelle Israels getreten sei. Vielmehr
gilt Römer 11,17-24: Israel bleibt der wahre Ölbaum und wir aus
den Nationen sind nur die aufgepropften Zweige, nicht mehr. Römer
11,18 fordert die Christen auf, sich nicht gegen Israel zu rühmen,
man sei das 'wahre Israel'. Kehrt um vom Götzendienst !"
Damit schließt der Anwalt seine verlogenen Hasstiraden gegen die
Kirche Christi. Zum Begriff "wahrer Israelit" cf. Joh 1,47: "Als Jesus
Nathanael herankommen sah, sagte er von ihm: 'Seht, ein wahrer Israelit,
an dem kein Falsch ist.'" B. Weinhart (Das Neue Testament, München
1865, 223f) kommentiert:
"Jesus als Herzenskundiger erkennt in Nathanael so gleich den wahren
Israeliten, d.h. den Israeliten, wie er sein soll, voll Treue gegen das
Gesetz, und voll sehnsüchtiger Erwartung des verheißenen Heiles.
Er erkennt, daß sein Gesetzeseifer und seine Heilserwartung aufrichtig
ist und ganz ohne Heucheleu, die er dem Eifer der Pharisäer so oft
vorwirft."
Zu Röm 9,6 ("Nicht alle, die von Israel abstammen, sind Israeliten")
s. ebd. 412:
"Die Verheißungen sind zwar den Israeliten gegeben; aber wahre
Israeliten (vgl. Joh. 1,48) sind nicht Alle, welche nur leiblich von Jakob
abstammen, dem Gott selbst den Namen Israel gegeben hat 1. Mos 32,28; sondern
nur die, welche aus seinen Geist haben, welche wie er im geistigen Kampfe
ringen und siegen. Und nur diesen ist die Verheißung gegeben."
S. auch die Anmerkungen von H. Rösch (Das Neue Testament, Paderborn
1946):
Zu Röm 11,15.16: "War die Verstocktheit der Juden der äußere
Anlaß zur Ausbreitung des Evangeliums in der ganzen Welt, so wird
die Aufnahme der Juden in die Kirche der Welt die Fülle aller Güter
bringen. Diese Bekehrung der Juden ist aber um so eher zu hoffen, als das
jüdische Volk in seinen Patriarchen für immer Gott geweiht ist.
Zu Röm 11,17-22 "Im Hinblick darauf, daß das israelitische
Volk die von Gott erwählte Wurzel ist, aus der das Christentum hervorsproßte,
sollen die Heidenchristen sich nicht stolz über die Juden erheben.
Die Heiden sind die wilden Ölzweige, die an Stelle der ausgebrochenen
Zweige, der ungläubigen Juden, auf den edlen Ölbaum (die Patriarchen)
aufgepfropft und seines Reichtums teilhaftig geworden sind.
Zu Röm 11,25-32: "Das israelitische Volk bleibt nicht für
immer verstoßen. Einst wird der Tag des Heiles für ganz Israel
anbrechen. Wenn nämlich die Heiden in ihrer Gesamtheit in die Kirche
Christi eingetreten sind, wird auch Israel die Heimkehr dahin finden."
Aufgrund des Neuen Bundes ist es für Juden und Heiden notwendig,
sich zur Kirche zu bekehren. Das Gerede der V2-Sekte von "konvergierenden
Linien" in Judentum und Christentum ist absolut abzulehnen. Pius XII.
erläutert in der
Enzyklika "Mystici Corporis":
"Fürs erste nämlich folgte auf den durch den Tod des Erlösers
aufgehobenen Alten Bund der Neue. Damals wurde das Gesetz Christi mit Seinen
Geheimnissen, Satzungen, Einrichtungen und heiligen Bräuchen für
den ganzen Erdkreis im Blute Christi besiegelt. Denn während der göttliche
Erlöser noch in den engen Grenzen seines Landes predigte - Er war
ja nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt (Matth. 15,
24.) - liefen Gesetz und Evangelium nebeneinander her (S. Thom., I-II,
p. 103, a. 3, ad 2.). Doch am Stamme des Kreuzes hob Jesus durch seinen
Tod das Gesetz mit seinen Vorschriften auf (Eph. 2,15.), heftete den Schuldschein
des Alten Bundes ans Kreuz (Col. 2,14.) und gründete in seinem Blute,
das Er für das gesamte Menschengeschlecht vergoß, den Neuen
Bund (Matth. 26, 28 et l. Cor. 11,25.). 'Derart augenscheinlich', so sagt
der heilige Leo der Große, wo er vom Kreuze des Herrn spricht, 'wurde
der Übergang vom Gesetz zum Evangelium, von der Synagoge zur Kirche,
von der Vielfalt der Opfer zum einzigen Opfer bewerkstelligt, daß,
als unser Herr seinen Geist aufgab, jener geheimnisvolle Vorhang, der das
verborgene, innerste Heiligtum, des Tempels abschloß, plötzlich
gewaltsam, von oben bis unten zerriß' (Leo M., Sem., LXVIII 3: Migne,
P.'L. LIV, 374.). [....] Wenn nun unser Erlöser durch seinen Tod im
Vollsinn des Wortes Haupt der Kirche geworden ist, dann wurde der Kirche
auch durch sein Blut die Fülle des Heiligen Geistes mitgeteilt, durch
die sie seit der Erhebung und Verherrlichung des Menschensohnes am Kreuze
auf göttliche Weise erleuchtet wird. Bis dahin nämlich, so bemerkt
Augustinus (De pecc. orig., XXV. 29: Migne, P. L. XLIV, 400.), war der
Gnadentau des Trösters nur auf Gedeons Vlies, das heißt auf
das Volk Israel, herabgestiegen. Jetzt aber, als der Tempelvorhang zerriß,
überströmte er in reicher Fülle, während das Vlies
trocken und verlassen blieb, die gesamte Erde, das heißt die katholische
Kirche, die durch keine Schranken weder der Stammes- noch der Landeszugehörigkeit
begrenzt werden sollte."
Wir bestreiten keineswegs, dass es gewisse Gemeinsamkeiten zwischen
Judentum und V2-Sekte gibt, s. B. Bartmann (Lehrbuch der Dogmatik, Bd.
1, Freiburg (4)1920, 324):
"Die mit dem Erlösungsgedanken so eng zusammenhängenden Vorstellungen
von Sünde, Buße, Vergebung fanden ihre volle und reine Klarheit
erst durch Christus, wenn auch die Propheten schon kräftig vorgearbeitet
hatten. Auch im Talmud und späteren Judentum ist die Erlösung
nie ein Problem gewesen. Der Rabbiner Pick formuliert die jüdische
Lehre gegenüber der christlichen in folgenden Sätzen: 1. 'Das
Judentum lehrt, Erbsünde und Satan existieren nicht. Die Seele ist
ursprünglich rein.' 2. 'Die Mittlerschaft ist unlogisch, unmöglich,
weil geradezu unethisch. An jedem Menschen muß die volle Selbstverantwortlichkeit
haften.' 3. Der Mensch, auch nachdem er aufs schwerste gesündigt,
hat dennoch die Kraft, Gott, dem Heiligkeitsideal, nachzustreben, und mit
der Kraft die Pflicht' (Judentum und Christentum 167)."
Fazit
Weil die katholische Lehre nicht mit den absurden Phantastereien des
Anwaltes übereinstimmt, verkündet der Anwalt als für alle
unumstößlich fest zu glaubenden Satz:
"Die Bibel berichtet von der Jungfrauengeburt und Himmelfahrt Jesu.
Von einer Jungfrauengeburt und Himmelfahrt Marias sagt die Bibel hingegen
kein Wort. Und doch wurden diese beiden Lehren 1854 und 1950 zu 'unfehlbaren'
Dogmen der Katholischen Kirche erklärt. Bei diesen Lehren handelt
es sich aber ersichtlich um blanke Erfindungen ohne jede biblische Grundlage.
Indem die Katholische Kirche solche frei erfundenen Dogmen aufstellt, disqualifiziert
sie sich in meinen Augen selbst und beweist schlagend, daß von einer
'Unfehlbarkeit' des Papstes keine Rede sein kann."
Der Anwalt ist also das Maß aller Dinge, er ist die letzte Instanz, wenn es darum geht, über Glaubenswahrheiten zu urteilen. Nur dann könnte von einer Unfehlbarkeit des Papstes die Rede sein, wenn die päpstlichen Aussagen mit denen des Anwaltes übereinstimmen würden. Es ist immer dasselbe: Wer das Papsttum ablehnt, der schafft sich einen Ersatzpapst, und wenn es nur die eigene Hybris ist.
Damit können wir auch gewisse Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit des Anwaltes in seiner beruflichen Tätigkeit resp. hinsichtlich der Qualifikation der Sozietät, in der er arbeitet, nicht vollständig ausräumen. Katholiken als "Götzendiener" zu verunglimpfen, zudem mit einer solchen "Begründung", das ist schon ziemlich heftig. Wie jüngst in unseren Erläuterungen zu domain-anwalt.de angedeutet, die übrigens unwidersprochen geblieben sind, obwohl das Team über unseren Text benachrichtigt wurde, empfehlen wir, mit blindem Vertrauen gegenüber Anwälten grundsätzlich vorsichtig zu sein.